Es geht darum, ob es sinnig ist, sich ab ner Preisklasse von über 200 Euro stundenlangen Vergleichstest zu unterziehen.
Wenn es im Gesamtergebnis nur 2-5% bringt, der Mix dadurch besser wird: Auf jeden Fall!
Meine persönliche Meinung: Im Rahmen der eigenen Möglichkeiten (qualitativ und pekuniär) sollte man das beste Werkzeug benutzen, das man kriegen kann.
Und wenn ein Herr Hauptberufsmusiker, dem ich einfach mal ein besseres Gehör als Herrn Durchschnitt-Festivalbesucher unterstelle, ne Stunde (oder auch 3) testet, und dann bemerkt, dass die Unterschiede der Mikros so groß sind, dass sie bei Gitarrenbegleitung "flöten gehen", dann weiß ich nicht, was ich davon halten soll und auch nicht, wer auf einer Bühne mit Band drumherum was davon hat?
Musiker - speziell Gitarristen - an sich (ich bin ja selbst einer) haben ein Problem: Die wenigsten von ihnen können mischen. Das liegt nicht am mangelnden Gehör, sondern ist hausgemacht: In der eigenen Band werden Gitarristen immer die eigene Gitarre, Sänger immer die eigene Stimme und Schlagzeuger das eigene Set in den Vordergrund mischen.
_Ich_ höre den Unterschied zwischen einem SM58 und einem Mikrofon sehr deutlich (ok, ich bin Tonmensch) und ein Beta 87 oder KSM-9 erleichtern meine Arbeit ungemein, weil sie mir viel Arbeit erst garnicht machen.
Sicherlich fällt ein KSM-9 in der Hardrock-Kapelle nicht so extrem auf wie im Jazz, allein schon weil die Arrangements für viele Feinheiten keinen Platz mehr bieten. Dennoch ist der Unterschied zum 58er hörbar.
Analog dazu: Ich habe vor Jahren auch Musik via youtube bezogen - "im Auto hört man den Unterschied doch eh nicht". Denkste. Seitdem ich zu Hause gute Lautsprecher habe, weiß ich wo die Unterschiede zwischen qualitativ hochwertiger und minderwertiger Musik liegen. Und ich höre die Unterschiede in Auflösung und Klarheit und sonstigem auch über die Lautsprecher meiner kleinen französischen Klapperkiste die annähernd so alt ist wie ich.
Guter Punkt! Viele wundern sich gerade hier, wenn humi und ich (aber auch andere) z.B. keine Empfehlung für gewisse Dinge aussprechen, die von anderen als das non-plus-ultra angepriesen werden. Wer eine ART310 in der Oberklasse ansiedelt, hat noch keine Oberklasse gehört. Das ist sicherlich keine schlechte Box, erfüllt aber _meinen_ Anspruch an eine sehr gute Box nicht (mehr). Vor ein paar Jahren, als ich noch keine wirkliche Oberklasse kannte, hätte ich das wohl anders gesehen.
Um es ganz deutlich zu sagen: Ich will einfach nicht mehr auf Systemen mischen müssen, die ich erstmal gradebiegen muß. Mein Anspruch ist mittlerweile: System anwerfen, Mikros aufstecken, Fader aufmachen und 80% sollten passen. Der Rest ist dann raum- und bandbedingt, aber nicht durch unzureichendes Material verursacht.
Die letzten 20% sind dann mein Job und den mache ich gerne. Umgekehrt bekomme ich diese 20% aber nicht, wenn schon ein Mikrofon nur 70% der möglichen Leistung bringt und die PA irgendwo bei 60 von 100 möglichen Punkten rangiert.
Andere Leute mögen geringere Ansprüche haben - ich persönlich habe eben hohe und fahre damit sehr gut.
Also bitte nicht falsch verstehen: Ich schaue wirklich auf niemanden herab der nicht das Geld ausgeben kann oder will für Top-Equipment. Auch ist selbiges nicht die Grundlage für gute Musik. Die allerwenigsten von uns regelmäßig schreibenden VA-Technikern hier im Musiker-Board arbeiten in ihrem Techniker-Alltag (ob nun hauptberuflich oder nicht) mit solchem Zeugs.
Ein wahres Wort, gelassen ausgesprochen. Aber es trifft nicht nur den Pudel auf den Kopf, sondern auch des Nagels Kern
Wie oben bereits erwähnt: Jeder nach seinen Möglichkeiten - man kann sich mit vielen kleinen Unzulänglichkeiten arrangieren. Die Summe wird aber in solchen Fällen nie 100% ergeben, sondern eben vielleicht nur sehr gute 80. Mein Ziel sind aber zumindest 98% im Alltag. Und der besteht wiederum aus meist hochwertigem Material
Also meine Meinung ist, dass es spätestens ab 200 Euro für den Livebetrieb egal ist, was man für´n Mic nimmt, weil wie beschrieben, die hörbaren Feinheiten sich nichts mehr nehmen.
Es gibt zwei Ansätze:
A) Eigenes Mikrofon. Das sollte so perfekt wie möglich zu Stimme und gesangstechnischen Vorlieben passen
B) Möglichst gutes, universell einsetzbares Mikrofon (in meinem Fall z.B., weil ich nicht für jede Kapelle erst einen Mikrotest machen kann)
Punkt A liefert unter gegebenen Umständen ein möglichst perfektes Signal, sofern die richtige Wahl getroffen wurde.
Punkt B liefert unter möglichst vielen verschiedenen Umständen ein möglichst perfektes Signal, in manchen Fällen aber eben nur 90%, weil die Mikro/Stimmenkombination eben nicht zu 100% passt. Damit kann ich leben, weil ich für mich persönlich mit dem Beta 87 einen Kompromiss gefunden habe, der in 99% aller Fälle gut funktioniert und sich selbst dann noch auf hohem Level befindet, wenn der Stimme eigentlich ein e965 besser passen würde.
Hätte ich das Budget dafür, würde ich sofort auf KSM-9 umstellen. Im Gegensatz zu einigen eher mittelmäßigen Künschtlern bekomme ich als Tonmensch von Shure und anderen Herstellern aber leider kein Endorsement und damit hochwertigste Mikrofone in mehr oder weniger beliebiger Menge nahezu kosenlos in den Allerwertesten geschoben.
So muß ich mit einem Mikrofon leben, das nicht ganz so schöne Höhen hat wie das KSM-9.
Ja, das ist Klagen auf seeehr hohem Niveau