rabbitgonemad
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Das Option 5 Destination Rotation Single (nachfolgend "DRS") ist ein Leslie-Simulator, basierend auf dem Fender Vibratone. Wer dieses liest wird sicherlich wissen, was ein Leslie ist, dennoch kurzgesagt, simuliert dieses Gerät den Klang eines Speakercabinet mit rotierendem Lautsprecher, wie es oft für Orgel aber auch Gitarre eingesetzt wurde und immer noch wird.
Gliederung
1. Unterschied Leslie - Vibe
2. Fender Vibratone
3. Specs und Features
4. Klang
5. Handhabung
6. Gesamtfazit
Die Firma Option 5 ist in Osceola, IN, USA ansässig und ein kleiner "Boutique-Hersteller", wie man so oft sagt. Die Pedale werden hier in kleiner Stückzahl und von Hand gefertig.
Das DRS ist bereits der zweite Lesliesim aus dem Hause Option 5, das Original Destination Rotation wird inzwischen nicht mehr hergestellt und weist deutliche Unterschiede zur derzeitigen Version auf. Es gibt allerdings durchaus einige Gitarristen, die die alte Version klanglich besser finden.
Das Gerät ist in Deutschland meinem Wissen nach nur bei Frank Post (Loopers Paradise) erhältlich und leider nicht günstig. Dafür wird man auch lange suchen müssen, ein ähnlich kompaktes und vielseitiges Lesliesim-Pedal zu finden! Ob es diesen Erwartungen gerecht wird, soll das folgenden Review zeigen.
Es folgen ein paar einleitende Worte zu dem Effekt an sich. Wer sich nur für das konkrete Gerät interessiert, bitte weiterscrollen zu Punkt 3. Ich bitte jetzt schon um Entschuldigung: Ich habe das Review über einen längeren Zeitraum (und insgesamt sicherlich mehrere Std.!) geschrieben und es ist einiges an Text geworden.
1. Unterschied Leslie - Vibe
Häufig kommt die Frage auf wie sich ein Lesliesim und ein Vibe unterscheiden. Technisch gesehen baut ein Vibe meines Wissens nach auf einem Phaser auf. Beide haben einen mittenlastigen Sound, während ein Lesliesim etwas chorus-ähnlicher klingt, ob es technisch darauf aufbaut weiß ich nicht. Viele Chorus Pedale - besonders hervorzuheben der Arion Chorus - können ebenfalls astreine Lesliesounds simulieren.
Das Vibe wurde damals entwickelt, um eben das zu simulieren was das hier vorliegende Gerät tut, nämlich ein Leslie. Das Ergebnis war/ist nicht ganz originalgetreu, fand aber dennoch schnell Anhänger und etablierte sich schnell als eigenständiger Effekt, vor allem im Classic Rock und Blues-Bereich. Weitere Infos dazu finden sich sicherlich irgendwo hier im Board oder im Netz.
2. Fender Vibratone
Das Fender Vibratone-Speakercabinet hat nur einen rotierenden Speaker, während andere Leslies einen zusätzlichen rotierenden Hochtöner haben.
Da das DRS eben nur diese Art Leslie simuliert, wird es sicherlich anders klingen als die Simulationen übriger Leslies. Für weitere Infos verweise ich mit Rücksicht auf die Länge des Reviews auf die unendlichen Weiten des Internets.
3. Specs und Features
Der Effekt ist in einem Hammond-BB-mäßigen Gehäuse verbaut (MXR Phase100, Barber, Okko Diablo, …) und schwarz pulverbeschichtet. Auf der Oberseite zeigt ein flächiger Aufkleber die Funktionen an. Alles ist sehr hochwertig verarbeitet und auch die geklebte Fläche wirkt nicht "billig". Die Unterseite ist flächig mit einer Gummimatte beklebt.
Die gesamte Elektronik ist komplett analog aufgebaut und laut Angabe des Herstellers wurden nur hochwertige Bauteile verwendet.
Neben 2x Standardklinkenbuchsen (In und Out) gibt es:
Schalter:
On/off (Mitte)
Fast/slow (links; "Ramp up/down";-Feature, schaltet gleichmäßig zwischen der schnelle und langsamen Einstellung hin und her)
Overdrive (rechts)
Alle drei Schalter sind 3DPT-Switches, das Pedal nach Angaben des Herstellers true bypass.
Regler:
Über die zwei großen Regler wird die Effektintensität (Mic-Placement; dazu unten mehr) und der Zerrgrad des Overdrives geregelt. Kleine, eingelassene Regler stellen die Rotationsgeschwindigkeiten getrennt für slow/fast sowie die Lautstärke des Overdrive ein. Diese sind mit den Fingerspitzen oder der Fingerkuppe unter Zuhilfenahme von ein wenig Druck zu bedienen, was zunächst ungewöhnlich ist, so aber sehr gut funktioniert.
Stromversorgung:
Das Pedal nimmt 9V über die an der vorderen Stirnseite liegende Buchse auf. Die Buchse hat die üblichen 2,1 mm und passt somit zu den meisten gängigen Netzteilen. Option5 empfiehlt z.B. das Visual Sound OneSpot.
LEDs:
On/off
Fast/slow: LED blinkt ständig in der momentan gewählten Geschwindigkeit
Overdrive on/off: diese LED bleibt an, auch wenn das Pedal ausgeschaltet ist.
Durch die LEDs ist man immer bzgl. des momentanen Schaltzustandes des Effektes auf dem Laufenden, auch wenn dieser ausgeschaltet ist. Ein Pluspunkt.
4. Klang
Für ein gutes Klangbeispiel verweise ich auf dieses Video [proguitarshop] sowie dieses [Guitar Player TV]. Besser könnte ich es auch nicht aufnehmen.
Mein Problem bei der Beschreibung des Klangs: Ich kann das Teil nicht mit einem echten Leslie, geschweige denn einem Vibratone, vergleichen, ich habe nie eines in echt gehört oder gespielt.
Das Mic-Placement simuliert eigentlich genau was der Name sagt, nämlich den Abstand eines Mikros von dem Speaker. Der Effekt dieses Regler ist nicht so stark, wie man es von der Effektintensitätsregelung anderer Effekte her kennt. Am deutlichsten wird er, wie auch in dem Video von PGS demonstriert, wenn der Overdrive dazugeschaltet ist.
Der Klang geht dann schon fast in Richtung Flanger wenn Verzerrung dabei ist.
Slow:
Der Hauptsound weshalb ich mir das DRS geholt hab war ursprünglich die langsame Einstellung. Ich hatte vorher ein Voodoo Lab MicroVibe, das mir aber zu mittenlastig und nicht transparent genug klang. Irgendwie kam ich auf den Trichter, dass vielleicht Leslie das bessere für mich ist. Mein Impuls ein Vibe zu kaufen waren nicht etwa die bekannten Bluesrock-Helden sondern der Song "mediocre bad guys" von Jack Johnson, der ein schönes schleifendes, aber dennoch transparentes Vibe enthält. Der Sound des DRS erinnerte mich irgendwie an diesen Sound.
Der Klang des DRS ist in dieser Einstellung sehr einem Chorus ähnlich, allerdings weniger intensiv und dafür mit der Bewegungssimulation des Speakers, welche den Klang formt. Mit dem Mic-Placement lässt sich der Klang von subtil aber wahrnehmbar, bis prägnant schwingend einstellen.
Mit Mic-Placement ganz links kann man sehr schön cleane Sounds untermalen, ohne dass es zu "swirly" wird. Der Ton bleibt immer transparent und sich selbst treu, wird lediglich durch den Effekt verschönert.
Besonders reizvoll finde ich, wenn man sein Spiel im Timing dem "Auf und Ab" des Effektes anpasst. Hier geht man ETWAS in die Richtung eines SEHR subtilen Filter/Auto Wahs, durchaus interessant für leicht funkige Sachen. Der Ton wird etwas "verschmiert" und verzogen. (Ich sehe die Fragezeichen über euren Köpfen)
Fast:
Tritt man im langsamen Modus den Slow/Fast-Button, wird die Geschwindigkeit gleichmäßig und nicht zu schnell, nicht zu langsam an die schnelle Einstellung angepasst. Dieses für Leslies typische Feature finde ich beim DRS sehr gut umgesetzt, der Ton kippt langsam in dieses typische resonante, höhenlastige, chorusmäßige Schwingen um, ein Chorus over the top sozusagen, jedoch ohne die vielen zusätzlichen Stimmen, der Tone wirkt wie mit einem EQ oder Filter bearbeitet. Der Ton während des "Rampings" gefällt mir besonders, vielleicht sollte ich versuchen, diesen mal mit der langsamen Einstellung nachzubilden. Das Ramping kommt mir, ohne wie gesagt ein echtes Leslie jemals live gehört zu haben, sehr realistisch vor.
Es kommen einem sofort die Assoziationen zu SRV, Clapton oder auch Hendrix (auch wenn der ein Vibe benutzte). Das "Wabbern" des Klangs ist sofort auffällig, als wenn ein schnell eingestelltes Tremolo zusätzlich am Werk wäre. Hier wird sehr schön die Bewegung des Speakers simuliert.
Als klanglicher Vergleichspunkt dient mir das Factory Patch 2:2 des Eventide Timefactor Delays. Hier wird allerdings schnell klar, dass dieses sowohl eine andere Art von Leslie zu simulieren scheint, als auch in gewissem Maße, dass es digital arbeitet. Es klingt im Vergleich zum DRS viel "gepitchter", d.h. es hat mehr Höhen und "Filter", es klingt etwas dünner und nicht so "throbby and whobbly" , die Bewegung der Luft bzw. des Speakers an sich wird viel weniger wiedergegeben. Ihr merkt, das ist schwer zu beschreiben und mir fehlen etwas die richtigen Vokabeln.
Ähnliches war auch bei dem Fender Super Champ XD zu bescheinigen, den ich kurzzeitig hatte, obwohl dieser dann im Vergleich zum TF schon wieder sehr nach Simulation klang. Nochmals ein großer Unterschied. Das Digitech EX-7 ging in eine ähnliche Richtung wenn ich mich recht erinnere.
Das Leslie des TF hat aber durchaus auch seine Vorzüge, vor allem in den Passagen, wo man halt nur den charakteristischen Klang des Leslies haben will und nicht so sehr die Bewegungssimulation. Es gefällt mir sehr gut, um im Jazz bei leisen Stellen im Hintergrund mit Chordeinstreuungen zu untermalen. Das kann das DRS natürlich auch sehr gut, nur tut es das halt etwas anders und "auffälliger". Beim TF ist für mich übrigens nur die schnelle Einstellung brauchbar, die langsame gefällt mir längst nicht so gut wie die des DRS. Hier stößt das Delay dann doch an seine Grenzen.
Die Geschwindigkeit des DRS ist vom Spektrum her mehr als ausreichend. Nachteilig finde ich persönlich, dass bei sehr schnellen Einstellungen das "Wabbern" des Sounds überpräsent wird, das Spiel setzt sich nicht mehr so schön durch. Für mich ein Nachteil des DRS gegenüber den von mir verglichenen Simulationen. Vielleicht liegt das aber auch an meinen sonstigen Komponenten?!
Eine Einstellmöglichkeit der Intensität dieser Simulation der Speakerbewegung wäre meiner Meinung nach kein schlechtes Feature, würde das kompakte und dennoch vielseitige Konzept des Pedals dann aber vielleicht doch überfordern.
So stelle ich die schnelle Einstellung oft nur auf 10-12Uhr ein oder sogar mal ganz auf Linksanschlag.
Option 5 bezeichnet übrigens die 12Uhr-Stellungen beider Geschwindigkeiten als das sonst bei Leslies üblicherweise angewendete Maß.
Selbst bei maximaler Annäherung der beiden Geschwindigkeiten (Maximum der langsamen und Minimum der schnellen) ist noch ein deutlicher Unterschied zu verzeichnen. Die Trennung in zwei Regelmöglichkeiten macht hier durchaus Sinn.
Overdrive:
Die intergrierte Verzerrung verändert den Klang des Leslie schon recht signifikant, das hört man auch sehr schön im PGS-Video. Der Klang des Zerrers, der übrigens nur bei eingeschaltetem DRS aktiviert werden kann, ist für meinen Geschmack relativ dünn und in seinen Zerrpotentialen begrenzt. Wer also gehofft hatte, hier noch ein hochwertiges, vielseitiges OD mitgeliefert zu bekommen hat sich geirrt. Es fungiert wirklich hauptsächlich als Tonveränderung des Leslies. Die Verzerrung klanglich zu beschreiben ist schwierig, man hat ja nicht die Möglichkeit es ohne Leslie zu hören. Ich würde es vielleicht in Richtung eines TS einordnen, jedoch ohne den Mittennöck, eher treblelastig. Eine Klangregelung würde dem OD sicherlich gut tun, würde aber bzgl. des Konzeptes des Pedals dann doch etwas zu weit gehen (siehe ob).
Bis jetzt habe ich den Leslieklang immer clean, oder mit einem meiner anderen Zerrer gemocht. Der Intergrierte ist wirklich nicht schlecht, haut die meisten wohl aber auch nicht vom Hocker. Für SRV-esque Soloeskapaden ohne einen weiteren Verzerrer schalten zu müssen ist es dennoch sehr gut zu gebrauchen.
Das Pedal produziert keine Nebengeräusche, abgesehen von leichten Einstreuungen der Modulation in das cleane Signal in Spielpausen, wie man es auch von Tremolos kennt.
Die Tatsache, dass es meines Wissens nach keine Pegelanpassung gibt, sollte nicht beunruhigen. Für mein Ohr treten keine Pegelsenkungen oder -anhebungen auf.
5. Handhabung
Das DRS wurde bewusst als kompakter Effekt geplant, der dennoch umfangreiche Regel- und Schaltmöglichkeiten haben sollte. Hier sind gewisse Beeinträchtigungen der Handhabung sicher nicht auszuschließen.
Dem ein oder anderen liegen die Schalter sicherlich etwa nah beieinander. Für mich stellt das nicht so das große Problem dar, man muss jedoch schon aufpassen wo man hintritt, um bspw. live nicht einen zusätzlichen Overdrive (den des DRS) zuzuschalten bzw. den Effekt lediglich zu verlangsamen, anstatt ihn auszuschalten.
Die Sache wird natürlich komplizierter, wenn man das Gerät horizontal auf dem Board anordnet/anordnen muss.
6. Gesamtfazit
Das Pedal ist gut verarbeitet, klanglich auf sehr hohem Niveau und gehört nicht ohne Grund zur Topliga der Leslie-Simulatoren. Sein Alleinstellungsmerkmal ist sicherlich die kompakte Größe bei gleichzeitiger Integration diverser Features. Insgesamt klingt das DRS unter den Lesliesims schon besonders würd ich sagen, ob man es mag ist Geschmacksache. Für mich persönlich ist die langsame Einstellung ein guter Vibe-Ersatz, auch wenn ich ab und zu doch gern wieder eins hätte.
Auf einen Blick:
[+]
- Hochwertiger, feinzeichnender, warmer Klang
- Kompaktheit mit dennoch allen notwendigen, leslietypischen Features
- 9V, Netzteilbetrieb über gewöhnliche Netzteile
- Klangneutralität im Bypass
- harmonisches Ramping
[+/- bis -]
- Beschränkung auf den Vibratone-Sound (im Vgl. zu digitalen Simulationen)
- Speaker- und Luftbewegungssimulation bei schnellen Einstellungen u.U. etwas dominant
- Nähe der Schalter (bei bestimmten Gegebenheiten)
- Handhabung der kleinen Regler
Von mir bekommt das Pedal eine ganz klare Empfehlung! Wirkliche negative Punkte sind mir nicht aufgefallen, manche der Eigenschaften sind sicherlich je nach Geschmack als neutral/suboptimal bis negativ bewertbar.
Ich hab schon ein zwei Mal überlegt es zu verkaufen, weil es doch ein spezieller Effekt ist und in dieser Form einiges an Kapital bindet , mag den Klang aber doch zu sehr. Bis jetzt bin ich froh, dass es noch bei mir ist.
Also, goodbye ihr alten sperrigen Leslies und hello Option 5 Destination Rotation Single !
Gliederung
1. Unterschied Leslie - Vibe
2. Fender Vibratone
3. Specs und Features
4. Klang
5. Handhabung
6. Gesamtfazit
Die Firma Option 5 ist in Osceola, IN, USA ansässig und ein kleiner "Boutique-Hersteller", wie man so oft sagt. Die Pedale werden hier in kleiner Stückzahl und von Hand gefertig.
Das DRS ist bereits der zweite Lesliesim aus dem Hause Option 5, das Original Destination Rotation wird inzwischen nicht mehr hergestellt und weist deutliche Unterschiede zur derzeitigen Version auf. Es gibt allerdings durchaus einige Gitarristen, die die alte Version klanglich besser finden.
Das Gerät ist in Deutschland meinem Wissen nach nur bei Frank Post (Loopers Paradise) erhältlich und leider nicht günstig. Dafür wird man auch lange suchen müssen, ein ähnlich kompaktes und vielseitiges Lesliesim-Pedal zu finden! Ob es diesen Erwartungen gerecht wird, soll das folgenden Review zeigen.
Es folgen ein paar einleitende Worte zu dem Effekt an sich. Wer sich nur für das konkrete Gerät interessiert, bitte weiterscrollen zu Punkt 3. Ich bitte jetzt schon um Entschuldigung: Ich habe das Review über einen längeren Zeitraum (und insgesamt sicherlich mehrere Std.!) geschrieben und es ist einiges an Text geworden.
1. Unterschied Leslie - Vibe
Häufig kommt die Frage auf wie sich ein Lesliesim und ein Vibe unterscheiden. Technisch gesehen baut ein Vibe meines Wissens nach auf einem Phaser auf. Beide haben einen mittenlastigen Sound, während ein Lesliesim etwas chorus-ähnlicher klingt, ob es technisch darauf aufbaut weiß ich nicht. Viele Chorus Pedale - besonders hervorzuheben der Arion Chorus - können ebenfalls astreine Lesliesounds simulieren.
Das Vibe wurde damals entwickelt, um eben das zu simulieren was das hier vorliegende Gerät tut, nämlich ein Leslie. Das Ergebnis war/ist nicht ganz originalgetreu, fand aber dennoch schnell Anhänger und etablierte sich schnell als eigenständiger Effekt, vor allem im Classic Rock und Blues-Bereich. Weitere Infos dazu finden sich sicherlich irgendwo hier im Board oder im Netz.
2. Fender Vibratone
Das Fender Vibratone-Speakercabinet hat nur einen rotierenden Speaker, während andere Leslies einen zusätzlichen rotierenden Hochtöner haben.
Da das DRS eben nur diese Art Leslie simuliert, wird es sicherlich anders klingen als die Simulationen übriger Leslies. Für weitere Infos verweise ich mit Rücksicht auf die Länge des Reviews auf die unendlichen Weiten des Internets.
3. Specs und Features
Der Effekt ist in einem Hammond-BB-mäßigen Gehäuse verbaut (MXR Phase100, Barber, Okko Diablo, …) und schwarz pulverbeschichtet. Auf der Oberseite zeigt ein flächiger Aufkleber die Funktionen an. Alles ist sehr hochwertig verarbeitet und auch die geklebte Fläche wirkt nicht "billig". Die Unterseite ist flächig mit einer Gummimatte beklebt.
Die gesamte Elektronik ist komplett analog aufgebaut und laut Angabe des Herstellers wurden nur hochwertige Bauteile verwendet.
Neben 2x Standardklinkenbuchsen (In und Out) gibt es:
Schalter:
On/off (Mitte)
Fast/slow (links; "Ramp up/down";-Feature, schaltet gleichmäßig zwischen der schnelle und langsamen Einstellung hin und her)
Overdrive (rechts)
Alle drei Schalter sind 3DPT-Switches, das Pedal nach Angaben des Herstellers true bypass.
Regler:
Über die zwei großen Regler wird die Effektintensität (Mic-Placement; dazu unten mehr) und der Zerrgrad des Overdrives geregelt. Kleine, eingelassene Regler stellen die Rotationsgeschwindigkeiten getrennt für slow/fast sowie die Lautstärke des Overdrive ein. Diese sind mit den Fingerspitzen oder der Fingerkuppe unter Zuhilfenahme von ein wenig Druck zu bedienen, was zunächst ungewöhnlich ist, so aber sehr gut funktioniert.
Stromversorgung:
Das Pedal nimmt 9V über die an der vorderen Stirnseite liegende Buchse auf. Die Buchse hat die üblichen 2,1 mm und passt somit zu den meisten gängigen Netzteilen. Option5 empfiehlt z.B. das Visual Sound OneSpot.
LEDs:
On/off
Fast/slow: LED blinkt ständig in der momentan gewählten Geschwindigkeit
Overdrive on/off: diese LED bleibt an, auch wenn das Pedal ausgeschaltet ist.
Durch die LEDs ist man immer bzgl. des momentanen Schaltzustandes des Effektes auf dem Laufenden, auch wenn dieser ausgeschaltet ist. Ein Pluspunkt.
4. Klang
Für ein gutes Klangbeispiel verweise ich auf dieses Video [proguitarshop] sowie dieses [Guitar Player TV]. Besser könnte ich es auch nicht aufnehmen.
Mein Problem bei der Beschreibung des Klangs: Ich kann das Teil nicht mit einem echten Leslie, geschweige denn einem Vibratone, vergleichen, ich habe nie eines in echt gehört oder gespielt.
Das Mic-Placement simuliert eigentlich genau was der Name sagt, nämlich den Abstand eines Mikros von dem Speaker. Der Effekt dieses Regler ist nicht so stark, wie man es von der Effektintensitätsregelung anderer Effekte her kennt. Am deutlichsten wird er, wie auch in dem Video von PGS demonstriert, wenn der Overdrive dazugeschaltet ist.
Der Klang geht dann schon fast in Richtung Flanger wenn Verzerrung dabei ist.
Slow:
Der Hauptsound weshalb ich mir das DRS geholt hab war ursprünglich die langsame Einstellung. Ich hatte vorher ein Voodoo Lab MicroVibe, das mir aber zu mittenlastig und nicht transparent genug klang. Irgendwie kam ich auf den Trichter, dass vielleicht Leslie das bessere für mich ist. Mein Impuls ein Vibe zu kaufen waren nicht etwa die bekannten Bluesrock-Helden sondern der Song "mediocre bad guys" von Jack Johnson, der ein schönes schleifendes, aber dennoch transparentes Vibe enthält. Der Sound des DRS erinnerte mich irgendwie an diesen Sound.
Der Klang des DRS ist in dieser Einstellung sehr einem Chorus ähnlich, allerdings weniger intensiv und dafür mit der Bewegungssimulation des Speakers, welche den Klang formt. Mit dem Mic-Placement lässt sich der Klang von subtil aber wahrnehmbar, bis prägnant schwingend einstellen.
Mit Mic-Placement ganz links kann man sehr schön cleane Sounds untermalen, ohne dass es zu "swirly" wird. Der Ton bleibt immer transparent und sich selbst treu, wird lediglich durch den Effekt verschönert.
Besonders reizvoll finde ich, wenn man sein Spiel im Timing dem "Auf und Ab" des Effektes anpasst. Hier geht man ETWAS in die Richtung eines SEHR subtilen Filter/Auto Wahs, durchaus interessant für leicht funkige Sachen. Der Ton wird etwas "verschmiert" und verzogen. (Ich sehe die Fragezeichen über euren Köpfen)
Fast:
Tritt man im langsamen Modus den Slow/Fast-Button, wird die Geschwindigkeit gleichmäßig und nicht zu schnell, nicht zu langsam an die schnelle Einstellung angepasst. Dieses für Leslies typische Feature finde ich beim DRS sehr gut umgesetzt, der Ton kippt langsam in dieses typische resonante, höhenlastige, chorusmäßige Schwingen um, ein Chorus over the top sozusagen, jedoch ohne die vielen zusätzlichen Stimmen, der Tone wirkt wie mit einem EQ oder Filter bearbeitet. Der Ton während des "Rampings" gefällt mir besonders, vielleicht sollte ich versuchen, diesen mal mit der langsamen Einstellung nachzubilden. Das Ramping kommt mir, ohne wie gesagt ein echtes Leslie jemals live gehört zu haben, sehr realistisch vor.
Es kommen einem sofort die Assoziationen zu SRV, Clapton oder auch Hendrix (auch wenn der ein Vibe benutzte). Das "Wabbern" des Klangs ist sofort auffällig, als wenn ein schnell eingestelltes Tremolo zusätzlich am Werk wäre. Hier wird sehr schön die Bewegung des Speakers simuliert.
Als klanglicher Vergleichspunkt dient mir das Factory Patch 2:2 des Eventide Timefactor Delays. Hier wird allerdings schnell klar, dass dieses sowohl eine andere Art von Leslie zu simulieren scheint, als auch in gewissem Maße, dass es digital arbeitet. Es klingt im Vergleich zum DRS viel "gepitchter", d.h. es hat mehr Höhen und "Filter", es klingt etwas dünner und nicht so "throbby and whobbly" , die Bewegung der Luft bzw. des Speakers an sich wird viel weniger wiedergegeben. Ihr merkt, das ist schwer zu beschreiben und mir fehlen etwas die richtigen Vokabeln.
Ähnliches war auch bei dem Fender Super Champ XD zu bescheinigen, den ich kurzzeitig hatte, obwohl dieser dann im Vergleich zum TF schon wieder sehr nach Simulation klang. Nochmals ein großer Unterschied. Das Digitech EX-7 ging in eine ähnliche Richtung wenn ich mich recht erinnere.
Das Leslie des TF hat aber durchaus auch seine Vorzüge, vor allem in den Passagen, wo man halt nur den charakteristischen Klang des Leslies haben will und nicht so sehr die Bewegungssimulation. Es gefällt mir sehr gut, um im Jazz bei leisen Stellen im Hintergrund mit Chordeinstreuungen zu untermalen. Das kann das DRS natürlich auch sehr gut, nur tut es das halt etwas anders und "auffälliger". Beim TF ist für mich übrigens nur die schnelle Einstellung brauchbar, die langsame gefällt mir längst nicht so gut wie die des DRS. Hier stößt das Delay dann doch an seine Grenzen.
Die Geschwindigkeit des DRS ist vom Spektrum her mehr als ausreichend. Nachteilig finde ich persönlich, dass bei sehr schnellen Einstellungen das "Wabbern" des Sounds überpräsent wird, das Spiel setzt sich nicht mehr so schön durch. Für mich ein Nachteil des DRS gegenüber den von mir verglichenen Simulationen. Vielleicht liegt das aber auch an meinen sonstigen Komponenten?!
Eine Einstellmöglichkeit der Intensität dieser Simulation der Speakerbewegung wäre meiner Meinung nach kein schlechtes Feature, würde das kompakte und dennoch vielseitige Konzept des Pedals dann aber vielleicht doch überfordern.
So stelle ich die schnelle Einstellung oft nur auf 10-12Uhr ein oder sogar mal ganz auf Linksanschlag.
Option 5 bezeichnet übrigens die 12Uhr-Stellungen beider Geschwindigkeiten als das sonst bei Leslies üblicherweise angewendete Maß.
Selbst bei maximaler Annäherung der beiden Geschwindigkeiten (Maximum der langsamen und Minimum der schnellen) ist noch ein deutlicher Unterschied zu verzeichnen. Die Trennung in zwei Regelmöglichkeiten macht hier durchaus Sinn.
Overdrive:
Die intergrierte Verzerrung verändert den Klang des Leslie schon recht signifikant, das hört man auch sehr schön im PGS-Video. Der Klang des Zerrers, der übrigens nur bei eingeschaltetem DRS aktiviert werden kann, ist für meinen Geschmack relativ dünn und in seinen Zerrpotentialen begrenzt. Wer also gehofft hatte, hier noch ein hochwertiges, vielseitiges OD mitgeliefert zu bekommen hat sich geirrt. Es fungiert wirklich hauptsächlich als Tonveränderung des Leslies. Die Verzerrung klanglich zu beschreiben ist schwierig, man hat ja nicht die Möglichkeit es ohne Leslie zu hören. Ich würde es vielleicht in Richtung eines TS einordnen, jedoch ohne den Mittennöck, eher treblelastig. Eine Klangregelung würde dem OD sicherlich gut tun, würde aber bzgl. des Konzeptes des Pedals dann doch etwas zu weit gehen (siehe ob).
Bis jetzt habe ich den Leslieklang immer clean, oder mit einem meiner anderen Zerrer gemocht. Der Intergrierte ist wirklich nicht schlecht, haut die meisten wohl aber auch nicht vom Hocker. Für SRV-esque Soloeskapaden ohne einen weiteren Verzerrer schalten zu müssen ist es dennoch sehr gut zu gebrauchen.
Das Pedal produziert keine Nebengeräusche, abgesehen von leichten Einstreuungen der Modulation in das cleane Signal in Spielpausen, wie man es auch von Tremolos kennt.
Die Tatsache, dass es meines Wissens nach keine Pegelanpassung gibt, sollte nicht beunruhigen. Für mein Ohr treten keine Pegelsenkungen oder -anhebungen auf.
5. Handhabung
Das DRS wurde bewusst als kompakter Effekt geplant, der dennoch umfangreiche Regel- und Schaltmöglichkeiten haben sollte. Hier sind gewisse Beeinträchtigungen der Handhabung sicher nicht auszuschließen.
Dem ein oder anderen liegen die Schalter sicherlich etwa nah beieinander. Für mich stellt das nicht so das große Problem dar, man muss jedoch schon aufpassen wo man hintritt, um bspw. live nicht einen zusätzlichen Overdrive (den des DRS) zuzuschalten bzw. den Effekt lediglich zu verlangsamen, anstatt ihn auszuschalten.
Die Sache wird natürlich komplizierter, wenn man das Gerät horizontal auf dem Board anordnet/anordnen muss.
6. Gesamtfazit
Das Pedal ist gut verarbeitet, klanglich auf sehr hohem Niveau und gehört nicht ohne Grund zur Topliga der Leslie-Simulatoren. Sein Alleinstellungsmerkmal ist sicherlich die kompakte Größe bei gleichzeitiger Integration diverser Features. Insgesamt klingt das DRS unter den Lesliesims schon besonders würd ich sagen, ob man es mag ist Geschmacksache. Für mich persönlich ist die langsame Einstellung ein guter Vibe-Ersatz, auch wenn ich ab und zu doch gern wieder eins hätte.
Auf einen Blick:
[+]
- Hochwertiger, feinzeichnender, warmer Klang
- Kompaktheit mit dennoch allen notwendigen, leslietypischen Features
- 9V, Netzteilbetrieb über gewöhnliche Netzteile
- Klangneutralität im Bypass
- harmonisches Ramping
[+/- bis -]
- Beschränkung auf den Vibratone-Sound (im Vgl. zu digitalen Simulationen)
- Speaker- und Luftbewegungssimulation bei schnellen Einstellungen u.U. etwas dominant
- Nähe der Schalter (bei bestimmten Gegebenheiten)
- Handhabung der kleinen Regler
Von mir bekommt das Pedal eine ganz klare Empfehlung! Wirkliche negative Punkte sind mir nicht aufgefallen, manche der Eigenschaften sind sicherlich je nach Geschmack als neutral/suboptimal bis negativ bewertbar.
Ich hab schon ein zwei Mal überlegt es zu verkaufen, weil es doch ein spezieller Effekt ist und in dieser Form einiges an Kapital bindet , mag den Klang aber doch zu sehr. Bis jetzt bin ich froh, dass es noch bei mir ist.
Also, goodbye ihr alten sperrigen Leslies und hello Option 5 Destination Rotation Single !
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