Klebstoffe im Instrumentenbau

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Ich habe zu dem Thema schon oft etwas geschrieben, aber ich denke man könnte mal eine Allgemeine Zusammenfassung verfassen - Ich will hiermit also einen ausführlichen und vor allem technisch korrekten Rat zur Anwendung von Klebstoffen im Instrumentenbau geben.

Als Grundlage hierfür nehme ich die Datenblätter der Klebstoffe, wie sie vom jeweiligen Hersteller als Anwendungsempfehlung erteilt werden und erkläre dabei auch die technisch relevanten Daten (zumindest soweit ich welche bekommen konnte).

Wer einen Klebstoff wirklich sinnvoll einsetzen möchte kommt leider nicht darum herum ein Datenblatt vollständig zu lesen. Leider verwenden auch Fachleute ihre Klebstoffe oftmals falsch und geben daher auch unzuverlässlige oder technisch falsche "Erfahrungsberichte". Ich war mit diesem Thema auch schon in der Industrie beschäftigt und es war schnell zu merken, dass Klebstoffe ein sehr umfangreiches Thema sind und sehr, sehr häufig falsch verwendet werden. Der Grund dafür liegt jedoch meist in einer "ach, das geht schon"-Mentalität.

Wer seinen Klebstoff sicher und richtig verwenden will kann sich ausschließlich auf die Herstellerangaben verlassen (sofern es überhaupt welche gibt ;) ). Anders sieht es da mit den traditionellen Warmleimen aus. Hier ist der Rat der alten Hasen notwendig und nur umfangreicher Erfahrungsaustausch kann hier optimale Ergebnisse bringen.

In jedem anderen Fall sage ich jedoch: traue nur der Norm! :great:

Thema 1: Weißleime.... sind Holzklebstoffe auf Basis von Polyvinylacetat (PVAC). Sie sind in der Regel wasserverdünnbar und bekommen ihren Namen von ihrer Farbe.

Typische Vertreter sind Ponal Holzleim, Ponal Super, Ponal Express, Titebond, Uhu Holzleim.

Hier eine Auswahl der Datenblätter:

Ponal

Titebond

Uhu Holzleim

Weißleime sind hinsichtlich ihrer technischen Eigenschaften leider sehr umweltabhängig, weshalb die Datenblätter oftmals recht sparsam bzgl. Belastbarkeitswerten oder Aussagen zu Dauerfestigkeit sind.
Einen leider nur sehr schwammigen Anhaltspunkt bildet dazu die Norm EN 204/205 D1-D4, wobei Weißleime zum großen Teil in die Belastungsstufen D1 und D2 fallen. Diese Norm bzw. diese Belastungsstufen sagen aus:

(Auszug aus "TKH, Interpretation der DIN EN 204/205 bei Objektprüfungen")

Eine Prüfung analog der DIN EN 2041), durchgeführt an Praxisbauteilen, lässt in keiner
Weise eine Aussage bezüglich der Einstufung des verwendeten Klebstoffes in die
Beanspruchungsgruppen D1 bis D4 zu. Die Einteilung von thermoplastischen Holzklebstoffen für nicht tragende Bauteile erfolgt
üblicherweise nach den Vorgaben der Normen DIN EN 204 und DIN EN 205.

[...]

D1: für Klebung im Innenbereich mit häufiger, kurzzeitiger Einwirkung von
statischer Belastung
, abfließendem Wasser oder Kondenswasser und/oder eine langzeitige Einwirkung hoher
Luftfeuchte. Außenbereich vor Witterung geschützt.
… D2: für Klebung im Innenbereich mit häufiger, kurzzeitiger, starker Einwirkung von
statischer Belastung
abfließendem Wasser oder Kondenswasser. Außenbereich, der Witterung ausgesetzt,
jedoch mit angemessenem Oberflächenschutz.



Für den Instrumentenbau bedeutet das konkret: Weißleime sind nur an flächigen Stellen zu verwenden, an denen statische (also nicht wechselnde) Kräfte/Belastungen nur kurzzeitig auftreten und nicht unter Dauerbelastung stehen. Zwar mag der ein oder andere Gitarrenbauer Halsbrüche, Halstaschen oder auch Stege damit kleben, technisch gesehen ist es jedoch falsch und die entsprechende Norm sowie der Hersteller selbst rät davon ab. Nicht selten gehen Halsbrüche, die mit Weißleimen geklebt wurden wieder auf und sind dann nur schwer zu reinigen.

Literaturhinweis: Im Buch "Guitar Player: Repair Guide von Dan Erlewine" kann im Kapitel "how to repair a broken neck" die fachmännische Reparatur eines Halsbruchs nachgelesen werden - der Autor rät hier von der Verwendung von Weißleim ebenfalls deutlich ab.


Thema Anpressdruck:

Die meisten Weißleime erfordern einen Anpressdruck von ca. 0,5N/mm². Was auf der Erde (und weniger technisch gesprochen) etwa 50g pro mm² entspricht. Klingt wenig, entspricht aber einer Kraft von 5kg pro cm². Gehen wir von einer Fläche von 30x40cm bei einer Korpusoberfläche aus, sind also theoretisch 6 Tonnen Druck erforderlich, um eine Decke mit dem erforderlichen Mindest-Anpressdruck auf einen Korpus zu kleben.

Wer keine vernünftige Presse für solche Kräfte hat, sollte auf die klassischen Spannzwingen zurückgreifen und sich entsprechend großzügig damit eindecken. Eine Spannzwinge erzeugt ausreichend hohe Kräfte - man muss sie nur zahlreich und gut verteilen.

Hier wird auch deutlich, warum Weißleime bei Kopfplattenbrüchen so ungeeignet sind. Der nötige Anpressdruck lässt sich bei den oft kleinen Flächen nur schwer erzeugen - die Folge sind nicht ausreichend fest verbundene Oberflächen.


Ein Tipp aus dem Nähkästchen: Großflächige Klebeflächen mit stark wasserverdünntem Weißleim vorstreichen, dann die Hauptklebeschicht auftragen. Der Leim dringt so besser in feine Fugen ein, füllt Unebenheiten schneller aus und lässt sich beim Pressen leichter aus dem Spalt drücken.


Thema 2: Epoxide

Wikipedia:
Ein Epoxidharz (Kurzzeichen EP) besteht aus Polymeren (Polyether), die je nach Reaktionsführung unter Zugabe geeigneter Härter einen duroplastischen Kunststoff von hoher Festigkeit und chemischer Beständigkeit ergeben. Werden Epoxidharz und Härter gemischt, erfolgt je nach Zusammensetzung und Temperatur üblicherweise innerhalb von wenigen Minuten bis einigen Stunden die Aushärtung des Gemisches.

Epoxidkleber haben den Vorteil, dass sie frei von Sauerstoff aushärten können, absolut chemisch resistent sind, nciht umweltbedingt aushärten und nach der Aushärtung kaum noch auf Umwelteinflüsse reagieren. Außerdem ist ihre Bandbreite EXTREM umfangreich (es gibt spezielle Epoxidkleber für spezielle Zwecke).
Nachteilig ist, dass sie leider gesundheitsgefährdend und umweltgefährlich sind (Atemschutz und Handschuhe sind wichtig) und dass in ihrer großen Bandbreite oftmals Ratlosigkeit zu den technischen Eigenschaften besteht.

Langsam oder hart aushärtende Epoxide härten oftmals spröde aus und können anfällig für plötzlich auftretende Belastungen (wie Schläge) sein und sind nicht geeignet für flächige Verklebungen bei denen es zu axialen Scher-Verspannungen kommen kann. Hier ist Weißleimen oder Warmleimen der Vorzug zu gewähren (z.B. Schichtholzverleimungen oder großflächige Verleimungen unterschiedlicher Materialien)

Daher empfehle ich persönlich an dieser Stelle 3 Klebstoffe mit ihren entsprechenden Datenblättern:

Uhu Plus Endfest 300

Dieser Klebstoff besitzt Zugscherfestigkeiten von:
Mischungsverhältnis (Volumen) 1:1, Prüfung bei Raumtemperatur
10 h: 5 N/mm²
24 h: 12 N/mm²
5 Tage: 17 N/mm²
1 Monat: 17 N/mm²

....und eignet sich damit hervorragend für statische Dauerbelastungen und auch für dynamische Kräfte. Dynamische Kräfte treten im Instrumentenbau eher wenig oder nur gering auf, aber z.B. die Haltebolzen eines Tremolos stehen unter statischer Dauerbelastung und zusätzlich dynamischer Belastung. Wer also ständig (und nach mehrmaliger Reparatur) über ausgeschlagene Bohrlöcher von Haltebolzen klagt, kann es einmal mit einem "Bett" aus Epoxid versuchen.

Zusätzlich kann man in begrenztem Maße (z.B. mit einem Fön) Wärme hinzufügen und erzielt besonders hohe Klebefestigkeiten, wenn die Härtung bei erhöhter Temperatur im Bereich
zwischen 70 °C und 180 °C erfolgt. Hierzu folgende Temperatur/Zeitrelationen als minimale Härtungszeiten:

45 Minuten bei 70 °C
30 Minuten bei 80 °C
20 Minuten bei 90 °C
10 Minuten bei 100 °C


Mit der Hinzugabe von Wärme kann man außerdem die Fließfähigkeit erhöhen und so z.B. mit Hilfe von Spritzen tief in Risse und Spalten vordringen.

Epoxide benötigen keinen Mindest-Anpressdruck, sind aber sowohl dynamisch als auch dauerstatisch belastbar - sie sind damit das Mittel der Wahl für Halsbrüche. Wer keine Anpressmöglichkeit für eine Weißleimverklebung hat oder es technisch vielleicht nicht möglich ist (filigrane Bauteile) ist mit Epoxiden ebenfalls gut beraten.
Großflächige Verklebungen sind möglich, jedoch sehr schmutzig... man bedenke die Gesundheitsrisiken.

Uhu Endfest ist sehr teuer und wird daher eher in kleineren Mengen verwendet. Er eigenet sich daher gut für Reparaturaufgaben.

Wer ein unfangreicheres Programm für alle Zwecke will, der kann sich zusätzlich mit einem schnellhärtendem Epoxid ausstatten. Zu empfehlen sind dabei fast alle 5min-Epoxide, weil sie sehr ähnliche Eigenschaften besitzen. Sie härten schnell aus, ihre Verbindungen bleiben jedoch flexibler als z.B. die von langsam härtenden Klebern. Im Instrumentenbau sind sie z.B. zum Fixieren von Kabelröhrchen in halbakustischen Gitarren geeignet. Für klangübertragende Verbindungen oder dauerstatisch belasteten Verbindungen sind sie wegen ihrer Flexibilität eher weniger geeignet. Manche 5min-Epoxide härten jedoch über Jahre weiter aus und erreichen irgendwann ebenfalls hochfeste Eigenschaften.

Ein klassisches Beispiel ist der

Uhu Plus Schnellfest



Zusätzlich empfehle ich für Lackausbesserungen gerne einen flüssigen laminierharz.

z.B.

LR 385

oder

EPL 285/EPH 285

Laminierharze härten oftmals sehr hart aus und sind sehr flüssig. Sie eigenen sich daher sehr gut für feine, dünnschichtige Lackausbesserungen, Beschichtungen oder für das Verkleben von sehr feinen Rissen und spalten.

für tiefere Schäden empfiehlt sich Vermischung mit Füffstoffen wie Microspheres, Microfiber, Holzmehl oder (mein persönlicher Favorit) Thixotropiermittel. Diese Stoffe verdicken Harze und lassen sie sogar höhere Schlag-/Zug- oder Haftfestigkeiten erreichen.

Alternativ verwende ich für Füll- und Beschichtungsarbeiten bei "Ablaufgefahr" einen etwas dickeren Harz, der eigentlich aus dem Aquarienbau kommt:

E45TM

Er ist besonders kratz-, schlag- und schweißfest.


Ein wichtiger Punkt bei der Anwendung von Epoxid-Klebern sind deren Mischungsverhältnisse (aus den Datenblättern zu entnehmen). Einfache Mischungsverhältnisse (z.B. 1:1) können in kleinen Mengen tropfenweise erfolgen, jedoch reagieren nicht alle Epoxide gutmütig auf Abweichungen. Uhu Endfest ist relativ tollerant, ändert jedoch seine Eigenschaften (siehe Datenblatt) bei unterschiedlichen Mischungsverhältnissen.
Oftmals wird für die Mischungsverhältnisse zu einer Feinwaage geraten. Diese Waagen sind jedoch entweder erst ab größeren Mengen sicher anwendbar oder sehr, sehr teuer. Ich rate daher zur Verwendung von Spritzen, wie es sie in jeder Apotheke und in vielen anwendungsfreundlichen Größen gibt. Anhand der Volumenanteile kann dann schnell das richtige Mischungsverhältnis angemischt werden.
Ein wichtiger Punkt zum Mischungsverhältnis ist die Mischungsmenge. Je größer die angemischte Menge oder die Zugabe von Füllstoffen ist, desto schneller härtet der Klebstoff aus. Außerdem erzeugen Epoxide beim Aushärten Wärme. In kleinen Mengen ist das nicht zu merken, arbeitet man spaltfüllend oder gießend, kann die Temperaturentwicklung enorm werden.

Abschließend ein Tipp aus dem Nähkästchen: Fast alle Epoxide lassen sich mit einfachem Spiritus entfernen, solange sie noch nicht ausgehärtet sind. Viele andere, übliche Reiniger verursachen oftmals nur, dass sie schneller aber unzuverlässiger aushärten.


Thema 3: Cyanoacrylate:

Wikipedia: Unter Cyanoacrylat, Cyanacrylat oder Alkylcyanacrylat versteht man polymerisierbare, bei Raumtemperatur flüssige chemische Verbindungen (Monomere), die häufig als Klebstoffe verwendet werden.

Für uns auch bekannt als "Sekundenkleber". Cyanoacrylate härten durch Feuchtigkeit der Luft aus. Sie sind außerdem mit entsprechenden "Aktivatoren" beschleunigt aushärtbar.

Ihr berühmtester Vertreter ist wohl der

Uhu Sekunden Alleskleber

Im Allgemeinen gelten seine Eigenschaften jedoch für alle Cyanoacrylat-Klebstoffe. Sie härten hart und sehr schnell aus, besitzen eine hohe Klebkraft, sind jedoch bruchanfällig und in der Regel teuer. Ihre Anwendbarkeit beschränkt sich daher auf kleinere Flächen und wird meist zur Oberflächen- und Lackretusche bzw. der sog. "Smart-Repair" eingesetzt.

Gelegentlich findet er auch Anwendung bei der problematischen Befestigung von Bindings oder als Schraubensicherungsklebstoff (in winzigen Mengen ein echter Traum).

Abschließend ein Tipp aus dem Nähkästchen: Sekundenkleber härten oftmals härter aus als normale PU-Lackoberflächen und sind damit besser polierbar. Bei Smart-Repairs also ruhig mal eine Polierstufe früher aufhören, sonst glänzt das Reparaturergebnis all zu heftig hervor.


Thema 4: Traditionelle Warmleime


Diese Klebstoffe sind in der Regel durch aufkochen oder erwärmen verarbeitungsfähig und haben den großen Vorteil Verbindungen zu erzeugen, die mit Wärme und Dampf lösbar sind. Leider unterliegen sie im höheren Verarbeitungsaufwand.

Traditionelle Warmleime sind nur bedingt dauerstatisch belastbar, können jedoch leicht und problemlos aufgelöst und erneuert werden. Sie sind in ihren Eigenschaften sehr leicht modifizierbar und an den ensprechenden Zweck angepassbar (d.h. von zäh/flexibel bis hochfest) - das macht jedoch leider keine generellen Aussagen bzgl. ihrer Verwendbarkeit möglich, weshalb ich hier nur auf die guten, aber recht allgemeinen Datenblätter verweisen kann.

Ihr größter Nachteil: Traditionelle Warmleime erfodern leider ein hohes Maß an Erfahrungen bzgl. ihrer Anwendung, Mischung und Verarbeitung.

Allgemeiner Vergleich von traditionellen Warmleimen

Knochenleim

Hautleim

Hasenleim


Bei diesen Klebstoffen ist die technische Kalkulierbarkeit leider nicht gegeben, weshalb man sich tatsächlich nur auf Erfahrungsberichte berufen kann. Ich verwende Knochenleim für Halsfuß-Verklebungen, für Griffbretter oder sonstige lösbare Verbindungen.

Es gibt Hersteller,die inzwischen fertige Mixturen anbieten, die ohne großen Aufwand verwendbar sind. Ein Beispiel dafür ist Titebond Hautleim. Über deren Equivalenz zu den aufkochbaren Originalen kann ich jedoch keine Aussage treffen.

Tipp aus dem Nähkästchen: Hautleim in Kombination mit feinem Leinenfließ ist seit jahrhunderten ein Geheimtipp von Schreinern um Metall äußerst dauerhaft auf Holzoberflächen (z.B. Dekorationen) aufzubringen. Andere Klebstoffe versagen dabei schnell an den unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten und dem "Arbeiten" des Holzes.

So...Ergänzungen erwünscht...

Grüße,

Martin - Rock Guitar's Hospital, Berlin


PS: An den Rechtschreibfehlern bin ich dran... :D
 
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Bei den Epoxiden hast du vergessen, dass bei Warmaushärtung die Festigkeiten steigen. Durch Nachtempern ist das auch möglich aber nicht so extrem wie bei Warmaushärtung. Außerdem sind die Mischungsverhältnisse penibel einzuhalten und das Ganze muss richtig gut gut gemischt/gerührt werden. Das Zeug trocknet nämlich nicht sondern härtet und das nur wenn sich zwei Reaktionspartner finden.
 
steht doch da?!

Zusätzlich kann man in begrenztem Maße (z.B. mit einem Fön) Wärme hinzufügen und erzielt besonders hohe Klebefestigkeiten, wenn die Härtung bei erhöhter Temperatur im Bereich
zwischen 70 °C und 180 °C erfolgt. Hierzu folgende Temperatur/Zeitrelationen als minimale Härtungszeiten:

Außerdem sind die Mischungsverhältnisse penibel einzuhalten und das Ganze muss richtig gut gut gemischt/gerührt werden. Das Zeug trocknet nämlich nicht sondern härtet und das nur wenn sich zwei Reaktionspartner finden.

na da kann man jetzt keine generelle Aussage treffen. In den Meisten fällen stimmt das aber. Ich werde mal noch was zum Mischen ergänzen....

ICh habe jetzt relative tollerante Klebstoffe angegeben. Beim Endfest kann man (siehe Datenblatt) in gewissen Grenzen sogar ein wenig die Eigenschaften manipulieren, wenn man die Mischungsverhältnisse ändert.

Zitat Datenblatt:

Das UHU PLUS-System gibt dem Anwender die Möglichkeit, durch Variation der Härtermenge zu härteren
oder weicheren Endprodukten zu gelangen:
a) Mischungsverhältnis 100 Gewichtsteile Binder + 50 Gewichtsteile Härter
ergibt ein härteres Endprodukt mit etwas erhöhter Wärme-, Wasser- und Chemikalienbeständigkeit.
b) Mischungsverhältnis 100 Gewichtsteile Binder + 80 Gewichtsteile Härter
(gleichlange Stränge aus den Tuben) ist das normale Mischungsverhältnis für universelle Anwendung.
c) Mischungsverhältnis 100 Gewichtsteile Binder + 120 Gewichtsteile Härter
ergibt ein Endprodukt mit guter Flexibilität und verbesserter Schälfestigkeit, jedoch mit verminderter
Wärme-, Wasser- und Chemikalienbeständigkeit.
 
Super, Martin!
Bekekst, für die Startseite angemeldet und in den gepinnten wichtigen Themen "Technik/Gitarrenbau" verlinkt.

Gruß,

Oliver
 
Sehr schöner Beitrag - eine Fischstreicheleinheit gratis für dich :great:
Geht das direkt in die Gitarrenecke, ich habs auf der Startseite als "Bericht / Workshop" abgelegt.
 
Geht das direkt in die Gitarrenecke, ich habs auf der Startseite als "Bericht / Workshop" abgelegt.

oh weh...dann muss ich nochmal nach Rechtschreibfehlern suchen :D :rofl:
 
na da kann man jetzt keine generelle Aussage treffen. In den Meisten fällen stimmt das aber. Ich werde mal noch was zum Mischen ergänzen....

ICh habe jetzt relative tollerante Klebstoffe angegeben. Beim Endfest kann man (siehe Datenblatt) in gewissen Grenzen sogar ein wenig die Eigenschaften manipulieren, wenn man die Mischungsverhältnisse ändert.

Ist mir bekannt aber für max. Festigkeit ist das Mischungsverhältnis genau einzuhalten, auch bei UHU.

Und mit dem Fön ist es eher suboptimal. Das ist gut wenn ich das Zeug mal kurz dünnflüssiger brauche (dann sollte man aber gleich einen Heißluftfön ran gehen) aber ansonsten sollte man für eine gleichmäßige Temperatur sorgen. Geht z. B. auch mit einer Sauna oder ein in der Sonne aufgeheiztes Auto.
 
Mir fällt noch Fischblasenleim ein. Der ist aber imho quasi "ausgestorben".

Knochenleim ist verarbeitungstechnisch eine Seuche. Ich habe mal bei einem Kontrabassbauer ausgeholfen, der damit ausschließlich arbeitet. Die Spanne zwischen "astrein" und "kannste wegkloppen" ist denkbar gering.
 
Und mit dem Fön ist es eher suboptimal. Das ist gut wenn ich das Zeug mal kurz dünnflüssiger brauche (dann sollte man aber gleich einen Heißluftfön ran gehen) aber ansonsten sollte man für eine gleichmäßige Temperatur sorgen. Geht z. B. auch mit einer Sauna oder ein in der Sonne aufgeheiztes Auto.

Ja da hast Du recht... vor allem sollte (wenn man denn ernsthaft mit Temperatur arbeiten möchte) die Sache auch kontrollierbarer sein.

Das Problem einer Temperung im Instrumentenbau ist aber sowieso die eingeschränkte Anwendbarkeit. Holz ist ja nunmal ein schlechter Wärmeleiter, d.h. man kommt sowieso nur Oberflächlich an die Klebestelle und Wärme führt ja gerne mal zu Verzug oder Spannungen.

Ich wollts vor allem der Vollständigkeit halber erwähnen.

Mitm Heißluftfön wird man zwar heißer, aber es ist auch etwas gefährlicher :D - ich verwende tatsächlich nen normalen Haartrockner, die machen die 70-90°C ziemlich gut, recht zuverlässig stabil und man hat kein Risiko irgendwas zu überhitzen.

Mir fällt noch Fischblasenleim ein. Der ist aber imho quasi "ausgestorben".

Ja, den kenne ich noch von vor 10 Jahren...stinkt wie Hölle :D - hab aber leider keinen Anbieter mit entsprechendem Datenblatt gefunden. Vom Prinzip her nehmen sich diese Naturleime ja alle nicht viel in ihren grundlegenden Verarbeitungseigenschaften....

Knochenleim ist verarbeitungstechnisch eine Seuche. Ich habe mal bei einem Kontrabassbauer ausgeholfen, der damit ausschließlich arbeitet. Die Spanne zwischen "astrein" und "kannste wegkloppen" ist denkbar gering.

Das sind die aber alle glaub ich :D - stinken, kleben und sind sehr wankelmütig :D. Hautleim geht noch, wenn man sone schöne fertige Mixtur hat wie die von Titebond. Die werd ich mal noch ergänzen...
 
Mitm Heißluftfön wird man zwar heißer, aber es ist auch etwas gefährlicher :D - ich verwende tatsächlich nen normalen Haartrockner, die machen die 70-90°C ziemlich gut, recht zuverlässig stabil und man hat kein Risiko irgendwas zu überhitzen.

Problem ist, dass je länger ich das Zeug mit Wärme "belaste" um so schneller bin ich über der Topfzeit. Nach der Topfzeit soll ich das Epoxy ja nicht mehr bewegen um max. Festigkeit raus zu holen. Mit einem Heißluftfön (ich hab nur einen mit zwei Stufen) auf niedriger oder mittlerer Stufe mal kurz drauf gehalten (1 - 2 sek. reichen) und dann die Klebung fixieren (fixieren ist nicht verpressen!). Das funktioniert. Deine Version wird auch funktionieren. Die max. Festigkeiten werden im Instrumentenbau wohl nicht benötigt. Bei meinen Anwendungen ja schon. Da kann ich nichts riskieren.

Ansonsten scheinst du dich gut - auch auf theoretischer und rechnerischer Ebene - mit deinen Materialen beschäftigt zu haben. Das finde ich sehr gut! Kompliment. Wenn ich mal einen Instrumentenbauer brauche, melde ich mich. :great:
 
Ansonsten scheinst du dich gut - auch auf theoretischer und rechnerischer Ebene - mit deinen Materialen beschäftig zu haben.

Lesen, Lesen, Lesen....und das Ausprobieren nicht vergessen :D

aber ich habe vor allem beruflich extrem viel mit Klebstoffen (oder allgemein "Betriebsstoffen") in industrieller Anwendung zu tun gehabt. Bin ursprünglich gelernter Werkzeugmacher, wurde dann berater für technische und wirtschaftliche Anwendung von Betriebstoffen, arbeitete im Prototypenbau und später Tunnelstrom-Mikroskopebau....hatte irgendwann keine Lust mehr auf den ganzen Scheiß und machte meine kleine Instrumentenwerkstatt auf :D und studierte dann technische Mechanik und Werkstofftechik.

Irgendwie hatte das alles immer viel mit Klebern, Lacken/Beschichtungen, Verdünnern und Reinigungsmitteln zu tun.

Wenn ich mal einen Instrumentenbauer brauche, melde ich mich.

na wenns ums kleben geht, weißte ja jetzt wie es geht :D :great:
 
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Lesen, lesen, lesen ist immer gut. So lernt man das meiste. Und sich mit anderen Fachleuten austauschen.

Beim Kleben brauch ich gar keine Hilfe. Gute Auswahl an Produkten und thermostatgesteuerte Temperboxen hab ich alles hier.
 
hier ergänzend:

Die meisten Weißleime erfordern einen Anpressdruck von ca. 0,5N/mm².

ist an der oberen Grenze angesetz - korrekter wäre 0,2-0,5N/mm². Tatsächlich haben wir in einem anderen Thread gerade Abhängigkeiten vom Klebstoff festgestellt. Ponal Classic benötigt z.B. nur 0,15N/mm².
 
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Die Unterscheidungen je Anwendungszweck gehen wirklich sehr weit auseinander. Bei KVH bzw. Leimbindern usw. sind die Vorgaben je Hersteller ja auch bis 6 KP/cm2 oder besser 60 N/cm2

Ein schöner Thread zum Kleber nachsehen, zumal ja sehr viele Sorten enthalten sind...
 
Hallo Martin,

... ich denke man könnte mal eine Allgemeine Zusammenfassung verfassen - Ich will hiermit also einen ausführlichen und vor allem technisch korrekten Rat zur Anwendung von Klebstoffen im Instrumentenbau geben.

da ist er - der längst überfällige Beitrag von Dir. :great:

*bekekst*

Gruß Michael
 
Langsam oder hart aushärtende Epoxide härten oftmals spröde aus und können anfällig für plötzlich auftretende Belastungen (wie Schläge) sein und sind nicht geeignet für flächige Verklebungen bei denen es zu axialen Scher-Verspannungen kommen kann. Hier ist Weißleimen oder Warmleimen der Vorzug zu gewähren (z.B. Schichtholzverleimungen oder großflächige Verleimungen unterschiedlicher Materialien)

...

Laminierharze härten oftmals sehr hart aus und sind sehr flüssig. Sie eigenen sich daher sehr gut für feine, dünnschichtige Lackausbesserungen, Beschichtungen oder für das Verkleben von sehr feinen Rissen und spalten.
Kannst du ein Epoxidsystem empfehlen das besonders hart/spröde/glasartig, schleifbar und transpaparent aushärtet? (zum Porenfüllen)
Wichtig wären wohl ein hohes e-Modul und geringe Dehnung/Biegefestigkeit, aber ich bin mir nicht sicher ob z.B: dieses: http://www.klebstoff-profi.de/download/PDB_E110L.pdf wesentlich besser wäre als dieses: http://www.klebstoff-profi.de/download/PDB_E25L.pdf
 
Hallo Martin!

Du kannst bestimmt was dazu sagen wie bei typischen Modellen mit geleimten Hälsen (LPs, usw.) von den Herstellern verfahren wird. Was für Klebemittel werden da gewöhnlich verwandt ?

Gruss, Kond
 
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Kannst du ein Epoxidsystem empfehlen das besonders hart/spröde/glasartig, schleifbar und transpaparent aushärtet? (zum Porenfüllen)
Wichtig wären wohl ein hohes e-Modul und geringe Dehnung/Biegefestigkeit, aber ich bin mir nicht sicher ob z.B: dieses: http://www.klebstoff-profi.de/download/PDB_E110L.pdf wesentlich besser wäre als dieses: http://www.klebstoff-profi.de/download/PDB_E25L.pdf

Ich verwende Harz L in Kombination mit Härter EPH161 von R&G. Das ist für hochwertige Laminate und wird nach Temperung entsprechend hart. Aber auch ohne Tempern wird es nach ca. 2 Tagen hart genug um es zu schleifen (davor schmiert es zu sehr wie ich finde). Harz L20 würde ich nicht nehmen, da es etwas gelblich ist.

Im Allgemeinen vergilben Epoxyde sehr schnell wenn sie UV-Licht ausgesetzt sind. Schränkt die technischen Daten zumindest im Verbund mit Kohlefaser nicht ein, da das Licht ja nicht durch die undurchlässige Kohle kommt.

Solche Epoxyde sind aber sehr dünnflüssig und du schaffst es bestenfalls nur eine dünne Schicht aufzutragen. Verdickungsmittel machen die Sache wieder trübe.

Hier kannst du dir evtl. das richtige raus suchen: http://shop.r-g.de/Epoxydharze/ (wahrscheinlich ist das vorletzte das richtige für dich)

Besser insgesamt wäre ein 2-Komponenten Lack. Gibts auch in der Sprühdose. Trägt im Gegensatz zu 1K-Lack auch recht dick auf und härtet so weit aus, dass er schleifbar wird.
 
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Kannst du ein Epoxidsystem empfehlen das besonders hart/spröde/glasartig, schleifbar und transpaparent aushärtet? (zum Porenfüllen)

Also Coparni's-Tip ist schonmal sehr empfehlenswert, da geh ich komplett mit.

Ich würde an dieser Stelle entweder mit dem dünnflüssigem Laminierharzsystem von oben arbeiten (allerdings mit den von Coparni angesprochenen Einschränkungen) oder eben mit dem angesprochenen 2K-Lack.

@Coparni: Genau solche 2K-Dosen such ich schon seit ner Weile - kannst Du welche empfehlen?


....übrigens soll auch Felgenlack aus der Dose recht schnelle und harte Ergebnisse erzeugen. Ich habs noch nicht probiert, aber so eine Dose schon angeschafft. Ein Prototyp ist gerade in Arbeit - den werde ich testweise einfach mal damit behandeln.


Du kannst bestimmt was dazu sagen wie bei typischen Modellen mit geleimten Hälsen (LPs, usw.) von den Herstellern verfahren wird. Was für Klebemittel werden da gewöhnlich verwandt ?

Naja, das hängt ein wenig mit der Philosophie der Firma zusammen :D - manche Hersteller oder Custom-Shops nehmen oft einen hart "entworfenen" Knochenleim, weil der eben lösbar ist. Gibt es also Probleme mit dem Hals, kann er herausgelöst und ersetzt werden - außerdem "soll" er klanglich bessere Eigenschaften haben (ich höre da keinen Unterschied). Allerdings eher selten in Großserienfertigung, denn dafür ist Knochenleim einfach zu schwierig (Verfallsdatum, Erfahrungswerte etc.).

Andere Firmen verwenden an dieser Stelle Epoxide mit der Philosophie der höheren Festigkeit und noch besseren Dauerbeständigkeit. Allerdings mit dem Kompromiss, dass ein defekter Hals nicht herausgelöst werden kann. In der Serienfertigung wird aber auch eher selten auf solche Eventualitäten Rücksicht genommen. Teile die austauschbar sein sollen, werden auch austauschbar designed (also Schraubhals).
Bei Stückzahlen von mehr als 100 im Jahr würde ich auch zu Epoxiden raten und wird auch oft gemacht. In meinem vorletzten Serienentwurf verwendete ich ein Harzgemisch mit einem kleinen Anteil an feinen Glasfasern (Achtung! Extrem gefährlich, wenns in die Lunge gerät!). Dieses Gemisch hat für mich nach wie vor die Besten Klangeigenschaften und ist dazu stabil wie sau :D

Wiederum andere verwenden tatsächlich auch Weißleime... technisch ists eigentlich falsch, klanglich müsste es Misst sein, aber es wird manchmal trotzdem gemacht und geht ja auch meistens gut. Ich würde jedem davon abraten, aber wie gesagt....es wird auch gemacht. Mit sehr hohem Anpressdruck kann auch mit Weißleim eine gewisse Resistenz gegen statische Kräfte erzeugt werden. Ihre Dauerflexibilität kann meiner Meinung nach aber einfach keine gute Klangbrücke zwischen Hals und Korpus erzeugen.

Meine persönliche Philosophie ist und bleibt allerdings ein clever und gut geschraubter Hals. :great:
 
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Ich kann ganz klar Spray Max 2k-Klarlack "das Spritzwerkzeug" empfehlen. Trägt gut auf, glänzt wie Speckschwarte und härtet super aus. Gibts in 400ml und 250ml. Wenn es angebrochen ist, kann man es in die Gefriertruhe geben und so bis zu 2 Wochen verwenden. 2k-Zeug härtet halt auch in der Dose bei Vermischung der beiden Komponenten.

Edit:
http://www.spraymax.de/index.php?id=361
http://www.spraymax.de/index.php?id=360
 
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