Unterricht für Anfänger

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wiesenknecht
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hi
ich soll den sohn von meiner bekannten schlagzeugunterricht geben. er ist erst 9 jahre alt und hattte noch nie schlagzeugunterricht.
könnt ihr mir vielleicht tips geben womit ich anfangen sollte? ich weiß nicht was wichtig für anfänger ist, das ist bei mir schon so lange her... manche kiddies wissen ja noch nicht einmal was ein takt ist, geschweige denn dass man einen takt auf viertel/achtel...aufteilen kann...

für ein paar tips und anregungen bin ich jetzt schon sehr dankbar ;)
 
Eigenschaft
 
ich gebe grade selbst, im rahmen eines bläserklassenprojektes, kindern im alter von 10-11 jahren unterricht.
zunächst einmal muss man da eine gewisse "mitte" zwischen theorie und praxis finden.
ich habe erstmal mit übungen auf der snare angefangen. die gibt nen schönen ton von sich und man kann wunderbar die grundlegenden dinge wie ganze noten, halbe, viertel auf ihr erarbeiten. (single, doublestrokes, paradiddle usw.). ist für kinder wesentlich interessanter als auf nem doch relativ lautlosen pad rumzutrommeln, hauptsache es macht laut "tschak" und die welt ist in ordnung, so bleiben sie motiviert und aufmerksam.

dann bin ich nachdem sie diese grundlagen (auch notenlesen) beherrscht haben ans "große" set mit ihnen gegangen und habe die übungen, die man an der snare gemacht hat, dann auf die trommeln verteilt, alles aber noch nacheinander, nicht gleichzeitig.
nach etwa 8 stunden waren sie dann so weit, dass sie ihren ersten groove lesen und spielen konnten.
ich wähle hierzu immer diesen aus
bd,hh,sn,hh
da sie da auch noch nichts gleichzeitig tun müssen, trotzdem hört sich das schon ganz doll toll nach schlagzeugspielen an und die kleinen sind stolz wie oskar, wenn sie das ihren eltern präsentieren dürfen.
nun, nach etwa 12 std. bin ich dabei mit ihnen einfache rockbeats zu spielen, die sie nun mittlerweile auch schon selbstständig variieren können (bum,tschak, bum-bum tschak, bum tschak, bumbum tschak, bumbumtschaktschak, usw.)
ich begleite sie dabei dann zB aufm klavier oder der trompete, damit sie lernen auf die anderen in der bläserklasse rücksicht zu nehmen, auf melodiemuster zu achten usw.

jetzt werde ich wieder vermehrt auf die rudiments achten, d.h. wieder an die snare, neues rudiment üben, dann dieses aufs drumset bringen.

habe die kids seit november und sie erfreuen sich weiterhin guter motivation, nicht letzt, weil sie eben auch 1x die woche unterricht als gesamtorchesterprobe haben, wo sie dann verteilt an verschiedenen instrumenten sitzen (pauke, snare, glockenspiel, becken, congas usw.)
 
Auch sehr interessant für Kinder ist das Entdecken der verschiedenen Töne, die man 'ner Trommel (gerade der Snare) entlocken kann.
Ich bin der Ansicht, dass nicht nur Spieltechnik und Grooves wichtig sind, sondern auch "Soundgehörschulung" im Sinne des ersten Satzes.
Je spielerischer Du den gesamten Unterricht gestalten kannst, desto erfolgreicher wird er m.E. sein.

(M)Ein Beispiel:
Ich hab' immer nur dann gelernt, wenn ich selber Interesse an der betreffenden Sache hatte.
Pures "Auswendiglernen" hat mich immer abgeschreckt.
(Dass das meinem Spiel nicht sonderlich förderlich war steht auf einem anderen Blatt!:D)

Deshalb würde ich neben dem Rudiments-Programm immer auch mal Spielchen einfügen, wie: einfache Beats aus z.B. Popproduktionen von CD vorspielen und ihn dann fragen, wie er denn glaubt, dass das gespielt wurde oder wie das Gehörte in Notenform aussieht.
Wenn er sich so was allein erarbeitet (unter möglichst unaufälliger(!) Hilfe Deinerseits), hat er Erfolgserlebnisse!
Von Vorteil ist es, wenn er selber mit Fragen kommt!
 
ich soll den sohn von meiner bekannten schlagzeugunterricht geben.
Öhmmm... also mach das ruhig aber mal ganz erlich. - Wenn du schon von "sollen" schreibst und du zugleich nicht genau weist, wie du es anpacken sollst, ist's ja eigentlich nicht in deinem Sinne und so frag ich dich: Warum machst du das überhaupt? Dann geb eben keinen Unterricht! (Oder bist du jung und benötigst das Geld? :p)


mb :)
 
jau, da ist was dran! Frage also: Hast Du

a) die schlagzeugerischen Fähigkeiten?
b) kannst Du diese in Praxis und Therie vermitteln?
c) bist Du in der Lage, "pädagogisch" mit Kindern umzugehen?

Du solltest schon mit gutem Gewissen diese Fragen mit Ja beantworten können, um als Lehrer tätig zu sein, selbst, wenn es nur um Anfänger geht!
 
Auch sehr interessant für Kinder ist das Entdecken der verschiedenen Töne, die man 'ner Trommel (gerade der Snare) entlocken kann.
Ich bin der Ansicht, dass nicht nur Spieltechnik und Grooves wichtig sind, sondern auch "Soundgehörschulung" im Sinne des ersten Satzes.
Je spielerischer Du den gesamten Unterricht gestalten kannst, desto erfolgreicher wird er m.E. sein.

(M)Ein Beispiel:
Ich hab' immer nur dann gelernt, wenn ich selber Interesse an der betreffenden Sache hatte.
Pures "Auswendiglernen" hat mich immer abgeschreckt.
(Dass das meinem Spiel nicht sonderlich förderlich war steht auf einem anderen Blatt!:D)

Deshalb würde ich neben dem Rudiments-Programm immer auch mal Spielchen einfügen, wie: einfache Beats aus z.B. Popproduktionen von CD vorspielen und ihn dann fragen, wie er denn glaubt, dass das gespielt wurde oder wie das Gehörte in Notenform aussieht.
Wenn er sich so was allein erarbeitet (unter möglichst unaufälliger(!) Hilfe Deinerseits), hat er Erfolgserlebnisse!
Von Vorteil ist es, wenn er selber mit Fragen kommt!

Das würde ich auch so unterschreiben!:great:
War bei mir dasselbe, das habe ich auch eindeutig lieber im Unterricht gemacht und da war ich auch aufmerksamer, weils insgesamt merh Spaß gemacht hat. Die anderen Sachen sind zwar mindestens ebenso wichtig, sind aber meist sehr trocken und können (vor allem wenns nicht gleich hinhaut), abschreckend wirken und machen schnell gar keinen Spaß mehr und man hört damit auf.
 
also ich weiß nicht, ich glaube, ich hätte es in meiner ersten schlagzeugstunde ziemlich scheiße gefunden, wenn ich nur vor ne snare gesetzt worden wäre :D
ich geb selbst keinen unterricht, also kann ich nur davon ausgehen, wie das so bei mir damals war...
ich war bei einem freund, der schlagzeug gespielt hat und hab ihn gefragt ob er mir nicht was zeigen will, und dann hat er mir nen ganz einfachen beat gezeigt (8tel aufm hihat, 4tel abwechselnd snare- und bassdrum) und ein ganz einfaches fill (8el über 4 toms) das lief dann so nach 20 minuten oder so ganz gut, so dass er sich ne gitarre genommen hat und dazu gespielt hat...
und es war der himmel auf erden für mich ^^
 
Ja, klar, aber ich denke die Mitte macht es, ich würde auch so Anfangen gleich am Set, weil das ist es ja eigentlich, worauf man sich da freut, hinter so einem, wie es einem scheint, mächtigen Instrument zu sitzen. Vielleicht ein paar Stunden Basics, bis man ein paar simple Beats kann und dann ist der erste Hunger gestillt. Dann kann man dem Schüler klar machen, dass es nicht nur darum geht, sondern auch um so Sachen wie Rudiments etc. Dann kann man abwechselnd an die Snare und das Set gehen, das was man an der Snare gelernt hat, aufm Set einsetzen und so weiter...
Aber ganz am Anfang würde ich es auch scheiße finden, wenn mein Lehrer sagen würde: "Schaut schon geil aus, son Set, oder? Aber das wirst du die nächsten Wochen nur anschauen dürfen, denn wird fangen mit reinem Snare-Drumming an. Set-Anfassen verboten!":p
 
Diese Vorgehensweise mag anfänglich uninspierend sein, aber... es gibt viele Beispiele, die in eine ähnliche Richtung gehen:

Beispiel: Jap. Bogenschießen
Wer diesen faszinierenden Sport erlernen möchte (und es zu einer gewissen Leistungsstärke bringen will), wird > 1 Jahr nicht einen Pfeil auf eine Zielscheibe abschießen! Im Gegenteil, wer wird sich mit endlosen merkwürdigen Übungen zur Stärkung der Konzentration und Beherrschung des Körpers beschäftigen müssen, die zumindestens teilweise wenig mit dem Bogenschießen zu tun haben. Von endlosen Meditationsübungen mal ganz abgesehen!

Sicher ein Extrembeispiel, zeigt aber auf, daß der Weg zum Erlernen gewisser Fertigkeiten steinig und unbequem sein kann. Wer ein Instrument wirklich erlernen will und zudem über Talent, Musikalität, Ehrgeiz und Fleiß verfügt, wird diesen Weg gehen. Die anderen hauen halt aus Spaß auf der Schießbude ´rum (so wie wir...!).

Und ich finde es absolut richtig, wenn auch Kinder diese Erkenntnis schon früh haben, im Zweifel schont das den elterlichen Geldbeutel, wenn sie feststellen, daß sie diesen drive nicht besitzen. Und es kann auch nicht schaden, wenn sie selbst einschätzen können, welchen Grad sie mit ihrem Aufwand erreichen können.

Also ein oder zwei Schnupperstunden am set ist ok, um den Reiz und die Faszination des Schlagzeugs zu vermitteln, dann aber ganz schnell zu den basics!
 
Mein Lehrer hatte letztin dazu einen guten Spruch parat, als ich mich - ungeduldig wie ich bin - nach etwa 15 Unterrichtsstunden Pad mal ans Set begeben wollte:

"Bau mal ein Haus ohne Fundament. Du wirst feststellen, dass sich da nach einer Zeit nichts mehr aufstocken lassen wird, und alles gehörig zu wackeln beginnen wird."

Zur Interpretation: Das Fundament soll die Stickhaltung, die Haltung beim Spielen usw. dar. Klar, ohne Fundament könnte man auch ein Haus bauen (im übertragenen Sinne natürlich), aber irgendwann wird es einfach nicht mehr weiter aufstockbar sein, einfach weil die Grundlage nichts hält. Und dann das bisher stehende Haus wieder abbaun und nachträglich das Fundament druntersetzen wird sicher um einiges mühseeliger als es gleich zu Beginn gewesen wäre.

Gruß, Ziesi.
 
Na klar, aber erweitere das mal, du machst ja davor auch Pläne, wie wird das Haus später mal aussehen, vll am Computer Simulationen, ob das Haus halten wird, so wie man es bauen will, das können ja auch beim Schlagzeug so die ersten Stunden sein, einfach mal reinschnuppern, um zu sehen, ob es einem taugt und ob man einigermaßen das Gefühl dafür hat, weil wenn man beim Hausbauen zu hoch stapelt und bei der Simulation dann sieht, dass es doch nicht so funktionieren wird, wie man sich vorgestellt hat, dann braucht man ja auch nicht weitermachen...;)
Aber ansonsten stimmt das natürlich absolut, ohne Grundlage kannstes vergessen
 
Als Anfänger kannst du die Wichtigkeit von Rhythmus- und Technikübungen auf der Snare aber nicht wirklich gut einschätzen. Gerade als Kind. Also kannst du das so nicht sagen.
 
Deswegen ja auch erstmal kurz was am Set machen, aber den Kiddies dann klar machen, dass wenn sies ernsthaft machen wollen, das unumdinglich ist und dazu gehört...
Ansonsten ists nur just 4 fun und da brauchen sie dann auch kein GEld für Unterricht ausgeben...:rolleyes:
 
Ich selbst gebe seit 2006 Unterricht, vorwiegend sehr jungen Kandidaten (8-11 Jahre).

Bevor ich überhaupt Unterricht gebe, unterhalte ich mich mit den Kleinen erstmal und versuche herauszufinden, ob es ihr eigener Wunsch ist, sich mit dem Drumset zu beschäftigen, oder ob sie von ihren musikalischen Eltern dahin gedrängt werden (kam tatsächlich auch schon vor)
Ich frage sie nach ihrer bevorzugten Musikrichtung. Hier konnte ich feststellen - ohne voreingenommen zu sein - daß diejenigen, die HipfHüpf-"Musik" hörten hauptsächlich deshalb das Schlagzeugspiel lernen wollten, um vor ihren Freunden als cool dazustehen.

Dann veranschlage ich ein paar Probestunden, in denen ich auch schonmal leichtere Übungen für Zuhause aufgebe um zu testen, ob das Interesse und der Wille zum Lernen vorhanden ist oder nur vorgeheuchelt wird :D. Im letzteren Falle sage ich den Eltern auch schonmal klipp und klar, daß sie sich das Geld für den Unterricht besser sparen sollten.

Wenn feststeht, daß sie es wirklich lernen wollen, mache ich mit ihnen ein paar leichtere Übungen um festzustellen, wo ich mit dem Unterricht beginnen kann. Anschließend hämmere ich ein Bißchen was auf dem Komplettset vor, um ihnen zu zeigen, was man mit einem Schlagzeug so alles machen kann. Ist auch immer wieder faszinierend, wie die Kleinen aus dem Staunen nicht mehr rauskommen, wenn man die einfachsten Sachen spielt :) sie dürfen sich dann auch mal kurz ans große Set setzen - dann stellen sie in der Regel fest, daß es nicht so einfach ist, wie es sich anhört... und bringen wesentlich mehr Verständnis dafür auf, daß es Sinn macht, zunächst mit der Snaredrum als Einzeltrommel zu beginnen.

Du musst auf alle Fälle sehr viel Geduld mitbringen - es wird während des Unterrichts immer wieder Situationen geben, die den Kleinen langweilig sind... dann gilt es, sie zu motivieren zu können, Beispiele zu bringen (z. B. passende Songs) in denen sie die Übungen praktisch umsetzen können.

Du musst darauf achten, sie zu deinem Freunden zu machen - für Kiddies gibt es nichts schlimmeres als irgendwann das Gefühl zu haben, zum Unterricht gehen zu "müssen"! Wenn die Eltern mal anrufen und sagen, es gibt etwas anderes für den Tag als Unterricht, akzeptiere es und mache klar, daß es kein Problem ist... eine Leerlaufphase wird es immer wieder mal geben. Bisher haben sich meine Schüler zumeist auf den Unterricht gefreut.

Ein wichtiger Punkt ist auch, das Niveau des Unterrichts langsam, aber stetig zu steigern - und Du musst die Kiddies immer mit Irgendetwas überraschen könnnen. Ich selbst mache das, indem ich am Ende der Unterrichtseinheit gelegentlich einen Playalong einschiebe und einen etwas verzwickteren Groove spiele als beim letzten Playalong.

Eine andere Idee zur Motivation der Schüler ist es sie aufzufordern, eine CD mit ihrem Lieblingssong auszusuchen, und mit ihnen zusammen den Groove herauszuhören - zunächst stark vereinfacht, um sich immer näher ans Original heranzuarbeiten. Sie sind dann stolz wie Harry, ihren Eltern Zuhause ihren Lieblingssong vorzutrommeln ;)

Du wirst im laufe der Zeit die Bestätigung erhalten, das es ein schönes Gefühl ist, wie Du dein Wissen weitervermitteln konntest. Außerdem ist es wundervoll zu sehen, wie ein absoluter Newbie am Set nach ein paar Monaten einen Beat spielt und das dann sogar grooven kann :great:

Viel Erfolg wünsch ich dir, falls Du dir das zutraust und Unterricht geben wirst
 
"Bau mal ein Haus ohne Fundament. Du wirst feststellen, dass sich da nach einer Zeit nichts mehr aufstocken lassen wird, und alles gehörig zu wackeln beginnen wird."
Abgesehen davon, das der Vergleich etwas hinkt ....

Wenn Du schon mal ein Haus gebaut hast, weißt Du aber auch, das es nicht mit dem Fundament beginnt.
Du fängst mit einer Idee an (ich will Schlagzeug spielen), suchst Dir ein passendes Grundstück (oder lässt es suchen), gehst zu einer Fachperson, die Dir hilft, Deine Idee zu visualisieren und grobe Fehler zu vermeiden. Du hast dann das fertige Gebäude schon vor Dir, kannst es Dir ansehen usw. Zu diesem Zeitpunkt hat sich noch nicht ein Baggerrad gedreht.

Würdest Du als erstes mit dem Fundament anfangen, würde einiges in die Hose gehen :D

Ich finde den von Dingle-Dangle beschriebenen Weg (nicht nur für kleine KInder und Jugendliche) ideal.
Ein Kombination aus Theorie und Praxis, verbunden mit immer wieder motivierenden Einschüben. Das kann auch mal ne Videoaufnahme vom Schüler sein, die man zusammen analysiert, eine kleine Recording-Session, Playalongs, usw.

Es geht schließlich um Musik.
 

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