Erster Erfahrungsbericht: Roland ep880

  • Ersteller ivoortoets
  • Erstellt am
I
ivoortoets
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
13.06.09
Registriert
08.06.09
Beiträge
2
Kekse
0
Hallo,
nachdem ich hier ausgiebig Recherchen in puncto Digipianos betrieben habe, habe ich mir ein Roland ep880 gekauft. Daher hier mal ein kleiner Bericht für Leute, die dieses Gerät auch interessieren könnte:

Materialqualität u. Verarbeitung
Das ep-880 ist ca. 19 kg schwer und im Vergleich zu Yamaha P-85 oder Casio PX recht tief. Für den Transport zu Bühnen etc gibt es wohl handlicheres. Es wirkt sehr ordentlich verarbeitet. Die Tastatur ist stabil, alle Knöpfe sind sauber eingepasst, das anthrazitfarbene Gehäuse ist ansprechend. Die Lautsprecher haben Metallgitterabdeckungen. Das Gehäuse ist aber sicher keins für häufigen Transport und Anecken, dafür ist es dann doch etwas dünnwandig. Für den Heimbereich spielt das jedoch keine Rolle.
Was auffällt, ist, dass die matten schwarzen Tasten vom Spielen mit der Zeit glänzend werden. Nicht so schön. Man kennt das von der PC-Tastatur. Hier zeigt sich der Vorteil von echtem Holz, dass aber nur in sehr teuren Geräten verbaut wird.
Insgesamt gut!

Tastatur
Hierum drehen sich ja - zu recht - die meisten Diskussionen. Also, die Tastatur des ep-880 ist nicht "halbgewichtet" oder was man hier sonst ab und an liest, sondern eine richtige gewichtete Tastatur mit Hammermechanik. Sie ist jedoch nicht "graded", das heißt, nicht im Bass schwerer als im Diskant, wie es die meisten Konkurrenten bieten.
Dieser "Nachteil" relativiert sich schnell, denn die Tastatur ist für meinen Geschmack sehr ausgewogen und hat ein recht natürliches Spielgefühl, sowohl bei Läufen als auch beim schnellen Mehrfachanschlagen fühlt sich das Teil durchaus an wie ein Klavier. Ich vergleiche das mit einem Mand-Klavier und einem alten Blüthner. Trotz des fehlenden "graded" gefällt mir die Tastatur nach kurzem Antesten nachstehender Geräte besser als die der Casio PX und die Yamaha GHS. Sie ist im Vergleich zu diesen etwas leichter, jedoch nicht leichter als die eines akustischen Klaviers. Flügel sind ja immer etwas schwerer im Anschlag. Das Spielgeräusch der Tasten ist auch in Ordnung, natürlich deutlich hörbar, aber ohne nerviges Klackklack.
Positiv: die Tasten haben KEIN seitliches Spiel, sehr solide. Ich habe im Vergleich auch mal ein Medeli SP5100 gespielt, das auch bei THOMANN als Thomann SP-5100 verkauft wird, und diese Tasten bewegen sich seitlich wie Lämmschwänze, was ich persönlich furchtbar finde und nicht auf sorgfältige Verarbeitung schließen lässt. Übrigens: ein Händler verriet mir, dass im Korg SP250 (war leider nicht da) und im Medeli dieselbe Tastatur stecken sollen! Zumindest bestellt er die Tastaturen für Korg bei Medeli, weils da schneller geht. Tja...
Insgesamt: gut!

Klang
Eine Stärke des ep880. Es scheint so, dass hier ein Steinway gesampelt wurde, und mir gefällt der Klang - für den Preis- außerordentlich gut. Das liegt auch daran, dass die Lautsprecher in dem Teil wirklich was können und auch im Bass für ein Stage-Piano richtig schön rund klingen. Bis 1000 € gibts sicher kein Stagepiano, wass mit den internen Speakern so rockt! Das Yamaha P-85 ist --über die internen LS-- dagegen eine Quäke, ebenso wie das Casio PX-120.

Der Dynamikumfang ist auch recht ordentlich, pp kann man hiermit ganz gut spielen.
Es gibt 5 Klänge, die man dreifach variieren kann (also im Prinzip 15 Klänge), und diese kann man nochmal 3fach in der Brillianz verstellen. Für meinen Geschmack mehr als genug Möglichkeiten, den Klang zu beeinflussen. Piano auf der mittleren Brillianzstufe ohne Reverb gefällt mir am besten.
Ein Wort noch zum Bass: beim Medeli (nicht kaufen bitte) ist der Bass so überbetont, dass einem fast die Hörermuscheln wegfliegen, wenn man mal unten in die Tasten haut. Das macht sicher Eindruck, wenn der Verkäufer im Laden was vorspielt, ist aber total unnatürlich und nervt ohne Ende. So einen Blendermist hat das ep880 nicht nötig, es klingt recht homogen vom Bass bis in den Diskant. Dem Sample wurde auch ein Saitenanschlaggeräusch hinzugefügt, dass bei größerer Anschlagstärke dazukommt. Das ist Roland auch relativ gut gelungen, es setzt nicht zu plötzlich und laut ein (wie bei Medeli)
Insgesamt: gut!

Ausstattung:
Echten Line-Out (haben P-85 und Casio PX nicht), 2 Kopfhörer, Midi. Flügelklang habe ich oben schon angesprochen, die E-Pianos sind sehr brauchbar, zwei von drei Orgelvarianten auch, Harpsicord ist auch sehr natürlich, Streicher sind -wie meistens- ein ziemlich künstlich und überflüssig.
Dazu gibts ein Metronom mit 1er Ping (Laustärke einstellbar, Tempo über Display einstellbar), einen Recorder für zwei Hände (man kann aber nur 1 Stück aufnehmen leider). Gut zum Üben. Die Tastatur lässt sich splitten (2 Instrumente links rechts) oder "twinnen" (2 x halbe Klaviatur mit gleicher Tonhöhe, für Unterricht).
Des weiteren sind noch 66 Stücke einprogrammiert, für die es jedoch blöderweise keine Noten dazugibt. Warum nicht? Da hätte ich lieber nur 20 Stücke, aber dann mit Noten. Bei Casio werden diese mitgeliefert. Naja. 90% der Stücke sind klassischer Art. Auch hier kann man sich die Hände getrennt vorpielen lassen. Die Bedienung finde ich sehr gut gelöst, alle Tasten liegen im Blickfeld und verfügen über LEDs (rot/grün), die die Mehrfachfunktionen anzeigen. Hier findet man sich schnell zurecht. Bei Casio PX muss man z. B. die Tasten der Klaviatur verwenden, diese sind zwar beschriftet, das kann man aber bei schechterem Licht kaum lesen. Bei den günstigen Home-Yamahas (Arius und kleinste CLPs) muss man sogar auf die Beschriftung verzichten, was wohl echt nervt. Das positive daran ist nur, dass man die Funktionen kaum nutzen wird und daher mehr Klavier spielt :)

Der Aussschaltknopf ist beim Roland leider auf der Rückseite angebracht, was bei eingestecktem Notenständer (dieser ist ok) nicht so praktisch ist, weil man hinter/unter den Notenständer greifen muss. Da hat der Ingenieur wohl nen schlechten Tag gehabt :)
Achja, der Notenständer ist aus Metall und wird einfach ins Plastikgehäuse eingesteckt. Falls sich da mal ein Kind dranhängt oder sonstwie ein Missgeschick passiert, dann ist wohl Gehäusebruch angesagt. Also: ein bisschen aufpassen :)
Insgesamt: befriedigend



Zusammenfassung:
Ich spreche - Vorbehalt, noch keine Langzeiterfahrungen - eine Empfehlung aus. Im Bereich um € 900 ist dies ein durchaus empfehlenswertes Gerät. Das EP-880 ist für den mobilen Einsatz nur eingeschränkt geeignet (schwer, recht tief, Gehäuse könnte dafür noch solider sein) aber gut als Homepiano. Die eingebauten Lautsprecher rocken wirklich für ein Stagepiano, was ja zuhause wichtig ist, denn wer will schon jedesmal die Anlage anwerfen? Die Tastatur ist für meinen Geschmack angenehm gewichtet und macht einen soliden Eindruck. Auf "graded" kann ich da glaube ich verzichten.
Die Anzahl der Funktionen und Klänge sind sehr überschaubar, aber was da ist, taugt auch was. Die Bedienung ist dabei ziemlich übersichtlich und stellt auch Kinder nicht vor Probleme. Außerdem lenken sie nicht so sehr vom eigentlich Zweck des Ganzen ab, nämlich Klavierspielen! An einem Yamaha DGX-630 zum Beispiel wäre mir viel zu viel Spielkram, der Kinder nur vom Üben ablenkt.

Bemerkung: Besser geht immer, das merkt man, wenn man mal ein Yamaha CLP 330 oder höher probespielen kann. Die Frage ist aber, ob man bei Preisen Richtung € 2000 nicht lieber ein gutes gebrauchtes Klavier kauft (und vielleicht zum stillen Üben später noch ein günstiges Stagepiano dazu).


Ein Wort noch zum Ständer: Die X-Ständer kann man vergessen, die wackeln einfach zuviel. Man muss schon in einen Ständer mit senkrechten Beinen investieren, da gibt es mehrere Varianten, die allerdings auch € 80 aufwärts kosten. Ich habe einen Roland-Ständer in Doppel-Z-form mit Querstrebe, diesen kann ich absolut empfehlen.

Schönen Gruß

ivoortoets
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich mich recht erinnere ist das Roland EP 880 nicht halbpedalfähig. Allerdings dürfte das für einige bei der Kaufentscheidung relevant sein.
 
Wenn ich mich recht erinnere ist das Roland EP 880 nicht halbpedalfähig. Allerdings dürfte das für einige bei der Kaufentscheidung relevant sein.

Hallo,

das würde mich wundern, liegt doch ein solides richtiges Metallpedal bei (Roland DP-8). Ohne Halbpedal würde doch ein Taster reichen, nicht? Ich werde das mal anschließen, hab ich bisher noch nicht getan.

Gruß ivoortoets
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben