Hind
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Review zur Gibson Les Paul Custom Plus
Die Vorgeschichte zur Gitarre:
(Achtung: SEHR umfangreich!)
Bei meinem ersten Thomann-Besuch im Jahr 2004 probierte ich zahlreiche Gitarren aus. Besonders die kleine Boutique-Abteilung mit PRS, Nik Huber, ESP, Gibson und anderen erlesenen Gitarren zog mich stundenlang in ihren Bann. Heimlich still und leise stand in der Ecke der beschaulichen Edel-Abteilung ein Koffer mit durchsichtiger Front. Der Inhalt: Eine schwarze Gibson Les Paul Custom. Als ich die zum ersten Mal sah, war ich absolut von ihrem Erscheinungsbild geplättet. Aufgeregt fragte ich bei einem der Verkäufer nach, ob ich auch auf dieser Gitarre spielen dürfte. Der Mitarbeiter von Thomann bejahte sofort und übergab mir mit einem Lächeln die Paula aus ihrem gläsernen Koffer. Nicht nur ihr Aussehen gefiel mir auf Anhieb. Ihr Ton setzte dem Ganzen noch einen drauf und war für mich zuerst einfach unbeschreiblich.
Für mich stand ab diesem Tag fest: Du brauchst eine Les Paul Custom! Da diese Gitarren jedoch relativ preisintensiv sind, schaute ich seit dem Besuch in Burgebrach regelmäßig auf eBay, in kleinen Läden und Kleinanzeigen nach Paulas. Aber keine wollte so recht zu mir passen. Am 11. März 2005 suchte ich nach längerer eBay-Abstinenz mal wieder nach Les Pauls. "Gibson Les Paul Custom" als Suchbegriff eingetippt und gleich das erste Angebot holte mich von den Socken. Da war sie: Eine Les Paul Custom Plus in wunderschönem Honey Burst. Die Gitarre aus dem Jahr 1994 wurde von Musikalienhändler und Musiker Siggi Schwarz aus Heidenheim angeboten.
Ich griff sofort zum Telefon und rief Siggi in seinem Geschäft an. Nach kurzem Gespräch erklärte er sich bereit, die Gitarre für einen Tag "on hold" zu nehmen. Denn ich bat mir einen Tag Bedenkzeit aus, um meine Finanzen zu überprüfen. Am nächsten Tag - ein Samstag - rief ich Siggi in den ersten Minuten seiner Öffnungszeiten an. Freudig wollte ich ihm mitteilen, dass ich die Paula nehmen wolle, doch er entgegnete mir gleich zu Beginn am Telefon mit dem Satz: "Du, wir haben da ein kleines Problem!" Ein anderer eBay-Nutzer hatte am Morgen bereits auf die Gitarre geboten weil Siggis Mitarbeiter am Vortag vergessen hatten, die Auktion der Paula fürs erste aus dem Netz zu nehmen. Nach einem intensiven Gespräch mit Siggi kamen wir zu der Abmachung, dass ich am Ende der Auktion mitbieten sollte. Siggi kam mir entgegen und erklärte sich bereit, einen möglichen höheren Kaufpreis als ursprünglich ausgemacht auf seine Kappe zu nehmen.
Am Freitagvormittag, dem 18. März 2005, war es dann endlich soweit. Die Auktion lief aus und nach langem Zittern stand ich am Ende als Sieger fest. Ich machte ersteinmal Luftsprünge! Denn das ganze hin und her im Vorfeld hatte sich doch noch für mich gelohnt.
Abholen sollte mein Bandkollege aus Ulm die Gitarre. Am Freitagabend gab ich ihm das Geld bar in die Hand, weil er noch in der Nacht nach Hause fahren wollte. Auf der Autobahn passierte dann das, was eigentlich niemandem passieren sollte. Der Keilriemen platzte und die Lichtmaschine gab ihren Geist auf. Da stand mein Kollege nun am Straßenrand der Autobahn - ohne Licht und mit einem Batzen Geld in der Jackentasche. Dank der "gelben Engel" wurde er mitten in der Nacht dann doch noch bis nach Hause abgeschleppt und holte mir am darauf folgenden Tag die Gitarre in Siggi Schwarz' Heidenheimer Laden ab.
Die ersten Worte, die mir mein Kollege später am Telefon sagte, werde ich wohl nie vergessen: "Das ist ein rattenscharfes Teil! Gratulation zu solch einer Gitarre." Ich strahlte vor Freude über diese Nachricht - bieten eBay-Auktionen ja doch immer Gelegenheiten, optische Mängel durch geschicktes Fotografieren zu kaschieren.
Als die Gitarre am darauf folgenden Montag bei mir eintraf war ich überglücklich. Die Les Paul Custom war in einem nahezu ungespielten Zustand und sah einfach atemberaubend aus. Ihr Vorbesitzer - Schauspieler Wolfgang Fierek - war sehr pfleglich mit ihr umgegangen. Nach einigen Justierarbeiten und dem ersten gründlichen Säubern der Gitarre hing ich die Paula an meinen Hughes & Kettner Tube Edition 20 und genoss den Ton, der mir schon damals bei Thomann alle anderen Gitarren aus dem Kopf schlug.
Die Spezifikationen der Gibson Les Paul Custom Plus auf einen Blick:
- Baujahr: 1994
- Korpus: Mahagony mit wunderschön gemaserter Ahorndecke, Multi-ply-Binding an Ober- und Unterseite
- Hals: Mahagony mit 59er Rounded Les Paul Profil mit Singleply-Binding, Griffbrett aus Ebenholz mit Pearlblock-Inlays
- Headstock: Pearl split-diamond-Inlay mit Multi-ply-Binding
- Bridge/Tailpiece: Tune-o-matic/Stopbar
- Hardware: Gold Grover
- Pickups: 490R Alnico magnet humbucker und 498T Alnico magnet humbucker
- Farbe: Honey Burst
Die Besprechung der Paula:
Eines vorweg: Eine Paula würde ich mir keinesfalls wegen ihrer Ergonomie kaufen. Es gibt unzählige wesentlich leichtere, schneller bespielbarere und optisch auffälligere Gitarren. Aber am Ende des Tages zählt für mich die zeitlose Optik und natürlich vor allem der TON dieser Gitarre.
Klanglich ist die Les Paul Custom nicht gerade ein Multitalent. Der Halstonabnehmer bringt jedoch clean und angezerrt eine klangliche Wärme herüber, die ihresgleichen sucht. Singende Leadsounds tönen aus dem Amp und einzelne Akkorde kommen klar strukturiert zum Vorschein. Mit etwas mehr Gain und zurückgedrehtem Poti liefert die Paula dann DEN Woman-Tone. Santanas PRS könnte nicht cremiger klingen als das, was hier zu Gehör gebracht wird. Einen eleganteren und dabei gleichermaßen satten Sound kenne ich von keiner anderen Gitarre. Die Gitarre lächzt förmlich nach bluesig angehauchten Riffs in Slash-Manier. Sehr edel!
Die Mittelstellung des 3-Wege-Switchs lässt beidee Pickups in das Geschehen eingreifen. Clean kann ich mit dieser Pickupkonstellation am wenigsten anfangen. Vergleichsweise lasch und unentschlossen klingt die Gitarre. Mit zunehmender Verzerrung ändert sich dies jedoch rasch, da sich die Mittelposition für knackige Riffs superb eignet. Eine Powerchord-Begleitung tönt sehr angenehm und durchsetzungsstark.
An der Bridge liefert der Gibson Humbucker dann clean einen straffen Ton, der sich vorzüglich für das Picking vom Akkorden eignet. Den Amp nach Paula-Maßstäben eingestellt (Bässe etwas zurücknehmen, Mitten und Höhen dafür stärker rein) klingen Akkorde klar heraus, einzelne tonale Variationen lassen sich deutlich heraushören und das Klangbild ist sehr harmonisch. Im Overdrivekanal bringt der Bridgepickup dann, je nach Gainlevel, drückende Riffsalven bis zum absoluten Metalbrett hervor. Wie eingangs angedeutet, beschränken sich die klanglichen Möglichkeiten der Gitarre auf einige wenige Positionen. Diese bieten jedoch einen Paula-typischen Ton, der von bestechender Qualität ist.
Das Fazit:
Zusammenfassend bleibt also für mich nur eines zu sagen: Mann kann über Gibson sagen und von ihren Geschäftspraktiken halten, was man will. Aber Gitarren bauen die Amerikaner nach wie vor in unvergleichlicher Art und Weise. Allen Zweiflern möchte ich anraten, einfach einmal vorurteilsfrei zu einer ordentlichen Paula zu greifen und alle Spektren ihrer tonalen Fülle auszuloten. Es lohnt sich, denn eine gute Les Paul Custom liefert eine atemberaubende Klangqualität.
Ich hoffe, mein Review war der geneigten Leserschaft objektiv genug und würde mich über Kommentare und/oder Bewertungen freuen.
-Hind
Die Vorgeschichte zur Gitarre:
(Achtung: SEHR umfangreich!)
Bei meinem ersten Thomann-Besuch im Jahr 2004 probierte ich zahlreiche Gitarren aus. Besonders die kleine Boutique-Abteilung mit PRS, Nik Huber, ESP, Gibson und anderen erlesenen Gitarren zog mich stundenlang in ihren Bann. Heimlich still und leise stand in der Ecke der beschaulichen Edel-Abteilung ein Koffer mit durchsichtiger Front. Der Inhalt: Eine schwarze Gibson Les Paul Custom. Als ich die zum ersten Mal sah, war ich absolut von ihrem Erscheinungsbild geplättet. Aufgeregt fragte ich bei einem der Verkäufer nach, ob ich auch auf dieser Gitarre spielen dürfte. Der Mitarbeiter von Thomann bejahte sofort und übergab mir mit einem Lächeln die Paula aus ihrem gläsernen Koffer. Nicht nur ihr Aussehen gefiel mir auf Anhieb. Ihr Ton setzte dem Ganzen noch einen drauf und war für mich zuerst einfach unbeschreiblich.
Für mich stand ab diesem Tag fest: Du brauchst eine Les Paul Custom! Da diese Gitarren jedoch relativ preisintensiv sind, schaute ich seit dem Besuch in Burgebrach regelmäßig auf eBay, in kleinen Läden und Kleinanzeigen nach Paulas. Aber keine wollte so recht zu mir passen. Am 11. März 2005 suchte ich nach längerer eBay-Abstinenz mal wieder nach Les Pauls. "Gibson Les Paul Custom" als Suchbegriff eingetippt und gleich das erste Angebot holte mich von den Socken. Da war sie: Eine Les Paul Custom Plus in wunderschönem Honey Burst. Die Gitarre aus dem Jahr 1994 wurde von Musikalienhändler und Musiker Siggi Schwarz aus Heidenheim angeboten.
Ich griff sofort zum Telefon und rief Siggi in seinem Geschäft an. Nach kurzem Gespräch erklärte er sich bereit, die Gitarre für einen Tag "on hold" zu nehmen. Denn ich bat mir einen Tag Bedenkzeit aus, um meine Finanzen zu überprüfen. Am nächsten Tag - ein Samstag - rief ich Siggi in den ersten Minuten seiner Öffnungszeiten an. Freudig wollte ich ihm mitteilen, dass ich die Paula nehmen wolle, doch er entgegnete mir gleich zu Beginn am Telefon mit dem Satz: "Du, wir haben da ein kleines Problem!" Ein anderer eBay-Nutzer hatte am Morgen bereits auf die Gitarre geboten weil Siggis Mitarbeiter am Vortag vergessen hatten, die Auktion der Paula fürs erste aus dem Netz zu nehmen. Nach einem intensiven Gespräch mit Siggi kamen wir zu der Abmachung, dass ich am Ende der Auktion mitbieten sollte. Siggi kam mir entgegen und erklärte sich bereit, einen möglichen höheren Kaufpreis als ursprünglich ausgemacht auf seine Kappe zu nehmen.
Am Freitagvormittag, dem 18. März 2005, war es dann endlich soweit. Die Auktion lief aus und nach langem Zittern stand ich am Ende als Sieger fest. Ich machte ersteinmal Luftsprünge! Denn das ganze hin und her im Vorfeld hatte sich doch noch für mich gelohnt.
Abholen sollte mein Bandkollege aus Ulm die Gitarre. Am Freitagabend gab ich ihm das Geld bar in die Hand, weil er noch in der Nacht nach Hause fahren wollte. Auf der Autobahn passierte dann das, was eigentlich niemandem passieren sollte. Der Keilriemen platzte und die Lichtmaschine gab ihren Geist auf. Da stand mein Kollege nun am Straßenrand der Autobahn - ohne Licht und mit einem Batzen Geld in der Jackentasche. Dank der "gelben Engel" wurde er mitten in der Nacht dann doch noch bis nach Hause abgeschleppt und holte mir am darauf folgenden Tag die Gitarre in Siggi Schwarz' Heidenheimer Laden ab.
Die ersten Worte, die mir mein Kollege später am Telefon sagte, werde ich wohl nie vergessen: "Das ist ein rattenscharfes Teil! Gratulation zu solch einer Gitarre." Ich strahlte vor Freude über diese Nachricht - bieten eBay-Auktionen ja doch immer Gelegenheiten, optische Mängel durch geschicktes Fotografieren zu kaschieren.
Als die Gitarre am darauf folgenden Montag bei mir eintraf war ich überglücklich. Die Les Paul Custom war in einem nahezu ungespielten Zustand und sah einfach atemberaubend aus. Ihr Vorbesitzer - Schauspieler Wolfgang Fierek - war sehr pfleglich mit ihr umgegangen. Nach einigen Justierarbeiten und dem ersten gründlichen Säubern der Gitarre hing ich die Paula an meinen Hughes & Kettner Tube Edition 20 und genoss den Ton, der mir schon damals bei Thomann alle anderen Gitarren aus dem Kopf schlug.
Die Spezifikationen der Gibson Les Paul Custom Plus auf einen Blick:
- Baujahr: 1994
- Korpus: Mahagony mit wunderschön gemaserter Ahorndecke, Multi-ply-Binding an Ober- und Unterseite
- Hals: Mahagony mit 59er Rounded Les Paul Profil mit Singleply-Binding, Griffbrett aus Ebenholz mit Pearlblock-Inlays
- Headstock: Pearl split-diamond-Inlay mit Multi-ply-Binding
- Bridge/Tailpiece: Tune-o-matic/Stopbar
- Hardware: Gold Grover
- Pickups: 490R Alnico magnet humbucker und 498T Alnico magnet humbucker
- Farbe: Honey Burst
Die Besprechung der Paula:
Eines vorweg: Eine Paula würde ich mir keinesfalls wegen ihrer Ergonomie kaufen. Es gibt unzählige wesentlich leichtere, schneller bespielbarere und optisch auffälligere Gitarren. Aber am Ende des Tages zählt für mich die zeitlose Optik und natürlich vor allem der TON dieser Gitarre.
Klanglich ist die Les Paul Custom nicht gerade ein Multitalent. Der Halstonabnehmer bringt jedoch clean und angezerrt eine klangliche Wärme herüber, die ihresgleichen sucht. Singende Leadsounds tönen aus dem Amp und einzelne Akkorde kommen klar strukturiert zum Vorschein. Mit etwas mehr Gain und zurückgedrehtem Poti liefert die Paula dann DEN Woman-Tone. Santanas PRS könnte nicht cremiger klingen als das, was hier zu Gehör gebracht wird. Einen eleganteren und dabei gleichermaßen satten Sound kenne ich von keiner anderen Gitarre. Die Gitarre lächzt förmlich nach bluesig angehauchten Riffs in Slash-Manier. Sehr edel!
Die Mittelstellung des 3-Wege-Switchs lässt beidee Pickups in das Geschehen eingreifen. Clean kann ich mit dieser Pickupkonstellation am wenigsten anfangen. Vergleichsweise lasch und unentschlossen klingt die Gitarre. Mit zunehmender Verzerrung ändert sich dies jedoch rasch, da sich die Mittelposition für knackige Riffs superb eignet. Eine Powerchord-Begleitung tönt sehr angenehm und durchsetzungsstark.
An der Bridge liefert der Gibson Humbucker dann clean einen straffen Ton, der sich vorzüglich für das Picking vom Akkorden eignet. Den Amp nach Paula-Maßstäben eingestellt (Bässe etwas zurücknehmen, Mitten und Höhen dafür stärker rein) klingen Akkorde klar heraus, einzelne tonale Variationen lassen sich deutlich heraushören und das Klangbild ist sehr harmonisch. Im Overdrivekanal bringt der Bridgepickup dann, je nach Gainlevel, drückende Riffsalven bis zum absoluten Metalbrett hervor. Wie eingangs angedeutet, beschränken sich die klanglichen Möglichkeiten der Gitarre auf einige wenige Positionen. Diese bieten jedoch einen Paula-typischen Ton, der von bestechender Qualität ist.
Das Fazit:
Zusammenfassend bleibt also für mich nur eines zu sagen: Mann kann über Gibson sagen und von ihren Geschäftspraktiken halten, was man will. Aber Gitarren bauen die Amerikaner nach wie vor in unvergleichlicher Art und Weise. Allen Zweiflern möchte ich anraten, einfach einmal vorurteilsfrei zu einer ordentlichen Paula zu greifen und alle Spektren ihrer tonalen Fülle auszuloten. Es lohnt sich, denn eine gute Les Paul Custom liefert eine atemberaubende Klangqualität.
Ich hoffe, mein Review war der geneigten Leserschaft objektiv genug und würde mich über Kommentare und/oder Bewertungen freuen.
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