convoice schrieb:
Was spricht eigentlich dagegen wenn ein großes Publikum , anstatt eines abgezockten A&R Plattenfirmen Managers, darüber entscheidet wer eine musikalische Chance erhält ?
Glaubst Du wirklich, dass die Leute, die diese gebührenpflichtigen Nummern anrufen, irgendeinen wesentlichen Einfluss auf die Auswahl nehmen?
Am Anfang wird ja schonmal eine bescheidene Vorauswahl getroffen, wo Leute (zigtausend Deppen, aber durchaus auch wirklich talentierte und ambitionierte Künstler) durchs Raster fallen. Das entscheidet aber in dem Fall nicht das Publikum, sondern eine sogenannte Fachjury aus der Industrie (nämlich Bohlen und Konsorten).
Nach welchen Kriterien sortieren die wohl aus?
a.) Kann ich es verkaufen? b.) Wird sich der Kandidat bedingungslos meinen Zielen (Ziel:mein Profit) unterwerfen? c.) Kann ich es verkaufen?
Musikalische Qualität ist ganz sicher das Letzte, wonach hier gesucht wird!
Den paar Figuren, die übrigbleiben, wird mit allerlei PR-Mitteln eine publikumswirksame Vita gestrickt. Und dann gibt es da noch die wirklich tragischen Verlierer: Einer weint um seine verstorbene Mutter/Schwester/Freundin/Katze und ist dem Stress momentan nicht gewachsen. Einer hat sich durchgemogelt, indem er bei der Frage nach Alter/Ausbildung/Vorstrafen gelogen hat und eine muss aus gesundheitlichen Gründen die gerade erst begonnene aussichtsreiche Karriere in den Senf drücken.
Das ganze im mächtigsten Massenmedium (TV) zur PrimeTime vorgetragen. Wenn im Fernsehen berichtet würde, dass Scheißefressen schön macht, gäbe es auf deutschen Bürgersteigen keine Hundehaufen mehr. (Du siehst, hier schreibt ein wahrer Menschenfreund!)
Also hat sich die Menge derer, die für das Publikum überhaupt zur Wahl stehen, schon einmal auf eine überschaubare Zahl von lenkbaren (zum Teil sogar vorzeigbaren) Marionetten reduziert. Ein paar davon sind aber Rohrkrepierer, die man dennoch mitnimmt, um dem Publikum die Illusion nicht zu rauben, es würde seinen Superstar selbst wählen.
Ich unterstelle hier mal, dass es sich um eine verkaufspsychologische Taktik zur "Kundenbindung" handelt. Denkansatz: "Ich habe ja selber mitentschieden, also rufe ich nicht nur für meinen Liebling an, sondern kaufe auch alle seine Platten."
Und wenn die Staffel durch ist? Dann gibt es keine neue Platte. Der sogenannte Superstar hat sich vertraglich verpflichtet, in den nächsten Jahren nichts auf den Markt zu werfen, selbst wenn ihn ein anderer Musikverleger mit Kusshand nehmen würde. Handelt es sich doch um einen bekannten (da TV-präsenten) Interpreten mit einer treuen Anhängerschaft. Die Karriere ist vorbei. Oder beginnt Jahre später wieder bei Null. (Supermarkteröffnung, Tanztee, siehe oben)
Gruß
Andreas