Hallo,
es gibt da grundsätzlich verschiedene Dinge. Laut/leise spielen hat meiner Meinung nach nur begrenzt etwas mit der Musikrichtung zu tun. Sicherlich sind Jazzer tendenziell leiser aber ein guter Bigbandtrommler beispielsweise benötigt teilweise schon ein ordentliches Pfund, wenn er gegen den Rest seiner Mannschaft bestehen will.
Ich erachte folgende Dinge als wichtig:
1) Technik
Ich kenne keinen einzigen jungen Drummer, der leise spielt. Selbst die, die Unterricht nehmen, spielen recht laut, weil sie die Stöcke nicht ausreichend kontrollieren können. Stockkontrolle ist das A und O für die "innere" Dynamik eines Drummers. Wer das halbwegs beherrscht "rockt" auch leise zehn Mal mehr. Es macht verdammt viel Arbeit, sich diese Fähigkeit(en) draufzuschaffen und kostet im Endeffekt die meiste Mühe. Gerade Muskeln sind Gewohnheitstiere und müssen "abgerichtet" werden, auch auf die Option hin, am Set leiser zu spielen.
Wenn man gerade anfängt zu trommeln, ist es sackschwer, alles richtig zu machen. Ich würde nie einem Anfänger damit kommen, er solle mal an seiner Dynamik arbeiten. In dieser Phase hat man damit zu tun, seine Gliedmaßen unter Kontrolle zu bekommen und den Kram ans grooven zu bringen.
Es ist meine persönliche Erfahrung, dass man sich Dinge angewöhnt und gewisse "Tricks" anwendet, zum Beispiel in Sachen Rebound und Ghostnotes etc. Man benötigt eine gewisse Stärke beim Downstroke, um dann den Rebound entsprechend zu verarbeiten. Das kann man mit viel Arbeit verbessern. Das wiederum ist aber auch eine Zeitfrage. Welcher Amateur kann schon ständig an seiner Technik feilen?
2) Equipment
Wer ein Männerset spielt, hat erstmal eine höhere Grundlautstärke, weil die Trommeln später ansprechen und akustisch manches anders ist. Leise kann man damit trotzdem spielen. Auch werden mit dünnen Fellen bespannte, resonante Sets oft als lauter empfunden, weil mehr Obertöne durchkommen. An der Stelle kommt wieder die Technik ins Spiel. Jedes Drumset ist meiner Meinung nach laut, wenn es mit Stöcken gespielt wird. Selbst ein Jazzset mit 7A-Zahnstochern bearbeitet macht Krach. Aber es gibt schon Unterschiede. Dicke, hell klingende Becken werden als laut und schrill empfunden (hierbei ein schöner Gruß an die Paiste Line - oder auch Meinl MBxx - Fraktion). Ein K Custom Special Dry Ride ist einfach leiser als ein 22er Z Custom Mega Bell Ride usw. Nylonstöcke klingen auf Becken anders als Woodtips; dicke Stöcke können lauter sein als dünne... wobei das auch immer sehr vom Fahrer abhängig ist, siehe 1). Deswegen: Das Equipment trägt nur sekundär zur Lautstärke bei, ist aber nicht grunsätzlich zu vernachlässigen.
Was ich wichtig finde: Der Schlagzeuger hat, sofern er kein Monitoring am Set hat, auf seinem Platz immer ein anderes Lautstärkeempfinden als der Rest der Band. Das sollte man bedenken. Als Drummer kann man da etwas über Erfahrungswerte tun, was die eigene Lautstärke anbelangt. Geht halt nicht von heute auf morgen.
3) Einstellung
Klar, manche Leute meinen, es rockt nur, wenn man hinterher einen temporären Tinnitus hat - hab ich wirklich schon mal aus einem Musikermund gehört. Das ist freilich Käse. Andererseits zeigt sich, dass es schon bei manchem verinnerlicht ist, laut zu spielen. Das mag sonstwoher rühren. Gerade die einschlägigen Volkstrommler wie JJ, Travis B. oder Herr Schmidt (der, von dem es die tolle Pearl Signature Schnarre gibt) zeigen, was geht. Die machen es natürlich für die Show, wissen aber genau was sie da tun. Und wenn ein Becken den Bach runter geht, dann werden sie als Top-Endorser sicherlich keine Ladenpreise für die Neuanschaffung tätigen müssen. Das führt natürlich dazu, dass gerade junge Drummer genau so abrocken wollen bar jeder Vorstellung darüber, was nötig ist, um dabei noch zu grooven und vielleicht noch "zu klingen".
Grundsätzlich ist das Drumset kein Instrument wie eine E-Gitarre, an der man per Poti mal eben die Hälfte der Lautstärke wegreduzieren kann, obgleich der Muskeleinsatz des Spielers gleich bleibt. Wenn einem ständig die Ohren nach der Probe klingeln, sollte man mal mit dem Trommler reden, ob er da nicht was machen kann. Das kann aber dauern, denn Lautstärke reduzieren heißt was an der Technik tun und das kann dauern; bisweilen kann eine Verbesserung ausbleiben.
Das mag jetzt auch alles sehr verallgemeinert daherkommen. Es zeigt sich aber, dass den meisten Leuten, die zu laut spielen oftmals (aber nicht immer) eine solide technische Basis fehlt. Das heißt, sie klingen zwar in einem bestimmten Lautstärkepegel aber auch nur da, weil sie ihre Technik so ausgerichtet haben. Wird es (noch) lauter oder gar leiser, geht meistens der Groove flöten, weil die Muskeln das nicht gewöhnt sind und dann das "schwimmen" beginnt.
Danke für die Aufmerksamkeit.