Anforderungen an ein Akkordeon für Orchesterbetrieb

maxito
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Wie ein Akkordeon zu sein hat, da hat ja jeder so seine eigenen Vorstellungen, aber wie sieht es aus, wenn man mit seinem Instrument im Akkordeon Orchester mitspielen will?

Was muss /sollte das Instrument aufweisen, damit es im Orchesterbetrieb mitwirken kann, ohne anzuecken?

In älteren Beiträgen wurde das Thema bereits öfter mal mehr oder weniger direkt angesprochen, z.B. hier:

https://www.musiker-board.de/akkordeon-forum-sonst/373483-wuerdet-ihr-eine-25-jahre-alte-gola.html

https://www.musiker-board.de/akkordeon-forum-sonst/256310-morino-alternative-aehnlicher-klang.html

Zum anderen hatte ich meine Morino mal ne zeitlang an eine Bekannte ausgeliehen, die sich dafür interessierte, sie mir aber wieder zurückgab mit dem Kommentar: "... die hätte mir ja ganz gut gefallen, vom Zustand und vom tremolo und so, wenn ich die nur für mich nehmen würde, aber das Tremolo ist anders eingestellt, als das der anderen und das hörte man ständig raus.:"

Da ich nicht in einem Orchester spiele, mich die Sache aber dennoch beschäftigt, die Frage an alle Orchesterspieler (und natürlich auch an die anderen:)):

Gibt es bestimmte bestimmte Anforderungen, die ein Akkordeon erfüllen soll /muss, damit es orchestertauglich ist was den Tonumfang, die Register das Tremolo, den grundsätzlichen Klang, die Farbe, Marke etc. angeht?:confused:

Gruß, maxito
 
Eigenschaft
 
Das kommt darauf an. Ich wundere mich zuerst einmal, daß man einen Schwebeton im Orchester braucht. Ich würde den dann auch nur solistisch einsetzen.

Jedes Orchester stellt andere Anforderungen an die einzelnen Akkordeons. Ev. unterscheidet das eine nach Klangstimmen, das andere wirft kunterbunt alles in die einzelnen Stimmen, so daß es ein Brei wird... usw... Das Akkordeon muß mit den anderen harmonieren und darf nicht zu laut sein. Dann braucht man wieder ein Solisteninstrument, das besonders laut ist, während alle anderen leiser sein müssen... usw.

Daher vermute ich mal, daß man bei den einzelnen Orchestern anfragen muß, was denn gewünscht sei. Andersrum würde ich mir aber auch nicht extra ein anderes Akkordeon zulegen, wenn den Mitspielern allein die Marke nicht gefällt... ;)

Grüße

Ippenstein
 
Hallo maxito!

Ich habe in verschiedenen Orchestern die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht. Es gab da wirklich Extreme!

Z.B. Gab es ein Orchester, in dem durfte man kein 3-chöriges Tremolo einsetzen - maximal ein 2-chöriges, ein Cassotto war Pflicht - optimal aus dem Hause Hohner oder Bugari. Mindestens Morino-Qualität.

In einem anderen Orchester waren diverse unterschiedlich Instrumententypen vertreten, von der urigen russischen Original-Bayan bis zum High-End-Solistenistrument, Weltmeister, Morinos, Champions etc. Im Unterschied zum ersten Orchester wurden hier die Instrumente gezielt klanglich auch eingesetzt und nicht ein "Einheitsbrei" erzeugt.

Aktuell bin aktiv in einem Ensemble, in dem jeder seine individuelle "Note" einbringt. Mehrere Hohner Morinos, zwei Pigini Bayan, Excelsior Symphony, Roland-Akkordeon, Hohner Bass. Eine Goletta war auch mal dabei.

Allen gemeinsam ist/war, dass zumindest bei der gehobenen Orchesterliteratur 41 Tasten Pflicht sind. Man kann zwar mit den Registern etwas kompensieren, aber nicht immer.
In den ersten Stimmen sind in der gehobenen Orchesterliteratur nach meiner Erfahrung des öfteren 45 Tasten sehr hilfreich. Ein 5-chöriges Instrument mit 3-chörigem Tremolo ist heute nur noch sehr selten erforderlich bis verpöhnt - 4 Chöre im Diskant reichen. Die Basseite ist zumeist überflüssig und wird leider wenn dann nur sehr selten solistisch eingesetzt.

Gab es nicht mal irgendwo die Idee, ein hochwertiges Diskantteil ohne Bassteil als "Orchesterinstrument" zu verkaufen?
Das hätte doch große Vorzüge, da die Balgkontrolle erheblich einfacher wird...

Grüße
Acoord
 
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Gab es nicht mal irgendwo die Idee, ein hochwertiges Diskantteil ohne Bassteil als "Orchesterinstrument" zu verkaufen?
Das hätte doch große Vorzüge, da die Balgkontrolle erheblich einfacher wird...

Doch, diese Idee gab es schon. Vor vielen Jahren hat Victoria auf Betreiben eines sehr bekannten süddeutschen Dirigenten solche Instrumente hergestellt und angeboten. Es war ja ein genialer Ansatz, denn die Kisten waren ja viel billiger, da man kein Bassteil herstellen musste. Das Dumme war nur, dass sie kein Mensch gekauft hat. Die liegen wahrscheinlich heute noch in Castelfidardo in irgendeinem Keller herum.

Gruß Claus
 
Wer nicht auf sein Akkordeon verzichten, aber den Baßteil leichter haben will, weil er ihn nie benutzt, kann die Stimmstöcke und ev. auch die Baßmechanik herausnehmen. Dadurch ist das Baßteil dann erheblich leichter und bei einem Wiederverkauf brauchen die Sachen nur wieder eingebaut zu werden.

Grüße

Ippenstein
 
Ich denke hier es auch einfach eine Geschmacksfrage..... kann man darüber streiten?

Wenn ich als Dirigent entscheiden muss, ob ich 5 Morinos da sitzen habe....(wobei das kein Orchester ist) oder 25 zusammengewürfelte Instrumente mit Musikern die Spaß haben, dann ist das doch keine Frage, oder?

Wir sind alles keine Berufsmusiker und da meine ich, kann man nicht verlangen, dass ein bestimmte Marke bevorzugt wird.
Ich weiß dass unser Dirigent sich über jede Morino freut.
Aber es ist alles andere auch so anwesend. Von einem Knopfakkordeon was überhaupt kein Tremolo hat über einige Italiener.
Okay, zugegeben wir sind ein sehr großes Orchester und von den 50 Spielern sind bestimmt 40 Morinos dabei.
Somit haben die anderen auch gar keine große Chance zu "stören".

Zum Thema: Anfordeung...
Wichtig ist das alle gut gestimmt sind!
Instrumente wie Spieler....
 
Ich stimme hier Pfefferminzchen uneingeschränkt zu.
Als ich während meiner 2-jährigen Zeit in Saarbrücken ins Güdinger Akkordeon-Orchester unter Eugen Tschanun gestolpert bin, spielte ich eine Atlantik Musette. Da durfte ich nur einchörig spielen. Dort kaufte ich dann mit Hilfe meiner Eltern meine erste 5-chörige Morino. Wobei hier insgesamt kaum Tremolo gespielt wurde. Damaliger Mitspieler war Alexander Flory, in der Akkordeonszene sicher bekannt.
Das Ensemble in Bochum, in dem mein Sohn mitspielt, tendierte zur Pigini . Dort wird auch so gut wie nie Tremolo gespielt. Da haben wir die alte 5-chörige Morino N, die zu dem Zeitpunkt ziemlich "abgenudelt" war, in Zahlung gegeben und in Warstein die Pigini gekauft.
In unserem Hobbyorchester ist es so, dass unser Dirigent sagt, ein reines Morinoorchester sei eher langweilig. Wobei er die Morinos auch sehr schätzt.
Bei uns gibt es nur Hohner. Wir sind aber nur 15 Spieler. Morino, Atlantik, Imperator. Alle 41 Tasten und schwarz.
Da ist meine Bugari schon ein Exot.
Wir spielen wirklich nur hobbymäßig, weil es uns Spaß macht. Sind alle schon so alt, dass wir an keinen Wertungsspielen mehr teilnehmen, sondern nur zur Unterhaltung spielen. Es kommen in den Kurorten auch fast nur alte Leute, auf die unser Programm zugeschnitten ist.
Wir haben nur ein Konzert im Jahr, zu dem auch Moderneres gespielt wird. Und das machen wir noch jedes Jahr, denn es könnte das letzte sein ;)
Seit es mit meinem Arm (war ja ein Oberarmtrümmerbruch) wieder geht, wechsele ich immer wieder zwischen Morino und Bugari.
Na ja, die Bugari werde ich nun doch behalten. War eine Schnapsidee mit einem anderen Instrument.
So gut bin ich nicht, dass ich ein noch teureres Instrument bräuchte.

Gruß Jutta
 
Hallo,

zur Zeit sind die Akkordeonisten bei allen Orchestern in der Umgebung akute Mangelware. Wenn jemand spielen kann und mit einem auch nur halbwegs spielbaren & auf 440Hz gestimmten Instrument auftraucht, wird er gerne aufgenommen. Natürlich sollten es möglichst ein Cassotto-Instrumente mit Doppeloktavstimmung sein, aber den Luxus der Bewerberauswahl können sich zur Zeit vermutlich nur noch die Spitzenorchester leisten.
Bei uns gab es schon mal den Wunsch des Dirigenten eine Monino mit original Hohner 3-chörigem Tremolo etwas flacher stimmen zu lassen…
Eine Orchesterkollegin hat sich letztes Jahr eine neue weiße Bugari (41 Tasten, 4-chörig, Cassotto, 120 Bass) gekauft. Natürlich fällt das Instrument im Orchester sehr auf…
Ein bekannter Akk-Orchester-Dirigent hat mir auf die Frage 4- oder 5-chöriges Instrument kaufen einmal geantwortet: "in meinem Orchester wenn möglich 5-chörig" Hintergrund: 5 Spieler auf 4-chörigen Istrumenten ergibt maximal 20 klingende Chöre im Tutti, 5 Spieler mit 5-chörigen Instrumenten aber 25 Chöre ->2,5 Spieler / Akkordeons mehr als bei 4-chörigen Instrumenten.

Viele Grüße… Peter
 
Das war aber ein Witz, oder? Wenn ein Akko-Orchester volle Breitseite mit Doppelschwebung spielt, hörst Du nur noch einen einzigen Brei... Bei der Orgel lernt man in Bezug auf die Registrierung: Weniger ist mehr.

Grüße

Ippenstein
 
das ist leider kein Witz!
Ein Dirigent hier bei uns in der Gegend heißt deshalb auch "Dampf-Maier", weil er überwiegend so spielen läßt...
 
... es war auch weder von mir noch von diesem in der Akk-Orchester-Szene sehr hoch geschätzem Dirigenen nicht als Witz gemeint. Wenn Tremolo nur an gewissen Stellen und nicht generell eingesetzt wird, hat es auch im Orchester seinen Reiz. Natürlich sollte es ein dezentes (!) und kein Musette oder Oberkrainer Tremolo sein.

Viele Grüße... Peter :)
 
Gibt es bestimmte bestimmte Anforderungen, die ein Akkordeon erfüllen soll /muss, damit es orchestertauglich ist was den Tonumfang, die Register das Tremolo, den grundsätzlichen Klang, die Farbe, Marke etc. angeht?:confused:

Da ich es war, die den von Dir zitierten Ausspruch von der "fehlenden Orchestertauglichkeit" getätigt hat, nun auch meine Meinung dazu:
Da es sich in meinem Fall um ein reines Hobbyorchester handelt, sind (meiner Meinung nach) Farbe und Marke völlig "wurscht". Ich hätte keine Hemmungen, mit einem grün-rot-karierten Instrument einer taiwanesischen Handmanufaktur aufzutauchen (wenn denn das mein Stil wäre :rolleyes: ), sofern das Instrument meinen Ansprüchen genügt. In einem Profi- oder auch "nur" wettbewerbsorientierten Orchester mag das anders aussehen ("Aussehen" im Sinne des Wortes).

Vom Tonumfang her sieht es schon etwas anders aus. "Zu groß" gibt es natürlich nicht, "zu klein" schon eher. Ein "vollwertiger" Spieler im AO wird, schätze ich, nicht mit weniger als 37 Tasten auskommen, je nach Literatur mag das mit 37 schon sehr knapp werden. ["Vollwertig" meine ich hier nicht im Gegensatz zu "minderwertig", sondern als Abgrenzung gegen "Neulinge", die erst mal reinschnuppern wollen, um sich zu entscheiden, ob es ihnen im AO überhaupt gefällt.]

Bei der Registrierung bzw. als Grundlage dafür der Chörigkeit sieht es ähnlich aus. Ein Instrument ohne 16' kann (bei herkömmlicher Besetzung) in der 3. und 4. Stimme nicht eingesetzt werden und bekommt "stückweise" auch in der 1. und 2. Probleme. Ein nicht vorhandener 4'-Chor ist da eher weniger problematisch, das Instrument (bzw. dessen Spieler) wird dann aber vermutlich in der 4. Stimme eingesetzt werden, die eher weniger beliebt ist ... (aber nicht wegen der Beliebtheit der Stimme, sondern weil da halt äußerst selten der Piccolo-Chor verwendet wird).

Ein "typisches" Orchesterinstrument hat also mindestens 37 Tasten und mindestens 4 Chöre; letztere verteilt auf 4', 8' und 16' (alles im Diskant - auf Bassstimmstöcke könnte dafür in (geschätzt) 99% der Stücke verzichtet werden).

Tja, und dann das Tremolo ...
Tremolo ist natürlich immer Geschmackssache. Aber im AO ist wichtig, dass die Tremolos (Tremoli?) der einzelnen Instrumente vom Klang her zusammenpassen. Damit meine ich nicht, dass sie 100% gleich gestimmt sein müssen (was der Optimalfall wäre), sondern dass der Klangeindruck zusammenpassen muss.
Klar gibt der Einsatz des Tremolo im Orchester einen gewissen Klangbrei. Bei 5 Spielern einer Stimme - nehmen wir mal an, 2 4-chörige und 3 5-chörige Instrumente - wären das 13 Chöre, die gleichzeitig klingen (die anderen Stimmen berücksichtige ich nicht, da die normalerweise andere Töne spielen und oft auch anders registriert sind). Das ist aber in diesem Moment durchaus erwünscht oder zumindest toleriert. Ein Komponist oder Bearbeiter, der für AO schreibt, weiß (oder sollte zumindest wissen) was er tut, wenn er Tremoloeinsatz vorschreibt. Wenn er diese "Vielchörigkeit" nicht möchte, muss er anders registrieren (was ja durchaus auch vorkommt, z.B. ein Spieler Tremolo, der Rest der Stimme einchörig). Trotz all dieser "Vielchörigkeit" sollte aber eben - um aufs Thema zurückzukommen - der Klangeindruck, die "Schärfe" des Tremolos zusammenpassen.

In dem Spezialfall, als ich maxitos Morino ausprobierte, hatten jetzt 12 Instrumente (des Orchesters - nicht der Stimme :D ) das typische "Hohner-Morino/Atlantic-Standardtremolo", wie es halt hingestimmt wird, wenn der 08/15-Spieler gar nicht weiß, dass es da auch andere Möglichkeiten gibt. Und das 13. Instrument hatte ein modifiziertes Tremolo: Untertremolo beinahe (aber nicht ganz) auf 0 und Obertremolo deutlich flacher als "Standard". Und beim Tutti-Einsatz "knallt" das raus, es ist plötzlich kein Tutti-Instrument mehr, sondern ein Fremdkörper im Orchesterklang. Und das ist dann halt als Orchesterinstrument nicht einsetzbar.

Kein Problem wäre es natürlich als Solo-Instrument, wenn in einem Stück eine Solostimme dabei ist, die nicht zwischendurch auch Tutti-Stellen übernimmt. Aber wie viele Stücke sind das in einem Konzertprogramm ...? Und selbst wenn dann ein passendes Stück gespielt wird, ist immer noch die Frage, ob der Besitzer dieses speziellen Instruments auch der Spieler der Solostimme sein wird ... :p (und im ganz speziellen Spezialfall "meines" Orchesters werden solche Solostimmen dann - da sie ansonsten eh abgenommen würden - gleich auf dem Roland gespielt).

Deshalb bekam maxito seine Morino zurück und ich begann, meine so zu modifizieren, dass sie sowohl für meinen Geschmack als auch für die Orchesteranforderungen passt.

Gruß,
INge
 
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