Hind
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Review zur Ibanez MTM1
Da Mick Thomson dank neuer Ibanez-Gitarrenschöpfungen gerade wieder durch die Welt der Gitarrenmagazine geistert, habe ich mich dazu entschlossen, mein altes Trockentest-Review über sein Signature-Instrument zu erweitern. Mittlerweile konnte ich sowohl die MTM1, als auch das günstigere Schwestermodell MTM2, ausgedehnt an zwei verschiedenen Amps testen (Mesa F50 und H&K Switchblade).
Bild 1: Ibanez MTM1 und MTM2 auf der 2007er NAMM | Bild 2: Promoshot von Mick mit seiner Ibanez MTM1
Nachfolgend möchte ich mich aber auf eine, möglichst kritische, Besprechung der MTM1 konzentrieren. (An Bildern habe ich leider kein selbstgeschossenes Material anzubieten, verwende aber ein paar Ansichten aus der Google-Bildersuche.)
Specs der Gitarre:
- Mahagoni Korpus, blutrot lackiert mit schwarzem Fake-Binding
- 5-tlg. durchgehender Ahorn Hals
- 24-bündiges Palisander Griffbrett mit "Seven"; Inlay
- Fixed-Edge-Bridge
- 1x Volume-Poti
- Dreifach-PU-Switch
- schwarze Hardware
- EMG 60 (Neck) & EMG 81 (Bridge) Humbucker (mittlerweile wird die Gitarre mit zwei Seymour Duncan "Blackout" Humbuckern bestückt ausgeliefert, da Mick Thomson diese seit einiger Zeit verwendet)
Die Besprechung:
Beim ersten Kontakt fällt die knallige Optik der Gitarre ins Auge. Wow, damit setzt man auf der Bühne auf jeden Fall optisch Akzente. Gleich danach kommt das Staunen über die doch massige Erscheinung der RG. Auf knapp 4 kg würde ich das Gewicht der Gitarre schätzen, also fast schon Les-Paul-Regionen. Aber mit einem guten Gurt sind ein paar Gramm mehr durchaus zu kompensieren, weshalb ich dies nicht unweigerlich als Negativpunkt ansehen würde - solange der Ton davon profitiert. Doch dazu später mehr.
Der durchgehende Hals (D-Profil) der MTM1 ist etwas massiger als die üblicherweise sehr flachen Wizard II-Hälse. Dennoch ist er Ibanez-typisch einfach und flott zu bespielen, was vom exzellenten Fretjob unterstützt wird. Da steht nix über und das Greifgefühl ist sehr angenehm. Das Inlay in dne ersten fünf Bünden ist sauber verarbeitet. Der Body wird von einem schwarzem Fake-Binding umfasst. Hier gibt es marginale Kritik, da das gemalte Binding in seiner Dicke mitunter etwas ungleichmäßig ausfällt. Nicht gravierend, aber in dieser Preisklasse auch nicht unbedingt zu erwarten.
Bild 3: Die Ibanez MTM1-BR in Aktion.
Beim Anspielen im Trockentest kommt die Gitarre nicht gleich aus den Startlöchern. Sie erscheint trotz durchgehender Halskonstruktion und viel Masse überraschenderweise nicht überschwänglich resonant, tönt aber gesamtheitlich doch gleichmäßig und angenehm. Der erste Spieleindruck ist sehr angenehm, denn ein paar Läufe gehen flink von der Hand und die tonale Artikulation bei Pickingpassagen ist auch "unplugged" ansprechend kultiviert.
Aber das ist eine E-Gitarre, deshalb erstmal an den Amp damit! Der Clean-Kanal des Mesa F50 zaubert in Verbindung mit dem Halspickup der MTM1 einen angenehm kräftigen, dabei aber nicht bass-überladenen Ton. Aufgrund des fehlenden Tone-Potis mag kein richtig cremiger Sound entstehen, aber für gezupfte Passagen ist er sehr passend und angenehm. Die Saiten klingen allesamt gleichmäßig durch, kein Hervorstehen einzelner Töne. Der EMG 81er am Steg klingt dagegen etwas harsch und steif, ist mit zurückgedehtem Volumepoti aber durchaus für akzentuierte Singlenote-Linien geeignet.
Aber Clean? Die Gitarre ist gedacht für Hi-Gain! Also schnell den Kanal gewechselt und die EMGs mal richtig ausgefahren. Der 60er am Hals setzt für mich dann erstmal den tonalen Höhepunkt. Wunderbar krachende Akkorde, ohne tonale Überspitzen schießen aus dem H&K Switchblade und sorgen für eine nahezu universelle Einsetzbarkeit dieser Einstellung. Die durchgehende Halskonstruktion wirkt hier meine rMeinung nach sehr förderlich auf das harmonische Klangbild. Noch eine Spur überzeugender zeigt sich dann der Overdrive-Kanal des Mesa F50. Hier bekommt der Hals-Ton der MTM1 eine warme Tiefe, die man den als steril verschrienen EMGs gar nicht zutraut.
Die Bridge liefert bei entsprechendem Amp-Setting dank des 81er EMG dann DEN klassischen Metalsound überhaupt. Riffs kommen klar definiert aus dem Amp, die Gitarre zeigt sich variabel in der klanglichen Akzentuierbarkeit und beim Spiel stören keine Nebengeräusche das klanglich positive Gesamtbild. Der Druck aus der Kombination von F50 und EMG81 ist sehr angenehm, mit einem guten EQ dazwischen könnte man sicher das letzte Optimum herausholen.
Etwas irritiert bin ich nachwievor über den Sinn der Konstruktion von Bridge und Sattel. Sicher bietet die fixierte Lösung mit Locking Nut und festem Trem mit Feinstimmern ein Höchstmaß an langfristiger Stimstabilität. Leider leidet darunter aber die Flexibilität (z.B. für alternative Tunings), denn Saitenwechsel dauern doch wesentlich länger (auch wenn die fixierte Bridge glücklicherweise nicht entwischen kann, wie bei freischwebenden Floyd-Systemen).
Bild 4: Die aufwändige aber unflexible Bridge-Konstruktion.
Überblick der Pros und Cons:
+ Verarbeitung
+ tonale Qualität
+ Spielgefühl
+/- Optik
- unsaubere Fake-Bindings
- unflexible Bridgekonstruktion
Mein Fazit:
Alles in allem ist die MTM1 meiner Meinung nach eine grundsolide Rock- und Metal-Axt, die keine Kompromisse eingeht und mir damit sehr sympatisch ist. Die Optik der MTM1 ist, wie eingangs erwähnt, auffällig aber - wie immer - Geschmackssache. Das Rot ist knallig und auffällig und das Seven-Inlay eine Abwechslung zum langweiligen Einheitsbrei aus Dot-Inlays. Für wen dies eher ein optischer Aufreger ist, der halte sich vor Augen, dass es sich hier um ein Signature-Instrument handelt. Das bedeutet immer, dass sich hier jemand etwas Individuelles auf den Leib bzw. vor den Bauch hat schneidern lassen.
Und somit ist die Ibanez MTM1 nicht nur für Slipknot/Mick Thomson-Fans und Metaller empfehlenswert. Allen anderen empfehle ich - trotz eventuell vorhandener Ressentiments - dringend einmal einen persönlichen Test um die klanglichen Möglichkeiten dieser Gitarre einmal selbst zu erleben. (... Blueser und Jazzer machen eh einen ganz großen Bogen um diese Gitarre *g*)
Ich hoffe, mein Review war der geneigten Leserschaft objektiv genug und würde mich über Kommentare und/oder Bewertungen freuen.
-Hind
EDIT: Für Nachschlag zum Review sorgt Gitarrist Eric Vandenberg mit einem interessanten Video zur Ibanez MTM1.
Da Mick Thomson dank neuer Ibanez-Gitarrenschöpfungen gerade wieder durch die Welt der Gitarrenmagazine geistert, habe ich mich dazu entschlossen, mein altes Trockentest-Review über sein Signature-Instrument zu erweitern. Mittlerweile konnte ich sowohl die MTM1, als auch das günstigere Schwestermodell MTM2, ausgedehnt an zwei verschiedenen Amps testen (Mesa F50 und H&K Switchblade).
Bild 1: Ibanez MTM1 und MTM2 auf der 2007er NAMM | Bild 2: Promoshot von Mick mit seiner Ibanez MTM1
Nachfolgend möchte ich mich aber auf eine, möglichst kritische, Besprechung der MTM1 konzentrieren. (An Bildern habe ich leider kein selbstgeschossenes Material anzubieten, verwende aber ein paar Ansichten aus der Google-Bildersuche.)
Specs der Gitarre:
- Mahagoni Korpus, blutrot lackiert mit schwarzem Fake-Binding
- 5-tlg. durchgehender Ahorn Hals
- 24-bündiges Palisander Griffbrett mit "Seven"; Inlay
- Fixed-Edge-Bridge
- 1x Volume-Poti
- Dreifach-PU-Switch
- schwarze Hardware
- EMG 60 (Neck) & EMG 81 (Bridge) Humbucker (mittlerweile wird die Gitarre mit zwei Seymour Duncan "Blackout" Humbuckern bestückt ausgeliefert, da Mick Thomson diese seit einiger Zeit verwendet)
Die Besprechung:
Beim ersten Kontakt fällt die knallige Optik der Gitarre ins Auge. Wow, damit setzt man auf der Bühne auf jeden Fall optisch Akzente. Gleich danach kommt das Staunen über die doch massige Erscheinung der RG. Auf knapp 4 kg würde ich das Gewicht der Gitarre schätzen, also fast schon Les-Paul-Regionen. Aber mit einem guten Gurt sind ein paar Gramm mehr durchaus zu kompensieren, weshalb ich dies nicht unweigerlich als Negativpunkt ansehen würde - solange der Ton davon profitiert. Doch dazu später mehr.
Der durchgehende Hals (D-Profil) der MTM1 ist etwas massiger als die üblicherweise sehr flachen Wizard II-Hälse. Dennoch ist er Ibanez-typisch einfach und flott zu bespielen, was vom exzellenten Fretjob unterstützt wird. Da steht nix über und das Greifgefühl ist sehr angenehm. Das Inlay in dne ersten fünf Bünden ist sauber verarbeitet. Der Body wird von einem schwarzem Fake-Binding umfasst. Hier gibt es marginale Kritik, da das gemalte Binding in seiner Dicke mitunter etwas ungleichmäßig ausfällt. Nicht gravierend, aber in dieser Preisklasse auch nicht unbedingt zu erwarten.
Bild 3: Die Ibanez MTM1-BR in Aktion.
Beim Anspielen im Trockentest kommt die Gitarre nicht gleich aus den Startlöchern. Sie erscheint trotz durchgehender Halskonstruktion und viel Masse überraschenderweise nicht überschwänglich resonant, tönt aber gesamtheitlich doch gleichmäßig und angenehm. Der erste Spieleindruck ist sehr angenehm, denn ein paar Läufe gehen flink von der Hand und die tonale Artikulation bei Pickingpassagen ist auch "unplugged" ansprechend kultiviert.
Aber das ist eine E-Gitarre, deshalb erstmal an den Amp damit! Der Clean-Kanal des Mesa F50 zaubert in Verbindung mit dem Halspickup der MTM1 einen angenehm kräftigen, dabei aber nicht bass-überladenen Ton. Aufgrund des fehlenden Tone-Potis mag kein richtig cremiger Sound entstehen, aber für gezupfte Passagen ist er sehr passend und angenehm. Die Saiten klingen allesamt gleichmäßig durch, kein Hervorstehen einzelner Töne. Der EMG 81er am Steg klingt dagegen etwas harsch und steif, ist mit zurückgedehtem Volumepoti aber durchaus für akzentuierte Singlenote-Linien geeignet.
Aber Clean? Die Gitarre ist gedacht für Hi-Gain! Also schnell den Kanal gewechselt und die EMGs mal richtig ausgefahren. Der 60er am Hals setzt für mich dann erstmal den tonalen Höhepunkt. Wunderbar krachende Akkorde, ohne tonale Überspitzen schießen aus dem H&K Switchblade und sorgen für eine nahezu universelle Einsetzbarkeit dieser Einstellung. Die durchgehende Halskonstruktion wirkt hier meine rMeinung nach sehr förderlich auf das harmonische Klangbild. Noch eine Spur überzeugender zeigt sich dann der Overdrive-Kanal des Mesa F50. Hier bekommt der Hals-Ton der MTM1 eine warme Tiefe, die man den als steril verschrienen EMGs gar nicht zutraut.
Die Bridge liefert bei entsprechendem Amp-Setting dank des 81er EMG dann DEN klassischen Metalsound überhaupt. Riffs kommen klar definiert aus dem Amp, die Gitarre zeigt sich variabel in der klanglichen Akzentuierbarkeit und beim Spiel stören keine Nebengeräusche das klanglich positive Gesamtbild. Der Druck aus der Kombination von F50 und EMG81 ist sehr angenehm, mit einem guten EQ dazwischen könnte man sicher das letzte Optimum herausholen.
Etwas irritiert bin ich nachwievor über den Sinn der Konstruktion von Bridge und Sattel. Sicher bietet die fixierte Lösung mit Locking Nut und festem Trem mit Feinstimmern ein Höchstmaß an langfristiger Stimstabilität. Leider leidet darunter aber die Flexibilität (z.B. für alternative Tunings), denn Saitenwechsel dauern doch wesentlich länger (auch wenn die fixierte Bridge glücklicherweise nicht entwischen kann, wie bei freischwebenden Floyd-Systemen).
Bild 4: Die aufwändige aber unflexible Bridge-Konstruktion.
Überblick der Pros und Cons:
+ Verarbeitung
+ tonale Qualität
+ Spielgefühl
+/- Optik
- unsaubere Fake-Bindings
- unflexible Bridgekonstruktion
Mein Fazit:
Alles in allem ist die MTM1 meiner Meinung nach eine grundsolide Rock- und Metal-Axt, die keine Kompromisse eingeht und mir damit sehr sympatisch ist. Die Optik der MTM1 ist, wie eingangs erwähnt, auffällig aber - wie immer - Geschmackssache. Das Rot ist knallig und auffällig und das Seven-Inlay eine Abwechslung zum langweiligen Einheitsbrei aus Dot-Inlays. Für wen dies eher ein optischer Aufreger ist, der halte sich vor Augen, dass es sich hier um ein Signature-Instrument handelt. Das bedeutet immer, dass sich hier jemand etwas Individuelles auf den Leib bzw. vor den Bauch hat schneidern lassen.
Und somit ist die Ibanez MTM1 nicht nur für Slipknot/Mick Thomson-Fans und Metaller empfehlenswert. Allen anderen empfehle ich - trotz eventuell vorhandener Ressentiments - dringend einmal einen persönlichen Test um die klanglichen Möglichkeiten dieser Gitarre einmal selbst zu erleben. (... Blueser und Jazzer machen eh einen ganz großen Bogen um diese Gitarre *g*)
Ich hoffe, mein Review war der geneigten Leserschaft objektiv genug und würde mich über Kommentare und/oder Bewertungen freuen.
-Hind
EDIT: Für Nachschlag zum Review sorgt Gitarrist Eric Vandenberg mit einem interessanten Video zur Ibanez MTM1.
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