PerregrinTuk
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Grüßt euch liebe Gemeinde,
heute möchte ich mal wieder ein Review verfassen. Es geht um Distortion und Overdrive Pedale, die den britischen Charakter inne haben.
British, wasn' das?
Unter diesem britischen Charakter verstehen meine Ohren den Sound alter JTM45er, Plexi's und den JMPs. Alle haben diese ganz speziellen rauen Mitten gemeinsam, die den Sound von Marshall Amps so eigens machen. Außerdem zeichnet sich der Sound durch eine sehr ausgeprägte Dynamik aus, sowie stabile Bässe und teils klingelnde Höhen. Bei höherem Gain kommt zudem der "Kratz" Faktor hinzu, den die einen lieben und die anderen gerade so sehr hassen.
Und wo kommen die Pedale dann dran?
Getestet wird mit einem Berger JTM45 an einer Framus CS 2x12" mit Celestion Greenbacks, einer FretKing Telecaster und einer FretKing Les Paul Junior. Ihr seht beim Amp wähle ich absichtlich einen bzw. DEN pedalfreundlichsten Amp, den es gibt. Ein klassischer Einkanaler, die beiden Kanäle sind dimed. Volume ist unter 4 (kein Eigenzerren). Röhren sind KT66.
So, unsere Kandidaten sind folgende:
1. OKKO Diablo:
Der Diablo ist ein kleiner Boutique Treter aus Leipzig/Deutschland. Zu beziehen unter www.stompbox.de für 199, auch als Gain+ erhältlich, dann mit 2 Gainstufen zu 239. Vom Sound her als "Plexi in a box" angepriesen, er verspricht viel. Heiko, der Erbauer ist ein unheimlich netter Typ, die Internetseite stimmt, Kandidat 1 steht!
2. Fulltone OCD
Fulltone ist eine renomierte Edelschmiede aus den USA. Berühmt durch ihren Fulltone Fulldrive, einen Tubescreamer Abkömmling. Die Pedale sind sehr hapig im Preis, so liegt der OCD bei stolzen 239. Sollte also taugen das Teil, let the battle began! Zu beziehen bei Musik Schmidt. (www.fulltone.com)
3. Z.Vex Box of Rock
Das kleinste der 4 Gegner, aber sicher das frechste. Quietsche bunt und verspielt ist schon die Internetseite. Einen Soundfreak nennt sich der Erbauer Zachary Vex. Viel Liebe zum Detail, Einfallreichtum und Verrücktheit zeichnen seine in den USA gebauten Pedale aus. Dabei soll die BOR den "kranked JTM45 all to 10" Sound nachbilden. Er sollte sich also an meinem JTM45 wohl fühlen, doch das werden wir sehen! Kaufen kann man ihn bei CMS Music. (toller Laden...) Es gibt eine "Vexter" und eine "handpainted" Version, meine eigende ist eine der Vexter, die günstigere mit fertig bedrucktem Gehäuse, das andere ist einfach nur angemalt was den einzigen Unterschied macht. Preis liegt bei 235 für die Vexter, 315 die handpainted. (www.zvex.com)
4. Menatone King of the Britains
Der letzte der Kanditaten ist der recht unbekannte Menatone King of the Britains aus den USA. Jedes Pedal wird liebevoll in Handarbeit Point-to-Point (! - Keine Platine) zusammengebaut, verpackt und unterschrieben. Es gibt mehrere Version, ich habe die nach Internetstimmen gelungenste, die in hammerschlag blau mit Power Gain und Gain Regler. Er ist laut Info's der variabelste. Die Kiste kostet stolze 249, zu kaufen nur bei Realguitars. (www.menatone.com)
Los geht's....
Der Test
1. OKKO Diablo:
Der OKKO Diablo kommt sehr gut verarbeitet und hochwertig bei einem an. Die Verpackung ist schlicht ein brauner Karton, dem ein DIN A4 Blatt als Manual beiliegt, unterschrieben von Heiko. Die gesamte Elektronik ist in Kunstharz vergossen, nur 2 TrimPoti's schauen raus, um Bässe und Höhen zu regeln. (ausgehend vom Tone Poti).
Regelbar sind neben den obligatorischen Gain, Tone und Level; Feed und Body. Zwei interessante Regler. Body passt soz. das Pedal an die Gitarre an, so kann man schwachen SingleCoils mit ihm mehr Bass und Mitten einhauchen, der Sound wird dicker und runder, bei Humbuckern kann man der Übersättigung so schön entgegenwirken. ("Luftiger oder Fetter"-Regler) "Feed" ist eine Art "Vor Gain Stufe", regelt also zusammen mit "Gain" den Verzerrungsgrad. Dabei ist es eine Art Feinjustage und Vorzerrung, die gerade schwachen PickUps Power gibt. Ein weiteres Leckerlie ist der Powerswitch, der ein Umschalten von 9V auf 18V ermöglicht, man beachte mit einem 9V Block! Der Rest ist klar.
Der OKKO beginnt bei einem neutralem Gaingrad, und ist dabei Soundneutral. Er taugt also als Booster. Die Reserven sind unheimlich groß, geschätzte 25dB. Aber das interessiert nicht. Verzerrung!
In niedrigem "Overdrive" Gefilde, gibt er sich richtig schön british, wirklich akurat wie ein Plexi, rau, ehrlich, direkt und unheimlich Dynamisch. Auch den Marshall-Kratz hat er. Dabei klingt er sehr nach Amp und man merkt meinem JTM45 nicht an, daß da eine gerade einmal 2 Zigarettenschachtel große Kiste den Sound bastelt, und das ohne Röhre! Wirklich Respekt, der OKKO legt gut vor.
Nun geben wir mehr Gas, AC/DC Niveau. Der Eindruck bleibt bestehen, bravo! Dabei beginnt er kaum zu kompressieren, wie es sein soll für einen guten Rhytemsound!
Und nun Vollgas. Jetzt kippt die ganze Sache etwas. Der OKKO beginnt zu glätten, der Sound wird dichter, aber auch viel moderner, linearer...ich sage langweiliger. Es klingt sehr glattgebügelt und teilweise künstlich. Moment...ich kenne diesen Sound...ich krame in meiner Kiste und schnappe einen gleichfarbigen Treter...Boss DS-1 steht drauf...rein in die Kette....AHA Effekt....der Sound ist nahezu identisch. Doch der OKKO macht das ganze fetter, gesättigter und brutaler. Wie eine Art Edel DS-1. "Body" kann hier den Sound richtig drückend machen, doch ab einer gewissen Stufe kompressiert er zu arg, aber das reicht. Verzerrungsgrad reicht hier gut und gern für Metall, Punk etc.
Singen kann der OKKO sehr gut, wobei das Sustain sich je nach Verzerrungsgrad ändert und mal mehr mal weniger gut steht.
Reaktion auf das Vol Poti der Gitarre ist gut, aber nicht wirklich perfekt. Es geht, aber mit sehr großen Regelwegen.
2. Fulltone OCD
Der Fulltone kommt in einer schicken kleinen Kiste, beklebt mit Fulltone Aufklebern. Drinnen findet man das OCD und eine schwärmerisch geschriebene Anleitung, 2 Seiten lang. Hoffentlich nicht zu viel versprochen...kostet ja schon 40 mehr als der OKKO, und hat 2 Regler weniger...auch noch die wertvollen Body und Feed. Das Gehäuse ist richtig stabil und schwer. Die Elektronik teilweise mit Harz vergossen, aber eine grüne Platine.
Also schalten wir ihn ein. Eine sehr schicke blaue LED fängt an zu leuchten, ebenfalls ohne Zerrung bei Gain 0. Boost ist krass möglich, bis 30dB und das glaube ich, mein JTM45 kommt richtig ins schwitzen! So, aber Verzerrung!
Der OCD beginnt mit einem tollen Marshall Crunsh, sehr gut dosierbar, sehr gut mit dem Volume Poti regelbar. Der Sound ist tendenziell rauer und vor allem kratziger als der OKKO, dabei klingt er aber noch mehr nach echtem Amp. Wenn man den Gain erhöht nehmen die Bässe zu, da muss man mit dem Tone Regler arbeiten, doch leider gelingt das nicht so gut. 12Uhr ist normal, doch beim OCD entscheidet ein halbe mm über Sieg oder Niederlage, entweder wird er klirrig oder zu dumpf, schade. Doch weiter.
Erhöhen wir den Gain auf AC/DC, so macht er diesen Sound fasst besser als der OKKO. Noch dynamischer, noch britischer, dieser Sound ist sehr gelungen und ersetzt den OKKO bis Gain 1-2Uhr, da ist er besser. (OKKO 1Uhr Gain = OCD 3Uhr)
Bei mehr Gain, geht bis 5Uhr, wird der OCD leider zu bassig, die auch mit dem Tone Regler nicht weggenommen werden können, für mich unbrauchbar. OCD ist also eher Overdrive und Crunsh Pedal, keine Distortion.
Singen tut der OCD sehr gut, in allen Positionen, dabei immer süßlich, hochwertig und sehr homogen authentisch.
Das Vol Poti funktioniert deutlich besser und direkter als beim OKKO.
3. Z.Vex Box of Rock
So nun die kleine Kiste. Geliefert in einem weißen Karton, darinnen ein Leinentuch zum Beutelgeschnürrt mit einem Gummi an dessen Enden zwei Würfel sind. WOW! Was für eine Offerung. Ausgepackt ist es bestens verarbeitet, hat sich "smoothsten" Potis, und imho eine sehr schöne Optik mit den kleinen schreienden und posenden Gitarristen drauf. Außerdem hat es 2 Schalter, einmal den Verzerrer und einmal den Boost, original der "Z.Vex Super hard on" Circuit, TOP!!! Regelbar sind das Boost Level (0 Stellung = einfach durchlassen, klangneutral), Volume für den verzerrer, Tone und Gain. Die Elektronik ist per Hand verlötet, äußerst komplex der kleine, die Batterie hat kaum Platz, es ist SEHR eng. Dadrinnen stekt vermutlich mehr als im OKKO. Die Regler kratzen, das ist aber laut Z.Vex normal, extra durch "Crackle OK" gekennzeichnet. Eine schlichte Bedienanleitung liegt bei. Verbaut laut Z.Vex "specially chosen transistor and cap types".
Sound, der Booster ist einzeln schaltbar, 100% klangneutral, 21dB sind drinn, genial. Ist dem Verzerrer nachgeschaltet, für Soli perfekt, oder auch für nachfolgende Pedale.
Dann zur Verzerrung. Die Box zerrt bist etwa 10Uhr kaum bis gar nicht, danach setzt ganz zart eine unheimlich schöne, raune, britische, Höhepunt bereitende Overdrive Zerre ein....ich sabbere....die beste die ich kenne. So echt, so authentisch, so Amp like...ich habe sowas noch nicht gehört. Dagegen ist das OCD eine Transistor Kratzbürste, das OKKO ein Grobian. So etwas smoothes kenne ich wirklich nur von meinem eigenem JTM45 wenn er über Volume 4 geht. Es kann sein das ich den Sound so gut finde, da ich den JTM45 so liebe, aber wer darauf steht, braucht diese Kiste.
Gehen wir im Gain höher, so kommen wir maximal auf AC/DC Sättigung, eben wirklich wie versprochen "nur" JTM45 all to 10, nicht mehr und nicht weniger.
Der Sound ist perfekt nachgebildet und das Pedal fügt sich meinem Amp wie ein echter 2. Kanal. Man muss um den Sound etwas mehr kämpfen als beim OCD oder beim OKKO, die sind gegen ihn "Schönfärber", aber wenn man kämpft hat man "tons of tone".
Die BOR singt ohne Ende, warm, gefühlvoll, smooth, wie man es will, es ist wie ein klitzkleiner JTM45.
Auf das Vol Poti reagiert er, na was denkt ihr? Genau...perfekt. Allein 1mm Drehung genügt um den Sound zu zähmen...so etwas gibt es nicht...bin immer wieder baff.
4. Menatone King of the Britains
Der Name verspricht ja schon viel, doch ist er wirklich der King? Das Pedal kommt ähnlich wie der OKKO in einer unheimlich einfach Verpackung, gerade das Modell und die Firma sind aufgedruckt. Auch innen ist es einfach, ein bisschen Tüll für den Schutz und das wars. Eine Bedienanleitung gibt es nicht, Nachteil wie ich finde, es ist das komplizierteste. Er hat 6 Regler, Volume, Powergain, Mid, Bass, Treble, und Gain. Huch 2 Gainregler, ja! Deshalb auch so komplizeirt. Man braucht eine Weile. Er verfolgt das Konzept wie die Marshall "Vintage Modern" Amps, um ein Soundspektrum von Plexi bis JMP/JCM800 abzudecken. Die Lackierung ist in hammerschlagblau, äußerst hochwertig, auch der Druck ist sehr gut. Innen ist etwas sehr außergewöhnliches zu finden, Point-to-Point Wiring...soll heißen man denkt da kann nichts funktionieren, kunterbunt, schief und krum...ich liefere demnächst ein Foto. Dennoch, die Batterie bekommt hier sogar eine Klemme (bei OKKO wackelt sie, bei Fulltone wird sie eingequetscht und bei Z.Vex passt sie sehr gut). Die Verdrahtung ist äußerst akurat mit Amp ähnliches Qualität wie teilweise geschirmten Kabeln. Verbaut sind laut Menatone Info, teilweise Mosfet und teilweise Germanium Transistoren.
So Sound. SEHR schwierig. Wie gesagt die 2 Gainregler verbinden 2 Welten, und das in Perfektion. Gain ist ersteinmal die wirkliche Gain Reglung. Es reicht von nahezu Clean (er zerrt bereits bei 8Uhr) bis ziemlich heftiger Plexi Zerre, etwas OKKO 2Uhr. Der Power Gain Regler ist nun das Interessante. Er verändert die Zerrart und man kann von 1960 bis 2007 den Verzerrungsstyle bestimmen! Er geht bei 0 Uhr Plexi los und endet bei 5Uhr mit dem typischen DSL Zerrsound, auch JCM800 etc ist drinn. (3Uhr). Ist echt erstaunlich was das Teil leistet.
So, der Sound ist sehr differenziert, sehr dynamisch, sehr direkt, very british, sehr rockig (rockiger abgestimmt als OKKO) und der Verzerrungsgrad ist höher als beim OKKO. In niedrigen Gaingefilden klingt er ähnlich dem OKKO, wie auch prinzipiell immer etwas OKKO like. Also nicht so rau wie der OCD, nicht so authentisch wie die Box of Rock. Aber dennoch sehr british. Das ist echt Amp like.
Eines hat er aber an sich, was die anderen nicht haben, da er mehr zerrt beginnt er irgendwann stärker zu kompressieren, aber zum Glück (ich mag das nicht) erst bei beiden Gain Reglern fast voll auf. Dann steht das Sustain aber wie eine Eins.
Der kleine EQ funktioniert teilweise gut. Treble und Bass gehen gut und fein dosierbar, aber nicht zu genau, Mid funktioniert eher schwammig, gilt immer etwas ganz oder gar nicht. Mid Scoop ist machbar, Metall geht.
Singend tut er wie gesagt sehr gut.
Auf das Vol Poti reagiert er besser als OKKO und OCD, schelchter als der Z.Vex.
Fazit
So, die Qual der Wahl. Ich muss sagen, ich habe den Test nach Besitzreihenfolge der Treter verfasst und der Test geht sicher weiter...einige sind noch in Planung. (MI Audio, Diamond J-Drive, ...)
Man kann sagen, der OKKO und der King of the Britains gehören zu den Distortions, das OCD und die Box of Rock zu den Overdrives. Steht man auf wirklich richtige Marshall Sounds nach JCM und DSL Qualität ist das Menatone die bessere Wahl, vor OKKO. Ich hätte das nicht gedacht, da ich in das OKKO sehr verliebt war/bin. Das OKKO klingt prinzipiell einfach glatter und stark nach Boss DS-1, eben wie eine Edelversion. Das Menatone ist variabler, und klingt mehr nach Amp. Das macht seinen Job in der heavy Brange sehr gut, die Qualität ist perfekt. Aber die Wahl fällt mir schwer, so das ich beide Treter in der Kette lassen werde.
Bei den Overdrives fällt es mir viel leichter. Die Z.Vex BOR ist authentischer, echter, mehr Amp, mehr JTM45, mehr Orgasmus...(sorry)...einfach DIE Wahl. Die hat aber mit einem Tubescreamer nichts am Hut. Das ist eine andere Art von Tretern. Das OCD ist einfach durch den Tone Regler, den zu hohen Bassanteile für mein Setup nicht so gut. Aber die Zerre die rauskommt ist dennoch sehr schön, vor allem eine der rausten, leider manchmal etwas zu kratzig. Dennoch, wie auch ncht anders möglich, ein toller Treter. Der Preis ist leider sehr hoch.
Alle Pedale habe ich mit der Tele (SC) und der LP Jr. (P90) getestet. Dem OKKO war es egal, beide gut. Das OCD mochte mehr die Tele, LP Jr. war zu bassig. Z.Vex liebt beide. Das Menatone mag vor allem die LP Jr., die Tele ist zu sanft, der mag Power.
Den Charakter stellen alle sehr gut dar.
Und noch nach Gitarre & Bass Manier:
OKKO:
+ Feed und Body Regler, gut anpassbar
+ Qualität
+ Preis (!)
+ schöne große helle LED
- bei hohem Gain zu glatt
- Batterie wackelt
- Stromverbrauch (eine Batterie auf 18V sind 15h)
Fulltone:
+ Qualität
+ Gehäuse
+ schön rau
+ singt sehr gut und hochwertig
- Preis (für den einen Sound den es liefert)
- Bassanteil nicht handlebar
- Toneregler ungenügend
Z.Vex:
+ Verpackung
+ Sound
+ Authentizität
+ Volumepotisensibel
+ Verarbeitung
Menatone:
+ Qualität
+ PTP Wiring
+ Flexibilität
+ Sound
+ Batterieklammer
Hoffe es hat euch gefallen, Erweiterungen werden folgen, ebenso Bilder.
LG
Flo
heute möchte ich mal wieder ein Review verfassen. Es geht um Distortion und Overdrive Pedale, die den britischen Charakter inne haben.
British, wasn' das?
Unter diesem britischen Charakter verstehen meine Ohren den Sound alter JTM45er, Plexi's und den JMPs. Alle haben diese ganz speziellen rauen Mitten gemeinsam, die den Sound von Marshall Amps so eigens machen. Außerdem zeichnet sich der Sound durch eine sehr ausgeprägte Dynamik aus, sowie stabile Bässe und teils klingelnde Höhen. Bei höherem Gain kommt zudem der "Kratz" Faktor hinzu, den die einen lieben und die anderen gerade so sehr hassen.
Und wo kommen die Pedale dann dran?
Getestet wird mit einem Berger JTM45 an einer Framus CS 2x12" mit Celestion Greenbacks, einer FretKing Telecaster und einer FretKing Les Paul Junior. Ihr seht beim Amp wähle ich absichtlich einen bzw. DEN pedalfreundlichsten Amp, den es gibt. Ein klassischer Einkanaler, die beiden Kanäle sind dimed. Volume ist unter 4 (kein Eigenzerren). Röhren sind KT66.
So, unsere Kandidaten sind folgende:
1. OKKO Diablo:
Der Diablo ist ein kleiner Boutique Treter aus Leipzig/Deutschland. Zu beziehen unter www.stompbox.de für 199, auch als Gain+ erhältlich, dann mit 2 Gainstufen zu 239. Vom Sound her als "Plexi in a box" angepriesen, er verspricht viel. Heiko, der Erbauer ist ein unheimlich netter Typ, die Internetseite stimmt, Kandidat 1 steht!
2. Fulltone OCD
Fulltone ist eine renomierte Edelschmiede aus den USA. Berühmt durch ihren Fulltone Fulldrive, einen Tubescreamer Abkömmling. Die Pedale sind sehr hapig im Preis, so liegt der OCD bei stolzen 239. Sollte also taugen das Teil, let the battle began! Zu beziehen bei Musik Schmidt. (www.fulltone.com)
3. Z.Vex Box of Rock
Das kleinste der 4 Gegner, aber sicher das frechste. Quietsche bunt und verspielt ist schon die Internetseite. Einen Soundfreak nennt sich der Erbauer Zachary Vex. Viel Liebe zum Detail, Einfallreichtum und Verrücktheit zeichnen seine in den USA gebauten Pedale aus. Dabei soll die BOR den "kranked JTM45 all to 10" Sound nachbilden. Er sollte sich also an meinem JTM45 wohl fühlen, doch das werden wir sehen! Kaufen kann man ihn bei CMS Music. (toller Laden...) Es gibt eine "Vexter" und eine "handpainted" Version, meine eigende ist eine der Vexter, die günstigere mit fertig bedrucktem Gehäuse, das andere ist einfach nur angemalt was den einzigen Unterschied macht. Preis liegt bei 235 für die Vexter, 315 die handpainted. (www.zvex.com)
4. Menatone King of the Britains
Der letzte der Kanditaten ist der recht unbekannte Menatone King of the Britains aus den USA. Jedes Pedal wird liebevoll in Handarbeit Point-to-Point (! - Keine Platine) zusammengebaut, verpackt und unterschrieben. Es gibt mehrere Version, ich habe die nach Internetstimmen gelungenste, die in hammerschlag blau mit Power Gain und Gain Regler. Er ist laut Info's der variabelste. Die Kiste kostet stolze 249, zu kaufen nur bei Realguitars. (www.menatone.com)
Los geht's....
Der Test
1. OKKO Diablo:
Der OKKO Diablo kommt sehr gut verarbeitet und hochwertig bei einem an. Die Verpackung ist schlicht ein brauner Karton, dem ein DIN A4 Blatt als Manual beiliegt, unterschrieben von Heiko. Die gesamte Elektronik ist in Kunstharz vergossen, nur 2 TrimPoti's schauen raus, um Bässe und Höhen zu regeln. (ausgehend vom Tone Poti).
Regelbar sind neben den obligatorischen Gain, Tone und Level; Feed und Body. Zwei interessante Regler. Body passt soz. das Pedal an die Gitarre an, so kann man schwachen SingleCoils mit ihm mehr Bass und Mitten einhauchen, der Sound wird dicker und runder, bei Humbuckern kann man der Übersättigung so schön entgegenwirken. ("Luftiger oder Fetter"-Regler) "Feed" ist eine Art "Vor Gain Stufe", regelt also zusammen mit "Gain" den Verzerrungsgrad. Dabei ist es eine Art Feinjustage und Vorzerrung, die gerade schwachen PickUps Power gibt. Ein weiteres Leckerlie ist der Powerswitch, der ein Umschalten von 9V auf 18V ermöglicht, man beachte mit einem 9V Block! Der Rest ist klar.
Der OKKO beginnt bei einem neutralem Gaingrad, und ist dabei Soundneutral. Er taugt also als Booster. Die Reserven sind unheimlich groß, geschätzte 25dB. Aber das interessiert nicht. Verzerrung!
In niedrigem "Overdrive" Gefilde, gibt er sich richtig schön british, wirklich akurat wie ein Plexi, rau, ehrlich, direkt und unheimlich Dynamisch. Auch den Marshall-Kratz hat er. Dabei klingt er sehr nach Amp und man merkt meinem JTM45 nicht an, daß da eine gerade einmal 2 Zigarettenschachtel große Kiste den Sound bastelt, und das ohne Röhre! Wirklich Respekt, der OKKO legt gut vor.
Nun geben wir mehr Gas, AC/DC Niveau. Der Eindruck bleibt bestehen, bravo! Dabei beginnt er kaum zu kompressieren, wie es sein soll für einen guten Rhytemsound!
Und nun Vollgas. Jetzt kippt die ganze Sache etwas. Der OKKO beginnt zu glätten, der Sound wird dichter, aber auch viel moderner, linearer...ich sage langweiliger. Es klingt sehr glattgebügelt und teilweise künstlich. Moment...ich kenne diesen Sound...ich krame in meiner Kiste und schnappe einen gleichfarbigen Treter...Boss DS-1 steht drauf...rein in die Kette....AHA Effekt....der Sound ist nahezu identisch. Doch der OKKO macht das ganze fetter, gesättigter und brutaler. Wie eine Art Edel DS-1. "Body" kann hier den Sound richtig drückend machen, doch ab einer gewissen Stufe kompressiert er zu arg, aber das reicht. Verzerrungsgrad reicht hier gut und gern für Metall, Punk etc.
Singen kann der OKKO sehr gut, wobei das Sustain sich je nach Verzerrungsgrad ändert und mal mehr mal weniger gut steht.
Reaktion auf das Vol Poti der Gitarre ist gut, aber nicht wirklich perfekt. Es geht, aber mit sehr großen Regelwegen.
2. Fulltone OCD
Der Fulltone kommt in einer schicken kleinen Kiste, beklebt mit Fulltone Aufklebern. Drinnen findet man das OCD und eine schwärmerisch geschriebene Anleitung, 2 Seiten lang. Hoffentlich nicht zu viel versprochen...kostet ja schon 40 mehr als der OKKO, und hat 2 Regler weniger...auch noch die wertvollen Body und Feed. Das Gehäuse ist richtig stabil und schwer. Die Elektronik teilweise mit Harz vergossen, aber eine grüne Platine.
Also schalten wir ihn ein. Eine sehr schicke blaue LED fängt an zu leuchten, ebenfalls ohne Zerrung bei Gain 0. Boost ist krass möglich, bis 30dB und das glaube ich, mein JTM45 kommt richtig ins schwitzen! So, aber Verzerrung!
Der OCD beginnt mit einem tollen Marshall Crunsh, sehr gut dosierbar, sehr gut mit dem Volume Poti regelbar. Der Sound ist tendenziell rauer und vor allem kratziger als der OKKO, dabei klingt er aber noch mehr nach echtem Amp. Wenn man den Gain erhöht nehmen die Bässe zu, da muss man mit dem Tone Regler arbeiten, doch leider gelingt das nicht so gut. 12Uhr ist normal, doch beim OCD entscheidet ein halbe mm über Sieg oder Niederlage, entweder wird er klirrig oder zu dumpf, schade. Doch weiter.
Erhöhen wir den Gain auf AC/DC, so macht er diesen Sound fasst besser als der OKKO. Noch dynamischer, noch britischer, dieser Sound ist sehr gelungen und ersetzt den OKKO bis Gain 1-2Uhr, da ist er besser. (OKKO 1Uhr Gain = OCD 3Uhr)
Bei mehr Gain, geht bis 5Uhr, wird der OCD leider zu bassig, die auch mit dem Tone Regler nicht weggenommen werden können, für mich unbrauchbar. OCD ist also eher Overdrive und Crunsh Pedal, keine Distortion.
Singen tut der OCD sehr gut, in allen Positionen, dabei immer süßlich, hochwertig und sehr homogen authentisch.
Das Vol Poti funktioniert deutlich besser und direkter als beim OKKO.
3. Z.Vex Box of Rock
So nun die kleine Kiste. Geliefert in einem weißen Karton, darinnen ein Leinentuch zum Beutelgeschnürrt mit einem Gummi an dessen Enden zwei Würfel sind. WOW! Was für eine Offerung. Ausgepackt ist es bestens verarbeitet, hat sich "smoothsten" Potis, und imho eine sehr schöne Optik mit den kleinen schreienden und posenden Gitarristen drauf. Außerdem hat es 2 Schalter, einmal den Verzerrer und einmal den Boost, original der "Z.Vex Super hard on" Circuit, TOP!!! Regelbar sind das Boost Level (0 Stellung = einfach durchlassen, klangneutral), Volume für den verzerrer, Tone und Gain. Die Elektronik ist per Hand verlötet, äußerst komplex der kleine, die Batterie hat kaum Platz, es ist SEHR eng. Dadrinnen stekt vermutlich mehr als im OKKO. Die Regler kratzen, das ist aber laut Z.Vex normal, extra durch "Crackle OK" gekennzeichnet. Eine schlichte Bedienanleitung liegt bei. Verbaut laut Z.Vex "specially chosen transistor and cap types".
Sound, der Booster ist einzeln schaltbar, 100% klangneutral, 21dB sind drinn, genial. Ist dem Verzerrer nachgeschaltet, für Soli perfekt, oder auch für nachfolgende Pedale.
Dann zur Verzerrung. Die Box zerrt bist etwa 10Uhr kaum bis gar nicht, danach setzt ganz zart eine unheimlich schöne, raune, britische, Höhepunt bereitende Overdrive Zerre ein....ich sabbere....die beste die ich kenne. So echt, so authentisch, so Amp like...ich habe sowas noch nicht gehört. Dagegen ist das OCD eine Transistor Kratzbürste, das OKKO ein Grobian. So etwas smoothes kenne ich wirklich nur von meinem eigenem JTM45 wenn er über Volume 4 geht. Es kann sein das ich den Sound so gut finde, da ich den JTM45 so liebe, aber wer darauf steht, braucht diese Kiste.
Gehen wir im Gain höher, so kommen wir maximal auf AC/DC Sättigung, eben wirklich wie versprochen "nur" JTM45 all to 10, nicht mehr und nicht weniger.
Der Sound ist perfekt nachgebildet und das Pedal fügt sich meinem Amp wie ein echter 2. Kanal. Man muss um den Sound etwas mehr kämpfen als beim OCD oder beim OKKO, die sind gegen ihn "Schönfärber", aber wenn man kämpft hat man "tons of tone".
Die BOR singt ohne Ende, warm, gefühlvoll, smooth, wie man es will, es ist wie ein klitzkleiner JTM45.
Auf das Vol Poti reagiert er, na was denkt ihr? Genau...perfekt. Allein 1mm Drehung genügt um den Sound zu zähmen...so etwas gibt es nicht...bin immer wieder baff.
4. Menatone King of the Britains
Der Name verspricht ja schon viel, doch ist er wirklich der King? Das Pedal kommt ähnlich wie der OKKO in einer unheimlich einfach Verpackung, gerade das Modell und die Firma sind aufgedruckt. Auch innen ist es einfach, ein bisschen Tüll für den Schutz und das wars. Eine Bedienanleitung gibt es nicht, Nachteil wie ich finde, es ist das komplizierteste. Er hat 6 Regler, Volume, Powergain, Mid, Bass, Treble, und Gain. Huch 2 Gainregler, ja! Deshalb auch so komplizeirt. Man braucht eine Weile. Er verfolgt das Konzept wie die Marshall "Vintage Modern" Amps, um ein Soundspektrum von Plexi bis JMP/JCM800 abzudecken. Die Lackierung ist in hammerschlagblau, äußerst hochwertig, auch der Druck ist sehr gut. Innen ist etwas sehr außergewöhnliches zu finden, Point-to-Point Wiring...soll heißen man denkt da kann nichts funktionieren, kunterbunt, schief und krum...ich liefere demnächst ein Foto. Dennoch, die Batterie bekommt hier sogar eine Klemme (bei OKKO wackelt sie, bei Fulltone wird sie eingequetscht und bei Z.Vex passt sie sehr gut). Die Verdrahtung ist äußerst akurat mit Amp ähnliches Qualität wie teilweise geschirmten Kabeln. Verbaut sind laut Menatone Info, teilweise Mosfet und teilweise Germanium Transistoren.
So Sound. SEHR schwierig. Wie gesagt die 2 Gainregler verbinden 2 Welten, und das in Perfektion. Gain ist ersteinmal die wirkliche Gain Reglung. Es reicht von nahezu Clean (er zerrt bereits bei 8Uhr) bis ziemlich heftiger Plexi Zerre, etwas OKKO 2Uhr. Der Power Gain Regler ist nun das Interessante. Er verändert die Zerrart und man kann von 1960 bis 2007 den Verzerrungsstyle bestimmen! Er geht bei 0 Uhr Plexi los und endet bei 5Uhr mit dem typischen DSL Zerrsound, auch JCM800 etc ist drinn. (3Uhr). Ist echt erstaunlich was das Teil leistet.
So, der Sound ist sehr differenziert, sehr dynamisch, sehr direkt, very british, sehr rockig (rockiger abgestimmt als OKKO) und der Verzerrungsgrad ist höher als beim OKKO. In niedrigen Gaingefilden klingt er ähnlich dem OKKO, wie auch prinzipiell immer etwas OKKO like. Also nicht so rau wie der OCD, nicht so authentisch wie die Box of Rock. Aber dennoch sehr british. Das ist echt Amp like.
Eines hat er aber an sich, was die anderen nicht haben, da er mehr zerrt beginnt er irgendwann stärker zu kompressieren, aber zum Glück (ich mag das nicht) erst bei beiden Gain Reglern fast voll auf. Dann steht das Sustain aber wie eine Eins.
Der kleine EQ funktioniert teilweise gut. Treble und Bass gehen gut und fein dosierbar, aber nicht zu genau, Mid funktioniert eher schwammig, gilt immer etwas ganz oder gar nicht. Mid Scoop ist machbar, Metall geht.
Singend tut er wie gesagt sehr gut.
Auf das Vol Poti reagiert er besser als OKKO und OCD, schelchter als der Z.Vex.
Fazit
So, die Qual der Wahl. Ich muss sagen, ich habe den Test nach Besitzreihenfolge der Treter verfasst und der Test geht sicher weiter...einige sind noch in Planung. (MI Audio, Diamond J-Drive, ...)
Man kann sagen, der OKKO und der King of the Britains gehören zu den Distortions, das OCD und die Box of Rock zu den Overdrives. Steht man auf wirklich richtige Marshall Sounds nach JCM und DSL Qualität ist das Menatone die bessere Wahl, vor OKKO. Ich hätte das nicht gedacht, da ich in das OKKO sehr verliebt war/bin. Das OKKO klingt prinzipiell einfach glatter und stark nach Boss DS-1, eben wie eine Edelversion. Das Menatone ist variabler, und klingt mehr nach Amp. Das macht seinen Job in der heavy Brange sehr gut, die Qualität ist perfekt. Aber die Wahl fällt mir schwer, so das ich beide Treter in der Kette lassen werde.
Bei den Overdrives fällt es mir viel leichter. Die Z.Vex BOR ist authentischer, echter, mehr Amp, mehr JTM45, mehr Orgasmus...(sorry)...einfach DIE Wahl. Die hat aber mit einem Tubescreamer nichts am Hut. Das ist eine andere Art von Tretern. Das OCD ist einfach durch den Tone Regler, den zu hohen Bassanteile für mein Setup nicht so gut. Aber die Zerre die rauskommt ist dennoch sehr schön, vor allem eine der rausten, leider manchmal etwas zu kratzig. Dennoch, wie auch ncht anders möglich, ein toller Treter. Der Preis ist leider sehr hoch.
Alle Pedale habe ich mit der Tele (SC) und der LP Jr. (P90) getestet. Dem OKKO war es egal, beide gut. Das OCD mochte mehr die Tele, LP Jr. war zu bassig. Z.Vex liebt beide. Das Menatone mag vor allem die LP Jr., die Tele ist zu sanft, der mag Power.
Den Charakter stellen alle sehr gut dar.
Und noch nach Gitarre & Bass Manier:
OKKO:
+ Feed und Body Regler, gut anpassbar
+ Qualität
+ Preis (!)
+ schöne große helle LED
- bei hohem Gain zu glatt
- Batterie wackelt
- Stromverbrauch (eine Batterie auf 18V sind 15h)
Fulltone:
+ Qualität
+ Gehäuse
+ schön rau
+ singt sehr gut und hochwertig
- Preis (für den einen Sound den es liefert)
- Bassanteil nicht handlebar
- Toneregler ungenügend
Z.Vex:
+ Verpackung
+ Sound
+ Authentizität
+ Volumepotisensibel
+ Verarbeitung
Menatone:
+ Qualität
+ PTP Wiring
+ Flexibilität
+ Sound
+ Batterieklammer
Hoffe es hat euch gefallen, Erweiterungen werden folgen, ebenso Bilder.
LG
Flo
- Eigenschaft