peter55
A-Gitarren, Off- & On-Topic
[Review] Gibson Les Paul '56 Goldtop V.O.S.
So, liebe Gemeinde, nachdem nun die ersten Tage unseres gemeinsamen Zusammenlebens rum sind, schreite ich daran, ein kleines Review meiner neuen Freundin zu verfassen.
Gegenstand ist meine Gibson Les Paul '56 Goldtop V.O.S., die von mir auf den Namen "Aurea" = die Goldene getauft wurde
Zuerst mal die Daten der Dame ...
- Les Paul mit Vintage Original Specs (=V.O.S.), Custom Shop Series
Body & Hardware:
- Carved maple top
- Solid, non-weight relieved mahogany back
- single-ply cream binding on top
- Thin toggleswitch washer & jackplate
- Antique Gold finish
- Nickel hardware
- ABR-1 bridge, lightweight aluminium stopbar tailpiece
Neck & Headstock:
- 1-piece mahogany neck w/long neck tenon
- 22 fret rosewood fingerboard
- acrylic trapezoid inlays (accurate shape and color)
- Single-ply cream binding - Eine Anmerkung zu den Dots im Halsbinding: sie sind nicht einfarbig, sondern haben einen Farbübergang von Dunkelrot (untere Hälfte) zu schwarz (obere Hälfte)
- Early '50s rounded neck profile
- 24 3/4" scale length, 1 11/16" nut width
- Holly headstock veneer
- Vintage tulip tuners
Electronic & Strings:
- P-90 single coil pickups
- CTS pots and bumble bee capacitors
- 2 volume, 2 tone, 3-way selector switch
- Vintage Reissue .010 strings (Abweichung: mein Händler hatte sie mit D'Addario EXL110 .010-.046 bestückt)
includes Custom Shop case, certificate of authenticity, custom care kit
Die obigen Daten stammen von: http://www2.gibson.com/Products/Ele.../Gibson-Custom/1956-Les-Paul-Goldtop-VOS.aspx
Die Dame wiegt übrigens mit knapp 4 kg nahezu ebenso viel wie meine 94er Les Paul Standard Ltd.
Das hier war mein mein erster Eindruck:
da hatte sie noch keinen Namen ...
Warum eine Goldtop, warum die 56er?
Meine erste Goldtop habe ich Ende der 70er bei einem Konzert von Alexis Korner zusammen mit der Frankfurt City Bluesband hier in Darmstadt gesehen. Ich war vom Aussehen und dem Klang dieser Gitarre einfach begeistert und durfte sie sogar (im Koffer liegend) mal kurz "streicheln". Ich weiss nicht mehr, aus welchem Jahr die Goldtop von Alexis ist/war, auf jeden Fall war es ein "echtes" Vintage-Instrument. Die Googlesuche nach alten Bildern von Alexis ergibt nach meiner Meinung, dass es sich um eine 54er Goldtop mit Trapeze-Tailpiece handelte.
Seit diesem Konzert also wusste ich, dass ich i-wann mal eine "Goldtop" haben wollte. Natürlich hatte ich zu der damaligen Zeit noch keine Ahnung, was so ein Instrument kosten würde/sollte. Als ich dann Jahre später - als ich mich wieder intensiver mit der Goldtop beschäftigte - die aktuellen Preise sah, habe ich den Wunsch wieder gaaaanz nach hinten geschoben.
Hervor geholt wurde er wieder, als ich mich Anfang 2007 hier im Board angemeldet habe und hier in Threads mehr über die Reissues aus dem Gibson Custom Shop erfuhr. Meine "Anforderungen" an meine Goldtop waren dann: Stopbar-Tailpiece und ABR-Bridge sowie P90er. P90er einfach aus dem Grunde, weil ich schon eine Les Paul mit Humbuckern habe So kristallisierte sich dann schliesslich die 56er Reissue heraus. Die Preise im letzten Jahr so um 3600,- hielten mich noch vom Zuschlagen ab, als ich aber dann Mitte Juli das Angebot vom großen T (2555,- ) sah, dachte ich: jetzt muss es sein!!! 2 Wochen nach der Bestellung teilte mir der Händler jedoch mit, dass er nicht absehen könne, wann das Instrument wieder lieferbar sei *grml*. Das Glück lächelte mir aber dann in Gestalt von User "Gibson_Les_Paul" (: mittlerweile heisst er "Paul") zu, der mich durch eine PM um 04:00 nachts auf ein Angebot eines Händlers in der Nähe von Frankfurt (http://www.guitarpoint.de/basisnavi/home.html) aufmerksam machte. Ich rief nach dem Aufstehen um 12:00 (Urlaub & NST) sofort dort an und liess mir das Instrument zurücklegen. Nachmittags stand ich dann im Laden und konnte "meine" Goldtop endlich anspielen.
Wir freundeten uns recht schnell an und sie ging dann für läppische 2599,- in meinen Besitz über. Was für ein Adrenalinstoss - ich wundere mich jetzt noch, dass ich auf der Rückfahrt nach Darmstadt keinen Unfall vor Aufregung baute.
Setup
Ich war überrascht über das Setup der Goldtop - negativ überrascht, da hatte ich von einer Custom Shop Gitarre besseres erwartet. Die Oktavreinheit stimmte bei keiner Saite, die Saitenreiter mussten z.T. um mehrere mm verstellt werden, die Sattelkerben sind sehr eng, besonders die G-Saite gleitet darin sehr schlecht und nach einmaligen Saitenziehen musste das Instrument neu gestimmt werden. Die Saitenlage war ebenfalls zu hoch - kein Aushängeschild für ein geplektes Custom-Shop-Instrument.
Aber zum Glück ist das nicht meine erste Gitarre, der ich ein Setup verpasse, daher waren alle "Mängel" relativ schnell behoben. Nach dem "Schmieren" der Sattelkerben mit etwas Graphit, der Einstellung der Oktavreinheit und dem "Tieferlegen" der Saiten entspricht "Aurea" mittlerweile meinen Vorstellungen von einem Instrument dieser Preisklasse. Die Saitenlage ist nun so, dass nur bei sehr festem Anschlag ein leichtes Scheppern zu vernehmen ist. Das gilt nur die beiden äußeren (e-)Saiten und auch nur im Bereich um den 12 Bund. Vllt. sollte ich noch etwas am Trussrod drehen, aber vorerst bin ich mit der Einstellung sehr zufrieden.
Bespielbarkeit
Was mich am Anfang zuerst wirklich etwas erschreckte, war der 50s Neck - der berühmte "halbe Baseballschläger". Aber die Hälse meiner übrigen Instrumente sind so vielfältig, dass ich mich auch an dieses Profil recht schnell gewöhnt habe. Lediglich den "Fuhrmannsgriff", also das Greifen der tiefen E-Saite mit dem Daumen, kann man ab dem 4./5. Bund vergessen, da kommen selbst die dicken Finger meiner großen Hände nicht mehr rum. Wenn man sich aber mal an die Dicke gewöhnt hat, ist die Bespielbarkeit ein Traum. Ich rate es jedem Paulaspieler bei Gelegenheit mal so einen 50s-Neck anzuspielen - man hat einfach was "in der Hand". Mir persönlich geht gerade das Spielen in den hohen Lagen durch den dickeren Hals leichter von der Hand ... vllt nur ein persönlicher subjektiver Eindruck?
Was mich noch etwas stört, ist das klebrige Gefühl des Nitrolacks, ich habe noch das Gefühl, die Halsrückseite ständig mit einem Tuch abwischen zu müssen ... aber das wird sich nach einiger Zeit des Spielens sicherlich noch bessern.
Klang
Das ist natürlich der wichtigste Punkt! Ich persönlich finde es immer sehr schwer, den Klang eines Instruments zu beschreiben. Wie sehr bewundere ich da die Kollegen von der schreibenden Zunft, die in den Fachmagazinen von den "silbrigen Höhen" oder "schmatzenden Mitten" sprechen können.
Getestet habe ich Aurea mit einem Fender Bassman im Laden, sowie mit meinem Fender Blues Deluxe und mit den Modeling-Amps meines Cube-30x. Wobei mein Favorit die Marshall-Emulation des Cubes ist. Aber auch die Jazzchorus- und die Fendermodelle des Cube klingen sehr schön mit den P90ern zusammen.
Der Cleansound der P90er ist so weich und rund, wie ich es selten von einer E-Gitarre gehört habe. Dass bei diesem Instrument natürlich auch die Bauart und das Material eine große Rolle spielt, ist ja klar.
Wenn ich bei meiner Les Paul Standard den Toneregler zurücknehme, wird der Ton mehr oder weniger nur dumpfer und mulmiger. Bei den P90ern wird er tatsächlich noch weicher und "runder". Bei der Einstellung Hals-PU und Toneregler auf 3-5 ertönt ein jazzartiger Sound, der selbst meiner ES-175 Konkurrenz machen kann - großartig! Der Steg-PU klingt natürlich deutlich heller und mit mehr Höhen/weniger Bässen aber keineswegs auf irgendeine Art schrill, wie man es von Singlecoils i.a. erwartet. Bei meinen Schwärmereien bitte immer berücksichtigen, dass ich bisher noch keine P90er kennengelernt hatte. Die Erfahrungen mit Singlecoils beschränkten sich bis dato nur auf die üblichen Verdächtigen wie Tele und Strats.
Eine Zwischenbemerkung: die Potis sind mit kleinen Blechwinkeln versehen, die in einer Spitze auslaufen und die Stellung der Potis signalisieren. Diese "Thumbcutters" tragen ihren Namen nicht zu Unrecht. Beim Zurückregeln eines Potis kommen diese Spitzen schon mal in leicht schmerzhaften Kontakt mit der Innenseite des Daumens - aber das ist Gewöhnungssache!
Wenn man nun als Ampmodel den Marshall wählt und den Gainregler des Amps nun beherzt etwas weiter aufdreht und in den Crunchbereich kommt, geht die nächste Sonne auf. Kein Matsch, die einzelnen Töne der Akkorde sind noch wunderbar voneinander zu unterscheiden - und die Dame singt und singt und singt ... herrlich!
Auch bei höheren Gaineinstellungen am Amp erhält man noch sehr schöne Sounds, man muss hier allerdings aufpassen, Hi-Gain (Rectifier-Emu) sind nicht unbedingt das Einsatzgebiet für die P90er, aber das ist ja auch nicht meine Musikrichtung.
Zum Brummen der Singlecoils: natürlich brummen sie etwas, das ist einfach die Natur von Singlecoils. Aber das Brummen ist nicht so stark, wie ich es von meinen Fender-Gitarren her kenne. Wenn man mit dem Brummen der Strat- und Telesinglecoils umgehen kann, dann ist auch das Brummen der P90er kein größeres Problem. Durch Ausrichtung des Instruments in einem bestimmten Winkel zum Amp läßt sich das Brummen deutlich minimieren. Bei hohen Gain-Einstellungen muss man natürlich besonders darauf achten.
Kennt ihr das auch, dass eine Gitarre einen bestimmten Akkord besonders liebt und diesen besonders gerne und gut wiedergibt? Bei Aurea ist das eindeutig der D-Dur-Akkord in der ersten Lage. Marshall-Emu, Steg-PU, Gain auf halb - Akkord anschlagen - das singt und "klingelt" - das ist unser Lieblingsakkord!
Bilder
Die ABR-Bridge mit der berühmten "Rappelfeder":
Einer der "Thumbcutter":
Der halbe Baseballschläger:
Die CTS-Potis und die Bumble Bee Kondensatoren:
Fazit: ich habe mir einen 30-jährigen Traum erfüllt und bin derzeit noch nicht bereit, auch nur einen Meter tiefer von meiner Wolke herabzusteigen ...
Greetz Aurea & Peter
PS: Soundbeispiele mache ich auch noch, aber dafür muss erstmal diese Hitze nachlassen - momentan habe ich keinen Bock, den Aufnahmekram aufzubauen ...
So, liebe Gemeinde, nachdem nun die ersten Tage unseres gemeinsamen Zusammenlebens rum sind, schreite ich daran, ein kleines Review meiner neuen Freundin zu verfassen.
Gegenstand ist meine Gibson Les Paul '56 Goldtop V.O.S., die von mir auf den Namen "Aurea" = die Goldene getauft wurde
Zuerst mal die Daten der Dame ...
- Les Paul mit Vintage Original Specs (=V.O.S.), Custom Shop Series
Body & Hardware:
- Carved maple top
- Solid, non-weight relieved mahogany back
- single-ply cream binding on top
- Thin toggleswitch washer & jackplate
- Antique Gold finish
- Nickel hardware
- ABR-1 bridge, lightweight aluminium stopbar tailpiece
Neck & Headstock:
- 1-piece mahogany neck w/long neck tenon
- 22 fret rosewood fingerboard
- acrylic trapezoid inlays (accurate shape and color)
- Single-ply cream binding - Eine Anmerkung zu den Dots im Halsbinding: sie sind nicht einfarbig, sondern haben einen Farbübergang von Dunkelrot (untere Hälfte) zu schwarz (obere Hälfte)
- Early '50s rounded neck profile
- 24 3/4" scale length, 1 11/16" nut width
- Holly headstock veneer
- Vintage tulip tuners
Electronic & Strings:
- P-90 single coil pickups
- CTS pots and bumble bee capacitors
- 2 volume, 2 tone, 3-way selector switch
- Vintage Reissue .010 strings (Abweichung: mein Händler hatte sie mit D'Addario EXL110 .010-.046 bestückt)
includes Custom Shop case, certificate of authenticity, custom care kit
Die obigen Daten stammen von: http://www2.gibson.com/Products/Ele.../Gibson-Custom/1956-Les-Paul-Goldtop-VOS.aspx
Die Dame wiegt übrigens mit knapp 4 kg nahezu ebenso viel wie meine 94er Les Paul Standard Ltd.
Das hier war mein mein erster Eindruck:
da hatte sie noch keinen Namen ...
Warum eine Goldtop, warum die 56er?
Meine erste Goldtop habe ich Ende der 70er bei einem Konzert von Alexis Korner zusammen mit der Frankfurt City Bluesband hier in Darmstadt gesehen. Ich war vom Aussehen und dem Klang dieser Gitarre einfach begeistert und durfte sie sogar (im Koffer liegend) mal kurz "streicheln". Ich weiss nicht mehr, aus welchem Jahr die Goldtop von Alexis ist/war, auf jeden Fall war es ein "echtes" Vintage-Instrument. Die Googlesuche nach alten Bildern von Alexis ergibt nach meiner Meinung, dass es sich um eine 54er Goldtop mit Trapeze-Tailpiece handelte.
Seit diesem Konzert also wusste ich, dass ich i-wann mal eine "Goldtop" haben wollte. Natürlich hatte ich zu der damaligen Zeit noch keine Ahnung, was so ein Instrument kosten würde/sollte. Als ich dann Jahre später - als ich mich wieder intensiver mit der Goldtop beschäftigte - die aktuellen Preise sah, habe ich den Wunsch wieder gaaaanz nach hinten geschoben.
Hervor geholt wurde er wieder, als ich mich Anfang 2007 hier im Board angemeldet habe und hier in Threads mehr über die Reissues aus dem Gibson Custom Shop erfuhr. Meine "Anforderungen" an meine Goldtop waren dann: Stopbar-Tailpiece und ABR-Bridge sowie P90er. P90er einfach aus dem Grunde, weil ich schon eine Les Paul mit Humbuckern habe So kristallisierte sich dann schliesslich die 56er Reissue heraus. Die Preise im letzten Jahr so um 3600,- hielten mich noch vom Zuschlagen ab, als ich aber dann Mitte Juli das Angebot vom großen T (2555,- ) sah, dachte ich: jetzt muss es sein!!! 2 Wochen nach der Bestellung teilte mir der Händler jedoch mit, dass er nicht absehen könne, wann das Instrument wieder lieferbar sei *grml*. Das Glück lächelte mir aber dann in Gestalt von User "Gibson_Les_Paul" (: mittlerweile heisst er "Paul") zu, der mich durch eine PM um 04:00 nachts auf ein Angebot eines Händlers in der Nähe von Frankfurt (http://www.guitarpoint.de/basisnavi/home.html) aufmerksam machte. Ich rief nach dem Aufstehen um 12:00 (Urlaub & NST) sofort dort an und liess mir das Instrument zurücklegen. Nachmittags stand ich dann im Laden und konnte "meine" Goldtop endlich anspielen.
Wir freundeten uns recht schnell an und sie ging dann für läppische 2599,- in meinen Besitz über. Was für ein Adrenalinstoss - ich wundere mich jetzt noch, dass ich auf der Rückfahrt nach Darmstadt keinen Unfall vor Aufregung baute.
Setup
Ich war überrascht über das Setup der Goldtop - negativ überrascht, da hatte ich von einer Custom Shop Gitarre besseres erwartet. Die Oktavreinheit stimmte bei keiner Saite, die Saitenreiter mussten z.T. um mehrere mm verstellt werden, die Sattelkerben sind sehr eng, besonders die G-Saite gleitet darin sehr schlecht und nach einmaligen Saitenziehen musste das Instrument neu gestimmt werden. Die Saitenlage war ebenfalls zu hoch - kein Aushängeschild für ein geplektes Custom-Shop-Instrument.
Aber zum Glück ist das nicht meine erste Gitarre, der ich ein Setup verpasse, daher waren alle "Mängel" relativ schnell behoben. Nach dem "Schmieren" der Sattelkerben mit etwas Graphit, der Einstellung der Oktavreinheit und dem "Tieferlegen" der Saiten entspricht "Aurea" mittlerweile meinen Vorstellungen von einem Instrument dieser Preisklasse. Die Saitenlage ist nun so, dass nur bei sehr festem Anschlag ein leichtes Scheppern zu vernehmen ist. Das gilt nur die beiden äußeren (e-)Saiten und auch nur im Bereich um den 12 Bund. Vllt. sollte ich noch etwas am Trussrod drehen, aber vorerst bin ich mit der Einstellung sehr zufrieden.
Bespielbarkeit
Was mich am Anfang zuerst wirklich etwas erschreckte, war der 50s Neck - der berühmte "halbe Baseballschläger". Aber die Hälse meiner übrigen Instrumente sind so vielfältig, dass ich mich auch an dieses Profil recht schnell gewöhnt habe. Lediglich den "Fuhrmannsgriff", also das Greifen der tiefen E-Saite mit dem Daumen, kann man ab dem 4./5. Bund vergessen, da kommen selbst die dicken Finger meiner großen Hände nicht mehr rum. Wenn man sich aber mal an die Dicke gewöhnt hat, ist die Bespielbarkeit ein Traum. Ich rate es jedem Paulaspieler bei Gelegenheit mal so einen 50s-Neck anzuspielen - man hat einfach was "in der Hand". Mir persönlich geht gerade das Spielen in den hohen Lagen durch den dickeren Hals leichter von der Hand ... vllt nur ein persönlicher subjektiver Eindruck?
Was mich noch etwas stört, ist das klebrige Gefühl des Nitrolacks, ich habe noch das Gefühl, die Halsrückseite ständig mit einem Tuch abwischen zu müssen ... aber das wird sich nach einiger Zeit des Spielens sicherlich noch bessern.
Klang
Das ist natürlich der wichtigste Punkt! Ich persönlich finde es immer sehr schwer, den Klang eines Instruments zu beschreiben. Wie sehr bewundere ich da die Kollegen von der schreibenden Zunft, die in den Fachmagazinen von den "silbrigen Höhen" oder "schmatzenden Mitten" sprechen können.
Getestet habe ich Aurea mit einem Fender Bassman im Laden, sowie mit meinem Fender Blues Deluxe und mit den Modeling-Amps meines Cube-30x. Wobei mein Favorit die Marshall-Emulation des Cubes ist. Aber auch die Jazzchorus- und die Fendermodelle des Cube klingen sehr schön mit den P90ern zusammen.
Der Cleansound der P90er ist so weich und rund, wie ich es selten von einer E-Gitarre gehört habe. Dass bei diesem Instrument natürlich auch die Bauart und das Material eine große Rolle spielt, ist ja klar.
Wenn ich bei meiner Les Paul Standard den Toneregler zurücknehme, wird der Ton mehr oder weniger nur dumpfer und mulmiger. Bei den P90ern wird er tatsächlich noch weicher und "runder". Bei der Einstellung Hals-PU und Toneregler auf 3-5 ertönt ein jazzartiger Sound, der selbst meiner ES-175 Konkurrenz machen kann - großartig! Der Steg-PU klingt natürlich deutlich heller und mit mehr Höhen/weniger Bässen aber keineswegs auf irgendeine Art schrill, wie man es von Singlecoils i.a. erwartet. Bei meinen Schwärmereien bitte immer berücksichtigen, dass ich bisher noch keine P90er kennengelernt hatte. Die Erfahrungen mit Singlecoils beschränkten sich bis dato nur auf die üblichen Verdächtigen wie Tele und Strats.
Eine Zwischenbemerkung: die Potis sind mit kleinen Blechwinkeln versehen, die in einer Spitze auslaufen und die Stellung der Potis signalisieren. Diese "Thumbcutters" tragen ihren Namen nicht zu Unrecht. Beim Zurückregeln eines Potis kommen diese Spitzen schon mal in leicht schmerzhaften Kontakt mit der Innenseite des Daumens - aber das ist Gewöhnungssache!
Wenn man nun als Ampmodel den Marshall wählt und den Gainregler des Amps nun beherzt etwas weiter aufdreht und in den Crunchbereich kommt, geht die nächste Sonne auf. Kein Matsch, die einzelnen Töne der Akkorde sind noch wunderbar voneinander zu unterscheiden - und die Dame singt und singt und singt ... herrlich!
Auch bei höheren Gaineinstellungen am Amp erhält man noch sehr schöne Sounds, man muss hier allerdings aufpassen, Hi-Gain (Rectifier-Emu) sind nicht unbedingt das Einsatzgebiet für die P90er, aber das ist ja auch nicht meine Musikrichtung.
Zum Brummen der Singlecoils: natürlich brummen sie etwas, das ist einfach die Natur von Singlecoils. Aber das Brummen ist nicht so stark, wie ich es von meinen Fender-Gitarren her kenne. Wenn man mit dem Brummen der Strat- und Telesinglecoils umgehen kann, dann ist auch das Brummen der P90er kein größeres Problem. Durch Ausrichtung des Instruments in einem bestimmten Winkel zum Amp läßt sich das Brummen deutlich minimieren. Bei hohen Gain-Einstellungen muss man natürlich besonders darauf achten.
Kennt ihr das auch, dass eine Gitarre einen bestimmten Akkord besonders liebt und diesen besonders gerne und gut wiedergibt? Bei Aurea ist das eindeutig der D-Dur-Akkord in der ersten Lage. Marshall-Emu, Steg-PU, Gain auf halb - Akkord anschlagen - das singt und "klingelt" - das ist unser Lieblingsakkord!
Bilder
Die ABR-Bridge mit der berühmten "Rappelfeder":
Einer der "Thumbcutter":
Der halbe Baseballschläger:
Die CTS-Potis und die Bumble Bee Kondensatoren:
Fazit: ich habe mir einen 30-jährigen Traum erfüllt und bin derzeit noch nicht bereit, auch nur einen Meter tiefer von meiner Wolke herabzusteigen ...
Greetz Aurea & Peter
PS: Soundbeispiele mache ich auch noch, aber dafür muss erstmal diese Hitze nachlassen - momentan habe ich keinen Bock, den Aufnahmekram aufzubauen ...
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