DerOnkel
HCA Elektronik Saiteninstrumente
In einem anderen Forum stellte Wurti die folgende Frage:
Ulf
Da die Antwort vieleicht auch hier von Interesse ist...Wurti schrieb:Hallo Leutz!
Kann jemand was zur S-1 Schaltung sagen die in den teureren Fender American eingebaut ist (Deluxe und 50th Anniversary)?
Ich hab irgendwie ma aufgeschnappt das man dadurch net mehr unbedingt einen Humbucker für die härteren Sachen braucht...kann mir das mal einer erklären?
DerOnkel schrieb:Für die "Fender American Deluxe Strat" gibt es zwei leicht verschiedene S1-Verdrahtungen:
Folgende Bezeichnungen seien gültig:
A: Neck-PU
B: Middle-PU
C: Bridge-PU
SC: Kondensator
||: Parallelschaltung
+: Reihenschaltung
Position 1 bis 5 sind die Schaltstellungen von Neck-PU zum Bridge-PU.
Hier die erste Variante mit S1-Switch up:
1: A
2: A||B
3: B
4: B||C
5: C
Hier haben wir also die klassische Schaltung einer Stratocaster vorliegen.
Nun mit S1-Switch down:
1: A+B
2: (A||SC)+B
3: (A||C)+B
4: B+(C||SC)
5: B+C
Hier wird also grundsätzlich das Middle-PU in Reihe mit einem oder gar zwei weiteren PUs geschaltet.
Da das Middle-PU ein RW/RP-Typ ist, sind diese Positionen in der Regel brummunterdrückt. Am vollständigsten funktioniert das bei den Positionen 1, 2, 4 und 5.
Ein paar Bemerkungen:
1: Die klassische Humbuckerverdrahtung. Durch die Reihenschaltung verdoppelt sich die Induktivität. Dadurch sinkt die Resonanzfrequenz um den Faktor 1,41. Der Klang wird also "weicher". Die maximal mögliche Ausgangsspannung ist doppelt so groß. Die Gitarre ist also lauter.
Gleiches gilt für Position 5.
2: Hier wird dem Neck-PU ein Kondensator parallelgeschaltet (da is er wieder ), der die Resonanzfrequenz verringert. Zusammen mit der Reihenschaltung sollte der Klang noch "weicher" sein als bei Position 1. Bei geeigneter Dimensionierung sind theoretsich auch zwei Resonanzen denkbar.
Gleiches gilt für Position 4.
Nun zur zweiten Variante mit S1-Switch up:
1: A
2: A||B
3: B
4: B||C
5: C
Hier haben wir also wieder die klassische Schaltung einer Stratocaster vorliegen.
Nun mit S1-Switch down:
1: A+B
2: (A||SC)+B
3: B+SC
4: B+(C||SC)
5: B+C
Kein so großer Unterschied zur ersten Variante. Bemerkenswert ist lediglich die Position 3. Hier wird das Middle-PU in Serie mit dem Kondensator geschaltet. Je nach Kondensator werden daurch die tiefen Frequenzen abgesenkt.
Zusammenfasung
Wer dieses "neue" S1-Switching haben möchte, muß nicht zwingend zu Fender laufen. Der Erwerb eines PP-Potis und ggf. eines Mega-Switch + Kondensator wird wohl ausreichend sein und damit auch deutlich billiger.
Wie die ganze Sache letztendlich verdrahtet wird, habe ich noch nicht ausgetüfftelt. Vieleicht findet sich ja bei Fender was.
Über Sinn oder Unsinn dieser zusätzlichen Möglichkeiten kann man mit Sicherheit wieder trefflich streiten. Ich denke jedoch, daß sie grundsätzlich als Bereicherung aufzufassen sind.
Die Positionen 1 und 5 mit S1 down emulieren ein wenig den Humbucker-Sound einer typischen HH-Gitarre, wobei man jedoch nicht vergessen darf, daß die Positionen der Spulen einer Strat stark von den Positionen einer LP abweichen.
Auch hier gilt also, daß man damit aus einer Strat keine LP macht! Der nachträgliche Einbau eines parallelen Humbuckers zur Unterstützung von verzerrten Sounds kann jetzt aber ggf. entfallen. Ist halt wie immer eine Geschmackssache.
Ulf
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