Dr. PAF
Vintage Inspired Pickups
Edit by Eggi: ausgelagert aus dem https://www.musiker-board.de/reviews-e-git/576569-pickups-grosse-humbucker-test-pafology.html Review!
Aus aktuellem Anlass - und da es hier auch ganz gut reinpasst - mal ein kleiner Workshop:
Wie installiere ich die Kappe auf einen Humbucker?
Ich habe kuerzlich ein gebrauchtes Set Wolfetone Legends gekauft, auf das nachtraeglich wundervoll geaged-te (keine Ahnung, wie man das schreibt) Kappen aufgebracht wurden. Ein Blick auf die Rueckseite offenbarte, dass der Vorbesitzer es mit dem Loetzinn doch etwas zu gut gemeint hatte. Viel hilft nicht immer viel. Und gerade bei Pickups ist allerhoechste Vorsicht geboten - sobald das fluessige Zinn in die Wicklungen gelangt, schliesst des den PU kurz - dann hilft nur noch ein Rewind oder ein neuer Tonabnehmer.
Deshalb ist es wichtig, dass man bei dieser Aktion so vorsichtig wie moeglich vorgeht und auch das Zinn sparsam einsetzt. Denn bedenke: Der eigentliche Grund, warum die Kappen ueberhaupt an die Baseplate geloetet werden, ist deren Erdung. Dass die Loetpunkte die Kappe auf dem Pickup fixieren, ist ein positiver Nebeneffekt. Dementsprechend ist hier auch keine bombenfeste Verbindung noetig.
Bei der Aktion ist eher Weniger = Mehr. Denn weniger Zinn bedeutet auch weniger Hitze, die einem PU naemlich auch nicht unbedingt bekommt. Deshalb habe ich hier mal eine kurze Uebersicht zusammengefasst, wie ICH Kappen installiere. Sicherlich hat da jeder seine eigene Art und Weise, aber diese hier hat sich fuer mich als am schnellsten und besten herauskristallisiert. Leider ist mein tolles Smart Phone zwar smart, aber leider auch defekt, so dass ich auf meine uralte Digicam zurueckgreifen musste, die wirklich Probleme mit Bildern bei suboptimaler Belichtung hat.
Dieses Bild zeigt, wie viel und wie weit der Zinn bereits in die Kappe vorgedrungen war. An den Pickups selbst war das Zinn fast bis zu den Wicklungen durchgedrungen. Zum Glueck war kurz vorher Schluss. Auf den Backplates waren auch kleine Gebirge an Loetzinn zurueckgeblieben. Diese mussten erst einmal entfernt (oder wenigstens so gut wie moeglich abgetragen) werden. Das geht zum einen mit einem scharfen Gegenstand, da der Zinn relativ weich ist. Aber hier besteht immer die Gefahr, dass man abrutscht und entweder in den eigenen Hand oder in den Wicklungen des Tonabnehmers landet - da kann jeder fuer sich entscheiden, was schlimmer waere
Ich verwende fuer solche Jobs immer Solder Wick. Fein geflochtenes Kupfer "saugt" das fluessige Zinn auf, wenn man es mit dem Loetkolben auf das Zinn gedrueckt wird.
So sieht das dann aus ...
So sehen zum Beispiel die Kappen nach dieser Prozedur aus:
Zurueck bleibt nur ein superduenner Layer Zinn, der keine Gefahr fuer den Pickup mehr darstellt. Ich hatte mich jedoch entschlossen, andere Kappen zu installieren. Um die Loetzeit so gering wie moeglich zu halten, habe ich bei den neuen Kappen die Innenseite in dem Bereich, in dem sie mit der Baseplate verbunden wird, mit einem Fetzen 220 Schleifpapier etwas aufgeraut (ermoeglicht dem Lot schnelleren Kontakt zu dem Metall). Um die Kappen moeglichst einfach aufzubringen, schraube ich die aeusseren Poleschrauben etwas weiter aus dem Bobbin, so dass die Kappe automatisch in ihre richtige Position geleitet wird. Diese Position wird dann mit meinen Lieblingstools fuer dieses Prozedere fixiert ... zwei selbstarretierende Klemmen.
Zu erst eine Klemme, die das Cover von oben auf den Pickup drueckt ...
... und dann eine, welche die Waende an die Seite des Pickups fixiert ...
Dann wurde der Bereich, in dem das Cover mit der Base verbunden werden soll mit einer kleinen (!) Menge Flux benetzt. Ich benutze dafuer immer einen Q-Tipp ...
So fest eingezwaengt und vorbereitet, wird nun die Kappe mit der Base verloetet. Eine kleine Menge Zinn reicht meistens (immer!) aus.
Und so sieht das dann aus, wenn's fertig ist. Man kann noch gut sehen, wie grossflaechig das Lot vor dieser "Entschlackungskur" auf der Plate verteilt war.
Das ganze ist eine schnelle Prozedur, die - wenn man das ein paar mal gemacht hat - ganz easy von der Hand geht. Neben gruendlichem Arbeiten ist auch die Qualtiaet der Tools/Materialen wichtig. Nicht jedes Loetzinn verhaelt sich gleich gut. Ich verwende nur 60/40 rosin core Zinn, dass vermutlich in Europa nicht mehr so einfach zu bekommen sein wird. Blei-freies Loetzinn ist eine Qual!
Ausserdem ist der Loetkolben entscheident fuer die Qualitaet Eurer Loetarbeit! Sicherlich braucht nicht jeder eine Weller Loetstation ... habe ich auch nicht. Mein Kolben ist ein Solomon SR-965 40 W Kolben von StewMac, der in einer ganz anderen Liga spielt, als der 30 W Billigkolben von Radio Shack. Er heizt schnell auf und ist heiss genug, alle Arbeit schnell und praezise durchfuehren zu koennen.
So, jetzt sind die Pickups wieder vollkommen einsatzfaehig und bereit fuer neue Schandtaten!!! Ich hoffe, dass diese Ausfuehrungen dem ein oder anderen eine kleine Hilfe sein werden.
PS: Es ist essentiell, dass zwischen der Kappe und dem Pickup kein Spalt ist. Das fuehrt zu fiesen Feedback-Problemen. Um auf Nummer sicher zu gehen, gibt's einen kleinen Trick: Man legt den Pickup mit der Vorderseite auf ein Stueck Kuechenrolle, nimmt die Wachsreste eines ausgebrannten Teelichtes, setzt sie auf die Baseplate und bringt sie mittels Heissluftpistole oder Foen zum schmelzen. Sobald das Wachs geschmolzen ist mit dem "Heizen" aufhoeren. Das fluessige Wachs findet seinen Weg in den Pickup und sammelt sich zwischen Pickup und Kappe. Das Kuechenpapier saugt das Wachs auf, dass durch die Poleschraubenoeffnungen "auslaeuft". Dieses Vorgehen ist nicht mit dem Wachsen der Spulen zu vergleichen, in dem die Spulen in ein heisses Wachsbad gelegt werden, und hat absolut keinen Einfluss auf den Sound. Nur der Raum zwischen dem Humbucker und der Kappe wird eliminiert, was den Pickup Feedback-unanfaellig macht.
Aus aktuellem Anlass - und da es hier auch ganz gut reinpasst - mal ein kleiner Workshop:
Wie installiere ich die Kappe auf einen Humbucker?
Ich habe kuerzlich ein gebrauchtes Set Wolfetone Legends gekauft, auf das nachtraeglich wundervoll geaged-te (keine Ahnung, wie man das schreibt) Kappen aufgebracht wurden. Ein Blick auf die Rueckseite offenbarte, dass der Vorbesitzer es mit dem Loetzinn doch etwas zu gut gemeint hatte. Viel hilft nicht immer viel. Und gerade bei Pickups ist allerhoechste Vorsicht geboten - sobald das fluessige Zinn in die Wicklungen gelangt, schliesst des den PU kurz - dann hilft nur noch ein Rewind oder ein neuer Tonabnehmer.
Deshalb ist es wichtig, dass man bei dieser Aktion so vorsichtig wie moeglich vorgeht und auch das Zinn sparsam einsetzt. Denn bedenke: Der eigentliche Grund, warum die Kappen ueberhaupt an die Baseplate geloetet werden, ist deren Erdung. Dass die Loetpunkte die Kappe auf dem Pickup fixieren, ist ein positiver Nebeneffekt. Dementsprechend ist hier auch keine bombenfeste Verbindung noetig.
Bei der Aktion ist eher Weniger = Mehr. Denn weniger Zinn bedeutet auch weniger Hitze, die einem PU naemlich auch nicht unbedingt bekommt. Deshalb habe ich hier mal eine kurze Uebersicht zusammengefasst, wie ICH Kappen installiere. Sicherlich hat da jeder seine eigene Art und Weise, aber diese hier hat sich fuer mich als am schnellsten und besten herauskristallisiert. Leider ist mein tolles Smart Phone zwar smart, aber leider auch defekt, so dass ich auf meine uralte Digicam zurueckgreifen musste, die wirklich Probleme mit Bildern bei suboptimaler Belichtung hat.
Dieses Bild zeigt, wie viel und wie weit der Zinn bereits in die Kappe vorgedrungen war. An den Pickups selbst war das Zinn fast bis zu den Wicklungen durchgedrungen. Zum Glueck war kurz vorher Schluss. Auf den Backplates waren auch kleine Gebirge an Loetzinn zurueckgeblieben. Diese mussten erst einmal entfernt (oder wenigstens so gut wie moeglich abgetragen) werden. Das geht zum einen mit einem scharfen Gegenstand, da der Zinn relativ weich ist. Aber hier besteht immer die Gefahr, dass man abrutscht und entweder in den eigenen Hand oder in den Wicklungen des Tonabnehmers landet - da kann jeder fuer sich entscheiden, was schlimmer waere
Ich verwende fuer solche Jobs immer Solder Wick. Fein geflochtenes Kupfer "saugt" das fluessige Zinn auf, wenn man es mit dem Loetkolben auf das Zinn gedrueckt wird.
So sieht das dann aus ...
So sehen zum Beispiel die Kappen nach dieser Prozedur aus:
Zurueck bleibt nur ein superduenner Layer Zinn, der keine Gefahr fuer den Pickup mehr darstellt. Ich hatte mich jedoch entschlossen, andere Kappen zu installieren. Um die Loetzeit so gering wie moeglich zu halten, habe ich bei den neuen Kappen die Innenseite in dem Bereich, in dem sie mit der Baseplate verbunden wird, mit einem Fetzen 220 Schleifpapier etwas aufgeraut (ermoeglicht dem Lot schnelleren Kontakt zu dem Metall). Um die Kappen moeglichst einfach aufzubringen, schraube ich die aeusseren Poleschrauben etwas weiter aus dem Bobbin, so dass die Kappe automatisch in ihre richtige Position geleitet wird. Diese Position wird dann mit meinen Lieblingstools fuer dieses Prozedere fixiert ... zwei selbstarretierende Klemmen.
Zu erst eine Klemme, die das Cover von oben auf den Pickup drueckt ...
... und dann eine, welche die Waende an die Seite des Pickups fixiert ...
Dann wurde der Bereich, in dem das Cover mit der Base verbunden werden soll mit einer kleinen (!) Menge Flux benetzt. Ich benutze dafuer immer einen Q-Tipp ...
So fest eingezwaengt und vorbereitet, wird nun die Kappe mit der Base verloetet. Eine kleine Menge Zinn reicht meistens (immer!) aus.
Und so sieht das dann aus, wenn's fertig ist. Man kann noch gut sehen, wie grossflaechig das Lot vor dieser "Entschlackungskur" auf der Plate verteilt war.
Das ganze ist eine schnelle Prozedur, die - wenn man das ein paar mal gemacht hat - ganz easy von der Hand geht. Neben gruendlichem Arbeiten ist auch die Qualtiaet der Tools/Materialen wichtig. Nicht jedes Loetzinn verhaelt sich gleich gut. Ich verwende nur 60/40 rosin core Zinn, dass vermutlich in Europa nicht mehr so einfach zu bekommen sein wird. Blei-freies Loetzinn ist eine Qual!
Ausserdem ist der Loetkolben entscheident fuer die Qualitaet Eurer Loetarbeit! Sicherlich braucht nicht jeder eine Weller Loetstation ... habe ich auch nicht. Mein Kolben ist ein Solomon SR-965 40 W Kolben von StewMac, der in einer ganz anderen Liga spielt, als der 30 W Billigkolben von Radio Shack. Er heizt schnell auf und ist heiss genug, alle Arbeit schnell und praezise durchfuehren zu koennen.
So, jetzt sind die Pickups wieder vollkommen einsatzfaehig und bereit fuer neue Schandtaten!!! Ich hoffe, dass diese Ausfuehrungen dem ein oder anderen eine kleine Hilfe sein werden.
PS: Es ist essentiell, dass zwischen der Kappe und dem Pickup kein Spalt ist. Das fuehrt zu fiesen Feedback-Problemen. Um auf Nummer sicher zu gehen, gibt's einen kleinen Trick: Man legt den Pickup mit der Vorderseite auf ein Stueck Kuechenrolle, nimmt die Wachsreste eines ausgebrannten Teelichtes, setzt sie auf die Baseplate und bringt sie mittels Heissluftpistole oder Foen zum schmelzen. Sobald das Wachs geschmolzen ist mit dem "Heizen" aufhoeren. Das fluessige Wachs findet seinen Weg in den Pickup und sammelt sich zwischen Pickup und Kappe. Das Kuechenpapier saugt das Wachs auf, dass durch die Poleschraubenoeffnungen "auslaeuft". Dieses Vorgehen ist nicht mit dem Wachsen der Spulen zu vergleichen, in dem die Spulen in ein heisses Wachsbad gelegt werden, und hat absolut keinen Einfluss auf den Sound. Nur der Raum zwischen dem Humbucker und der Kappe wird eliminiert, was den Pickup Feedback-unanfaellig macht.
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