Uncle Fester
Gesperrter Benutzer
Review Ibanez AF86L VLS
Diese Gitarre habe ich seit einem halben Jahr. Inzwischen kann ich mehr als den ersten Eindruck wiedergeben. Es handelt sich bei dieser Gitarre um eine semiakustische Bauweise ohne Sustainblock und der Body ist 7 cm tief (Außenmaß). Ibanez selbst nennt die Gitarre eine full-hollow, eben weil kein Sustainblock verbaut wurde. Aber hier in Deutschland nennt man so was, glaube ich, halbakustisch, oder? (Die Fachleute mögen mich verbessern, falls das nicht richtig ist).
Die Typenbezeichnung AF86L setzt sich aus (A)rtcore (F)ullacoustic Modell 86 (L) efthand zusammen. D.h. es gibt sie auch als AF86 für Rechtshänder. Das VLS bedeutet Vioin-Sunburst und ist die einzige Farbe in der sie zu haben ist, jedenfalls bisher. Ich habe im Web aber auch schon einen Laden entdeckt, der VLS mit Vintage Light Sunburst übersetzt. Naja, ich halte mich mal an die Angaben von Ibanez und nenne es Violin Sunburst. Alle Linkshänder wissen, wie schwer es ist eine Gitarre zu finden, weil die Auswahl einfach grottenschlecht ist. Und nicht nur, daß die Hersteller selten was für Leftys bauen, die Läden haben davon wiederum auch nur einen Bruchteil, so daß wir Leftys oft Gitarren bestellen müssen, ohne sie in der Hand gehabt zu haben. Das ist dann oft die sprichwörtliche Katze im Sack.
Und damit wäre ich auch schon bei dem ersten wichtigen Punkt: ich hatte das Glück, daß ein großer Hamburger Laden (darf man den hier nennen?) sie im Sortiment hatte, also konnte ich sie austesten. Leider gefiel sie mir überhaupt nicht, klang matt und stumpf und außerdem waren die Potis kaputt. Sie ließen sich in alle Richtungen endlos drehen und regelten praktisch überhaupt nicht. Also ließ ich sie liegen, obwohl ich schon prinzipiell auf der Suche nach einer Gitarre solcher Bauart war. Ein paar Wochen später war sie verkauft und es hing ein anderes Exemplar an der Wand, dieses Mal waren die Potis heil und sie klang auch viel besser als die andere. Seltsam, keine Ahnung ob das nur an den Potis lag, oder ob die andere ein "Montagsmodell" war. Auf jeden Fall gefiel mir dieses Exemplar und ich testete sie die nächsten Male wenn ich in dem Laden war immer wieder an. Irgendwann griff ich zu und kaufte sie für 465 €. Ein Koffer ist nicht dabei, aber ein Standard-Gigbag.
Der Hals ist aus drei Teilen Ahorn mit einem Mahagonigriffbrett zusammengesetzt und hat sich in seiner Form nicht verändert. Einmal mußte ich nachspannen, weil ich 11er Saiten aufgezogen habe die mehr Zug ausüben (die Originalsaiten hatte ich sofort abgenommen, da sie gruselig gewesen sind!). Aber ansonsten ist der Hals solide, gerade, eine gute Seitenlage läßt sich problemlos und dauerhaft einstellen, die Bünde sind alle gut abgerichtet, alles in Reih und Glied... nichts dran auszusetzen. Die Abalone-Inlays sehen gut aus und sind ohne Fehler eingesetzt. Das Schlagbrett ist aus dem gleichen Material wie der Korpus: flamed sycamore (und wenn Wiki nicht irrt, ist das eine Platanenart). Sieht gut aus, hat Tiefe und der Lack ist auch ohne Makel in der Verarbeitung. Der Hals ist nicht dick und der Übergang zum Korpus ist nicht wie bei Westerngitarren dick und voluminös. Auf dem Foto kann man ganz gut erkennen, daß der Halsübergang niedrig gehalten wurde. Somit ist auch das Spielen in höheren Lagen bequem.
Die Saiten werden am Korpus über einen Steg (ART-1 bridge) geführt und am Ende von einem Trapez gehalten. Der Steg ist sauber an die Wölbung der Decke angepaßt und wird nur durch den Saitendruck gehalten, wie es z.B. bei typischen Archtops der Fall ist. Wie bei einem Stoptail läßt sich die Höhe der Saitenlage mit zwei Stellschrauben einstellen. Die Oktavreinheit läßt sich an den Reitern mit kleinen Kreuzschlitzschrauben einstellen, wie man es z.B. von Paulas o.ä. gewohnt ist. Die Mechaniken sind Grover-type und sind leichtgängig und stimmstabil. Die P.U.'s sind ACH1 und ACH2 Humbucker wie sie Ibanez in allen Artcore-Modellen verbaut (nur bei den super teuren Signature-Modellen verwendet Ibanez andere P.U.'s). Wie soll man den Sound der P.U.'s beschreiben? Ich lass es lieber, mir fehlen etwas die Worte, aber eines kann ich sagen: sie klingen ganz ordentlich für den Preis und man muß sie nicht unbedingt austauschen. Was man allerdings vergessen kann, sind die Potis. Die würde ich austauschen (steht bei mir auf der to-do-Liste). Ein Poti kostet ca. 4-5 €uro und das wäre ein echter Gewinn für diese Gitte.
Natürlich ist der Korpus aus gesperrtem Holz, aber das sind auch die ES-335 von Gibson. Grundsätzlich ist also gegen das Material nichts einzuwenden, obwohl man wohl trotzdem getrost davon ausgehen darf, daß Gibson da qualitativ höherwertige Materialien verwendet. Nun gut, dafür zahlt man etwas mehr... Aber, um mal auf dem Teppich zu bleiben: für den Preis ist diese Klampfe sehr gut verarbeitet (es gibt keine Mängel diesbezüglich). Es ist meine zweite E-Gitte (die erste ist eine Strat aus Mexico) und ich habe mich mit ihrem warmen Ton sofort angefreundet. Natürlich neigt sie bei extremen Lautstärken und starken Bässen zum Rückkoppeln. Sie eignet sich aber gut für jazziges und kleiner Runde mit dezenter Lautstärke. Das Gewicht ist mittelschwer (sorry, habe keine passende Waage). Aber im Vergleich zu meiner Mex-Strat ist sie fast gleich schwer, ein Tick leichter vielleicht. Sie liegt gut in der Hand (ich spiele sie immer im Sitzen, aber sie hat auch Gurtpins an beiden Seiten und sie ist nicht kopflastig, wie z.B. die Epi Sheraton).
Tja, mehr fällt mir im Moment auch nicht dazu ein. Zusammenfassend könnte man sagen, daß man als Linkshänder für den Preis in der Bauart wohl nichts vergleichbares findet. Ich bin überrascht wie gut die in China hergestellte Gitte verarbeitet ist. Falls noch Fragen sind, nur her damit.
(Fotos reiche ich nach)
PS: Ich habe noch etwas vergessen: die Mensu beträgt 64 cm vom Sattel zur Brücke, und ist damit etwas kürzer als z.B. bei meiner Strat oder deutlich kürzer als bei einer Westerngitte. Das ist ganz angenehm, so lassen sich auch üble Jazz-Akkorde recht bequem spielen.
Diese Gitarre habe ich seit einem halben Jahr. Inzwischen kann ich mehr als den ersten Eindruck wiedergeben. Es handelt sich bei dieser Gitarre um eine semiakustische Bauweise ohne Sustainblock und der Body ist 7 cm tief (Außenmaß). Ibanez selbst nennt die Gitarre eine full-hollow, eben weil kein Sustainblock verbaut wurde. Aber hier in Deutschland nennt man so was, glaube ich, halbakustisch, oder? (Die Fachleute mögen mich verbessern, falls das nicht richtig ist).
Die Typenbezeichnung AF86L setzt sich aus (A)rtcore (F)ullacoustic Modell 86 (L) efthand zusammen. D.h. es gibt sie auch als AF86 für Rechtshänder. Das VLS bedeutet Vioin-Sunburst und ist die einzige Farbe in der sie zu haben ist, jedenfalls bisher. Ich habe im Web aber auch schon einen Laden entdeckt, der VLS mit Vintage Light Sunburst übersetzt. Naja, ich halte mich mal an die Angaben von Ibanez und nenne es Violin Sunburst. Alle Linkshänder wissen, wie schwer es ist eine Gitarre zu finden, weil die Auswahl einfach grottenschlecht ist. Und nicht nur, daß die Hersteller selten was für Leftys bauen, die Läden haben davon wiederum auch nur einen Bruchteil, so daß wir Leftys oft Gitarren bestellen müssen, ohne sie in der Hand gehabt zu haben. Das ist dann oft die sprichwörtliche Katze im Sack.
Und damit wäre ich auch schon bei dem ersten wichtigen Punkt: ich hatte das Glück, daß ein großer Hamburger Laden (darf man den hier nennen?) sie im Sortiment hatte, also konnte ich sie austesten. Leider gefiel sie mir überhaupt nicht, klang matt und stumpf und außerdem waren die Potis kaputt. Sie ließen sich in alle Richtungen endlos drehen und regelten praktisch überhaupt nicht. Also ließ ich sie liegen, obwohl ich schon prinzipiell auf der Suche nach einer Gitarre solcher Bauart war. Ein paar Wochen später war sie verkauft und es hing ein anderes Exemplar an der Wand, dieses Mal waren die Potis heil und sie klang auch viel besser als die andere. Seltsam, keine Ahnung ob das nur an den Potis lag, oder ob die andere ein "Montagsmodell" war. Auf jeden Fall gefiel mir dieses Exemplar und ich testete sie die nächsten Male wenn ich in dem Laden war immer wieder an. Irgendwann griff ich zu und kaufte sie für 465 €. Ein Koffer ist nicht dabei, aber ein Standard-Gigbag.
Der Hals ist aus drei Teilen Ahorn mit einem Mahagonigriffbrett zusammengesetzt und hat sich in seiner Form nicht verändert. Einmal mußte ich nachspannen, weil ich 11er Saiten aufgezogen habe die mehr Zug ausüben (die Originalsaiten hatte ich sofort abgenommen, da sie gruselig gewesen sind!). Aber ansonsten ist der Hals solide, gerade, eine gute Seitenlage läßt sich problemlos und dauerhaft einstellen, die Bünde sind alle gut abgerichtet, alles in Reih und Glied... nichts dran auszusetzen. Die Abalone-Inlays sehen gut aus und sind ohne Fehler eingesetzt. Das Schlagbrett ist aus dem gleichen Material wie der Korpus: flamed sycamore (und wenn Wiki nicht irrt, ist das eine Platanenart). Sieht gut aus, hat Tiefe und der Lack ist auch ohne Makel in der Verarbeitung. Der Hals ist nicht dick und der Übergang zum Korpus ist nicht wie bei Westerngitarren dick und voluminös. Auf dem Foto kann man ganz gut erkennen, daß der Halsübergang niedrig gehalten wurde. Somit ist auch das Spielen in höheren Lagen bequem.
Die Saiten werden am Korpus über einen Steg (ART-1 bridge) geführt und am Ende von einem Trapez gehalten. Der Steg ist sauber an die Wölbung der Decke angepaßt und wird nur durch den Saitendruck gehalten, wie es z.B. bei typischen Archtops der Fall ist. Wie bei einem Stoptail läßt sich die Höhe der Saitenlage mit zwei Stellschrauben einstellen. Die Oktavreinheit läßt sich an den Reitern mit kleinen Kreuzschlitzschrauben einstellen, wie man es z.B. von Paulas o.ä. gewohnt ist. Die Mechaniken sind Grover-type und sind leichtgängig und stimmstabil. Die P.U.'s sind ACH1 und ACH2 Humbucker wie sie Ibanez in allen Artcore-Modellen verbaut (nur bei den super teuren Signature-Modellen verwendet Ibanez andere P.U.'s). Wie soll man den Sound der P.U.'s beschreiben? Ich lass es lieber, mir fehlen etwas die Worte, aber eines kann ich sagen: sie klingen ganz ordentlich für den Preis und man muß sie nicht unbedingt austauschen. Was man allerdings vergessen kann, sind die Potis. Die würde ich austauschen (steht bei mir auf der to-do-Liste). Ein Poti kostet ca. 4-5 €uro und das wäre ein echter Gewinn für diese Gitte.
Natürlich ist der Korpus aus gesperrtem Holz, aber das sind auch die ES-335 von Gibson. Grundsätzlich ist also gegen das Material nichts einzuwenden, obwohl man wohl trotzdem getrost davon ausgehen darf, daß Gibson da qualitativ höherwertige Materialien verwendet. Nun gut, dafür zahlt man etwas mehr... Aber, um mal auf dem Teppich zu bleiben: für den Preis ist diese Klampfe sehr gut verarbeitet (es gibt keine Mängel diesbezüglich). Es ist meine zweite E-Gitte (die erste ist eine Strat aus Mexico) und ich habe mich mit ihrem warmen Ton sofort angefreundet. Natürlich neigt sie bei extremen Lautstärken und starken Bässen zum Rückkoppeln. Sie eignet sich aber gut für jazziges und kleiner Runde mit dezenter Lautstärke. Das Gewicht ist mittelschwer (sorry, habe keine passende Waage). Aber im Vergleich zu meiner Mex-Strat ist sie fast gleich schwer, ein Tick leichter vielleicht. Sie liegt gut in der Hand (ich spiele sie immer im Sitzen, aber sie hat auch Gurtpins an beiden Seiten und sie ist nicht kopflastig, wie z.B. die Epi Sheraton).
Tja, mehr fällt mir im Moment auch nicht dazu ein. Zusammenfassend könnte man sagen, daß man als Linkshänder für den Preis in der Bauart wohl nichts vergleichbares findet. Ich bin überrascht wie gut die in China hergestellte Gitte verarbeitet ist. Falls noch Fragen sind, nur her damit.
(Fotos reiche ich nach)
PS: Ich habe noch etwas vergessen: die Mensu beträgt 64 cm vom Sattel zur Brücke, und ist damit etwas kürzer als z.B. bei meiner Strat oder deutlich kürzer als bei einer Westerngitte. Das ist ganz angenehm, so lassen sich auch üble Jazz-Akkorde recht bequem spielen.
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