Da muss ich jetzt auch mal ...
Musikfachgeschäfte sind meiner Erfahrung nach nicht so sehr mit "Medienmarkt - saublöd & Co." zu vergleichen. In letzterem lieben es die Verkäufer meiner Erfahrung nach, dem potentiellen Kunden den größten Blödsinn zu erzählen - während der oberflächlich schafartig kopfnickende Kunde hoffentlich sehr viel besser über das Produkt seines Interesses informiert ist als der Verkäufer selbst.
Allerdings habe ich auch immer wieder beim sogenannten Musikfachhandel (Gitarrenabteilung) die - für mich letzten Endes teure - Erfahrung machen müssen, dass das Verkaufspersonal doch recht wenig Fachwissen besitzt, besonders die technische Seite betreffend. - Die Standardantwort lautet dann: "Dös is´ Geschmackssach´." - Wenn man diesen Satz hört, weiß man, aha, der Verkäufer besitzt zwar Ahnung, jedoch kein Spezialwissen über das Produkt meiner Begierde.
Verkaufspersonal im Musikfachhandel (speziell Gitarrenfuzzis) wird oft als nett empfunden, weil diese Leute genau wie man selbst in erster Linie Träumer sind, deren Traum allerdings an jenem Tag zu Ende geträumt war, als sie im Musikfachhandel als Verkäufer angefangen hatten. - Über diese Tatsache herrscht einvernehmliches Stillschweigen.
Die Nettigkeit des E-Gitarren-Verkaufspersonals wird i.d.R. vom Akustikgitarren-Verkaufspersonal nochmals in den Schatten gestellt. In der Akustikgitarrenabteilung wirken die Verkäufer vergleichsweise sehr viel klarer und aufgeräumter im Kopf, und die Nettigkeit dieser Leute ist derart überwältigend, dass man auf der Stelle schwul werden möchte. Diese lebensbejahenden Menschen WOLLEN Dir beim Kauf einer neuen Gitarre ein Plektrum schenken - ja, es ist ihnen ein grundlegendes BEDÜRFNIS, Gitarrenplektren zu verschenken. Und es würde als unhöflich empfunden werden, diese (meist sehr bunten) Plektren abzulehnen.
Im Musikfachhandel hatte ich allerdings auch beobachtet, dass das Verkaufspersonal vor Kunden mit Fachwissen allergrößten Respekt hat - nur braucht diese Art der Kundschaft dann keine fundierte Beratung mehr - will allenfalls über Neuheiten informiert werden.
Adäquat hierzu ein von mir in der Vergangenheit beobachtetes Fallbeispiel im Musikfachhandel: Sobald Herbert Grönemeyer (samt schillerndem Hofstaat) den Laden betrat, waren alle vom Verkaufspersonal mit einem Schlag NOCHMALS natürlicher und unbefangener als sie es zuvor schon waren: Während gerade eben noch eine gewisse letzte (von mir aber als gerechtfertigt empfundene) Schranke zwischen Verkäufer und Kunde bestanden hatte, war diese Grenze mit einem Mal - weggewischt. Alles war so - normal - alle waren eine große Familie, alle hatten sich lieb. Allerdings nicht so arg lieb, dass es wieder aufgesetzt wirkte (wie beim Radio, beim Positiven Denken und bei Scientology) - nein, die Balance stimmte, und man fühlte sich spontan wohl. Dieser Zustand hielt noch etwa eine dreiviertel Stunde an, nachdem Herbert Grönemeyer (samt schillerndem Hofstaat) den Laden wieder verlassen hatte.
Auf meine staunende Frage, warum keiner großartig reagiert hatte, als HERBERT GRÖNEMEYER da war, erhielt ich die durchaus zufriedenstellende und sinnige Akustikgitarren-Verkäuferantwort: "Herbert ist doch ein Mensch wie wir alle."
Herbert ist doch ein Mensch wie wir alle. - Und hier schließt sich der Kreis ... naja, vielleicht eher ein zerdelltes Ei als ein Kreis, ich übe noch.
(Trotz aller Natürlichkeit und Unbefangenheit schaltete eben dieser Laden kurz darauf eine Zeitungsannonce, in welcher verlautbart wurde, dass Kunde Herbert Grönemeyer gerade wieder einmal da war. - Ganz wie der Ostfriese, der Sonntags nach dem Mittagessen vor der Haustür steht und sich genüsslich den Daumennagel durch die Zahnzwischenräume zieht - damit die Nachbarn sehen, dass er wieder mal Fleisch gegessen hat.)
Du solltest also selbstbewusst den Gitarrenladen betreten und Dir vor Augen halten, dass Du lediglich ein Instrument kaufen willst. DU bist der Kunde, DU bist Herbert (ein Mensch wie wir alle). Der Kunde ist Herbert. Herbert ist wie Du. Herbert weiß auch nicht alles. Herbert weiß dafür Dinge, die andere nicht wissen.
Verhandlungen sind eine Sache von Leben und Lebenlassen Wenn sich ein Verkäufer Dir gegenüber arrogant verhalten sollte (oder nicht von dieser Welt zu sein scheint) - sei freundlich und such Dir halt einen anderen Laden. Verhandeln kann man immer - aus Erfahrung weiß ich, dass durchaus noch ein paar Prozente drin sind. Wenn der Verkäufer allerdings sagt, "nein, kann ich nicht machen, sorry", muss man das auch akzeptieren und darf dem Verkäufer deswegen nicht böse sein. Oft ist es wirklich so, dass der Verkäufer durchaus auf Deiner Seite steht. Er will Dir etwas Gutes tun, besonders, wenn er sieht, dass Du selbst noch in der finanziellen Lage bist, jeden Euro zweimal umdrehen zu müssen. Er war früher selbst mal in derselben Lage wie Du jetzt. - Das unterscheidet den Verkäufer im Musikeinzelfachhandel i.d.R. vom Saubillig-Verkäufer, der kein Bezug zu nichts hat.
Nur solltest Du am Ende nicht unhöflich sein, und Dich über das als Kauf-Zugabe überreichte Gitarrenplektrum auch wirklich freuen.