Das Problem bei einer ERSTEN ERFAHRUNG ist, dass man sie zum ersten Mal macht und alles was danach kommt schon davon eindeutig beeinflußt wird.
Demnach schließe ich mich allen Vorredner an und widerspreche gleichzeitig! Du kannst demnach alles falsch oder alles richtig machen....EGAL wie du es machst!
Es gibt ne Menge Parameter, die abgefragt werden müssen, wenn du dich entscheiden möchtest.
Ich wollte eigentlich Schlagzeug lernen, aber meine Mum sagte damals: "Das is aber schlecht in ner Plattenwohnung. Willst du nicht was ruhigeres lernen?". DANKE MAMA! Wenn ich mir vorstelle, dass Dave Lombardo so ne Mum gehabt hätte, dann würde aber wirklich was fehlen in dieser kleinen Welt!
Zunächst die Parameter, die ich abwägen würde:
a) Finanzstatus: wie schon erwähnt, gibt's ne A-Gitarre schon für laues Geld und du mußt dir anschließend keine Sorgen wegen kaputter Kabel oder abgerauchten Speakern machen. Strom sparst du übrigens auch gleich mit.
b) Riskikominimierung: Wie sicher bist du dir, dass du ausgerechnet Gitarre spielen möchtest und nicht morgen auf Maultrommel umsteigen wirst?
c) Ersthaftigkeit/Durchhaltevermögen: Wie schätzt du dich selbst in solchen Dingen/Lern-Vorhaben ein? Hältst du es durch, wenn du es dir einmal vorgenommen hast, oder bist du eher ein Schnell-Verzweifler und Faulheits-Abbrecher?
All diese Parameter würde ich mir vorher überlegen.
Natürlich soll deine Entscheidung von Herzen kommen und du sollst möglichst viel Spaß mit diesem wundervollen Instrument haben, aber wenn du bei der Entscheidung auch ein bisschen den Kopf benutzt, dann wirst du nachhaltig mehr von dieser Entscheidung haben. Dass es dir nicht egal ist, zeigt ja schon die Tatsache, dass du diese Frage hier öffentlich gestellt hast.
my history:
Damit du noch eine weitere Meinung unter vielen hast, erkläre ich dir kurz wie es bei mir gelaufen ist. Wie ich mich für das Instrument entschieden habe, konntest du ja oben schon lesen. Die Entscheidung war nicht verkehrt, aber ich bin immer noch der Meinung ich hätte ein besserer Drummer werden können, als ich heute Gitarre spielen kann. Anderes Thema.
Da wir damals nicht viel Geld hatten (eigentlich überhaupt keins), blieb auch erstmal nur die Schnupper-Anschaffung: Holzgitarre im Quellekatalog! Mit Lernbuch und Lernkassette zusammen 90 DM
Ich glaube diese Gitarre habe ich 2 Wochen benutzt und ich wußte: ICH WILL EINE RICHTIGE GITARRE!
Glücklicherweise war mein Geburtstag in greifbarer Nähe und so bin ich mit meinem Vater losgetingelt und habe in einem Berliner Musikalienladen (in Pankow am Bhf) 2 Stunden an die Decke und auf die brandneuen Parker Nightfly Deluxe-Flyer gestarrt bis mein Vater eine Aria A-Gitarre (natürlich mit Nylon-Saiten) aus vielen seriengleichen Modellen ausgesucht hatte. Kostenpunkt: 222 DM
Noch ne Tasche dazu und fertig. Die Gitarre habe ich heute noch und sie ist einfach SPITZE!
Ich habe dann ca. 2 Jahre lang nur A-Gitarre gespielt, obwohl ich auf meiner Bettkante Crematory-Songs (das komplette Album, besser gesagt) mitgegrunzt habe. Ich habe professionellen Einzelunterricht genommen und wurde richtig auf klassische Spielen getrimmt. Und meine Finger waren damals ziemlich flink!
Nach 2 Jahren habe ich mir heimlich eine E-Gitarre gekauft. Mein Git.-Lehrer sollte nichts davon wissen, weil ich Bammel hatte, ich würde dann nicht mehr soviel auf der A-Git. üben und mir die Fingerfertigkeit verderben.
Dann kam der Umstieg: Vester Savage in rot und mit dem beknacktesten Tremolo, das je an einer Gitarre verbaut wurde. Dazu ein Peavey 20W-Transitor. Dass ich damit auf ner Bühne gestanden habe, ist mir heute noch ein Rätsel!
Ich komme langsam zum Punkt: Meine Fingerfertigkeit habe ich mir über die Jahre erhalten und NICHTS war umsonst gelernt! Meine A-Gitarre wäre nach meinen nicht ganz wertlosen derzeit 8 E-Gitarren die LETZTE, die ich verkaufen würde, wenn ich Geld bräuchte!
Nach einem Glas Wein unter Freunden ist die A-Gitarre immer noch der beste Begleiter für geselliges Liedgut.
Und für Rockmusik hab ich meine lauten Gitarren...
By the way: den E-Gitarrenunterricht habe ich nach nem halben Jahr abgebrochen, weil's mir nicht gefallen hat. Seitdem tüftle und trainiere ich in Eigenregie.
Vielleicht habe ich so etwas Zeit verschwendet und stehe nun nicht neben Slash auf der Bühne, aber ich schätze die Erfahrungen sehr und würde es jederzeit wieder genauso machen!
Vielleicht hilft dir das bei deiner Entscheidung ja...
edit: Ich würde dir nur nicht empfehlen mit einer Westerngitarre zu starten. Darauf kannst du nicht die Sachen machen, die du auf einer elektrischen Stahlsaitengitarre machen könntest und das Feeling von Nylon-Saiten ist wieder etwas grundsätzlich anderes.
Der Usmtieg von A- unf E-Git. ist nicht sooo schwer. Umgekehrt auch nicht. Die Western ist eher so ne Art Bonus, wenn du schon ein bisschen spielen kannst ;-)