S
Seven 11
Gesperrter Benutzer
Die Suche nach dem "eigenen Ton" ist eine langwierige, vielleicht sogar nie enden wollende Sache. Ich spiele Blues, Soul, Jazz, Pop und Artverwandtes. Meine klanglichen Vorlieben finden sich vor allem in der Telecaster, aber auch in der ES335 wieder, wobei beide zwar überschneidend genutzt werden, aber auch für spezifische Stilistiken zuständig sind. Diese Gitarren sind meine liebsten Arbeitstiere wobei mir die Telecaster immer ein paar Nasenlängen voraus hat. Am liebsten aber hätte ich aber eine Gitarre gehabt die die Vorzüge beider Instrumente in sich vereint. Hatte ich zunächst auch noch mit der Casino geliebäugelt ( Hallo Beatler und Goldtop ), so war dennoch die Konstruktion mit Sustainblock wichtig weil ich auch verzerrt spielen können möchte ohne mich immer im "richtigen" Winkel zum aufgerissenen Amp befinden zu müssen. Mal sehen, ob das vorliegende Modell die von mir gewünschte Synthese bereit hält.
Da die Gitarre derzeit nur schwer zu bekommen ist musste ich das letzte verfügbare Modell online bestellen. Man hat ja die Möglickeit bei Nichtgefallen zurückzusenden. Dennoch konnte ich es mir angesichts einiger Posts bezüglich aktueller Epiphones hier im Board nicht verkneifen mich per Telefon über die Qualität dieser Gitarre vorab zu informieren. "Bei den neuesten Epiphones ist die Qualität wieder ok" tönte es vom anderen Ende der Leitung. Der Mann, soviel vorab sollte Recht behalten. Also rein ins Vergnügen:
Äusseres:
https://www.musiker-board.de/vb/members/82869-albums564-picture2974.html
Bei der Nick Valensi Riviera handelt es sich um eine recht spezielle Semiakustik im ES335 Style. Die aktuellen Modelle sind sehr zu meinem Leidwesen ausschliesslich in Antique Natural mit hellem Binding zu bekommen. Nein, das sieht überhaupt nicht doof aus, ich hätte mir trotzdem ein Sunburst gewünscht. Der laminierte, leicht gewölbte Ahornbody verfügt über eine schöne Maserung und ist tadellos verarbeitet. Die originalen Gibson P 94 Single Coils befinden sich in schwarzen Plastikrahmen und sind gut an die exzellente Saitenlage angepasst. Ein schwarzes Pickguard mit Firmenlogo schützt das Holz vor Beschädigungen mit dem Plek oder den Fingern. So mag ich das. Die Regler passen sehr gut zur Gitarre, die Potis fühlen sich wertig an. Ein Toggle Switch regelt welcher PU das Sagen hat. Das Frequensator Tailpiece sieht nicht nur rattenscharf aus sondern wirkt sich auch auf das Klanggeschehen aus. Die Brücke macht einen massiven Eindruck, die Output Buchse befindet sich auf der Vorderseite der Gitarre, nicht wie auch gern üblich in der Zarge. Der Body ist von einem schönen hell cremefarbenem Binding eingefasst. Die Erstauslieferung der Gitarre erfolgt mit 10er Saiten....das Mindestmaß für diesen Typ.
Der absolut gerade Mahagonihals ist von mittlerem Durchmesser und mit einem Palisandergriffbrett ausgestattet. Das Palisander hat einen sehr dunklen Ton und harmoniert so hervorragend mit den Perlmuttparallelogrammen. Die Medium Jumbo Bünde sind trotz des hohen Wintätsch Touches ein Zugeständnis an aktuelle Spielweisen. Gut so. Die Kopfplatte ist an den Hals angeleimt, deren Groover Mechaniken arbeiten leichtgängig und verstimmungsfrei. Bis hierhin schonmal alles in Butter.
Handling und Klang
Die Gitarre präsentiert sich leicht kopflastig, aber im absolut akzeptablen Bereich. Trocken angespielt fällt zunächst die gute Definition des Tones auf. Auch hat sie bereits hier ein schönes Höhenflirren im Gepäck das nicht unwesentlich vom Frequensator Tailpiece miterzeugt wird. Schlägt man einen Akkord an und dämpft diesen dann mit der Hand spontan ab schwingen die Saiten von der Brücke bis zum Tailpiece weiter. Der Gesamtklang der Gitarre wird von diesem "Harfeneffekt" permanent beeinflusst.
Verstärkt gespielt geht die Sonne auf. Der Ton ist laut und direkt, klar und weit und von kompromissloser Durchsetzungsfähigkeit. Eine Rickenbacker 330, welche ja auch eine Semi mit Single Coils ist klingt viel braver und gleichförmiger. Die Valensi ist eine hochexplosive Gitarre die tatsächlich so klar wie eine Tele daherkommt, dabei aber mächtig Bumms im Gepäck hat und den Holzanteil der ES335 mitbringt. Im direkten Vergleich klingt eine mit Humbuckern bestückte Gitarre wie in eine Wolldecke eingehüllt. Die P 94´s drücken in besonderem Maße das obere Mittenspektrum raus, haben aber auch straffe Bässe und silbrige Höhen. Akzentuiertes Spiel wird mit feinsten Klangänderungen belohnt.
Der Stegpickup klingt erwartungsgemäss am agressivsten. Er hat keinerlei Probleme sich im Bandgefüge durchzusetzen. In der Mittelposition perlt es, auch hier wieder in SC Manier aber eben völlig anders als bei einer Solid Body mit viel mehr Bauch. Bei allem ist, bitte nicht vergessen, der Frequensator Anteil ständig präsent. Am Hals findet sich dann das Blueser und Jazzer Nirvana. Mit den Höhen im Ton erhält sich in allen Einstellungen die transparente Weite. Der süssliche Anteil rückt Positionsbedingt in den Vordergrund und verwöhnt das Ohr bei Bedarf vermittels heruntergeregelter Höhen mustergültig im jazzigen Terrain. Erstaunlicherweise verliert der Ton trotz fehlender Höhen keinerlei Kontur.
Obwohl ein Humbucker noch ein wenig mehr schiebt lässt sich der P 94 nicht viel Butter vom Brot nehmen. Er ist nicht mit herkömmlichen SC´s zu vergleichen. Aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften ist er in der Lage dynamisches Spiel facettenreicher darzustellen als konventionelle Vertreter dieser Gattung. Hatte ich die positiven perkussiven Eigenschaften erwähnt ? Nein? Der Saitenanschlag wird unmittelbar umgesetzt, das Sustain ist amtlich. Akkorde kommen immer differenziert und bestens aufgelöst. Single Notes profitieren von der Pickupwahl wie keine andere Gitarre welche ich bislang gespielt habe. Kräftig und bei Bedarf gar hemdsärmelig kommen sie daher, verhalten und dezent gehts bei entsprechender Spielweise selbstverständlich auch !
Mal sehen wie´s mit umgeschnallten Nietengürtel aussieht: Tone Bones Triode in meinen Vibro und die verfügbaren 8 Watt aufgedreht. Da wirds dreckig. Mark Ribot lässt grüssen. Auf die Riviera eingedroschen jault und kreischt sie. Der Ton kennt nur die offene Kompression. Am Steg gespielt lässt sie jegliche Form von Kultiviertheit vermissen und zeigt wie ein archaischer Rockton zu klingen hat. Das ist R´n R in Reinkultur und beantwortet klar die Frage was eine New Yorker Rockband unter gutem Ton versteht. In der Mittelposition und am Hals freuen sich Arpeggien und Soli darauf ans Ohr des Zuhörers zu gelangen. Präzise und prägnant kommts raus....und je nach Anschlag kippt der Ton und bemüht das Obertonspektrum um singende Kostproben. Blueser und Souler dürfen hier jubilieren. Aber auch ein Johnny Cash hätte sicherlich nix dagegen gehabt elektrisch auf diese Weise begleitet zu werden.
Da sich Klang aber weitestgehend verbalen Beschreibungen entzieht und ich am WE meinen Digitalrecorder endlich in Betrieb nehmen werde will ich diesem Thread noch ein paar Hörproben folgen lassen.
Fazit:
Yo, das ist die von mir lang gesuchte Synthese. Kostete sie anfangs innerhalb der Elitist Seire noch um und bei € 2000 war sie als japanische Version mit knapp der Hälfte schon erschwinglicher und von mir bereits ins Auge gefasst.....die Produktion wurde aber eingestellt . Zum Glück hatte man offensichtlich Erbarmen und wollte dieses Konzept nicht gleich wieder in der Versenkung verschwinden lassen. Nun, aus Korea kommend und nur noch € 555 kostend habe ich zum Glück nicht widerstehen können und das Geld parat gehabt. Beste Bespiebarkeit gepaart mit soliden qualitativen Eigenschaften produziert die Valensi einen süchtig machenden Ton über den ich mich von Tag zu Tag mehr freue. Wer bislang nicht die Möglichkeit oder das Interesse hatte diese Charakteristik zu hören sollte mal eine Gitte mit P 90 oder 94 probespielen. Dieser historische PU Typ hat Tugenden die zumindest in den von mir favorisierten Stilistiken eine Heimat finden muss. Gerade heute wo weite Teile der Musiklandschaft zur Monokultur verkommen hat solch erfrischender und ursprünglicher Ton die Daseinsberechtigung welche ihm stark individualisierte Gitarristen verschaffen werden . Sorry für das Pathos im letzten Satz .
Da die Gitarre derzeit nur schwer zu bekommen ist musste ich das letzte verfügbare Modell online bestellen. Man hat ja die Möglickeit bei Nichtgefallen zurückzusenden. Dennoch konnte ich es mir angesichts einiger Posts bezüglich aktueller Epiphones hier im Board nicht verkneifen mich per Telefon über die Qualität dieser Gitarre vorab zu informieren. "Bei den neuesten Epiphones ist die Qualität wieder ok" tönte es vom anderen Ende der Leitung. Der Mann, soviel vorab sollte Recht behalten. Also rein ins Vergnügen:
Äusseres:
https://www.musiker-board.de/vb/members/82869-albums564-picture2974.html
Bei der Nick Valensi Riviera handelt es sich um eine recht spezielle Semiakustik im ES335 Style. Die aktuellen Modelle sind sehr zu meinem Leidwesen ausschliesslich in Antique Natural mit hellem Binding zu bekommen. Nein, das sieht überhaupt nicht doof aus, ich hätte mir trotzdem ein Sunburst gewünscht. Der laminierte, leicht gewölbte Ahornbody verfügt über eine schöne Maserung und ist tadellos verarbeitet. Die originalen Gibson P 94 Single Coils befinden sich in schwarzen Plastikrahmen und sind gut an die exzellente Saitenlage angepasst. Ein schwarzes Pickguard mit Firmenlogo schützt das Holz vor Beschädigungen mit dem Plek oder den Fingern. So mag ich das. Die Regler passen sehr gut zur Gitarre, die Potis fühlen sich wertig an. Ein Toggle Switch regelt welcher PU das Sagen hat. Das Frequensator Tailpiece sieht nicht nur rattenscharf aus sondern wirkt sich auch auf das Klanggeschehen aus. Die Brücke macht einen massiven Eindruck, die Output Buchse befindet sich auf der Vorderseite der Gitarre, nicht wie auch gern üblich in der Zarge. Der Body ist von einem schönen hell cremefarbenem Binding eingefasst. Die Erstauslieferung der Gitarre erfolgt mit 10er Saiten....das Mindestmaß für diesen Typ.
Der absolut gerade Mahagonihals ist von mittlerem Durchmesser und mit einem Palisandergriffbrett ausgestattet. Das Palisander hat einen sehr dunklen Ton und harmoniert so hervorragend mit den Perlmuttparallelogrammen. Die Medium Jumbo Bünde sind trotz des hohen Wintätsch Touches ein Zugeständnis an aktuelle Spielweisen. Gut so. Die Kopfplatte ist an den Hals angeleimt, deren Groover Mechaniken arbeiten leichtgängig und verstimmungsfrei. Bis hierhin schonmal alles in Butter.
Handling und Klang
Die Gitarre präsentiert sich leicht kopflastig, aber im absolut akzeptablen Bereich. Trocken angespielt fällt zunächst die gute Definition des Tones auf. Auch hat sie bereits hier ein schönes Höhenflirren im Gepäck das nicht unwesentlich vom Frequensator Tailpiece miterzeugt wird. Schlägt man einen Akkord an und dämpft diesen dann mit der Hand spontan ab schwingen die Saiten von der Brücke bis zum Tailpiece weiter. Der Gesamtklang der Gitarre wird von diesem "Harfeneffekt" permanent beeinflusst.
Verstärkt gespielt geht die Sonne auf. Der Ton ist laut und direkt, klar und weit und von kompromissloser Durchsetzungsfähigkeit. Eine Rickenbacker 330, welche ja auch eine Semi mit Single Coils ist klingt viel braver und gleichförmiger. Die Valensi ist eine hochexplosive Gitarre die tatsächlich so klar wie eine Tele daherkommt, dabei aber mächtig Bumms im Gepäck hat und den Holzanteil der ES335 mitbringt. Im direkten Vergleich klingt eine mit Humbuckern bestückte Gitarre wie in eine Wolldecke eingehüllt. Die P 94´s drücken in besonderem Maße das obere Mittenspektrum raus, haben aber auch straffe Bässe und silbrige Höhen. Akzentuiertes Spiel wird mit feinsten Klangänderungen belohnt.
Der Stegpickup klingt erwartungsgemäss am agressivsten. Er hat keinerlei Probleme sich im Bandgefüge durchzusetzen. In der Mittelposition perlt es, auch hier wieder in SC Manier aber eben völlig anders als bei einer Solid Body mit viel mehr Bauch. Bei allem ist, bitte nicht vergessen, der Frequensator Anteil ständig präsent. Am Hals findet sich dann das Blueser und Jazzer Nirvana. Mit den Höhen im Ton erhält sich in allen Einstellungen die transparente Weite. Der süssliche Anteil rückt Positionsbedingt in den Vordergrund und verwöhnt das Ohr bei Bedarf vermittels heruntergeregelter Höhen mustergültig im jazzigen Terrain. Erstaunlicherweise verliert der Ton trotz fehlender Höhen keinerlei Kontur.
Obwohl ein Humbucker noch ein wenig mehr schiebt lässt sich der P 94 nicht viel Butter vom Brot nehmen. Er ist nicht mit herkömmlichen SC´s zu vergleichen. Aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften ist er in der Lage dynamisches Spiel facettenreicher darzustellen als konventionelle Vertreter dieser Gattung. Hatte ich die positiven perkussiven Eigenschaften erwähnt ? Nein? Der Saitenanschlag wird unmittelbar umgesetzt, das Sustain ist amtlich. Akkorde kommen immer differenziert und bestens aufgelöst. Single Notes profitieren von der Pickupwahl wie keine andere Gitarre welche ich bislang gespielt habe. Kräftig und bei Bedarf gar hemdsärmelig kommen sie daher, verhalten und dezent gehts bei entsprechender Spielweise selbstverständlich auch !
Mal sehen wie´s mit umgeschnallten Nietengürtel aussieht: Tone Bones Triode in meinen Vibro und die verfügbaren 8 Watt aufgedreht. Da wirds dreckig. Mark Ribot lässt grüssen. Auf die Riviera eingedroschen jault und kreischt sie. Der Ton kennt nur die offene Kompression. Am Steg gespielt lässt sie jegliche Form von Kultiviertheit vermissen und zeigt wie ein archaischer Rockton zu klingen hat. Das ist R´n R in Reinkultur und beantwortet klar die Frage was eine New Yorker Rockband unter gutem Ton versteht. In der Mittelposition und am Hals freuen sich Arpeggien und Soli darauf ans Ohr des Zuhörers zu gelangen. Präzise und prägnant kommts raus....und je nach Anschlag kippt der Ton und bemüht das Obertonspektrum um singende Kostproben. Blueser und Souler dürfen hier jubilieren. Aber auch ein Johnny Cash hätte sicherlich nix dagegen gehabt elektrisch auf diese Weise begleitet zu werden.
Da sich Klang aber weitestgehend verbalen Beschreibungen entzieht und ich am WE meinen Digitalrecorder endlich in Betrieb nehmen werde will ich diesem Thread noch ein paar Hörproben folgen lassen.
Fazit:
Yo, das ist die von mir lang gesuchte Synthese. Kostete sie anfangs innerhalb der Elitist Seire noch um und bei € 2000 war sie als japanische Version mit knapp der Hälfte schon erschwinglicher und von mir bereits ins Auge gefasst.....die Produktion wurde aber eingestellt . Zum Glück hatte man offensichtlich Erbarmen und wollte dieses Konzept nicht gleich wieder in der Versenkung verschwinden lassen. Nun, aus Korea kommend und nur noch € 555 kostend habe ich zum Glück nicht widerstehen können und das Geld parat gehabt. Beste Bespiebarkeit gepaart mit soliden qualitativen Eigenschaften produziert die Valensi einen süchtig machenden Ton über den ich mich von Tag zu Tag mehr freue. Wer bislang nicht die Möglichkeit oder das Interesse hatte diese Charakteristik zu hören sollte mal eine Gitte mit P 90 oder 94 probespielen. Dieser historische PU Typ hat Tugenden die zumindest in den von mir favorisierten Stilistiken eine Heimat finden muss. Gerade heute wo weite Teile der Musiklandschaft zur Monokultur verkommen hat solch erfrischender und ursprünglicher Ton die Daseinsberechtigung welche ihm stark individualisierte Gitarristen verschaffen werden . Sorry für das Pathos im letzten Satz .
- Eigenschaft