Tokai ES-155 (Highend ES-335-Kopie)

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JLebowski
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Hallo miteinander!
Nun habe ich seit ca. einer Woche meine neue und da wird es ja langsam mal Zeit etwas über sie zu sagen. Vorab wollte ich anmerken, dass ich nicht unbedingt von anfänglicher Euphorie geblendet bin, weil die ersten Momente weniger Glücklich ware, aber dazu später.
Bilder werde ich heute abend machen, also keine Angst.

Es geht um meine wunderschöne Tokai es-155 ( seit einiger Zeit es-175). Sie ist das Highend Es-335 Modell von Tokai.

Specs:
BODY : Flamed Maple Arched Top
Flamed Maple Side & Back
NECK : Honduras Mahogany One Piece
Set-Neck
Head Angle 18°
FINGERBOARD : Rosewood
RADIUS : 300R
FRETS : 22F ♯213
SCALE : 625/312.5mm
BRIDGE : HLS-VB(Brass Saddle)Bridge
HLS-VT Aluminum TailPiece
TUNERS : Gotoh SD90-SL
NUT(width) : Bone(41.0mm)
INLAY : Dot(Amber Cell)
PICKUPS : PAF-Vintage MK2×2(Made In Japan)
CONTROLS : 2V 2T
3way Toggle SW
POT : CTS
SWITCH : Switchcraft
CONDENSER : Sprague Orange Drop
JACKS : Switchcraft
FINISH : Lacquer Finish



Vorgeschichte:
Als stolzer Besitzer einer Gibson Paula und einer Fender Strat sollte für mich eigentlich Schluss gewesen sein. Allerdings schwebte schon immer der Wunsch nach einer Es-335 in mir. Schließlich spiele ich hauptsächlich Blues und da ist eine semi ja schon fast Pflicht im Programm:D . Aber da fing mein Zivildienst an und ein lauer Geldregen in Kombination mit viel zu viel Freizeit am Computer auf der Arbeit kam auf mich zu. Da schaut man natürlich nach diesem und jenem und da lacht einen diese Gitarre an… Kurz und bündig, nachdem mir klar wurde, dass ich bald studieren werde und dann die nächsten 5 Jahre kein Geld habe, habe ich mich zu dieser letzten Investition hinreißen lassen.
Gibson hätte in diesem Fall meine Finanzen gesprengt und ich war schon bei der Paula Tokai nicht abgeneigt. Außerdem habe ich vor noch so einige Schalter anzubringen und an einer Gibson wollte ich das nicht so gerne. Also ging die lange Suche nach dem richtigen Modell, einem passenden Händler und dem richtige preis los. Alles kombiniert zu finden ist nahezu unmöglich, vor allem wenn man die momentanen Wechselkursschwankungen beachtet…
Jedenfalls wurde Toshi von www.real-standard.com der Händler meines Vertrauens.
Also ging mein Geld via Paypal in den fernen Osten und das Gewarte los. Nach einer Woche musste ich dann erbost feststellen, dass sich im Karton keine Rechnung befand und ich deshalb zum Postzollamt fahren durfte was sich ohne Auto als arbeitender Menschen bei Öffnungszeiten bis 15 Uhr schwierig gestaltet. Außerdem hatte ich rund 140 Euro Versand bezahlt, da darf man doch verlangen, dass man die Gitarre geliefert bekommt oder?:evil:
Dementsprechend gut gelaunt war ich als ich das Packet aus versicherungstechnischen Gründen auch noch dort öffnen musste/wollte.
Alles in allem kein guter Start für uns… Nachdem wir aber beide ohne Hals oder Kopfplattenbruch zu hause waren konnten wir uns genießen


Erster Eindruck:
Sehr schöne Riegelmaserung. Der Nitrolack ist vorzüglich aufgetragen, glänzt strahlt und spiegelt wie bei Gibson. Das Halsprofil ist relativ dick, ähnelt stark dem 50´s Neck von Gibson, was mir sehr gut gefällt. Bei Tokai werden die Hälse wohl noch per Hand geformt und können daher sehr unterschiedlich ausfallen. Elektrik ist soweit schön gemacht, alles gut abgeschirmt und nix baumelt rum. Sehr schön dunkles Griffbrett und perfekt arbeitende Mechaniken.
Leider kein Fret-Edge-Binding aber wenigstens wirklich genial abgerundete Bünde. Das Gewicht ist übrigens sehr niedrig.


Verarbeitung:
Also wer sich auch ein wenig mit Tokai beschäftigt hat kennt sich da ja aus. An und für sich wird den japanischen Gitarrenmeißtern gute Arbeit nachgesagt, aber Ishibashi, sicherlich der größte von Japan-nach-Europa-Instrumenten-Händler-Verband, verkauft keine Tokais mehr weil ihnen die Qualität zu schlecht geworden ist.
Was mir negativ aufgefallen ist, ist dass der Sattel zwar aus Knochen ist, was bei meiner Paula absolut nicht der Fall ist, aber dafür nicht perfekt bei den hohen Saiten gekerbt ist. Außerdem sind mir zu viele offene Poren im Griffbrett. Stört zwar nicht, ist aber auch nicht schön. Außerdem wackelt der Toggleswitch leicht, obwohl er Markenware ist…

Bespielbarkeit:
Die Bespielbarkeit ist wirklich traumhaft. Die Saitenlage ist noch einen Tick niedriger als bei meiner Paula ohne zu schnarren. Da muss ich dem Werk wirklich ein großes Kompliment machen:great:. Ansonsten ist das Halsprofil für mich auch ein Traum, die Bünde sind wirklich super abgerichtet und die Kannten, wie schon erwähnt, auch sehr schön abgerundet. Da gibt’s von mir wirklich eine 1+
Durch die Cutaways lässt sie sich in den hohen Bünden auch sehr gut spielen.


Sound:
Als ich die ersten Töne auf ihr unverstärkt gespielt habe war alles etwas ungewohnt. Dachte der Unterschied zur Paula wäre nicht so krass. Sie klingt wirklich schön resonant trotz Sperrholz Korpus und kann ordentlich krach machen. Akkorde kommen sehr differenziert so wie es sein soll.
Verstärkt ist sie eine Offenbarung. Ich halte nicht viel von Tonabnehmern für 300 Euro und betrachte klangbeeinflussende Faktoren vor allem physikalisch. Durch den Messing Sattel und das Alutailpiece wird die Palette an Sounds absolut genial erweitert. Clean kann man vor allem auf dem Neck Pu ALLES zaubern. Das Ding kann brutal nach Strat oder Tele klingen wenn man es will (auch hier verweise ich hauptsächlich auf die Brücke und das Tailpiece) aber verliert nichts von den normalen Humbuckersounds. Wenn man auf den Brückenpickup schaltet kriegt man schöne harte Höhen ala BB King.
Verzerrt klingt sie auch im Highgainbereich differenziert, sauber und matscht nicht. Der Unterschied zur Paula ist hier gleich null und ich konnte noch keine Rückkopplungsprobleme feststellen. Das Sustain ist hier etwas besser als bei der Paula. Richtig Spaß machen vor allem alte Cream Stücke wie Badge oder Swlabr

Hier komme ich mal zum Ende…

Mein persönliches Fazit:
Insgesamt hat mich das gute Stück 1200 Euro gekostet. Also rund die hälfte der Gibson. Abstriche musste ich beim Fret-Edge-Binding machen was ich sehr gerne gehabt hätte. Außerdem ist das mitgelieferte Case nicht sooo luxuriös wie das von Gibson. Allerdings habe ich im Gegenzug ein Alutailpiece, einen Messingsattel und vor allem einen Honduras Mahagoniehals, welcher deutlich leichter ist und trotzdem genauso steif wie afrikanisches Mahagoni ist. Ich möchte hier keine Grundsatzdiskussion zu Honduras Mahagoni auslösen, es kommt immer auf das jeweilige Stück Holz an, aber ich darf hier mit recht behaupten ein schönes erwischt zu haben.

Abschließend möchte ich bitten, dass sich jetzt keine Gibson- und Tokaijünger zu bekriegen anfangen. Meine 2 vertragen sich auch und sie sind beide super:)



Ach ja und die Bilder kommen heute Abend. Vielleicht sogar Soundbeispiele…
 
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Hier sind die versprochenen Bilder. Leider ist die Qualität nicht so klasse.













Wer Fragen hat, nur raus damit. Hoffentlich ist das Review für jemanden hilfreich. Viel Spass damit:)
 
Schönes Review, tolle Gitarre *bewert*
Kannst du die gute bei Gelegenheit mal genau wiegen? Sehr leicht ist für einen Paula Spieler ja immer relativ :D

MfG
 
Ja ich bin auch sehr auf das eigentliche Gewicht gespannt. Nur gibt es in nem reinen Männerhaushalt keine richtige Waage:)
Momentan schätze ich sie so auf 3,3 Kilo. Um den Dreh lagen die meißten 155er
 
Hier mal ein kurzer Nachtrag. Das Gewicht liegt wirklich bei 3,3 Kilo. Und was hat mein Auge beim Saitenwechsel entdecken können? Sie hat tatsächlich einen perfekt eingepassten Long neck Tenon.
 
Hier mal ein kurzer Nachtrag. Das Gewicht liegt wirklich bei 3,3 Kilo. Und was hat mein Auge beim Saitenwechsel entdecken können? Sie hat tatsächlich einen perfekt eingepassten Long neck Tenon.

Ist das bei der Konstruktion was besonderes :confused:

Hat sie denn keinen sustainblöck in der Mitte? ...heisst komplett hohl

Ansonsten danke fürs Review!!! :great:
 
Was ich bisher in Erfahrung bringen konnte ist ( bitte um Korrektur falls ich falsch liege):
- Gibson verbaut bei den ES-335 Modellen einen kurzen Halsfuss, ebenso wie bei den Les Pauls
- Bei den Custom Shop Modellen wird ein langer Halsfuss benutzt, sowohl bei ES Modellen als auch Les Pauls
Der lange Halsfuss ist also keine Standard Kontruktion. Die Gitarre hat einen Ahorn Sustainblock und einen HM-Hals. Hier muss ich vielleicht mal etwas aussschweifen. Während der Sustainblock Rückkopplungen verhindert, fördert ein langer Halsfuss das Sustain einer Gitarre, durch eine bessere Hals-Korpus Verbindung und einer höheren Steifigkeit der Gitarre, was wiederrum dazu führt, dass die Gitarre den Saiten weniger Energie entzieht und die Saiten länger schwingen. Nebenbei ist es einfach die stabilere Konstruktion ohne, dass Mengen von Leim benutzt werden müssen.

Gruß JLebowski
 
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