[Gitarre] Squier Telecaster Custom II P90

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Vergangenen Spätsommer war ich in Köln und in einem dort ansässigen großen Musikladen:). Mit einem niedrigen Kontostand im Hinterkopf schlich ich durch die Reihen aufgestellter Instrumente. Als mein Blick dann über die Insel voller Squier-Gitarren schweifte, fiel mir die Squier Tele Custom ins Auge und sofort klingelte was bei mir: Da war doch was...
Kurzerhand hab ich mir das Modell mit zwei P90-Abnehmern genommen (erfahrungsgemäß sprechen mich Humbucker nicht sonderlich an) und mich an einen Fender Hot Rod Deluxe zurückgezogen - und kam mindestens zwanzig Minuten später mit einem breiten Grinsen wieder heraus. Mein Entschluss stand fest: "Die musste haben!" Da mein Kontostand aber sehr weit unten war, musste ich das zeitlich nach hinten verschieben. Also musste ich sie mit einem sehnsüchtigen Blick zurücklassen. Als meine finanzielle Lage wieder eine derart große :p Investition zuließ, hab ich sie mir via Internet bestellt. Im Oktober schließlich wurde sie mir für 219,- frei Haus geliefert.

Das ist jetzt ein halbes Jahr her, seitdem hat sie viele Bandproben mitgemacht, war bereits live im Einsatz und hat bei mir ein (mittlerweile verhältnismäßig objektives) Bild hinterlassen. Wie das aussieht, möchte ich hier gerne schildern.

.:Konstruktion:.
Die Form der Gitarre entspricht - wie der Name sagt - der klassischen Fender Telecaster, was aber auch fast das einzige ist, was sie mit dem Original zu tun hat.
  • Korpus: Agathis
  • Hals: Ahorn, einteilig, geschraubt, Skunk-Stripe
  • 22 Bünde
  • Mechaniken: ölgelagert, no name
  • Pickups: 2x Seymour Duncon Designed P90 Soapbar Singlecoils
  • Schaltung: Gibson-gleich (Unabhängige Volume- und Tone-Regelung, Toggle-Switch am oberen Korpushorn)
  • Fender-Mensur (648mm)
  • Farbe: Butterscotch Blonde
  • Made in Indonesia

Die Gitarre ist alles in einem sehr sauber verarbeitet. Der Hals passt sauber in die Halstasche, das große Pickguard schlägt keine Wellen oder dergleichen, die Bunddrähte sind gut abgerichtet, alles sitzt gerade und fest. Eine kleine Enttäuschung stellt allerdings die Lackierung dar: Lässt der Name "Butterscotch Blonde" doch auf eine halbtransparente Lackierung schließen, ist die billig wirkende Squier-Farbe doch sehr wenig räumlich. Zudem sind an einigen Stellen dunkle Einschlüsse zu erkennen, wo der helle Lack durch schwarze Schmutz(?)-Pigmente unterbrochen wird. Circa vier bis fünf solcher Stellen habe ich am Korpus bisher entdeckt. Allerdings ist die Lackierung ansonsten sehr sauber ausgeführt: Plan und ohne jegliche Wellen. Der abschirmende Graphitlack im Innern wirkt etwas lieblos aufgetragen, verrichtet seine Arbeit aber gut (siehe unten).
Die verbaute Hardware wirkt solide, wenn auch dem Preis entsprechend günstig.

.:Klang:.
Wer nur die harten Fakten liest, wird sich fragen, warum Squier die Gitarre "Telecaster" genannt hat - ob der Name wirklich nur an der Formgebung hängt? Das mag sein, bei der Custom II aber ist noch einiges mehr von der Tele drin:
Die P90-Abnehmer klingen weniger offen als gewöhnliche Tele-Pickups, verfügen aber trotzdem - vor allem am Steg - über genügend Transparenz, ohne muffig zu klingen. Und gerade hier am Steg twangt es auch noch Tele-like, trotzdem bleibt der Klang eigenständig. Die Bässe in der Halsposition klingen im Bandgeüfge manchmal etwas undefiniert, haben damit aber im Singlenote-Spiel wenig Probleme, was gerade im Bereich von Jazz und Blues - ohja, das geht mit ihr auch! - von Vorteil ist.
Der wesentlich höhere Output gegenüber Singlecoils prädestiniert die Squier geradezu zu angezerrten Klängen. Clean erinnert sie mich immer ein wenig an Minihumbucker. Die Dynamik der Gitarre überzeugt: Sie spricht gut auf die Anschlagsstärke an und auch die Volume-Regler helfen in der Bedienung. So spiele ich sie meist in nur einem Kanal und mache die Verzerrung abhängig von der Regler-Position. Leider verschluckt sie dabei aber nicht unerheblich viele Höhenanteile. Das kann man aber sicherlich mit einem besseren Ersatzpoti beheben.
Eine so große Flexibilität hätte ich von dieser Gitarre nie erwartet. Blues ist genauso gut drin wie Grunge-Klänge und Punk-Zerre. Aber mit etwas mehr Gain lässt sich auch ein schönes Rockbrett fahren. Was man vergebens sucht, ist der Eierschneidersound, den man vom Bridge-PU sonstiger Teles kennt. Auch an einem Marshall mit vielen Höhen klingt sie nie schrill oder gar schmerzhaft im Ohr.
Ich spiele meist zumindest angezerrt in einem Proberaum mit Neonröhre, die sonst ja meist zu Brummen und Rauschen führen. Die Nebengeräusche für Soapbar-Pickups sind dafür aber sehr begrenzt und fallen höchstens in Momenten der Stille auf.

.:Haltbarkeit / Praxis:.
Wie erwähnt spiele ich sie jetzt seit über einem halben Jahr als Hauptgitarre. Mindestens zweimal pro Woche wird sie außer Haus bewegt, wird in Bandproben eingesetzt, hat schon Live-Erfahrungen gemacht und nimmt und gibt Unterricht :)
Bisher ist nichts defekt - was nach einem halben Jahr natürlich auch nicht sein sollte - der Lack macht erstaunlich viel mit, ohne es einem mit üblen Kratzern heimzuzahlen, auch wenn davon mittlerweile einige zu sehen sind. Allerdings fällt mir auf, dass die Lackierung bereits jetzt nachgilbt (ist unterm Pickguard dunkler als anderswo), ebenso das Holz des Halses, was aber beides nicht unbedingt als negativ zu verstehen ist. Die matte Lackierung am Hals, die schnelles Gleiten ermöglichen soll, schützt zwar nur rudimentär gegen äußere Gewalteinwirkung, sorgt aber zweifellos für ein schönes Spielgefühl; da klebt nichts an der Hand. Das für eine Gitarre in dieser Preislage relativ üppige C-Profil liegt gut in der Hand. Nur eines beunruhigt mich manchmal: Die Bunddrähte zeigen einen überdurchschnittlich hohen Verschleiß. Wie sich das weiterentwickelt bleibt abzuwarten, noch sind sie aber sehr gut zu spielen. Ein weiteres Manko ist der Sattel, der aus sehr billigem Kunststoff gefertigt ist. Zu Beginn hat der auch das Stimmen erschwert, nachdem ich beim ersten Saitenwechsel aber etwas Graphit in die Kerben gegeben habe, ist das aber vorbei. Die Mechaniken halten die Stimmung auch über lange Dauer stabil, selbst nach Transporten im Winter ist erneutes Stimmen kaum notwendig.
Die Gurtpins halten den Gurt (der meines Erachtens übrigens sehr stilvoll ist und 10,- extra kostet :rolleyes:) selbst live zuverlässig. Security-Locks verbaue ich zunächst nicht.

.:Fazit:.
Die Squier Telecaster Custom II ist eine wirklich gute Gitarre - nicht relativ zum Preis, sondern absolut -, die nicht nur für die Anfänger der Gitarre eine echte Alternative zum einschlägigen Vorschlag der Yamaha Pacifica, sondern auch für Fortgeschrittene ein wirklich gutes Arbeitsgerät darstellt. Nach leichten Modifikationen ist sie auch bedingungslos als Hauptgitarre einsetzbar und bei dem Preis muss man sich um großen Wertverfall durch Macken keine Gedanken machen. Das gute Stück ist in jedem Fall eine Empfehlung zum Anspielen, und wenn sie nur eine Existenz als Backup fristet, was bei mir die Idee war, am Ende hat sie meine USA-Strat vertrieben :eek: :weird:

.:Plus + :.
  • Klang
  • Verarbeitung
  • Nebengeräuscharmut
  • Optik ;)
  • Hardware
  • Preis
  • Werkseinstellung

.:Minus - :.

  • Lackierung
  • Sattel
  • Potis
  • Bundabrieb --> Meine Meinung dazu sei zu relativieren, ist meine erste Neu-Gitarre
 
Eigenschaft
 

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Zuletzt bearbeitet:
Sehr schönes Teil und genauso gutes Review:great:!
Und in Blonde find ich sie noch geiler als in schwarz ;).
 
ja,schön beschrieben,hatte auch schon ein auge drauf geworfen,habe noch 2 teure fender.
das teil mit mahagoni body und hochwertiger hardware mit p90,also in dem outfit,würde
mir gefallen.
 
Ich hab die selbe in Schwarz schon über 1 Jahr und sogar den selben Gurt :great: meine absolute Lieblingsgitarre auch optisch.Wirklich erstaunlich gut verarbeitet für eine Low-Budget Gitarre
 
ja,schön beschrieben,hatte auch schon ein auge drauf geworfen,habe noch 2 teure fender.
das teil mit mahagoni body und hochwertiger hardware mit p90,also in dem outfit,würde
mir gefallen.

Hast Du sie mal angespielt? Lohnt sich auf jeden Fall, aber das hatte ich ja bereits geschrieben ;)
Deine Wunsch-Version kann ich mir auch gut vorstellen, nur müsste man schauen, dass das Mahagoni nicht zu viele Höhen klaut. Ich will immer nochmal diese schönen Vintagemechaniken dran machen, auf jeden Fall optisch ein Traum :) Obwohl die Mechaniken bisher schon recht präzise arbeiten. Der Soundunterschied zu einer besseren Bridge wäre interessant, denn ich denke, da ist schon noch einiges rauszuholen. Obwohl man mit Messingreitern und einer richtigen Tele-Bridge schon wieder in Richtung des Tele-Eierschneiderklanges kommt, den ich ehrlich gesagt nicht vermisse :p

[...]Wirklich erstaunlich gut verarbeitet für eine Low-Budget Gitarre

Wie hast Du das nur hingekriegt, mein gesamten Review in nur einem Satz zu resümieren? :D
 
auf den tele sound kann ich auch verzichten,ist mir zu flach,das macht meine strat genau richtig.
ok,bloss nichts gegen teleliebhaber-sound.
ich habe ja gerade was zur tele geschrieben,meine neue fender tele spalted mit humbucker.
wenn es nicht immer ne strat sein soll und auch keine gibson und doch mahagoni mit viel
fleisch sein soll,dann gerne eine tele.
die finde ich eben einfach praktisch,wie eine fette hobelbank.passt und sitzt.
was für arbeiter.
die P90 gitarren, glaube ich,hören sich generell gut an,bei dieser tele hier sagt mir das bodyholz nicht
viel.
ich habe sie noch nicht gespielt,aber eine gibson mit p90 gerade die für 750 euro,die klang
gut,aber meine strat mit gilmore set,dg-20 macht das genau so gut.
deswegen hatte ich die gibson zurück geschickt und die humbucker tele geordert.
ich spiele die gitarren in ein axe fx ultra und habe so auch am ende der kette ein super
klang.(amp modeller)
 
auf den tele sound kann ich auch verzichten,ist mir zu flach,das macht meine strat genau richtig.

Das hab ich mir auch immer gedacht und deshalb auch immer Strat gespielt, aber dann gab es dieses Video und seitdem ich danach wieder eine richtige Tele angespielt hatte, will ich auch möglichst bald wieder eine im Haus haben ;)
"Agathis" ist ein (relativ weiches) Nadelholz, das preislich eindeutig in der unteren Kategorie liegt. Umso erstaunlicher, wie gut die Squier klingt. Gut, langsam wirke ich wie von Squier bezahlt :rolleyes:
 
ja,ich weiß,mit einer SC-tele rocken auch viele wie die sau los.
das geht vom sound her doch mit einer guten strat genau so.(video)
mir geht es um clean sounds,bischen fett,jazz und blues angezerrt,einen fetten
gegesatz zu meiner start,da brauch ich keine tele mit wieder S-coil
und die guten p90 waren zwar klasse,aber immer noch nicht fett genug.
hätte nicht gedacht,das die seymour-duncan humbucker so klasse clean sind.

ja diese vintage meschaniken sind immer wieder schön,bei meiner deluxe strat sind diese
Locking Tuning drann,will nichts anderes mehr
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hab auch mal ein paar Bilder von meinem Baby
 
Ja sind schon Rillen drin,stört mich aber noch nicht.Hab am anfang noch den Hals und die Reiter einstellen müssen und wie ich finde die Tonabnehmer weiter weg von den Saiten.Jetzt hab ich wirklich ne gute Saitenlage und ein Top Sound.Die Gitarre wird auch nicht behandelt wie ein rohes Ei,die fliegt mal im Keller mal in der Garage rum.Kratzer und Ding Dongs sind mir egal bei dem Preis.Ach ja Stimmen muß ich sie wirklich ganz selten auch bei hohen Temperaturschwankungen.
 
Ich habe gestern bei meiner P90 festgestellt dass der Hals auf der Rückseite leichte Risse bekommt,vielleicht ist das ja auch normal bei unlackierten Hälsen vom runter und hochfahren.Hat da jemand auch schon so ein Problem
 
Danke für die Besprechung!
Bedauerlich finde ich die relativ weichen Frets. Bei meiner Fernder-Mex-Strat war mir auch nach relativ kurzer Zeit eine sichtbare Kerbung an den Frets aufgefallen. Das scheint nur bei den US-made Modellen anders zu werden. :(

Ich habe bisher noch keine Neubundierung vornehmen lassen. Was kostet das denn so?

Es wäre dann abzuwägen, ob sich das überhaupt lohnt. Wenn man neue Bünde machen lässt, dann kann man ein härteres und haltbareres Material wählen und so die Lebenszeit der Gitarre erheblich verlängern.

Eine Tele von Fender USA ist ja erheblich teurer (so um die 1000, oder?), aber dort wird mAn härteres Material verbaut welches deutlich länger hält. Man müsste also eine Rechnung aufmachen: Was kostet die Squier-Tele wenn man sie aufbessert, also Squier-Preis + Sattel austauschen + neue Bünde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hey wie ist das bei Euch mit den Bundstäbchen, sind die an den Enden sauber abgeschliffen, so dass am Hals nichts übersteht. Mich stören die überstehenden Bundstäbchen ganz schön beim Spielen.
Und generell, der Hals: Der ist ja bei beiden Custom-Modellen (sowohl p90 und Humbuckern) nicht lackiert. Gibts hier jemanden, der den hat nachlackieren lassen und kann was dazu sagen?
 
Also ich hab beide customs
Ne Schwarze hb mit mapleneck und die weiße mit den p 90

Bei der schwarzen hab ich den Hals hb gegen einen gfs Surf 90 Alnico 2 ersetzt und gab nun twang und rotz in einem ;-)
Sehr fein!
Bei der weißen hab ich im Moment alles normal und ich mag den Sound der p 90er sehr, weil er das beste aus zwei Welten bietet, singlecoil twang und die richtige Portion rotz zum rocken...

Ändern will ich die Brücke auf gebogene blechreiter von der strat, ich mag das Guss einfach net

Und die Leute, die auf Vintage Mechaniken umrüsten wollen, beachtet, das die verbauten Tuner 10mm Bohrungen haben, normale Vintage Tuner aber meist 8 mm schäfte haben

Fazit meinerseits
Geile Klampfen zum günstigen Kurs
Und mal ehrlich, wenns klingt, ist mir egal, wie das Holz heißt ;-)

Der stef
 
hallo zusammen,

ich hab mir jetzt auch so eine Schönheit (gebraucht) gekauft und mochte sie sofort sehr. Das einzige Problem ist dass die Buchse wohl nen Wackler hat.
Die buchsenhalterung kommt mir seltsam vor, bzw. keine meiner andern Gitarren hat so eine, wie bekomme ich die raus?
Muss ich das Pickguard(heißt das so?) abschrauben, oder geht das einfacher?

P.S.: Meine ist blond, wird aber dunkelblau lackiert werden.

(ha, erster Beitrag seit über 4 jahren...)
 

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