B
Bassochist
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Review: J&D YC-150/J 5
So, vor ein paar Tagen, genauer am 23. Dezember war es soweit: Mein neuer Bass, der eigentlich ein Geburtstagsgeschenk sein sollte (hab am 1. November) kam an, sehr verspätet wegen vielen widrigen Umständen und Zwischenfällen bei Music Store. Aber jetzt ist er nun endlich da, und der Ärger mit MS ist eine andere Geschichte - los gehts...Fakten:
- Eschekorpus
- Ahornhals mit Palisander-Griffbrett
- Die-Cast-Mechaniken; massive Bridge; Hardwarefarbe Chrom
- 2x Singlecoils
- passive Elektronik (2x Volume, 2x Tone)
- 34" Mensur
- 24 Bünde
Verarbeitung/Hardware:
Beginnen wir mit einer Analyse von Kopfplatte bis unterem Gurtpin: Die Die-Cast-Mechaniken sitzen fest, sind leichtgängig und haben Spiel, sie laufen richtig schön sahnig, wodurch sich der Bass präziser stimmen lässt als meine Jazzbass-Kopie (die übrigens ebenfalls von J&D ist). An der Kopfplatte befindet sich ebenfalls der Zugang zum Halsspannstab, der von einem schwarzen Kunststoffplättchen verschlossen wird. Ärgerlich ist hierbei, das das Plättchen nicht, wie zb bei Warwick, einfach aufgeklappt werden kann, sondern mit drei Schrauben befestigt ist, die jedesmal mühsam raus- und nach dem Einstellen wieder reingeschraubt werden müssen. Naja, man kann nicht alles haben, vor allem nicht in dieser Preisklasse. Bevor wir uns den Hals hinunter bewegen, werfen wir noch einen Blick auf den Sattel: Schwarzer Kunststoff, genau wie das Plättchen das den Halsspannstab verdeckt, die Kerben sind sauber und ordentlich.
Als nächstes folgt der Hals, der, man kann ja schon fast "standardmäßig" sagen, aus Ahorn mit einem Palisander-Griffbrett ist. Er hat eine 34" Mensur und 24 Bünde, die mit Pearl Dots markiert sind. Das aufgeleimte Griffbrett ist viel dicker und massiver als bei meinem anderen Bass und sieht auf jeden Fall schonmal mächtig aus. Der Hals sitzt ordentlich und fest in der Halstasche und ist 5-fach mit dem Korpus verschraubt, wobei die Schrauben schön massiv aussehen und stabil angezogen sind. Bei näherer Betrachtung bzw. Befühlung der Bünde fällt einem auf, das, wie so oft bei billigeren Instrumenten, einige etwas abstehen. Allerdings hält sich das hier in Grenzen, ich bemerke nur bei wenigen Bünden ein geringes Abstehen, ansonsten sind alle sauber abgerichtet.
Wir kommen zum Korpus des Basses, der aus Esche gefertigt wurde. Im Vergleich zu meinem Jazzbass ist der Korpus viel kleiner und handlicher, etwas leichter und irgendwie "organischer" geformt (nicht so sperrige Cutaways, auch der Übergang zwischen Hals und Korpus ist geschmeidiger und nicht so eckig wie beim Jazzi). Der Bass ist mit zwei Singlecoils bestückt, die ebenfalls moderner wirken als die in meinem Jazzbass: Sie sind etwas kleiner und nicht so klobig, zudem sind die Ecken abgerundet - da macht das Daumenabstützen doch eine wahre Freude. Gesteuert werden die zwei PUs über vier verchromte Potiknöpfe, jeweils 1 Volume und 1 Tone für jeden Pickup. Die massive Brücke sieht sehr standhaft und stabil aus, die Saitenreiter sind um einiges mächtiger als die bei meinem Jazzi (entschuldigt den regelmäßigen Vergleich, aber hier zuhause hab ich grad keinen anderen!). Ein cooles Feature sind die Laufrillen, die sich unter den jeweiligen Saitenreitern in der Bridge befinden, damit diese schön in Position bleiben und nicht verrutschen. Als letztes kommen wir zu den Gurtpins und der Klinkenbuchse: Die Pins sind ordentlich eingeschraubt und halten gut, die Klinkenbuchse befindet sich unten an der rechten Zarge und ist bombenfest eingeschraubt (im Gegenteil zu dem Modell, das man im Store spielen kann, dort nudelt das Ding nämlich gewaltig raus).
Bespielbarkeit/Sound:
Wie bereits vorhin beschrieben, fallen einem sobald man sich den Bass umhängt zunächst das geringe Gewicht und der kleine Korpus auf. Dieser ist allerdings angenehm geshapt und schmiegt sich schön an den Körper an, durch das matte Finish hindurch kann man die Holzstrukturen fühlen, der Bass fühlt sich gut an. Obwohl der Korpus im Vergleich zum Hals (nicht zuletzt wegen dem zusätzlichen fünften Stimmwirbel) viel leichter ist, lässt sich keine Kopflastigkeit feststellen, selbst auf Gürtelhöhe (was für mich schon verdammt tief und unkomfortabel ist) hängt er schön ausgewogen im Gleichgewicht. Der Hals ist, wenn ich zum Vergleich meinen Jazzi anspiele, ein wahrer Prügel: breiter (klar, wegen 5. Saite), dicker, wuchtiger aber dennoch komme ich mit meinen vergleichsweise etwas kurzen Fingern gut damit zurecht. Obwohl das Spielen mit so viel in der Hand für mich ungewohnt ist, erreiche ich alle Stellen auf dem Griffbrett relativ reibungslos, es geht sogar außerordentlich schnell. Durch den abgeflachten bzw. abgerundeten Hals/Korpus-Übergang erreicht man selbst die höchsten der insgesamt 24 Bünde relativ verrenkungslos. Bespielbarkeit ist also für einen Bass dieser Preisklasse wirklich außerordentlich gut; sogar besser als bei meinem ersten Jack & Danny also höchstwahrscheinlich Glück gehabt und ein gutes Modell erwischt
Nun aber zum für viele wahrscheinlich wichtigsten Punkt des Reviews: der Sound. Schon beim trockenen Anspielen tönt der Bass schön ausgewogen, auch feines Obertonverhalten und ein leckeres Grundknurren lassen sich ausmachen. Also nix wie eingestöpselt: Wie vermutet klingt das Teil ausgewogen, wuchtige, definierte Bässe (die B-Saite macht wunderbar Druck und gibt sich dennoch definiert), ordentliche Mitten und brilliante, nicht so aufdringliche Höhen wie bei meinem Jazzbass. Wie für Esche typisch ist das Obertonverhalten der reinste Wahnsinn, zumindest im Vergleich zu meinem Jazzi aus Erle (hab bisher noch nie im Leben so oft aus Versehen Obertöne gespielt, durch Vergreifen, versehentliches Berühren der Saiten während dem Spielen, etc.). Spielt man alle Saiten hoch und runter fällt kein wirklicher Ausfall auf, alles klingt schön passend und definiert, die B-Saite fügt sich schön unter den anderen Saiten ein. Obwohl mit passiver Elektronik ausgestattet, machen die zwei Singlecoils im Bass richtig was her: Der Neck-PU klingt dröhnig-warm, der Bridge-Pickup aggressiv-knurrig, ganz so, wie es sein soll. Durch die zwei separaten Höhenblenden lassen sich, wenn beide Pickups angeschaltet sind, eine Vielzahl von Sounds erzeugen. Am besten gefällt mir allerdings, wenn alles auf vollem Schub steht, also beide PUs und Höhenblenden voll aufgedreht. Das Grundknurren, das mir beim Trockenschwimmen schon aufgefallen war, faltet sich verstärkt übrigens so richtig aus: Sobald ich den EQ nach meinen Vorlieben eingestellt hab knurrt der Bass so richtig schön fies, perfekt für meinen Musikstil. Der Sound passt also, es sind keine wirklichen Schwächen zu erkennen. Die Saiten werden natürlich bald ersetzt, die J&D-Strings klingen zwar nicht schlecht, aber da gibt es doch wirklich besseres.
Jetzt kommen wir dann aber doch zum ersten größeren Knackpunkt: Die Einstellung ab Werk. Der Hals war nicht richtig eingestellt (Saiten rasselten auf den ersten fünf Bünden konsequent, selbst bei hoher Saitenlage), einer der Potiknöpfe war nicht richtig befestigt oder geölt, er erzeugte jedenfalls Quietschgeräusche und im E-Fach fand ich eine lose Schraube (die sich zuvor beim Umhängen durch putzige Geräusche bemerkbar gemacht hatte). Ließ sich dann aber doch alles beheben, mit mehr oder weniger großem Aufwand.
Fazit:
Wer hätte das gedacht: Trotz anfänglicher Zweifel meinerseits wegen der B-Saite und Verarbeitung des Basses, hat mich das Teil auf voller Linie überzeugt. Obwohl der Bass von Jack & Danny ist (und dieser Name scheint unter Musikern nicht sehr mit Ruhm bekleckert zu sein) ist er ordentlich verarbeitet, gut bespielbar und liefert einen tollen Sound, selbst die oft, vor allem in dieser Preisklasse, schwierige B-Saite macht keine Mucken. Das einzige, was bei solchen Discountmarken vorprogrammiert ist: Einstellen. Aber das dürfte für die meisten Leute kein Problem, und allerhöchstens eine Sache von ner halben Stunde sein. Sieht man über die weiteren kleinen Mängel hinweg (ein paar wenige abstehende Bünde, das Glück scheint auf meiner Seite; teilweise etwas schlampig gearbeitet bezgl. Halseinstellung, E-Fach, Potiknöpfe), ist der J&D ein echt guter Bass und vor allem fettes value for money: Für 177 Tacken bin ich wirklich mehr als zufrieden mit dem Instrument!
Pro:
- ordentliche Verarbeitung
- guter Sound
- B-Saite
- value for money(!!!)
Contra:
- miese Werkseinstellung
- einige schlecht abgerichtete Bünde
Soundsamples und Bilder kommen später, momentan müsst ihr mit dem geschriebenen Wort vorlieb nehmen Weitere Fragen beantworte ich gerne!
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