The Dude
HCA Bassbau
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Review SX SJB75
Nachdem ich vor kurzem ein Review über den SX SPB62 P-Bass geschrieben habe, möchte ich nun seinem kleinen Bruder, dem SJB75 J-Bass ein paar Zeilen widmen, welchen ich seit vergangenem Freitag mein Eigen nennen darf.
Gekauft habe ich diesen Bass bei Musicasa, einem spanischen Musikgeschäft, welches die Generalvertretung für SX-Instrumente in Südeuropa darstellt und zu welchem man weitergeleitet wird, wendet man sich direkt an SX unter SX Guitars.
Nach etwas längerem E-Mail-Kontakt habe ich mich letztendlich dazu entschlossen mir dort einen Bass zu bestellen, wenn auch mit etwas Bauchschmerzen, denn sollte irgendetwas nicht in Ordnung sein würde ein Umtausch etc. ein ziemlich schwieriges Unterfangen werden und ob mich die Spanier nicht übers Ohr hauen wollen, lag auch nicht unbedingt auf der Hand.
Am Ende hat aber alles einigermaßen gut funktioniert. Der Bass ist wohlbehalten bei mir angekommen und die Kollegen von Musicasa haben mir sogar noch ein T-Shirt dazu gelegt. Nett!
Wie im Review zum SPB62 nachzulesen ist, bin ich schwer angetan von der Qualität und dem Klang dieses Basses, ob der SJB75 da mithalten kann könnt ihr in den folgenden Zeilen erfahren.
Optik/ Konstruktion
Im Prinzip war die Optik ausschlaggebend, dass ich mich gerade für dieses Modell entschieden habe, denn eigentlich wollte ich eher einen klassischen Jazz Bass mit Korpus aus Erle und auch von der 3-Punkt-Verschraubung des Halses war ich nicht sonderlich angetan.
Trotzdem hat er das Rennen gemacht, denn der Anblick des Basses rief schon auf den Fotos Augenorgasmen hervor und ich konnte einfach nicht anders als zuzuschlagen.
Aber natürlich hat auch dieser Bass seine Qualitäten, so ist der Korpus beispielsweise aus 3 Teilen massiver Esche gebaut, was ja nun auch nicht zu den schlechtesten Konstruktionen zählt. Darüber hinaus ist der Hals mit einem Ahorn-Griffbrett ausgestattet in das schwarze Block-Inlays und ein schwarzes Binding á la Geddy Lee eingelassen sind.
Das Ganze ist hochglanzversiegelt uns scheint auch einiges auszuhalten.
Der Hals an sich besteht klassisch aus einem Streifen Ahorn mit schöner Maserung und obligatorischem Skunkstripe. Der Hals wurde ebenfalls mit einem Hochglanzfinish versehen.
Zur Oberflächenversiegelung verwendet man bei SX übrigens Polyurethanlack, aber das nur am Rande.
Kommen wir zur Kopfplatte. Rein optisch war das mein größtes Sorgenkind, denn diese ist nicht mehr wie früher 1:1 von Fender abgekupfert, sondern musste nach einem Rechtsstreit mit Fender geändert werden. Als Resultat präsentierte SX ein ziemlich eigenwilliges Design, das für so manches Auge zunächst sehr gewöhnungsbedürftig erscheint.
Zu meiner Überraschung jedoch fällt das gar nicht so sehr auf, wenn man den Bass in Natura sieht und angesichts dessen kann ich damit ganz gut leben. Nach längerem Betrachten findet man sogar Gefallen daran und schaut man sich hinterher eine Fender-Kopfplatte an, wirkt diese fast schon langweilig...
Als Mechaniken wurden offene No-Name-Typen verwendet, mit klassischen, großen Flügeldesign.
Nun zum Korpus: Wie schon gesagt besteht dieser aus 3 Teilen Esche, was den Bass nicht gerade zu einem Leichtgewicht macht. Der Body wurde lediglich mit Klarlack behandelt, sodass man eine glänzende Oberfläche mit Blick auf das darunter befindliche Holz erhält.
Auf der Korpusoberseiten finden wir die klassische Fendel-Blechwinkel Brücke, 2 Singelcoils, ein 3-lagiges schwarzes Pickguard, die chromfarbene Kontrollplatte, 3 Potiknöpfe, sowie einen Thumbrest unterhalb der G-Saite. Eigentlich wären auch noch eine Bridge- und eine Pickupabdeckung zu finden, die wurden aber schon vor dem ersten Antesten entfernt, denn wirklich spielen kann man mit diesen Dingern nicht. Für mich als Raucher ist die Bridgeabdeckung wenigstens nicht ganz nutzlos....
Rückseitig finden wir eine dreieckige Halsplatte mit eingelassenem SX-Logo, die den Hals mittels drei Schrauben an den Korpus presst.
Qualität/ Verarbeitung
Das ist meist die Kategorie in der preisgünstige Instrumente Federn lassen müssen, doch wie schon beim SPB62 stimmt auch an diesem Modell alles, aber auch wirklich alles.
Fangen wir mit der Lackierung an. Selten habe ich eine so saubere Hochglanzlackierung gesehen wie bei dem mir vorliegenden Bass. Das Ding glänzt wie ein Affen-Hintern und so sehr ich auch gesucht habe, ich habe wirklich keine Stelle entdeckt, von der man auch nur im Ansatz behaupten könnte, dass hier oder da ein bisschen geschludert wurde. Sowohl der Hals, das Griffbrett als auch der Body haben eine durchgehend gleichmäßige Oberfläche und fühlen sich toll an.
Die Hölzer unter dem Lack scheinen auch von guter Qualität zu sein, denn man hat darauf geachtet, dass lediglich Stücke ohne Astlöcher, Risse oder ähnliches verwendet wurden. Die Maserung passt zwar nicht immer 100%ig zueinander, aber das ist reine Nebensache. Alles in allem zeigt hier der Daumen ganz klar noch oben.
Die Hardware ist wie beim Vorbild spartanisch ausgefallen. Die Bridge hat nicht mehr Funktionen als unbedingt nötig, lässt sich jedoch gut einstellen und ist auf ein Stringspacing von ca. 19 mm ausgelegt.
Die Tuner arbeiten einigermaßen leichtgängig, jedoch recht präzise, kein Minuspunkt hierfür.
Nun ein paar Worte zum Sattel, der wie beim Precision ziemlich bemitleidenswert ausschaut. Ich weiß nicht warum, aber ich traue diesen zierlichen Kunststoffleistchen einfach nicht. Bisher hatte ich zwar noch keine Probleme damit, weder beim Preci noch beim neuen Jazz, aber ein Funken Misstrauen bleibt dennoch. Nichtsdestotrotz ist der Sattel sauber eingekerbt und lässt eine flache Saitenlage zu.
Da wären wir auch schon beim nächsten Punkt, den Saiten. Ich weiß nicht welche Saiten aufgezogen sind, allerdings gefallen mir sie weit besser, als die, die ab Werk auf meinem Preci aufgezogen waren. Das Spielgefühl entspricht in etwa meinen Vorstellungen und der Klang der frischen Saiten konnte bei mir ebenfalls Gefallen finden. Sicherlich sind es keine Marken-Saiten im eigentlichen Sinn, aber schlecht sind sie nicht.
Nehmen wir den Body etwas genauer unter die Lupe. Zunächst fällt auf, dass nichts auffällt. Was für eine Aussage....im Ernst, der erste Blick fördert keine offensichtlichen Mängel zu Tage. Alle Potis sitzen senkrecht, alle Schraubenköpfe wirken jungfräulich, das Pickguard passt tadellos, die Halstasche ist sehr präzise gearbeitet, die Kontrollplatte schließt bündig mit dem Pickguard ab, die Bridge sitzt parallel zum Saitenverlauf und die Halsplatte auf der Rückseite wurde ebenfalls sauber angebracht.
Danach wurde der Bass mal anständig geschüttelt und aufmerksam zugehört, ob irgendwas klappert, im Inneren herumpoltert oder vielleicht sogar abfällt. Negativ!
Dann wollen wir mal sehen, ob sich der Hals bewegt; einige Male beherzt daran herumgezogen, gedrückt, gerüttelt....bombenfest!
Einziges Manko überhaupt: Leider hat die Bridgeabdeckung zwei kleine Dongs im Lack hinterlassen, was mich auch einigermaßen ärgert, aber solange das der einzige Negativpunkt bleibt, bin ich vollauf zufrieden.
Allgemein gesagt ist der Bass vorbildlich verarbeitet und die verbauten Hardware-Komponenten sind von akzeptabler Qualität. Eventuell wird noch die ein oder andere Kleinigkeit, wie etwa der Sattel ausgetauscht, aber ansonsten gibt es wirklich nichts auszusetzen.
Handling/ Spielgefühl
Leider hat sich niemand die Mühe gemacht den Bass einigermaßen einzustellen und so hatte ich erst einmal das Vergnügen ein für mich passendes Setup einzustellen. Dabei habe ich auch die Funktion des Halsstabes und der Bridge testen können und kann bescheinigen, dass dort alles tadellos funktioniert. Ok, die Saitenlage ist schön niedrig, die Oktavreinheit passt, es kann losgehen.
Mit knapp über 4 Kilo ist der Bass nicht gerade ein Leichtgewicht, jedoch hängt er gut ausbalanciert am Gurt und das Gewicht verteilt sich recht angenehm. Will heißen, dass ich schon leichtere Bässe gespielt habe, die unbequemer waren.
Das Halsprofil in klassischer C-Form lässt sich wunderbar bespielen und liegt angenehm in der Hand. Wenn ich da an den Preci denke ist das schon fast Luxus, was man geboten bekommt. Leider wurde die Halsrückseite klarlackiert, was ich eigentlich nicht so toll finde, aber damit muss ich mich wohl abfinden. Ist eben Geschmackssache.
Das Stringspacing von 19mm ist wie beim Preci gut zum Slappen geeignet, auch wenn ich das nur in den seltensten Fällen praktiziere. Aber auch was das Fingerpicking oder Plektrum-Spiel angeht kann man nichts Negatives berichten.
Das Shaping des Bodys könnte etwas komfortablem ausfallen, ist jedoch genau wie beim Fender nur auf die nötigsten Anpassungen beschränkt. Im Stehen könnte sich der Bass etwas besser an den Köper anschmiegen, das ist jedoch ein Manko der eigentlichen Jazz-Bass Form, nicht eines, welches sich speziell auf SX oder diesen Bass bezieht.
Aber auch das ist nur eine Kleinigkeit, denn trotz diesem Umstand lässt sich der SX auch im Stehen wunderbar bedienen.
Sound
Nachdem mich der Precision in diesem Punkt begeistern konnte, erwartete ich auch vom Jazz Dementsprechendes.
Um es gleich mal am Anfang zu sagen: Der Sound ist erste Sahne! Schlichtweg umwerfend.
Die Ansprache ist sehr direkt, was heißen soll, dass der Bass eine sehr anständige Portion Attack zu bieten hat und dabei einen sehr definierten, spritzigen Ton von sich gibt.
Im Bassbereich hat man klare Tiefen, kein Wummern, kein Matschen, alles sehr differenziert, selbst wenn man nur über den Neck-PU spielt.
Die Höhen sind schön ausgeprägt, jedoch nicht schrill wie man vielleicht vermuten könnte. Vielmehr entwickelt der Bass einen elegant brillanten, leicht näselnden Sound der sich sehr homogen in das Gesamtbild einfügt.
Die Mittenanteile sind nicht besonders ausgeprägt bzw. dominant. Es herrscht ein tiefes, klares Fundament mit den angesprochnen eleganten Höhen und zusammen ergibt das den Sound, nach dem ich vielleicht schon immer gesucht habe.
Aber was ist mit dem Jazz Bass Knurren? Zugegeben ist der SJB75 nicht der Knurrer vor dem Herrn, aber wenn man den Bridge-Pickup in den Vordergrund regelt und den Neck-PU zur Unterstützung etwas hindreht bekommt man auch einen Jazz Bass typischen Knurrsound hin, der zwar nicht so ausgeprägt wie bei einem Modell aus Erle ist, aber doch ganz beachtlichen Respekt einflößt.
Wie schon beim Preci fehlt es dem Jazz Bass etwas an Output und Druck, was wohl allgemein ein kleines Manko der SX-Tonabnehmer zu sein scheint.
Wie schon beim SPB62 muss auch hier gesagt werden, dass der Grundsound fantastisch ist, jedoch ohne den letzten Kick Power. Trotzdem, was man hier zu hören bekommt, bringt auch kein Mexico-Fender ganz zu schweigen ein Squier, vielleicht auch manch teureres USA-Modell nicht besser hin.
Gesagt werden sollte noch, dass die Variabilität des Basses durchaus groß ist. Zwar ist die Elektronik rein passiv aufgebaut, dennoch kann man mit den beiden Singlecoils und der Höhenblende eine breite Palette an Sounds abdecken. Drückender, warmer Sound über den Neck-Pickup, brillante, drahtige Artikulation über den Bridge-PU und das ganze stufenlos untereinander mischbar. Dazu eine etwas sensibel ansprechende Höhenblende, mit der der jeweilige Sound noch entsprechend angepasst werden kann.
Habe ich noch was vergessen? Das Sustain vielleicht. Hierzu gibt es zu sagen, dass der Bass zwar kein Sustainwunder ist, der Ton jedoch vergleichsweise lange steht und eigentlich keine Wünsche offen lässt.
Alles in allem liefert der SJB75 ein rundum gelungenes Klangbild ab, das mich wirklich schwer beeindruckt und den Jazz Bass zu meinem momentanen Lieblingsbass macht. Nichtmal mein heißgeliebter Ibanez SR505 kann da im Moment mithalten.
Fazit
Erneut bin ich sehr beeindruckt vom Preis-Leistungsverhältnis dieses Herstellers. Was man hier für sein Geld bekommt ist bemerkenswert. Gute Hölzer, eine nahezu perfekte Verarbeitung und vor allem ein Klang, der dem Original nicht nur ähnelt, sondern sogar ernsthafte Konkurrenz macht.
Neben der genialen Optik des Basses kann er auch im Klang richtig punkten und ich persönlich habe endlich den Sound gefunden, nach dem ich schon lange gesucht habe. Den Kauf des Basses bereue ich kein bisschen, im Gegenteil, ich würde ihn mir jederzeit wieder zulegen und kann ihn uneingeschränkt nicht nur Anfängern, sondern auch als Backup-, wenn nicht sogar als Hauptinstrument für erfahrenere Bassisten empfehlen.
Dass ich diesen Bass einem aus Erle und eventuell Palisandergriffbrett vorgezogen habe, scheint sich für mich persönlich als richtiger Glücksfall zu entpuppen, denn die Direktheit, verbunden mit eleganter Brillanz und gediegener Wärme dieses Basses räumen am Ende alle Zweifel, ob ich mich für das richtige Instrument entschieden habe, restlos aus.
Für den Preis unschlagbar!
Samples
Bridge-PU Höhenblende offen
Neck-PU Höhenblende zu
Neck-PU Höhenblende offen
Neck- und Bridge PU, Höhenlende halb offen
Neck-PU halb, Bridge-PU voll, Höhenblende zu
Neck-PU voll, Bridge-PU halb, Höhenblende halb offen
Nachtrag: Upgrade DiMarzio Model J Pickups/ Seriell/Parallel-Schalter
Wie ja schon mehrfach angekündigt, habe ich es vor kurzem endlich mal geschafft meinem SX Jazz Bass ein paar neue Tonabnehmer zu spendieren.
Bei dieser Gelegenheit habe ich dem Bass auch noch gleich einen Seriell/Parallel-Umschalter, vielen vielleicht besser als S1-Switch bekannt, verpasst und möchte euch die Ergebnisse als Ergänzung zum Review natürlich nicht vorenthalten.
Bei den neuen Tonabnehmern handelt es sich um ein Paar DiMarzio Model J, bzw. DP123.
Anders als beim klassichen Fender-Vorbild sind dies keine echten Single-Coils, sondern sogenannte Stacked Humbucker, bei denen die Spulen übereinander angeordnet sind und dadurch einen brummfreien Sound garantieren. Rein äußerlich sehen sie zwar aus, wie Single-Coils, jedoch verbergen sich unter der Kappe tatsächlich zwei Spulen, was auch die jeweils vier Kabel pro PU erklärt.
Durch dieses sog. 4-Conductor-Wiring stehen einem nahezu unendlich viele Variationsmöglichkeiten zur Verfügung, die man durch den Einbau zusätzlicher Schalter realisieren könnte, jedoch habe ich mich vorerst auf die eher klassische Version, allerdings mit besagtem S1-Switch entschieden.
Wer mehr über die sonstigen Schaltungsmöglichkeiten erfahren möchte, dem Empfehle ich diesen Beitrag, bzw. die Lektüre von Onkles Guitar Letters.
Die Schaltung in meinem Bass sieht folgendermaßen aus:
Schaltung Seriell/Parallel-Switch
Gut, kommen wir zum Sound:
Der Beweggrund, warum ich die Tonabnehmer überhaupt gewechselt habe, war der etwas leblose Sound des Basses mit den Original-Pickups. Zwar habe ich im Review geschrieben, dass der Sound an sich recht brauchbar sei, jedoch verstärkte sich der Eindruck des zu laschen Sounds mit der Zeit immer mehr und es wurde Zeit zum Handeln.
Um den alten Klang hier noch mal kurz zu beschreiben würden mir spontan die Worte eingeschlafene Füße, drucklos und leblos einfallen.
Mit dem Austausch der beiden Tonabnehmer hat sich dieser Eindruck in Luft aufgelöst und ich muss sagen, dass mich die Meinungen verschiedener Leute zu diesen Pickups nicht enttäuscht haben.
Konkret heißt dies, dass die Bässe satter, die Höhen schillernder und die Mitten bissiger klingen als zuvor.
Gerade was die Mittenanteile angeht, kann man eine sehr positive Veränderung feststellen. Nicht dass der Bass plötzlich komplett anders klingen würde, nein, vielmehr hat der Sound in diesem Bereich enorm an Durchsetzungsstärke gewonnen.
Im tiefen Bassbereich ist die Veränderung am wenigsten hörbar, allerdings klingt es untenrum etwas straffer und voller.
Die sowieso schon, durch die Holzauswahl reichlich vorhandenen Brillanzen geben die neuen Pickups klarer und lebendiger wieder, tänzelnde Höhen verleihen dem Bass sogar ein wenig Piano-String-Charakter, was dem ihm bei entsprechender Songauswahl verdammt gut steht.
Legt man den Seriell/Parallel-Schalter um, so entwickelt der Bass plötzlich einen mächtigen Druck und macht richtig Dampf. Von den zuvor festgestellten, eher vornehmen, feinen Charakterzügen ist nicht mehr viel übrig und der elegante Gentleman wird zum Straßenkämpfer mit mächtig dicken, haarigen Klöten.
Die Höhenanteile treten stark in den Hintergrund, die straffen Bässe klingen plötzlich mulmiger und alles wird irgendwie ein bisschen dumpfer und räudiger.
Der Bass fletscht die Zähne und will von der Leine gelassen werden um klar zu stellen, wer Chef im Ring ist.
Dr. Jeckyll verwandelt sich in Mr. Hyde, der elegante Jazz Bass wird zum miesepetrigen, angepissten Precision.... naja fast jedenfalls...
Zugegeben, wie ein richtiger Preci klingt er dann doch nicht ganz, aber es ist schon erstaunlich, wie sehr sich der Sound durch diese eigentlich sehr simple Schaltungsvariante verändert.
Allen Jazz Bassern, die an ihrem Sound etwas verändern wollen, kann ich den Einbau eines solchen Schalterchens nur wärmstens ans Herz legen, denn hier bekommt man für einen Preis, für den man im Normalfall nicht mal eine einzelne Saite bekommt, eine sehr interessante Möglichkeit ganz neue Seiten an seinem Bass zu entdecken.
Doch egal in welcher Schalterstellung man den Bass auch spielt, nach modernem HiFi-Sound hört sich der Bass nicht an. Vielmehr fördert er im Parallel-Modus die typischen Jazz Bass Qualitäten im gewohnten Soundbild zu Tage, allerdings ohne dabei einen stark ausgeprägten Vintage-Beigeschmack zu hinterlassen.
Meiner Meinung nach schafft der Bass es nun ganz gut einen gekonnten Spagat zwischen alt Bewährtem und den Vorzügen modernerer Soundansprüche hinzulegen und mir persönlich gefällt das alles ausgesprochen gut.
Ich denke der Worte sind genug gefallen, hört am besten selbst:
Sample 1 (parallel, Bridge-PU, Höhenblende zu)
Sample 2 (parallel, Neck-PU, Höhenblende zu)
Sample 3 (parallel, Neck- und Bridge-PU, Höhenblende zu)
Sample 4 (seriell, Höhenblende zu)
Sample 5 (seriell, Höhenblende offen)
Sample 6 (paralell, Neck- und Bridge-PU, Höhenblende offen)
Sample 7 (seriell, Höhenblende zu)
Sample 8 (parallel, Bridge-PU, Höhenblende offen)
Sample 9 (parallel, Neck-PU, Höhenblende zu)
Sample 10 (seriell, Höhenblende zu)
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass sich der Pickup-Tausch definitiv gelohnt hat und auch der Einbau des S/P-Umschalter war sicherlich kein Fehler.
Die These der vielbeschriebenen, sehr soliden und guten Basis für Upgrades der SX Bässe kann ich nun endlich auch selbst unterschreiben und nach den gewonnenen Erkenntnissen wird nun wohl auch noch mein SX-Preci einer kleinen Frischzellenkur unterzogen werden.
Zum Schluß möchte ich mich aber auch noch mal beim Onkel und elkulk für die nette Hilfe bei den Tücken der Verdrahtung und verschiedenen Schaltungsmöglichkeiten recht herzlich bedanken; super Sache, Jungs!
Nachdem ich vor kurzem ein Review über den SX SPB62 P-Bass geschrieben habe, möchte ich nun seinem kleinen Bruder, dem SJB75 J-Bass ein paar Zeilen widmen, welchen ich seit vergangenem Freitag mein Eigen nennen darf.
Gekauft habe ich diesen Bass bei Musicasa, einem spanischen Musikgeschäft, welches die Generalvertretung für SX-Instrumente in Südeuropa darstellt und zu welchem man weitergeleitet wird, wendet man sich direkt an SX unter SX Guitars.
Nach etwas längerem E-Mail-Kontakt habe ich mich letztendlich dazu entschlossen mir dort einen Bass zu bestellen, wenn auch mit etwas Bauchschmerzen, denn sollte irgendetwas nicht in Ordnung sein würde ein Umtausch etc. ein ziemlich schwieriges Unterfangen werden und ob mich die Spanier nicht übers Ohr hauen wollen, lag auch nicht unbedingt auf der Hand.
Am Ende hat aber alles einigermaßen gut funktioniert. Der Bass ist wohlbehalten bei mir angekommen und die Kollegen von Musicasa haben mir sogar noch ein T-Shirt dazu gelegt. Nett!
Wie im Review zum SPB62 nachzulesen ist, bin ich schwer angetan von der Qualität und dem Klang dieses Basses, ob der SJB75 da mithalten kann könnt ihr in den folgenden Zeilen erfahren.
Optik/ Konstruktion
Im Prinzip war die Optik ausschlaggebend, dass ich mich gerade für dieses Modell entschieden habe, denn eigentlich wollte ich eher einen klassischen Jazz Bass mit Korpus aus Erle und auch von der 3-Punkt-Verschraubung des Halses war ich nicht sonderlich angetan.
Trotzdem hat er das Rennen gemacht, denn der Anblick des Basses rief schon auf den Fotos Augenorgasmen hervor und ich konnte einfach nicht anders als zuzuschlagen.
Aber natürlich hat auch dieser Bass seine Qualitäten, so ist der Korpus beispielsweise aus 3 Teilen massiver Esche gebaut, was ja nun auch nicht zu den schlechtesten Konstruktionen zählt. Darüber hinaus ist der Hals mit einem Ahorn-Griffbrett ausgestattet in das schwarze Block-Inlays und ein schwarzes Binding á la Geddy Lee eingelassen sind.
Das Ganze ist hochglanzversiegelt uns scheint auch einiges auszuhalten.
Der Hals an sich besteht klassisch aus einem Streifen Ahorn mit schöner Maserung und obligatorischem Skunkstripe. Der Hals wurde ebenfalls mit einem Hochglanzfinish versehen.
Zur Oberflächenversiegelung verwendet man bei SX übrigens Polyurethanlack, aber das nur am Rande.
Kommen wir zur Kopfplatte. Rein optisch war das mein größtes Sorgenkind, denn diese ist nicht mehr wie früher 1:1 von Fender abgekupfert, sondern musste nach einem Rechtsstreit mit Fender geändert werden. Als Resultat präsentierte SX ein ziemlich eigenwilliges Design, das für so manches Auge zunächst sehr gewöhnungsbedürftig erscheint.
Zu meiner Überraschung jedoch fällt das gar nicht so sehr auf, wenn man den Bass in Natura sieht und angesichts dessen kann ich damit ganz gut leben. Nach längerem Betrachten findet man sogar Gefallen daran und schaut man sich hinterher eine Fender-Kopfplatte an, wirkt diese fast schon langweilig...
Als Mechaniken wurden offene No-Name-Typen verwendet, mit klassischen, großen Flügeldesign.
Nun zum Korpus: Wie schon gesagt besteht dieser aus 3 Teilen Esche, was den Bass nicht gerade zu einem Leichtgewicht macht. Der Body wurde lediglich mit Klarlack behandelt, sodass man eine glänzende Oberfläche mit Blick auf das darunter befindliche Holz erhält.
Auf der Korpusoberseiten finden wir die klassische Fendel-Blechwinkel Brücke, 2 Singelcoils, ein 3-lagiges schwarzes Pickguard, die chromfarbene Kontrollplatte, 3 Potiknöpfe, sowie einen Thumbrest unterhalb der G-Saite. Eigentlich wären auch noch eine Bridge- und eine Pickupabdeckung zu finden, die wurden aber schon vor dem ersten Antesten entfernt, denn wirklich spielen kann man mit diesen Dingern nicht. Für mich als Raucher ist die Bridgeabdeckung wenigstens nicht ganz nutzlos....
Rückseitig finden wir eine dreieckige Halsplatte mit eingelassenem SX-Logo, die den Hals mittels drei Schrauben an den Korpus presst.
Qualität/ Verarbeitung
Das ist meist die Kategorie in der preisgünstige Instrumente Federn lassen müssen, doch wie schon beim SPB62 stimmt auch an diesem Modell alles, aber auch wirklich alles.
Fangen wir mit der Lackierung an. Selten habe ich eine so saubere Hochglanzlackierung gesehen wie bei dem mir vorliegenden Bass. Das Ding glänzt wie ein Affen-Hintern und so sehr ich auch gesucht habe, ich habe wirklich keine Stelle entdeckt, von der man auch nur im Ansatz behaupten könnte, dass hier oder da ein bisschen geschludert wurde. Sowohl der Hals, das Griffbrett als auch der Body haben eine durchgehend gleichmäßige Oberfläche und fühlen sich toll an.
Die Hölzer unter dem Lack scheinen auch von guter Qualität zu sein, denn man hat darauf geachtet, dass lediglich Stücke ohne Astlöcher, Risse oder ähnliches verwendet wurden. Die Maserung passt zwar nicht immer 100%ig zueinander, aber das ist reine Nebensache. Alles in allem zeigt hier der Daumen ganz klar noch oben.
Die Hardware ist wie beim Vorbild spartanisch ausgefallen. Die Bridge hat nicht mehr Funktionen als unbedingt nötig, lässt sich jedoch gut einstellen und ist auf ein Stringspacing von ca. 19 mm ausgelegt.
Die Tuner arbeiten einigermaßen leichtgängig, jedoch recht präzise, kein Minuspunkt hierfür.
Nun ein paar Worte zum Sattel, der wie beim Precision ziemlich bemitleidenswert ausschaut. Ich weiß nicht warum, aber ich traue diesen zierlichen Kunststoffleistchen einfach nicht. Bisher hatte ich zwar noch keine Probleme damit, weder beim Preci noch beim neuen Jazz, aber ein Funken Misstrauen bleibt dennoch. Nichtsdestotrotz ist der Sattel sauber eingekerbt und lässt eine flache Saitenlage zu.
Da wären wir auch schon beim nächsten Punkt, den Saiten. Ich weiß nicht welche Saiten aufgezogen sind, allerdings gefallen mir sie weit besser, als die, die ab Werk auf meinem Preci aufgezogen waren. Das Spielgefühl entspricht in etwa meinen Vorstellungen und der Klang der frischen Saiten konnte bei mir ebenfalls Gefallen finden. Sicherlich sind es keine Marken-Saiten im eigentlichen Sinn, aber schlecht sind sie nicht.
Nehmen wir den Body etwas genauer unter die Lupe. Zunächst fällt auf, dass nichts auffällt. Was für eine Aussage....im Ernst, der erste Blick fördert keine offensichtlichen Mängel zu Tage. Alle Potis sitzen senkrecht, alle Schraubenköpfe wirken jungfräulich, das Pickguard passt tadellos, die Halstasche ist sehr präzise gearbeitet, die Kontrollplatte schließt bündig mit dem Pickguard ab, die Bridge sitzt parallel zum Saitenverlauf und die Halsplatte auf der Rückseite wurde ebenfalls sauber angebracht.
Danach wurde der Bass mal anständig geschüttelt und aufmerksam zugehört, ob irgendwas klappert, im Inneren herumpoltert oder vielleicht sogar abfällt. Negativ!
Dann wollen wir mal sehen, ob sich der Hals bewegt; einige Male beherzt daran herumgezogen, gedrückt, gerüttelt....bombenfest!
Einziges Manko überhaupt: Leider hat die Bridgeabdeckung zwei kleine Dongs im Lack hinterlassen, was mich auch einigermaßen ärgert, aber solange das der einzige Negativpunkt bleibt, bin ich vollauf zufrieden.
Allgemein gesagt ist der Bass vorbildlich verarbeitet und die verbauten Hardware-Komponenten sind von akzeptabler Qualität. Eventuell wird noch die ein oder andere Kleinigkeit, wie etwa der Sattel ausgetauscht, aber ansonsten gibt es wirklich nichts auszusetzen.
Handling/ Spielgefühl
Leider hat sich niemand die Mühe gemacht den Bass einigermaßen einzustellen und so hatte ich erst einmal das Vergnügen ein für mich passendes Setup einzustellen. Dabei habe ich auch die Funktion des Halsstabes und der Bridge testen können und kann bescheinigen, dass dort alles tadellos funktioniert. Ok, die Saitenlage ist schön niedrig, die Oktavreinheit passt, es kann losgehen.
Mit knapp über 4 Kilo ist der Bass nicht gerade ein Leichtgewicht, jedoch hängt er gut ausbalanciert am Gurt und das Gewicht verteilt sich recht angenehm. Will heißen, dass ich schon leichtere Bässe gespielt habe, die unbequemer waren.
Das Halsprofil in klassischer C-Form lässt sich wunderbar bespielen und liegt angenehm in der Hand. Wenn ich da an den Preci denke ist das schon fast Luxus, was man geboten bekommt. Leider wurde die Halsrückseite klarlackiert, was ich eigentlich nicht so toll finde, aber damit muss ich mich wohl abfinden. Ist eben Geschmackssache.
Das Stringspacing von 19mm ist wie beim Preci gut zum Slappen geeignet, auch wenn ich das nur in den seltensten Fällen praktiziere. Aber auch was das Fingerpicking oder Plektrum-Spiel angeht kann man nichts Negatives berichten.
Das Shaping des Bodys könnte etwas komfortablem ausfallen, ist jedoch genau wie beim Fender nur auf die nötigsten Anpassungen beschränkt. Im Stehen könnte sich der Bass etwas besser an den Köper anschmiegen, das ist jedoch ein Manko der eigentlichen Jazz-Bass Form, nicht eines, welches sich speziell auf SX oder diesen Bass bezieht.
Aber auch das ist nur eine Kleinigkeit, denn trotz diesem Umstand lässt sich der SX auch im Stehen wunderbar bedienen.
Sound
Nachdem mich der Precision in diesem Punkt begeistern konnte, erwartete ich auch vom Jazz Dementsprechendes.
Um es gleich mal am Anfang zu sagen: Der Sound ist erste Sahne! Schlichtweg umwerfend.
Die Ansprache ist sehr direkt, was heißen soll, dass der Bass eine sehr anständige Portion Attack zu bieten hat und dabei einen sehr definierten, spritzigen Ton von sich gibt.
Im Bassbereich hat man klare Tiefen, kein Wummern, kein Matschen, alles sehr differenziert, selbst wenn man nur über den Neck-PU spielt.
Die Höhen sind schön ausgeprägt, jedoch nicht schrill wie man vielleicht vermuten könnte. Vielmehr entwickelt der Bass einen elegant brillanten, leicht näselnden Sound der sich sehr homogen in das Gesamtbild einfügt.
Die Mittenanteile sind nicht besonders ausgeprägt bzw. dominant. Es herrscht ein tiefes, klares Fundament mit den angesprochnen eleganten Höhen und zusammen ergibt das den Sound, nach dem ich vielleicht schon immer gesucht habe.
Aber was ist mit dem Jazz Bass Knurren? Zugegeben ist der SJB75 nicht der Knurrer vor dem Herrn, aber wenn man den Bridge-Pickup in den Vordergrund regelt und den Neck-PU zur Unterstützung etwas hindreht bekommt man auch einen Jazz Bass typischen Knurrsound hin, der zwar nicht so ausgeprägt wie bei einem Modell aus Erle ist, aber doch ganz beachtlichen Respekt einflößt.
Wie schon beim Preci fehlt es dem Jazz Bass etwas an Output und Druck, was wohl allgemein ein kleines Manko der SX-Tonabnehmer zu sein scheint.
Wie schon beim SPB62 muss auch hier gesagt werden, dass der Grundsound fantastisch ist, jedoch ohne den letzten Kick Power. Trotzdem, was man hier zu hören bekommt, bringt auch kein Mexico-Fender ganz zu schweigen ein Squier, vielleicht auch manch teureres USA-Modell nicht besser hin.
Gesagt werden sollte noch, dass die Variabilität des Basses durchaus groß ist. Zwar ist die Elektronik rein passiv aufgebaut, dennoch kann man mit den beiden Singlecoils und der Höhenblende eine breite Palette an Sounds abdecken. Drückender, warmer Sound über den Neck-Pickup, brillante, drahtige Artikulation über den Bridge-PU und das ganze stufenlos untereinander mischbar. Dazu eine etwas sensibel ansprechende Höhenblende, mit der der jeweilige Sound noch entsprechend angepasst werden kann.
Habe ich noch was vergessen? Das Sustain vielleicht. Hierzu gibt es zu sagen, dass der Bass zwar kein Sustainwunder ist, der Ton jedoch vergleichsweise lange steht und eigentlich keine Wünsche offen lässt.
Alles in allem liefert der SJB75 ein rundum gelungenes Klangbild ab, das mich wirklich schwer beeindruckt und den Jazz Bass zu meinem momentanen Lieblingsbass macht. Nichtmal mein heißgeliebter Ibanez SR505 kann da im Moment mithalten.
Fazit
Erneut bin ich sehr beeindruckt vom Preis-Leistungsverhältnis dieses Herstellers. Was man hier für sein Geld bekommt ist bemerkenswert. Gute Hölzer, eine nahezu perfekte Verarbeitung und vor allem ein Klang, der dem Original nicht nur ähnelt, sondern sogar ernsthafte Konkurrenz macht.
Neben der genialen Optik des Basses kann er auch im Klang richtig punkten und ich persönlich habe endlich den Sound gefunden, nach dem ich schon lange gesucht habe. Den Kauf des Basses bereue ich kein bisschen, im Gegenteil, ich würde ihn mir jederzeit wieder zulegen und kann ihn uneingeschränkt nicht nur Anfängern, sondern auch als Backup-, wenn nicht sogar als Hauptinstrument für erfahrenere Bassisten empfehlen.
Dass ich diesen Bass einem aus Erle und eventuell Palisandergriffbrett vorgezogen habe, scheint sich für mich persönlich als richtiger Glücksfall zu entpuppen, denn die Direktheit, verbunden mit eleganter Brillanz und gediegener Wärme dieses Basses räumen am Ende alle Zweifel, ob ich mich für das richtige Instrument entschieden habe, restlos aus.
Für den Preis unschlagbar!
Samples
Bridge-PU Höhenblende offen
Neck-PU Höhenblende zu
Neck-PU Höhenblende offen
Neck- und Bridge PU, Höhenlende halb offen
Neck-PU halb, Bridge-PU voll, Höhenblende zu
Neck-PU voll, Bridge-PU halb, Höhenblende halb offen
Nachtrag: Upgrade DiMarzio Model J Pickups/ Seriell/Parallel-Schalter
Wie ja schon mehrfach angekündigt, habe ich es vor kurzem endlich mal geschafft meinem SX Jazz Bass ein paar neue Tonabnehmer zu spendieren.
Bei dieser Gelegenheit habe ich dem Bass auch noch gleich einen Seriell/Parallel-Umschalter, vielen vielleicht besser als S1-Switch bekannt, verpasst und möchte euch die Ergebnisse als Ergänzung zum Review natürlich nicht vorenthalten.
Bei den neuen Tonabnehmern handelt es sich um ein Paar DiMarzio Model J, bzw. DP123.
Anders als beim klassichen Fender-Vorbild sind dies keine echten Single-Coils, sondern sogenannte Stacked Humbucker, bei denen die Spulen übereinander angeordnet sind und dadurch einen brummfreien Sound garantieren. Rein äußerlich sehen sie zwar aus, wie Single-Coils, jedoch verbergen sich unter der Kappe tatsächlich zwei Spulen, was auch die jeweils vier Kabel pro PU erklärt.
Durch dieses sog. 4-Conductor-Wiring stehen einem nahezu unendlich viele Variationsmöglichkeiten zur Verfügung, die man durch den Einbau zusätzlicher Schalter realisieren könnte, jedoch habe ich mich vorerst auf die eher klassische Version, allerdings mit besagtem S1-Switch entschieden.
Wer mehr über die sonstigen Schaltungsmöglichkeiten erfahren möchte, dem Empfehle ich diesen Beitrag, bzw. die Lektüre von Onkles Guitar Letters.
Die Schaltung in meinem Bass sieht folgendermaßen aus:
Schaltung Seriell/Parallel-Switch
Gut, kommen wir zum Sound:
Der Beweggrund, warum ich die Tonabnehmer überhaupt gewechselt habe, war der etwas leblose Sound des Basses mit den Original-Pickups. Zwar habe ich im Review geschrieben, dass der Sound an sich recht brauchbar sei, jedoch verstärkte sich der Eindruck des zu laschen Sounds mit der Zeit immer mehr und es wurde Zeit zum Handeln.
Um den alten Klang hier noch mal kurz zu beschreiben würden mir spontan die Worte eingeschlafene Füße, drucklos und leblos einfallen.
Mit dem Austausch der beiden Tonabnehmer hat sich dieser Eindruck in Luft aufgelöst und ich muss sagen, dass mich die Meinungen verschiedener Leute zu diesen Pickups nicht enttäuscht haben.
Konkret heißt dies, dass die Bässe satter, die Höhen schillernder und die Mitten bissiger klingen als zuvor.
Gerade was die Mittenanteile angeht, kann man eine sehr positive Veränderung feststellen. Nicht dass der Bass plötzlich komplett anders klingen würde, nein, vielmehr hat der Sound in diesem Bereich enorm an Durchsetzungsstärke gewonnen.
Im tiefen Bassbereich ist die Veränderung am wenigsten hörbar, allerdings klingt es untenrum etwas straffer und voller.
Die sowieso schon, durch die Holzauswahl reichlich vorhandenen Brillanzen geben die neuen Pickups klarer und lebendiger wieder, tänzelnde Höhen verleihen dem Bass sogar ein wenig Piano-String-Charakter, was dem ihm bei entsprechender Songauswahl verdammt gut steht.
Legt man den Seriell/Parallel-Schalter um, so entwickelt der Bass plötzlich einen mächtigen Druck und macht richtig Dampf. Von den zuvor festgestellten, eher vornehmen, feinen Charakterzügen ist nicht mehr viel übrig und der elegante Gentleman wird zum Straßenkämpfer mit mächtig dicken, haarigen Klöten.
Die Höhenanteile treten stark in den Hintergrund, die straffen Bässe klingen plötzlich mulmiger und alles wird irgendwie ein bisschen dumpfer und räudiger.
Der Bass fletscht die Zähne und will von der Leine gelassen werden um klar zu stellen, wer Chef im Ring ist.
Dr. Jeckyll verwandelt sich in Mr. Hyde, der elegante Jazz Bass wird zum miesepetrigen, angepissten Precision.... naja fast jedenfalls...
Zugegeben, wie ein richtiger Preci klingt er dann doch nicht ganz, aber es ist schon erstaunlich, wie sehr sich der Sound durch diese eigentlich sehr simple Schaltungsvariante verändert.
Allen Jazz Bassern, die an ihrem Sound etwas verändern wollen, kann ich den Einbau eines solchen Schalterchens nur wärmstens ans Herz legen, denn hier bekommt man für einen Preis, für den man im Normalfall nicht mal eine einzelne Saite bekommt, eine sehr interessante Möglichkeit ganz neue Seiten an seinem Bass zu entdecken.
Doch egal in welcher Schalterstellung man den Bass auch spielt, nach modernem HiFi-Sound hört sich der Bass nicht an. Vielmehr fördert er im Parallel-Modus die typischen Jazz Bass Qualitäten im gewohnten Soundbild zu Tage, allerdings ohne dabei einen stark ausgeprägten Vintage-Beigeschmack zu hinterlassen.
Meiner Meinung nach schafft der Bass es nun ganz gut einen gekonnten Spagat zwischen alt Bewährtem und den Vorzügen modernerer Soundansprüche hinzulegen und mir persönlich gefällt das alles ausgesprochen gut.
Ich denke der Worte sind genug gefallen, hört am besten selbst:
Sample 1 (parallel, Bridge-PU, Höhenblende zu)
Sample 2 (parallel, Neck-PU, Höhenblende zu)
Sample 3 (parallel, Neck- und Bridge-PU, Höhenblende zu)
Sample 4 (seriell, Höhenblende zu)
Sample 5 (seriell, Höhenblende offen)
Sample 6 (paralell, Neck- und Bridge-PU, Höhenblende offen)
Sample 7 (seriell, Höhenblende zu)
Sample 8 (parallel, Bridge-PU, Höhenblende offen)
Sample 9 (parallel, Neck-PU, Höhenblende zu)
Sample 10 (seriell, Höhenblende zu)
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass sich der Pickup-Tausch definitiv gelohnt hat und auch der Einbau des S/P-Umschalter war sicherlich kein Fehler.
Die These der vielbeschriebenen, sehr soliden und guten Basis für Upgrades der SX Bässe kann ich nun endlich auch selbst unterschreiben und nach den gewonnenen Erkenntnissen wird nun wohl auch noch mein SX-Preci einer kleinen Frischzellenkur unterzogen werden.
Zum Schluß möchte ich mich aber auch noch mal beim Onkel und elkulk für die nette Hilfe bei den Tücken der Verdrahtung und verschiedenen Schaltungsmöglichkeiten recht herzlich bedanken; super Sache, Jungs!
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