[Amp] ENGL Classic E358 Combo 212

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Afraid To Shoot
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Da ich hier schon sehr viele nützliche Reviews und anderes Zeug gelesen habe, wollte ich auch mal meinen Senf dazugeben.:)

Vorgeschichte
Ich war auf der Suche nach einem neuen Amp(oh Wunder!) und hatte eigentlich keine großen Anforderungen was interne Effekte oder unendlich viele Kanäle anging. Ich wollte einfach nur authentischen Sound haben. Hört sich vielleicht anfangs nach nicht viel an, ist es aber doch.;)
Die Suche hat mit Sicherheit über ein Jahr gedauert, in dem ich in verschiedene Musikgeschäfte gefahren bin und einfach alles mögliche angetestet habe um einen groben Überblick zu bekommen. Mit der Zeit haben sich ein par Kanidaten herauskristallisiert zum einem der Engl Blackmore, der Orange Rocker 30 und wie eben der Sieger der Engl Classic, auf den ich eigentlich eher durch Zufall ziemlich zu Ende meiner Reise gestoßen bin.:great:

Es wäre schon fast der Orange Rocker geworden, als ich diese dicke 212er Combo sah, die so wie sie da stand einfach nur schön anzusehen war(welche Farbe weiß ich nicht, deshalb mal das Foto von der Engl Seite).

e358c_1.jpg


Das AIDA Prinzip(Attention, Desire, Interest, Action) wurde bis zur Perfektion ausgeschöpft.;)
Normalerweise hätte er nicht in mein Budget gepasst, aber wie der Zufall es so wollte, handelte es sich hierbei um ein 2-3 Monate gebrauchtes Gerät. Bis auf eine kleine Schramme im Tolex waren keine Gebrauchsspuren zu vermerken. Die Schramme ist ja nicht so tragisch, immerhin steht "Vitnage" auf dem Amp.:D
Anfangs fand ich das Ding überhaupt nicht gut, viel zu bassig im Ton, einfach nicht schön. Trotzdem wollte ich der Schönheit eine Chance geben und hab einfach solange am EQ gedreht bis es gepasst hat. Bevor ich jetzt schon direkt zum Sound komme vorher noch ein par technische Daten.


Was ist drin?

-1 Kanal Amp mit zwei Gainabschnitten(also eigentlich doch zwei Kanäle)
-50W Vollröhre mit vier ECC 83 in der Vorstufe und zwei 5881 Endstufenröhren
-2 12" Celestion Greenbacks
-3Band EQ für beide "Kanäle"
-eigenes Reverb für jeden Kanal
-je Kanal Gain- und Masterregler
-Bright- und Depthschalter zum Anheben der Höhen bzw. Bässe und gleichzeitige Absenkung der Mitten
-stufenlos regelbarer FX Loop
-Recordingausgang
-ein Boost, sogenannt "V.L.S."
-Boxenausgänge: 1x8 Ohm, 1x16 Ohm, 2x8 Ohm und 2x16 Ohm
-Powerschalter ist hinten, Standby vorne
-ein cooles rotes Powerlämpchen
-und nicht zu unterschätzende 31kg...



Clean Kanal


Das erste was einem hier auffällt ist vor allem eins: Dynamik. Jeder einzelne Patzer kommt auch als Patzer vom Amp zurückt, er beschönigt nichts, gibt einem nur das wieder was man auch in ihn reinsteckt. Der eine wird es lieben, der andere wird es hassen, vor allem könnte es für Anfänger frustrierend sein.
Wer diese Hürde überwunden hat, wird mit einem wunderschönen Cleansound belohnt, der sich wirklich sehen lassen kann. Auffällig ist vor allem, dass man deutlicher als an anderen Amps hört ob die Gitarre verstimmt ist oder nicht, genauso wie die verschiedenen Pickuppositionen hier große Felxibilität verleihen. Mit meiner Fatstrat bekommt man bei halb aufgedrehtem Gainpoti bereits am Humbucker einen leicht angecrunchten Sound, die Singlecoils und die Zwischenpositionen bleiben völlig clean, aber jeder auf seine eigene Weise, sodass man im Endeffekt 5 Verschiedene Sounds bekommen kann, die man alle zusätzlich noch mit Volumepoti und Spielweise stark beeinflussen kann.
Bei 9 Uhr fängt der Humbucker langsam an Dampf zu machen und man bekommt einen schön angecrunchten Sound, wenn man will.
Qualitativ minderwertige Gitarren sind bei bei diesem Amp ein "no-go", sie klingen einfach nicht, meine erste Gitarre (eine Epiphone Explorer, wahrscheinlich aus den 80ern) klingt einfach nur dumpf und tot.

Verzerrter Kanal

Er macht eigentlich exakt da weiter, wo das Lo Gain 1 Poti nicht mehr weiter kann. Man kann sich so auf beiden Kanälen ziemlich ähnliche Crunchsounds basteln und eventuell den andern als Boost benutzen. Viel mehr Spaß macht es natürlich wenn sich das Gain Poti zwischen 12 und 3 Uhr befindet;). Hier geht es verhältnissmäßig richtig zur Sache und Rockriffs à la Crazy Train "rocken" einfach nur. Hier gilt natürlich je lauter, desto besser, aber auch bei moderaten Lautstärken ist der Kanal definitv mehr als nur zu gebrauchen. Hier macht sich auch die Dynamik bemerkbar, zwar nicht ganz so stark wie im Cleanenbereich aber Fehler werden auch hier ziemlich gnadenlos bestraft. Im Gegensatz zu anderen Engl Amps zerrt er nicht ganz so "dicht", würde ich sagen. Denoch würde ich ihn, entgegen der häufigen Meinung, doch als "metaltauglich" bezeichnen. Mit Sicherheit nicht irgendwelche HiGain Sachen, dafür ist er ja definitiv nicht ausgelegt, aber meiner Meinung nach eignen sich die Gainreserven durch auch für "klassischen" Heavy Metal, vorausgesetzt man hat einen Humbucker an der Bridge. Der Necksinglecoil eignet sich wunderbar für Soli da fängt die Strat schon fast an zu singen. Den Sound des Middle PUs und die Zwischenpositionen muss man mögen, sie sind bei höherem Gain nicht ganz so mein Geschmack, aber es gibt gewisse Situationen, wo ich sie durchaus gerne auch bei mehr Gain einsetze.

EQ

Das ist auch noch eine sehr empfindliche Sache. Wie schon ganz zu Anfang beschrieben habe ich den Klang des Amps als ziemlich bassig empfunden. Das liegt vor allem da dran, dass der Bassregler sehr empfindlich ist und meiner Meinung nach einen viel zu starken Einfluss hat. Deshalb habe ich den Bass auch nur bei knapp neun Uhr stehen.
Hingegen ist der Mittenregler viel schwächer und ich habe ihn auf drei Uhr. Höhen stehen auf Geisterstunde.
Problematisch wird der EQ auc wenn man die Gitarren wechselt, da man jedes mal neue Einstellungen finden muss, was noch einmal die Ehrlichkeit des Amps widerspiegelt. Manchmal wünschte ich seperate Equalizer um die Sounds noch zu optimieren, aber man kann ja nicht alles haben.

Reverb

An und für sich sehr nett und definitiv brauchbar, wenn man es nicht übertreibt. Klingt zwar nicht ganz so warm wie bei anderen Amps, aber momentan erfüllt es seinen Zweck hervorragend. Bei entsprechenden jazzigen oder bluesigen Sachen in langsamem Tempo entfaltet sich ein dreidimensionaler Klang bei dem man wirklich jeden Ton fühlen kann und mit der Dynamik in ein entsprechendes Gewand kleiden kann, wie man eben gerade möchte.

V.L.S.

Damit kann man das Signal bei Bedarf anheben. Hinten am Amp befindet sich eine kleine Schraube mit der man den Unterscheid regeln kann. Beim Cleankanal wirkt die Anhebung allerdings deutlich stärker als im verzerrten Bereich. Muss man halt ein wenig mit Volumepoti oder ähnlichem tricksen. Wenn man damit zurecht kommt eine super Sache.


Bright-, Depthschalter


Bright hebt die Höhen und Depth die Bässe an. Ich lasse sie meist beide aus, da der Brightschalter fast gar nicht mehr zieht bei den Mitten die ich drin habe und die Bässe verstärk ich nur manchmal im Cleankanal auf den Singlecoils.
Leider sind diese beiden Optionen nicht über einen Fußschalter regelbar.

Recordingausgang

Ehrlicherweise habe ich keine Ahnung, ich habe das Ding nie benutzt.

Verarbeitung
Der Amp macht einen soliden Eindruck und er ist sehr schwer... Es gibt schönere Dinge als so einen 30kg schweren Koffer die Treppen hoch zu tragen. Wirklich bedauerlich ist, dass es keine Griffe an den Saiten gibt, das würde die ganze Sache sehr erleichtern. Der Haltegriff oben hält zwar einiges aus, denoch ist es nicht gerade angenehm.;)
An den Ecken sind Stahlkappen. Das Tolex sieht wunderschön aus ist aber nicht gerade das stabilste. Es sind schon ein par Macken bei tragen reingekommen, aber wie gesagt, auf dem Ding steht VINTAGE drauf.:D
Die Knöpfe sind die Engl-typischen Chickenheads, finde ich jetzt nicht ganz so schön, aber sie erfüllen ihren Zweck und vor allem sieht man im Gegensatz zu runden Knöpfen auch auf der Bühne exakt wie es gerade um den Amp steht.

Meckerrunde

So jetzt nocheimal extra zu den Dingen die ich nicht mag und von denen ich denke, dass sie auch anderen Leuten negativ auffallen könnten.
Da wären, die fehlenden Haltegriffe an der Seite, seperate EQs, einen besser einstellbaren Boost(nicht über so ein kleines Plastikschräubchen im Amprücken), das wirklich sehr krasse Basspoti, das empfindliche Tolex, das Gewicht(ok, wer sich eine 212 Röhrencombo kauft ist wirklcih selbst Schuld). Mehr fällt mir momentan nicht ein.
Wie man sieht habe ich den Amp trotz der negativen Aspekte gekauft, da sie für mich keine gravierenden Probleme darstellen.

Wer sollte sich den Amp anschauen/-hören?

-Leute die auch ohne extreme Effekte einen flexiblen Klang hinbekommen wollen. Dies war für mich sicher ein Kaufargument, ich mochte es einfach wie ich mit ganz kleinen Dingen den Sound verändern konnte, und da ich eh nicht so der Fan von Bodentretern bin hat er mir noch mehr zugesagt.

-Leute die einen wunderbaren Cleankanal haben wollen aber auch die Verzerrung nicht missen wollen.

-Dynamikfreunde

-Leute für die Gitarrespielen nicht ausschließlich HiGain-Geballer darstellt;)

-Freunde von klassischen Rock-/Bluessounds

Aus die Maus

Ich hoffe ich konnte euch einen Einblick in die Funktionsweise dieses Amps geben und danke herzlich für die Aufmerksamkeit.
Kritik/Kommentare sind sehr erwünscht.:great:
 
Eigenschaft
 
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Reaktionen: 1 Benutzer
Saugut geschrieben ! Bin zwar eigentlich mehr so aus der Metalgeballerfraktion , aber wenn Engl auch schöne Cleansounds zaubern kann :) feine sache , den Amp werd ich mal anspielen hehe ..

mfg *bewert*
 
Tach,
wollt mal den Threadsteller fragen, wie sich der Eindruck bis jetzt fortgeführt hat.
Wie sieht das Tolex mittlerweile aus?
Nervt der gemeinsame EQ immer noch, oder kommt man damit klar?
Hab gelesen, dass das Gehäuse auch vom Holz her empfindlich sein soll, kannst du was dazu sagen?
Hast du den DI-Out zwischendurch mal ausprobiert?


Danke schon mal
 
Es tut mir sehr leid, dass ich dir diese Fragen zum jetztigen Zeitpunkt leider nicht beantworten kann. Ich sitze seit mehr als einem halben Jahr in den Staaten, und habe meinen Amp schoen in Deutschland stehen. Bitter, aber 30kg Uebergepaeck ist auch nicht so das Wahre.

Aber ich kann nur annehmen, dass das Tolex vom Schleppen mit Sicherheit noch die ein oder andere zusaetzliche Macke eingefahren haette.

Auch habe ich gut in Erinnerung, dass ich live ziemlich gut klar gekommen bin mit meinem EQ, also ich habe eine Position gefunden, wo mir beide Kanaele richtig gut gefallen haben. Mal schauen wie es im Sommer aussieht, wenn ich wieder zurueck bin!

Zum Holz kann ich nicht so viel sagen, der Amp steht/stand Ende August noch wie'ne 1.

Leider habe ich auch den Recordingausgang bis dato nicht ausprobiert.

Ich melde mich auf jeden Fall wieder, sobald ich zurueck bin! ;) Kann's kaum erwarten ihn wieder aufzureissen!
 
.....
 
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