Die haben nicht nur Hälse für solche altertümlichen Stimmungen. Die haben auch einen Hals für das heutige gleichstufige System. Auf deren Homepage steht, dass "normale" Hälse viele Faktoren unberücksichtigt lassen, weil sie davon ausgehen, dass Saiten unendlich dünne, masselose Drähte sind. In Wirklichkeit bewirkt z.b. eine Halbierung der Saitenlänge nicht wirklich eine Verdopplung der Frequenz, weil ja der Schwingende Teil einer halbierten Saite auch nur die halbe Masse hat und demzufolge schneller Schwingt. Außerdem sind die Saiten ja unterschiedlich dick. Je dicker eine Saite ist, desto mehr verschiebt sich der Punkt, von dem an sie zu schwingen beginnt. Außerdem haben sie noch allen möglichen anderen Kram berücksichtigt. Das ist alles recht gut auf der Homepage erklärt.
Beim Hals für gleichstufe Stimmungen sind die Bünde aber natürlich nicht ganz so krumm, wie bei anderen Hälsen, da ja weniger Änderungen erforderlich sind. Hier sieht man schon den Vergleich:
Gleichstufig gestimmt (heutiges System):
Man sieht sehr schön, dass gerade unter der G-Saite die Abweichungen zum "geraden" Bundstäbchen am größten sind. Das passt auch sehr schön zu der Erfahrung, dass man mit der G-Saite im Vergleich zu den anderen Saiten oft die meißten Intionantionsschwierigkeiten hat.
"Die wohltemperierte Gitarre":
Hier ist alles ein bisschen krümmer, weil man die Töne ja mehr verbiegen muss, wenn man zum etwas älteren, wohltemperierten System übergeht.
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Alles in allem finde ich das sehr interessant. Zumindest diesem "optimierten" Hals für das gleichstufige System würde ich jetzt nicht die Existenzberechtigung absprechen. Ich würd gern mal so ein Ding ausprobieren, allerdings hab ich das bei meinem Dealer noch nicht gesehen.
/edit:
http://www.truetemperament.com/site/index.php?option=com_content&task=view&id=27&Itemid=1
Hier ist sehr schön erklärt, warum auch beim heutigen System gerade Bundstäbchen nicht das Optimum sind. Nur mal ein Auszug:
The model assumes an "ideal" or "perfect" string - one which only exists in theory, not in the real world. It assumes, firstly, that the strings have no stiffness. Secondly, it assumes that all strings behave identically, regardless of their thickness, whether they are plain or wound, and the material they are made of. Thirdly, it assumes zero string height - and completely ignores what happens when the strings are pressed down on the frets!
[...]
One single adjustment per string at the bridge ("intonation") cannot possibly fully compensate for all these parameters at once, as they all vary in different degrees on different strings.
http://www.truetemperament.com/site/index.php?option=com_content&task=view&id=28&Itemid=1
12-Tone Equal Temperament
This is the musical scale which "ordinary" guitars are constructed for - in theory. In reality, the best that can be achieved is a close approximation to Equal Temper, because the simple mathematical formula which is used to calculate the fret positions is based on insufficient information about the physical properties of vibrating strings. (See: "What's wrong with straight frets?") Most guitars tend to play a little sharp in the lowest frets, a little flat in the 5th - 10th frets, and fairly accurately around the octave. Up above the 15th fret anything at all can happen!