Rockin'Daddy
Mod Emeritus
Guten Morgen, liebe Forengemeinde!
Zur Einführung möchte ich gleich betonen, daß es sich hier nicht um einen DIY-Kurs zur Installation des Bigsby's handelt, sondern ausschließlich um meine subjektive Meinung bezüglich
Preis/Leistung und Aufwand Montage/Zweck/Nutzen.
Ganz besonders aber auch meine deutliche Kritik an einigen Stellen.
Warum ein Bigsby auf einer Telecaster?
Prinzipiell bin ich eher der weniger ist mehr-Gitarrist. Ich benötige keine Unmengen Effekte, Midi-Steuerung und kein Coil-Splitting etc.
Je mehr Technik mich beim Spielen ablenkt, desto eher neige ich zur Schludrigkeit und Fehlern. Am liebsten ist mir eine simple Gitarre und ein Amp mit den aller notwendigsten Funktionen.
Schließlich mache ich auch nur Rockabilly/Psychobilly/Hillbilly/Country-Musik und keinen Top 40 Cover-Rock.
Gerade in meiner Musik ist die Spieltechnik ausschlaggebender als jeder Boutique-Fußtreter oder Modelling-Amp leisten könnte.
Nun liegt aber gerade in meiner autistisch authentischen Einstellung zur Gitarre der Hund begraben.
Das Bigsby kam in seiner endgültigen Fassung erstmals 1947 auf den Markt, um es Gitarristen zu ermöglichen, den damals so beliebten Lap Steel-Sound auch auf der Gitarre zu imitieren. Demnach besaßen also die meisten meiner Guitar-Heroes aus den 50er Jahren eine Klampfe mit diesem Metallungetüm auf dem Korpus.
Und der Sound der Bigsby's hat etliche Gitarristen aus dieser Ära unvergesslich gemacht.
Aber der simpelste Grund, warum ich ein Bigsby auf meiner Tele haben wollte war, daß alle meine Gitarren damit bestückt sind und ich permanent damit arbeite ;-P
(...Gott, endlich kommt der Kerl mal zum Punkt.....)
Der Kauf
Ich bin wirklich vorsichtig, was Bestellungen in den USA angeht. Ich habe da schon die unmöglichsten Dinge erlebt. Teils durch den Verkäufer verschuldet, teilweise hat mir der Zoll hier in Berlin auch den letzten Nerv geraubt.
In diesem Fall jedoch erschien mir das Risiko überschaubar und die Kostenersparnis mehr als lecker.
Beim großen T kostet dieses Bigsby 198,- Euro
https://www.thomann.de/de/bigsby_bigsby_tele_vibrato_kit_b5.htm
In den Staaten durchweg um die 150 Dollar.
Inklusive Versand, PayPal und Zollgebühren habe ich letztendlich 144,85 Euro für das Set bezahlt.
Bleibt noch ordentlich Geld für's Proberaumbier, gelle?
Wer also den Gang zum Zoll (in diesem Fall übrigens völlig problemlos) und die Lieferzeit von ca. 8 Tagen ertragen kann, dürfte hier mal eben über 25% sparen.
Der erste Eindruck
Das Bigsby kommt in einer stabilen und verschachtelten Kartonverpackung, um die gut verpackten und hochglanzpolierten Teile untereinander vor Kratzern und Beschädigungen zu schützen.
Schrauben und Federn etc. sind in separat eingeschweißten Tüten verpackt.
Das Set enthält:
-die Bridgeplate
-das fertig montierte Bigsby inkl. Vibratoarm
-die vormontierte Brücke
-zwei Buchsen zur schwimmenden Lagerung der Brücke
-die unentbehrliche Feder mit Unterlegscheibe
-4 Schrauben zur Befestigung des Vibratos
-5 Schrauben zur Befestigung der Bridgeplate
-stabiler Bindfaden zur Justierung (Zentrierung) der Hardware.
-Registrierungskarte
-Montageanleitung (in Englisch...of course...)
Macht alles einen sehr ordentlichen und wertigen Eindruck. Selbst die Schrauben sind kein Weichkäse. Die Oberflächen sind allesamt spiegelblank. Keine Gieß-Grate oder Formfehler (das war in den 90ern mal anders, da hatte die Qualität der Bauteile teilweise drastisch gelitten).
Für mich ungewöhnlich ist die frei bewegliche Niederdruckrolle. Diese ist auf einem durchgehenden Bolzen gelagert. Allerdings nicht mit Nadellagern wie bei der Führungsrolle (da muß ab und zu mal etwas Nähmaschinenöl rein, um den Verschleiß zu mindern).
Wahrscheinlich ist die Niederdruckrolle seit neustem freigängig, um die Saitenreibung bei steilen Saitenwinkeln zur Brücke zu minimieren.
Gute Idee, funktioniert sogar ganz passabel. Allerdings hätte ich eine ordentlich Lagerung mit Nadellagern lieber gesehen.
Die Montageanleitung
.kann man getrost vergessen! Wer halbwegs logisch denken kann, sollte sich das sehr schludrig geschriebene Englisch schlicht ersparen.
Weiterhin wird auf Dinge wie wie drehe ich die Schraube am leichtesten in das Holz und markieren sie die Bohrlöcher vor dem Bohren ausführlicher eingegangen, als auf wirklich wichtige Elemente wie Zentrierung der Hardware oder Massekontakt unter der Bridgeplate zu den Brückenbuchsen führen. Diese werden nämlich mit keinem Wort erwähnt. Dazu kommen wir aber später noch.
Die Montage
Unter der Voraussetzung, alle benötigten Werkzeuge sind zur Hand:
-2,5mm Bohrer
-9mm Bohrer
-Akkuschrauber/Bohrmaschine
-guter Kreuzschlitzschraubendreher mittlere Größe
-wasserlöslicher Marker mit kleiner Spitze
-Seitenschneider oder Abisolierzange (für den Massekontakt der Buchse)
-Klebeband (um die benötigte Bohrtiefe am Bohrer zu markieren)
Nicht zu vergessen:
-Geduld
-Ruhe (Kinder in den Keller sperren, Frau ab zum Shopping, wahlweise auch andersherum)
-Schachtel Fluppen
-lecker Kaffee
Ohne das benötigte Setup (Steg einstellen, neue Saiten etc.) der Gitarre habe ich ca. 1,5 Stunden reine Montagezeit benötigt. Dazu muß ich sagen, daß ich mir seeeeehr viel Zeit gelassen habe und alles dreimal geprüft und gemessen habe, bevor ich beispielsweise die Löcher markiert und gebohrt habe.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Hersteller keinerlei Hinweise auf die korrekte Platzierung und Zentrierung der Komponenten in der spärlichen Montageanleitung gibt. Und das ist der Teil, den ich persönlich am dringendsten benötigt hätte. Auf alles andere hingegen hätte ich locker verzichten können.
Bei dieser Arbeit ist kein Platz für Hektik und wird schon irgendwie passen. Jede Ungenauigkeit zahlt sich später bitter aus. Im schlimmsten Falle ist die Gitarre danach nicht mehr sauber einstell- und bespielbar.
Das Resultat
So! Neue 09-42er Saiten druff, Steg einstellen......alles fertig!
Und? Wie klingt es?
Große Enttäuschung!
Klingt irgendwie plärrig und dünn. Außerdem hab ich auf den mittleren Saiten ein unangenehmes Klirren, das ich zuerst nicht zuordnen kann.
Weiterhin springen mir die Saiten bei schnellem Fingerpicking zwischen den schmalen Kerben auf den Reitern hin und her.
Am Amp hat sich klanglich nicht viel zu vorher getan.
Eigentlich seltsam, da meine sämtlichen Klampfen durch die Montage der Bigsby's deutlich an Sound gewonnen haben.
Schlimm ist auch ein deutliches Masseproblem (Brummen), sobald ich die Saiten nicht mehr berühre. Nicht so extrem wie komplett ohne Erdung, aber deutlich vernehmbar.
Die Fehlerdiagnose
Probleme mit fehlendem Saitendruck auf den Reitern sind allen Telecaster und Jazzmaster-Usern mit Vibrato ein Begriff. Insofern habe ich fast schon mit Nachbesserungen rechnen müssen.
Der relativ flache Saitenwinkel von der Niederdruckrolle zu den Reitern übt einfach nicht genug Druck aus, um die Saiten stabil und sicher auf den Reitern zu führen.
Der fehlende Druck führt auch dazu, daß sich die Einstellschrauben der Reiter von ganz alleine lösen und nach 2 Minuten Akkorde schrammeln krumm und schief in den Gewinden sitzen.
Außerdem liegen die Saiten kurz hinter den Reitern auf dem Stegblech auf, sodass das oben beschriebene Klirren auftritt.
Wodurch diese ganze Problematik beheben?
Rüschtüsch! Reiter hoch! Anständigen Saitendruck auf die Reiter kriegen.
Nun ist das sicherlich in Grenzen machbar, wenn man mit einer Saitenlage von 2,5-3mm im 12. Bund leben kann. Kann ich aber nicht!
Ich bin es eigentlich ziemlich flach gewohnt.
Und damit meine ich nicht meine Frau.
Okay, also muß der Halswinkel verändert werden. Soll heißen:
https://www.musiker-board.de/vb/faq-workshop/286920-faq-wie-schlimm-shim.html
Allrighty then, ab zum Möbelrestaurator und Ahornfurnier in der errechneten Dicke (0,3mm) besorgt. Hat mich ein nettes Lächeln und 20 Minuten Spaziergang gekostet.
Eines vorweg. Es klappte wunderbar!
Allerdings war da ja noch das Brummproblem.....
Rein logisch gesehen müssten die Saiten ja durch die Reiterschrauben auf der Bridgeplate geerdet sein.
(Die Lagerbuchsen des Stegs berühren die geerdete Platte übrigens nicht. Die Lochausschnitte in der Platte sind größer als die Buchsen)
5 Minuten Internetrecherche brachten mich zu dem Ergebnis, daß der Steg dringend über die Buchsen zu erden ist. Die Montageanleitung im Internet beinhaltet nämlich diesen kleinen aber wichtigen Faktor. Warum die Erdung über die Reiterschrauben nicht ausreicht? Keine Ahnung!
Ebenso sind eindeutige Hinweise auf eventuelles you might have to adjust the neck angle by shimming the guitars neck to get more force on the bridge... auf der Herstellerseite zu finden.
Vielleicht sollte Bigsby seine mitgelieferten Anleitungen mal etwas updaten.
Die Reparatur
Über das shimmen brauche ich keine Worte zu verlieren. Das hat unser guter Cadfael ausführlichst und präzise beschrieben.
Da dabei der Hals demontiert wird, hatte ich somit auch wieder freien Zugriff zum Steg/Buchsen/Bridgeplate.
Also den Steg runter, die Bridgeplate wieder abschrauben und eine der Buchsen ziehen (geht mit der geeigneten Zange ganz easy).
Die reguläre interne Masseverbindung zur alten Bridgeplate war so dermaßen lang bemessen, daß ich sie problemlos 2-3cm weiter herausziehen konnte. Diese wurde dann komplett abisoliert und mit dem Ende in der offenen Buchsenbohrung versenkt.
Die gezogene Buchse wurde wieder eingeschlagen und die Platte wieder aufgeschraubt. Somit haben beide Komponenten aber sowas von Erdung.
Das Endergebnis
Der Hals-Shim brachte mir an den Reitern gute 2mm Höhe.
Einfach perfekt! Die Saiten laufen sauber von der Niederdruckrolle zu den Reitern und liegen nicht mehr auf dem Stegblech auf.
Der steilere Saitenwinkel bringt viel mehr Druck auf die Reiter. Die Saiten liegen bombenfest in den Kerben und das Bigsby funktioniert tadellos.
Auch die Einstellschrauben der Reiter sitzen jetzt unter genügend Spannung und lösen sich nicht mehr. (Werde ich aber trotzdem noch mit Schraubensicherungsmittel saven)
Akustisch ist der Sound deutlich lauter und kräftiger geworden.
Da ist es, das berühmte Schimmern in den Höhen und das Plus an Sustain durch die gewonnene Masse, wie ich es an Bigsby's so liebe.
Am Amp hat die Gitarre deutlich an Ton gewonnen. Zwar immer noch heftiger Twang, aber alles eine Spur mächtiger und breiter.
Jetzt macht mir sogar das Solieren auf dem Neck-PU richtig Spaß.
Die Funktion des Bigsby's ist wie gewohnt einwandfrei. Natürlich nichts für permanente Dive-Bombs. Das sollte wohl klar sein. Aber für stilvolles Verzieren einfach grandios.
Resümee
Das Bigsby ist eine ganz klare Bereicherung für den Ton und die Vielseitigkeit der Gitarre. Das stand allerdings auch vor der Montage schon außer Frage. Ein optisches Schmankerl ist es allemal.
Die Montage und besonders die Justierung empfand ich allein aufgrund der fehlenden Informationen seitens des Herstellers für nervig und extrem zeitaufwendig (alles in allem ca. 4 Stunden).
Eine gewisse handwerkliche Begabung sollte schon vorhanden sein und wer für seine Ungeduld berühmt ist, sollte seine Gitarre lieber in die Obhut eines Gitarren-Services seines Vertrauens geben.
Wie bereits erwähnt, ein Fehler beim Messen oder Markieren kann ratzfatz die schöne Gitte zum teuren Wandschmuck werden lassen.
Es kann also nichts schaden, sich im Internet auf verschiedenen Seiten gründlich auf die Montage vorzubereiten, wenn man sich daran wagen möchte.
Vielleicht habe ich so ein paar Leuten in der Entscheidungsfindung helfen können!
Und jetzt gehts ab inne Heia!
Good night sweethearts.....
der Oliver
Zur Einführung möchte ich gleich betonen, daß es sich hier nicht um einen DIY-Kurs zur Installation des Bigsby's handelt, sondern ausschließlich um meine subjektive Meinung bezüglich
Preis/Leistung und Aufwand Montage/Zweck/Nutzen.
Ganz besonders aber auch meine deutliche Kritik an einigen Stellen.
Warum ein Bigsby auf einer Telecaster?
Prinzipiell bin ich eher der weniger ist mehr-Gitarrist. Ich benötige keine Unmengen Effekte, Midi-Steuerung und kein Coil-Splitting etc.
Je mehr Technik mich beim Spielen ablenkt, desto eher neige ich zur Schludrigkeit und Fehlern. Am liebsten ist mir eine simple Gitarre und ein Amp mit den aller notwendigsten Funktionen.
Schließlich mache ich auch nur Rockabilly/Psychobilly/Hillbilly/Country-Musik und keinen Top 40 Cover-Rock.
Gerade in meiner Musik ist die Spieltechnik ausschlaggebender als jeder Boutique-Fußtreter oder Modelling-Amp leisten könnte.
Nun liegt aber gerade in meiner autistisch authentischen Einstellung zur Gitarre der Hund begraben.
Das Bigsby kam in seiner endgültigen Fassung erstmals 1947 auf den Markt, um es Gitarristen zu ermöglichen, den damals so beliebten Lap Steel-Sound auch auf der Gitarre zu imitieren. Demnach besaßen also die meisten meiner Guitar-Heroes aus den 50er Jahren eine Klampfe mit diesem Metallungetüm auf dem Korpus.
Und der Sound der Bigsby's hat etliche Gitarristen aus dieser Ära unvergesslich gemacht.
Aber der simpelste Grund, warum ich ein Bigsby auf meiner Tele haben wollte war, daß alle meine Gitarren damit bestückt sind und ich permanent damit arbeite ;-P
(...Gott, endlich kommt der Kerl mal zum Punkt.....)
Der Kauf
Ich bin wirklich vorsichtig, was Bestellungen in den USA angeht. Ich habe da schon die unmöglichsten Dinge erlebt. Teils durch den Verkäufer verschuldet, teilweise hat mir der Zoll hier in Berlin auch den letzten Nerv geraubt.
In diesem Fall jedoch erschien mir das Risiko überschaubar und die Kostenersparnis mehr als lecker.
Beim großen T kostet dieses Bigsby 198,- Euro
https://www.thomann.de/de/bigsby_bigsby_tele_vibrato_kit_b5.htm
In den Staaten durchweg um die 150 Dollar.
Inklusive Versand, PayPal und Zollgebühren habe ich letztendlich 144,85 Euro für das Set bezahlt.
Bleibt noch ordentlich Geld für's Proberaumbier, gelle?
Wer also den Gang zum Zoll (in diesem Fall übrigens völlig problemlos) und die Lieferzeit von ca. 8 Tagen ertragen kann, dürfte hier mal eben über 25% sparen.
Der erste Eindruck
Das Bigsby kommt in einer stabilen und verschachtelten Kartonverpackung, um die gut verpackten und hochglanzpolierten Teile untereinander vor Kratzern und Beschädigungen zu schützen.
Schrauben und Federn etc. sind in separat eingeschweißten Tüten verpackt.
Das Set enthält:
-die Bridgeplate
-das fertig montierte Bigsby inkl. Vibratoarm
-die vormontierte Brücke
-zwei Buchsen zur schwimmenden Lagerung der Brücke
-die unentbehrliche Feder mit Unterlegscheibe
-4 Schrauben zur Befestigung des Vibratos
-5 Schrauben zur Befestigung der Bridgeplate
-stabiler Bindfaden zur Justierung (Zentrierung) der Hardware.
-Registrierungskarte
-Montageanleitung (in Englisch...of course...)
Macht alles einen sehr ordentlichen und wertigen Eindruck. Selbst die Schrauben sind kein Weichkäse. Die Oberflächen sind allesamt spiegelblank. Keine Gieß-Grate oder Formfehler (das war in den 90ern mal anders, da hatte die Qualität der Bauteile teilweise drastisch gelitten).
Für mich ungewöhnlich ist die frei bewegliche Niederdruckrolle. Diese ist auf einem durchgehenden Bolzen gelagert. Allerdings nicht mit Nadellagern wie bei der Führungsrolle (da muß ab und zu mal etwas Nähmaschinenöl rein, um den Verschleiß zu mindern).
Wahrscheinlich ist die Niederdruckrolle seit neustem freigängig, um die Saitenreibung bei steilen Saitenwinkeln zur Brücke zu minimieren.
Gute Idee, funktioniert sogar ganz passabel. Allerdings hätte ich eine ordentlich Lagerung mit Nadellagern lieber gesehen.
Die Montageanleitung
.kann man getrost vergessen! Wer halbwegs logisch denken kann, sollte sich das sehr schludrig geschriebene Englisch schlicht ersparen.
Weiterhin wird auf Dinge wie wie drehe ich die Schraube am leichtesten in das Holz und markieren sie die Bohrlöcher vor dem Bohren ausführlicher eingegangen, als auf wirklich wichtige Elemente wie Zentrierung der Hardware oder Massekontakt unter der Bridgeplate zu den Brückenbuchsen führen. Diese werden nämlich mit keinem Wort erwähnt. Dazu kommen wir aber später noch.
Die Montage
Unter der Voraussetzung, alle benötigten Werkzeuge sind zur Hand:
-2,5mm Bohrer
-9mm Bohrer
-Akkuschrauber/Bohrmaschine
-guter Kreuzschlitzschraubendreher mittlere Größe
-wasserlöslicher Marker mit kleiner Spitze
-Seitenschneider oder Abisolierzange (für den Massekontakt der Buchse)
-Klebeband (um die benötigte Bohrtiefe am Bohrer zu markieren)
Nicht zu vergessen:
-Geduld
-Ruhe (Kinder in den Keller sperren, Frau ab zum Shopping, wahlweise auch andersherum)
-Schachtel Fluppen
-lecker Kaffee
Ohne das benötigte Setup (Steg einstellen, neue Saiten etc.) der Gitarre habe ich ca. 1,5 Stunden reine Montagezeit benötigt. Dazu muß ich sagen, daß ich mir seeeeehr viel Zeit gelassen habe und alles dreimal geprüft und gemessen habe, bevor ich beispielsweise die Löcher markiert und gebohrt habe.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Hersteller keinerlei Hinweise auf die korrekte Platzierung und Zentrierung der Komponenten in der spärlichen Montageanleitung gibt. Und das ist der Teil, den ich persönlich am dringendsten benötigt hätte. Auf alles andere hingegen hätte ich locker verzichten können.
Bei dieser Arbeit ist kein Platz für Hektik und wird schon irgendwie passen. Jede Ungenauigkeit zahlt sich später bitter aus. Im schlimmsten Falle ist die Gitarre danach nicht mehr sauber einstell- und bespielbar.
Das Resultat
So! Neue 09-42er Saiten druff, Steg einstellen......alles fertig!
Und? Wie klingt es?
Große Enttäuschung!
Klingt irgendwie plärrig und dünn. Außerdem hab ich auf den mittleren Saiten ein unangenehmes Klirren, das ich zuerst nicht zuordnen kann.
Weiterhin springen mir die Saiten bei schnellem Fingerpicking zwischen den schmalen Kerben auf den Reitern hin und her.
Am Amp hat sich klanglich nicht viel zu vorher getan.
Eigentlich seltsam, da meine sämtlichen Klampfen durch die Montage der Bigsby's deutlich an Sound gewonnen haben.
Schlimm ist auch ein deutliches Masseproblem (Brummen), sobald ich die Saiten nicht mehr berühre. Nicht so extrem wie komplett ohne Erdung, aber deutlich vernehmbar.
Die Fehlerdiagnose
Probleme mit fehlendem Saitendruck auf den Reitern sind allen Telecaster und Jazzmaster-Usern mit Vibrato ein Begriff. Insofern habe ich fast schon mit Nachbesserungen rechnen müssen.
Der relativ flache Saitenwinkel von der Niederdruckrolle zu den Reitern übt einfach nicht genug Druck aus, um die Saiten stabil und sicher auf den Reitern zu führen.
Der fehlende Druck führt auch dazu, daß sich die Einstellschrauben der Reiter von ganz alleine lösen und nach 2 Minuten Akkorde schrammeln krumm und schief in den Gewinden sitzen.
Außerdem liegen die Saiten kurz hinter den Reitern auf dem Stegblech auf, sodass das oben beschriebene Klirren auftritt.
Wodurch diese ganze Problematik beheben?
Rüschtüsch! Reiter hoch! Anständigen Saitendruck auf die Reiter kriegen.
Nun ist das sicherlich in Grenzen machbar, wenn man mit einer Saitenlage von 2,5-3mm im 12. Bund leben kann. Kann ich aber nicht!
Ich bin es eigentlich ziemlich flach gewohnt.
Und damit meine ich nicht meine Frau.
Okay, also muß der Halswinkel verändert werden. Soll heißen:
https://www.musiker-board.de/vb/faq-workshop/286920-faq-wie-schlimm-shim.html
Allrighty then, ab zum Möbelrestaurator und Ahornfurnier in der errechneten Dicke (0,3mm) besorgt. Hat mich ein nettes Lächeln und 20 Minuten Spaziergang gekostet.
Eines vorweg. Es klappte wunderbar!
Allerdings war da ja noch das Brummproblem.....
Rein logisch gesehen müssten die Saiten ja durch die Reiterschrauben auf der Bridgeplate geerdet sein.
(Die Lagerbuchsen des Stegs berühren die geerdete Platte übrigens nicht. Die Lochausschnitte in der Platte sind größer als die Buchsen)
5 Minuten Internetrecherche brachten mich zu dem Ergebnis, daß der Steg dringend über die Buchsen zu erden ist. Die Montageanleitung im Internet beinhaltet nämlich diesen kleinen aber wichtigen Faktor. Warum die Erdung über die Reiterschrauben nicht ausreicht? Keine Ahnung!
Ebenso sind eindeutige Hinweise auf eventuelles you might have to adjust the neck angle by shimming the guitars neck to get more force on the bridge... auf der Herstellerseite zu finden.
Vielleicht sollte Bigsby seine mitgelieferten Anleitungen mal etwas updaten.
Die Reparatur
Über das shimmen brauche ich keine Worte zu verlieren. Das hat unser guter Cadfael ausführlichst und präzise beschrieben.
Da dabei der Hals demontiert wird, hatte ich somit auch wieder freien Zugriff zum Steg/Buchsen/Bridgeplate.
Also den Steg runter, die Bridgeplate wieder abschrauben und eine der Buchsen ziehen (geht mit der geeigneten Zange ganz easy).
Die reguläre interne Masseverbindung zur alten Bridgeplate war so dermaßen lang bemessen, daß ich sie problemlos 2-3cm weiter herausziehen konnte. Diese wurde dann komplett abisoliert und mit dem Ende in der offenen Buchsenbohrung versenkt.
Die gezogene Buchse wurde wieder eingeschlagen und die Platte wieder aufgeschraubt. Somit haben beide Komponenten aber sowas von Erdung.
Das Endergebnis
Der Hals-Shim brachte mir an den Reitern gute 2mm Höhe.
Einfach perfekt! Die Saiten laufen sauber von der Niederdruckrolle zu den Reitern und liegen nicht mehr auf dem Stegblech auf.
Der steilere Saitenwinkel bringt viel mehr Druck auf die Reiter. Die Saiten liegen bombenfest in den Kerben und das Bigsby funktioniert tadellos.
Auch die Einstellschrauben der Reiter sitzen jetzt unter genügend Spannung und lösen sich nicht mehr. (Werde ich aber trotzdem noch mit Schraubensicherungsmittel saven)
Akustisch ist der Sound deutlich lauter und kräftiger geworden.
Da ist es, das berühmte Schimmern in den Höhen und das Plus an Sustain durch die gewonnene Masse, wie ich es an Bigsby's so liebe.
Am Amp hat die Gitarre deutlich an Ton gewonnen. Zwar immer noch heftiger Twang, aber alles eine Spur mächtiger und breiter.
Jetzt macht mir sogar das Solieren auf dem Neck-PU richtig Spaß.
Die Funktion des Bigsby's ist wie gewohnt einwandfrei. Natürlich nichts für permanente Dive-Bombs. Das sollte wohl klar sein. Aber für stilvolles Verzieren einfach grandios.
Resümee
Das Bigsby ist eine ganz klare Bereicherung für den Ton und die Vielseitigkeit der Gitarre. Das stand allerdings auch vor der Montage schon außer Frage. Ein optisches Schmankerl ist es allemal.
Die Montage und besonders die Justierung empfand ich allein aufgrund der fehlenden Informationen seitens des Herstellers für nervig und extrem zeitaufwendig (alles in allem ca. 4 Stunden).
Eine gewisse handwerkliche Begabung sollte schon vorhanden sein und wer für seine Ungeduld berühmt ist, sollte seine Gitarre lieber in die Obhut eines Gitarren-Services seines Vertrauens geben.
Wie bereits erwähnt, ein Fehler beim Messen oder Markieren kann ratzfatz die schöne Gitte zum teuren Wandschmuck werden lassen.
Es kann also nichts schaden, sich im Internet auf verschiedenen Seiten gründlich auf die Montage vorzubereiten, wenn man sich daran wagen möchte.
Vielleicht habe ich so ein paar Leuten in der Entscheidungsfindung helfen können!
Und jetzt gehts ab inne Heia!
Good night sweethearts.....
der Oliver
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