Disgracer
A-Gitarren-Mod
Review: Lakewood M-18-CP
Preludium: (wen es nicht interessiert wie ich zu der Gitarre gekommen bin, kann diesen Teil getrost überspringen)
Vor etwa einem Jahr, machte sich in mir der Wunsch breit zu meiner klassischen (Hanika) und meiner E-Gitarre (Jem-555) noch ein passendes Mittelstück in Form einer Westerngitarre zu kaufen. Diese sollte die Vorteile beider Welten verbinden: unverstärkten Klang, aber auch die Möglichkeit über einen Tonabnehmer aufzunehmen (fürs Songwriting) und einen schmaleren Hals als meine klassische.
Meine Soundvorstellungen waren anfangs noch relativ unausgeprägt, weswegen ich viel Zeit in diversen Musikläden verbrachte um mir einen Überblick zu verschaffen.
Das zog sich alles hin. Zwischendurch hatte ich längere Phasen wo ich mich um andere Dinge kümmern musste und keine Zeit hatte mich der Suche zu widmen.
Bis vor einem Monat meine Eltern mich fragten, was ich mir denn zum Geburtstag wünsche und mir nix einfiel.. bis auf .. na ihr wisst schon..
Also begann ich eine ausgiebige Testreihe, zunächst bei Bayers-Music in Bochum. Dort gibt es eine wahnsinnige Auswahl an Westerngitarren, von denen ich in diesen Tagen sicherlich 75% in den Händen hatte. Quer durch alle Preissegmente. Es gab das große Favoriten sterben: Martin: nahezu alle Gitarren waren mir zu basslastig. Das mag beim Strummen toll sein, aber wenn ich beim Fingerpicken die Melodie vor lauter Bass nicht mehr höre..
Gibson, Yamaha, Takamine, Larrivee. Ich hatte wirklich viel Vergleichsmaterial und wenig hat mich wirklich angesprochen. Ich suche beim Instrumentenkauf immer nach diesem: Jaaa das ist es- Gefühl. Das trat dann bei einer Taylor 514CE auch ein. Ein wirklich wunderbares Instrument.. Nur leider gebraucht und immer noch 2700 schwer...
So verlagerte sich meine Suche nach Jellinghaus in Dortmund. Dort war die Auswahl nicht soo riesig, aber nicht weniger bunt. Nachdem ich dort etwa 90% der Gitarren ausprobiert hatte, hatte ich tatsächlich zwei gefunden die mir halbwegs zusagten: Eine Martin 16-GT und eine Taylor 214. Die Nachteile: Die Martin war gebraucht und der Gurtpin/Kabel-Anschluss ließ sich wackelte schon ziemlich.. und die Taylor hatte keinen Pickup und war auch sonst eher ein günstiger Abklatsch der 514CE...
In meiner Not quatschte ich den Verkäufer an, erzählte ihm von meinen Erfahrungen, dass ich eher zu Zeder-Decke und Mahagonie-Korpus tendiere und welche Modelle mir bisher am ehesten zugesagt haben.
Nun, der Mann war sein Geld wert und holte von einem oberen Board (von mir weniger beachtet, weil dort fast nur Jumbos standen, und ich wollte was kleineres) eine Lakewood M-18-CP. Sein Kommentar: Ja, das ist keine Zederndecke, sondern Fichte, aber der Korpus hat nen ungewöhnliches Holz: Ovankol, klingt auch interessant
Ich nahm das Ding in die Hand, spielte ein paar Akkorde.. und.. da war dieses Gefühl..
Adagio:
Die Fakten: finden sich hier: http://www.lakewood.de/de/model_details.php?id=m-18cp
Allegretto:
Was ich wollte: (von wichtig nach unwichtig)
- eine relativ ausgeglichene Gitarre. Primär für Fingerstyle (ich würde mich gern ein wenig in Richtung Tommy Emmanuel orientieren)
- schöne Höhen: meiner Meinung nach das große Manko an Westerngitarren. Spielt mal nen Akkord etwa in der 14. Lage und schlagt in der Nähe des Stegs mit dem Plektrum an. In 99,9% klingts grausig blechern.. ich wollte was, was da singt!
- Pick-up: zum einfachen Aufnehmen. (bin kein großer Mikro-Fan) Es war mir auch eigentlich relativ egal, WAS für ein Pick-up. Es geht mir darum, wenn ich mal ne Idee hab, die auch schnell festzuhalten. Hautsache die Qualität ist besser als das interne Mikro meines Laptops, mit dem ich das bisher gemacht hab.. (das sind so Aufnahmen die man niemand anderem zeigen darf...)
- Cut-away: gibts ja meist zum PU gratis dazu ;-) ich hab so manche Stücke, wo ich mich bei meiner klassischen ärgere, dass die keinen Cut-away hat
- Niedrige Saitenlage à bessere Bespielbarkeit (wie gesagt: Primär für Fingerstyle, da haut man auch nicht so doll in die Saiten, dass sie scheppern..)
- Matter Hals (ich hasse nichts mehr als diese lackierten Hälse, an denen man kleben bleibt...)
- Schöne Optik. Okay das ist weit gefasst... aber ich steh z.B. nicht so auf dicke Abalone Einlagen, sondern eher auf das Schlichte.
Allegro:
Der eigentliche Hauptteil: Jetzt also mal zum Ernst der Sache:
Das Drumherum: Die M-18-CP ist schön leicht und liegt sehr angenehm am Körper. Das hat damit zu tun, dass der Boden gebogen ist. Man sieht dies sehr gut in der Seitenansicht auf der oben verlinkten Lakewood-Seite. Meiner Meinung nach ein dickes Plus, da so ein großes Volumen (höhere Lautstärke) und ein angenehmes Spielgefühl (also nicht so Jumbo-ich-häng-meinen-Arn-nen-Meter-höher) kombiniert werden.
Die ganze Gitarre ist matt lackiert, was sie beim Anfassen sehr weich macht. Ich persönlich mag das lieber, als dieses klebrige Hochglanz-Polierte (wobei es da auch Ausnahmen gibt. Bei meiner Klassischen stört mich der Hochglanz-Lack z.B. kaum, weil der selbst mit schwitzigen Fingern wenig klebt..)
Die Saitenlage ist.. flach (unter 4mm am 12.Bund). Also viel flacher geht auch kaum noch, ohne das es scheppert. Für mich war das anfangs sehr ungewohnt (hat meine klassiche doch gut ihr 7,5mm am 12 Bund (ja ich weiß dass das sehr hoch ist..)) aber die M-18 lässt sich so wunderbar leicht bespielen. Man sollte allerdings vermeiden mit einem dicken harten Plektrum voller Gewalt auf die Saiten einzudreschen, weil dann scheppert es nämlich doch schon. Da ich das aber auch gar nicht vorhab...
Der eingebaute Pickup: besteht aus 2 Tonabnehmern. Einem Singlecoil unter/in dem Griffbrett und einem ääähm.. anderen Tonabnehmer unter dem Steg. (für genauere Infos: http://www.lakewood.de/de/pickups.php da mal das Sonic System lesen)
Das wahnsinnig tolle an dem ganzen System: man sieht es von außen NICHT!
Da wurde kein noch so kleines Loch in die Zarge geschnitten! Das Kabel geht in den Gurtpin. Fertig. Kein Klangverlust durch Holzwegschnippeln.
Die Steuereinheit befindet sich innen am oberen Schalloch-Rand (da schwingt durch die Verstrebung eh nix) und hat nur 3 Regler: Volume (ach was..), Tone (wie bei ner E-Gitarre) und einen Schieberegler für das Mischungsverhältnis der beiden Tonabnehmer.
(Klangunterschiede gibts dann bei den Soundfiles am Ende)
Der Nachteil: man kann während des Spielens nur schlecht nachjustieren. Aber wenn man irgendwo auftritt, hat man doch eh 5 Minuten für nen kleinen Soundcheck, so dass man da ein wenig einstellen kann. Mich störts nicht. Bin eh nicht so virtuos, als dass ich beim spielen noch an 15 Reglern drehen könnte wie bei manchem Fishman-System, da konzentrier ich mich lieber aufs Spielen!
Der Klang: (hier folgt jetzt der extrem subjektive Teil.. ich werde versuchen ein paar Vergleiche zu ziehen um Sachen zu verdeutlichen, sowie soweit möglich zu Umschreiben wie es sich anhört. Jedoch sollte dem geneigten Leser klar sein, dass dies eine Einzel-Meinung ist, die keinerlei Wert auf Allgemeingültigkeit hat. Was mir gefällt mag der andere schrecklich finden!)
Die Gitarre klingt insgesamt sehr homogen. Greift man einen Akkord und schlägt ihn an, so verschmelzen die einzelnen Töne zu einem Gesamtklang, ohne dass beispielsweise die Bässe überwiegen. Es entsteht ein runder Sound.
Im Gegensatz zu Martin (bei denen häufig mal die Bässe leicht dominieren) und Taylors (die häufig einen satten Ton mit dominierenden schönen Höhen haben) glänzt die Lakewood M-18-CP am ehesten dadurch, dass eben nicht besonders glänzt, oder eben (now watch out!) dass eben das glänzt, was man zum glänzen bringt!!
Was ich meine lässt sich am besten an einem Arpeggio beschreiben: Wenn ich durch meinen Anschlag den Basston betone, so hört man das. Tue ich das nicht hört man es nicht (bei vielen Martins dominiert hier dann der Basston trotzdem und in diesem fall ungewollt). Das Gleiche funktioniert auch mit allen anderen Saiten: Wenn ich etwas durch mein Spiel hervorhebe, dann wird es auch hervorgehoben.
Ich würde das die Ehrlichkeit der Gitarre nennen. Das hat eben auch zu Folge, dass man Unsauberheiten, unterschiedlich stark angeschlagene Saiten etwa, auch heraushört. Die M-18-CP ist definitiv keine Anfänger-Gitarre (schon vom Preis her nicht...).
Diese Ehrlichkeit hat aber auch einige Vorzüge: Der Dynamik-Umfang der Gitarre ist sehr groß: von Flüsterleise bis Hey, sie da nebenan, spielen sie mal leiser ist alles drin. Halbwegs saubere Technik vorausgesetzt.
Auch die Soundvielfalt ist sehr groß. Manche werden sich fragen: von was redet der Typ da grade?? Also: man kann einer Gitarre viele verschiedene Sounds entlocken, je nachdem wo und wie man anschlägt: Beispielsweise klingt ein Anschlag nahe am Griffbrett sehr warm und weich, vllt auch dumpf, wohingegen ein Anschlag direkt vor dem Steg zu harten knackigen Tönen führt. Und ein etwas erfahrener Spieler kann durch die Haltung seiner Finger (respektive des Plektrums) nochmals auf diese Sounds einwirken. Und jede Gitarre hat da ein ganz eigenes Spektrum, was gut funktioniert und was weniger gut funktioniert (natürlich immer abhängig von der Technik des Spielenden!)
Das meine ich mit Soundvielfalt. Und die ist (für mich!) bei der Lakewood sehr groß und gut umzusetzen!
Was mir bei der M-18-CP persönlich extrem gut gefallen hat, waren die Höhen.
Auch wenn man ganz am Steg mit einem Plektrum anschlägt singen auch die hohen Saiten noch und klingen dabei knackig und frisch und crisp, aber nicht metallisch, knarzend und scheppernd (wie leider bei so vielen anderen Gitarren). Vielleicht sollte ich hier einen neuen Begriff prägen: warme Höhen!
Sollte ich einen Schwachpunkt nennen, so wäre dies am ehesten das Strumming. Die Lakewood ist nicht die geborene Lagerfeuer-Gitarre und mit sicherheit auch nicht das Akkordgeschrammel-Begleitungs-Instrument schlechthin. Wer in dieser Richtung sucht wird sicherlich eher in der Martin Ecke fündig (was ja auch wirklich tolle Gitarren sind! So ne HD-28 wär mein absoluter Favorit zum draufrum schrammeln, nur hab ich sowas nicht gesucht...)
Der größte Pluspunkt hingegen ist die absolut Spitzen-Bespielbarkeit. (ich hab schon überlegt mir meine Klassische auch so niedrig legen zu lassen..) Der Kraftaufwand ist minimal. Man muss nur echt verflucht sauber greifen, sonst hört mans..!
Insgesamt etwas zum Sound zu sagen fällt mir sehr schwer, da er schon sehr speziell ist. Ich nehme an, dass es am Ovankol liegt. Kann man einfach schlecht in irgendeine Richtung schieben. Stellt euch vielleicht ein Vieleck vor, in jeder Ecke ein bestimmter schöner Sound. Dann liegt die Lakewood im Zentrum. Man kann ihr keinen spezifischen Charakter zuordnen, weil sie eben das macht, was man drauf macht! Das mag der eine ganz toll finden (so wie ich), während der andere das total schrecklich findet, weil er möchte, dass seine Gitarre sein Spiel in eine Richtung färbt.
Jedenfalls finde ich die M-18 sehr, sehr flexibel und wenn man über nen Verstärker spielt, kann man ja eh noch nen bisschen am Sound drehen!
Apropos Verstärker: Zum Abschluss noch ein kleiner Kommentar zu ebenjenem:
Kaum hatte ich die Gitarre zuhause fiel mir auf: Hey.. du hast ja gar keinen Akustik-Gitarren-Verstärker.. In meinem Kopf spielten sich Szenarien ab, die sich um 1500 teure AER Verstärker drehten.. die nächste GAS-Welle war im Anmarsch.. Wurde aber durch einen Wellenbrecher in Form meines E-Gitarren-Amps völlig zerstört!
(spätestens JETZT werden mich einige hier zum hirnlosen Idioten abstempeln..)
Denn durch mein GT-Pro und meinen Triamp gejagt offenbarte sich eine Klangwelt, die jeden gedanken an einen Akustik-Gitarrenamp sofort erstickte. (und wer jetzt behauptet ein 100W Röhrenamp im Zimmer wäre Unsinn und man müsse den richtig aufdrehen und bla und blub, der hat mit Sicherheit recht! Das ändert allerdings nichts daran, dass das Ding auch auf Radiolautstärke einfach schweinegeil klingt. (klar je lauter je besser.. ;-) Und ich den nicht so schnell wieder wegstellen werde.)
----------------------------------------------------
So.. zu allerletzt noch ein paar Soundbeispiele.
Die wurden über das GT-Pro direkt in meinen Laptop gespielt, mit Garage-Band aufgenommen und nicht bearbeitet.
Ich benutzte eine Warm Clean-Simulation mit gaaaanz wenig Reverb und einem kleinen Chorus, sowie einem EQ, der lediglich die Hochmitten und die Höhen um jeweils 3dB anhebt.
Das klingt bei mir über den Verstärker einfach gut (man sollte allerdings beachten, dass dabei die Röhrenendstufe natürlich den Sound auch noch färbt!
Ebenso solltet ihr bedenken, dass Soundfiles relativ unaussagekräftig sind.
Das hängen nämlich noch eure Einstellungen der Soundkarte, sowie eure Boxen dran. Es wird bei euch also kaum so klingen wie bei mir. Ich wollte das nur nochmal grundsätzlich kundtun.)
Hier kann man das .rar runterladen. Es enthält 4 mp3 Dateien und keinen Virus: http://www.loaditup.de/126404-some-sounds.html
Soundvielfalt: Das was ich oben beschrieben hab umgesetzt: verschiedene Anschlagsorte, Fingerhaltungen, kein Plektrum. Ist leider etwas leise geworden
Plektren: Hier ein Beispiel über den krassen Einfluss von Plektren bzw Fingertechnik.
Das Schema wiederholt sich 6 mal.
1. Finger überm Schalloch
2. Jim Dunlop X-H (son marmoriertes Standard Plek mit runder Spitze, mein Favorit)
3. Fender Medium (Dreiecksplek mit relativ spitzer Spitze, klingt super mit meiner Klassischen)
4. Ibanez Joe Satriani Heavy (son silbernes Standard Form Plek mit super Grip, benutz ich auf meiner E-Gitarre nur noch!)
5. Finger nahe Steg
6. Finger überm Griffbrett
Tonabnehmer: Zuerst 50:50, dann nur der Tonabnehmer unterm Steg, dann nur der unterm Griffbrett
Classical Gas: Der Anfang des relativ bekannten Stückes, als kleiner Eindruck. Ist jetzt aber eher schwach geworden. Sowohl vom Klang als auch vom Spieltechnischen her..
Die Aufnahmen wurden eben von mir innerhalb 20 Minuten gemacht und erheben keinen Anspruch auf schönes Spielen, sondern sollen lediglich den Sound wiederspiegeln, weshalb sie bewusst einfach gehalten sind.
So. Das wär's dann auch. Ich hatte viel Spaß dieses Review zu schreiben (und mit meiner tollen Gitarre anzugeben *gg*) und hoffe, dass ich vielleicht dem einen oder anderen irgendnen Denkanstoß gegeben hab. In welcher Richtung auch immer.
Mit freundlichen Grüßen
Torsten W.
Preludium: (wen es nicht interessiert wie ich zu der Gitarre gekommen bin, kann diesen Teil getrost überspringen)
Vor etwa einem Jahr, machte sich in mir der Wunsch breit zu meiner klassischen (Hanika) und meiner E-Gitarre (Jem-555) noch ein passendes Mittelstück in Form einer Westerngitarre zu kaufen. Diese sollte die Vorteile beider Welten verbinden: unverstärkten Klang, aber auch die Möglichkeit über einen Tonabnehmer aufzunehmen (fürs Songwriting) und einen schmaleren Hals als meine klassische.
Meine Soundvorstellungen waren anfangs noch relativ unausgeprägt, weswegen ich viel Zeit in diversen Musikläden verbrachte um mir einen Überblick zu verschaffen.
Das zog sich alles hin. Zwischendurch hatte ich längere Phasen wo ich mich um andere Dinge kümmern musste und keine Zeit hatte mich der Suche zu widmen.
Bis vor einem Monat meine Eltern mich fragten, was ich mir denn zum Geburtstag wünsche und mir nix einfiel.. bis auf .. na ihr wisst schon..
Also begann ich eine ausgiebige Testreihe, zunächst bei Bayers-Music in Bochum. Dort gibt es eine wahnsinnige Auswahl an Westerngitarren, von denen ich in diesen Tagen sicherlich 75% in den Händen hatte. Quer durch alle Preissegmente. Es gab das große Favoriten sterben: Martin: nahezu alle Gitarren waren mir zu basslastig. Das mag beim Strummen toll sein, aber wenn ich beim Fingerpicken die Melodie vor lauter Bass nicht mehr höre..
Gibson, Yamaha, Takamine, Larrivee. Ich hatte wirklich viel Vergleichsmaterial und wenig hat mich wirklich angesprochen. Ich suche beim Instrumentenkauf immer nach diesem: Jaaa das ist es- Gefühl. Das trat dann bei einer Taylor 514CE auch ein. Ein wirklich wunderbares Instrument.. Nur leider gebraucht und immer noch 2700 schwer...
So verlagerte sich meine Suche nach Jellinghaus in Dortmund. Dort war die Auswahl nicht soo riesig, aber nicht weniger bunt. Nachdem ich dort etwa 90% der Gitarren ausprobiert hatte, hatte ich tatsächlich zwei gefunden die mir halbwegs zusagten: Eine Martin 16-GT und eine Taylor 214. Die Nachteile: Die Martin war gebraucht und der Gurtpin/Kabel-Anschluss ließ sich wackelte schon ziemlich.. und die Taylor hatte keinen Pickup und war auch sonst eher ein günstiger Abklatsch der 514CE...
In meiner Not quatschte ich den Verkäufer an, erzählte ihm von meinen Erfahrungen, dass ich eher zu Zeder-Decke und Mahagonie-Korpus tendiere und welche Modelle mir bisher am ehesten zugesagt haben.
Nun, der Mann war sein Geld wert und holte von einem oberen Board (von mir weniger beachtet, weil dort fast nur Jumbos standen, und ich wollte was kleineres) eine Lakewood M-18-CP. Sein Kommentar: Ja, das ist keine Zederndecke, sondern Fichte, aber der Korpus hat nen ungewöhnliches Holz: Ovankol, klingt auch interessant
Ich nahm das Ding in die Hand, spielte ein paar Akkorde.. und.. da war dieses Gefühl..
Adagio:
Die Fakten: finden sich hier: http://www.lakewood.de/de/model_details.php?id=m-18cp
Allegretto:
Was ich wollte: (von wichtig nach unwichtig)
- eine relativ ausgeglichene Gitarre. Primär für Fingerstyle (ich würde mich gern ein wenig in Richtung Tommy Emmanuel orientieren)
- schöne Höhen: meiner Meinung nach das große Manko an Westerngitarren. Spielt mal nen Akkord etwa in der 14. Lage und schlagt in der Nähe des Stegs mit dem Plektrum an. In 99,9% klingts grausig blechern.. ich wollte was, was da singt!
- Pick-up: zum einfachen Aufnehmen. (bin kein großer Mikro-Fan) Es war mir auch eigentlich relativ egal, WAS für ein Pick-up. Es geht mir darum, wenn ich mal ne Idee hab, die auch schnell festzuhalten. Hautsache die Qualität ist besser als das interne Mikro meines Laptops, mit dem ich das bisher gemacht hab.. (das sind so Aufnahmen die man niemand anderem zeigen darf...)
- Cut-away: gibts ja meist zum PU gratis dazu ;-) ich hab so manche Stücke, wo ich mich bei meiner klassischen ärgere, dass die keinen Cut-away hat
- Niedrige Saitenlage à bessere Bespielbarkeit (wie gesagt: Primär für Fingerstyle, da haut man auch nicht so doll in die Saiten, dass sie scheppern..)
- Matter Hals (ich hasse nichts mehr als diese lackierten Hälse, an denen man kleben bleibt...)
- Schöne Optik. Okay das ist weit gefasst... aber ich steh z.B. nicht so auf dicke Abalone Einlagen, sondern eher auf das Schlichte.
Allegro:
Der eigentliche Hauptteil: Jetzt also mal zum Ernst der Sache:
Das Drumherum: Die M-18-CP ist schön leicht und liegt sehr angenehm am Körper. Das hat damit zu tun, dass der Boden gebogen ist. Man sieht dies sehr gut in der Seitenansicht auf der oben verlinkten Lakewood-Seite. Meiner Meinung nach ein dickes Plus, da so ein großes Volumen (höhere Lautstärke) und ein angenehmes Spielgefühl (also nicht so Jumbo-ich-häng-meinen-Arn-nen-Meter-höher) kombiniert werden.
Die ganze Gitarre ist matt lackiert, was sie beim Anfassen sehr weich macht. Ich persönlich mag das lieber, als dieses klebrige Hochglanz-Polierte (wobei es da auch Ausnahmen gibt. Bei meiner Klassischen stört mich der Hochglanz-Lack z.B. kaum, weil der selbst mit schwitzigen Fingern wenig klebt..)
Die Saitenlage ist.. flach (unter 4mm am 12.Bund). Also viel flacher geht auch kaum noch, ohne das es scheppert. Für mich war das anfangs sehr ungewohnt (hat meine klassiche doch gut ihr 7,5mm am 12 Bund (ja ich weiß dass das sehr hoch ist..)) aber die M-18 lässt sich so wunderbar leicht bespielen. Man sollte allerdings vermeiden mit einem dicken harten Plektrum voller Gewalt auf die Saiten einzudreschen, weil dann scheppert es nämlich doch schon. Da ich das aber auch gar nicht vorhab...
Der eingebaute Pickup: besteht aus 2 Tonabnehmern. Einem Singlecoil unter/in dem Griffbrett und einem ääähm.. anderen Tonabnehmer unter dem Steg. (für genauere Infos: http://www.lakewood.de/de/pickups.php da mal das Sonic System lesen)
Das wahnsinnig tolle an dem ganzen System: man sieht es von außen NICHT!
Da wurde kein noch so kleines Loch in die Zarge geschnitten! Das Kabel geht in den Gurtpin. Fertig. Kein Klangverlust durch Holzwegschnippeln.
Die Steuereinheit befindet sich innen am oberen Schalloch-Rand (da schwingt durch die Verstrebung eh nix) und hat nur 3 Regler: Volume (ach was..), Tone (wie bei ner E-Gitarre) und einen Schieberegler für das Mischungsverhältnis der beiden Tonabnehmer.
(Klangunterschiede gibts dann bei den Soundfiles am Ende)
Der Nachteil: man kann während des Spielens nur schlecht nachjustieren. Aber wenn man irgendwo auftritt, hat man doch eh 5 Minuten für nen kleinen Soundcheck, so dass man da ein wenig einstellen kann. Mich störts nicht. Bin eh nicht so virtuos, als dass ich beim spielen noch an 15 Reglern drehen könnte wie bei manchem Fishman-System, da konzentrier ich mich lieber aufs Spielen!
Der Klang: (hier folgt jetzt der extrem subjektive Teil.. ich werde versuchen ein paar Vergleiche zu ziehen um Sachen zu verdeutlichen, sowie soweit möglich zu Umschreiben wie es sich anhört. Jedoch sollte dem geneigten Leser klar sein, dass dies eine Einzel-Meinung ist, die keinerlei Wert auf Allgemeingültigkeit hat. Was mir gefällt mag der andere schrecklich finden!)
Die Gitarre klingt insgesamt sehr homogen. Greift man einen Akkord und schlägt ihn an, so verschmelzen die einzelnen Töne zu einem Gesamtklang, ohne dass beispielsweise die Bässe überwiegen. Es entsteht ein runder Sound.
Im Gegensatz zu Martin (bei denen häufig mal die Bässe leicht dominieren) und Taylors (die häufig einen satten Ton mit dominierenden schönen Höhen haben) glänzt die Lakewood M-18-CP am ehesten dadurch, dass eben nicht besonders glänzt, oder eben (now watch out!) dass eben das glänzt, was man zum glänzen bringt!!
Was ich meine lässt sich am besten an einem Arpeggio beschreiben: Wenn ich durch meinen Anschlag den Basston betone, so hört man das. Tue ich das nicht hört man es nicht (bei vielen Martins dominiert hier dann der Basston trotzdem und in diesem fall ungewollt). Das Gleiche funktioniert auch mit allen anderen Saiten: Wenn ich etwas durch mein Spiel hervorhebe, dann wird es auch hervorgehoben.
Ich würde das die Ehrlichkeit der Gitarre nennen. Das hat eben auch zu Folge, dass man Unsauberheiten, unterschiedlich stark angeschlagene Saiten etwa, auch heraushört. Die M-18-CP ist definitiv keine Anfänger-Gitarre (schon vom Preis her nicht...).
Diese Ehrlichkeit hat aber auch einige Vorzüge: Der Dynamik-Umfang der Gitarre ist sehr groß: von Flüsterleise bis Hey, sie da nebenan, spielen sie mal leiser ist alles drin. Halbwegs saubere Technik vorausgesetzt.
Auch die Soundvielfalt ist sehr groß. Manche werden sich fragen: von was redet der Typ da grade?? Also: man kann einer Gitarre viele verschiedene Sounds entlocken, je nachdem wo und wie man anschlägt: Beispielsweise klingt ein Anschlag nahe am Griffbrett sehr warm und weich, vllt auch dumpf, wohingegen ein Anschlag direkt vor dem Steg zu harten knackigen Tönen führt. Und ein etwas erfahrener Spieler kann durch die Haltung seiner Finger (respektive des Plektrums) nochmals auf diese Sounds einwirken. Und jede Gitarre hat da ein ganz eigenes Spektrum, was gut funktioniert und was weniger gut funktioniert (natürlich immer abhängig von der Technik des Spielenden!)
Das meine ich mit Soundvielfalt. Und die ist (für mich!) bei der Lakewood sehr groß und gut umzusetzen!
Was mir bei der M-18-CP persönlich extrem gut gefallen hat, waren die Höhen.
Auch wenn man ganz am Steg mit einem Plektrum anschlägt singen auch die hohen Saiten noch und klingen dabei knackig und frisch und crisp, aber nicht metallisch, knarzend und scheppernd (wie leider bei so vielen anderen Gitarren). Vielleicht sollte ich hier einen neuen Begriff prägen: warme Höhen!
Sollte ich einen Schwachpunkt nennen, so wäre dies am ehesten das Strumming. Die Lakewood ist nicht die geborene Lagerfeuer-Gitarre und mit sicherheit auch nicht das Akkordgeschrammel-Begleitungs-Instrument schlechthin. Wer in dieser Richtung sucht wird sicherlich eher in der Martin Ecke fündig (was ja auch wirklich tolle Gitarren sind! So ne HD-28 wär mein absoluter Favorit zum draufrum schrammeln, nur hab ich sowas nicht gesucht...)
Der größte Pluspunkt hingegen ist die absolut Spitzen-Bespielbarkeit. (ich hab schon überlegt mir meine Klassische auch so niedrig legen zu lassen..) Der Kraftaufwand ist minimal. Man muss nur echt verflucht sauber greifen, sonst hört mans..!
Insgesamt etwas zum Sound zu sagen fällt mir sehr schwer, da er schon sehr speziell ist. Ich nehme an, dass es am Ovankol liegt. Kann man einfach schlecht in irgendeine Richtung schieben. Stellt euch vielleicht ein Vieleck vor, in jeder Ecke ein bestimmter schöner Sound. Dann liegt die Lakewood im Zentrum. Man kann ihr keinen spezifischen Charakter zuordnen, weil sie eben das macht, was man drauf macht! Das mag der eine ganz toll finden (so wie ich), während der andere das total schrecklich findet, weil er möchte, dass seine Gitarre sein Spiel in eine Richtung färbt.
Jedenfalls finde ich die M-18 sehr, sehr flexibel und wenn man über nen Verstärker spielt, kann man ja eh noch nen bisschen am Sound drehen!
Apropos Verstärker: Zum Abschluss noch ein kleiner Kommentar zu ebenjenem:
Kaum hatte ich die Gitarre zuhause fiel mir auf: Hey.. du hast ja gar keinen Akustik-Gitarren-Verstärker.. In meinem Kopf spielten sich Szenarien ab, die sich um 1500 teure AER Verstärker drehten.. die nächste GAS-Welle war im Anmarsch.. Wurde aber durch einen Wellenbrecher in Form meines E-Gitarren-Amps völlig zerstört!
(spätestens JETZT werden mich einige hier zum hirnlosen Idioten abstempeln..)
Denn durch mein GT-Pro und meinen Triamp gejagt offenbarte sich eine Klangwelt, die jeden gedanken an einen Akustik-Gitarrenamp sofort erstickte. (und wer jetzt behauptet ein 100W Röhrenamp im Zimmer wäre Unsinn und man müsse den richtig aufdrehen und bla und blub, der hat mit Sicherheit recht! Das ändert allerdings nichts daran, dass das Ding auch auf Radiolautstärke einfach schweinegeil klingt. (klar je lauter je besser.. ;-) Und ich den nicht so schnell wieder wegstellen werde.)
----------------------------------------------------
So.. zu allerletzt noch ein paar Soundbeispiele.
Die wurden über das GT-Pro direkt in meinen Laptop gespielt, mit Garage-Band aufgenommen und nicht bearbeitet.
Ich benutzte eine Warm Clean-Simulation mit gaaaanz wenig Reverb und einem kleinen Chorus, sowie einem EQ, der lediglich die Hochmitten und die Höhen um jeweils 3dB anhebt.
Das klingt bei mir über den Verstärker einfach gut (man sollte allerdings beachten, dass dabei die Röhrenendstufe natürlich den Sound auch noch färbt!
Ebenso solltet ihr bedenken, dass Soundfiles relativ unaussagekräftig sind.
Das hängen nämlich noch eure Einstellungen der Soundkarte, sowie eure Boxen dran. Es wird bei euch also kaum so klingen wie bei mir. Ich wollte das nur nochmal grundsätzlich kundtun.)
Hier kann man das .rar runterladen. Es enthält 4 mp3 Dateien und keinen Virus: http://www.loaditup.de/126404-some-sounds.html
Soundvielfalt: Das was ich oben beschrieben hab umgesetzt: verschiedene Anschlagsorte, Fingerhaltungen, kein Plektrum. Ist leider etwas leise geworden
Plektren: Hier ein Beispiel über den krassen Einfluss von Plektren bzw Fingertechnik.
Das Schema wiederholt sich 6 mal.
1. Finger überm Schalloch
2. Jim Dunlop X-H (son marmoriertes Standard Plek mit runder Spitze, mein Favorit)
3. Fender Medium (Dreiecksplek mit relativ spitzer Spitze, klingt super mit meiner Klassischen)
4. Ibanez Joe Satriani Heavy (son silbernes Standard Form Plek mit super Grip, benutz ich auf meiner E-Gitarre nur noch!)
5. Finger nahe Steg
6. Finger überm Griffbrett
Tonabnehmer: Zuerst 50:50, dann nur der Tonabnehmer unterm Steg, dann nur der unterm Griffbrett
Classical Gas: Der Anfang des relativ bekannten Stückes, als kleiner Eindruck. Ist jetzt aber eher schwach geworden. Sowohl vom Klang als auch vom Spieltechnischen her..
Die Aufnahmen wurden eben von mir innerhalb 20 Minuten gemacht und erheben keinen Anspruch auf schönes Spielen, sondern sollen lediglich den Sound wiederspiegeln, weshalb sie bewusst einfach gehalten sind.
So. Das wär's dann auch. Ich hatte viel Spaß dieses Review zu schreiben (und mit meiner tollen Gitarre anzugeben *gg*) und hoffe, dass ich vielleicht dem einen oder anderen irgendnen Denkanstoß gegeben hab. In welcher Richtung auch immer.
Mit freundlichen Grüßen
Torsten W.
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