[FAQ] Keyboards, Synthesizer, Workstations usw.: Eine Übersicht

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Keyboards, Synthesizer, Workstations usw.: Eine Übersicht über die Arten elektronischer Instrumente


Synthesizer

Synthesizer sind grundsätzlich elektronische Klangerzeuger mit oder ohne Tastatur, bei denen der Musiker Einfluß auf praktisch alle Parameter der Klangerzeugung und Klangformung hat, also auch die Möglichkeit hat, eigene Klänge zu kreieren.

Man unterscheidet je nach technischer Ausführung verschiedene Arten von Synthesizern, die weiter unten beschrieben werden.

Mitunter wird der Begriff "Synthesizer" auch auf einfache Presetgeräte mit nicht veränderbaren Klängen angewandt, die sonst nirgendwo einzureihen sind (z. B. Yamaha MM6, MM8). Nicht jedoch gilt er für Arranger-Keyboards und reine Sampler.


Analogsynthesizer

Analogsynthesizer waren die ersten echten Synthesizer überhaupt. Die ersten Analogsynthesizer waren in den 60ern noch reine Modularsynthesizer (bei denen die einzelnen Bestandteile, also Module, der Klangerzeugung erst verkabelt werden mußten) von der Größe einer Schrankwand und in Universitäten und Laboratorien im Einsatz, bevor sie von Musikern entdeckt wurden. Erst Ende der 60er wurden sie kompakter und einfacher zu benutzen, auch weil man sie fest verdrahtete und ihnen die Möglichkeit zum Selbstverschalten nahm.

Sie waren aber noch nur einstimmig, nicht sehr stimmstabil, und Klänge speichern und wieder abrufen konnte man auch noch nicht.

Diese Punkte veränderten sich im Laufe der 70er Jahre. Analogsynthesizer bekamen mehrere Stimmen, in den 80er Jahren bis zu zwölf, sie bekamen erst fest eingestellte zusätzliche Klänge und dann einen überschreibbaren Klangspeicher, und mit Einführung der digitalen Steuerung bestimmter oder aller Komponenten wurden sie in den 80ern auch sehr stimmstabil, was besonders bei mehrstimmigen Synthesizern (polyphonen Synthesizern, Polysynths) sehr praktisch war, aber zu Lasten der klanglichen "Fettheit" ging, weil die durch leichte Verstimmungen auftretenden Schwebungen im Klang fast ausblieben.

Analogsynthesizer arbeiten praktisch alle nach demselben Prinzip, genannt Subtraktive Synthese: Ein oder mehrere Oszillatoren erzeugen aus einer Handvoll Grundwellenformen (Sägezahn, Rechteck/Puls, Dreieck, außerdem Rauschen, seltener Sinus) ein Grundsignal, aus dem dann ein oder mehrere Filter bestimmte Frequenzbereiche entfernen, den Klang also z. B. dumpfer oder dünner machen. Die Oszillatoren, sofern mehrere vorhanden sind, können je nach Synthesizer unterschiedlich verschaltet werden, und viele Klangparameter können zeitabhängig (einmalig per Hüllkurve oder wiederholt per LFO) automatisch verändert werden, was die Klangformung noch flexibler gestaltet.

Für Naturklänge wie Piano, Bläser oder Streicher sind Analogsynthesizer eher ungeeignet.

Einer der großen Vorteile von Analogsynthesizern, abgesehen von ihren klanglichen Möglichkeiten, ist, daß Klänge leicht zu beeinflussen sind. Die meisten Analogsynthesizer, anfangs prinzipbedingt, heute aus Prinzip, haben für jeden Parameter einen eigenen Regler. Bei einigen Synths aus den 80ern trifft das nicht zu, damals galt es als modern, Synthesizer über Drucktaster, Menüs und Nummerndisplays zu programmieren oder eben überhaupt nicht und nur die Presets zu nutzen.

Die klassischen Analogsynthesizer aus den 60er, 70er und 80er Jahren sind mittlerweile fast alle horrende teuer.

Mit aus diesem Grunde begannen einige Hersteller ab Mitte der 90er Jahre, komplett neue Analogsynthesizer zu entwickeln. Diese kommen in vielen Formen, sei es der programmierbare Polysynth, sei es das monophone Minimoog-Imitat, sei es ein komplett eigenständiger, speicherloser Monosynth, seien es gar neue Modularsysteme, die in ihrer Flexibilität immer noch unerreicht sind und erstmals in ihrer Geschichte teilweise aus Modulen verschiedener Hersteller zusammengestellt werden können.

Analogsynthesizer gibt es je nach Modell in den verschiedensten Tastaturgrößen, wobei Monosynths meistens eher kürzere Tastaturen haben und Polysynths bis 61 Tasten gehen. Mehr Tasten hatten nur der Roland JX-10 (76) und der Akai AX-73 (73). Selten war derselbe Analogsynthesizer mit verschiedenen Tastaturgrößen erhältlich; häufiger kam es vor, daß praktisch derselbe Synth mit und ohne Tastatur gebaut wurde.


Sampler

Sampler sind benannt nach dem ihnen zugrundeliegenden Prinzip des Sampling. Hier werden Klänge digital aufgezeichnet, nachbearbeitet und per Tastendruck wiedergegeben. Sie können z. B. durch Loopen künstlich verlängert oder durch schnelleres oder langsameres Abspielen in der Tonhöhe (sofern sie tonal sind) verändert werden.

Sampling kam in den 80ern groß auf, und mit zunehmenden verfügbaren Speichermengen kamen auch verschiedene Verwendungszwecke auf. Zunächst waren da Effektklänge (etwa der Stottereffekt wie in 19 von Paul Hardcastle oder in Ferris macht blau) oder alltägliche Geräusche, später wurden besonders im Hip Hop aus vorhandenen Musikstücken ganze Phrasen gesamplet und als Grundlage für neue Stücke genutzt. Dazwischen kam das Samplen anderer Instrumente auf, um diese mit dem Sampler mehr oder weniger naturgetreu imitieren zu können.

Der Hauptnachteil des Samplers ist, daß er über keinen eingebauten klanglichen Grundvorrat verfügt. Dies würde auch gar nicht zum Prinzip des Samplers passen, das eher auf die Verwendung externen Klangmaterials oder das Aufnehmen eigener Klänge setzt.

Wegen des großen Aufwands beim Herstellen gerade von Instrumentensamples sind hochwertige Samples für gewöhnlich nicht kostenlos erhältlich.

Reine Hardwaresampler sind inzwischen fast ausgestorben. Sie sind einerseits verdrängt worden von Softwaresamplern, andererseits ist ihre Funktionalität in andere elektronische Musikinstrumente, z. B. höherklassige Workstations, eingezogen, was den Einsatz separater Sampler heutzutage meist erübrigt.

Die ersten Sampler (Fairlight CMI, E-mu Emulator) waren Keyboards, noch in den 80ern setzte sich aber die Form des racktauglichen Expanders durch. Seitdem sind nur wenige reine Sampler mit Tasten gebaut worden.


Rompler

Als die Verwendung von Samplern als Naturinstrumenten-Imitatoren immer populärer wurde, kam die Idee auf, das Ganze zu vereinfachen. Der Rompler ist diese Vereinfachung. Rompler ist ein zusammengezogenes Wort aus "ROM" und "Sampler" und steht im Synthesizerjargon für ROM-Sampleplayer.

Samples und dazugehörige Programme sind hier fertig einsetzbar in einem Festspeicher (ROM) gespeichert und können ohne Herumhantieren mit Speichermedien und ohne lange Ladezeiten sofort aufgerufen werden. Ein Tastendruck, und das Gerät schaltet sofort um auf einen anderen Sound.

Erstmals fand diese Technik Verwendung Mitte der 80er Jahre bei den damals noch populären elektronischen Orgeln und den langsam aufkommenden Arranger-Keyboards. 1988 wurde sie dann auf Synthesizerniveau eingeführt im E-mu Proteus/1 und in der Korg M1.

Nach der eigentlichen Samplewiedergabe arbeiten Rompler wie Analogsynthesizer und einige Sampler subtraktiv, also mit einem oder mehreren nachgeschalteten, allerdings digitalen Filtern. Auch andere Features analoger Synthesizer findet man bei Romplern wieder.

Trotz ihres großen Klangvorrats haben Rompler aber gegenüber Analogsynthesizern im Bereich elektronischer Sounds auch Nachteile. Auch wenn sie Samples analoger Grundwellenformen enthalten, sind diese nicht mit echten Wellenformen vergleichbar. Die Filter haben oft nur Alibifunktion, bei frühen Korg-Romplern waren sie nicht einmal resonanzfähig, und sie versuchen auch nicht, fett oder analog zu klingen. Außerdem fehlen die Modulationsmöglichkeiten analoger oder gar modularer Synthesizer.

Zu den Romplern zählen alle Workstations, auch wenn einige auch andere Syntheseformen bieten, der Großteil der japanischen Synthesizer seit Ende der 80er Jahre sowie alle Arrangerkeyboards seit über 20 Jahren.

Rompler, die nicht auch Workstations sind, sind am häufigsten mit 61 Tasten anzutreffen. Einige Modelle wurden mit 88 Tasten und Hammermechanik gebaut, ohne als Stagepianos zu gelten. Dazwischen sind fast nur Workstations anzutreffen, einzig Roland baute und baut noch sequenzerlose Rompler mit 76 Tasten und Fokus auf den Liveeinsatz, wo Sequenzer nur selten gebraucht werden: JV-90, Juno-Stage, Jupiter-80 und Jupiter-50. Der einzige Ausreißer weit nach unten war der Korg MicroX mit 25 Tasten. Rompler als Rackexpander waren in den 90ern sehr populär, sind aber fast verschwunden; Rompler als Pultexpander haben sich nie durchsetzen können.


Workstation

Mit der ersten Workstation, der Korg M1, wurde ein Traum wahr, der Traum davon, in einem einzelnen bezahlbaren Musikinstrument eine fast komplette Produktion fahren zu können. Dies war zu einer Zeit, als Cubase noch ein besseres Notationsprogramm und dessen bevorzugte Rechnerplattform der Atari 1040 ST war.

Die Workstation ist zunächst einmal ein Rompler mit einem breiten Klangvorrat. Klangerzeugungstechnisch kam bei hochklassigen Workstations später ein zunächst optionaler, dann serienmäßiger Sampler dazu. Einige wenige Modelle beherrschen auch ganz andere Syntheseformen, entweder als eigenständiges Modul nachrüstbar, als solches ab Werk vorhanden oder in eine einzige flexible Klangerzeugung integriert.

Das wichtigste Feature der Workstation ist der Sequenzer. Manche Synthesizer verfügen auch über einen einfachen Sequenzer, der beispielsweise eine kurze Bassline als Loop abspielen kann, aber nur in der Workstation ist dieser mehrspurig und darauf ausgelegt, ohne externe Hilfsmittel ganze Songs aufnehmen, editieren und wiedergeben zu können; auch ist das Speichern und Laden von Songs über Wechseldatenträger möglich.

Im Zeitalter leistungsfähiger Audiorechner und Audiosequenzer mutet der interne Sequenzer einer Workstation wie ein Anachronismus an, denn zur Musikproduktion ist er nicht mehr notwendig, die läuft heutzutage mehr oder minder komplett im Computer ab. In Livesituationen, besonders im Bandkontext, kann er aber heute noch unerläßlich sein, wenn man keinen Laptop mit auf die Bühne nehmen möchte.

Im übrigen sind die besten Rompler bei den meisten Herstellern die Workstations der Oberklasse.

Im 21. Jahrhundert wurde die Einsteigerworkstation als preiswerte Alternative zu den teuren Oberklasse-Workstations etabliert. Sie hat einen geringeren Soundvorrat und keinen Sampler, geschweige denn andere spezielle Produktionshilfsmittel (manche Oberklasse-Workstations können sogar Harddisk-Recording), aber der Sequenzer ist immer noch hinreichend ausgestattet.

Bei Workstations ist es üblich, (fast oder tatsächlich) dieselbe Technik in verschiedenen Formfaktoren anzubieten. Die Oberklasse-Workstations des 21. Jahrhunderts wurden fast alle mit 61 Tasten, 88 Tasten mit Hammermechanik sowie einer Größe dazwischen angeboten, eine Praxis, die Korg schon mit der T3/T2/T1 einführte, als andere Hersteller noch die Tastaturgrößen an andere Features oder ganze Modelle banden. Manche Workstations wurden auch in einer tastaturlosen Expanderversion gebaut. Einige wurden dabei aber ihrer Workstation-Features beraubt und zu einfachen (wenn auch erweiterbaren) Romplern degradiert, während Kurzweil bei der K2000R gegenüber der Keyboardversion sogar Features hinzufügte. Das Hauptargument gegen Workstations im Rack ist der schlechte Zugriff, der besonders für die Sequenzersteuerung direkter sein müßte. Ein Sonderfall war die Korg M3, ein Pultexpander, der einzeln und zusammen mit drei verschiedenen Tastaturen erhältlich war, auf die der Expander gesetzt werden konnte, was dann einer Tastaturversion entsprach.


Virtuell-analoger Synthesizer

Virtuell-analoge Synthesizer (oder VA-Synthesizer) sind Synthesizer, die mit moderner, zuverlässiger Digitaltechnik den Klang und die Bedienung von Analogsynthesizern nachahmen.

Gegen Anfang der 90er Jahre entdeckten mehr und mehr Elektronikmusiker die gerade aussterbenden Analogsynthesizer neu, insbesondere die früheren Modelle mit einem eigenen Regler oder Schalter für jeden Parameter. Zum einen hatte man keine Lust auf glitzernde, röchelnde oder hauchige Digitalklänge oder auf Imitationen akustischer Instrumente, man wollte lieber fetten Analogsound. Zum anderen wollte man selbst an Sounds schrauben, und zwar am besten in Echtzeit während des Spiels. Binnen weniger Jahre wurde der Gebrauchtmarkt für Analogsynthesizer, die anfangs als völlig veraltet für billig angeboten wurden, praktisch leergekauft, und die Gebrauchtpreise schossen gen Himmel.

Es bestand ein gewaltiger Bedarf an Synthesizern mit diesem Sound und diesem Bedienkonzept, so wenig zeitgemäß beides aus der Sicht der Industrie und vieler anderer Keyboarder auch anmutete. Die großen Hersteller verschliefen diesen Trend zunächst komplett, außerdem stand die Entwicklung und Produktion neuer Großserien-Analogsynthesizer außer Frage.

Die schwedische Firma Clavia, bis dahin bekannt für ihr elektronisches Schlagzeug namens ddrum, reagierte als erste und schuf 1994 den ersten virtuell-analogen Synthesizer. Der Nord Lead klang wie ein Analoger und bediente sich wie ein Analoger aus den 70ern mit Potis für jeden Parameter, er hatte sogar nur vier Stimmen und keine internen Effekte. Dabei war er aber durch und durch digital und entsprechend zuverlässig; die ganze Klangerzeugung basierte auf digitalen Rechenmodellen.

Die drei großen japanischen Hersteller konnten nur nachziehen, um das Feld nicht komplett Neueinsteigern wie Novation, Waldorf, Access oder eben Clavia zu überlassen. Bei Roland und mehr noch bei Yamaha führten virtuell-analoge Synthesizer ein Schattendasein; Yamaha, der einstige Synthesepionier, produziert inzwischen nur noch Sampleplayer. Korg hingegen ist seit dem MS2000 von 1997 eine feste Größe im virtuell-analogen Bereich mit bis zu vier Modellen gleichzeitig im Sortiment, und der microKorg ist der bislang einzige VA-Synthesizer, der eine Bauzeit von zehn Jahren ohne Modelländerungen erreicht hat.

Die ersten virtuell-analogen Synthesizer orientierten sich bei ihren Möglichkeiten an den spannungsgesteuerten, fest verdrahteten Analogsynthesizern von Anfang der 70er bis Anfang der 80er. Beim Filter (meistens gab es nur eins) dienten das vierpolige Tiefpaß-Kaskadenfilter des Minimoog und das zweipolige Multimode-Filter des Oberheim SEM als Vorlagen.

Nach und nach aber wurden VA-Synths erheblich erweitert, ohne sich aber zu weit von der ursprünglichen Gerätegattung zu entfernen. Weil die Oszillatoren sowieso digital waren, brachte man ihnen zusätzliche Wellenformen bei, die analog nicht möglich, digital aber schon seit längerem Realität waren, bis hin zu Wavetables. Viele Synths bekamen ein zweites Filter, und überhaupt wurden die Filter flexibler, angefangen bei der separaten Wählbarkeit der Flankensteilheit unabhängig vom Filtermodus (Tiefpaß, Bandpaß, Hochpaß), und gipfelnd in den 19 Filtertypen bei Alesis und Akai, die teilweise konkrete Analogfilter emulieren. Modulationsmöglichkeiten sind inzwischen fast auf dem Niveau von Modularsynthesizern; Clavia hat sogar zeitweise virtuell-modulare Synthesizer produziert, bei denen Modulauswahl und Verdrahtung am Rechner gehandhabt wurde. Die meisten VA-Synths können auch als Vocoder verwendet werden, und einige haben um ein Vielfaches mehr gleichzeitige Effekte als Workstations.

Der Waldorf Blofeld (das Pultmodell gegen Aufpreis, die Tastaturversion ab Werk) und der Nord-Lead-Nachfolger Nord Wave unterstützen den Import von Samples, was auch die Nachahmung von Naturinstrumenten ermöglicht. Von der Handhabbarkeit von Romplern in diesem Bereich sind sie aber noch recht weit entfernt, weil sie solche Klänge weder out of the box noch in entsprechendem Umfang beherrschen. In der Regel aber sind virtuell-analoge Synthesizer für die Imitation von Naturinstrumenten ungeeignet.

Tastaturgrößen variieren bei virtuell-analogen Synthesizern stark, überschreiten aber nie 61 Tasten. Einfachere, preisgünstigere Instrumente haben oft 37 oder 44 Tasten, aufwendigere, multitimbrale Synthesizer 49 oder 61 Tasten. Die puristischen Nord Lead-Modelle haben alle 49 Tasten. Manche Synths machen von diesen "Regeln" auch Ausnahmen, so ist der mächtige Access Virus schon seit der zweiten Generation neben einem tastenlosen Pultexpander und einer 61-Tasten-Version auch als kompakte 37-Tasten-Version erhältlich, und Novation hat die Modelle X-Station und XioSynth, Kombinationen aus VA-Synth, USB-Keyboard und Audiointerface, jeweils mit 25, 49 und 61 Tasten produziert. Einige virtuell-analoge Synthesizer gab es auch mit Tasten.


"Keyboard"

Im klassischen Sinne bezeichnet "Keyboard" jede Art von Tasteninstrument. Im (neu-)deutschen Sprachgebrauch steht es eher für Arranger-Keyboards, auch genannt z. B. Portable Keyboards oder Entertainer-Keyboards.

Im Gegensatz zu Synthesizern erlauben Arranger-Keyboards keine oder nur geringfügige Bearbeitung der Klangerzeugung; nur sehr wenige Modelle bieten Zugriff auf alle Klangparameter. Abgesehen von einigen Modellen aus den 80ern sind Arranger-Keyboards technisch gesehen Rompler, aber selbst im Vergleich mit ROM-samplebasierten Synthesizern ist die Klangformung meist noch einmal reduziert, weil hier noch weniger die Verwendung als Synthesizer und noch mehr die Imitation von Naturinstrumenten im Vordergrund steht.

Die Funktion, die ein Arrangerkeyboard zu einem solchen macht, ist das Rhythmusgerät mit Begleitautomatik. Dieses stellt dem Keyboarder eine ganze Begleitband bzw. ein ganzes Begleitorchester zur Verfügung. Es gibt fix und fertig im Gerät eine mehr oder minder umfangreiche Auswahl an Styles (fertigen Rhythmus- und Begleitpatterns) aus vielen Musikrichtungen: Pop, Rock, Schlager, Jazz/Swing, Volksmusik/Folklore, Standard- und lateinamerikanische Tänze usw. Der Keyboarder spielt hier nur die Melodie mit der rechten Hand und hält mit der linken die passenden Akkorde, aus denen dann die Begleitautomatik jeweils die Begleitung erzeugt. Die Verwendung als Drummachine und Pattern-Sequenzer in elektronischer Musik ist in höherklassigen, programmierbaren Keyboards zwar grundsätzlich möglich, aber nicht vorgesehen und aufgrund der nicht für elektronische Musik gedachten Klangerzeugung nicht ratsam, und entsprechend vorprogrammierte Styles gibt es in Arranger-Keyboards auch nicht unbedingt.

Im Gegensatz zu Synthesizern haben Arranger-Keyboards eingebaute Lautsprecher. Nur professionelle Instrumente, die sowieso über externe Boxen gespielt werden, haben mittlerweile keine mehr.

Arranger-Keyboards der Einstiegsklasse bis 300 € sind relativ einfach aufgebaut. Bei den kleinsten Modellen ist absolut nichts programmier-, aufnehm- oder speicherbar. Wenn ein Sequenzer vorhanden ist, dann nur mit fest eingespeicherten Demo- oder Lernsongs. Bessere Modelle können aufnahmefähige Sequenzer haben, die sind dann aber nur zweispurig (linke und rechte Hand) und nicht editierbar, d. h. wenn man sich verspielt hat, darf man alles neu einspielen. Auch für selbst programmierbare Styles braucht man ein etwas besseres Modell. Anschlagdynamik fehlt ebenso wie Line-Ausgänge; erstere ist schon in größeren Einstiegsmodellen erhältlich, letztere erst in semiprofessionellen Keyboards, während der Einsteiger nur eine Kopfhörerbuchse hat.

Die Mittelklasse ist inzwischen ausgestattet wie noch vor einigen Jahren die Profikeyboards. Voll editierbare Sequenzer, mit 16 Spuren auch MIDI-File-tauglich, und beschränkte Klangbearbeitung gehören hier zur Ausstattung, natürlich auch die Unterstützung von Wechselmedien, z. B. USB-Sticks, und drei MIDI-Buchsen. Mit diesen Modellen ist schon ein Einsatz als Alleinunterhalter möglich.

Die Spitzenmodelle wiederum sind weitgehend auf den professionellen Einsatz spezialisiert und haben eine noch weitreichendere Ausstattung. Hier findet man Features wie zwei komplette Sequenzer mit jeweils eigenen Transporttasten, damit keine Pausen durch Ladezeiten entstehen, die Wiedergabe von Audiodateien vom Sequenzer aus oder einen Mikrofoneingang und einen internen Vocal Harmonizer, um mehrstimmigen Gesang zu erzeugen. Diese Instrumente sind opulent mit Styles und fertigen Registrierungen ausgestattet, vielfach sogar speziell für bestimmte Lieder, die oft im Repertoire eines Alleinunterhalters zu finden sind.

Außerhalb von Alleinunterhalterkreisen ist der Ruf von Arranger-Keyboards nicht der beste; sie werden hier verächtlich "Tischhupen" genannt. Gerade in Bands sollte man sie eher nicht spielen. Einsteigermodelle erwecken sofort den Eindruck, daß da ein absoluter Newbie an den Tasten steht, abgesehen davon lassen sie sich nur mit Schwierigkeiten an ein Mischpult anschließen, weil sie nur die Kopfhörerbuchse als einzigen Ausgang haben. Größere Modelle wiederum wirken, als würde der Keyboarder neben der Band so manchen Tanztee beschallen oder gar nicht erst live spielen, weil die Verbreitung von MIDI-Files unter professionellen Entertainern die Behauptung Unkundiger, "die spielen ja doch nicht selbst", nicht nur verstärkt, sondern so manches Mal sogar bestätigt hat. Im übrigen sind Arranger-Keyboards klanglich gar nicht darauf abgestimmt, im Bandkontext zu funktionieren, mit ihren glitzernden Hifi-Sounds.

Nahezu alle Arranger-Keyboards haben 61 Tasten. Einige wenige Modelle der Mittel- oder Oberklasse haben 76 Tasten, und es gibt auch einige Arranger-Keyboards mit 88 Tasten und Hammermechanik, aber weniger im professionellen Bereich. Keyboards mit weniger als 61 Tasten kann man getrost als Spielzeug betrachten, so kurze Tastaturen schränken beim Spielen stark ein.


Masterkeyboard

Das wichtigste Merkmal eines Masterkeyboards vorweg: Es besitzt keine eingebaute Klangerzeugung.

Masterkeyboards werden dafür verwendet, mit MIDI-Befehlen externe Klangerzeuger fernzusteuern. Einsatzgebiete gibt es viele: Ein tastaturloser Expander wird über ein Masterkeyboard gespielt, was den Vorteil hat, daß man die Klangerzeugung einerseits und die Tastatur andererseits unabhängig voneinander wählen kann. Oder man will kein schweres, sperriges Keyboard zwischen zu Hause und dem Bandprobenraum hin- und herschleppen, trägt statt dessen einen Expander und stellt sich an beiden Orten jeweils ein Masterkeyboard als Tastatur auf. Oder ein ganzes Rack voller Synthesizer und Sampler wird von einem oder mehreren Masterkeyboards angesteuert. Oder eine Workstation hat fürs Livespiel mit mehreren Sounds nicht genug Tasten, also wird als Zweittastatur ein Masterkeyboard angehängt. Nicht zuletzt werden Keytars (Umhängekeyboards) häufig als Masterkeyboards gebaut, um das Gewicht einer internen Klangerzeugung einsparen zu können.

Mit dem Aufkommen von Software-Klangerzeugern und der USB-Schnittstelle hat sich ein ganz neues Einsatzgebiet für Masterkeyboards ergeben, nämlich als Eingabegerät am Musikrechner. Aus Studios sind USB-Masterkeyboards nicht mehr wegzudenken, und auch live breiten sie sich aus, vom Kleinkeyboard mit 25 Tasten beim Clubgig bis hin zur schweren Hammertastatur mit 88 Tasten für den Pianisten im Bandeinsatz, jeweils in Verbindung mit einem Laptop mit entsprechender Software.


Expander

Expander sind im Prinzip das genaue Gegenteil von Masterkeyboards: Klangerzeuger ohne Tastatur (oder andere Möglichkeiten, sie am Gerät zu spielen). Es gibt sie in zwei Grundformen: als Pultgerät mit den Bedienelementen auf der waagerecht oder schräg liegenden Oberseite und als Rackmodul für den Einbau in 19"-Racks mit den Bedienelementen an der Vorderseite und entweder fest angebrachten oder nachrüstbaren Rackohren. Manche Pultgeräte eignen sich auch für den Rackeinbau.

Expander wurden besonders populär mit Einführung der MIDI-Schnittstelle, die das einfache Zusammenspiel von Geräten aller Hersteller ermöglichte; es gab sie schon vorher, aber weil sie noch über nicht genormte Steuerverbindungen oder ganz klassisch über analoge Steuerspannungen (die auch nicht genormt waren) angesprochen werden mußten, waren sie für die meisten Musiker nicht interessant.

Wie der Name "Expander" schon andeutet, dienten sie meist dazu, den Klangvorrat eines vorhandenen Keyboard- bzw. Synthesizersetups zu erweitern, ohne ein zusätzliches Tastengerät aufstellen zu müssen. Gerade in den 80ern waren die meisten Expander Rackgeräte, und spätestens mit Aufkommen platzsparender Rompler fürs Rack und leistungsfähiger und gleichzeitig bezahlbarer tastaturloser Sampler wich die Keyboardburg der 70er häufig mächtigen Racktürmen, die von ein oder zwei Tastaturen über MIDI angesteuert wurden.

Inzwischen sind Rack-Expander zum großen Teil Softwaresynthesizern und -sampleplayern gewichen. Pultgeräte halten sich in gewissen Bereichen nach wie vor. So sind heute kompakte, bezahlbare Analogsynthesizer in Pultform sehr beliebt (alle bisherigen MFB-Synthesizer, Doepfer Dark Energy, DSI Mopho, DSI Tetr4, Waldorf Pulse 2, das wiederauferstandene Oberheim SEM, Anyware Tinysizer etc.).
 
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Reaktionen: 16 Benutzer
Sehr gut geschrieben, allerdings koennte einige die enorme Laenge des Textes abschrecken. Du fasst zwar jedesmal im ersten Satz das Wesentliche zusammen, aber wie der Mensch nunmal ist, sieht er eine Wand aus Text faengt er nichteinmal an mit lesen. Das waere mein einziges Bedenken.
 
Ich könnte ja mal versuchen, etwas in Halb-Stichpunktform zusammenzustellen, also kurze Erläuterung, Vorteile und Nachteile.


Martman
 
Ich denke der Text hat das Zeug ein echter Klassiker zu werden. Ich find's super. :great:
 

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