S
soga
Registrierter Benutzer
So, liebes Forum.
Ich möchte Euch hier gerne den Nachfolger des beliebten Micro Cube von Roland vorstellen, den Micro Cube RX.
Verwendungszweck
Ich war mehrere Monate auf der Suche nach einem vielseitigen Übungsamp, den ich bequem in meiner Mietswohnung spielen kann. Da ich sowohl Jazz, Blues, Rock als auch Metal spiele, sollte der kleine Brüller all diese Stile beherrschen können.
Das schrie geradezu nach Modeling. Ein einkanaliger Röhrenamp würde da genauso überfordert sein, wie eine reinrassige, zweikanalige "Transe".
Neben den Sounds war mir ebenfalls wichtig, dass der Amp einen AUX In Anschluss hat, zum Anschluss eines MP3-Players. Zum Üben zu BackingTracks enorm hilfreich. (Außerdem kann man den Amp so natürlich auch als Ghettoblaster für unterwegs nutzen.)
Der Markt gibt in diesem Segment der Übungscombos einiges her, daher war viel Testen angesagt.
Warum die Kaufentscheidung letztendlich auf den Micro Cube RX fiel, das soll der Bericht klären:
Ausstattung
Ich skizziere hier nur kurz die Features, ausführlich kann man das schließlich alles auf der Hersteller-Seite nachlesen.
Der Micro Cube RX misst ca. 30x30x20 cm. Damit ist er sehr kompakt geraten und sehr portabel. 6,5 kg sind ebenfalls sehr angenehm zu tragen.
Erste Auffälligkeit am Amp ist sicherlich zunächst die Speakerbestückung. Er hat 4 x 4" Speaker an Bord, und nicht wie üblich in dieser Kategorie, einen 6,5 oder 8 Zöller.
Nächste Besonderheit: der Amp ist in Stereo ausgeführt. (Stichwort Ghettoblaster - ein tolles Fature, um in den vollen MP3- oder CD-Genuss zu kommen).
Die Leistung beträgt 2x 2,5 Watt. Auf den ersten Blick nicht gerade viel, doch Kenner wissen, dass die Leistungsangabe nichts aussagt über das Potential eines Amp.
Der Micro Cube RX ist also ein Modeller, 6 Amp Typen gibt es, vom Roland JC-120, über einen Twin Reverb, AC30, Marshall JMP Stack, Peavey 5150 und Mesa Rectifier ist alles Namhafte im Bereich legendärer Amps mit dabei. Zusätzlich gibt es eine Akustik Simulation, sowie ein Modell, das speziell für Mikrofone gilt. Ja, genau, ein Mikrofon kann man auch anschließen, allerdings nicht gleichzeitig mit der Gitarre.
Zudem gibt es zwei Effektsektionen, die parallel zu betreiben sind. Eine mit Delay und Reverb, die andere mit Chorus, Phaser, Flanger und Tremolo.
Ein Boost-Schalter ist ebenso mit an Bord, wie ein Stimmgerät und eine kleine Drummaschine. Ein ebenfalls nicht ganz alltägliches Feature in einem Amp dieser Klasse.
Auf der Rückseite gibt es die üblichen verdächtigen Anschlüsse: Line Out / Phones, Aux In (3,5mm und 6,3mm Klinke!), Footswitch, Netzanschluss.
Der Batteriebetrieb des Micro Cube RX ist ein nettes Feature, war aber kein direkter Kaufgrund. Dennoch natürlich vorteilhaft für das mucken unterwegs.
Optik
Die 4 kleinen Lautsprecher sind schon ein echter Hingucker, wie sie dort hinter dem stabilen Metallgitter des Verstärkers hervorschauen. Alle Seiten des Würfels sind mit stabilem Kantenschutz aus Kunststoff versehen, alle Knöpfe und Regler sind von oben zugänglich.
Der Roland wirkt auf mich sehr wertig. Die Regler sind recht groß, machen einen sehr stabilen Eindruck und lassen sich mit einem angenehmen Widerstand drehen.
Etwas irritiert bin ich über den Tragegurt, der statt eines üblichen Tragegriffes befestigt ist, bzw. eingehakt werden muss. Zum Umhängen über die Schulter ist der Gurt zu kurz, für ein komfortables und schnelles Umstellen des Amps ist er zu lang.
Klang
Genug des Vorgeplänkels - Gitarre einstöpseln (in meinem Fall eine BC Rich Virgin mit 2 Humbuckern), 3-Band EQs auf Mittelstellung gedreht, Lautstärke langsam hochfahren und hören was kommt.
Acoustic Sim
Der erste Modus ist der Acoustic Simulator.
Hmm, Ernüchterung macht sich zunächst breit. Eine Akustikgitarre hört sich irgendwie anders an. Selbst mit viel gutem Willen würde hier kein Mensch auf die Idee kommen, eine Akustische herauszuhören. Nun gut, mit einer Humbucker Gitarre wird die Sache auch etwas erschwert, aber auch die diesbezüglichen Hinweise in der Anleitung, in diesem Fall den Bass und die Mitten rauszunehmen, helfen nicht. Es ist einfach ein recht dünner Clean Sound mit viel Mittenpräsenz.
Ein nettgemeintes Feature, das für mein Dafürhalten jedoch nichts bringt. Springen wir schnell zum nächsten Modus.
JC Clean
Hier haben wir es mit der Simulation des Roland JC-120 zu tun. Clean, clean und nochmals clean soll er sein. Und das ist er auch.
Ein sehr neutraler und ausgeglichener Sound. Ich spiele ein wenig mit den EQs und bin erstaunt, wie effektiv diese arbeiten. Nachdem ich im Vorfeld einige andere Übungsamps getestet hatte, u.a. den VOX DA5, war ich enttäuscht von dem schlechten EQ, der dort ja nur aus einem Tone Regler besteht. Ganz anders beim Roland. Hier hat man enorm viele Möglichkeiten den Sound zu beeinflussen.
Der typische JC Sound bietet eine gute Grundlage für Effekte, Zeit für mich also, einmal die Effektsektion zu bedienen. Probieren wir den Chorus. Wie beim großen Vorbild, kommt dieser ebenfalls in Stereo daher, d.h. ein Boxenpaar gibt das Original aus, das andere Paar das veränderte Signal. Ein toller, sehr spaciger Klang. Roland/Boss typisch haben die Effekte allesamt eine hohe Qualität, das gilt für den Flanger, ebenso wie den Phaser, das Delay und das Tremolo.
Der simulierte Federhall erreicht diese Qualität meiner Meinung leider nicht ganz. Dennoch ist er absolut tauglich und keineswegs schlecht klingend.
Black Panel
Der Black Panel Modus soll einen Fender Twin Reverb simulieren. Um es vorwegzunehmen, dieser Modus ist mein absoluter Favorit.
Ein solch butterweiches Bassfundament habe ich diesem Zwerg nicht zugetraut. Von allen getesteten Amps dieser Klasse (VOX DA5, Roland Cube20x, etc.) gibt es hier den voluminösesten Sound.
Im Vorhinein hatte ich hier die größte Skepsis - so ein kleiner Amp kann einfach kein Bassfundament liefern. Der Micro Cube RX liefert den Gegenbeweis.
Dennoch, und das ist für mich, der im Proberaum Halfstacks und den Sound des Fender Blues Deluxe gewohnt ist, sehr gewöhnugsbedürftig - die Mitten sind sehr stark ausgeprägt. Und das gilt für alle Modi. In keiner Einstellung drehe ich sie mehr als bis zur Hälfte, ansonsten klingt es schnell "boxy". Man hat halt doch nur einen 30x30cm Zwerg vor sich und kein 12 Zöller!
Und um das geschilderte Bass Fundament zu erzielen, muss man den Bass EQ auch herzhaft einsetzen, sprich erst ab Stufe 6 (von 10) wird es fett. Dies ist freilich nicht als Makel zu verstehen, nur als Hinweis.
Brit Combo
Was anderes als ein VOX AC30 könnte sich hinter dieser Bezeichnung verbergen?
Eine Spur rotziger als bei den anderen Kandidaten geht es demnach hier zur Sache.
An dieser Stelle sei auch zum ersten Mal der Boost Schalter erwähnt, der jedem Kanal noch einmal eine neue Note verleiht. Während der Boost dem JC und dem Twin ein wenig mehr Schärfe verleiht, so spendiert er dem AC30 eine gehörge Portion Overdrive, mit sehr viel Fuzz-ähnlichem Sound. Eine sehr interessante Note.
Classic Stack
Der erste von drei Stack-Modi. Der Classic simuliert den Marshall JMP1987. Klassische rockige Overdrive Sounds sind hier also zu erwarten. Man hört deutliche Klangunterschiede zum verzerrten AC30 Sound. Der Classic simuliert den Klang einer 4x12 Box deutlich anders als bei einem Combo wie den AC30, wesentlich offener in der Klanggestaltung mit mehr Luft. Von Crunch bis Hardrock ist in diesem Modus alles drin.
Metal Stack
Der Metal Stack simuliert den Peavey EVH5150, also das typische Metal Brett. Die Zerre ist gut gelungen, obwohl Hi Gain mit einem Übungscombo natürlich immer eine brenzlige Angelegenheit ist, da ein durchsetzungsfähiger und druckvoller Sound nun einmal viel Luft bewegen muss, was bei der Größe des Roland nicht leicht ist.
Aber das meistert der Kleine sehr gut.
R-Fier
Noch besser als beim Metal Stack schafft es der Roland meiner Meinng nach beim R-Fier, also der Simulation des Mesa Boogie Rectifier. Ein sehr moderner, Ultra Hi Gain Sound, der mit Hilfe der EQs und dem Boost Schalter ein wahres Shredder Gesäge abliefert, das ich bei keinem anderen Mini Amp bisher gehört habe. Nach dem Black Panel mein Lieblingsmodus.
MIC
Am Schluss gibt es den Mikrofon-Modus. Diesen sollte man unbedingt mit gedrücktem Boost benutzen, ohne ihn klingt die Stimme arg nach Pappkarton, mit Boost ist das alles sehr ordentlich. Da ich den Amp allerdings ohnehin wohl so gut wie nie als Mikro Amp benutzen werde, ist dieser Modus eh nicht so relevant.
Rhythm Guide
Mit an Bord ist ein Drumcomputer, der so genannte Rhythm Guide.
Hier stehen einem 10 Stile zur Verfügung, von Rock, über Blues, Jazz, Latin bis Dance.
Jeder Stil hat drei Variationen, die mittels des "Variation" Knopfes betätigt werden. Welche Variation gerade aktiv ist, zeigt eine kleine LED. Leuchtet sie nicht, ist Var. 1 aktiv, leuchtet sie grün, 2, leuchtet sie rot, 3.
Zusätzlich gibt es eine Metronom Funktion, wo man also nur Klicks hört statt eines Rhythmus. Hier stehen ein 4er, ein 3er und ein 2er zur Verfügung.
Das Tempo lässt sich ausschließlich mit einem Tap Taster einstellen. Das ist mitunter leider etwas ungenau, wenn man auf exakte Tempovorgaben angewiesen ist.
Zudem ist es auch sehr irritierend in einem bestehenden Beat ein neues Tempo einzutappen. Man ist irgendwie automatisch gedrillt sich dem aktuellem Tempo anzupassen. Glücklicherweise lässt sich das Tempo auch bei ausgeschaltetem Rhythm Guide eintappen. Eine große Erleichterung!
Noch ein Satz zum Sound des Rhythm Guide. Wer noch den Schlagzeug Sound aus den klobigen braunen Wohnzimmer-Orgeln der 80er Jahre kennt, der weiß wie der Rhythm Guide des Roland klingt - ziemlich bescheiden. Naja zum Üben reicht es allemal, und die programmierten Stile decken wirklich viel ab und erfüllen alle Zwecke.
Allgemeines
Die 2x2,5 Watt erweisen sich als verdammt laut. Der Amp erwacht bei Stufe 1 zum Leben und drückt unter einer Metal Einstellung bereits bei Stufe 2,5 mächtig auf die Ohren. Bis Stufe 10 habe ich ihn daher noch nicht ausgefahren, das würden mir meine Nachbarn sicher übel nehmen.
Der Amp ist sehr solide gebaut, dennoch kann er sich bei einem lauten und bassigen Sound eines leichten mechanischen Schnarrens nicht erwehren. Irgendwo liegen halt die Grenzen. Das ist jedoch nicht tragisch, der Sound an sich ist auch laut sehr klar und druckvoll.
Auffällig ist das Masse-Brumm-Phänomen. Liegen die Hände nicht auf den Saiten, kann es zu intervallischen Impulsen und Geräuschen kommen, die zwar sehr leise sind, aber durchaus hörbar.
Ganz erstaunlich gut arbeitet das eingebaute Noise-Gate, das zwar im Handbuch nicht erwähnt wird, aber eindeutig vorhanden ist. Selbst auf voller Lautstärke im Rectifier Modus rauscht nichts, geschweige denn irgendein anderer Laut kommt aus den Boxen beim Nichtspielen. Das Noise Gate setzt langsam sukzessiv ein, so dass es während des Spielens nicht stört und gewolltes Feedback oder kurze Pausen nicht sofort kappt.
Einen letzten Punkt will ich noch kurz anmerken: Beim Batteriebetrieb kommen AA Batterien zum Einsatz, die wesentlich gängiger sind als die sonst dicken und klobigen GhettoBlaster Batterien.
Fazit
Die lange Suche nach einem flexiblen, gutklingenden Übungsamp, der auch in der Lage ist MP3-Player zu verarbeiten, zudem in Stereo daherkommt und diverse Effekte an Bord hat, ist erfolgreich verlaufen.
Der Micro Cube RX erfüllt alle meine Erwartungen.
Mit 199 Euro liegt er als reiner Übungsamp zwar preislich sicherlich an der Obergrenze, das Geld ist er jedoch auf jeden Fall wer.
+ vielseitiges, gut klingendes Modeling
+ Druckvoller und erwachsener Klang
+ zwei separate Effektsektionen
+ Qualität der Effekte
+ Drumcomputer mit 33 Beats
+ Stereo-Funktion
- Unhandlicher Trageriemen
- Schlechter Sound des Rhythm Guide
- Tempo nur mit Tap Taster einzustellen
- Qualität der Acoustic Sim
Ich möchte Euch hier gerne den Nachfolger des beliebten Micro Cube von Roland vorstellen, den Micro Cube RX.
Verwendungszweck
Ich war mehrere Monate auf der Suche nach einem vielseitigen Übungsamp, den ich bequem in meiner Mietswohnung spielen kann. Da ich sowohl Jazz, Blues, Rock als auch Metal spiele, sollte der kleine Brüller all diese Stile beherrschen können.
Das schrie geradezu nach Modeling. Ein einkanaliger Röhrenamp würde da genauso überfordert sein, wie eine reinrassige, zweikanalige "Transe".
Neben den Sounds war mir ebenfalls wichtig, dass der Amp einen AUX In Anschluss hat, zum Anschluss eines MP3-Players. Zum Üben zu BackingTracks enorm hilfreich. (Außerdem kann man den Amp so natürlich auch als Ghettoblaster für unterwegs nutzen.)
Der Markt gibt in diesem Segment der Übungscombos einiges her, daher war viel Testen angesagt.
Warum die Kaufentscheidung letztendlich auf den Micro Cube RX fiel, das soll der Bericht klären:
Ausstattung
Ich skizziere hier nur kurz die Features, ausführlich kann man das schließlich alles auf der Hersteller-Seite nachlesen.
Der Micro Cube RX misst ca. 30x30x20 cm. Damit ist er sehr kompakt geraten und sehr portabel. 6,5 kg sind ebenfalls sehr angenehm zu tragen.
Erste Auffälligkeit am Amp ist sicherlich zunächst die Speakerbestückung. Er hat 4 x 4" Speaker an Bord, und nicht wie üblich in dieser Kategorie, einen 6,5 oder 8 Zöller.
Nächste Besonderheit: der Amp ist in Stereo ausgeführt. (Stichwort Ghettoblaster - ein tolles Fature, um in den vollen MP3- oder CD-Genuss zu kommen).
Die Leistung beträgt 2x 2,5 Watt. Auf den ersten Blick nicht gerade viel, doch Kenner wissen, dass die Leistungsangabe nichts aussagt über das Potential eines Amp.
Der Micro Cube RX ist also ein Modeller, 6 Amp Typen gibt es, vom Roland JC-120, über einen Twin Reverb, AC30, Marshall JMP Stack, Peavey 5150 und Mesa Rectifier ist alles Namhafte im Bereich legendärer Amps mit dabei. Zusätzlich gibt es eine Akustik Simulation, sowie ein Modell, das speziell für Mikrofone gilt. Ja, genau, ein Mikrofon kann man auch anschließen, allerdings nicht gleichzeitig mit der Gitarre.
Zudem gibt es zwei Effektsektionen, die parallel zu betreiben sind. Eine mit Delay und Reverb, die andere mit Chorus, Phaser, Flanger und Tremolo.
Ein Boost-Schalter ist ebenso mit an Bord, wie ein Stimmgerät und eine kleine Drummaschine. Ein ebenfalls nicht ganz alltägliches Feature in einem Amp dieser Klasse.
Auf der Rückseite gibt es die üblichen verdächtigen Anschlüsse: Line Out / Phones, Aux In (3,5mm und 6,3mm Klinke!), Footswitch, Netzanschluss.
Der Batteriebetrieb des Micro Cube RX ist ein nettes Feature, war aber kein direkter Kaufgrund. Dennoch natürlich vorteilhaft für das mucken unterwegs.
Optik
Die 4 kleinen Lautsprecher sind schon ein echter Hingucker, wie sie dort hinter dem stabilen Metallgitter des Verstärkers hervorschauen. Alle Seiten des Würfels sind mit stabilem Kantenschutz aus Kunststoff versehen, alle Knöpfe und Regler sind von oben zugänglich.
Der Roland wirkt auf mich sehr wertig. Die Regler sind recht groß, machen einen sehr stabilen Eindruck und lassen sich mit einem angenehmen Widerstand drehen.
Etwas irritiert bin ich über den Tragegurt, der statt eines üblichen Tragegriffes befestigt ist, bzw. eingehakt werden muss. Zum Umhängen über die Schulter ist der Gurt zu kurz, für ein komfortables und schnelles Umstellen des Amps ist er zu lang.
Klang
Genug des Vorgeplänkels - Gitarre einstöpseln (in meinem Fall eine BC Rich Virgin mit 2 Humbuckern), 3-Band EQs auf Mittelstellung gedreht, Lautstärke langsam hochfahren und hören was kommt.
Acoustic Sim
Der erste Modus ist der Acoustic Simulator.
Hmm, Ernüchterung macht sich zunächst breit. Eine Akustikgitarre hört sich irgendwie anders an. Selbst mit viel gutem Willen würde hier kein Mensch auf die Idee kommen, eine Akustische herauszuhören. Nun gut, mit einer Humbucker Gitarre wird die Sache auch etwas erschwert, aber auch die diesbezüglichen Hinweise in der Anleitung, in diesem Fall den Bass und die Mitten rauszunehmen, helfen nicht. Es ist einfach ein recht dünner Clean Sound mit viel Mittenpräsenz.
Ein nettgemeintes Feature, das für mein Dafürhalten jedoch nichts bringt. Springen wir schnell zum nächsten Modus.
JC Clean
Hier haben wir es mit der Simulation des Roland JC-120 zu tun. Clean, clean und nochmals clean soll er sein. Und das ist er auch.
Ein sehr neutraler und ausgeglichener Sound. Ich spiele ein wenig mit den EQs und bin erstaunt, wie effektiv diese arbeiten. Nachdem ich im Vorfeld einige andere Übungsamps getestet hatte, u.a. den VOX DA5, war ich enttäuscht von dem schlechten EQ, der dort ja nur aus einem Tone Regler besteht. Ganz anders beim Roland. Hier hat man enorm viele Möglichkeiten den Sound zu beeinflussen.
Der typische JC Sound bietet eine gute Grundlage für Effekte, Zeit für mich also, einmal die Effektsektion zu bedienen. Probieren wir den Chorus. Wie beim großen Vorbild, kommt dieser ebenfalls in Stereo daher, d.h. ein Boxenpaar gibt das Original aus, das andere Paar das veränderte Signal. Ein toller, sehr spaciger Klang. Roland/Boss typisch haben die Effekte allesamt eine hohe Qualität, das gilt für den Flanger, ebenso wie den Phaser, das Delay und das Tremolo.
Der simulierte Federhall erreicht diese Qualität meiner Meinung leider nicht ganz. Dennoch ist er absolut tauglich und keineswegs schlecht klingend.
Black Panel
Der Black Panel Modus soll einen Fender Twin Reverb simulieren. Um es vorwegzunehmen, dieser Modus ist mein absoluter Favorit.
Ein solch butterweiches Bassfundament habe ich diesem Zwerg nicht zugetraut. Von allen getesteten Amps dieser Klasse (VOX DA5, Roland Cube20x, etc.) gibt es hier den voluminösesten Sound.
Im Vorhinein hatte ich hier die größte Skepsis - so ein kleiner Amp kann einfach kein Bassfundament liefern. Der Micro Cube RX liefert den Gegenbeweis.
Dennoch, und das ist für mich, der im Proberaum Halfstacks und den Sound des Fender Blues Deluxe gewohnt ist, sehr gewöhnugsbedürftig - die Mitten sind sehr stark ausgeprägt. Und das gilt für alle Modi. In keiner Einstellung drehe ich sie mehr als bis zur Hälfte, ansonsten klingt es schnell "boxy". Man hat halt doch nur einen 30x30cm Zwerg vor sich und kein 12 Zöller!
Und um das geschilderte Bass Fundament zu erzielen, muss man den Bass EQ auch herzhaft einsetzen, sprich erst ab Stufe 6 (von 10) wird es fett. Dies ist freilich nicht als Makel zu verstehen, nur als Hinweis.
Brit Combo
Was anderes als ein VOX AC30 könnte sich hinter dieser Bezeichnung verbergen?
Eine Spur rotziger als bei den anderen Kandidaten geht es demnach hier zur Sache.
An dieser Stelle sei auch zum ersten Mal der Boost Schalter erwähnt, der jedem Kanal noch einmal eine neue Note verleiht. Während der Boost dem JC und dem Twin ein wenig mehr Schärfe verleiht, so spendiert er dem AC30 eine gehörge Portion Overdrive, mit sehr viel Fuzz-ähnlichem Sound. Eine sehr interessante Note.
Classic Stack
Der erste von drei Stack-Modi. Der Classic simuliert den Marshall JMP1987. Klassische rockige Overdrive Sounds sind hier also zu erwarten. Man hört deutliche Klangunterschiede zum verzerrten AC30 Sound. Der Classic simuliert den Klang einer 4x12 Box deutlich anders als bei einem Combo wie den AC30, wesentlich offener in der Klanggestaltung mit mehr Luft. Von Crunch bis Hardrock ist in diesem Modus alles drin.
Metal Stack
Der Metal Stack simuliert den Peavey EVH5150, also das typische Metal Brett. Die Zerre ist gut gelungen, obwohl Hi Gain mit einem Übungscombo natürlich immer eine brenzlige Angelegenheit ist, da ein durchsetzungsfähiger und druckvoller Sound nun einmal viel Luft bewegen muss, was bei der Größe des Roland nicht leicht ist.
Aber das meistert der Kleine sehr gut.
R-Fier
Noch besser als beim Metal Stack schafft es der Roland meiner Meinng nach beim R-Fier, also der Simulation des Mesa Boogie Rectifier. Ein sehr moderner, Ultra Hi Gain Sound, der mit Hilfe der EQs und dem Boost Schalter ein wahres Shredder Gesäge abliefert, das ich bei keinem anderen Mini Amp bisher gehört habe. Nach dem Black Panel mein Lieblingsmodus.
MIC
Am Schluss gibt es den Mikrofon-Modus. Diesen sollte man unbedingt mit gedrücktem Boost benutzen, ohne ihn klingt die Stimme arg nach Pappkarton, mit Boost ist das alles sehr ordentlich. Da ich den Amp allerdings ohnehin wohl so gut wie nie als Mikro Amp benutzen werde, ist dieser Modus eh nicht so relevant.
Rhythm Guide
Mit an Bord ist ein Drumcomputer, der so genannte Rhythm Guide.
Hier stehen einem 10 Stile zur Verfügung, von Rock, über Blues, Jazz, Latin bis Dance.
Jeder Stil hat drei Variationen, die mittels des "Variation" Knopfes betätigt werden. Welche Variation gerade aktiv ist, zeigt eine kleine LED. Leuchtet sie nicht, ist Var. 1 aktiv, leuchtet sie grün, 2, leuchtet sie rot, 3.
Zusätzlich gibt es eine Metronom Funktion, wo man also nur Klicks hört statt eines Rhythmus. Hier stehen ein 4er, ein 3er und ein 2er zur Verfügung.
Das Tempo lässt sich ausschließlich mit einem Tap Taster einstellen. Das ist mitunter leider etwas ungenau, wenn man auf exakte Tempovorgaben angewiesen ist.
Zudem ist es auch sehr irritierend in einem bestehenden Beat ein neues Tempo einzutappen. Man ist irgendwie automatisch gedrillt sich dem aktuellem Tempo anzupassen. Glücklicherweise lässt sich das Tempo auch bei ausgeschaltetem Rhythm Guide eintappen. Eine große Erleichterung!
Noch ein Satz zum Sound des Rhythm Guide. Wer noch den Schlagzeug Sound aus den klobigen braunen Wohnzimmer-Orgeln der 80er Jahre kennt, der weiß wie der Rhythm Guide des Roland klingt - ziemlich bescheiden. Naja zum Üben reicht es allemal, und die programmierten Stile decken wirklich viel ab und erfüllen alle Zwecke.
Allgemeines
Die 2x2,5 Watt erweisen sich als verdammt laut. Der Amp erwacht bei Stufe 1 zum Leben und drückt unter einer Metal Einstellung bereits bei Stufe 2,5 mächtig auf die Ohren. Bis Stufe 10 habe ich ihn daher noch nicht ausgefahren, das würden mir meine Nachbarn sicher übel nehmen.
Der Amp ist sehr solide gebaut, dennoch kann er sich bei einem lauten und bassigen Sound eines leichten mechanischen Schnarrens nicht erwehren. Irgendwo liegen halt die Grenzen. Das ist jedoch nicht tragisch, der Sound an sich ist auch laut sehr klar und druckvoll.
Auffällig ist das Masse-Brumm-Phänomen. Liegen die Hände nicht auf den Saiten, kann es zu intervallischen Impulsen und Geräuschen kommen, die zwar sehr leise sind, aber durchaus hörbar.
Ganz erstaunlich gut arbeitet das eingebaute Noise-Gate, das zwar im Handbuch nicht erwähnt wird, aber eindeutig vorhanden ist. Selbst auf voller Lautstärke im Rectifier Modus rauscht nichts, geschweige denn irgendein anderer Laut kommt aus den Boxen beim Nichtspielen. Das Noise Gate setzt langsam sukzessiv ein, so dass es während des Spielens nicht stört und gewolltes Feedback oder kurze Pausen nicht sofort kappt.
Einen letzten Punkt will ich noch kurz anmerken: Beim Batteriebetrieb kommen AA Batterien zum Einsatz, die wesentlich gängiger sind als die sonst dicken und klobigen GhettoBlaster Batterien.
Fazit
Die lange Suche nach einem flexiblen, gutklingenden Übungsamp, der auch in der Lage ist MP3-Player zu verarbeiten, zudem in Stereo daherkommt und diverse Effekte an Bord hat, ist erfolgreich verlaufen.
Der Micro Cube RX erfüllt alle meine Erwartungen.
Mit 199 Euro liegt er als reiner Übungsamp zwar preislich sicherlich an der Obergrenze, das Geld ist er jedoch auf jeden Fall wer.
+ vielseitiges, gut klingendes Modeling
+ Druckvoller und erwachsener Klang
+ zwei separate Effektsektionen
+ Qualität der Effekte
+ Drumcomputer mit 33 Beats
+ Stereo-Funktion
- Unhandlicher Trageriemen
- Schlechter Sound des Rhythm Guide
- Tempo nur mit Tap Taster einzustellen
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