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Noten bekannter Stücke veröffentlichen

Xandal
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Hallo!

Angenommen man möchte Noten von bekannten und bereits veröffentlichten Songs (von fremden Künstlern, keine eigenen Kompositionen) zu Papier bringen und diese auch veröffentlichen und zum Verkauf anbieten.
Welche Schritte sind notwendig, wenn man so etwas machen möchte? Muss man sich bei einem Verlag melden, oder gibt es eine zentrale Stelle?

Angenommen man bekommt die Rechte beim Verlag, in welcher Größenordnung bewegen sich die Kosten dafür? Kann man die Noten, wenn man die Rechte hat, selbst vervielfältigen und dann verkaufen, oder muss man einen eigenen Verlag gründen?

Grundsätzlich nehme ich an, dass das doch nicht so schwierig sein kann, denn man stellt sich mal die ganzen Songbooks, bzw. Midifile-Anbieter vor, die haben innerhalb von ein paar Stunden die aktuellsten Titel zum Verkauf auf deren Internetseiten. Die können doch wohl nicht jedesmal in große Verhandlungen treten?

Über Antworten, bzw. Hinweise wo sich darüber Informationen finden lassen würden mich sehr freuen, da mich das Thema sehr interessiert! Vielen lieben Dank!
 
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Um Noten zu veröffentlichen benötigt man das sogenannte Abdruckrecht, das in der Regel vom Urheber selber bzw. dessen Verlag verwertet wird. Dies kostet natürlich normalerweise auch etwas, je nach Verlag bzw. Urheber sind dafür in der Regel 15-20% des Händlerabgabepreises (= Verkaufspreis abzüglich USt und Händlerrabatten) im Voraus fällig. Da aber, vor allem in Nischenbereichen, die Auflagen oft ziemlich gering sind gibt es bei vielen Verlagen eine Mindestabdrucklizenz. Als ich vor 3 Jahren noch in dem Bereich tätig war, betrug die Empfehlung des Verbandes deutscher Musikverleger 300 Euro Mindestabdrucklizenz pro Titel.

In der Praxis läuft das Ganze so ab: Wenn man die Titelauswahl für sein Songbook festgelegt hat, sucht man sich z.B. über die GEMA Werksuche den Originalverlag bzw. deutschen Subverlag zu den entsprechenden Werken. Gerade bei populären Werken oder Werken von mehreren Urhebern können dies natürlich auch mehrere Verlage für einen Titel sein, wobei man dann von allen Verlagen die Abdruckgenehmigung benötigt.
An diese Verlage schickt man dann seine Abdruckanfragen die mindestens enthalten sollten: Titel, Urheber, Name des Notenausgabe, Besetzung, Auflage, Anzahl der Titel in der Notenausgabe, Händlerabgabepreis (HAP), Verkaufsgebiet (wichtig da in verschiedenen Ländern verschiedene Subverleger verantwortlich sind)
Normalerweise bekommt man dann recht schnell Antwort mit einem entsprechenden Angebot (wie gesagt idR 15-20% des HAP), und nach Einwilligung kommt dann die Abdruckgenehmigung mit zugehöriger Rechnung ins Haus geflattert. Die meisten Verlage bestehen darauf, dass man die komplette Abdruckgebühr für die gesamte Auflage im Voraus bezahlt, gerade für Online-Notenshops oder ähnliches gibt es aber auch die Möglichkeit die verkauften Einheiten jährlich abzurechnen. Bei gedruckten Werken wird man sich aber schwer tun, die Verlage dazu zu überreden, weil es für sie natürlich Mehraufwand bedeutet.
Teilweise wollen die Verlage dann auch den fertigen Notensatz schon vor Erteilung der Abdruckgenehmigung sehen oder verlangen jährliche Verkaufszahlen um zu kontrollieren, ob die gemeldete Auflage nicht überschritten wird, das hängt aber immer vom Verlag ab.
Wenn man die Genehmigung dann hat, gehts an Notensetzen und drucken. Wenn die Auflage dann verkauft ist und eine Nachdruck ansteht, geht das ganze Spiel dann wieder von vorne los.
Bei der Titelauswahl sollte man übrigens auch schon ein paar Erstztitel ins Auge fassen, da es immer wieder vorkommen kann, dass Titel unverhältnismäßig teuer sind oder Urheber ziemlich restriktiv mit der Vergabe der Rechte sind und man somit Titel einfach nicht bekommt.

Ich hoffe, der kurze Überblick ist verständlich, sonst einfach nachfragen.

PS: Songbooks und Midis von populären Titeln sind übrigens meist so schnell zu haben, da die großen Labels eigene Notenverlage haben, über die die Veröffentlichung dann mitläuft. Daher gibt es oft zum Erscheinen eines neuen Albums einer großen Band auch gleich schon das entsprechende Songbook.
 
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Hallo!

Entschuldige, dass ich jetzt erst antworte. Vielen dank für deine Super Antwort. Musste mich mit den Verlagen auseinandersetzen.
Dabei sind wieder einigen Fragen aufgetaucht.
Mal angenommen jemand hat die Abdruckrechtrechte erworben, bzw. Hat das OK bekommen. Wie kann er er diese Einzelausgabe verkaufen? Als Privatperson, oder muss man einen Verlag gründen? Ohne Verlag kann man den Titel doch keinem Notengrosshändler anbieten?

Über Antworten würd ich mich sehr freuen!
 
Auch wenn Gewerberecht jetz nicht gerade mein Fachgebiet ist:
Generell würde ich sagen, dass immer, wenn man etwas gewinnorientiert verkaufen will, eine Gewerbeanmeldung unumgänglich ist und man sich möglichst vorher schon Gedanken über die richtige Gewerbeform machen sollte. Wenn das Projekt nur nebenbei laufen soll und das finanzielle Risiko nicht zu groß ist, sollte ein Einzelunternehmen reichen, ansonsten gibt es genügend andere Gewerbeformen und noch mehr Spezialisten (Finanzbeamte, Steuerberater, ...) die da hilfreiche Tipps geben können. Mir hat in Österreich z.B. die Wirtschaftskammer (= Arbeitgeberverband) bei der Firmengründung sehr kompetent weitergeholfen. Die deutschen Arbeitgeberverbände dürften da sicher auch gut Auskunft geben können.
Ob diese Firma dann "Verlag" genannt wird, spielt meines Erachtens keine Rolle, auch wenn eine Firmenbezeichnung, die auf das Musikbusiness schließen lässt, sicher kein Nachteil sein dürfte.

Verkaufen kann man das Ganze dann natürlich direkt, was allerdings hohen logistischen Aufwand bedeutet, da man dann viele Sendungen mit jeweils wenigen Exemplaren verschicken musst. Oder die von dir schon genannten Großhändler, die diese Logistik dann übernehmen, dafür aber ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Anfangs werden aber auch die Großhändler nur nach Bedarf bestellen, sobald sich die Verkaufszahlen aber irgendwann einmal eingependelt haben und die Großhändler dann auf Lager bestellen, sollte man nicht mehr allzu viel logistischen Aufwand haben.
Ach ja, Werbung ist in beiden Fällen natürlich sehr wichtig, da die Großhändler nur Logistik und kein Marketing betreiben.
 
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