
chris_kah
HCA PA- und E-Technik
Dieser Thread befasst sich mit dem Selstbau eines einfachen Piezo- Tonabnehmers.
Ich habe eine billige Ukulele mit einem einfachen Tonabnehmer nachgerüstet. Alles gilt natürlich auch für Gitarren und andere akustische Instrumente mit Schalldecke.
Die Bauteile:
* eine 6.3 mm Klinkenbuchse
* ein Piezo- Schallwandler
* eventuell dünnes Koaxialkabel
Die Bauteile gibt es im Elektronikfachhandel billig zu kaufen.

Beispiele für Piezo- Wandler (hier von Conrad, meine (Bild 1) waren von Pollin, aber auch Reichelt & Co. haben diese Art):
http://www.conrad.de/ce/de/product/710385/ , http://www.conrad.de/ce/de/product/710397/ , http://www.conrad.de/ce/de/product/717770/
Wichtig ist, dass die Plättchen nirgends eingebaut sind (ohne Gehäuse und Rand). In meinem Fall musste ich den Plastik-Rand entfernen, damit sich das flächig kleben lässt.
Die angegebenen Resonanzfrequenzen haben in unserem Anwendungsfall nichts zu sagen, da das die für die freischwingenden Plättchen sind.
In unserem Fall wird das Plättchen auf einen großen und schweren Resonanzkörper geklebt, da ist davon nichts mehr übrig.
Es gibt unterschidliche Durchmesser. Praktikabel sind 15 - 50 mm.
Größere haben eine größere Kapazität und können daher auch besser Kabel treiben. Generell sind größere Piezos weniger grell, weil sie von einer größeren Fläche abnehmen und daher der Grundton ein größeres Gewicht hat.
Man kann auch mehrere kleine Plättchen parallel schalten und nebeneinander auf den Resonanzboden aufkleben. Das hat in etwa den gleichen Effekt.
In jedem Fall sollte nach einem kurzen Kabel (so maximal 3m) ein Verstärker mit hoher Eingangsimpedanz kommen (Warum? Guckst du hier).
Einbau:
Die Klinkenbuchse sollte in die Zarge eingebaut werden, der Piezo- Wandler kommt von unten an die Schalldecke.
Zuerst wurde die Klinkenbuchse an die vorhandenen Drähte des Piezo Wandlers angelötet. Der innere Ring hat ein rotes Kabel und wird mit dem Spitzenkontakt (Tip) der Klinkenbuchse verlötet.
Der äußere Ring ist vermutlich mit der Rückseite leitend verbunden und ergibt eine gute Schirmung. Das dort angeschlossene Kabel wird mit dem Mantelkontakt (Sleeve) der Klinkenbuchse verbunden.
Wird das Kabel länger als 10 cm empfiehlt sich ein Koaxialkabel zu verwenden. Innenrer Ring - Innenleiter - Tip. Äußerer Ring - Schirmung Sleeve. Wenn der Abnehmer eingeklebt wird, so ist die Abschirmseite auf der Seite der Schalldecke und schirmt so wirkungsvoll den Innenleiter ab. Von der Rückseite hat man ja durch die Dicke des Instruments immer einen sehr großen Abstand und fängt sich daher nicht so leicht Störungen ein.
Bild 2 zeigt Piezo und Klinkenbuchse verlötet, der Platik-Rand am Piezo ist schon entfernt. Übrig bleib noch eine dünne Schicht Silikonmasse (sichtbar als weißer Ring außen), aber die stört nicht mehr. Ich habe die originalen Kabel verwendet, aber verdrillt. Nicht so gut wie ein Koax-Kabel aber besser als beide Kabel frei hängend.

Nun wurde das Loch für die Klinkenbuchse in die Zarge gebohrt. Wer eine Endpinbuchse verwenden will kann das natürlich auch tun, ich mag die nicht.
Bild 3 und 4 zeigen den Tonabnehmer in seiner zukünftigen Lage, aber noch auf der Decke abgelegt. Später klebt er an der gleichen Stelle drunter.

Die Montage ist einfach.
Für die Buchse fädelt man einen steiferen Draht von außen Richtung Schalloch nach innen und dann zum Schalloch wieder heraus. Darauf kommt die Buchse aufgefädelt, und dann wird in den Draht eine ringförmige Schlaufe gebogen, die etwas größer ist als der Innenduchmesser der Buchse. (Bild 5)
So kann man die Buchse gut einfädeln und am Ende zieht man mit einem kräftigern Zug den Draht einfach wieder heraus. Die Schlaufe wird dann zusammengedrückt und flutscht durch. Bei gößeren Gitarren mit großem Schalloch kann man eventuell sogar hineingreifen und die Buchse direkt durchstecken.
Von außen am Buchsenloch fädelt man gleich Unterlegscheibe und Mutter auf, so dass man die aufschrauben kann, so lange der Draht noch in der Buchse steckt.

Dann habe ich die Piezo-Scheibe auf der glatten Rückseite mit UHU Kraft eingeschmiert. Einen Klecks in der Mitte und einen Ring außen herum im Kreis.
Die Buchse wird durchgezogen und angeschraubt, so dass sie nicht mehr hineinfallen kann. Danach wurde der Piezo unten an die Schalldecke gedrückt, wo er jetzt klebt.
Um die Buchse festzuziehen habe ich eine dünne Elektroniker-Spitzzange in die Buchse gesteckt, die zum Kontern auseinander gedrückt und mit einem Gabelschlüssel die Mutter festgezogen. Sonst verdreht sich die Buchse beim Anziehen der Mutter.
Die beste Position für den Piezo ist eigentlich direkt unter dem Steg, ansonsten so nah wie möglich daran. Bei der Ukulele ist direkt unter dem Steg ein Querbalken (Brace), der im Weg ist, daher ist der Piezo bis an den Steg heran geschoben. Wichtig ist, dass der Piezo flächig mit der Schalldecke Kontakt hat.
Wenn man mehrere Plättchen hat, würde ich die unter dem Steg verteilen, eventuell mit zusätzlichen Positionen experimentieren. Alternativ zum Klebstoff kann man auch dünnes doppelseitiges Klebeband verwenden.
Vom Funktionsprinzip ist das ähnlich wie der B-Band AST (nur eben Piezo statt Elektret - Transducer).
Nach der Operation sieht man dem Instrument außer der neuen Buchse nichts an.
Was kostet das?
ca. 2 EUR, quasi nichts.
Wie klingt es?
Erstaunlich gut. Die Ukulele kommt richtig natürlich rüber. Kein Brummen und Rauschen. Leider kann man beim MB keine Sound files runterladen und sonst bin ich bei keinem File-Hoster angemeldet. Sonst würde ich eine Aufnahme reinstellen im Vergleich zwischen akustisch aufgenommen mit einem guten Kondensatormikrofon und mit dem Abnehmer. Kein typisch spitzer Klang, wie man das von Piezos erwartet. Das liegt vermutlich daran, dass die Ukulele mit ihren Nylon Saiten ohnehin wenig Obertöne abgibt. Zum anderen aber an dem relativ großen Piezo-Abnehmer, der den Grundton gegenüber den Obertönen bevorzugt.
Ein deratig nachgerüstetes Instument ist aber in jedem Fall anfälliger für Rückkopplungen als eines, das mit Stegtonabnehmer direkt ab Werk für die Abnahme ausgestattet ist. Dort ist die Konstruktion auf Rückkopplungsfestigkeit optimiert, auch mit der Lattung (Bracing) innen an der Schalldecke.
Wer also ein Instrument sehr billig nachrüsten will, kann das auf diese Weise tun.
Es gibt günstige Abnehmer, die auch ein oder mehrere runde plättchen zum Aufkleben haben (Preis so zwischen 30 und 50 EUR). Die arbeiten genau so. Die Plättchen sind hier nur vergossen und mit Kabeln konfektioniert. Wer mit so etwas liebäugelt, kann gleich die heir beschriebene Variante wählen, die ist mindestens genau so gut.
So, ich hoffe, das hilft hier einigen. Anfragen/Threads zu diesem Thema kommen ja regelmäßig. Darum habe ich das auch hier bei den Pickups reingestellt und nicht in "Mandoline, Ukulele, Banjo".
Gruß
Christoph
Ich habe eine billige Ukulele mit einem einfachen Tonabnehmer nachgerüstet. Alles gilt natürlich auch für Gitarren und andere akustische Instrumente mit Schalldecke.
Die Bauteile:
* eine 6.3 mm Klinkenbuchse
* ein Piezo- Schallwandler
* eventuell dünnes Koaxialkabel
Die Bauteile gibt es im Elektronikfachhandel billig zu kaufen.

Beispiele für Piezo- Wandler (hier von Conrad, meine (Bild 1) waren von Pollin, aber auch Reichelt & Co. haben diese Art):
http://www.conrad.de/ce/de/product/710385/ , http://www.conrad.de/ce/de/product/710397/ , http://www.conrad.de/ce/de/product/717770/
Wichtig ist, dass die Plättchen nirgends eingebaut sind (ohne Gehäuse und Rand). In meinem Fall musste ich den Plastik-Rand entfernen, damit sich das flächig kleben lässt.
Die angegebenen Resonanzfrequenzen haben in unserem Anwendungsfall nichts zu sagen, da das die für die freischwingenden Plättchen sind.
In unserem Fall wird das Plättchen auf einen großen und schweren Resonanzkörper geklebt, da ist davon nichts mehr übrig.
Es gibt unterschidliche Durchmesser. Praktikabel sind 15 - 50 mm.
Größere haben eine größere Kapazität und können daher auch besser Kabel treiben. Generell sind größere Piezos weniger grell, weil sie von einer größeren Fläche abnehmen und daher der Grundton ein größeres Gewicht hat.
Man kann auch mehrere kleine Plättchen parallel schalten und nebeneinander auf den Resonanzboden aufkleben. Das hat in etwa den gleichen Effekt.
In jedem Fall sollte nach einem kurzen Kabel (so maximal 3m) ein Verstärker mit hoher Eingangsimpedanz kommen (Warum? Guckst du hier).
Einbau:
Die Klinkenbuchse sollte in die Zarge eingebaut werden, der Piezo- Wandler kommt von unten an die Schalldecke.
Zuerst wurde die Klinkenbuchse an die vorhandenen Drähte des Piezo Wandlers angelötet. Der innere Ring hat ein rotes Kabel und wird mit dem Spitzenkontakt (Tip) der Klinkenbuchse verlötet.
Der äußere Ring ist vermutlich mit der Rückseite leitend verbunden und ergibt eine gute Schirmung. Das dort angeschlossene Kabel wird mit dem Mantelkontakt (Sleeve) der Klinkenbuchse verbunden.
Wird das Kabel länger als 10 cm empfiehlt sich ein Koaxialkabel zu verwenden. Innenrer Ring - Innenleiter - Tip. Äußerer Ring - Schirmung Sleeve. Wenn der Abnehmer eingeklebt wird, so ist die Abschirmseite auf der Seite der Schalldecke und schirmt so wirkungsvoll den Innenleiter ab. Von der Rückseite hat man ja durch die Dicke des Instruments immer einen sehr großen Abstand und fängt sich daher nicht so leicht Störungen ein.
Bild 2 zeigt Piezo und Klinkenbuchse verlötet, der Platik-Rand am Piezo ist schon entfernt. Übrig bleib noch eine dünne Schicht Silikonmasse (sichtbar als weißer Ring außen), aber die stört nicht mehr. Ich habe die originalen Kabel verwendet, aber verdrillt. Nicht so gut wie ein Koax-Kabel aber besser als beide Kabel frei hängend.

Nun wurde das Loch für die Klinkenbuchse in die Zarge gebohrt. Wer eine Endpinbuchse verwenden will kann das natürlich auch tun, ich mag die nicht.
Bild 3 und 4 zeigen den Tonabnehmer in seiner zukünftigen Lage, aber noch auf der Decke abgelegt. Später klebt er an der gleichen Stelle drunter.


Die Montage ist einfach.
Für die Buchse fädelt man einen steiferen Draht von außen Richtung Schalloch nach innen und dann zum Schalloch wieder heraus. Darauf kommt die Buchse aufgefädelt, und dann wird in den Draht eine ringförmige Schlaufe gebogen, die etwas größer ist als der Innenduchmesser der Buchse. (Bild 5)
So kann man die Buchse gut einfädeln und am Ende zieht man mit einem kräftigern Zug den Draht einfach wieder heraus. Die Schlaufe wird dann zusammengedrückt und flutscht durch. Bei gößeren Gitarren mit großem Schalloch kann man eventuell sogar hineingreifen und die Buchse direkt durchstecken.
Von außen am Buchsenloch fädelt man gleich Unterlegscheibe und Mutter auf, so dass man die aufschrauben kann, so lange der Draht noch in der Buchse steckt.

Dann habe ich die Piezo-Scheibe auf der glatten Rückseite mit UHU Kraft eingeschmiert. Einen Klecks in der Mitte und einen Ring außen herum im Kreis.
Die Buchse wird durchgezogen und angeschraubt, so dass sie nicht mehr hineinfallen kann. Danach wurde der Piezo unten an die Schalldecke gedrückt, wo er jetzt klebt.
Um die Buchse festzuziehen habe ich eine dünne Elektroniker-Spitzzange in die Buchse gesteckt, die zum Kontern auseinander gedrückt und mit einem Gabelschlüssel die Mutter festgezogen. Sonst verdreht sich die Buchse beim Anziehen der Mutter.
Die beste Position für den Piezo ist eigentlich direkt unter dem Steg, ansonsten so nah wie möglich daran. Bei der Ukulele ist direkt unter dem Steg ein Querbalken (Brace), der im Weg ist, daher ist der Piezo bis an den Steg heran geschoben. Wichtig ist, dass der Piezo flächig mit der Schalldecke Kontakt hat.
Wenn man mehrere Plättchen hat, würde ich die unter dem Steg verteilen, eventuell mit zusätzlichen Positionen experimentieren. Alternativ zum Klebstoff kann man auch dünnes doppelseitiges Klebeband verwenden.
Vom Funktionsprinzip ist das ähnlich wie der B-Band AST (nur eben Piezo statt Elektret - Transducer).
Nach der Operation sieht man dem Instrument außer der neuen Buchse nichts an.
Was kostet das?
ca. 2 EUR, quasi nichts.
Wie klingt es?
Erstaunlich gut. Die Ukulele kommt richtig natürlich rüber. Kein Brummen und Rauschen. Leider kann man beim MB keine Sound files runterladen und sonst bin ich bei keinem File-Hoster angemeldet. Sonst würde ich eine Aufnahme reinstellen im Vergleich zwischen akustisch aufgenommen mit einem guten Kondensatormikrofon und mit dem Abnehmer. Kein typisch spitzer Klang, wie man das von Piezos erwartet. Das liegt vermutlich daran, dass die Ukulele mit ihren Nylon Saiten ohnehin wenig Obertöne abgibt. Zum anderen aber an dem relativ großen Piezo-Abnehmer, der den Grundton gegenüber den Obertönen bevorzugt.
Ein deratig nachgerüstetes Instument ist aber in jedem Fall anfälliger für Rückkopplungen als eines, das mit Stegtonabnehmer direkt ab Werk für die Abnahme ausgestattet ist. Dort ist die Konstruktion auf Rückkopplungsfestigkeit optimiert, auch mit der Lattung (Bracing) innen an der Schalldecke.
Wer also ein Instrument sehr billig nachrüsten will, kann das auf diese Weise tun.
Es gibt günstige Abnehmer, die auch ein oder mehrere runde plättchen zum Aufkleben haben (Preis so zwischen 30 und 50 EUR). Die arbeiten genau so. Die Plättchen sind hier nur vergossen und mit Kabeln konfektioniert. Wer mit so etwas liebäugelt, kann gleich die heir beschriebene Variante wählen, die ist mindestens genau so gut.
So, ich hoffe, das hilft hier einigen. Anfragen/Threads zu diesem Thema kommen ja regelmäßig. Darum habe ich das auch hier bei den Pickups reingestellt und nicht in "Mandoline, Ukulele, Banjo".
Gruß
Christoph
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