[Bass] - Ibanez ICB300EX 'Iceman'

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RobertTurner
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Mitte 2006 holte ich mir einen Ibanez BTB200, weil ich dachte, ich bräuchte jetzt endlich einen guten Mittelklassebass. Genialer Plan, oder?:rolleyes: Ich brauchte eigentlich wirklich einen besseren Bass, dass der BTB200 definitiv eher ins Einsteigersegment gehört, erschloss sich mir auch bald danach(schade dass ich das Board damals noch nicht kannte;))! Da sich nach dieser Enttäuschung auch noch meine Band auflöste, beschloss ich mir erst dann einen neuen (und richtig guten!) Bass zu holen, wenn ich wieder in einer guten Band Fuss gefasst hatte. Ein Jahr später suchte der Drummer der neuen Band meines alten Gitarristen dann einen Bassisten für seine Zweitband, ich wurde empfohlen, lernte die Jungs und die Songs kennen, es funkte sofort. Zeit, meinen Plan zu verwirklichen, mein Gewissen war beruhigt, ich holte mir nicht nur ein neues Spielzeug um alleine daheim rumzududeln;) Ich überlegte lange hin und her und spielte auch einiges an (leider hatte der große T zu diesem Zeitpunkt den Iceman nicht da) und fand nicht wirklich was ich suchte. Da ich das Design klasse fand und die Specs sich toll lasen, bestellte ich mir den Iceman dann einfach blind, fest entschlossen, ihn bei Nichtgefallen sofort wieder zurückzuschicken. Immerhin kostete er damals noch 685€, für mich schon eine Stange Geld, trotz Abibonus und Zivisold;)
Entschluss gefasst, Musicstore angerufen, und kurz darauf bekam ich ein Paket aus Köln...

Technische Daten

Ibanez ICB300EX

Verarbeitung

Das erste was mir an dem Bass auffiel, war der unglaublich wertige Eindruck, den die Verarbeitung auf mich machte. Wäre ja auch komisch gewesen, wenn der Sound mich umgehauen hätte als ich ihn aus dem Koffer nahm:p Die makellose Lackierung, das eingefasste Griffbrett, tolle Tuner und die Blockinlays lassen den Bass wirklich edel aussehen. Er war sehr gut eingestellt, die Abdeckung des Halsspannstabes musste ich noch nie entfernen. Der 4-fach verschraubte Hals sitzt perfekt in der Halstasche, und auch die Ausfräsungen für die Tonabnehmer passen genau. Die Potis sind sehr leichtgängig und verrichten ihren Dienst tadellos, auch sitzen alle 4 bis heute fest wie eh und je (ich hoffe dass dieses eigentliche Paradoxon doch verstanden wird;)), einzig den Gurtpin am Hals musste ich im Laufe der Zeit einmal nachziehen. Das Elektronikfach macht einen aufgeräumten Eindruck, es ist ebenso wie das separate Batteriefach nur mit Werkzeug zugänglich. Die Tuner erlauben feingängiges stimmen und halten ebenjene dann auch zuverlässig. Der simple, aber zweckdienliche B100-Steg (auch bei vielen günstigeren Ibanez-Bässen der Standard) ist ebenso wie die dicken Polepieces der Tonabnehmer in schwarz gehalten, eine Optik die mir sehr gut gefällt.
FAZIT: :great:Die Verarbeitung ist wirklich über jeden Zweifel erhaben. Keinerlei nervige Überraschungen, lockere Schrauben, unsaubere Stellen der Lackierung, herausstehende Bundkanten oder sonstige Mängel. Auf den ersten Blick also ein klasse Instrument, mal schauen wie es mit dem zweiten aussieht...

Handhabung

Hier stellt sich nun die Gretchenfrage: Der sieht schon so kopflastig aus, wie spielt der sich denn??
Als ich ihn zum ersten Mal am mitgelieferten Billiggurt hängen hatte, dachte ich mir erst 'Au weia...', als ich ihn dann an meinem breiten Ledergurt probiert habe merkte ich schnell: Nun wirklich kein Weltuntergang... Hier scheiden sich ja teilweise die Geister, wer bisher nur von ergonomisch hervorragenden Designs verwöhnt worden ist wird sicher seine Probleme haben, wer aber schon einmal mit Kopflastigkeit zu tun hatte oder zb den Unterarm beim spielen auflegt (so wie ich, da ich ihn in der Band fast ausschließlich mit dem Plek bearbeitet hab) sollte eigentlich gut mit ihm klarkommen. Eine erfreuliche Überraschung erlebte ich beim Gewicht: er sieht wirklich viel schwerer aus als er ist. Nicht schwerer als meine Corvette $$ aus Sumfesche, und deutlich leichter als meine beiden Preci-Kopien (na gut, eine davon wiegt gut 5 kg:p).
Hat man sich an das 'Tragegefühl' gewöhnt, fällt einem sofort der für Ibanez-Verhältnisse eher fleischige Halsprofil auf. Dabei fällt er schätzungsweise in die goldene Mitte zwischen (dezent überspitzt ausgedrückt;)) die Soundgear-Zahnstocher und Warwick-Baseballschläger (die ich übrigens sehr zu schätzen gelernt habe und normalerweise nie als solche bezeichnen würde). Mit genau 40mm am Sattel ist er allerdings auch breiter als viele seiner Ibanez-Kollegen (und als die Warwicks natürlich). Die Bespielbarkeit ist gut, Hals und Griffbrett fühlen sich toll an (auch wegen der fantastischen Elixir Saiten, wer sie noch nicht probiert hat sollte dies unbedingt nachholen!), man kann sicherlich auch wunderbar schnell auf dem Bass spielen (was ich ja auch tue). Der Fairness halber muss ich aber sagen, für echte Flitzefinger-Aufgaben würde ich persönlich mir ein bequemeres Instrument suchen, und obwohl ich natürlich damit klar komme ist insbesondere die Breite des Griffbretts ist für mich nicht ganz ideal (ist ja ein ehrliches Review, ich will ja hier schließlich nichts verkaufen:redface:).
FAZIT: Leichte Abstriche bei der Handhabung. Die Kopflastigkeit kann einen extrem stören oder auch fast gar nicht, ist eine Frage die jeder Bassist für sich selbst beantworten muss. Ansonsten ist der Bas gut zu bespielen, das Spielgefühl unterscheidet sich doch (wenn man so will, in der Leichtgängigkeit) von zB den Soundgear-Bässen.

Klang

Jetzt gehts ans Eingemachte. Die Bespielbarkeit hatte mich nämlich einiges an Nerven gekostet, der Sound sollte nun entscheiden ob der Bass bleiben darf. Hätte der mich nicht vom Hocker gehauen, hätten der Bass und ich wohl kein Happy End erlebt. Meine Entscheidung habe ich jedenfalls bis heute nicht bereut. Auch nach fast einem Jahr bin ich immer wieder von ihm begeistert.
Aber eins nach dem anderen. Unverstärkt hat er schon viel mehr Charakter als meine aus Agathis gefertigten Bässe (BTB200 und GSR205) und meine beiden (zugegebenermaßen sehr günstigen) Precis. Wo mein Warwick spritzig und trocken klingt, kommt der Iceman sehr rund und Warm daher. Von diesem klang war ich auf Anhieb begeistert!
Am Verstärker gibt der Bass diesen Grundklang mMn sehr gut wieder (auch wenn die PUs wirklich viel Dampf machen!). Bei neutraler Elektronik und neutral eingestelltem EQ am Verstärker bringt der Stegtonabnehmer schon ein kräftiges Pfund. Irgendwie kehlig in den hohen und dann doch wieder knurrig in den tiefen Lagen, verliert aber nie seine bassig-warme Grundnote, gefällt mir sehr gut. In der Mittelstellung erhält man den trockensten Sound (wobei er eigentlich nur bedingt trocken ist, aber halt immer noch der trockenste der 3), schöner Punch, mit dem Sound kann man noch mehr anstellen. Der Halstonabnehmer bietet wie zu erwarten dann echten Bassschub. Dabei bewahrt er zum Glück seine Straffheit, Mumpf ist was anderes! Bei voll reingedrehtem Bass des 2-Band-EQ wirds auf dem Halstonabnehmer allerdings schon grenzwertig, wer weiss, vielleicht gefällt diese Variante ja irgendwem, ich kann auf diese Einstellung verzichten. Durch die aktive Elektronik und den EQ am Verstärker bieten sich einem natürlich massig Möglichkeiten, den Sound nach seinen Belieben zu formen. Bei einem vollem Boost der Elektronik sollte man allerdings acht geben, die PUs haben schon einen sehr hohen Output! Mit gefällt das gut (auch wenn ich in der Praxis gemäßigtere Einstellungen bevorzuge), gerade im härteren Bereich machen die Tonabnehmer natürlich ordentlich Dampf, was die Durchsetzungsfähigkeit fördert. Dies wäre natürlich wenig wert, wenn der Sound nicht auch so qualitativ hochwertig wäre! Die verschiedenen Soundvarianten detailiert zu beschreiben wäre mMn Unfug, eigentlich kriegt man so ziemlich alles mit ihm hin, also brillanten Klick, mächtiges Pfund, Knurr vom Steg, warmer Schub vom Hals, etc... Dass es konstruktionsbedingt Grenzen gibt sollte jedem klar sein. Er ist halt weder ein Preci, noch hat er Singlecoils, aber wer ihn kauft und Fendersounds erwartet hat denke ich sowieso etwas falsch gemacht.
Ich würde euch ja gerne meine liebste Einstellung verraten, leider hat diese im letzten Jahr so dermaßen oft gewechselt: erst 50:50, sowohl Bässe als auch Höhen leicht geboostet, dann 30:70 zugunsten des Stegs, dann doch 70:30 Hals mit abgesenkten Höhen... Ich weiss, ich gerate leicht ins Schwärmen, nehmt mir das bitte nicht übel, ich finde nur wirklich dass dieser Bass verdammt gut klingt.
Ich finde nicht einmal, dass man sich mit ihm auf härtere Gangarten beschränken muss. Ich habe mit ihm schon Deathcore, Funk, Blues und Rock gespielt, einen passenden Sound findet man ohne weiteres. Mein alter Basslehrer war gleich so angetan von ihm, dass er gleich dem Bassisten einer Old-School-Hardrockband vorgeschwärmt hat, was ich als großes Kompliment empfinde, der versteht 1. wirklich was von guten Instrumenten, 2. habe ich ihn als sehr ehrlichen Menschen kennengelernt.
Natürlich sind Geschmäcker was Sounds angeht wirklich sehr verschieden, ich persönlich halte den Bass für mittlerweile nur noch 495€ für eine echte Alternative für alle, die Heavy-Optik mögen und einen schlicht sehr guten, flexiblen Sound wollen.
FAZIT: Der Sound drückt, rockt, puncht und kann dich auch zum tanzen bringen:cool:, behält dabei aber immer seine rund-warme Grundnote.


Gesamturteil:
Starker Bass mit toller Verarbeitung, edler Optik und sehr guten Sounds, der an Kopflastigkeit leidet.
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Nachwort
Ich hoffe euch hat mein Review gefallen, es wurde ja auch echt mal Zeit dass ich dem Iceman eines widme. Es war mein erstes, weshalb ich mich über Kritik und Anregungen freuen würde, es soll eigentlich nicht mein letztes sein:rolleyes: Für Fragen stehe ich natürlich gerne zur Verfügung. Die Soundsamples werde ich sobald es geht nachreichen, versprochen!
Danke fürs lesen, lg.
 
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Hallo RobertTurner,

hinzufügen sollte man vielleicht noch, dass es sih beim Iceman um eine "uralte" Form handelt.
Ich weiß nicht genau wie lange es her ist, aber es dürfte ca. 25 Jahre her sein, dass Ibanez mit der Iceman Gitarre raus kam. War das nicht ein Entwurf des KISS Gitarristen? Einen Iceman Bass gab es damals meines Wissems nicht - aber da kann ich irren.
Die Iceman Form stammte aber aus den frühen 80er Jahren.

Danke für den Review!
Andreas
 
dürfte ca. 25 Jahre her sein, dass Ibanez mit der Iceman Gitarre raus kam. War das nicht ein Entwurf des KISS Gitarristen?

Paul Stanley, muß schon so '77 oder '78 gewesen sein. Meinl hat aber alte Ibanez Kataloge als PDFs, in denen man das nachsehen können müßte.

Einen Iceman Bass gab es damals meines Wissems nicht - aber da kann ich irren.

IIRC hatte Sean Ysault, damals bei White Zombie, in den 90ern sowas.
 
Stimmt, ein wenig 'Geshichte' wäre natürlich nicht verkehrt gewesen;)
Ich glaube auch einmal gelesen zu haben die Iceman wäre das erste ureigene Ibanez-Design gewesen, kann das sein? lg.
 
Ich glaube auch einmal gelesen zu haben die Iceman wäre das erste ureigene Ibanez-Design gewesen

Das erste müßten (IIRC) die Artist-Gitarren und -Bässe gewesen sein. Bei den Klampfen hatten die schon recht früh so schicke Sachen wie die Bob Weir (Grateful Dead) Signature. Bei den Bässen haben so ca. '75-78 sie ständig noch ziemlich viel umgekrempelt. Am besten sind die späteren Modelle mit 34" Mensur, asymmetrischen statt symmetrischen Cutaways und carved statt flat top, die PUs sind aber durchweg laff in Sound wie Output. Am besten schneiden noch die Mini-PUs ab wie sie dann auch auf den Musician Bässen waren. Aber wo Musicians wenigstens vielseitig waren, waren die Artist mal schlechtere, mal bessere Gibson-Ableger. Das beste, was ich da mal zu sehen bekam, war ein von Peter Coura aufgemotzter Artist mit 2 DiMarzio Model G PUs.
 
zu dem bass:
ich war gestern in köln und hab unter anderen auch den angetestet und wenn ich keine gute musicman-kopie gesucht hätte/gesucht hab würde ich mir diesen bass kaufen ich fand ihn einfach nur geil vom sound und natürlich vom aussehen her
 
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