Beethoven vs. David Guetta

C
CaBri
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
01.10.13
Registriert
07.03.13
Beiträge
4
Kekse
0
Hallo zusammen :)

In Zusammenhang mit einem Musikprojekt über Beethoven's dritte Sinfonie, der "Eroica", wollte ich einige Informationen über Ludwig van Beethoven sammeln und der Frage nachgehen, ob er zu seiner Zeit vergleichbar populär war, wie viele Popstars heutzutage.

Inwieweit hat Beethoven seine Mitmenschen beeinflusst? Ist er heute vergleichbar mit beispielsweise David Guetta, der mit seinen Auftritten tausende von Menschen mitreißt?

Mit freundlichen Gruß

CaBri ;)
 
Eigenschaft
 
B. hat nur wenige öffentliche konzerte (akademien) veranstaltet, er wirkte vorwiegend als pianist in adelskreisen. "Fidelio" wurde während der französischen besatzung uraufgeführt (viele wiener waren geflohen, französische offiziere bevölkerten das parkett), seine popularität ist eigentlich verwunderlich.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ist denn überhaupt das Publikum vergleichbar? Ich meine doch, solch Pöbel hätte man zu Ludwig vans Zeiten nicht in ein Konzerthaus gelassen...? Und: LvB hat seine Werke selbst verfasst. Auch insofern dürfte der Vergleich schwierig sein, denn einer wie Guetta ist eher Produzent und Performer.

Die Zeit der Troubadoren dürfte hingegen da schon fast vorbei gewesen sein. Die waren in der Tat beim einfachen Volk bekannt und beliebt.
 
Ich zitiere mich selbst.

Eine Epoche, bei der Musik gesellschaftlich und politisch unterteilt wurde, ist durch Popmusik mittlerweile auf ein Jahrzehnt reduziert.
Die Motivation und Möglichkeiten Musik zu schreiben und zu machen, haben sich auch stark verändert.

Kulturell sowie technisch gibt es auch einiges mehr womit sich jeder Einzelne intensiver mit beschäftigen will.
Die Vielfalt und das Interesse ist nicht mehr nur auf historisch anspruchsvolle Kunst bzw. Musik beschränkt.
Dies trifft auch auf Literatur zu. Bücher und ihre Inhalte lassen sich gut mit Musik vergleichen, weil es das gesellschaftliche
Interesse und einen Wandel im kommerziellen Sinne sehr deutlich macht.

Ein Beethoven hätte heute wenig Aufmerksamkeit, weil die Gewichtung für musikalische Entwicklung sich verlagert hat
und von der Mehrheit anders bewertet wird. Zumal das Erbe eines heutigen Beethoven sich unter Zuhörern erstmal für die
nächsten paar 100 Jahre etablieren und beweisen müsste, um eben nicht wie in der Popmusik nur im Durchschnitt ein
Jahrzehnt interessant zu bleiben.

Heute begeistert und bindet man Massen viel mehr mit Show und Gewohnheiten aber nicht unbedingt mit einer hoch anspruchsvollen Komposition. Erschwerend hinzu kommt, dass es vielen Künstlern mehr um sich geht als um das was sie tun. Das gehört heute zum Geschäft.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es kommen immer viele aspekte zusammen, die ein bild ergeben.
Bei B. ist die tonale kadenz noch neu und schafft sich die sonatenform (eine zur großform ausgeweitete kadenz) mit überschaubarer periodizität. Gleichzeitig trifft er den nerv des nach der französischen revolution optimistisch aufstrebenden bürgertums und gestaltet eigenes leben wie erfolgreiche literarische vorlagen, das kam von herzen und erreichte die herzen. Gleichzeitig verhalf er dem hammerklavier zum endgültigen durchbruch, und das von ihm verwendete orchester wurde zum muster für das ganze jahrhundert. Sein werk atmet den geist der epoche, sturm und drang in der literatur hatte nicht diese emotionale breitenwirkung..
 
der Frage nachgehen, ob er zu seiner Zeit vergleichbar populär war, wie viele Popstars heutzutage.

Das kann man nicht vergleichen, weil die Massenmedien damals so nicht existierten. Popstars heutzutage sind ausschließlich Popstars im Rahmen unserer heutigen Gesellschaft, die durch kommerzialisierte Medien geprägt ist. Beethoven war ein Komponist in Zeiten des Umbruchs (nach der franz.Revolution), der vom Adel und vom Bürgertum in und um Wien durchaus wahrgenommen wurde. Beethoven wurde aber vom kunstfernen Bürgertum nicht wahrgenommen. Wie auch - Zeitungen waren nur ansatzweise verbreitet, Konzerte wurden nicht großflächig plakatiert und waren letztlich ein Treffpunkt des gehobenen Bürgertums.

Um die Popularität von Beethoven mit heutigen Stars zu vergleichen, muss man die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen vergleichen. Und die sind so unterschiedlich, dass es keinen aussagekräftigen Sinn ergibt, Beethoven und Popstars in einen Topf zu werfen.

Inwieweit hat Beethoven seine Mitmenschen beeinflusst? Ist er heute vergleichbar mit beispielsweise David Guetta, der mit seinen Auftritten tausende von Menschen mitreißt?

Beethoven war ein genialer, aber schwerhöriger und eigenbrötlerischer Mensch mit einer gewissen Kompromisslosigkeit. Er hätte sich wie Haydn oder auch Mozart in den Dienst des Adels und/oder der Kirche stellen können und hätte in Ruhe und Frieden seine Musik schreiben können - er hätte dann aber Musik für bestimmte Anlässe/Zwecke/Gönner schreiben müssen. Stattdessen zog er das freie Dasein als Komponist, Pianist und Musiklehrer vor - insofern hat er sicher andere Komponisten beeinflusst, die eigene künstlerische Autonomie nicht leichtfertig aufzugeben.

Beethoven hat seit dreihundert Jahren immer wieder Menschen beeinflusst, teilweise sehr stark. Das wird David Guetta höchstwahrscheinlich nicht gelingen.

Harald
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Fidelio wurde damals eher als eine Katastrophe für Zuhörer bewertet. Von Popularität kann also keine Rede sein.

Das lag daran, weil er seiner Zeit voraus war und keiner was damit anfangen konnte. Das geniale an Beethoven war, dass er davon ausging etwas zutun was für die Nachwelt von Bedeutung sein muß. Er gehörte also zu den Komponisten mit einem sehr hohen Qualitätsanspruch und zu denen, die sich selbst enorm viel Druck gemacht haben.

Er war auch sehr launisch und hat sich nicht verstanden gefühlt und eher isoliert gelebt.

Mit Narzismus und "Marketing" im damaligen Sinne hatte er wenig am Hut.
 
Fidelio ist glaube ich eher deswegen eine Katastrophe, weil Beethoven die theatrale Komponente abging, die Wagner beispielsweise hatte. Umgekehrt war Wagner ja nicht gerade als Sinfoniker bekannt. Warum er unbedingt diese Oper schreiben musste, weiß ich nicht. Aber sie zeigt auf jeden Fall eine Schwäche Beethovens, die sich in anderen Werken, eben weil sie keine Opern sind, nicht offenbart.
 
Deutsche komponisten hatten keine guten libretti, ein wunder, dass sich "Fidelio" und "Freischütz" auf den bühnen gehalten haben, wohl wegen der musikalischen qualitäten. Beethoven fehlte auch das verständnis für gesang, er verlangt fast unmögliches. Verdi und Richard Strauss waren mit sängerinnen verheiratet, die sie mores lehrten.
 
Ich denke das man Beethoven nicht zu hart für Fidelio kritisieren sollte, weil auch die politischen Umstände nicht optimal für ihn waren.
Er hat sich aber sicher nicht ohne Grund für eine Befreiungsoper entschieden, weil er darin seiner Moral , die Freiheit und Gerechtigkeit nicht zu kurz kommen lassen wollte.

Ich denke seine Entscheidung eine Rettungsoper zu schreiben, war sein großer Fehler, vorallem wenn er gewusst hätte später die äusseren Umstände rechtfertigen zu müssen. Denn dies war ja dann der Fall, die Erstaufführung wurde verboten und erst nach einer chronologischen Rechtfertigung und Entschuldigung wieder genehmigt.

Zur Zeit der Aufführung hatte Wien gerade Besuch von Napoleons Truppen, und das Publikum bestand somit auch aus französichen Soldaten. Das die nicht besonders begeistert waren von einem Stück indem es um Befreiung geht, und nicht zur Popularität Beethovens beitragen konnte, erscheint mir logisch. Die spätere fachliche Kritik an dem Werk war natürlich auch berechtigt, und die angesprochenen Schwächen der Erstaufführung wurden dann ja auch mehrmals überarbeitet.

Wie auch immer, es zeigt das Beethoven in keinster Weise die Möglichkeit hatte , populär zu sein.
Zumindest nicht zu Entstehungszeiten Fidelios.
 
Müsste man Guetta nicht erst mal die Trommelfelle durchstechen? ;)
Dass man Puplikum/ Umfeld, ja sogar die Musik selbst schwer vergleichen kann ist doch klar, aber vergleichen wir doch mal die Menschen:
Beethoven hat Taub noch immer komponiert - also mal schauen, ob Guetta das auch kann.
Wenn nicht - naja "Beethoven 4 President" wäre zuviel, aber ein dezentes "1:0 für unsern lieben Ludwig" ginge sich auf jeden Fall aus :D

Bin aber als Wiener natürlich ein bisschen befangen ;)

Es ist auch eher ein Randpunkt auf die "Einflussfrage" des TE, aber das war der erste wesentliche Eindruck, denn ich von Beethoven mitgenommen hab.


Was man aber ganz objektiv sagen kann (auf die Frage "wer hat seine Mitmenschen mehr beeinflusst"):
Mit "Für ELise" hat Beethoven eines der zeitlosen STücke geschrieben, mit denen sich jeder Klavieranfänger irgendwann auseinandersetzt (und das seit Jahrhunderten kann man ja schon fast sagen) - und das ist ja nur ein kleines Stückchen seines Werkes.

Gruß
David
 
Zuletzt bearbeitet:
Beethoven hat Taub noch immer komponiert - also mal schauen, ob Guetta das auch kann.

Man müsste erst mal diskutieren, ob man David Guettas musikalische Tätigkeit als Komposition bezeichnen kann. Kann man das? Ernstgemeinte Frage, ich kenne ihn noch nicht näher. Ich lese bei Wikipedia, dass er "ein französischer House-DJ und Musikproduzent" ist.

Komposition ist zwar immer auch rückwärtsgewandte Kulturbestätigung, aber künstlerisch bedeutungsvoll wird sie dann, wenn sie neue Grenzen auslotet und neue Ausdrucksformen sucht. Im Eingangsbeitrag wurde die Eroica erwähnt, die ja ganz klar einen Bezug zum politischen Geschehen nach der franz.Revolution hat und Zeitgeschichte künstlerisch reflektiert.

Komponiert David Guetta in irgendeiner Weise vergleichbar? Hat er Zeitgeschichte künstlerisch reflektiert? Lotet er Grenzen des künstlerischen Ausdrucks aus? Der Wikipedia-Artikel über ihn lässt vermuten: nein.

Offensichtlich bestätigt er die existierende Musikkultur, indem er popularmusikalische Strukturen reproduziert und das kommerziell betreibt. Er scheint vor allem tanzbare Musik im 4/4-Takt zu machen - schon alleine das sind technische Einschränkungen, die er sich selbst auferlegt, um verkäufliche Musik zu machen. Eine künstlerische Autonomie im Sinne Beethovens kann ich da nicht erkennen.

Kann ein Guetta-Kenner das widerlegen oder präzisieren?

Harald
 
Ich hab bewusst versucht, es unvoreingenommen darzustellen - dass bisschen, was ich von unserem DJ aufgeschnappt hab, reicht auf keinen Fall für eine Beurteilung (auch wenn ich persönlich stark dazu tendiere, es in die "Welcher Ramsch heutzutage alles als Musik durchgeht"- Schublade zu stecken) von daher kann ich auch nur auf jemanden mit mehr "Fachkenntnissen" warten.

Aberjust4info:
Mich hat's auch ziemlich gestört, in dem Zusammenhang das Wort komponieren zu verwenden, aber wie schon gesagt, man will ja unvoreingenommen bleiben.


Bin gespannt, ob sich da wer meldet ich persönlich glaub aber, dass die Hörer dieser Art von Musik sich deutlich weniger für Musik im Sinne von "Musik machen" interessieren und es, auch wenn's weltweit im Radio rauf und runtergespielt wird verhältnismäßig wenige Musiker gibt die sich - aus naheliegenden Gründen - mit dieser Art von Musik beschäftigen(ist aber nur eine Vermutung, von der ich persönlich zwar überzeugt bin, es aber natürlich nicht untermauern kann).

Gruß
David
 
Offensichtlich bestätigt er die existierende Musikkultur, indem er popularmusikalische Strukturen reproduziert und das kommerziell betreibt. Er scheint vor allem tanzbare Musik im 4/4-Takt zu machen - schon alleine das sind technische Einschränkungen, die er sich selbst auferlegt, um verkäufliche Musik zu machen. Eine künstlerische Autonomie im Sinne Beethovens kann ich da nicht erkennen.

Seine Einstellung zur Musik ist Gute Laune verbreiten , und Leute zum tanzen bewegen , so hat er es mal beschrieben.
Er ist ein sympatischer Typ ohne Starallyren , ist sehr bescheiden und sein Erfolg ist kommerziell ausgelegt , was er ganz gut macht.
Denn er kommt nicht nur bei Fans gut an, was auch für seine features spricht. Das bringt noch mehr Fans und somit mehr Umsatz.

Er hat aber nicht den Anspruch eine Art Schicksalssymphonie, oder komplexe, tiefgründige songs zu schreiben.
 
Spielt er überhaupt ein INstrument?
 
Spielt er überhaupt ein INstrument?

Das würde ich garnichtmal als entscheidendes Kriterium dafür sehen, ob er mit Beethoven vergleichbar wäre. Beethoven ist auch nicht in erster Linie als Instrumentalist in Erninnerung geblieben, sondern als Komponist.

Aber grundsätzlich muss eigentlich ein Vergleich mit einem klassischen Komponisten und einem Gute-Laune-DJ zwangsläufig ergebnislos bleiben, weil die Welten, in denen beide sich bewegen, kaum Gemeinsamkeiten haben.

Harald
 
Das ist absolut unbestreitbar - aber wofür soll der Thread sonst gut sein als für den zwar zum scheitern verurteilten aber hoffentlich denoch amüsanten Versuch, es irgendwie zu probieren? ;)
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben