Lumaca
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Es gibt zwar schon nen Test zu diesem Bass, aber ich dachte als Ergänzug gewiss nicht verkehrt, zudem verdanke ich dem Board in gewisser Weise diesen Bass. Also hier auch nen Review
Marcus Miller Jazzbass 4 String
Vorgeschichte / Hintergrund:
Ich spiele jetzt seit ca. 4 Jahren Bass und als ich damals von der Westerngitarre auf den Bass umgestiegen bin besorgte mir mein Lehrer nen alten Ibanez Roadstar 2 Bass (glaub Baujahr irgendwann in den späten 70ern). Für den Anfang war das sicherlich ein gutes Gerät, doch je länger ich spielte, je mehr Konzerte ich besuchte, desto mehr sehnte ich mich nach einem klaren, knurrigen und direkten Sound. Alles das, was ich mit einem Lindekorpus und 2 Humbuckern am Ibanez eben nicht erreichen konnte.
Also erkundigte ich mich, ging antesten und entschloss mich schließlich für den Marcus Miller Jazzbass (alles hier nachzulesen). Einziges Manko: Das Modell, das ich im Laden antesten konnte schnarrte recht arg. Ich bekam dann aber ein anderes Modell nach heim geschickt, was in dieser Hinsicht bei weitem nicht so extrem war, und ich muss mittlerweile auch sagen, dass die extrem hohe Saitenlage beim Ibanez dazu geführt hatte, dass mein Anschlag sehr hart geworden war. Ich musste mich also auch erstmal ein wenig an den neuen Bass gewöhnen.
Lieferumfang:
Als das edle (und teure) Stück dann endlich bei mir ankam, war ich vom Lieferumfang doch schon ein wenig überrascht. Bis auf ein Standart-Gigbag von Fender und drei Imbusschlüssel war nichts dabei. Kein Gurt, keine Anleitung, kein Garnichts. Für ein Instrument, was in der Preisklasse 1000+ mitspielt find ich das doch schon ein wenig karg. Da hätte Fender zumindest mal einen Koffer und nen Gurt spendieren können. So kamen nämlich zu den 1100 für den Bass nochmal gut 100 für Koffer, Gurt etc. hinzu, was bei vielen anderen Instrumenten sicherlich wegfällt.
Verarbeitung:
Auch die Verarbeitung ist für den Preis, den man bezahlt eigentlich nur Mittelmaß. Zwar ist der Lack weitgehend sehr sauber und glatt aufgetragen, doch auf der Rückseite des Korpus kann man bei passender Lichteinstrahlung Unebenheiten im Holz erkennen. Nichts wirklich gravierendes man muss schon etwas suchen, um es zu sehen, doch in der Preisklasse darf so etwas eig. nicht vorkommen. Auch ist die Fräsung für den Hals etwas großzügig, sodass sich in der kleinen Spalte zwischen Hals und Korpus leicht Staub ansammeln kann. Ansonsten kann man aber nicht meckern. Die Bünde sind sauber eingesetzt, selbiges gilt für die feinen Inlays. Die Maserung des Holzes ist einfach atemberaubend und das Pickguard macht ebenfalls einen soliden Eindruck. Die Potis dagegen entäuschen wieder etwas. Während die Regler des EQ sauber und flüssig drehen, kratzen die Potis für Bridge- und Neck PU gegen Anfang und Ende. Von diesem Problem habe ich auch schon öfter gelesen, sodass mir auch hier nicht ganz verständlich ist, warum das nicht behoben wird. Die oft gescholtenen Stimmechaniken (drehen entgegen der normalen Richtung) dagegen empfinde ich als nicht weiter störend. Zwar benötigt es etwas Kraft sie zu drehen, dafür ist der Bass aber auch ziemlich stimmstabil.
Insgesamt ist die Verarbeitung des Basses natürlich schon ordentlich, doch die beschriebenen Kleinigkeiten trüben das Bild halt schon ein wenig. Nichtsdestotrotz ist das Teil optisch, zumindest für mich, eine absolute Augenweide!
Handling:
Das Teil ist kein Leichtgewicht, soviel steht fest. Ca. 4,3kg bringt er auf die Waage, was ja schon nicht wenig ist. Trotzdem lässt sich der Bass sehr gut spielen. Das bekannte Jazzbass-Shaping liegt optimal am Körper und es stellt sich fast automatisch eine optimale Spielposition ein von Kopflastigkeit oder ähnlichem keine Spur. Der Hals ist meiner Meinung nach ein ziemlich guter Kompromiss. Bei weitem nicht so dünn wie der Zahnstocher des Geddy-Lee Signature, aber auch kein Holzpfahl wie beim Preci (man entschuldige die Übertreibungen ). Nicht zu dünn und nicht zu dick eben. Für mein Gefühl optimal. Ungewöhnlich ist, dass sowohl Hals, als auch Griffbrett lackiert sind. Da jedoch auch schon mein Ibanez-Hals lackiert war, stellt das keine besonders große Umgewöhnung für mich dar. Und den Unterschied zwischen lackiertem und nichtlakiertem Griffbrett merke ich zumindest nicht.
Die Potis sind jazzbasstypisch in einer Reihe angeordnet, wobei die beiden Regler zur Klangreglung schwarz sind während für die PU-Potis chromfarbene gewählt wurden. Der Schalter zum Umschalten zwischen Aktiv- und Passivbetrieb ist unauffällig und unter der Bridge platziert. Alles in allem mach die Anordnung Sinn und erklärt sich quasi von selbst.
Sound:
Nun zum wichtigsten. Der Klang ist imho das entscheidende Kriterium bei einem Instrument. Da kann die Verarbeitung noch so präzise sein, die Optik noch so ansprechend solange der Klang nichts taugt hat man auch keine Freude am Instrument. Man will ja auch schließlich nicht in einem Porsche mit 33 PS durch die Gegend tuckern ;-).
Der Marcus Miller Signature hat einen Body aus Esche und sowohl Hals als auch Griffbrett sind aus Ahorn gefertigt. Wer sich ein wenig mit Tonhölzern auskennt, erahnt schon, dass aus diesen Zutaten, gepaart mit den Singlecoils des Jazzbasses eig. ein sehr spritziger, fundierter Basston mit sehr prägnaten Höhen entstehen muss.
So ist es denn auch. Spielt man den Bass trocken an, fallen zunächst die fast schon aufdringlichen Höhen auf, besonders in den hohen Lagen. Spielt man allerdings die E-Saite leer an, kann man auch schon die Wucht der Bässe erahnen, die aus diesem Stück Holz entspringen kann.
Das Besondere am MM ist ja seine aktive Elektronik, und genau die ist es auch, die in Verbindung mit den Tonhölzern dem Ton seine Charakteristik verleiht. Zunächst aber mal zum passiven Ton: Hier bekommen wir den typischen Jazzbass Sound, nur eben mit recht prägnanten Höhen, die besonders bei frischen Saiten auch mal aufdringlich werden können. Ansonsten aber gilt, dass der Bridge Singlecoil einen knurrigen, crispen Ton erzeugt, der auch mit Plek gespielt sehr brauchbar ist. Dreht man den Hals PU dabei, bekommt der Ton mehr Breite, wird aber irgendwann ein wenig matschig. Spielt man nur den Hals Singlecoil hat man den Perfekten Slap-Sound. Insgesamt ist die Klangvielfalt schon im passiven Modus enorm, und es fällt schwer eine Einstellung zu finden, die nicht gut klingt. Ob aggressiv oder gediegen, ob Fingerstyle, Plek oder wildes Geslappe - alles klingt irgendwie gut. Nur extrem warme Sound hinzubekommen ist durch die verwendeten Holzarten etwas schwer, wenn auch nicht unmöglich.
Legt man nun aber der Schalter von Passiv auf Aktiv, wird der Bass erst richtig erwachsen. Die Grundcharakteristika von Bridge und Neck PU ändern sich natürlich nicht, doch klingt nun alles irgendwie dicker, ausgewachsener und dabei keineswegs künstlich.
Der 2-Band EQ leistet volle Arbeit und das Klangverhalten ändert sich merklich, wenn man Bass hinzufügt, oder Höhen rausnimmt. Aufgrund des obig beschriebenen Trockenklangs empfiehlt es sich denn auch, die Höhen höchstens zur Hälfte reinzudrehen, ansonsten werden sie zu dominant. Dreht man am Bassregler, wird wie zu erwarten alles eine Nummer drückender und schiebender. In Verbindung mit den Reglern für Hals und Bridge PU hat man jetzt eine schier unendliche Menge an Sounds, die man einstellen kann.
Ich persönlich habe den größten Gefallen an folgenden Einstellungen gefunden:
Bridge PU voll rein, Hals PU 2/5, Bass 4/5, Höhen ca. 1/2: Ist wohl mein Lieblingsklang. Mit Plek hat man schlicht einen sehr grollenden, bösen Sound der ordentlich vor sich hinknurrt und sehr gut durchsetzungsfähig ist. Mit Fingerstyle klingt es ähnlich, jedoch deutlich wärmer. Das Grollen nimmt ab, dafür mehr Knurrfaktor. Fürs Slappen nicht geeignet. (Bei dieser Einstellung gilt grundsätzlich: Je mehr Hals PU reingedreht ist, desto breiter und drückender wird der Sound. Das geht allerdings deutlich auf Kosten der Transparenz!)
Bridge PU raus, Hals PU voll rein, Bass voll rein, Höhen ca. 1/2: Wohl das genaue Gegenteil von der ersten Einstellung. Jetzt hat man einen funkigen Ton, der sich für Fingerstyle und Slappeinlagen bestens eignet. Das ganze klingt jetzt richtig schön rund und warm. Die Aggressivität ist vollkommen weg, was aber nicht heißt, dass es an Druck fehlt.
Bridge PU voll rein, Hals PU fast voll rein, passiv: Wie gesagt: Auch passiv kann der Jazzi sehr fein klingen. In dieser Einstellung hat man quasi nen Kompromiss aus den ersten beiden Einstellungen. Drückend, schiebend und trotzdem mit ordentlichen Mitten und einprägsamen Höhen. Dazu der nötige Knurr. Ansich klingt das ganze auch passiv immer ein wenig hölzerner und evt. Einen Touch authentischer, wobei ich bezweifeln würde, dass jmd. der es nicht wüsste die aktive Elektronik raushören würde...
Klanglich ist also fast alles drin! Der Marcus Miller ist durchaus nicht nur ein Slap-/Funkbass, er ist ein waschechter Allrounder, der ziemlich viel ziemlich gut kann. Natürlich klingt ein Preci mit Erlekorpus evt. noch knurriger und böser, aber ich habe selten einen Bass gesehen bei dem man mit so wenig aufwand zwischen Rock, Funk, und Jazzsound wählen kann.
Zu erwähnen ist noch, dass dieser Bass mit frischen Saiten fast schlechter klingt, als mit etwas abgenutzten. In der ersten Woche kamen mir fast Zweifel, da die frischen Saiten immer noch etwas schepperten und die Höhen auch aktiv sehr schwer zu bändigen waren. Danach jedoch wurde der Sound immer besser. Die Höhen traten etwas in den Hintergrund, dafür kamen Bass und Mitten mehr zum Vorschein. Das metallerne vermischte sich mit dem hölzernem, sodass ich jetzt nach 2-3 Wochen einen ziemlich perfekten Sound habe. Ich werde demnächst auch mal Super Slinky Seiten aufziehn, und bin gespannt wie sich das so auswirken wird.
Persönliches Fazit:
Der Marcus Miller Jazzbass ist für mich nicht nur optisch ein Leckerbissen, er erfüllt auch klanglich so ziemlich alle Wünsche. Definiert, direkt, und trotzdem mit Knurr, bösem Gegrolle und der nötigen Portion Wums. Klar, Sounds werden immer subjektiv betrachtet, weshalb auch die Beschreibung eines Tons immer mit Vorsicht betrachtet werden muss (sieht man ja auch in unzähligen Diskussionen über Knurren, Gewittern etc. ^^). Dennoch kann ich sagen, dass man mit dem MM einen sehr vielfältigen Bass bekommt, und das ist nicht in der Art gemeint, dass er vieles könne aber nichts richtig. Im Gegenteil: Er kann vieles und zwar viels richtig! Damit ist er genau richtig für alle, die sich eine gewisse Variabilität vorbehalten und nicht auf den Sound XY festlegen wollen.
Jedoch ist es mit dem MM wie mit jedem Menschen. Er kann äußerlich noch so schön sein (meine Meinung) und auch die inneren Werte stimmen (der Klang), doch perfekt ist halt niemand. Jeder hat so seine Macken und Kanten. Und so ist es auch mit diesem Bass. Die Potis kratzen, der Lieferumfang ist eig. eine Frechheit und hier und da könnte man auch die Fräsungen bemängeln.
Doch das sind eigentlich nur Schönheitsfehler, die nicht vom Kauf dieses wunderbaren Stückes Holz abhalten sollten.
Zusammenfassung:
Pro:
starker Klang
extrem variabel
optischer Leckerbissen
sowohl aktiv, als auch passiv spielbar
gutes Handling
Contra:
kleinere Verarbeitungsmängel
spartanischer Lieferumfang
recht schwer
Preis (ca. 1100)
So ein Review ist natürlich immer subjektiv, ich habe mich aber bemüht so objektiv wie möglich zu bleiben. Verbesserungen sind gerne willkommen!
Noch kurz zu den Soundfiles und den Bildern: Hat beides net die Wahnsinnsqualität, was einfach daran liegt, dass die Bilder von ner Handycam sind und die Soundfiles schlicht direkt innen PC eingespielt wurden (und das wahrlich nicht sauber ). Und das Slappen bin ich mir halt grad erst am beibringen, also verzeiht mir das dilletantische Rumgehaue das ihr da hört
Beim Hochladen hab ich auch grad gesehen, dass meine Soundfiles mit Fingerstyle zu groß geworden sind. Die kommen dann bald noch nach!
Marcus Miller Jazzbass 4 String
Vorgeschichte / Hintergrund:
Ich spiele jetzt seit ca. 4 Jahren Bass und als ich damals von der Westerngitarre auf den Bass umgestiegen bin besorgte mir mein Lehrer nen alten Ibanez Roadstar 2 Bass (glaub Baujahr irgendwann in den späten 70ern). Für den Anfang war das sicherlich ein gutes Gerät, doch je länger ich spielte, je mehr Konzerte ich besuchte, desto mehr sehnte ich mich nach einem klaren, knurrigen und direkten Sound. Alles das, was ich mit einem Lindekorpus und 2 Humbuckern am Ibanez eben nicht erreichen konnte.
Also erkundigte ich mich, ging antesten und entschloss mich schließlich für den Marcus Miller Jazzbass (alles hier nachzulesen). Einziges Manko: Das Modell, das ich im Laden antesten konnte schnarrte recht arg. Ich bekam dann aber ein anderes Modell nach heim geschickt, was in dieser Hinsicht bei weitem nicht so extrem war, und ich muss mittlerweile auch sagen, dass die extrem hohe Saitenlage beim Ibanez dazu geführt hatte, dass mein Anschlag sehr hart geworden war. Ich musste mich also auch erstmal ein wenig an den neuen Bass gewöhnen.
Lieferumfang:
Als das edle (und teure) Stück dann endlich bei mir ankam, war ich vom Lieferumfang doch schon ein wenig überrascht. Bis auf ein Standart-Gigbag von Fender und drei Imbusschlüssel war nichts dabei. Kein Gurt, keine Anleitung, kein Garnichts. Für ein Instrument, was in der Preisklasse 1000+ mitspielt find ich das doch schon ein wenig karg. Da hätte Fender zumindest mal einen Koffer und nen Gurt spendieren können. So kamen nämlich zu den 1100 für den Bass nochmal gut 100 für Koffer, Gurt etc. hinzu, was bei vielen anderen Instrumenten sicherlich wegfällt.
Verarbeitung:
Auch die Verarbeitung ist für den Preis, den man bezahlt eigentlich nur Mittelmaß. Zwar ist der Lack weitgehend sehr sauber und glatt aufgetragen, doch auf der Rückseite des Korpus kann man bei passender Lichteinstrahlung Unebenheiten im Holz erkennen. Nichts wirklich gravierendes man muss schon etwas suchen, um es zu sehen, doch in der Preisklasse darf so etwas eig. nicht vorkommen. Auch ist die Fräsung für den Hals etwas großzügig, sodass sich in der kleinen Spalte zwischen Hals und Korpus leicht Staub ansammeln kann. Ansonsten kann man aber nicht meckern. Die Bünde sind sauber eingesetzt, selbiges gilt für die feinen Inlays. Die Maserung des Holzes ist einfach atemberaubend und das Pickguard macht ebenfalls einen soliden Eindruck. Die Potis dagegen entäuschen wieder etwas. Während die Regler des EQ sauber und flüssig drehen, kratzen die Potis für Bridge- und Neck PU gegen Anfang und Ende. Von diesem Problem habe ich auch schon öfter gelesen, sodass mir auch hier nicht ganz verständlich ist, warum das nicht behoben wird. Die oft gescholtenen Stimmechaniken (drehen entgegen der normalen Richtung) dagegen empfinde ich als nicht weiter störend. Zwar benötigt es etwas Kraft sie zu drehen, dafür ist der Bass aber auch ziemlich stimmstabil.
Insgesamt ist die Verarbeitung des Basses natürlich schon ordentlich, doch die beschriebenen Kleinigkeiten trüben das Bild halt schon ein wenig. Nichtsdestotrotz ist das Teil optisch, zumindest für mich, eine absolute Augenweide!
Handling:
Das Teil ist kein Leichtgewicht, soviel steht fest. Ca. 4,3kg bringt er auf die Waage, was ja schon nicht wenig ist. Trotzdem lässt sich der Bass sehr gut spielen. Das bekannte Jazzbass-Shaping liegt optimal am Körper und es stellt sich fast automatisch eine optimale Spielposition ein von Kopflastigkeit oder ähnlichem keine Spur. Der Hals ist meiner Meinung nach ein ziemlich guter Kompromiss. Bei weitem nicht so dünn wie der Zahnstocher des Geddy-Lee Signature, aber auch kein Holzpfahl wie beim Preci (man entschuldige die Übertreibungen ). Nicht zu dünn und nicht zu dick eben. Für mein Gefühl optimal. Ungewöhnlich ist, dass sowohl Hals, als auch Griffbrett lackiert sind. Da jedoch auch schon mein Ibanez-Hals lackiert war, stellt das keine besonders große Umgewöhnung für mich dar. Und den Unterschied zwischen lackiertem und nichtlakiertem Griffbrett merke ich zumindest nicht.
Die Potis sind jazzbasstypisch in einer Reihe angeordnet, wobei die beiden Regler zur Klangreglung schwarz sind während für die PU-Potis chromfarbene gewählt wurden. Der Schalter zum Umschalten zwischen Aktiv- und Passivbetrieb ist unauffällig und unter der Bridge platziert. Alles in allem mach die Anordnung Sinn und erklärt sich quasi von selbst.
Sound:
Nun zum wichtigsten. Der Klang ist imho das entscheidende Kriterium bei einem Instrument. Da kann die Verarbeitung noch so präzise sein, die Optik noch so ansprechend solange der Klang nichts taugt hat man auch keine Freude am Instrument. Man will ja auch schließlich nicht in einem Porsche mit 33 PS durch die Gegend tuckern ;-).
Der Marcus Miller Signature hat einen Body aus Esche und sowohl Hals als auch Griffbrett sind aus Ahorn gefertigt. Wer sich ein wenig mit Tonhölzern auskennt, erahnt schon, dass aus diesen Zutaten, gepaart mit den Singlecoils des Jazzbasses eig. ein sehr spritziger, fundierter Basston mit sehr prägnaten Höhen entstehen muss.
So ist es denn auch. Spielt man den Bass trocken an, fallen zunächst die fast schon aufdringlichen Höhen auf, besonders in den hohen Lagen. Spielt man allerdings die E-Saite leer an, kann man auch schon die Wucht der Bässe erahnen, die aus diesem Stück Holz entspringen kann.
Das Besondere am MM ist ja seine aktive Elektronik, und genau die ist es auch, die in Verbindung mit den Tonhölzern dem Ton seine Charakteristik verleiht. Zunächst aber mal zum passiven Ton: Hier bekommen wir den typischen Jazzbass Sound, nur eben mit recht prägnanten Höhen, die besonders bei frischen Saiten auch mal aufdringlich werden können. Ansonsten aber gilt, dass der Bridge Singlecoil einen knurrigen, crispen Ton erzeugt, der auch mit Plek gespielt sehr brauchbar ist. Dreht man den Hals PU dabei, bekommt der Ton mehr Breite, wird aber irgendwann ein wenig matschig. Spielt man nur den Hals Singlecoil hat man den Perfekten Slap-Sound. Insgesamt ist die Klangvielfalt schon im passiven Modus enorm, und es fällt schwer eine Einstellung zu finden, die nicht gut klingt. Ob aggressiv oder gediegen, ob Fingerstyle, Plek oder wildes Geslappe - alles klingt irgendwie gut. Nur extrem warme Sound hinzubekommen ist durch die verwendeten Holzarten etwas schwer, wenn auch nicht unmöglich.
Legt man nun aber der Schalter von Passiv auf Aktiv, wird der Bass erst richtig erwachsen. Die Grundcharakteristika von Bridge und Neck PU ändern sich natürlich nicht, doch klingt nun alles irgendwie dicker, ausgewachsener und dabei keineswegs künstlich.
Der 2-Band EQ leistet volle Arbeit und das Klangverhalten ändert sich merklich, wenn man Bass hinzufügt, oder Höhen rausnimmt. Aufgrund des obig beschriebenen Trockenklangs empfiehlt es sich denn auch, die Höhen höchstens zur Hälfte reinzudrehen, ansonsten werden sie zu dominant. Dreht man am Bassregler, wird wie zu erwarten alles eine Nummer drückender und schiebender. In Verbindung mit den Reglern für Hals und Bridge PU hat man jetzt eine schier unendliche Menge an Sounds, die man einstellen kann.
Ich persönlich habe den größten Gefallen an folgenden Einstellungen gefunden:
Bridge PU voll rein, Hals PU 2/5, Bass 4/5, Höhen ca. 1/2: Ist wohl mein Lieblingsklang. Mit Plek hat man schlicht einen sehr grollenden, bösen Sound der ordentlich vor sich hinknurrt und sehr gut durchsetzungsfähig ist. Mit Fingerstyle klingt es ähnlich, jedoch deutlich wärmer. Das Grollen nimmt ab, dafür mehr Knurrfaktor. Fürs Slappen nicht geeignet. (Bei dieser Einstellung gilt grundsätzlich: Je mehr Hals PU reingedreht ist, desto breiter und drückender wird der Sound. Das geht allerdings deutlich auf Kosten der Transparenz!)
Bridge PU raus, Hals PU voll rein, Bass voll rein, Höhen ca. 1/2: Wohl das genaue Gegenteil von der ersten Einstellung. Jetzt hat man einen funkigen Ton, der sich für Fingerstyle und Slappeinlagen bestens eignet. Das ganze klingt jetzt richtig schön rund und warm. Die Aggressivität ist vollkommen weg, was aber nicht heißt, dass es an Druck fehlt.
Bridge PU voll rein, Hals PU fast voll rein, passiv: Wie gesagt: Auch passiv kann der Jazzi sehr fein klingen. In dieser Einstellung hat man quasi nen Kompromiss aus den ersten beiden Einstellungen. Drückend, schiebend und trotzdem mit ordentlichen Mitten und einprägsamen Höhen. Dazu der nötige Knurr. Ansich klingt das ganze auch passiv immer ein wenig hölzerner und evt. Einen Touch authentischer, wobei ich bezweifeln würde, dass jmd. der es nicht wüsste die aktive Elektronik raushören würde...
Klanglich ist also fast alles drin! Der Marcus Miller ist durchaus nicht nur ein Slap-/Funkbass, er ist ein waschechter Allrounder, der ziemlich viel ziemlich gut kann. Natürlich klingt ein Preci mit Erlekorpus evt. noch knurriger und böser, aber ich habe selten einen Bass gesehen bei dem man mit so wenig aufwand zwischen Rock, Funk, und Jazzsound wählen kann.
Zu erwähnen ist noch, dass dieser Bass mit frischen Saiten fast schlechter klingt, als mit etwas abgenutzten. In der ersten Woche kamen mir fast Zweifel, da die frischen Saiten immer noch etwas schepperten und die Höhen auch aktiv sehr schwer zu bändigen waren. Danach jedoch wurde der Sound immer besser. Die Höhen traten etwas in den Hintergrund, dafür kamen Bass und Mitten mehr zum Vorschein. Das metallerne vermischte sich mit dem hölzernem, sodass ich jetzt nach 2-3 Wochen einen ziemlich perfekten Sound habe. Ich werde demnächst auch mal Super Slinky Seiten aufziehn, und bin gespannt wie sich das so auswirken wird.
Persönliches Fazit:
Der Marcus Miller Jazzbass ist für mich nicht nur optisch ein Leckerbissen, er erfüllt auch klanglich so ziemlich alle Wünsche. Definiert, direkt, und trotzdem mit Knurr, bösem Gegrolle und der nötigen Portion Wums. Klar, Sounds werden immer subjektiv betrachtet, weshalb auch die Beschreibung eines Tons immer mit Vorsicht betrachtet werden muss (sieht man ja auch in unzähligen Diskussionen über Knurren, Gewittern etc. ^^). Dennoch kann ich sagen, dass man mit dem MM einen sehr vielfältigen Bass bekommt, und das ist nicht in der Art gemeint, dass er vieles könne aber nichts richtig. Im Gegenteil: Er kann vieles und zwar viels richtig! Damit ist er genau richtig für alle, die sich eine gewisse Variabilität vorbehalten und nicht auf den Sound XY festlegen wollen.
Jedoch ist es mit dem MM wie mit jedem Menschen. Er kann äußerlich noch so schön sein (meine Meinung) und auch die inneren Werte stimmen (der Klang), doch perfekt ist halt niemand. Jeder hat so seine Macken und Kanten. Und so ist es auch mit diesem Bass. Die Potis kratzen, der Lieferumfang ist eig. eine Frechheit und hier und da könnte man auch die Fräsungen bemängeln.
Doch das sind eigentlich nur Schönheitsfehler, die nicht vom Kauf dieses wunderbaren Stückes Holz abhalten sollten.
Zusammenfassung:
Pro:
starker Klang
extrem variabel
optischer Leckerbissen
sowohl aktiv, als auch passiv spielbar
gutes Handling
Contra:
kleinere Verarbeitungsmängel
spartanischer Lieferumfang
recht schwer
Preis (ca. 1100)
So ein Review ist natürlich immer subjektiv, ich habe mich aber bemüht so objektiv wie möglich zu bleiben. Verbesserungen sind gerne willkommen!
Noch kurz zu den Soundfiles und den Bildern: Hat beides net die Wahnsinnsqualität, was einfach daran liegt, dass die Bilder von ner Handycam sind und die Soundfiles schlicht direkt innen PC eingespielt wurden (und das wahrlich nicht sauber ). Und das Slappen bin ich mir halt grad erst am beibringen, also verzeiht mir das dilletantische Rumgehaue das ihr da hört
Beim Hochladen hab ich auch grad gesehen, dass meine Soundfiles mit Fingerstyle zu groß geworden sind. Die kommen dann bald noch nach!
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