szem
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Auf mehrfachem Wunsch, hier isses: Ze Hotwire-Vindädsch-4-Review/Portrait!
Vorgeschichte oder It's my life ...
Also, ich wollte endlich einen Fender-Jazz-Bass. Oder zumindest einen Bass, der klingt wie ein Fender-Jazz: Elegant, wohlgeformt definiert, aber doch leicht snappy, wenn man engagiert rein greift. Irgendwie sexy. Die Jazz-Bässe gefielen mir immer schon vom Sound her.
Vor tausend Jahren, also so um 1985 herum, wollte mir ein Tanzmusiker im Dorf seinen weißgelben Fender-Jazz, Baujahr 72 oder 74, verklopfen. Er wollte unbedingt einen Warwick Thumb, die waren damals in den seltsamen 80er Jahren ja plötzlich megahip, sogar bei uns im Dorf. Auf der Rückseite des Jazz-Basses jedenfalls hatte der Lack eine Rosa-Stich, da die Typen auf den Millionen Bällen, Kirtagen und Zeltfesten, auf denen sie gespielt hatten, immer so in rosa Glitzerhemden aufgetreten sind. Das Hemd hatte in Verbindung mit dem Trägerstoff "Bassisten-Schweiß scharfsauer" seine Farbe aufs Holz übermittelt. Trotzdem ein saucooles Teil, hatte einen MÖRDER-Sound. Und ich so gut wie kein Geld. Der gute Mann hätte mir in seiner birnenerweichenden Verliebtheit in Richtung Warwick den J-Bass um ganze 6000 Schilling überlassen, die entsprachen damals 860 D-Mark oder (heute) 430 Euro. Ich war aber Schüler und so was von blank. Ich hatte vielleicht 1000 Schilling auf der Kante, maximal. Ich könnte mir noch heute in den Hintern beißen dafür, dass ich meine Eltern nicht mit Selbstmorddrohungen erpresst habe oder meinen Körper verkauft habe, um diesen Bass zu besitzen. Ich würde den heute noch immer mein Eigen nennen, da bin ich sicher. Aber es hat eben nicht sollen sein …
Ich habe nach diesem traumatischen Erlebnis immer wieder neue Fender J-Bässe ausprobiert, Mexico, USA, und sie meistens schnell wieder weggestellt, weil ich entsetzt von der Qualität war. Ich habe 2004 kurz mal das Japan-Marcus-Miller-Modell (als Viersaiter) besessen, das ich in New York bei Rudy's in der 48th recht günstig eingekauft hatte. Nach drei Monaten hab ich's wieder hergegeben, über Evil-bay mit kleinem Gewinn verkauft. Der Sound war zu dünn, außerdem hatte das Ding Verarbeitungsfehler. Auf einen dieser Fehler bin ich erst live (!) draufgekommen: Wenn man richtig reingehaut hat, ist die E-Saite aus dem Sattel gesprungen. Klar, hätte man mit etwas Rumfeilen richten können, aber bitte, so etwas muss ja echt nicht sein. Was mir allerdings sehr gefallen hat, war die aktive Tonregelung des MM-Modells.
Gebrauchte Vintage-Teile kamen nicht in Frage, denn für 3000, 4000 Euro würd ich mir einen Wal MkII kaufen und keinen Fender. Die Relic-Sache habe ich persönlich auch nie verstanden. An sich super Geräte, aber wozu brauch ich einen Bass mit künstlich gealterten Stimmmechaniken oder Dellen ("Mousn", sagt man bei uns im Burgenland dazu ), die ich nicht selbst hinein gehackt habe und die keine Geschichte haben ("Das war der Gig auf Cola-Rot, so 1991, bin ich gegen das Zeugl gekracht, aber kannst dich erinnern, vor die Bühne, die Blonde mit den großen …" .. Aus jetzt!)? Soll heißen: Verletzungen muss man selbst erleben. Nicht vorgefertigt bekommen. Ist ja irgendwie ein Zeichen der Zeit, so wie: Rockstar, ja, bitte gerne, aber mit Rückfahrkarte ins normale Leben mit dem fixen Job und Pensionsversicherung. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Aber egal. Ich schweife ab …
Hotwire oder Warten auf den Bert
Folgende Frage stellte sich mir also: Wo bekomm ich einen guten Fender-Sound her, aus einem Bass der sauber verarbeitet ist, ohne dass ich 9000 Euro für ein Pre-CBS-Modell zahlen muss. Antwort: bei Sadowsky in Brooklyn zum Beispiel. Oder bei Mike Lull. Dingwall. Oder bei Lakland. Auch nicht gerade Billigbässe. Wahnsinnspreise, zumindest die US-Modelle. Der Wahn der Preise wird ja zusätzlich noch durch Einfuhrumsatzsteuern, Zölle und Versandkosten getrieben. Laklands hab ich dann auch angespielt, auch die Skyline-Serie, die sehr, sehr gut ist. Restlos überzeugt war ich aber nicht. Die Sadowsky-Metros wären auch eine Option gewesen, ich hatte aber keine Möglichkeit zum Testspielen. Außerdem bewegen sich die auch im Bereich von 2500 bis 3000 Euro.
Dann hat mir ein Bass-Lehrer aus Wien (er hat an die 50 Edelbässe zu Hause, Elricks, Wals, Foderas, Alembics …) seinen Hotwire gezeigt und hat gesagt: "Der Bert Gerecht da oben irgendwo bei Köln oder wasweißichwo baut dir auch einen 60er-Fender nach, wenn du willst." Ich hab mir gesagt: "Na gut, dann red ich mal mit dem Bert …" Dann hab ich mir aber auch noch gedacht, gut, wenn ich mir jetzt echt einen bauen lassen soll, dann soll das nicht eine bloße Pre-CBS-Fender-Kopie oder so was sein. sondern gleich etwas Spezielles. Schon einer, der sich an die klassischen Fender-Jazz-Bässe im Aussehen anlehnt, aber mit einer guten, vielseitigen Aktivelektronik, vielleicht einem D-Tuner und einer netten Lackierung (ich steh so was von auf Burst-Looks).
Der Bert wusste bei meinem ersten Anruf gleich, was ich wollte. Eigentlich wusste er, dass ich noch viel mehr wollte. Er hat mir das mit den Tonabnehmerpositionen der 60er und 70er-Jazzbässe erklärt. Und dass man mit seinem Motherbucker genannten Humbucker quasi die Spulenpositionen der beiden Modellgenerationen auf einmal haben kann. Bert ist ein Verkaufsgenie. Plötzlich war ich mit all dem Zusatzzeugs gleich bei einem Gesamtpreis von knapp 3000 Euro. Ich hab mir dann eingestanden, dass ich auch ohne Perlmutt-Blockinlays weiterleben kann. Nicht aber ohne Black-Cherryburst-Hochglanzlackierung. Also kam ich auf einen Endpreis von 2650 Euro, inklusive Koffer und der angeführten Spezifikationen - wie J-Retro-Elektronik (die schlicht gesagt ein Hammer ist), Hipshot-Tuner und der besagten Tonabnehmerbestückung Singlecoil (Hals) und schaltbarem Motherbucker bei der Bridge. Und keine Blockinlays.
Das war im Februar 2006. Der Bert sagte, der Bass werde "ein Kunstwerk, auf dem man spielen kann". Und das Kunstwerk werde im Juni fertig sein. Magnus Krempel, sein Partner in Crime und er würden sich umgehend dran machen. Ja, ja, die Bassbauer und ihr Zeitgefühl … Came June, came no Bass. Juli, August, September.
"Dauert noch, Leo!", konterte der Bert immer wieder auf mein nervöses Nachfragen, "ist schließlich alles Handarbeit!" Wie oft ich den Bert dann verwunschen hab und mir gedacht hab, ich setzt mich da jetzt von mir aus elf Stunden ins Auto, fahr von Wien nach Desloch (wo immer auch das sein mag …) , les ihm die Leviten und nehm eines seiner fertigen Teile als Geisel, weiß ich nicht mehr. Palmann, der bei Bert um die Ecke wohnt (ich weiß jetzt auch, wo Desloch ist: Gleich neben Meisenheim.), hat mir sogar eine Matratze und ein Aldi-Bier angeboten, wenn ich hinauf gefahren wäre (er wollte klarerweise vor allem meine beiden Wal-Bässe befingern, die ich mitnehmen hätte sollen )
Zuletzt, Ende September, fehlte nur mehr das von mir bestellte schwarze Pickguard. Ich hab dem Bert am Telefon gesagt: "Bitte, mach drauf, was du da hast, nimm das Tortoise, das auf Lager liegt, das ist eh auch cool, und schick mir das bestellte schwarze nach, sollte es irgendwann kommen. Aber schick mir den Bass!" Am 9. Oktober 2006, um 12 Uhr 30 wurde der Bass schließlich von der Spedition zu mir in die Redaktion geliefert. Ein Hallo war das!
Bestellt habe ich ihn, wie gesagt, Anfang Februar. Wurscht. Es ist einer der besten Bässe, die ich je in der Hand gehabt habe. Und er ist meiner, nach meinen Wünschen gebaut. Nennt mich einen alten Vogel, aber das ist schon ein saucooles Gefühl.
Bassics oder Was gibt's für so viel Geld
Modell: Hotwire Vintage Four (= Fender-J-Korpus aus 60ern)
Seriennummer: 2163
Preis: 2550 Euro (inkl. Tolex-Koffer und versicherten Versands nach Wien)
Body: Erle
Lackierung: High Gloss Black Cherryburst, Tortoise-Pickguard
Hals: Ahorn, liegende Jahresringe
Griffbrett: Rosewood, Dot-Inlays, 21 Bünde, Mensur: 834 mm, Maße: 38 mm Breite (Sattel), 20mm Dicke (Sattel), Saitenabstand: 20 mm
Gewicht: ca. 5,1 Kilogramm
Stimmmechaniken: Schaller, Hipshot-D-Tuner
Bridge: Badass Bass II
Tonabnehmer: Hotwire Single Coil (Neck), Hotwire Motherbucker (Bridge, splitbar)
Preamp: J-Retro 01 (drei doppelstöckige Knobstacks: Volume/PU-Blend, Treble Boost & Cut/Bass Boost, Mitten-Boost & -Cut/Mittenfrequenz; drei Kippschalter: div. PU-Mixes, Aktiv/Passiv, Motherbucker vordere Spule "60ies"/beide Spulen/hintere Spule "70ies"), gespeist von 2 x 9V-Batterien
Handling oder Elegant Punk
Es gibt wahrscheinlich sehr viele Gründe dafür, warum Fender-Bässe seinerzeit die Welt erobert hatten. Einer davon ist sicher: Sie waren so verdammt gut ausgewogen. Schwer, ja, aber die Ergonomie passte. Der J-Bass hatte darüber hinaus ein Flitzehals, schlank, elegant, für alle Arten von Bassistenfinger geeignet. Jaco hatte zwar Riesenklöppeln und er fand sich trotzdem zurecht. Nun bin ich nicht Jaco, weder von meiner Finger-Physiognomie noch von meinem Talent her, aber der Jazz-Hals der alten Modelle, super-slim, kam meinen, - äh, na ja, durchschnittsmittelkleingroßen - Händen immer schon entgegen. So etwas wollte ich auch für den Hotwire. Ich zwar kann auch gut mit P-Hälsen, mit Stingrays (bekanntlich Weiterentwicklungen des P-Basses) und mit den V/C-Profilen auf den Wals, sogar mit dem Rickenbacker-Hals, ich bin da nicht so heikel. Aber der 60er-J-Hals ist etwas spezielles, er führt die Hände quasi mit seiner Form automatisch zu einer eleganteren Haltung und damit zu einem ebensolchen Spiel. Reindreschen erscheint irgendwie inadäquat. Das dürfte einer der Ursachen dafür sein, dass all die Punk-Zornbinkerln und Hardcore-Wüteriche dieser Welt sich nicht mit Js abgeben wollen, sondern lieber die klobigeren P-Style-Hälse haben wollen (gemeinsam mit der Attitüde: "Ich hab den Dicksten!" )
Fürs Slappen ist die Anlage des Hotwire ideal, der Abstand zwischen Saiten und Schlagbrett passt perfekt, auch der Saitenabstand an der Bridge wurde von mir so gewählt, wie ich es am liebsten habe. Marcus Miller würde diesen Bass lieben, da bin ich mir ganz sicher, ich als kleiner und demütiger Fan des großen MM tu es jedenfalls schon alleine wegen der Maße.
Mit den Stack-Knobs der J-Retro kommt man schnell klar, mechanisch ein sehr robustes System, wie es scheint. Etwas fummelig, weil winzig, sind die beiden Kippschalter, die näher zum Hals sind. Der Kippschalter, der Spulenwahlschalter für den Humbucker, am nächsten zur Bridge ist nicht original J-Retro, sondern wurde von Bert auf meinen Wunsch hin statt dem Input-Jack platziert (der Input ist nun am Korpusrand unten). Bert verwendete auch einen etwas größeren Kippschalter für den Coilsplitter, was der Bedienbarkeit entgegen kommt.
Der Hipshot-D-Tuner ist ein Segen, ich überlege schon ernsthaft, ob ich diesen auch dem Wal Mk1 und dem Stingray vergönnen soll (kann man locker selbst drauf bauen, wird zwischen Mechanik und Unterseite der Kopfplatte eingeklemmt). Ich muss oft zwischen Dropped-D und E-Stimmung wechseln, insofern hat der echt Sinn. Man muss beide Stellungen aber einzeln in Stimmung bringen, die D-Stimmung per Stellschraube (zuerst).
Die Saitenlage ist superjacksonmeganiedrig, wenn man härter spielt, knallt und scheppert es ganz ordentlich. Doch ich mag das so. Derzeit sind relativ dünne Saiten drauf (hab vergessen, den Bert zu fragen, welche da werksseitig montiert sind, ich tipp aber auf 100-40), hier wird ich noch ein bisserl herum experimentieren. Rotosound Roundwounds wären aber sicher eine Option. Vielleicht will ja wer von Euch J-Bass-Slingern und -innen hier im Forum mir ein paar Erfahrungen diesbezüglich kommen?
Sound oder Su nombre es Juan!
YES! Wie ich's mir immer gewünscht habe. DER Jazz-Bass-Sound. Denk an Jaco, an Marcus, an Geddy Lee (in einer späteren Phase), an Flea auf "Stadium Arcadium", an Juan Alderete de la Pena von The Mars Volta (DAS ist MEIN Sound!!!) oder meinetwegen auch an Martin Mendez von Opeth. Die Single-Coil-Tonabnehmer reagieren - typischerweise - höchst sensibel darauf, wie du rein greifst: Butterweich, dann ergibt das einen ebensolchen, schmeichelhaften oder breit fundamentierten Sound, oder eben hart von oben, perkussiv, was dich bei jeder Metalband mitspielen lässt oder snappy, punchy, hart mit den Fingerkuppen reißend, was dich eben in die Mars-Volta-Liga bringt. Mehr als bei anderen Bässen merkt man, wie sehr der Sound wirklich aus den Fingern kommt, wie sehr diese alte Weisheit zutrifft.
Natürlich ist die J-Retro auch sehr super und produziert Superbässe (bis zu plus 15 dB bei 50 Hertz), brillianteste Höhen (bis zu plus 12 dB bei drei kHz, einmal Ziehen am Höhen-Poti bringt noch einmal plus acht dB bei sieben kHz). Doch sie unterstützt deinen Fingersound eben nur, das meiste musst du selbst machen.
Die parametrische Mittenkontrolle ist wie immer eine Wissenschaft für sich. Die Frequenz kann um zwölf dB angehoben und abgeschwächt werden, in einer stufenlos verstellbaren Bandbreite zwischen 150 Hz und drei kHz). Dann kommen noch die diversen Spielarten mit Passiv und Aktiv, in die ich jetzt gar nicht vertiefend eingehen will, weil es sonst verwirren werden könnte.
Und somit kommen wir zum Clou der ganzen Sache, dem Humbucker bei der Bridge. Bert nennt die Teile wie gesagt Motherbucker (der Bert ist ein cooler Hund). Seiner Aussage nach hat er die Kombi aus Neck-Single-Coil und Bridge-Humbucker noch nie verbaut. War also eine Premiere. Die Idee dahinter ist folgende: In den 60er Jahren war der Bridge-PU auf den Original-Jazz-Bässen näher zur Mitte als in den 70er-Jahren. Ich mag aber beide Sounds gerne, "Jaco" oder "Larry Graham" (60ies J) sowie "Marcus" (70ies J). Also warum nicht beide Positionen auf einem Instrument vereinigen. Splittet man nämlich den Motherbucker, so lässt sich eben ein er der beiden Stellungen auswählen. Oder man fährt über beide Spulen, was mehr in Richtung Musicman geht (wobei der Bass natürlich aber nicht genau so heiser-böse klingt wie ein Stingray, dazu sind die PU-Konstruktionen viel zu unterschiedlich). Die Ergebnisse sind jedenfalls verblüffend: Die Spulenachsen sind keinen Zentimeter voneinander platziert, die Soundcharakteristik ändert sich aber markant. Ich hoffe, dass man das in den Soundclips halbwegs erkennt.
Zusammenfassend gesagt, klingt der Hotwire Vintage Four wie erklingen muss, nach Fender J in allen Nuancen (und das sind sehr viele) plus ein paar Sondergeschichten dank des multipel einzustellenden Preamps. Mit diesem Bass führt man eher die feine Klinge, nicht das Breitschwert. Er ist ein Lenkgeschoss, kein sonare Flächenbombe. Zu martialisch? Ok, er hat Stärken in vielen Bereichen, aber in seiner Spezialdisziplin, nämlich der bestimmenden, selbstbewussten Eleganz im klanglichen Auftritt, vermutlich nur von wenigen Instrumenten zu übertreffen.
Fazit oder WTF!
Mein Bass. So wie ich ihn wollte (Ausnahme: Meine Freundin hat die Black Cherryburst-Lackierung ausgesucht … aber die Dame hat ja einen exzellenten Geschmack … ). Er kann exakt das, was ich erwartet habe: Er ist der bässere Jazz-Bass, mit einigen Zusatzfeatures, die das Leben als Basser gleichzeitig einfacher und schöner machen. Sicher, das komplett in Handarbeit im Hochlohnland Deutschland gefertigte Teil war nicht billig, 2550 Euro sind ein fetter Batzen Geld, auch für einen halbwegs etwas verdienenden alten Sack wie mich, der noch dazu seine Euros nicht mit Bassspielen herein holt. Der latent vorhandene Betriebswirt in mir sagt zwar: Das Instrument amortisiert sich nicht direkt, wenn dann lediglich über nicht quantifizierbare Umwegrentabilitäten. Was nix anderes heißt wie: What the fuck, Geld allein macht nicht glücklich, ein toller Bass für die Ewigkeit hingegen schon. Innerhalb von Szem's Mighty Bass Armada wird der schöne Hotwire nun die Funktion des Mars-Volta-Nacheiferers einnehmen. Mit meiner Band Luna Park haben wir jetzt schon eine neue Nummer gemacht, die dieses Charakteristikum voll einsetzt. Die Snappy-16teln beim Intro knallen volle Wäsch', glaubt's mir. Ich weiß nur noch nicht, ob ich sie im 60ies- oder im 70ies-Style knallen lassen soll …
PS.: Wie immer hoffe ich, dass Euch das Review gefallen hat, obwohl es schon wieder, wie zuvor beim Wal, etwas lang geraten ist. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass für jeden, der sich ernsthaft für etwas edlere Teile slightly off the beaten Track interessiert, etwas dabei war. Für alle Fragen, Anregungen, Beschwerden, Akklamationen, Korrekturen stehe ich wie immer offen - im Forum oder per PN.
Mehr über Berts Bässe: The NEW Hot Wire Bass World
Auf der HP findet man auch massig Soundclips von viel, viel besseren Bassisten (Markus Setzer, Willi Langer, Chris Bausch, Frieder Gottwald) als ich es bin, von allen möglichen Hotwire-Modellen.
Soundclips: Wie immer quick and dirty in den Mac gesteckt und mit Garageband aufgenommen. Die Drums sind Garageband-Presets.
Cheezy & Funky
beide PUs, Motherbucker in 70ies-Stellung, etwas Bass + Höhen, und hohe Mitten
Eerie
Bridge-PU (Motherbucker auf 60ies), ganz wenig Neck-PU dazu, Höhen 1/2 gecuttet, Bass 1/2 geboostet, Hochmitten voll dazu
Vorgeschichte oder It's my life ...
Also, ich wollte endlich einen Fender-Jazz-Bass. Oder zumindest einen Bass, der klingt wie ein Fender-Jazz: Elegant, wohlgeformt definiert, aber doch leicht snappy, wenn man engagiert rein greift. Irgendwie sexy. Die Jazz-Bässe gefielen mir immer schon vom Sound her.
Vor tausend Jahren, also so um 1985 herum, wollte mir ein Tanzmusiker im Dorf seinen weißgelben Fender-Jazz, Baujahr 72 oder 74, verklopfen. Er wollte unbedingt einen Warwick Thumb, die waren damals in den seltsamen 80er Jahren ja plötzlich megahip, sogar bei uns im Dorf. Auf der Rückseite des Jazz-Basses jedenfalls hatte der Lack eine Rosa-Stich, da die Typen auf den Millionen Bällen, Kirtagen und Zeltfesten, auf denen sie gespielt hatten, immer so in rosa Glitzerhemden aufgetreten sind. Das Hemd hatte in Verbindung mit dem Trägerstoff "Bassisten-Schweiß scharfsauer" seine Farbe aufs Holz übermittelt. Trotzdem ein saucooles Teil, hatte einen MÖRDER-Sound. Und ich so gut wie kein Geld. Der gute Mann hätte mir in seiner birnenerweichenden Verliebtheit in Richtung Warwick den J-Bass um ganze 6000 Schilling überlassen, die entsprachen damals 860 D-Mark oder (heute) 430 Euro. Ich war aber Schüler und so was von blank. Ich hatte vielleicht 1000 Schilling auf der Kante, maximal. Ich könnte mir noch heute in den Hintern beißen dafür, dass ich meine Eltern nicht mit Selbstmorddrohungen erpresst habe oder meinen Körper verkauft habe, um diesen Bass zu besitzen. Ich würde den heute noch immer mein Eigen nennen, da bin ich sicher. Aber es hat eben nicht sollen sein …
Ich habe nach diesem traumatischen Erlebnis immer wieder neue Fender J-Bässe ausprobiert, Mexico, USA, und sie meistens schnell wieder weggestellt, weil ich entsetzt von der Qualität war. Ich habe 2004 kurz mal das Japan-Marcus-Miller-Modell (als Viersaiter) besessen, das ich in New York bei Rudy's in der 48th recht günstig eingekauft hatte. Nach drei Monaten hab ich's wieder hergegeben, über Evil-bay mit kleinem Gewinn verkauft. Der Sound war zu dünn, außerdem hatte das Ding Verarbeitungsfehler. Auf einen dieser Fehler bin ich erst live (!) draufgekommen: Wenn man richtig reingehaut hat, ist die E-Saite aus dem Sattel gesprungen. Klar, hätte man mit etwas Rumfeilen richten können, aber bitte, so etwas muss ja echt nicht sein. Was mir allerdings sehr gefallen hat, war die aktive Tonregelung des MM-Modells.
Gebrauchte Vintage-Teile kamen nicht in Frage, denn für 3000, 4000 Euro würd ich mir einen Wal MkII kaufen und keinen Fender. Die Relic-Sache habe ich persönlich auch nie verstanden. An sich super Geräte, aber wozu brauch ich einen Bass mit künstlich gealterten Stimmmechaniken oder Dellen ("Mousn", sagt man bei uns im Burgenland dazu ), die ich nicht selbst hinein gehackt habe und die keine Geschichte haben ("Das war der Gig auf Cola-Rot, so 1991, bin ich gegen das Zeugl gekracht, aber kannst dich erinnern, vor die Bühne, die Blonde mit den großen …" .. Aus jetzt!)? Soll heißen: Verletzungen muss man selbst erleben. Nicht vorgefertigt bekommen. Ist ja irgendwie ein Zeichen der Zeit, so wie: Rockstar, ja, bitte gerne, aber mit Rückfahrkarte ins normale Leben mit dem fixen Job und Pensionsversicherung. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Aber egal. Ich schweife ab …
Hotwire oder Warten auf den Bert
Folgende Frage stellte sich mir also: Wo bekomm ich einen guten Fender-Sound her, aus einem Bass der sauber verarbeitet ist, ohne dass ich 9000 Euro für ein Pre-CBS-Modell zahlen muss. Antwort: bei Sadowsky in Brooklyn zum Beispiel. Oder bei Mike Lull. Dingwall. Oder bei Lakland. Auch nicht gerade Billigbässe. Wahnsinnspreise, zumindest die US-Modelle. Der Wahn der Preise wird ja zusätzlich noch durch Einfuhrumsatzsteuern, Zölle und Versandkosten getrieben. Laklands hab ich dann auch angespielt, auch die Skyline-Serie, die sehr, sehr gut ist. Restlos überzeugt war ich aber nicht. Die Sadowsky-Metros wären auch eine Option gewesen, ich hatte aber keine Möglichkeit zum Testspielen. Außerdem bewegen sich die auch im Bereich von 2500 bis 3000 Euro.
Dann hat mir ein Bass-Lehrer aus Wien (er hat an die 50 Edelbässe zu Hause, Elricks, Wals, Foderas, Alembics …) seinen Hotwire gezeigt und hat gesagt: "Der Bert Gerecht da oben irgendwo bei Köln oder wasweißichwo baut dir auch einen 60er-Fender nach, wenn du willst." Ich hab mir gesagt: "Na gut, dann red ich mal mit dem Bert …" Dann hab ich mir aber auch noch gedacht, gut, wenn ich mir jetzt echt einen bauen lassen soll, dann soll das nicht eine bloße Pre-CBS-Fender-Kopie oder so was sein. sondern gleich etwas Spezielles. Schon einer, der sich an die klassischen Fender-Jazz-Bässe im Aussehen anlehnt, aber mit einer guten, vielseitigen Aktivelektronik, vielleicht einem D-Tuner und einer netten Lackierung (ich steh so was von auf Burst-Looks).
Der Bert wusste bei meinem ersten Anruf gleich, was ich wollte. Eigentlich wusste er, dass ich noch viel mehr wollte. Er hat mir das mit den Tonabnehmerpositionen der 60er und 70er-Jazzbässe erklärt. Und dass man mit seinem Motherbucker genannten Humbucker quasi die Spulenpositionen der beiden Modellgenerationen auf einmal haben kann. Bert ist ein Verkaufsgenie. Plötzlich war ich mit all dem Zusatzzeugs gleich bei einem Gesamtpreis von knapp 3000 Euro. Ich hab mir dann eingestanden, dass ich auch ohne Perlmutt-Blockinlays weiterleben kann. Nicht aber ohne Black-Cherryburst-Hochglanzlackierung. Also kam ich auf einen Endpreis von 2650 Euro, inklusive Koffer und der angeführten Spezifikationen - wie J-Retro-Elektronik (die schlicht gesagt ein Hammer ist), Hipshot-Tuner und der besagten Tonabnehmerbestückung Singlecoil (Hals) und schaltbarem Motherbucker bei der Bridge. Und keine Blockinlays.
Das war im Februar 2006. Der Bert sagte, der Bass werde "ein Kunstwerk, auf dem man spielen kann". Und das Kunstwerk werde im Juni fertig sein. Magnus Krempel, sein Partner in Crime und er würden sich umgehend dran machen. Ja, ja, die Bassbauer und ihr Zeitgefühl … Came June, came no Bass. Juli, August, September.
"Dauert noch, Leo!", konterte der Bert immer wieder auf mein nervöses Nachfragen, "ist schließlich alles Handarbeit!" Wie oft ich den Bert dann verwunschen hab und mir gedacht hab, ich setzt mich da jetzt von mir aus elf Stunden ins Auto, fahr von Wien nach Desloch (wo immer auch das sein mag …) , les ihm die Leviten und nehm eines seiner fertigen Teile als Geisel, weiß ich nicht mehr. Palmann, der bei Bert um die Ecke wohnt (ich weiß jetzt auch, wo Desloch ist: Gleich neben Meisenheim.), hat mir sogar eine Matratze und ein Aldi-Bier angeboten, wenn ich hinauf gefahren wäre (er wollte klarerweise vor allem meine beiden Wal-Bässe befingern, die ich mitnehmen hätte sollen )
Zuletzt, Ende September, fehlte nur mehr das von mir bestellte schwarze Pickguard. Ich hab dem Bert am Telefon gesagt: "Bitte, mach drauf, was du da hast, nimm das Tortoise, das auf Lager liegt, das ist eh auch cool, und schick mir das bestellte schwarze nach, sollte es irgendwann kommen. Aber schick mir den Bass!" Am 9. Oktober 2006, um 12 Uhr 30 wurde der Bass schließlich von der Spedition zu mir in die Redaktion geliefert. Ein Hallo war das!
Bestellt habe ich ihn, wie gesagt, Anfang Februar. Wurscht. Es ist einer der besten Bässe, die ich je in der Hand gehabt habe. Und er ist meiner, nach meinen Wünschen gebaut. Nennt mich einen alten Vogel, aber das ist schon ein saucooles Gefühl.
Bassics oder Was gibt's für so viel Geld
Modell: Hotwire Vintage Four (= Fender-J-Korpus aus 60ern)
Seriennummer: 2163
Preis: 2550 Euro (inkl. Tolex-Koffer und versicherten Versands nach Wien)
Body: Erle
Lackierung: High Gloss Black Cherryburst, Tortoise-Pickguard
Hals: Ahorn, liegende Jahresringe
Griffbrett: Rosewood, Dot-Inlays, 21 Bünde, Mensur: 834 mm, Maße: 38 mm Breite (Sattel), 20mm Dicke (Sattel), Saitenabstand: 20 mm
Gewicht: ca. 5,1 Kilogramm
Stimmmechaniken: Schaller, Hipshot-D-Tuner
Bridge: Badass Bass II
Tonabnehmer: Hotwire Single Coil (Neck), Hotwire Motherbucker (Bridge, splitbar)
Preamp: J-Retro 01 (drei doppelstöckige Knobstacks: Volume/PU-Blend, Treble Boost & Cut/Bass Boost, Mitten-Boost & -Cut/Mittenfrequenz; drei Kippschalter: div. PU-Mixes, Aktiv/Passiv, Motherbucker vordere Spule "60ies"/beide Spulen/hintere Spule "70ies"), gespeist von 2 x 9V-Batterien
Handling oder Elegant Punk
Es gibt wahrscheinlich sehr viele Gründe dafür, warum Fender-Bässe seinerzeit die Welt erobert hatten. Einer davon ist sicher: Sie waren so verdammt gut ausgewogen. Schwer, ja, aber die Ergonomie passte. Der J-Bass hatte darüber hinaus ein Flitzehals, schlank, elegant, für alle Arten von Bassistenfinger geeignet. Jaco hatte zwar Riesenklöppeln und er fand sich trotzdem zurecht. Nun bin ich nicht Jaco, weder von meiner Finger-Physiognomie noch von meinem Talent her, aber der Jazz-Hals der alten Modelle, super-slim, kam meinen, - äh, na ja, durchschnittsmittelkleingroßen - Händen immer schon entgegen. So etwas wollte ich auch für den Hotwire. Ich zwar kann auch gut mit P-Hälsen, mit Stingrays (bekanntlich Weiterentwicklungen des P-Basses) und mit den V/C-Profilen auf den Wals, sogar mit dem Rickenbacker-Hals, ich bin da nicht so heikel. Aber der 60er-J-Hals ist etwas spezielles, er führt die Hände quasi mit seiner Form automatisch zu einer eleganteren Haltung und damit zu einem ebensolchen Spiel. Reindreschen erscheint irgendwie inadäquat. Das dürfte einer der Ursachen dafür sein, dass all die Punk-Zornbinkerln und Hardcore-Wüteriche dieser Welt sich nicht mit Js abgeben wollen, sondern lieber die klobigeren P-Style-Hälse haben wollen (gemeinsam mit der Attitüde: "Ich hab den Dicksten!" )
Fürs Slappen ist die Anlage des Hotwire ideal, der Abstand zwischen Saiten und Schlagbrett passt perfekt, auch der Saitenabstand an der Bridge wurde von mir so gewählt, wie ich es am liebsten habe. Marcus Miller würde diesen Bass lieben, da bin ich mir ganz sicher, ich als kleiner und demütiger Fan des großen MM tu es jedenfalls schon alleine wegen der Maße.
Mit den Stack-Knobs der J-Retro kommt man schnell klar, mechanisch ein sehr robustes System, wie es scheint. Etwas fummelig, weil winzig, sind die beiden Kippschalter, die näher zum Hals sind. Der Kippschalter, der Spulenwahlschalter für den Humbucker, am nächsten zur Bridge ist nicht original J-Retro, sondern wurde von Bert auf meinen Wunsch hin statt dem Input-Jack platziert (der Input ist nun am Korpusrand unten). Bert verwendete auch einen etwas größeren Kippschalter für den Coilsplitter, was der Bedienbarkeit entgegen kommt.
Der Hipshot-D-Tuner ist ein Segen, ich überlege schon ernsthaft, ob ich diesen auch dem Wal Mk1 und dem Stingray vergönnen soll (kann man locker selbst drauf bauen, wird zwischen Mechanik und Unterseite der Kopfplatte eingeklemmt). Ich muss oft zwischen Dropped-D und E-Stimmung wechseln, insofern hat der echt Sinn. Man muss beide Stellungen aber einzeln in Stimmung bringen, die D-Stimmung per Stellschraube (zuerst).
Die Saitenlage ist superjacksonmeganiedrig, wenn man härter spielt, knallt und scheppert es ganz ordentlich. Doch ich mag das so. Derzeit sind relativ dünne Saiten drauf (hab vergessen, den Bert zu fragen, welche da werksseitig montiert sind, ich tipp aber auf 100-40), hier wird ich noch ein bisserl herum experimentieren. Rotosound Roundwounds wären aber sicher eine Option. Vielleicht will ja wer von Euch J-Bass-Slingern und -innen hier im Forum mir ein paar Erfahrungen diesbezüglich kommen?
Sound oder Su nombre es Juan!
YES! Wie ich's mir immer gewünscht habe. DER Jazz-Bass-Sound. Denk an Jaco, an Marcus, an Geddy Lee (in einer späteren Phase), an Flea auf "Stadium Arcadium", an Juan Alderete de la Pena von The Mars Volta (DAS ist MEIN Sound!!!) oder meinetwegen auch an Martin Mendez von Opeth. Die Single-Coil-Tonabnehmer reagieren - typischerweise - höchst sensibel darauf, wie du rein greifst: Butterweich, dann ergibt das einen ebensolchen, schmeichelhaften oder breit fundamentierten Sound, oder eben hart von oben, perkussiv, was dich bei jeder Metalband mitspielen lässt oder snappy, punchy, hart mit den Fingerkuppen reißend, was dich eben in die Mars-Volta-Liga bringt. Mehr als bei anderen Bässen merkt man, wie sehr der Sound wirklich aus den Fingern kommt, wie sehr diese alte Weisheit zutrifft.
Natürlich ist die J-Retro auch sehr super und produziert Superbässe (bis zu plus 15 dB bei 50 Hertz), brillianteste Höhen (bis zu plus 12 dB bei drei kHz, einmal Ziehen am Höhen-Poti bringt noch einmal plus acht dB bei sieben kHz). Doch sie unterstützt deinen Fingersound eben nur, das meiste musst du selbst machen.
Die parametrische Mittenkontrolle ist wie immer eine Wissenschaft für sich. Die Frequenz kann um zwölf dB angehoben und abgeschwächt werden, in einer stufenlos verstellbaren Bandbreite zwischen 150 Hz und drei kHz). Dann kommen noch die diversen Spielarten mit Passiv und Aktiv, in die ich jetzt gar nicht vertiefend eingehen will, weil es sonst verwirren werden könnte.
Und somit kommen wir zum Clou der ganzen Sache, dem Humbucker bei der Bridge. Bert nennt die Teile wie gesagt Motherbucker (der Bert ist ein cooler Hund). Seiner Aussage nach hat er die Kombi aus Neck-Single-Coil und Bridge-Humbucker noch nie verbaut. War also eine Premiere. Die Idee dahinter ist folgende: In den 60er Jahren war der Bridge-PU auf den Original-Jazz-Bässen näher zur Mitte als in den 70er-Jahren. Ich mag aber beide Sounds gerne, "Jaco" oder "Larry Graham" (60ies J) sowie "Marcus" (70ies J). Also warum nicht beide Positionen auf einem Instrument vereinigen. Splittet man nämlich den Motherbucker, so lässt sich eben ein er der beiden Stellungen auswählen. Oder man fährt über beide Spulen, was mehr in Richtung Musicman geht (wobei der Bass natürlich aber nicht genau so heiser-böse klingt wie ein Stingray, dazu sind die PU-Konstruktionen viel zu unterschiedlich). Die Ergebnisse sind jedenfalls verblüffend: Die Spulenachsen sind keinen Zentimeter voneinander platziert, die Soundcharakteristik ändert sich aber markant. Ich hoffe, dass man das in den Soundclips halbwegs erkennt.
Zusammenfassend gesagt, klingt der Hotwire Vintage Four wie erklingen muss, nach Fender J in allen Nuancen (und das sind sehr viele) plus ein paar Sondergeschichten dank des multipel einzustellenden Preamps. Mit diesem Bass führt man eher die feine Klinge, nicht das Breitschwert. Er ist ein Lenkgeschoss, kein sonare Flächenbombe. Zu martialisch? Ok, er hat Stärken in vielen Bereichen, aber in seiner Spezialdisziplin, nämlich der bestimmenden, selbstbewussten Eleganz im klanglichen Auftritt, vermutlich nur von wenigen Instrumenten zu übertreffen.
Fazit oder WTF!
Mein Bass. So wie ich ihn wollte (Ausnahme: Meine Freundin hat die Black Cherryburst-Lackierung ausgesucht … aber die Dame hat ja einen exzellenten Geschmack … ). Er kann exakt das, was ich erwartet habe: Er ist der bässere Jazz-Bass, mit einigen Zusatzfeatures, die das Leben als Basser gleichzeitig einfacher und schöner machen. Sicher, das komplett in Handarbeit im Hochlohnland Deutschland gefertigte Teil war nicht billig, 2550 Euro sind ein fetter Batzen Geld, auch für einen halbwegs etwas verdienenden alten Sack wie mich, der noch dazu seine Euros nicht mit Bassspielen herein holt. Der latent vorhandene Betriebswirt in mir sagt zwar: Das Instrument amortisiert sich nicht direkt, wenn dann lediglich über nicht quantifizierbare Umwegrentabilitäten. Was nix anderes heißt wie: What the fuck, Geld allein macht nicht glücklich, ein toller Bass für die Ewigkeit hingegen schon. Innerhalb von Szem's Mighty Bass Armada wird der schöne Hotwire nun die Funktion des Mars-Volta-Nacheiferers einnehmen. Mit meiner Band Luna Park haben wir jetzt schon eine neue Nummer gemacht, die dieses Charakteristikum voll einsetzt. Die Snappy-16teln beim Intro knallen volle Wäsch', glaubt's mir. Ich weiß nur noch nicht, ob ich sie im 60ies- oder im 70ies-Style knallen lassen soll …
PS.: Wie immer hoffe ich, dass Euch das Review gefallen hat, obwohl es schon wieder, wie zuvor beim Wal, etwas lang geraten ist. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass für jeden, der sich ernsthaft für etwas edlere Teile slightly off the beaten Track interessiert, etwas dabei war. Für alle Fragen, Anregungen, Beschwerden, Akklamationen, Korrekturen stehe ich wie immer offen - im Forum oder per PN.
Mehr über Berts Bässe: The NEW Hot Wire Bass World
Auf der HP findet man auch massig Soundclips von viel, viel besseren Bassisten (Markus Setzer, Willi Langer, Chris Bausch, Frieder Gottwald) als ich es bin, von allen möglichen Hotwire-Modellen.
Soundclips: Wie immer quick and dirty in den Mac gesteckt und mit Garageband aufgenommen. Die Drums sind Garageband-Presets.
Cheezy & Funky
beide PUs, Motherbucker in 70ies-Stellung, etwas Bass + Höhen, und hohe Mitten
Eerie
Bridge-PU (Motherbucker auf 60ies), ganz wenig Neck-PU dazu, Höhen 1/2 gecuttet, Bass 1/2 geboostet, Hochmitten voll dazu
- Eigenschaft