Cryin' Eagle
Helpful & Friendly User
Wer würde es sich denn zutrauen, bei einem Blindtest herauszuhören welche Gitarre es denn nun ist wenn beide im direkten Vergleich gehört werden ? Also..ich sicherlich nicht. Ich frage mich eh immer wie die Leuts es schaffen anhand eines Soundsamples im Netz herauszuhören welcher Amp da gespielt wurde
Ich würde mir zumindest zutrauen mit verbundenen Augen eine Fender Custom Shop von einer Standard USA zu unterscheiden. Soll heißen: Selber spielen, entsprechend hören und sich ein eigenes Bild vom Spielgefühl machen. Das funktioniert garantiert mit einer hohen Erfolgsquote.
Soundsamples kann man zwar mit viel Geduld analysieren aber sie sagen herzlich wenig aus. Thomas Blug hat einen genialen Ton, der klingt auch auf einer 69€ Strat super. Trotzdem spielt er meist eine '61 pre-CBS; da stimmen dann auch Sound und Haptik wodurch letztendlich mehr Spaß und Freude ins Spiel kommt und der Ton noch besser wird.
Ich hab mir im Sommer noch eine Siggi Braun bestellt, die nochmal deutlich teurer ist, als eine PRS (und ich konnte sie nicht mal vorher anspielen - BLINDKAUF!!! bitte jetzt steinigen!) und soll ich Euch was sagen? Nachdem ich einige Modelle im Showroom in der Hand hatte war ich der Meinung, die Dinger sind ihr Geld wert. Cryin Eagle weiß was ich meine.
Aber das ist ja das Schöne auf dem heutigen Gitarrenmarkt - es gibt anständige Instrumente für fast jeden Geldbeutel. Als ich angefangen hab Gitarre zu spielen, war das leider bei Weitem nicht so.
Ja, ich weiß was Du meinst
Man muss die Sache einfach ganz objektiv angehen. Eine PRS oder Gibson wird mir in der Serienausführung extrem selten zusagen. Ich hasse den lackierten Hals, ich mag die kurze Mensur nicht ... subjektiv sind das für mich keine guten Gitarren. Objektiv betrachtet sind das richtig gute Instrumente mit denen andere ihr Leben lang glücklich werden. Über Framus lästert eine breite Masse der Gitarristen, ich finde die Gitarren wegen ihrem unlackierten Hals toll und der Rest ist zumindest nicht schlechter als bei vergleichbaren Modellen der Konkurrenz.
Man kann heute mit den angebotenen Gitarren im Prinzip keinen Fehler mehr machen. Die sind fast grundsätzlich ihrem Preis entsprechend verarbeitet und selbst mit den wirklich günstigen Modellen kann man eine Zeit lang glücklich werden. Im preislichen Mittelfeld bekommt man heute Gitarren, die ein Leben lang ihre Dienste leisten können: Fender, Gibson, PRS, ESP, Ibanez, Framus, etc. ... das alles sind super Gitarren und man muss mit sich selbst ausmachen was gefällt.
Die Custom Shops der großen Firmen und viele Kleinhersteller möchten beweisen, dass auch heute noch ein traditioneller Gitarrenbau möglich ist. Dafür muss man selbstverständlich einen saftigen Aufpreis bezahlen aber dieser Aufpreis ist in der Regel gerechtfertigt. Logisch, eine CNC-Fräse arbeitet "genauer" und schneller als ein Gitarrenbauer aber sie kann nicht selektieren!!! Wenn EIN Gitarrenbauer EINE Gitarre baut kann er auf die Probleme reagieren, die in der Serienproduktion gar nicht auffallen. Das macht für mich am Ende den Unterschied zwischen einer sehr guten und einer herausragenden Gitarre aus!
Wo zieht man (/ziehe ich) die Grenzen?
Für 6.400 Euro baut Florian Jäger in Oberstdorf seine Propeller. Dabei greift er auf die besten verfügbaren Hölzer zurück, arbeitet alleine und ohne nennenswerte Hilfsmittel, d.h. große Maschinen sucht man vergeblich. Traditioneller kann man eine Gitarre nicht bauen und offensichtlich kann man vom veranschlagten Preis auch in Deutschland leben.
Das bedeutet für mich, dass eine Gitarre, die im kleinen Team oder mit der Hilfe größerer Maschinen hergestellt wird, bei gleicher Qualität günstiger sein muss. Aufpreise für spektakuläre Decken klammere ich mal aus, die Propeller ist schließlich schwarz lackiert.
Bei der Propeller handelt es sich um eine Gitarren im Les Paul Style, bei Strats kommt man deutlich günstiger weg und erhält eine vergleichbare Qualität ab ca. 2.500. bis 3.000 Euro aufwärts. Die Propeller ist das beste LP-Derivat das ich bisher in der Hand hatte. Die Fender Custom Shop und meine Siggi Strat sind durch die Bank die besten Strats die ich bisher in der Hand hatte. Folglich bilde ich mir ein bis zu meinem festgesetzten Limit einen Unterschied zu anderen Qualitätsstufen zu hören/spüren. Selbstverständlich gibt es Ausnahmen und selbstverständlich erfolgt die Qualitätssteigerung gegen Ende nicht mehr absolut linear. Der Unterschied ist aber definitiv kein Voodoo sondern selbst für unbeteiligte hörbar. Meine Freundin war beim Antesten der Jäger Propeller dabei und schwärmt seither über die hervorragenden akustischen Eigenschaften und zwingt mich fast zum Kauf
Man muss sich einfach darauf einlassen und solche Gitarren angemessen ausprobieren. Wenn man den Unterschied schon beim einmaligen Ausprobieren registriert sollte man zuschlagen. Eindeutig ist der Unterschied v.a. dann, wenn man nach einem halben Jahr plötzlich von einem herausragenden Instrument auf ein (sehr) gutes wechselt ... da will man am liebsten die nicht vorhandenen Ohropax entfernen. Nimmt man dann wieder das herausragende Modell in die Hand ist der Schleier vor den Ohren weg.