[Amp] - Peavey BAM210

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Folgender Leserbericht von mir über den Basscombo Peavey BAM210 wurde in gekürzter Fassung in der Zeitschrift "tools4music", Ausgabe 3/2005, veröffentlicht:

peavey-bam210_komp_015.jpg


peavey_fussleiste_komp.jpg



Alles, was Bass braucht ...
... verspricht die Ausstattung des Peavey BAM210 Basscombos. Alles, um meine bisherige Bassanlage - zwei Boxen, Endstufenrack, Vorstufenrack und ein Koffer für die Bodeneffekte - zu ersetzen? Und dann noch flexibel im Sound, laut und druckvoll, mit eingebauten Effekten und einigen Umschaltmöglichkeiten per Fußschalter?

Verarbeitung und Handling
Durch seine mit schwarzem Nadelfilzteppich überzogenen dicken Holzwände ist das Gehäuse sehr robust und stabil. Vibrationen sind bei hohen Lautstärken trotzdem nicht ganz zu vermeiden. Diese machen sich hin und wieder in Schnarrgeräuschen der seitlich montierten Klappgriffe und einiger Bauteile im Ampinnern bemerkbar. Durch die Verwendung von Griffschalen bzw. durch bessere Verarbeitung ließen sich die Geräusche leicht vermeiden. Zum Tragen sind die Griffe dagegen gut geeignet, wobei das Gewichts des Combos von circa 42 kg mir allein zu viel ist (und ich bin normal nicht wehleidig). Auf ebener Fläche kann man den BAM210 dagegen bequem auf zwei Rollen an einem ausziehbaren Bügel hinter sich herziehen.
Die Lautsprecherfront ist mit einem stabilen und dennoch flexiblen Metallgitter versehen, das ausreichend Schutz bietet. Die eleganten kleinen Metallecken dagegen können den BAM nur notdürftig vor Stößen bewahren und verbiegen sich recht schnell.
Der Verstärker wurde hinter die Gehäusekanten zurückversetzt montiert. Dadurch sind die Regler und Schalter weniger crashanfällig. Die gesamte Front des Combos ist nach oben etwas angeschrägt, damit die Lautsprecher möglichst direkt auf die Ohren des davor stehenden Bassisten abstrahlen. Anders als bei Combos oder Boxen im Bodenmonitor- bzw. Wedgeformat ist mir der Neigungswinkel aber zu gering. Also mindestens 2 m Abstand halten! Steht der Combo jedoch 50 cm vom Boden erhöht, z. B. auf einer zusätzlichen Box, reicht die Neigung bereits aus.

Sounds, Lautstärke und Programmierung
Mit den acht verschiedenen Verstärker- und ebenso vielen Boxensimulationen, die der BAM als Modeling-Amp vorhält, gelang mir eine breite Palette an Sounds - besonders Röhrenklänge in vielen Varianten, ob mit oder ohne Verzerrung. Etwas länger musste ich tüfteln, um extrem cleane, funky klingende Transistorsounds zu erzielen. Ob die Simulationen dabei wirklich so authentisch klingen wie das Original, kann ich mangels direkter Vergleichsmöglichkeit nicht beurteilen. Die 16 unveränderbaren Werks-Presets sind eine recht gute klingende Basis für bis zu 16 eigene Presets. In jedem Preset können je zwei alternative Einstellungen des simulierten Amps sowie des gewählten Effekts abgespeichert werden. Logisch, dass deshalb mit der umfangreichen und ziemlich gut durchdachten Fußleiste nicht nur die Anwahl der Presets und die Aktivierung des Stimmgeräts, sondern auch mehrere Umschaltungen innerhalb des Presets möglich sind: Ein-/Ausschalten des Hochtonhorns, Umschalten zwischen den beiden Vorstufeneinstellungen, Ein-/Ausschalten des Effekts, Umschalten zwischen den beiden Effekteinstellungen sowie Ein-/Ausschalten des in zwei Parametern veränderbaren, jedoch nicht programmierbaren Kompressors. Allein mit einem Preset sind somit mehr Soundvarianten per Fuß anwählbar, als ich je in einem Stück benötige. Und: Das Umschalten innerhalb eines Presets geht zumeist mit nur kurzer Tonunterbrechung vonstatten!
Die Effekte Chorus, Flanger, Phaser, Auto-Wah und Verzerrung empfinde ich als gut einsetzbar. Auch mit dem "Synth"-Effekt lassen sich ordentliche Ergebnisse erzielen. Der Fretlesseffekt wird dem gewählten Namen aus meiner Sicht nicht gerecht. Für mich verändert er den Sound Richtung "vintage". Der Oktaver hat wie viele seiner Kollegen in tieferen Frequenzen Trackingprobleme und liefert dann teils heftiges Geblubber. Für Soli in höheren Tonlagen kann er aber "fette" Klänge erzeugen.
Beim Distortioneffekt lässt sich die Einsatzfrequenz des Effektes verändern. Dadurch ist es möglich, trotz heftiger Verzerrung in den Mitten und Höhen den Druck im Bassbereich zu erhalten. Je nach Art des verzerrten Sounds ist es günstig, das Hochtonhorn als abgeschaltet im Preset abspeichern zu können bzw. mit der Fußleiste abzuschalten. Mit einem fein gerasterten Regler auf der Rückseite des Combo kann das Horn zudem in seiner Lautstärke angepasst werden. Zusammen mit der Klangregelung der jeweiligen Vorstufe ist so der Höhenanteil jedes Sounds gut dosierbar.
Die Lautstärke des Combo mit den eingebauten zwei Zehnzoll-Lautsprechern plus Hochtonhorn reicht mir trotz lauter Band aus (maximale Dauerleistung 350 Watt an 4 Ohm, 500 Watt bei parallel angeschlossener Box mit minimal 4 Ohm). Auch hohe Pegel der tiefen Frequenzen (Stichwort H-Saite) werden für meine Ohren sehr druckvoll umgesetzt. Die Bassreflexabstimmung auf die beiden Zehnzöller ist also gelungen. Für authentische Reggae-Sounds oder heavy Tiefbassgewitter brauche ich jedoch eine Zusatzbox.
Die wichtigen Einstellungen des Verstärkers lassen sich direkt mittels LEDs ablesen und jeder programmierbare Regler ist als Endlosdrehversion mit einem Kranz von LEDs versehen, welcher die Einstellung fein aufgelöst anzeigt. Einzelne LEDs werden jedoch durch die langen Reglerknöpfe verdeckt, wenn man etwas von der Seite auf die Frontplatte des Amps schaut. Sehr gut erkennbar dagegen ist der Stimmvorgang, bei dem die vielen vorhandenen LEDs sowohl auf der Front des Amps als auch in der Fußleiste zur Anzeige genutzt werden. Manchmal reagiert das Stimmgerät jedoch etwas nervös. Die Qualität guter Rack- oder Bodentuner (z. B. Korg DT10 Bodentuner) wird nicht ganz erreicht.
Der Verstärker bietet eine Reihe von Funktionen, auf die im Alltag seltener zurückgegriffen wird. Sie werden nicht ständig angezeigt und sind über Doppelbelegung von Reglern erreichbar, wodurch Frontplatte und Bedienung relativ übersichtlich bleiben. (Kritikpunkt: Die deutsche Übersetzung in der Bedienungsanleitung ist gerade im Bereich der etwas versteckten Funktionen nicht sehr präzise und verschluckt sogar einige interessante Details. Dennoch habe ich kaum Einarbeitungszeit benötigt. Etwas Vorerfahrung mit programmierbaren Geräten ist jedoch empfehlenswert.)
Als problematisch empfinde ich den Instrumenteninput: Seine Empfindlichkeit ist mittels eines Trimpotis regelbar, wobei eine LED als Aussteuerungshilfe vorgesehen ist, die bei zu starkem Pegel von grünem auf rotes Leuchten wechseln soll. Bei meinem Combo treten jedoch manchmal sehr heftig verzerrt klingende, digitale Übersteuerungen auf, bevor die LED rot leuchtet. Getestet habe ich dies mit zwei verschiedenen Bässen, die unterschiedliche Signalstärken liefern. Herunterregeln des Trimpotis vermeidet zwar solche Verzerrungen, führt aber letztendlich zu erhöhten Nebengeräuschen des Amps, da die nachfolgenden Gain- und Volumeregler für hohe Lautstärken weiter aufgedreht werden müssen. Der deutsche Servicepartner von Peavey, an den ich den Amp eingesendet habe, da ich einen Fehler vermutete, konnte keine Fehlfunktion feststellen.

Fazit:
Meinen BAM210 werde ich so schnell nicht wieder hergeben. Trotz einiger Verarbeitungsmängel, dem hohen Gewicht und der fehlenden Übersteuerungsfestigkeit (headroom) des Eingangs haben mich die klangliche Flexibilität, die vielen Umschaltmöglichkeiten (mit der "genialen" Fußleiste) und der Druck, den der Combo macht, voll überzeugt.

Ausstattung: 10
+ 8 verschiedene Amp- und ebenso viele Boxensimulationen
+ eingebauter Kompressor und zusätzlich 8 verschiedene Effekte
+ Programmiermöglichkeiten/Zusatzfunktionen
+ Schaltmöglichkeiten innerhalb der einzelnen Presets
+ programmierbares Hochtonhorn
+ aufwändige Fußleiste
+ Stimmgerät
+ 5 Jahre Garantie (bei Registrierung)

Verarbeitung: 7 (5)
+ stabiles Gehäuse, strapazierfähiger Teppichbezug
+ solide Reglerknöpfe
- klappernde Griffe und Bauteile im Inneren des Verstärkers
- Instrumenteneingang schnell übersteuerbar (führt zur Abwertung, vgl. Text)

Bedienung: 8
+ übersichtliche Anzeige der wichtigen Einstellungen
+ Endlosregler mit LED-Kranz
+ umfangreiche Fußleiste
- Bedienungsanleitung teils ungenau
- Stimmgerät etwas "nervös"

Sound: 9
+ Ampmodelle/von clean bis röhrig
+ Wiedergabe der Boxensimulationen
+ Modulationseffekte, Verzerrer, Auto-Wah, Synth, eingeschränkt: Oktaver
- Fretlesseffekt

Edit:
Link zur Produktseite des Herstellers (mit Soundsamples): http://www.peavey.com/products/brow...8/number/00456360/cat/11/begin/1/BAM?+210.cfm (Achtung, das Bild dort ist alt: Früher hatte der Combo 4 Rollen, heute "Sackkarren"-Rollen und -Bügel).
Link zur Bedienungsanleitung im pdf-Format (2,93 MB): http://www.peavey.com/media/pdf/manuals/80305007.pdf
 
Eigenschaft
 
Endlich mal ein Review, das Peavey gerecht wird. Danke dafür! (ne gute Bewertung gibts ebenfalls *G)
 
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