[AMP] Orange Rockerverb 50

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Schönen Abend allerseits :)

Nachdem der Orange nun schon fast 9 Monate in meinem Besitz ist, versuche ich mich hier mal an einem (hoffentlich) objektiven Review :).

Auswahl und Vorgeschichte

Nachdem sich das Thema Lespaul im August letzten Jahres erledigt hatte ging ich auf die Suche nach einem neuen Amp, der meinen Laney LC30 als Arbeitstier ersetzen sollte. Die Vorgaben waren klar:
- 1 oder 2 Kanäle
- 30-50 Watt (je nachdem auch 100, wenn es nicht anders geht, z.B. Engl Blackmore)
- Effektloop
- "britischer" Sound
- Kosten: bis 1500€
- Klangliche Vielfalt (sollte neben Classic- und Bluesrock auch mal ein Dropped D Brett hinbekommen)

In die engere Auswahl kamen daraufhin folgende Amps:
- Orange Rocker30/Rockerverb50/Ad30
- Engl Blackmore
- Marshall VintageModern
- Koch Twintone/Multitone
- Vox Ac30
- Laney VH100/GH50
- Hughes&Kettner Statesman

Ich möchte hier auch garnicht weiter auf die einzelnen Amps eingehen, prinzipiell hat mir jeder recht gut gefallen. Schlussendlich war mir der Sound am wichtigsten und der Orange RV hat da knapp vor den Kochs und dem H&K das Rennen gemacht :).

Features

- 50 Watt
- 2 Kanäle (Clean und Dirty)
- 3 Band EQ + Gain für den Dirty Kanal, 2 Band EQ für den Clean Kanal
- Reverb
- Effektloop (seriell)
- 4 ECC83 Vorstufenröhren
- 4 6V6 Endstufenröhren
- 2 ECC81 Röhren für Reverb und Effektloop
- Output Valve Fuses (bei Ausfall einer Endstufenröhre wird das entsprechende Röhrenpaar abgeschaltet, sodass man den Amp noch bei verminderter Leistung weiter betreiben kann (wird durch eine LED auf der Rückseite angezeigt))
- Output Damping Switch (laut Manual steht das "Hi" für Standard Output und das "Low" für erhöhten Output, einen großen Unterschied konnte ich aber nicht feststellen, hätte man sich mMn schenken können..)

Das Aussehen von Orange Amps ist natürlich Geschmackssache. Viele finden ihn nicht sonderlich hübsch, mir gefällt er allerdings ziemlich gut. Ist halt doch ein Blickfang, wenn ein Amp mal nicht in normalem Schwarz gehalten ist :). Allerdings hat Orange seine Amps die letzten beiden Jahre auch in schwarz - und seit diesem Jahr in weiß - angeboten.
Aber wer kauft seinen Amp denn schon nach dem Aussehen.... ;)

Weiterhin wirkt der Amp sehr wertig (wie es sich für ein Produkt aus UK halt gehört :) ). Man könnte sagen "build like a tank", aber da fallen mir doch die Potiknöpfe negativ auf, die doch etwas zerbrechlich wirken. Wenn man seinen Amp jedoch einigermaßen gut behandelt und nicht gerade in der Gegend herumwirft, passiert da nichts. Die beiden Metallbügel, die an der Front montiert sind, tun dazu ihr Übriges.

Sound

Nun zum wichtigsten. Dem Sound.
Ein kleines Vorwort dazu:
Ich spiele hauptsächlich Classic- und Bluesrock a la Led Zep, Deep Purple, Ac/Dc, ZZ Top, Cream, Stevie Ray Vaughan, ... aber auch mal moderneren/progressiven Rock (in Richtung Queens of the stoneage, Rage against the machine, Mars Volta, Porcupine tree, ...). In meiner Band kommen alle Einflüsse zusammen, darum sollte der Amp das entsprechend abdecken können.

Clean:
Die Equalizer Sektion des Cleankanals (bestehen aus Bass und Treble) wirkt interaktiv, d.h. die beiden Regler beeinflussen sich gegenseitig und auch den ganzen restlichen Frequenzverlauf.
Beim ersten Anspielen mit Eq auf 12 Uhr fällt einem auf, dass der Cleankanal recht dick und "bauchig" klingt. Man braucht eine Weile, bis man seine ideale Einstellung gefunden hat (trotzdem gibts kaum eine Einstellung die wirklich schlecht klingt).
Für funkigere Sachen ist der Clean eher nicht geeignet. Man kommt durch probieren zwar auf zufriedenstellende Ergebnisse, ein Funkgitarrist wird sich aber wohl nach was anderem umschauen :).
Dem Blueser könnte der Kanal jedoch ziemlich gut gefallen, wegen dem angesprochenen dicken und vollen Charakter. Ab der Hälfte des Volumes tritt ein Break-up ein, der für Blues geradezu prädestiniert ist.
Dazu muss gesagt werden, dass die Hälfte des Volumes nicht sooo laut ist, wie man sich das bei einem 50 Watt Röhrenamp vielleicht vorstellt. D.h. für einen absoluten Cleansound könnte es bei lautem Drummer eng werden.
Dafür klingt dieser einsetzende Crunch wirklich geil :). Ich hatte den Amp mal auf ca. dreiviertel aufgedreht, Pete Townsend lässt grüßen :).
Ich für mich finde es einen Vorteil, dass der Cleankanal recht früh anzerrt, da ich mir so den idealen "Cleansound" vorstelle.
Im etwas leiseren Betrieb (unter 12 uhr) perlen die Arpeggios geradzu vor sich hin. Wenn man etwas mehr reinhaut liefert einem der Clean einen wahnsinns Punch, den man wirklich spürt ;).
Alles in allem ein wirklich guter Cleankanal, mit Fender und Vox aber nicht zu vergleichen (was nicht mit schlechter gleichzusetzen ist, sondern einfach ein anderer Charakter).

Dirty:
Hier gehts nun um meinen hauptsächlich verwendeten Kanal.
Natürlich klingt er einem englischen Amp entsprechend rauh und dreckig mit Betonung in den Tiefmitten. Der Eq greift spürbar ins Geschehen ein, aber nicht übertrieben, wie z.B. bei Mesa (Geschmackssache, ich mag das aber nicht so). Wie beim Cleankanal ist es auch hier schwierig bis unmöglich, einen schlechtklingenden Sound einzustellen. Den Charakter als Vintage oder Modern einzustufen ist nicht möglich. Am ehesten würd ich sagen er liegt irgendwo dazwischen. Man kann ihn aber durch das Gain und den Eq klar in eine der beiden Richtungen trimmen.
Der Gainregler fängt bei quasi-Clean an. Meine Einstellung liegt bei Gain auf ca. 12:30 Uhr. Damit bekommt man mit einer Strat (in meinem Fall 62er Vintage RI mit 57/62er Single Coils) einen Sound hin, der in Richtung von Ritchie Blackmores Live-sound bei Rainbow geht. Mit meiner Sg (490R/498T Humbucker) gibts dann bei gleicher Einstellung schon ein ziemliches Brett, was mir beinahe zuviel des Guten ist. Der Amp klingt sehr tight in den Bässen, ein Dropped D Riff kommt ziemlich knackig daher und nicht so "fuzzy" wie z.B. bei einigen Marshalls.
Mit dem Gain etwas runter (11 Uhr) gibts dann einen Sound in Richtung Led Zeppelin, AC/DC, etc., mit den richtigen Eq Einstellung auch recht authentisch. Wenn ich das Vol Poti (auf das der Amp übrigens sehr (!) gut reagiert) an meiner Sg runterdrehe (mit Kondensator zwischen Ein-und Ausgang) bekomme ich einen Sound, der den Liveaufnahmen von Stairway to heaven gleich kommt. So hat ein Cleansound für mich zu klingen und aus diesem Grund ist fast nur dieser Kanal bei mir aktiv.
Das leichte Zerren im hintergrund ist sehr harmonisch und warm, fast schon in Richtung Vox Ac30 gehend.
Man muss aber auch noch bedenken, dass der Amp recht ehrlich ist und Spielfehler kaum verzeiht. Je nachdem gewöhnt man sich jedoch recht schnell daran.
Bleibt noch zu sagen, dass der Dirty Kanal eine recht große Bandbreite abdeckt. Wenns Metal sein darf empfehle ich die Videos auf Youtube von Rob Chappers. Dort demonstriert er eindrucksvoll, was metalmäßig mit dem RV50 so alles geht. (Link)

Mit Pedalen aller Art versteht er sich recht gut, sowohl vor dem Amp als auch im Effektloop.

Zum Schluss noch ein Wort zum Reverb. An sich ähnelt er einem Hall Reverb (oder in diesem Fall eher einer Höhle :D), nur ist er eingeschränkt zu empfehlen. Man kann den Reverb nur im ersten Neuntel/Zehntel (ja, richtig gelesen) richtig regeln. Danach ändert sich die Intensität und Länge nicht mehr sonderlich, dafür fängt er an sich viel zu stark ins Signal einzumischen. Für psychedelisches Zeug vielleicht ganz gut, aber für alles andere kaum mehr zu verwenden. Wer also das Signal mit einem leichten Hall anfeuchten will, der hat nur ein ganz kleines Spektrum des möglichen Regelwegs zur Verfügung.
Man kommt zwar zurecht, aber trotzdem ein klares Minus.


Subjektives Fazit

Vom recht eigen klingenden Clean (manche würden ihn vielleicht auch als durchnittlich betrachten) zum sehr organisch klingenden Crunch bis hin zu Metal bekommt man alles hin, ohne große Abstriche machen zu müssen. Als eierlegende Wollmilchsau würde ich ihn trotzdem nicht beschreiben, dazu hat er einen zu eigenen Charakter (und zu wenig Kanäle); trotzdem äußerst flexibel.
Sehr dynamisch in jeder musikalischen Lebenslage bringt er das eigene Spiel hervor, wie auch die Stärken (oder Schwächen) der eingesetzten Gitarre. In dieser Preisregion absolut überdurchschnittlich.
Für 1379€ aktuell bietet er mit die höchste Klangqualität, die ich in dieser Preislage (und darüber hinaus) finden kann.

+ Dynamik
+ organisch klingende Zerre
+ Flexibilität
+ Verarbeitungsqualität

- Regelweg des Reverb


Bilder + Soundsamples folgen im Laufe der Woche :)

MfG, Dennis
 
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Sehr schönes und in meinen Augen objektives Review.
 
review is klasse und sehr objektiv :)
bin schon auf die Soundsamples gespannt.

wenn es dir nicht zu viel Arbeit macht, könntest du dann irgendetwas von blink oder jimmy eat world mit dazu spielen?
 
wo sind denn die Soundsamples?^^
 
Wirklich klasse Review...
hab garnicht gewusst, dass Orange seine Amps jetzt auch in Weiß anbietet...wieder was gelernt
 
wo sind denn die Soundsamples?^^

Sorry, hatte ich nimmer dran gedacht :redface:
Ich wollte eigentlich in unserem alten Proberaum noch welche aufnehmen, wir waren aber früher aus dem Proberraum raus als wir dachten. Ich versuch demnächst beim Kumpel im Keller welche zu machen :)
 
Sorry, hatte ich nimmer dran gedacht :redface:
Ich wollte eigentlich in unserem alten Proberaum noch welche aufnehmen, wir waren aber früher aus dem Proberraum raus als wir dachten. Ich versuch demnächst beim Kumpel im Keller welche zu machen :)

Das ist super! Danke :)
 
steh inzwischen vor der entscheidung die comboversion oder head und box zu kaufen.
ich bin mir jetzt nicht sicher, hast du eine stack oder den combo.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich mag ja Topteile mehr. Man hat einfach die Möglichkeit leichter mit verschiedenen Speakern zu experimentieren.

Gruß, Flo
 
hab ich mir auch schon überlegt und mein plan wäre das top mit der harley benton 2x12 box mit v30´ern dazu zunehmen. mehr gibt mein budget nicht her. hab hald nur die combo-version getestet und die hat mir soundmäßig sehr zugesagt. top und box wären hald (einzeln) leichter zu tragen.
 
Feines Review *bewert* habe mir jetzt den kleinen Ableger bzw. kleenen Bruder (Rocker 30) geholt :)
 
Erstmal Danke für die ganzen Bewertungen :).

hab ich mir auch schon überlegt und mein plan wäre das top mit der harley benton 2x12 box mit v30´ern dazu zunehmen. mehr gibt mein budget nicht her. hab hald nur die combo-version getestet und die hat mir soundmäßig sehr zugesagt. top und box wären hald (einzeln) leichter zu tragen.

Mir ging es, nachdem ich mich für den RV entschieden habe, ähnlich.
Nunja, beides hat so seine Vor- und Nachteile. Ich habe mich letzten Endes dafür entschieden, das Top zu kaufen. 1. wegen der Flexibilität (man kann von 1x12 bis 2 4x12 alles dran hängen) und 2. weil es (in meiner Konfiguration) in der Tat einfacher ist, Top und 2x12er Box getrennt zu schleppen. Trotzdem hat man im Fall noch alle Möglichkeiten offen.
Darum hatte ich mir das RV Top gekauft und dazu eine günstige Framus CS 2x12 (bei Ebay für ~230€). Erweitern kann man dann später immer noch, aber für den Anfang tuts das in jedem Fall.
Wenn dir der Combo allerdings gefällt, warum nicht?
 
hast du die framusbox, die man bei bedarf auch hinten aufmachen kann. wie betreibst du sie?
 
Ja genau, die CS 2x12 kann man auch hinten öffnen. Nunja, ich hatte sie meistens geschlossen. Offen wird das Klangbild etwas Combomäßiger, es fehlt also etwas Bumms, dafür klingt sie schön offen und weniger komprimiert.
Ist also absolut Geschmackssache.
Da sie aber nur eine Übergangsbox war, bis ich wieder Geld hatte, hab ich sie mittlerweile verkauft und mir eine bei Tube-Town bauen lassen.
 
Und wie is der Unterschied so? Welche speaker hast du denn in der Tube-Town?

Bin auch auf der Suche nach ner neuen Box hab die Harley Benton 2x12er mit Vintage30 bin aber nich mehr sooo zufrieden....

Tobi
 
Ich hab mich (erstmal) für die Eminence Governours entschieden. Ob ich die für immer drin lasse weiß ich noch net, ich liebäugel mit ner Mischbestückung aus Governour und EVM 12L. Aber der ist mir erstmal noch zu teuer.
Die 2x12 vertikal dient für mich als normale 2x12, nur in einer oversized Version ;).

Nunja, leider konnt ich die ganze Geschichte erst einmal ausfahren (zurzeit steht mein LC30 im Proberaum), aber ums kurz zu fassen:
Genial. Steht der Orange 2x12 in nichts nach, wegen dem hohen Gehäusevolumen kommt natürlich noch mehr Bumms rüber. Gefällt mir insgesamt viiiieeel besser als die Orange (nicht nur wegen dem Sound, sondern vorallem wegen dem Preis/Leistungsverhältnis und dem Gewicht).
 
sehr schönes review! hat nen kleinen tip verdient: pack mal ne box of rock oder wie ich nen günstigen selbergebastelten clone in den effektloop. dann den dirty channel bei gain auf ein uhr mit dem sho-part der box of rock anpusten...und dann, nicht zwingend notwendig aber auch ziemlich geil, den overdrive-part der bor auf cleanbbost einstellen und damit noch ne schippe drauf legen! alleine schon der sho dazu ergibt dermaßen viel punch und schmackes auf jeder einzelnen saite das dabei der hund doch tatsächlich in der pfanne verrückt wird! ;-)... und alles bleibt trotzdem ( dem rockerverb gemäß) sehr sehr differenziert. und rauschen tut da bei mir überhaupt nix. kann das dct-200 von fame an dieser stelle nur empfehlen. hab in einem anderen post geschrieben das man die bor gut mit nem treblebooster anfeuern kann (in diesem fall alles vor dem amp), ist vollkommener käse wenn man die bor oder nen guten cleanboost in den loop packt und schon nen guten crunchsound vom amp zur verfügung hat.
 

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