Armin H.
NP Custom Guitars
Teil 1
Review : Fernandes 62er Strat The Revival (Baujahr 77/78)
Vorwort und Nachtrag: Dieser Beitrag sollte eigentlich ein ganz normales Review werden. Was daraus wurde, ich weiß nicht wie ich es nennen soll. ES hat sich selbst geschrieben. Als ich anfing, sagte ich zu meiner Frau, dass ich nur schnell ein paar Zeilen über meine Fernandes Strat schreiben wolle und als ich dann das Wort Fakten vor mir auf dem Monitor sah, wusste ich, dass ich über diese Gitarre keine Fakten mehr hatte, sondern nur eine Geschichte. Sie ist faktisch eine ganz normale Strat wie es sie tausendfach gibt, sie wurde von keinem berühmten Masterbuilder gebaut, sondern von einem unbekannten japanischen Handwerker der inzwischen selbst im Ruhestand ist. Das einzige was sie für mich einzigartig macht, ist ihre Geschichte und die Tatsache, dass es meine Strat ist und das seit dreißig Jahren. Wer also hier einen Bericht über ein bestimmtes Stratmodell, oder japanische Gitarren in den 70er Jahren erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein und ist besser beraten, sich über einschlägige Fachmagazine zu informieren. Diese Geschichte hat weder einen Anspruch auf historische Genauigkeit noch enthält sie irgendwelche Neuigkeiten, sie ist eine schlicht erzählte Geschichte, wie ich sie in Erinnerung habe.
Allgemeines: Ich weiß, dass es Leute gibt, die der Meinung sind, gute Gitarren können nur aus den USA kommen. Das ist natürlich großer Unsinn. Da und dort gibt es gute und schlechte Instrumente. Und es gab Zeiten, da wurde von jeder Lieferung bis zu einem Viertel aller USA Strats wegen Qualitätsmängel zum Vertrieb zurück geschickt. Das war vor allen Dingen in der Zeit, als CBS meinte, man müsse aus Kostengründen eine Schraube einsparen, was zumindest den Vorteil hatte, dass man seinen Tremolohebel Zuhause vergessen konnte, man benutzte stattdessen einfach den Hals. Auch andere Änderungen, wie die Vergrößerung der Kopfplatte, die schlechte Fertigungsqualität bei den Fräsarbeiten an der Halstasche, sowie die Verwendung von billigem Spulendraht für die Tonabnehmer sind nur einige Bespiele dafür, wie eine ursprünglich perfekte Gitarre zum Massenprodukt gemacht wurde. Die Wahrheit ist, und darüber lässt sich wirklich nicht diskutieren, dass die Gitarren der Firma Fender in den Jahren 1968 bis Anfang der 80er die schrottigsten waren, die man für (viel) Geld bekommen konnte. In den ersten drei Jahren nach der Übernahme wurden noch alte Restbestände verkauft, aber zumindest zu der Zeit, ab der die Stratocaster zur Jeder hat ´ne Strat Klampfe, die am besten in jedem Wal-Markt zu finden sein sollte, verkam, versuchte jeder vernünftige Gitarrist sich entweder auf dem durchaus noch gut sortierten Gebrauchtmarkt, für verhältnismäßig kleines Geld, eine Alte zu besorgen, oder er sah sich einfach anderswo um. Heute wird für diese Gitarren wieder viel Geld bezahlt, die Gründe können nur nostalgischen Charakter haben. Das wurde Anfang der Achtziger Jahre etwas besser und änderte sich dann völlig, als CBS 1985 beschloss, sich wieder ausschließlich den so genannten leichten Medien zuzuwenden und die Firma an ein paar Fenderleute und Investoren unter William Schulz zu verkauften. Und während die einen sich noch den Kopf zerbrachen, wo denn nun der Grund für die plötzlichen Umsatzeinbussen zu suchen sei, erkannten einige pfiffige Asiaten die Zeichen der Zeit, setzen sich ans Reis(s)brett und kopierten einfach die gute alte Zeit, als alles noch cool und easy war. Der Rest ist Geschichte. Aus dieser Zeit ist diese Fernandes 62er Strat The Revival die damals in den Fuji Gen Gakki Werken gebaut wurde, während sich andere Kollegen der gleichen Company unter dem Namen Burny zusammen mit Tokai, mit ihren Super Grade und Love Rock Modellen, über die Absatzschwierigkeiten ihrer amerikanische Konkurrenten aus Kalamazoo Michigan Gedanken machten. Da ich aber weder US Patriot noch Snob bin, habe ich mich immer am Besten aus beiden Welten bedient und davon will ich hier berichten.
Doch zuerst noch diese kleine Anekdote: Ich war gerade 16, als ich Mitte der 70er Jahre in einem großen Münchner Musikgeschäft in Ausbildung war, als an einem kalten Novembermorgen ein junger Mann in den Laden kam. Er erklärte, in einem etwas holperigen Englisch, dass er aus der Tschechoslowakei komme, nur für ein paar Tage in München sei und einen Verstärker mit nach Hause nehmen wolle, da das Angebot hinter dem Eisernen Vorhang doch recht mager sei. Was er daraufhin aus seinem Koffer, oder besser gesagt Karton holte, war wirklich nicht das, was man sich in einschlägigen Kreisen unter einer coolen E-Gitarre vorstellt. Er hatte nämlich einen telecaster-ähnlichen Hals auf einen lespaul-ähnlichen Body geleimt, die Saiten, die um Mechaniken von vier verschiedenen Herstellern gewickelt waren, endeten in einem uralten Gretsch Bigsby und ich bin mir sicher, dass einiges der Elektrik (zumindest der ein oder andere Schalter) aus einem sowjetischen Radio oder Funkgerät stammte. Bei den Tonabnehmern handelte es sich um einen OBL aus einer Honner Gitarr, wie er stolz erklärte, und zwei mit Klebeband zusammen gebündelten Singlecoils unbekannter Herkunft. Kurzum, das war das hässlichste Teil, das ich jemals in meinem Leben gesehen hatte. Inzwischen waren schon einige Verkäufer und Kunden zusammengekommen und beobachteten den Mann mit einer Mischung aus Verlegenheit, Belustigung und Neugier. Er schien sich jedoch nicht weiter daran zu stören und hatte sich nach prüfendem Blick in einen älteren Vox AC 30 gestöpselt.
Die folgenden 10 Minuten aber, sollte ich allerdings nie vergessen. Innerhalb weniger Sekunden hatte er die Saiten gestimmt, seine Einstellungen im Vox gefunden und spielte einen derartig abgefahrenen Blues, wie ich ihn nie wieder gehört habe.
Ein völlig abgedrehtes Medley aus Jimi H., Jeff Beck, Lee Hooker und weiß der Teufel für Sachen, in einem Wahnsinnstempo und Feeling. Zu unser aller Erstaunen hatte er sogar ein Fuzz in seine Gitarre verbaut und das in Zeiten, in denen nicht einmal die Besatzung der USS Enterprise an solche Gimmicks geglaubt hätte. Der Spuk verschwand so schnell wie er gekommen war, er lehnte das Angebot unseres Geschäftsführers, dieses Ding gegen eine Gitarre im mittleren Preissegment zu tauschen, höflich aber bestimmt ab und verschwand, nachdem er sich lobend über den Vox geäußert hatte, mit einer Entschuldigung über seine finanziellen Unpässlichkeiten im Novembernebel.
An diesem Morgen begann ich zum ersten Mal über die Bedeutung der Worte Bescheidenheit, und Understatement nachzudenken. Aber was hat diese Geschichte mit meinem Bericht zu tun? Gar nichts, sie fällt mir einfach nur manchmal ein. Wenn wieder mal über die ganzen tollen Custom Shop Sachen schwadroniert wird und darüber, dass was richtig Gutes sowie nun mal erst ab 3000 Flocken zu kriegen ist. Man muss nicht unbedingt auf der Lohnliste von einem John English oder Todd Krause stehen, um eine vernünftige Gitarre zu bekommen, wobei man sagen muss, dass die Jungs wirklich einen guten Job machen. Bei Identitäten sollte man immer auf die Eigene achten. Außerdem möchte ich niemals auf einer Gitarre spielen, auf den der Name eines Kollegen steht. Bestimmt nicht um Rock ´n Roll zu spielen. Als ich vor ein paar Monaten hier in Berlin auf einem Konzert von Monte Montgormery war, der drei Stunden lang mit seiner alten, zerschossenen Akustikklampfe gezeigt hat, dass man auch damit rocken kann und ihn das Guitar Player Magazin nicht umsonst zu den Top 50 Greatest Guitarists Of All The Time gewählt hat, musste ich auch an diese jungen Tschechen denken und wie wenig man eigentlich braucht um gute Musik zu machen.
Die Gitarre: Ja, wie soll ich diese Gitarre beschreiben, sie ist seit vielen Jahren mein Instrument und hat schon viele Kollegen und Kolleginnen kommen und gehen sehn´, von einigen hat sie etwas behalten, anderen hat sie etwas mitgegeben, immer mit dem Hintergrund, das ihr dieses Schicksal ganz gewiss erspart bleibt. Äußerlich und innerlich hat sie sich oft verändert, um mir zu gefallen, um Trends zu folgen und sich dann doch wieder auf das Wesentliche zu beschränken. Ich habe sie nie schlecht behandelt und obwohl sie mir durch viele Städte und Clubs gefolgt ist, kann ich bis heute keine wesentlichen Dings, Dongs oder Kratzer. Jetzt, wo sie die 30 überschritten hat ist sie so fit wie nie zuvor. Und es wird wirklich langsam Zeit ihr ein paar Zeilen zu widmen.
Die Fakten heute:
6 Saiten
6 stimmfeste Gotho Mechaniken
Body, zweiteilig Erle, mattschwarz Lacquer Nitro Finish
Hals, Stauffer Neck MN 25.5 Mensur 648 mm
Sattel 41 mm gutes C Sharpe
Fender Strat CS Pro Rollensattel
Frets: 22 Neusilberbünde, eingemessen im Plekhaus Berlin
3-lagiges weises Pickguard
5 Wegeschalter, 1 x Volume, 1 x Midboost, 1 x Balance
Hals- und Mittelpickup 69er CS Abigail Ybara (sounds like a smoker)
Bridgepickup DiMarzio DP 187 W Cruiser Bridge
Japanisches Fender Type Vintage Temolo
Und so sah sie damals aus: Nach einiger Sucherei im Netz, habe ich dieses edle Bild von meinem Modell gefunden:
http://1.bp.blogspot.com/_mo0KuFyYn...lpojk/s1600-h/Fernandes+Stratocaster+pink.JPG
Gut, meine war in einem soften Babygrün surf green lackiert und erinnerte mich farblich stark an die Badezimmerfliesen meiner Großtante. Aber ansonsten handelt es sich um das gleiche Modell, dass ich im August ´78, in tadellosem Zustand und leicht gebraucht, erwarb.
Die erste Begegnung: Gefunden haben wir uns eher zufällig. Es war vor vielen Jahren an einem fürchterlich heißen Augusttag. Ich wollte an diesem Tag alles andere als eine Gitarre erstehen. Ich war eher auf der Suche nach einen kühlen Plätzchen am Wasser und da der Music Shop sowieso auf meinem Weg lag, machte ich einen kleinen Abstecher um mich noch mit diversem Kleinkram zu versorgen. Der Laden, der zu dieser Zeit u. a. den Deutschlandvertrieb für einen großen amerikanischen Gitarrenbauer aus Michigan hatte, lag damals in einer kleinen Seitenstrasse in München-Schwabing und hatte im hinteren Teil eine kleine Ecke wo die Gebrauchten und die Kommissionsware stand. Anfangs fiel sie mir eigentlich gar nicht auf, ich hielt sie für eine ganz normale Strat, als mir beim näheren Hinsehen ein fremdes Decal mit der Aufschrift Fernandes The Revival ins Auge fiel.
Obwohl ich der Meinung war, so ziemlich alles Brauchbare auf dem damals noch überschaubaren Markt zu kennen, war mir diese Firma völlig fremd. Was mich außerdem irritierte, war die Tatsache, dass die Gitarre dem Original wie ein Ei dem anderen glich, zweifellos eine 1:1 Copie eines frühen 60er Modells. Neugierig geworden nahm ich sie in die Hand, sie war angenehm leicht, Kluson Type Mechaniken, alles wie bekannt, bombenfester Hals, was damals, wie oben schon erwähnt, nicht selbstverständlich war; solide Verarbeitung.
Was mich weiter stutzig machte, war die Tatsache, dass der Shop, wie der Laden damals kurz genannt wurde, eigentlich für exklusive Ware bekannt war. Heute gehört der Laden zu einer deutschlandweiten Musikaliencompany mit fetter Internetpräsents und den üblichen Geiz-Ist-Geil-Angeboten. Also erkundigte ich mich, was es mit dieser Fernandes nun auf sich hat. Ich erhielt die kurze Antwort, dass es sich um einen Hersteller aus dem Land der aufgehenden Sonne handele und die Gitarren nur in Japan zu erhalten seien, weil es da seit einiger Zeit Schwierigkeiten und Rechtsstreitigkeiten mit dem großen Konzern gebe. Mir war das ziemlich egal, meine politische Einstellung stimmte in dieser Zeit sowieso nicht mit dem Vorgehen wirtschaftlicher Monopolisten überein und so habe ich sie zum Test mit nach Hause genommen und am nächsten Tag für 320 DM erworben, was nicht direkt billig war, wenn man bedenkt, dass das Original, neu, nur wenig mehr als das doppelte kostete und eine 68er Strat, die ja zu dieser Zeit erst 10 Jahre alt war, oft für wenig mehr als 500 über den Tisch ging. Das Wort Vintage, im Zusammenhang mit E-Gitarren war zu damals noch völlig unbekannt.
Die ersten 10 Jahre: So beruht eine gemeinsame Zeit, die jetzt schon drei Jahrzehnte andauert, wie so oft im Leben, auf einer zufälligen Begegnung, was das Sprichwort wer sucht der findet, ganz simpel widerlegt. Was mir an dem Konzept der Stratocaster schon immer gefiel war ihre durchdachte, durch einfache Bauweise bedingte Robustheit. Und hier hatten die Japaner gut aufgepasst und nicht versucht aus wirtschaftlichen Interessen Dinge zu verändern, die damals immerhin auch schon mehr als 20 Jahre Bestand hatten und sich als gut erwiesen hatten. Heute würde man never chance a runnin´ system sagen.
Das Zweite war die Tatsache die sich aus dieser einfachen Robustheit ergab: nämlich dass man diese Gitarre, mit etwas Geschick und Marterialkenntnis, dem eigenen Geschmack und Musikstil anpassen konnte, ohne etwas zu zerstören oder zu verändern, das man nicht wieder rückgängig machen konnte. Ich weiß, es gibt auch gegenteilige Beweise, aber im Großen und Ganzen war dieser Hintergrund dafür ausschlaggebend, dass ein ganzes Zeitalter davon geprägt war hat und immer noch ist: das Zeitalter der Replacementteile.
Nun, meine Fernandes Strat war eine ganz normale Stratocaster, mit einem Erlebody in den bekannten Maßen, zweiteilig mit einem moderaten Gewicht einem 21 bündigen Hals aus Ahorn und einem Griffbrett aus Rosenholz, lackiert, Bundstärken wie sie auch bei Fender in dieser Zeit üblich waren, gute greifende und stimmstabile Mechaniken der Firma Gotho und schließlich und endlich 3 Singlcoils die einen niedrigen Output haben, nix ist Reverse gewickelt, die aber trotzdem bei den üblichen Marschall, Vox und Fender Röhrencombos richtig fetzen können und den amtlichen Ton bringen, den man von so einem Instrument erwartet. Wir sind am Ende der 70er Jahre und bahnbrechende Entwicklungen, wie diese seltsamen lauten Combos die seit einiger Zeit aus Amerika eintrudelten und in den Läden für teueres Geld zu haben waren mussten erst einmal abgewartet werden. Ich spielte nun seit fast 8 Jahren Gitarre, hatte vor ungefähr einem Jahr meine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann in einem Musikladen, mit erheblicher Auswahl, abgeschlossen und meine erste Gitarre eine Fender Jaguar Bj. 68, die ich irgendwie doch sehr gerne gespielt hatte, und die eine, für diese Zeit absolut moderne Gitarre war, nämlich die einzige, auf der man auch mit parallel geschalteten Tonabnehmern out of phase spielen konnte, hatte ich gerade für 850 Mark verkauft.
Ich hatte zu dieser Zeit ein älteres Bassman Top, ein Siverface mit einem grauen grill cloth, und bei dem mir heute noch die Haare zu Berge steh´n und nicht nur die. Über den Bassman und meine damalige 2 x 12 Fender Box mit JBL silver clone Speakern klang die Fernandes Strat so richtig blusig, das Tremolo blieb, bei nicht allzu deftigen Attacken halbwegs stimmstabil, mit klaren Obertönen und schmatzenden Bässen, den Volumepoti ein bisschen zurückgedreht und schon hatte man die tollsten Cleansounds und da ich beim Spielen schon immer gerne das Volume benutze, nicht nur um die Lautstärke, sondern auch den Sound zu kontrollieren, kam mir diese Eigenschaft sehr entgegen.
Ich spielte hauptsächlich Blues, mit Vorliebe Sachen von der James Gang, Roy Buchanan, der das Spiel mit dem Volumepoti perfektionierte, Tommy Bolin, Rick Derringer und immer wieder Steve Ray Vaughan, der für mich zu dieser Zeit der Größte war. Probierte aber auch immer gerne Traditional, Delta, Bluesrock und überhaupt alles was irgendwie mit Blues zu tun hatte. Ich bin heute noch der felsenfesten Meinung, dass ein Gitarrenspieler der keinen Blues spielen kann sich niemals Rockgitarrist nennen darf, die Frage ob er sich überhaupt Gitarrist nennen darf, würde hier sicherlich den Rahmen sprengen, sollte aber unbedingt an anderer Stelle geklärt werden. Ich spielte die Fernandes Strat hauptsächlich über ein ziemlich gutes Wah Wah mit Fuzz von Schaller oder Dunlop, so eines dieser gusseisernen Ungeheuer, die man ständig mit teueren 9 Volt Batterien füttern musste und die einem unweigerlich den Fuß brachen, wenn man sie fallen lies. Die Fernandes und das Wah verstanden sich prächtig und das Fuzz war so gut, dass ich es in Zusammenarbeit mit dem Volume als Leadkanal benutzte, außerdem ließen sich durch das Wah Pedal die Obertöne super steuern, leider nicht in Stereo aber man war noch nicht so anspruchsvoll und es klang trotzdem richtig geil. Für schmalzige Cleansounds hatte ich ein Small Stone und später einen MXR 100 Phaser, wie ihn Eddy van Halen benutzte. Dann gab es noch ein uraltes Echolette Bandecho, dass ich irgendwann gegen einen Thorens Plattenspieler eingetauscht hatte, ein Boss OD-1, und als tonalen Gimmick eine Talk Box, wie sie Peter Framton seit ein paar Jahren spielte. Die ganzen Sachen funktionierten prima mit der Fernandes, nur die Pickups hatten mir manchmal ein bisschen zuwenig Fett und so begann für die Gitarre eine Metamorphose, die erst nach 30 Jahren ihr Ende nahm, aber immer schön der Reihe nach
Die handelsüblichen Fender Tonabnehmer waren meiner Meinung nach nicht so schlecht, wenn man sie über einen Marshall mit 4 x 12 Box betrieb, da ich aber immer schon ein bequemer Mensch war, der gerne mit kleinem Gepäck reist und ich in meinen Leben nie über eine 2 x 12 Zöller `raus kam, machte ich mich auf die Suche nach einem adäquaten Ersatz. Meine schlichte Gitarrensammlung bestand zu dieser Zeit aus einer schwarzen 65er Telecaster die schon bessere Zeiten gesehen hatte und die ich durch eine Art Sofortkauf vor dem sicheren Untergang bewahrt hatte, einer Gibson L6 mit Ahornhals und 6-kanalschaltung, sowie einer 12-saitigen Framus, die die Saitenlage einer E-Gitarre hatte (eine feine Gitarre), einer Ibanez Concorde Jumbo, mit der die Japaner den Amis Punkte auf dem Akustikmarkt abnehmen wollten und Last but not Least eine 56er Gibson L3 Akustikgitarre, die ich von meinem ehemaligen Arbeitgeber erworben hatte und ausschließlich zum Slide spielen benutzte. Was mir fehlte war eine Stratocaster Rock ´n Roll Maschine, wie sie der Gary (Moses Mo) Moore von Mother´s Finest bei Mickey´s Monkey spielte. Ich hatte Mother´s Finest bei einem Rockpalast Konzert in der Grugahalle gesehen und war ganz verrückt nach der Band und dem Gitarristen.
Aber der Markt hatte nix tolles an Singlcoils zu bieten und Humbucker einzubauen verbot mir der Anstand, als irgendwann Ende der 70er ein gewisser Dave Schecter zusammen mit Tom Anderson begann hochwertige Replacementteile für Teles und Strats zu bauen, um an heimischer Front der Big Company den Kampf anzusagen. Die Dinger hatten richtig fette Magnetpoles, reverse gewickelte Mitteltonabnehmer, und absolut genügend Output um gegen jede Paula anzustinken. Nachdem ich die Pickups ausführlich auf einer sündhaftteueren Schecter Gitarre ausprobiert hatte, bestellte ich das Set Monster Tone zusammen mit einem Messigsattel, den ich auf meine bevorzugte Saitenstärke 0.11 bis 0.52 einrichten lies und die Fernandes hatte ihre Jungfräulichkeit verloren. Die Schecter Monster Tone PU´s ließ ich von einem befreundeten Gitarrenbauer zusammen mit dem Messingsattel einrichten und befreite die Gitarre bei dieser Gelegenheit auch gleich von ihrem hellblauen Lack. Bei diesem Custom Modell sieht man die fetten Magnetpole der Monster Tone:
http://www.schecter.co.jp/ml/index.html
Als plötzlich wunderschönes eng gemasertes Erlenholz zum Vorschein kam, verwarf ich alle Pläne einer Farblackierung. Sie wurde schließlich mit einem dünnen, matten Klarlack, mit dem normalerweise Violinen und Cellos bearbeitet werden, mehrmals versiegelt und ich hatte endlich meinen Player. Der Unterschied war frappierend, die Strat hatte plötzlich einen enormen Zuwachs an Mitten und in den Zwischenpositionen, seit kurzem verbaute auch Fender 5 Wegeschalter in die Stratmodelle, klangen Riff aber auch Single Notes viel druckvoller. Dieser Umstand führte dazu, dass ich meine anderen Gitarren immer mehr vernachlässigte, um mich schließlich von einem Großteil meines Equipments zu trennen und im Dezember 1978 auf den Landweg in Richtung Indien aufzubrechen. 3 Tage nach meinem 18ten Geburtstag machte ich mich, begleitet von einem langjährigen Freund und meiner alten Framus, die ich später in Matras gegen diverse Gewürze eintauschte, auf den Weg. Ich sollte meine Strat erst 6 Monate später wieder sehen.
Als ich Anfang Juni 1979 wieder in Frankfurt landete, die Russen und ein gewisser Ayatholla Khomeini hatten mir inzwischen den Rückweg abgeschnitten, hatte sich die Welt verändert und ich mich auch. Diese Veränderungen waren nicht schleichend erfolgt, sie waren ganz plötzlich da. Von England aus hatte sich eine grölende Menge aus jungen, bunten und zornigen Jungs aufgemacht, um den etablierten Gitarristen zu zeigen, dass drei Akkorde in irgendeiner Reihenfolge völlig ausreichend waren. Und in Deutschland, wo Musiker hauptsächlich dadurch auffielen, dass sie sich meistens, von einigen Ausnahmen abgesehen, recht unauffällig verhielten, brach plötzlich eine Neue Welle los, die sich für hiesige Verhältnisse langsam zum Tsunami entwickelte. München war für mich plötzlich zu einem Provinznest geworden und verabschiedete mich, zusammen mit ein paar Klamotten und meiner Fernandes Strat in Richtung Hamburg um näher am Puls der Zeit zu sein. Trotz allen neuen Trends, die Stratocaster hatte Hochkonjunktur. Gallagher ohne Strat, unvorstellbar. Blackmore spielte Strat, Robin Trower hatte eine, Niels Lofgren und Eddy van Halen begannen ihre Karrieren als Stratspieler, wobei vor allen Dingen Eddy ständig daran rumbastelte und sogar Frank Zappa hatte seine SG wieder in den Koffer gepackt und spielte Stratocaster. Clapton, dessen Spiel ich seit Jahren Ton für Ton wie Muttermilch aufgesogen hatte, spielte seine Blackie. Und so spielte auch ich mich mit meiner Fernandes The Revival Strat durch die Achtziger Jahre. Und obwohl ich immer wieder mal eine Zeitlang Fender spielte; es war nur Neugierde und ich hatte zu keiner Zeit ernsthafte Ambitionen meine Fernandes gegen ein US Modell einzutauschen, aus Prestigegründen sowieso nicht. Sie hatte irgendwann Ende der Achtziger in der Frankfurter Werkstatt von Peter Coura neue und dickere Frets erhalten, hatte zwischendurch einen OBL Humbucker in Singleformat auf der Bridgeposition und ihre mittlerweile etwas ausgeleierten Kluson Types wurden gegen stimmstabilere Mechaniken der Firma Gotoh ausgetauscht. Aber im Grunde genommen hatte sich über die Jahre nichts Wesentliches geändert, schon gar nichts, was sich nicht mehr rückgängig machen lies. Trends kamen und gingen, aber meine Stratocaster schien dagegen immun zu sein.
Die Bühnenzeit und Holland: Nachdem ich mich einige Jahre im Norden herumgetrieben hatte, ich lebte inzwischen seit 2 Jahren mit meiner damaligen Frau in der Nähe von Utrecht und ein Dreigoudahoch hatte das Licht der Welt erblickte. Ich habe in dieser Zeit in Zwolle, wo ich damals in der Zweitband des belgischen Hermann Brood Gitarristen Danny Lademacher spielte, mehrmals Hermann Brood und seine damalige Frau Xandra getroffen. Ich hatte Hermann Brood bereits vor ein paar Jahren im Münchner Club Domilzil gesehen und bei dieser Gelegenheit Danny kennen gelernt, der als Gitarrist in Hermann`s Wild Romance Band spielte. Ich teilte mit Danny nicht nur die Liebe zum Bluesrock und sondern noch mehr die Liebe zu Strats, von denen er eine ganze Sammlung verschiedenster Jahrgänge hatte. Meine hat er trotzt mehrerer verlockender Angebote nie bekommen. Ich war ein großer Brood Fan und konnte aller Songs der Band im Schlaf spielen, als mich eines Nachmittags der damalige Manager der Band, Koos van Dijk anrief und mir mitteilte, dass Danny mit einer Lungenentzündung in einem Amsterdamer Krankenhaus liege, und mich bad, ihn bei drei Konzerten der Brood Band zu ersetzen. Hermann Brood hatte innerhalb kurzer Zeit sein Wild Romance Debut Album Shpritsz heraus gebracht und es ist für mich noch immer eines der besten Rock´n Roll Alben, auf alle Fälle eines der ehrlichsten. In den Jahren in Holland spielte ich in vielen niederländischen Bandsund allein aus geografischen Gründen war man am Puls von London, wo wir immer wieder wilde Wochenenden verbrachten.
Die besagten Gigs waren 3 von 5 Konzerten in Holland, mit denen die Hermann Brood Band ihr neues Album Go Nutz auf einer Promotour durch Deutschland, wo auch ein Auftritt im Rockpalast geplant war, Frankreich, Spanien, Italien und die Schweiz, einem inzwischen stattlichen Publikum vorstellen wollte. Die gesamte Tour war bereits seit Wochen restlos ausverkauft. So kamen die Fernandes und ich zu den höchsten Ehren, die uns beide im Königreich Holland ereilen konnten. Nachdem wir innerhalb weniger Tage das Setup abgestimmt hatten, folgten für mich und meine Strat drei supergeile Gigs, bei denen sich Hermann Brood nicht nur als exzentrischer Musiker sondern auch als Kumpel herausstellte. Wir waren an einem Abend in seiner Amsterdamer Wohnung, wo er uns stolz eine beeindruckende Sammlung eigener Bilder zeigte, von denen heute einige in großen holländischen Museen hängen. Danny Lademacher schuldet mir immer noch einen großen Gefallen. Ich sah Hermann Brood & His Wild Romance in den folgenden Jahren noch mehrmals bei Konzerten im Schlachthof in München und der Batschkapp in Frankfurt und hatte zu den Musikern noch lange Kontakt. Hermann Brood starb am 11. Juli 2001 durch einen Sprung von Dach des Amsterdamer Hilton. Ein Rock ´n Roll Junkie war tot.
2 Teil folgt
Review : Fernandes 62er Strat The Revival (Baujahr 77/78)
Vorwort und Nachtrag: Dieser Beitrag sollte eigentlich ein ganz normales Review werden. Was daraus wurde, ich weiß nicht wie ich es nennen soll. ES hat sich selbst geschrieben. Als ich anfing, sagte ich zu meiner Frau, dass ich nur schnell ein paar Zeilen über meine Fernandes Strat schreiben wolle und als ich dann das Wort Fakten vor mir auf dem Monitor sah, wusste ich, dass ich über diese Gitarre keine Fakten mehr hatte, sondern nur eine Geschichte. Sie ist faktisch eine ganz normale Strat wie es sie tausendfach gibt, sie wurde von keinem berühmten Masterbuilder gebaut, sondern von einem unbekannten japanischen Handwerker der inzwischen selbst im Ruhestand ist. Das einzige was sie für mich einzigartig macht, ist ihre Geschichte und die Tatsache, dass es meine Strat ist und das seit dreißig Jahren. Wer also hier einen Bericht über ein bestimmtes Stratmodell, oder japanische Gitarren in den 70er Jahren erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein und ist besser beraten, sich über einschlägige Fachmagazine zu informieren. Diese Geschichte hat weder einen Anspruch auf historische Genauigkeit noch enthält sie irgendwelche Neuigkeiten, sie ist eine schlicht erzählte Geschichte, wie ich sie in Erinnerung habe.
Allgemeines: Ich weiß, dass es Leute gibt, die der Meinung sind, gute Gitarren können nur aus den USA kommen. Das ist natürlich großer Unsinn. Da und dort gibt es gute und schlechte Instrumente. Und es gab Zeiten, da wurde von jeder Lieferung bis zu einem Viertel aller USA Strats wegen Qualitätsmängel zum Vertrieb zurück geschickt. Das war vor allen Dingen in der Zeit, als CBS meinte, man müsse aus Kostengründen eine Schraube einsparen, was zumindest den Vorteil hatte, dass man seinen Tremolohebel Zuhause vergessen konnte, man benutzte stattdessen einfach den Hals. Auch andere Änderungen, wie die Vergrößerung der Kopfplatte, die schlechte Fertigungsqualität bei den Fräsarbeiten an der Halstasche, sowie die Verwendung von billigem Spulendraht für die Tonabnehmer sind nur einige Bespiele dafür, wie eine ursprünglich perfekte Gitarre zum Massenprodukt gemacht wurde. Die Wahrheit ist, und darüber lässt sich wirklich nicht diskutieren, dass die Gitarren der Firma Fender in den Jahren 1968 bis Anfang der 80er die schrottigsten waren, die man für (viel) Geld bekommen konnte. In den ersten drei Jahren nach der Übernahme wurden noch alte Restbestände verkauft, aber zumindest zu der Zeit, ab der die Stratocaster zur Jeder hat ´ne Strat Klampfe, die am besten in jedem Wal-Markt zu finden sein sollte, verkam, versuchte jeder vernünftige Gitarrist sich entweder auf dem durchaus noch gut sortierten Gebrauchtmarkt, für verhältnismäßig kleines Geld, eine Alte zu besorgen, oder er sah sich einfach anderswo um. Heute wird für diese Gitarren wieder viel Geld bezahlt, die Gründe können nur nostalgischen Charakter haben. Das wurde Anfang der Achtziger Jahre etwas besser und änderte sich dann völlig, als CBS 1985 beschloss, sich wieder ausschließlich den so genannten leichten Medien zuzuwenden und die Firma an ein paar Fenderleute und Investoren unter William Schulz zu verkauften. Und während die einen sich noch den Kopf zerbrachen, wo denn nun der Grund für die plötzlichen Umsatzeinbussen zu suchen sei, erkannten einige pfiffige Asiaten die Zeichen der Zeit, setzen sich ans Reis(s)brett und kopierten einfach die gute alte Zeit, als alles noch cool und easy war. Der Rest ist Geschichte. Aus dieser Zeit ist diese Fernandes 62er Strat The Revival die damals in den Fuji Gen Gakki Werken gebaut wurde, während sich andere Kollegen der gleichen Company unter dem Namen Burny zusammen mit Tokai, mit ihren Super Grade und Love Rock Modellen, über die Absatzschwierigkeiten ihrer amerikanische Konkurrenten aus Kalamazoo Michigan Gedanken machten. Da ich aber weder US Patriot noch Snob bin, habe ich mich immer am Besten aus beiden Welten bedient und davon will ich hier berichten.
Doch zuerst noch diese kleine Anekdote: Ich war gerade 16, als ich Mitte der 70er Jahre in einem großen Münchner Musikgeschäft in Ausbildung war, als an einem kalten Novembermorgen ein junger Mann in den Laden kam. Er erklärte, in einem etwas holperigen Englisch, dass er aus der Tschechoslowakei komme, nur für ein paar Tage in München sei und einen Verstärker mit nach Hause nehmen wolle, da das Angebot hinter dem Eisernen Vorhang doch recht mager sei. Was er daraufhin aus seinem Koffer, oder besser gesagt Karton holte, war wirklich nicht das, was man sich in einschlägigen Kreisen unter einer coolen E-Gitarre vorstellt. Er hatte nämlich einen telecaster-ähnlichen Hals auf einen lespaul-ähnlichen Body geleimt, die Saiten, die um Mechaniken von vier verschiedenen Herstellern gewickelt waren, endeten in einem uralten Gretsch Bigsby und ich bin mir sicher, dass einiges der Elektrik (zumindest der ein oder andere Schalter) aus einem sowjetischen Radio oder Funkgerät stammte. Bei den Tonabnehmern handelte es sich um einen OBL aus einer Honner Gitarr, wie er stolz erklärte, und zwei mit Klebeband zusammen gebündelten Singlecoils unbekannter Herkunft. Kurzum, das war das hässlichste Teil, das ich jemals in meinem Leben gesehen hatte. Inzwischen waren schon einige Verkäufer und Kunden zusammengekommen und beobachteten den Mann mit einer Mischung aus Verlegenheit, Belustigung und Neugier. Er schien sich jedoch nicht weiter daran zu stören und hatte sich nach prüfendem Blick in einen älteren Vox AC 30 gestöpselt.
Die folgenden 10 Minuten aber, sollte ich allerdings nie vergessen. Innerhalb weniger Sekunden hatte er die Saiten gestimmt, seine Einstellungen im Vox gefunden und spielte einen derartig abgefahrenen Blues, wie ich ihn nie wieder gehört habe.
Ein völlig abgedrehtes Medley aus Jimi H., Jeff Beck, Lee Hooker und weiß der Teufel für Sachen, in einem Wahnsinnstempo und Feeling. Zu unser aller Erstaunen hatte er sogar ein Fuzz in seine Gitarre verbaut und das in Zeiten, in denen nicht einmal die Besatzung der USS Enterprise an solche Gimmicks geglaubt hätte. Der Spuk verschwand so schnell wie er gekommen war, er lehnte das Angebot unseres Geschäftsführers, dieses Ding gegen eine Gitarre im mittleren Preissegment zu tauschen, höflich aber bestimmt ab und verschwand, nachdem er sich lobend über den Vox geäußert hatte, mit einer Entschuldigung über seine finanziellen Unpässlichkeiten im Novembernebel.
An diesem Morgen begann ich zum ersten Mal über die Bedeutung der Worte Bescheidenheit, und Understatement nachzudenken. Aber was hat diese Geschichte mit meinem Bericht zu tun? Gar nichts, sie fällt mir einfach nur manchmal ein. Wenn wieder mal über die ganzen tollen Custom Shop Sachen schwadroniert wird und darüber, dass was richtig Gutes sowie nun mal erst ab 3000 Flocken zu kriegen ist. Man muss nicht unbedingt auf der Lohnliste von einem John English oder Todd Krause stehen, um eine vernünftige Gitarre zu bekommen, wobei man sagen muss, dass die Jungs wirklich einen guten Job machen. Bei Identitäten sollte man immer auf die Eigene achten. Außerdem möchte ich niemals auf einer Gitarre spielen, auf den der Name eines Kollegen steht. Bestimmt nicht um Rock ´n Roll zu spielen. Als ich vor ein paar Monaten hier in Berlin auf einem Konzert von Monte Montgormery war, der drei Stunden lang mit seiner alten, zerschossenen Akustikklampfe gezeigt hat, dass man auch damit rocken kann und ihn das Guitar Player Magazin nicht umsonst zu den Top 50 Greatest Guitarists Of All The Time gewählt hat, musste ich auch an diese jungen Tschechen denken und wie wenig man eigentlich braucht um gute Musik zu machen.
Die Gitarre: Ja, wie soll ich diese Gitarre beschreiben, sie ist seit vielen Jahren mein Instrument und hat schon viele Kollegen und Kolleginnen kommen und gehen sehn´, von einigen hat sie etwas behalten, anderen hat sie etwas mitgegeben, immer mit dem Hintergrund, das ihr dieses Schicksal ganz gewiss erspart bleibt. Äußerlich und innerlich hat sie sich oft verändert, um mir zu gefallen, um Trends zu folgen und sich dann doch wieder auf das Wesentliche zu beschränken. Ich habe sie nie schlecht behandelt und obwohl sie mir durch viele Städte und Clubs gefolgt ist, kann ich bis heute keine wesentlichen Dings, Dongs oder Kratzer. Jetzt, wo sie die 30 überschritten hat ist sie so fit wie nie zuvor. Und es wird wirklich langsam Zeit ihr ein paar Zeilen zu widmen.
Die Fakten heute:
6 Saiten
6 stimmfeste Gotho Mechaniken
Body, zweiteilig Erle, mattschwarz Lacquer Nitro Finish
Hals, Stauffer Neck MN 25.5 Mensur 648 mm
Sattel 41 mm gutes C Sharpe
Fender Strat CS Pro Rollensattel
Frets: 22 Neusilberbünde, eingemessen im Plekhaus Berlin
3-lagiges weises Pickguard
5 Wegeschalter, 1 x Volume, 1 x Midboost, 1 x Balance
Hals- und Mittelpickup 69er CS Abigail Ybara (sounds like a smoker)
Bridgepickup DiMarzio DP 187 W Cruiser Bridge
Japanisches Fender Type Vintage Temolo
Und so sah sie damals aus: Nach einiger Sucherei im Netz, habe ich dieses edle Bild von meinem Modell gefunden:
http://1.bp.blogspot.com/_mo0KuFyYn...lpojk/s1600-h/Fernandes+Stratocaster+pink.JPG
Gut, meine war in einem soften Babygrün surf green lackiert und erinnerte mich farblich stark an die Badezimmerfliesen meiner Großtante. Aber ansonsten handelt es sich um das gleiche Modell, dass ich im August ´78, in tadellosem Zustand und leicht gebraucht, erwarb.
Die erste Begegnung: Gefunden haben wir uns eher zufällig. Es war vor vielen Jahren an einem fürchterlich heißen Augusttag. Ich wollte an diesem Tag alles andere als eine Gitarre erstehen. Ich war eher auf der Suche nach einen kühlen Plätzchen am Wasser und da der Music Shop sowieso auf meinem Weg lag, machte ich einen kleinen Abstecher um mich noch mit diversem Kleinkram zu versorgen. Der Laden, der zu dieser Zeit u. a. den Deutschlandvertrieb für einen großen amerikanischen Gitarrenbauer aus Michigan hatte, lag damals in einer kleinen Seitenstrasse in München-Schwabing und hatte im hinteren Teil eine kleine Ecke wo die Gebrauchten und die Kommissionsware stand. Anfangs fiel sie mir eigentlich gar nicht auf, ich hielt sie für eine ganz normale Strat, als mir beim näheren Hinsehen ein fremdes Decal mit der Aufschrift Fernandes The Revival ins Auge fiel.
Obwohl ich der Meinung war, so ziemlich alles Brauchbare auf dem damals noch überschaubaren Markt zu kennen, war mir diese Firma völlig fremd. Was mich außerdem irritierte, war die Tatsache, dass die Gitarre dem Original wie ein Ei dem anderen glich, zweifellos eine 1:1 Copie eines frühen 60er Modells. Neugierig geworden nahm ich sie in die Hand, sie war angenehm leicht, Kluson Type Mechaniken, alles wie bekannt, bombenfester Hals, was damals, wie oben schon erwähnt, nicht selbstverständlich war; solide Verarbeitung.
Was mich weiter stutzig machte, war die Tatsache, dass der Shop, wie der Laden damals kurz genannt wurde, eigentlich für exklusive Ware bekannt war. Heute gehört der Laden zu einer deutschlandweiten Musikaliencompany mit fetter Internetpräsents und den üblichen Geiz-Ist-Geil-Angeboten. Also erkundigte ich mich, was es mit dieser Fernandes nun auf sich hat. Ich erhielt die kurze Antwort, dass es sich um einen Hersteller aus dem Land der aufgehenden Sonne handele und die Gitarren nur in Japan zu erhalten seien, weil es da seit einiger Zeit Schwierigkeiten und Rechtsstreitigkeiten mit dem großen Konzern gebe. Mir war das ziemlich egal, meine politische Einstellung stimmte in dieser Zeit sowieso nicht mit dem Vorgehen wirtschaftlicher Monopolisten überein und so habe ich sie zum Test mit nach Hause genommen und am nächsten Tag für 320 DM erworben, was nicht direkt billig war, wenn man bedenkt, dass das Original, neu, nur wenig mehr als das doppelte kostete und eine 68er Strat, die ja zu dieser Zeit erst 10 Jahre alt war, oft für wenig mehr als 500 über den Tisch ging. Das Wort Vintage, im Zusammenhang mit E-Gitarren war zu damals noch völlig unbekannt.
Die ersten 10 Jahre: So beruht eine gemeinsame Zeit, die jetzt schon drei Jahrzehnte andauert, wie so oft im Leben, auf einer zufälligen Begegnung, was das Sprichwort wer sucht der findet, ganz simpel widerlegt. Was mir an dem Konzept der Stratocaster schon immer gefiel war ihre durchdachte, durch einfache Bauweise bedingte Robustheit. Und hier hatten die Japaner gut aufgepasst und nicht versucht aus wirtschaftlichen Interessen Dinge zu verändern, die damals immerhin auch schon mehr als 20 Jahre Bestand hatten und sich als gut erwiesen hatten. Heute würde man never chance a runnin´ system sagen.
Das Zweite war die Tatsache die sich aus dieser einfachen Robustheit ergab: nämlich dass man diese Gitarre, mit etwas Geschick und Marterialkenntnis, dem eigenen Geschmack und Musikstil anpassen konnte, ohne etwas zu zerstören oder zu verändern, das man nicht wieder rückgängig machen konnte. Ich weiß, es gibt auch gegenteilige Beweise, aber im Großen und Ganzen war dieser Hintergrund dafür ausschlaggebend, dass ein ganzes Zeitalter davon geprägt war hat und immer noch ist: das Zeitalter der Replacementteile.
Nun, meine Fernandes Strat war eine ganz normale Stratocaster, mit einem Erlebody in den bekannten Maßen, zweiteilig mit einem moderaten Gewicht einem 21 bündigen Hals aus Ahorn und einem Griffbrett aus Rosenholz, lackiert, Bundstärken wie sie auch bei Fender in dieser Zeit üblich waren, gute greifende und stimmstabile Mechaniken der Firma Gotho und schließlich und endlich 3 Singlcoils die einen niedrigen Output haben, nix ist Reverse gewickelt, die aber trotzdem bei den üblichen Marschall, Vox und Fender Röhrencombos richtig fetzen können und den amtlichen Ton bringen, den man von so einem Instrument erwartet. Wir sind am Ende der 70er Jahre und bahnbrechende Entwicklungen, wie diese seltsamen lauten Combos die seit einiger Zeit aus Amerika eintrudelten und in den Läden für teueres Geld zu haben waren mussten erst einmal abgewartet werden. Ich spielte nun seit fast 8 Jahren Gitarre, hatte vor ungefähr einem Jahr meine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann in einem Musikladen, mit erheblicher Auswahl, abgeschlossen und meine erste Gitarre eine Fender Jaguar Bj. 68, die ich irgendwie doch sehr gerne gespielt hatte, und die eine, für diese Zeit absolut moderne Gitarre war, nämlich die einzige, auf der man auch mit parallel geschalteten Tonabnehmern out of phase spielen konnte, hatte ich gerade für 850 Mark verkauft.
Ich hatte zu dieser Zeit ein älteres Bassman Top, ein Siverface mit einem grauen grill cloth, und bei dem mir heute noch die Haare zu Berge steh´n und nicht nur die. Über den Bassman und meine damalige 2 x 12 Fender Box mit JBL silver clone Speakern klang die Fernandes Strat so richtig blusig, das Tremolo blieb, bei nicht allzu deftigen Attacken halbwegs stimmstabil, mit klaren Obertönen und schmatzenden Bässen, den Volumepoti ein bisschen zurückgedreht und schon hatte man die tollsten Cleansounds und da ich beim Spielen schon immer gerne das Volume benutze, nicht nur um die Lautstärke, sondern auch den Sound zu kontrollieren, kam mir diese Eigenschaft sehr entgegen.
Ich spielte hauptsächlich Blues, mit Vorliebe Sachen von der James Gang, Roy Buchanan, der das Spiel mit dem Volumepoti perfektionierte, Tommy Bolin, Rick Derringer und immer wieder Steve Ray Vaughan, der für mich zu dieser Zeit der Größte war. Probierte aber auch immer gerne Traditional, Delta, Bluesrock und überhaupt alles was irgendwie mit Blues zu tun hatte. Ich bin heute noch der felsenfesten Meinung, dass ein Gitarrenspieler der keinen Blues spielen kann sich niemals Rockgitarrist nennen darf, die Frage ob er sich überhaupt Gitarrist nennen darf, würde hier sicherlich den Rahmen sprengen, sollte aber unbedingt an anderer Stelle geklärt werden. Ich spielte die Fernandes Strat hauptsächlich über ein ziemlich gutes Wah Wah mit Fuzz von Schaller oder Dunlop, so eines dieser gusseisernen Ungeheuer, die man ständig mit teueren 9 Volt Batterien füttern musste und die einem unweigerlich den Fuß brachen, wenn man sie fallen lies. Die Fernandes und das Wah verstanden sich prächtig und das Fuzz war so gut, dass ich es in Zusammenarbeit mit dem Volume als Leadkanal benutzte, außerdem ließen sich durch das Wah Pedal die Obertöne super steuern, leider nicht in Stereo aber man war noch nicht so anspruchsvoll und es klang trotzdem richtig geil. Für schmalzige Cleansounds hatte ich ein Small Stone und später einen MXR 100 Phaser, wie ihn Eddy van Halen benutzte. Dann gab es noch ein uraltes Echolette Bandecho, dass ich irgendwann gegen einen Thorens Plattenspieler eingetauscht hatte, ein Boss OD-1, und als tonalen Gimmick eine Talk Box, wie sie Peter Framton seit ein paar Jahren spielte. Die ganzen Sachen funktionierten prima mit der Fernandes, nur die Pickups hatten mir manchmal ein bisschen zuwenig Fett und so begann für die Gitarre eine Metamorphose, die erst nach 30 Jahren ihr Ende nahm, aber immer schön der Reihe nach
Die handelsüblichen Fender Tonabnehmer waren meiner Meinung nach nicht so schlecht, wenn man sie über einen Marshall mit 4 x 12 Box betrieb, da ich aber immer schon ein bequemer Mensch war, der gerne mit kleinem Gepäck reist und ich in meinen Leben nie über eine 2 x 12 Zöller `raus kam, machte ich mich auf die Suche nach einem adäquaten Ersatz. Meine schlichte Gitarrensammlung bestand zu dieser Zeit aus einer schwarzen 65er Telecaster die schon bessere Zeiten gesehen hatte und die ich durch eine Art Sofortkauf vor dem sicheren Untergang bewahrt hatte, einer Gibson L6 mit Ahornhals und 6-kanalschaltung, sowie einer 12-saitigen Framus, die die Saitenlage einer E-Gitarre hatte (eine feine Gitarre), einer Ibanez Concorde Jumbo, mit der die Japaner den Amis Punkte auf dem Akustikmarkt abnehmen wollten und Last but not Least eine 56er Gibson L3 Akustikgitarre, die ich von meinem ehemaligen Arbeitgeber erworben hatte und ausschließlich zum Slide spielen benutzte. Was mir fehlte war eine Stratocaster Rock ´n Roll Maschine, wie sie der Gary (Moses Mo) Moore von Mother´s Finest bei Mickey´s Monkey spielte. Ich hatte Mother´s Finest bei einem Rockpalast Konzert in der Grugahalle gesehen und war ganz verrückt nach der Band und dem Gitarristen.
Aber der Markt hatte nix tolles an Singlcoils zu bieten und Humbucker einzubauen verbot mir der Anstand, als irgendwann Ende der 70er ein gewisser Dave Schecter zusammen mit Tom Anderson begann hochwertige Replacementteile für Teles und Strats zu bauen, um an heimischer Front der Big Company den Kampf anzusagen. Die Dinger hatten richtig fette Magnetpoles, reverse gewickelte Mitteltonabnehmer, und absolut genügend Output um gegen jede Paula anzustinken. Nachdem ich die Pickups ausführlich auf einer sündhaftteueren Schecter Gitarre ausprobiert hatte, bestellte ich das Set Monster Tone zusammen mit einem Messigsattel, den ich auf meine bevorzugte Saitenstärke 0.11 bis 0.52 einrichten lies und die Fernandes hatte ihre Jungfräulichkeit verloren. Die Schecter Monster Tone PU´s ließ ich von einem befreundeten Gitarrenbauer zusammen mit dem Messingsattel einrichten und befreite die Gitarre bei dieser Gelegenheit auch gleich von ihrem hellblauen Lack. Bei diesem Custom Modell sieht man die fetten Magnetpole der Monster Tone:
http://www.schecter.co.jp/ml/index.html
Als plötzlich wunderschönes eng gemasertes Erlenholz zum Vorschein kam, verwarf ich alle Pläne einer Farblackierung. Sie wurde schließlich mit einem dünnen, matten Klarlack, mit dem normalerweise Violinen und Cellos bearbeitet werden, mehrmals versiegelt und ich hatte endlich meinen Player. Der Unterschied war frappierend, die Strat hatte plötzlich einen enormen Zuwachs an Mitten und in den Zwischenpositionen, seit kurzem verbaute auch Fender 5 Wegeschalter in die Stratmodelle, klangen Riff aber auch Single Notes viel druckvoller. Dieser Umstand führte dazu, dass ich meine anderen Gitarren immer mehr vernachlässigte, um mich schließlich von einem Großteil meines Equipments zu trennen und im Dezember 1978 auf den Landweg in Richtung Indien aufzubrechen. 3 Tage nach meinem 18ten Geburtstag machte ich mich, begleitet von einem langjährigen Freund und meiner alten Framus, die ich später in Matras gegen diverse Gewürze eintauschte, auf den Weg. Ich sollte meine Strat erst 6 Monate später wieder sehen.
Als ich Anfang Juni 1979 wieder in Frankfurt landete, die Russen und ein gewisser Ayatholla Khomeini hatten mir inzwischen den Rückweg abgeschnitten, hatte sich die Welt verändert und ich mich auch. Diese Veränderungen waren nicht schleichend erfolgt, sie waren ganz plötzlich da. Von England aus hatte sich eine grölende Menge aus jungen, bunten und zornigen Jungs aufgemacht, um den etablierten Gitarristen zu zeigen, dass drei Akkorde in irgendeiner Reihenfolge völlig ausreichend waren. Und in Deutschland, wo Musiker hauptsächlich dadurch auffielen, dass sie sich meistens, von einigen Ausnahmen abgesehen, recht unauffällig verhielten, brach plötzlich eine Neue Welle los, die sich für hiesige Verhältnisse langsam zum Tsunami entwickelte. München war für mich plötzlich zu einem Provinznest geworden und verabschiedete mich, zusammen mit ein paar Klamotten und meiner Fernandes Strat in Richtung Hamburg um näher am Puls der Zeit zu sein. Trotz allen neuen Trends, die Stratocaster hatte Hochkonjunktur. Gallagher ohne Strat, unvorstellbar. Blackmore spielte Strat, Robin Trower hatte eine, Niels Lofgren und Eddy van Halen begannen ihre Karrieren als Stratspieler, wobei vor allen Dingen Eddy ständig daran rumbastelte und sogar Frank Zappa hatte seine SG wieder in den Koffer gepackt und spielte Stratocaster. Clapton, dessen Spiel ich seit Jahren Ton für Ton wie Muttermilch aufgesogen hatte, spielte seine Blackie. Und so spielte auch ich mich mit meiner Fernandes The Revival Strat durch die Achtziger Jahre. Und obwohl ich immer wieder mal eine Zeitlang Fender spielte; es war nur Neugierde und ich hatte zu keiner Zeit ernsthafte Ambitionen meine Fernandes gegen ein US Modell einzutauschen, aus Prestigegründen sowieso nicht. Sie hatte irgendwann Ende der Achtziger in der Frankfurter Werkstatt von Peter Coura neue und dickere Frets erhalten, hatte zwischendurch einen OBL Humbucker in Singleformat auf der Bridgeposition und ihre mittlerweile etwas ausgeleierten Kluson Types wurden gegen stimmstabilere Mechaniken der Firma Gotoh ausgetauscht. Aber im Grunde genommen hatte sich über die Jahre nichts Wesentliches geändert, schon gar nichts, was sich nicht mehr rückgängig machen lies. Trends kamen und gingen, aber meine Stratocaster schien dagegen immun zu sein.
Die Bühnenzeit und Holland: Nachdem ich mich einige Jahre im Norden herumgetrieben hatte, ich lebte inzwischen seit 2 Jahren mit meiner damaligen Frau in der Nähe von Utrecht und ein Dreigoudahoch hatte das Licht der Welt erblickte. Ich habe in dieser Zeit in Zwolle, wo ich damals in der Zweitband des belgischen Hermann Brood Gitarristen Danny Lademacher spielte, mehrmals Hermann Brood und seine damalige Frau Xandra getroffen. Ich hatte Hermann Brood bereits vor ein paar Jahren im Münchner Club Domilzil gesehen und bei dieser Gelegenheit Danny kennen gelernt, der als Gitarrist in Hermann`s Wild Romance Band spielte. Ich teilte mit Danny nicht nur die Liebe zum Bluesrock und sondern noch mehr die Liebe zu Strats, von denen er eine ganze Sammlung verschiedenster Jahrgänge hatte. Meine hat er trotzt mehrerer verlockender Angebote nie bekommen. Ich war ein großer Brood Fan und konnte aller Songs der Band im Schlaf spielen, als mich eines Nachmittags der damalige Manager der Band, Koos van Dijk anrief und mir mitteilte, dass Danny mit einer Lungenentzündung in einem Amsterdamer Krankenhaus liege, und mich bad, ihn bei drei Konzerten der Brood Band zu ersetzen. Hermann Brood hatte innerhalb kurzer Zeit sein Wild Romance Debut Album Shpritsz heraus gebracht und es ist für mich noch immer eines der besten Rock´n Roll Alben, auf alle Fälle eines der ehrlichsten. In den Jahren in Holland spielte ich in vielen niederländischen Bandsund allein aus geografischen Gründen war man am Puls von London, wo wir immer wieder wilde Wochenenden verbrachten.
Die besagten Gigs waren 3 von 5 Konzerten in Holland, mit denen die Hermann Brood Band ihr neues Album Go Nutz auf einer Promotour durch Deutschland, wo auch ein Auftritt im Rockpalast geplant war, Frankreich, Spanien, Italien und die Schweiz, einem inzwischen stattlichen Publikum vorstellen wollte. Die gesamte Tour war bereits seit Wochen restlos ausverkauft. So kamen die Fernandes und ich zu den höchsten Ehren, die uns beide im Königreich Holland ereilen konnten. Nachdem wir innerhalb weniger Tage das Setup abgestimmt hatten, folgten für mich und meine Strat drei supergeile Gigs, bei denen sich Hermann Brood nicht nur als exzentrischer Musiker sondern auch als Kumpel herausstellte. Wir waren an einem Abend in seiner Amsterdamer Wohnung, wo er uns stolz eine beeindruckende Sammlung eigener Bilder zeigte, von denen heute einige in großen holländischen Museen hängen. Danny Lademacher schuldet mir immer noch einen großen Gefallen. Ich sah Hermann Brood & His Wild Romance in den folgenden Jahren noch mehrmals bei Konzerten im Schlachthof in München und der Batschkapp in Frankfurt und hatte zu den Musikern noch lange Kontakt. Hermann Brood starb am 11. Juli 2001 durch einen Sprung von Dach des Amsterdamer Hilton. Ein Rock ´n Roll Junkie war tot.
2 Teil folgt
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