Airbrush bei Retuschieraufgaben?

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Hi Leute,

Ich möchte für die Lackretusche weg vom Pinsel, hin zum Airbrush... der Lackauftrag ist einfach wesentlich dünner, gleichmäßiger und durch seine Farbverläufe wesentlich unauffälliger, wenn man den Originalton nicht ganz trifft.

Kennt sich zufällig einer mit Airbrushing aus?

Ich hab mir zunächst heute einfach mal ein einfaches Airbrushset von Conrad gegönnt, mit dem ich früher in der Serienfertigung Elektrofächer graphitiert hab (HB 330, 0,4mm Düse). Durch die große Düse hat man wenig Sorgen beim Verdünnen und ich möchte gern die Airbrush-Farben "Aqua-Color" verwenden....gibts praktischerweise auch an jeder Ecke. Die Wasserverdünnung sagt mir leider garnicht zu, daher würde ich gern mit Spiritus verdünnen - gibts dazu vielleicht Erfahrungen was Verdünnbarkeit, Haftung auf lackierten Oberflächen und Verarbeitung angeht?

Die ersten Versuche bzgl. Lackretusche sind auf jedenfall schonmal genau so wie ich es erwartet hatte (beeindruckend unauffällig), nur bin ich mit der Haftung auf sehr glatten Flächen etwas unzufrieden - aber das wird wohl noch werden :)

Grüße,
Martin
 
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Vielleicht hilft da Stahlwolle. 0000 oder feiner würde ich da nehmen. Sonst klingst du doch super zufrieden.

Ich würde nur anstatt auf den Lack auf die Düse aufpassen. Ich nehme an, dass das Gerät aus Kunststoff ist (Ich hatte es noch nie in der Hand - sry!) und ich würde erst einmal an einem Ersatzteil oder ähnliches die Verträglichkeit mit dem Alkohol testen. Wenn du pech hast, löst es sich auf.
 
ne, das is alles verchromtes Messing. In dem "Pinsel" gibts sonst keine Gummidichtungen.


Das mit der Stahlwolle hab ich schon probiert, aber es "perlt" irgendwie immernoch ganz schön rum.
 
Ich verdünne die Acrylfarben, die ich für den Modellbau verwende, auch eher mit Spiritus als mit Wasser. Das geht besser und die Farben lassen sich damit stärker verdünnen als mit Wasser. Perlen sollte es damit auch weniger.

Ansonsten gilt das gleiche wie für das Lackieren mit Pistole. Nur dass man Luftstrahl und Farbstrahl feiner dosieren kann (je nach Modell). Und die Frage der Haftung ist auch eher eine der Lackart und des Untergrunds als des Werkzeugs.

Markus
 
na mir gehts ja um die Airbrushlacke...

also meinst ich hab nur zu stark verdünnt?!
 
Wenn die Farbe vom Untergrund abperlt, dann würde ich sagen, ja, zu stark verdünnt. Wie gesagt, mit Spiritus ist es weniger kritisch.

Markus
 
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Hallo Smartin,
Ich kann Dir da weiterhelfen, bin in diesem Metier ausgebildeter Profi.
Zuerst mal, keine Angst vor dem Verdünnen mit Wasser. Für sehr glatte Flächen mischt Du zwei Tropfen Spüli auf eine Tasse Wasser. Das hebt die Oberflächenspannung vom Wasser auf und es perlt nicht mehr ab. Gerade glatte Oberflächen solltest Du vorher gut reinigen, selbst Fingerabdrücke können eine Katastrophe sein.
Empfehlen möchte ich Dir die Farben AeroColor der Firma Schminke, das sind immer noch die besten käuflichen Farben, wenn man nicht Custompainting (auf Autolacken , Tanks, Notorhauben etc.)machen möchte. Ebenfalls von Schminke gibt es Haftvermittler, die man den Farben beimischt, wenn man schwierige Oberflächen wie Kunststoffe und glattes Metall bearbeiten will.
Die Farben von Schminke sind transparent und lassen sich bis zur vollkommenen Deckung übereinander legen.
Ich lackiere damit Bursts der Gitarren und mache damit feinste Retuschen bei Schäden an der Decke oder nach einem Halsbruch. Meine Spezialität sind Beseitigung von Halsbrüchen mit transparenter Lackierung und damit Sichtbarkeit des Holzes ohne Sichtbarkeit des Schadens, sowie Ausbesserungen auf der Decke, Verschließen von Bigsbybohrungen und Transportschäden. Bei transparenter Lackierung ohne Sichtbarkeit der Schadstelle.
Die Farben von Schminke sind mit Nitrolack und PU-Lack überlackierbar. Eine sehr dicke Lackierung damit sollte etwa 2-3 Stunden trocknen vor dem transparenten Decklack. Kleinere und dünnere Stellen kann man schon nach 1/2 Stunde überlackieren.
 
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Genau für diese Anwendungszwecke hab ich/will ich das Airbrushing einführen.... mit dem Pinsel ist das alles ja ganz nett, aber ich bin ja ein verdammter Perfektionist :D. Ich ziele besonders auf die Halsbruchreparatur ab.

Ich habe mir gerade mal die Preise dieser Farben im Netz angesehen... verdammt, da geh ich ja pleite wenn ich die zum Üben verpansche :igitt:

Also ich werd wohl erstmal bei den Revell-Farben bleiben müssen. Zum einen kann ich die Farbtöne, die ich benötige überall in der Gegend bekommen und sie sind einfach in den kleinen Töpfen billiger (im Mengen-Verhältnis natürlich nicht).


Aber der Tipp ist schonmal Gold wert!! Vielen Dank!!!
 
Die Flaschen beinhalten 30 ml, damit kommt man ewig aus.
Mit einer Flasche kann z.Bsp. bei drei Gitarren die Grundfarbe helles Ocker aufbringen.
Aber kleine Pinsel brauchst Du sowieso, um die Maserung zu immitieren. Größe 000 - 0000 mit möglichst langen Haaren.
Mit den Revellfarben wirst Du nicht glücklich werden. Du triffst den gewünschten Farbton nur, indem Du mehrere Schichten übereinander legst. Aber die Schichten trocknen innerhalb Sekunden an, Du kannst also zügig durcharbeiten. Nach 10 min. Kann man da drauffassen. Nur mit dem Klarlack sollte man da noch etwas warten.
Aber ich arbeite viel mit Holzstücken, die ich in die Schadhaften Stellen einsetze.
Beispiel: eine 6mm Bohrung in der Decke verschließen.
Ein Holzspan von 8mm Breite und 20mm Länge wird an beiden Enden angespitzt in der Form eines kleinen Schiffchens, Maserung in Längsrichtung. Dann mache ich rundum eine Fase an der Unterkannte. Etwa wie beim Trussrodcover, nur die Fase auf der Unterseite. In der Decke wird genau so ein Stück ausgeschnitten, auch mit der Fase, nur die dann oben.
Dann wird der Span, der übrigens 1mm dicker sein sollte, auf den Ausschnitt gesetzt und dann mit Leim und einem Plastikklotz mit Zwinge aufgepreßt. Nach dem Verschleifen sieht man schon so gut wie nix mehr.
Durch die Verleimung mit Fasen gibt das an den Rändern eben keine sichtbaren Kannten, weil die Grenze faserig ist.
 
Ja, das mit den Holzsplinten mache ich schon, aber das reicht mir noch nicht ^^ - ich "zeichne" auch schon die Maserung nach und benutze auch ein nadelähnliches Werkzeug um "Poren" ins Holz zu drücken (z.B. bei Palisander), aber mit dem Airbrush lassen sich die Konturen von Splinten und Dübeln einfach besser vertuschen.

Aber okay.... überredet... ich lege mir ein Basisset Schmicke zu :great:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ok, ich habe hier mal ein Beispiel rausgekramt, war eine R9 im Auftrag.

Glücklicherweise war der Bruch schon ziemlich faserig, was der Retusche ja schon ziemlich nahe kam. Ich habe davon leider keine "vorherbilder" mehr.
Mit Gelb habe ich die ursprüngliche Bruchlinie in etwa nachgezeichnet.
Ich nutze zum Vertuschen und Füllen von kleinen Löchern gerne Hobelspäne von Mahagoni-Rundholz. Diese feinen fast durchsichtigen Späne lassen sich besonders gut in die feinen Ritzen pressen.
Zum Kleben benutze ich ausschließlich Epoxydharz (wenn die Stellen sichtbar sind), weil das klar bleibt und nicht durch Schmutz und Farbreste dunkel wird.
Mit einen scharfen Scalpell mit gerader Klinge schnitze ich dann entlang der Bruchkante viele kleine Kerben entlang der Bruchlinie in Maserrichtung, die ich dann mit den feinen Holzspänen fülle.
Ziel dabei ist es, die eigentliche Bruchlinie zackiger und faseriger zu machen. Im folgenden Beispiel waren diese Späne etwa so breit wie ein Streichholz und ca. 5mm lang.
Ist 'ne ziemliche Fummelei und man sitzt einige Stunden daran.
Die Späne müssen unbedingt dicker sein als die Lücke, damit man die mit Druck da aufpressen kann.
Dazu kommt ein 3mm dicker Gummistreifen über diese Fläche und dann habe ich das mit Schlauchschellen gepresst. Der Rest des Halsumfanges wird dabei mit Holzstücken und Gummi geschützt.
Der gesamte Bereich der Bruchstelle wurde etwa zu jeder Seite 3cm breit entlackt. Nach dem Schleifen habe ich dann mit sehr feinen Pinselchen die feinen Klebelinien retuschiert. Danach dann erst mit der Airbrush die gesamte Stelle im Farbton angepasst.
Dazu lackiere ich ein Stück unbehandeltes Mahagoni mit und lege darauf dann Klarlack, um das Ergebnis mit dem Hals zu vergleichen. Der Klarlack macht die Stelle ja etwas dunkler und farbintensiver. Notfals kommt auf die Reparaturstelle noch eine dünne Farbschicht drauf, das geht mit den transparenten Airbrushfarben ja hervorragend.

Hals.jpgHalsbruch.jpg
 
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Also die vorgehensweise zur Rissreparatur/Retusche mache ich ähnlich (sofern ich es richtig verstanden habe). Ich lege große hauchdünne Hobelfurniere auf den Riss. Das ist schon sehr unauffällig, aber ich hatte immer Probleme den Original-Farbton zu erwischen und "nahtlos" in die Originalfärbung über zu gehen, wodurch es etwas fleckig wurde.

aber das soll sich jetzt mit Airbrush ja ändern ;)
 
Ja, die große Chance ist ja bei den transparenten Farben, sich immer weiter an die Originale Farbe ranzutasten.
Immer wenn man noch mal da drüber geht, wird der Ton etwas kräftiger.
Die Schwierigkeit ist, abzuschätzen, wie es dann mit dem Klarlack aussieht.
Wenn man Glück hat, gibt es eine Stelle, an der nur der Decklack abgeplatzt ist, und man kann eine solche Stelle als Referenz nehmen.
Der Rest ist eigentlich auch Übung und etwas Erfahrung. Meine ersten Reparaturen waren auch nicht soo gut. Und manchmal ist ein Bruch auch etwas unglücklich an sehr auffälligen Stellen. Damit muß man dann auch mal leben können.
Aber mit dieser Herangehensweise kriegt man das schon wesentlich besser hin als alles was ich bisher so im Net gesehen habe. ;)
 
ich darf ja an Freiwilligen üben, die vom Ergebnis am Ende nur profitieren können :D ....wie du schon sagst... es sieht in jedem Fall besser aus als die Standard-Reparatur.
 
Das doofe ist, daß ich das bei meinen eigenen Gitarren meist nicht so gut hinkrieg. :nix:

Z.Bsp. habe ich mir an meiner Nitrodecke beim Pickupwechsel zwei Dings von 2x3mm reingedengelt. (Bei Kunden kommt da immer eine Pappe über die Decke, bei seinen eigenen Sachen hat der Burki dat ja nich nötig, neee.)
Die habe ich dann mit einem Pinselchen und Nitrilack aufgefüllt und dann am nächsten Tag verschliffen.
Fehler!
Der Tropfen hat natürlich die Ränder auch erweicht und die sind dann wie ein Kraterrand hoch gekommen.
Konnta wieda nich warten, da Burki!
 
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Ein guter Verdünner für Farben auf Wasserbasis für nicht saugende Flächen ist Sidolin aus dem Putzschrank. Eine Lösung 1:1 Mit Wasser ist ein Anfang.
Auf vorgewärmten Flächen lassen sich so schnell Schichten aufbauen.
 
Ein guter Verdünner für Farben auf Wasserbasis für nicht saugende Flächen ist Sidolin aus dem Putzschrank. Eine Lösung 1:1 Mit Wasser ist ein Anfang.
Auf vorgewärmten Flächen lassen sich so schnell Schichten aufbauen.

Das mag ja auf Papier und Kartonagen noch ganz gut funktionieren, aber die im Spüli als auch im Sidolin enthaltenen Tenside und die basischen Eigenschaften sind ein sehr guter Löser für die Farben. Dadurch ändern sich deren Eigenschaften und es besteht die Gefahr des Anlösens beim Überziehen mit lösemittelhaltigen Klarlacken, das kann also problematisch werden.
Zudem sind die Wassermoleküle viel kleiner und damit feiner zu zerstäuben als die genannten Mittel.
Einzig die Oberflächenspannung von Wasser kann da in Grenzsituationen stören. Diese kann man aber schon mit winzigen Mengen aufheben. 2Tropfen Spüli auf 1 Tasse (250 ccm) Wasser ist da schon die absolute Obergrenze.
 
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Der Verdünner soll die Viskosität der Farbe verringern um das Zerstäuben der Farbe am Düsenmund zu verbessern.

Alkohol basierte Verdünner werden hauptsächlich auf nicht saugenden Flächen für ein schnelles An-trocknen eingesetzt, um damit ein Verlaufen bei zügigem Farbauftrag zu verhindern. Mit Alkohol lassen sich die Farben stärker verdünnen und damit feiner Vernebeln, der Verdünner verdampft jedoch zum größten Teil wieder bevor die Farbe auf die Fläche trifft.
Tenside sind bereits in allen Farben auf Wasserbasis enthalten, ohne gravierende Nachteile auf die späteren Eigenschaften der Lackschicht.
Sidolin mit dem Wasser Alkohol-Gemisch und geringem Anteil an Tensiden funktioniert hier für mich ausgezeichnet.

- allerdings ist das auch nur ein Parameter der Palette aus Druck, Airgun, Düse, Abstand, Farbe, Verdünner, Temperaturen, Handhabung, ...
Da hilft alles nichts - nur selber probieren bis es passt.
 
Mit Alkohol lassen sich die Farben stärker verdünnen und damit feiner Vernebeln,
Das stimmt nicht, Alkoholmoleküle sind größer als Wassermoleküle und darum ist der Farbnebel wesentlich feiner als mit Alkohol verdünnt. Alkohol ist lösekräftiger als Wasser, darum hat man in den meisten Fällen weniger Probleme mit verstopften Düsen.


Sidolin mit dem Wasser Alkohol-Gemisch und geringem Anteil an Tensiden funktioniert hier für mich ausgezeichnet.
Das mag ja sein, aber spätestens bei feinen Farbverläufen hättest Du Probleme mit Decklack auf Nitrobasis. Die feine Farbschicht wird angelöst. Bei dicken Farbschichten macht das nichts, bei Verläufen wird das sichtbar. Übrigens enthalten noch lange nicht alle Airbrushfarben Tenside, die Schminke- und die Illucolorfarben werden durch basische Tenside gelöst. Selbst durchgetrocknete farben.

- allerdings ist das auch nur ein Parameter der Palette aus Druck, Airgun, Düse, Abstand, Farbe, Verdünner, Temperaturen, Handhabung, ...
Da hilft alles nichts - nur selber probieren bis es passt.

Jo, ich habe das vier Jahre studiert mit staatl. Diplomabschluß und weiteren zwei jahren Meisterklasse. Danach 15 Jahre als Designer und Retuscheur gearbeitet. Da brauche ich nicht menr probieren.
;)

Übrigens lassen sich mit Wasserverdünnung 0,2mm breite Linien sprühen und komplexe Bilder auf einen Fingernagel bringen.
 
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