[Amp] - Glockenklang Soul Top

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Die Glockenklang Double gibts schon in der Review-Sammlung, hier kommt der passende Verstärker dazu: :)
Im folgenden wird es um den Glockenklang Soul gehen.

Gekauft habe ich gebraucht über ebay (wo übrigens gerade wieder einer angeboten wird) um lächerliche 720€ inkl. Versand. (!!) Das ganze ist auch schon 5 Monate her, die Anfangseuphorie dürfte also mittlerweile verflogen sein und sollte eine möglichst objektive Review ermöglichen...oder so ;)

Technische Daten
  • Reiner Transistorverstärker (keine Röhrenvorstufe o.ä.)
  • 440 Watt an 4 Ohm, 250 Watt an 8 Ohm
  • 2 Eingänge mit getrenntem Gain
  • 5-fach Equalizer (schaltbar)
  • Serieller Effektweg, paralleler Effektweg (regelbar, schaltbar)
  • regelbarer DI-Ou
Fein.

Damit zu den interessanten Dingen, wie klingt das gute Stück?

Sound

Also ausgepackt - die Verpackung war übrigens sehr gewissenhaft, ausserdem war inmitten der Styroporkugeln noch eine Packung Gummibären versteckt, so gefällt mir ebay :great: - und festgestellt dass hier ausschließlich Speakon-Buchsen verbaut wurden, was sich nicht so Recht mit dem Klinkeneingang auf meiner Box verträgt. Macht aber nix, bei Leistungen über 50W noch Klinkenverbindungen zu verwenden halte ich sowieso für äußerst fahrlässig. Die Box kriegt also Speakon-Buchsen verpasst, dann kanns losgehen. Im Trockentest weiß der ausgewogene Grundsound zu gefallen, mehr gibts dazu nicht zu sagen weil ich Tests abseits des Bandgefüges nur für bedingt sinnvoll halte.
Ein paar Tage später gehts zur ersten Probe. Ich werde nun Musikrichtung und vorhandenes Equipment beschreiben, da ich diese Informationen zwecks Vergleichbarkeit für wichtig halte. In einer Metalband muss der Bass nunmal anders klingen als in einer Jazzband.
In der Band spielen wir Unterhaltungsmusik mit Bläsern. (Trompete, Sax, Posaune) Stilmäßig reicht das ganze von Bigband-ähnlichen Sachen über Pop bis Austropop/Schlager. Als Instrument kommt ein Fender Jazz American zum Einsatz, Box ist eine Hartke 410XL. (400W @ 8 Ohm) Der Soul löst einen Hartke HA 3500 (240W @ 8 Ohm) ab, alle Vergleiche beziehen sich auf diesen.

Also dann, agespielt. :)
Als erstes fällt der gemäßigtere, feine Klang auf, wo der Hartke in den Höhen eher scharf und aufdringlich war ist der Soul zurückhaltender aber trotzdem voll im Klang und fein auflösend. Insgesamt sind die Unterschiede nicht weltbewegend, auch Hartke ist ja für einen cleanen HiFi Sound bekannt. Die Unterschiede die es dennoch gibt möchte man mit der Zeit allerdings nicht mehr missen. Der knurrige Grundsound des JB kann sich durch den Soul noch besser entfalten als durch den Hartke, man hört wirklich das Instrument selbst. Die Dynamik ist riesig, von leisen Intros in denen man den Bass mehr spürt als hört bis zu explosiven schnellen Passagen ist alles drin. Wo der Hartke Probleme hatte (Akkorde in tiefen bzw. extrem hohen Lagen, schnelle Slapparts) fällt es umso mehr auf dass der Soul einen felsenfesten Ton liefert, der durch nichts aus der Ruhe zu bringen ist.
Der Bass fügt sich auf so selbstverständliche Weise in den Bandsound ein dass man erst auffällt wenn man nicht mehr spielt, und das ist hier durchaus positiv zu verstehen.
Auch tiefe Subbassunternehmen auf der h-Saite macht der Amp mit, hier stößt man eher an die Grenzen der Box bevor der Amp kein sauberes Signal mehr liefert. Würde man dem kleinen Ding garnicht zutrauen. Lautstärkemäßig sind die 250W für mich mehr als ausreichend, ich habe den Master noch nie über 12 Uhr aufgedreht.

In der zweiten Band spielen wir Rock-Reggea wobei die Betonung auf Rock liegt. ;) Hier musste sich der kleine Soul gegen die große Hughes & Kettner BassBase 600 (550W @ 8 Ohm, gigantische 880W @ 4 Ohm) behaupten. Um diese Leistungen zu verarbeiten steht ein Fullstack aus H&K BC215H (2x15, Horn) und H&K BC410H (4x10, Horn) mit je 600W @ 8 Ohm zur Verfügung. Angemerkt sei noch dass für den Test die 215 nicht in Betrieb war da für den Proberaum die 410 alleine mehr als laut genug ist.
Mit diesem Setup fallen die Unterschiede drastischer aus, der Soul hat deutlich weniger Bässe als der H&K, der wiederum lässt im Vergleich bei den Höhen nach. Das lässt sich wohl mit der Tasache erklären dass in der BassBase eine Röhrenvorstufe werkelt, und die produziert nunmal einen rockig-bassigen Sound. Den Soul deshalb aber als kraftlos zu bezeichnen wäre jedoch falsch, es ist sogar so dass ich den Master beim Soul trotz geringerer Leistung nicht so weit aufdrehen musste wie beim H&K. (!) Liegt wohl wieder daran dass der Soul den JB-Knurr so lebendig und ehrlich rüberbringt dass man schon bei gringer Lautstärke ordentlich Druck aufbauen kann. Derselbe Knurr-Druck erfodert jedenfalls beim H&K eine deutlich höhere Lautstärke. Trotzdem muss man ganz klar festhalten, dass in einem rockigen Umfeld wo der Bass vor allem Bass bringen soll, der Soul zu brav klingt. Hier muss man schon ordentlich am EQ nachhelfen.
Wenns dann aber gelegentlich ein bisschen ins funkige abdriftet kann der Soul seine Stärken voll ausspielen: Präzise, knackig, knurrig, geslappt sowieso ein Traum. Gerade in Bezug auf Impulstreue ist der Soul extrem genau, die Röhrenvorstufe des H&K kommt mir da im Vergleich ein bisschen lasch vor.

Damit dürfte schon klar sein wo die Stärken des Soul liegen: Wunderbar natürliche Wiedergabe, man hört wirklich den Charakter des Instruments. Für härtere Gangarten wird man damit naturgemäß weniger Freude haben, dort hat der Bass andere Aufgaben zu erfüllen. Jazzern hingegen kann man den Soul ohne Bedenken wärmstens ans Herz legen. Ich würde sogar meinen der Glockenklang wäre der Verstärker für Kontrabass.
Ich habe zwischendurch sowohl den Soul als auch den Hartke mit nach Hause genommen und als HiFi-Verstärker verwendet, also CD-Player -> Glockenklang/Hartke -> HiFi Boxen. (Natürlich hab ich mit der Lautstärke aufgepasst. ;) ) Leider hab ich keine Aufnahmen mehr davon, das Resultat war jedenfalls dass der Glockenklang mit einem zugedrückten Auge als HiFi-Verstärker durchgehen könnte. Der Sound war ein bisschen basslastig und ein bisschen zu direkt um angenehm zu wirken, mit dem EQ konnte man das aber ganz gut hinbiegen. Der Hartke war erwartungsgemäß eher grauenvoll, wo beim Soul die Bässe knackig und homogen waren produzierte der Hartke lautes Dröhnen wie in einer schlechten Disco, die Mitten fehlten dafür komplett und die Höhen waren schrill und zischelnd. (Diser Vergleich soll jetzt kein Qualitätsmerkmal für Bassverstärker sein, mich hats einfach interessiert und ausserdem wollte ich wissen wie das mit dem vielbeworbenen HiFi-sound von Glockenklang wirklich ist. :) )
Diese unverfälschte Wiedergabe hat allerdings auch ihre Tücken: Auf keinem anderen Amp fallen Fehler, Rutschgeräusche, Saitenschnarren und ähnlicher unerwünschter Lärm so stark auf, hier ist definitv etwas Eingewöhnungszeit vonnöten.

Bedienung

Die Frontplatte des Soul ist erfreulich einfach gehalten, es gibt zwei Eingänge, wobei einer davon eine zusätzliche Vordämpfung für hochpegelige Bässe hat. Zwischen den beiden Eingängen kann man per Schalter umschalten - praktisch. So entfällt zumindest das Kabelumstecken während dem Gig weil man einfach beide Instrumente angesteckt lassen kann. Auch der Soundmann wird sich freuen weils keine Knackser gibt wenn man beim Instrumententausch mal wieder auf den Mute-Knopf vergessen hat...
Wirklich genial ist der EQ. Der hat 5 Bänder, wobei Bass und Treble um +- 15dB, Low und High um +- 12dB und Mid um +- 8dB beeinflusst werden kann. Diese im ersten Moment sonderbare Aufteilung ist den Eigenheiten des menschlichen Gehörs angepasst, wonach wir bei extrem tiefen bzw. hohen Tönen unempfindlicher sind als bei mittleren Frequenzen. Diese physiologisache Tasache lässt sich jedoch offenbar nicht so einfach umsetzen, ich muss bei Bass und Treble immer Millimeterarbeit leisten, während selbst heftige Mid-Beeinflussungen den Sound nur geringfügig verändern. Die "traditionelle" Lösung wonach man jedes Band gleich stark verändern kann wäre mir hier defintiv lieber gewesen.
Macht aber nix, die wahren Qualitäten des EQ liegen sowieso woanders. Ihr kennt sicher alle das Problem dass ihr gerne einen bestimmten Sound erreichen wollt, sagen wir mehr knackige Höhen beim Slappen, Also gut, einmal die Höhen angehoben, die Mitten auch ein bisschen. Naja, nicht so ganz. Die Höhen ein bisschen zurück, dafür die Bässe mehr aufgedreht. Schon besser. Mehr Bass, mehr Mitten. Nein, das ist es nicht. Weniger Mitten, und die Höhen auch gleich ein bisschen zurück. So gehts dahin, für eine eigentlich einfachen Vorgabe muss man sämtliche Frequenzen ändern, weiß nach 2 Minuten nicht mehr wohin man eigentlich will und hat das Gefühl wenn man hier etwas ändert passt es dafür dort nicht mehr. (Das ganze wird schlimmer je mehr Möglichkeiten zur Soundbeeinflussung man hat, den 10-Band EQ des Hartke hab ich eigentlich nie verwendet...)
Der EQ des Soul wirkt auf schwer zu beschreibende Weise anders, irgendwie fällt es einem leicht zu erreichen was man will. Jeder Regler tut genau das was er tun soll. Mehr Knack? Mitten und Höhen anheben. Mehr Brummen? Bass aufgedreht. Und es funktioniert! Egal welchen Sound man im Kopf hat, es scheint so als wüsste der EQ schon was man will. Es ist wirklich schwer zu beschreiben, man muss es fast erlebt haben. Ich will jedenfalls nie mehr einen anderen EQ. :)
Ich habe am Anfang die Centerfrequenzen der einzelnen Bänder bewusst weggelassen, sie sind in Wirklichkeit nicht nötig. Habt ihr bei eurem Amp schonmal bewusst auf den Unterschied zwischen dem High und Treble Regler gehört? Der EQ des Soul arbeitet so präzise dass man schon wenn man den Regler nur von 12 Uhr auf 1 Uhr verstellt hört ob man den richtigen Regler erwischt hat. Und trotz der "nur" 5 Bänder hat man den gesamten Frequenzbereich abgedeckt, es gibt nirgends eine Art Frequenzloch die man mit dem EQ nicht erreicht. Hier wurde wirklich großartige Arbeit geleistet, ich würde meinen alleine der EQ rechtfertigt den Preis dieses Verstärkers.

Die restlichen Bedienungselemente unterscheiden sich nicht wesentlich von anderen Amps, hervorheben sollte man vielleicht noch dass man ganze 3 Einschleifwege hat. Nämlich sowohl einen seriellen als auch einen parallelen (regelbar, schaltbar) Effektweg, zusätzlich gibt es noch einen "Preamp Out" an dem das Signal hinter dem Master anliegt sowie einen "Poweramp In" mit dem man direkt vor die Endstufe kommt. Tuner-Ausgang sowie Mute Schalter gibts natürlich auch. Alle Schalter auf der Frontplatte können auch per Fußschalter bedient werden, allerdings ist dazu wohl etwas Bastelarbeit vonnöten, es gibt zwar auf der Rückseite Klinkenausgänge für jeden Schalter aber ich habe bis jetzt noch keinen fertigen Fußschalter gefunden -> selberbauen lautet hier die Devise.

Fazit
Wer mit dem Soul liebäugelt muss sich darüber klar sein dass dieser Amp eine ganz bestimmte Zielgruppe anspricht. Wer auf einen cleanen HiFi Sound steht wird glücklich werden. Wer den Natursound seines Basses hervorheben will (solange es die Musikrichtung zulässt!) wird glücklich werden. Wenn dann allerdings ein billiger und u.U. schlecht verarbeiteter Bass im Spiel ist wird man eventuell eine Überraschung der unangenehmen Art erleben, "unverfälschter Klang" bringt eben einen schlechten Sound genauso unverfälscht rüber wie eine guten. Allerdings darf man wohl annehmen dass jemand der sich diesen Amp leistet auch ein entsprechendes Instrument besitzt. :)
Ich habe mich bemüht in der Review objektiv zu bleiben und auch auf Mängel/Verbesserungsmöglichkeiten hinzuweisen, und was ich hier geschrieben habe ist natürlich nicht der Weisheit letzter Schluss. Es sollte spätestens hier klar sein dass gerade bei diesem Amp die Wertung vermutlich ganz anders ausgefallen wäre würde ich einen Stingray spielen und keinen Jazz Bass. ;)
Ich hab jedenfalls meinen Amp für Leben gefunden.

Zum guten Schluss gibts noch Soundbeispiele, einmal Glockenklang Soul und einmal H&K BassBase 600, jeweils ohne nachträglichen EQ oder sonstige Veränderungen:



In diesem Sinne,

lg
 
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Reaktionen: 2 Benutzer
Sehr sehr schöne review!! :great: Mir fehlt da nix ... wenn doch noch was kommt melde ich mich wieder ^^
 
Ich schließe mich dem Lob an :) - sehr verständlich geschriebener, kritischer Bericht :great: .
 
schon für deinen Benutzernamen hättest du einen Award verdient, aber auch dieses Review gefällt mir sehr gut!
ist zwar überhaupt nicht meine Richtung aber du beleuchtest die Punkte gut verstädnlich und kritisch

dangööö
so mussed sinn!
 
hi,

gutes review. hier noch eine anmerkung. ich habe ein heart core top von glockenklang, dass leider nicht mehr gebaut wird. beim kauf konnte ich es gegen das soul top testen und der unterschied war erstaunlich. das heart core klang wesentlich lebendiger. das soul top wirkte dagegen fast klinisch. das war nicht nur sunjektiv. auch der verkäufer hat es gehört. klar, dass ich mich für das heart core entschieden hab. wer eins kriegen kann, sollte zugreifen.
cu.hilmar



cu.hilmar
 
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