Wil_Riker
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Der renommierte deutsche Mikrofon-Hersteller Beyerdynamic hat im Laufe des Jahres 2011 mit der neuen Touring Gear Serie seine Produkte grundlegend erneuert. In diesem Zusammenhang bestand für einige User des Musiker-Boards die Möglichkeit, sich Testexemplare zuschicken zu lassen und die Mikrofone im Praxisbetrieb auf Herz und Nieren zu prüfen:
https://www.musiker-board.de/news-p...ynamic-praesentiert-neue-mikrofon-serien.html
https://www.musiker-board.de/live-mikrofone-pa/436957-test-neuen-beyerdynamic-familie.html
Da ich selbst zwar einiges an PA-Material besitze, aber kein Sänger, sondern Instrumentalist (Akkordeon) bin, war es naheliegend, den hier im Board vertretenen Beyerdynamic-Produkspezialisten Bernd Neubauer zu bitten, mir statt Gesangsmikros ein Set der neuen Akkordeon-Mikros TG-I56c in Verbindung mit dem Speiseadapter/Vormischer Opus Mix 31 zur Verfügung zu stellen. Vielen Dank an Bernd, dass meinem Wunsch prompt entsprochen wurde und ich Mikros und Speiseadapter nach wenigen Tagen bereits in den Händen halten konnte (sogar an eine 9 V Batterie zur Versorgung des Opus Mix 31 wurde gedacht ) - rechtzeitig zur Sommersaison 2011 mit einigen Auftritten bei Trachtenfesten bzw. Proben der eigenen Coverband. Leider habe ich aber erst vor kurzem die Zeit gefunden, meine Eindrücke als ausführliches Review schriftlich festzuhalten .
Seit vielen Jahren verwende ich zur Akkordeon-Abnahme ein (älteres) System von AKG, 2 Schwanenhals-Mikros C 416 L (aktuelles Nachfolge-Modell: C 516 ML) nebst Speiseadapter B 29 L. Des weiteren befinden sich in meinem Bestand noch komplette 2 Sets der ältesten Schwanenhals-Variante von AKG, C 409 mit Speiseadapter B 9 (Backup- bzw. Verleih-Material). Deshalb bot sich hier für mich eine interessante Vergleichsmöglichkeit .
Speiseadapter
Beim Auspacken des Opus Mix 31 eine kurze (negative) Überraschung: Der Speiseadapter bietet anders als das Pendant von AKG (B 29 L) keinen universellen XLR-Ausgang, sondern eine fest montiertes Kabel mit 4-pol. Mini-XLR-Kupplung speziell zum Anschluss an eine Beyerdynamic-Funkstrecke (oder einem optional erhältlichen XLR-Adapter). Nach kurzer Rücksprache mit Bernd Neubauer und einem Blick in die Service-Unterlagen war es aber kein Problem, einen passenden Adapter auf XLR selbst zusammenzubasteln . Trotzdem ein kleiner Minuspunkt für das Speiseteil, genau wie die Tatsache, dass eine Umschaltung von Mic- auf Line-Pegel am Adapter selbst fehlt und nur über unterschiedliche Abgriffe am Mini-XLR-Anschluss realisiert werden kann. Ansonsten punktet der Adapter gegenüber dem Konkurrenzprodukt aus Österreich durch die Eigenschaft, 3 statt 2 Mikros anschließen zu können (der dritte Anschluss ist z. B. für ein zusätzliches Diskantmikro bei großen Instrumenten oder für ein Headset bei singenden Akkordeonspielern einsetzbar) sowie die robustere und durchdachtere Verarbeitung des Gehäuses (Metall vs. Kunststoff).
Erwähnenswert finde ich in diesem Zusammenhang besonders den Zugang zum Batteriefach: Beim Opus Mix 31 ist der Batteriefachdeckel ein im Gehäuse verankerter "Schieber" an der Unterseite, beim B 29 L ein separater Plastikdeckel auf der Rückseite, der zudem noch hinter dem (abnehmbaren) Gürtelclip angebracht ist (nach mehrmaliger Montage und Demontage entstehen so deutliche "Narben" am Kunststoffgehäuse).
Auch bei den Potis zur Regelung der Mikrofonsignale unterschiedliche Konzepte: AKG hat die beiden Rädchen versenkt an den Gehäuseseiten untergebracht (leider etwas leichtgängig, so dass ich sie mit Tape gegen versehentliches Verdrehen gesichert habe - allerdings braucht man die einmal getroffenen Einstellungen normalerweise ja auch nicht mehr zu ändern). Bei Beyerdynamic stehen die 3 Potis an einer (im Bild auf der linken) Seite aus dem Gehäuse heraus, sind dafür aber auch schwergängig genug.
Das Einschalten der Versorgungsspannung erfolgt beim B 29 L über einen versenkten Schiebeschalter auf der Front, beim Opus Mix 31 über einen Kippschalter neben (im Bild über) den Potis - zwar schwergängig, aber nicht so optimal gegen versehentliches Ausschalten gesichert.
Und um Nachfragen vorzubeugen: Der schwarze Balken auf dem Foto verdeckt meinen Adress-Aufkleber - das Gehäuse darunter ist aber auch schwarz .
Mikrofon-Halteplatten
Bevor ich auf die Schwanenhals-Mikros selbst eingehen möchte, seien zunächst die Befestigungsmöglichkeiten am Instrument erwähnt: Bei beiden Herstellern werden hierzu Halteplatten mitgeliefert, die fest am Instrument verbleiben sollen und in die die Mikros selbst eingesteckt/eingeclippt werden (Abnahme beim Transport sinnvoll).
Der Halter von Beyerdynamic ist kleiner und rund (im Bild links), das Gegenstück von AKG (rechts) etwas größer - letzteres besitzt dafür aber auch 3 "Zinken", um die das Mikrofonkabel zwecks Zugentlastung herumgeführt wird (Anmerkung: Das Nachfolgemodell AKG C 516 ML besitzt kein fest montiertes Kabel mehr, sondern einen Mini-XLR-Anschluss direkt an der Befestigung des Schwanenhalses, an dem das Kabel angeschlossen wird - dort ist dann eine Zugentlastung nicht mehr notwendig).
Auch bezüglich der Anbringung am Instrument hat die AKG-Platte H 416 meiner Meinung nach leicht die Nase vorn: Neben der eher rustikalen Methode, den Halter einfach anzuschrauben (aus naheliegenden Gründen wird das wohl niemand tun) sowie dem Ankleben des Halters mittels doppelseitig haftendem entkoppelndem Schaumstoff (in den meisten Fällen das Mittel der Wahl), lässt sich die Platte auch mit beiliegendem schwarzen Klebekitt anbringen - speziell an Gehäuse-Rundungen hervorragend zu handhaben bzw. auch beim Finden der richtigen Mikrofon-Position als Provisorium einsetzbar. Beyerdynamic liefert neben den Schrauben leider nur ein einfaches Stück doppelseitiges Klebeband mit, so dass ich beim Testbetrieb auch auf den AKG-Kitt zurückgegriffen habe.
Schwanenhals-Mikrofone
Beim Vergleich der beiden Schwanenhälse fällt zunächst die unterschiedliche Länge auf - das TG-I56c ist ganze 5 cm kürzer als das C 416 L. Die Positionierung muss also etwas sorgsamer vorgenommen werden. Des Weiteren besitzt der Kapselkopf des Beyerdynamic-Mikros einen größeren Durchmesser und lässt auf eine größer dimensionierte Kapsel schließen (leider für mich nicht nachprüfbar - ich wollte das Teil nicht zerlegen ). Beide Köpfe sind elastisch gelagert. Das Kabel wird beim C 416 L durch einen "Ziehharmonika-Schlauch" geführt, beim TG-I56c liegt es am Übergang zwischen Hals und Kopf frei zwischen zwei elastischen "Stegen".
Beyerdynamic verzichtet auf das Mitliefern eines separaten Popp-/Windschutzes ("WS 53" bzw "WS 97" optional erhältlich). Glücklicherweise konnte ich auch im Freien keine besondere Empfindlichkeit der Kapsel gegenüber Wind feststellen. Bei AKG gehört ein Windschutz ("W 44") allerdings zum Lieferumfang (auf den Fotos weiter unten zu sehen).
Das Kabel des TG-I56c ist etwas kürzer (1,20 m) und vor allem störrischer als das des C 416 L (1,50 m). Der AKG-Schwanenhals besitzt einen Clip-Deckel am Kabeleinlass - dort ist die Zuleitung mit den Leitungen, die zur Kapsel weitergehen, verlötet und lässt sich dementsprechend leicht auswechseln (kann nach ein paar Jahren durchaus nötig sein - ich habe die Kabel meiner beiden 416er nach 5 Jahren getauscht und für Bass- und Diskantseite auf individuelle Längen angepasst).
Zusätzlich unterscheiden sich die beiden Mikrofone noch in Richtcharakteristik und Frequenzgang (die Diagramme habe ich den jeweiligen Datenblättern entnommen):
Die AKG-Kapsel ist eine Hyperniere mit einem etwas engeren Aufnahme-Winkel als die Beyerdynamic-Kapsel (Niere), dafür aber auch nach "hinten" aufnahmefähig, was bei der Ausrichtung (speziell bei Verwendung von Bühnen-Monitorboxen) beachtet werden muss.
Die Frequenzverläufe beider Mikros sind ähnlich, wobei das AKG etwas linearer ist, im Bass-Bereich nicht so stark abfällt und sein Maximum bei einer höheren Frequenz als das Beyerdynamic besitzt. Inwiefern sich diese Unterschiede bemerkbar machen - dazu mehr beim 1:1-Vergleich mit den Klangproben.
1:1-Test im Heimstudio
Nach der Anschaffung meiner AKG-Mikrofone vor ein paar Jahren habe ich einge Zeit ins Finden der richtigen Mikrofon-Position investiert (ausgewogenes, natürliches Klangbild) - so nah wie möglich an der Schallquelle, damit Nebengeräusche nicht mit aufgezeichnet werden, aber so weit weg wie nötig, um speziell auf der Diskant-Seite einen möglichst großen Bereich gleichmäßig abzudecken. Außerdem die Kapsel so gedreht, dass das Klappern der Tastatur und der Klappen nur minimal hörbar sind.
Dementsprechend habe ich die Beyerdynamic-Schwanenhälse für den 1:1-Vergleichstest so befestigt, dass die Kapseln beider Kandidaten an der selben Stelle (bzw. direkt nebeneinander) platziert werden konnten - das Bild zeigt mein größeres Akkordeon Hohner Morino VI N:
Beide Mikrofonsysteme wurden dann komplett verkabelt (Diskant- und Bassmikros an die Speiseadapter) und die Ausgangssignale 2 verschiedenen Mikrofoneingängen meines Mischpults Allen & Heath WZ³ 16:2 Mix-Wizard bzw. Interfaces Lexicon Omega Studio zugeführt. Die Gain-Regler an den Speiseadaptern und am Mischpult/Interface wurden so eingestellt, dass das Verhältnis Bass/Diskant und der Pegelausschlag an den Mischpultkanälen ungefähr gleich war. Die folgenden Klangproben entstanden durch gleichzeitige Aufnahme beider Systeme auf 2 unterschiedliche Spuren von Logic Express 9. Um einen bestmöglichen Kompromiss aus Klangqualität und Dateigröße zu erhalten, und damit die Audiodateien online abgespielt werden können, habe ich sie ins MP3-Format (Bitrate 320 kbps) umgewandelt:
Zunächst "trockene" Aufnahmen, d. h. alle Equalizer auf "12 Uhr":
AKG - Diskant (291 KB):
AKG - Bass (316 KB):
Beyerdynamic - Diskant (291 KB):
Beyerdynamic - Bass (316 KB):
Meine Eindrücke: Obwohl das Beyerdynamic TG-I56c durch die Nierencharakteristik einen größeren Aufnahmewinkel besitzen sollte, fällt der Pegel bei hohen Tönen nicht wesentlich später ab als beim AKG C 416 L. Zudem klingt es für meine Ohren ein wenig mittiger.
Nun Diskant- und Bassmikro gemeinsam, "Tanz der Hammerschmiedegesellen" (auch bekannt als "Dar Vugelbeerbaam" - rechtefreier Volkstanz). Bitte auf den Klang und nicht die Ungenauigkeiten meines Spiels achten :
AKG - Hammerschmiedegesellen:
Beyerdynamic - Hammerschmiedegesellen:
Versuch 2, Klanganpassung mittels EQ in den Mischpultkanälen:
AKG - Diskant EQ (326 KB):
AKG - Bass EQ (199 KB):
Beyerdynamic - Diskant EQ (326 KB):
Beyerdynamic - Bass EQ (199 KB):
Und wieder die "Hammerschmiedegesellen":
AKG - Hammerschmiedegesellen EQ (707 KB):
Beyerdynamic - Hammerschmiedegesellen EQ (707 KB):
Deutlich hörbar ist, dass die Mikros beider Hersteller nicht primär für den Studio-Einsatz gedacht sind. Im Live-Betrieb über eine PA-Anlage klingen sie deutlich besser/ausgewogener. Körperschall-Geräusche sind bei beiden Schwanenhals-Systeme aber nicht aufgefallen, sicher dank der Befestigung durch elastische Klebeplatte bzw. elastischen Klebekitt (s. o.).
Praxis-Betrieb des Beyerdynamic-Sets im Proberaum und auf der Bühne
Grau ist jede Theorie - deshalb raus aus dem Heimstudio und rein in den Proberaum bzw. rauf auf die Bühne :
Erster "echter" Einsatz des Beyerdynamic-Sets war die Abnahme meines kleinen Hohner Concerto I bei der Probe meiner Coverband (Deutschrock, NDW etc.). Dabei musste sich das Akkordeon gegen 3 bis 4 Sänger, einen E-Bass, eine Akustikgitarre (alles über die PA verstärkt, Soundcraft MFXi 8 und 2x EV ELX-115P) sowie 2 unverstärkte Trompeten und ein unverstärktes Schlagzeug durchsetzen. Hier spielte die Richtcharakteristik "Niere" ihre Stärken voll aus, und ich musste nicht so sehr wie normal auf meine Position zu den Boxen achten, um Feedbacks zu vermeiden. Trotz der etwas mittigeren Abstimmung war der Klang durchsetzungsfähig genug - allerdings wird bei uns (Ü30) auch nicht in ohrenbetäubender Lautstärke geprobt.
Der zweite Einsatz für die Mikrofone von Beyerdynamic war ein 2-stündiger "Heimatabend" meines Trachtenvereins in einer kleinen Halle. Bei diesen Gigs kommt bei mir die o. g. große Hohner Morino VI N (im Zusammenspiel mit 2 weiteren Akkordeons, Geige/Kontrabass und Schlagzeug) zum Einsatz, und ein Bekannter von mir ist am Mischpult für den "guten Ton" zuständig - Equipment: Dynacord Powermate 1600-1, für die Front 2x Dynacord E122, als Monitor ein älteres Dynacord-Modell (Bezeichnung wird nachgeliefert). Da ich aufgrund der Instrumentengröße und des -gewichts sitze, besteht keine Gefahr, in eine "Feedback-Zone" zu laufen, so dass die Richtcharakteristik hierbei weniger relevant für mich ist. Dafür war es aufgrund der kürzeren Kabel im Vergleich zu den gewohnten AKGs nicht ganz so einfach, den Speiseadapter zu platzieren. Weiteres Manko: Ich verwende an meinem üblichen Speiseadapter B 29 L den Snapon-Sender des AKG Transformer Sets. Dadurch, dass ich am Ausgang des Opus Mix 31 bereits einen Adapter von Mini-XLR (4-pol.) auf XLR verwenden musste, wurde die Kabelage ein wenig unhandlich.
Soundtechnisch waren lt. meinem Kollegen am Mischpult deutlichere Eingriffe am Kanal-EQ notwendig, um mich mit den "flacher" klingenden Beyerdynamic-Mikrofonen über die Front-PA "nach vorne zu mischen" - ich spiele die Leitstimme, und bei den Stücken, bei denen die Kontrabassistin zur Geige greift, muss der Akkordeon-Bass zusätzlich für das Fundament sorgen. Am dezenten Monitor-Sound gab es allerdings nichts auszusetzen (Monitorweg ohne EQ).
Zu guter Letzt ein Open-Air-Auftritt auf einem der renommiertesten internationalen Folklore-Festivals in Europa, dem Schlitzerländer Trachtenfest. Die Bühne wurde von einem Beschaller aus der Region betreut, der mich ohne Murren die mitgebrachten Mikrofone verwenden ließ (funken durfte ich allerdings nicht). Einige Akkordeonspieler vor Ort begutachteten interessiert die relativ neuen und im Vergleich zu AKG nicht so verbreiteten Schwanenhälse von Beyerdynamic - diesmal wieder an meinem kleinen Concerto I. Am Klang im Zusammenspiel mit unserer Geigerin gab's nichts auszusetzen, und auch von Publikum, Musikerkollegen und Tonmann kamen anschließend positive Rückmeldungen.
Fazit
Es ist schwer, einen "Testsieger" zu ermitteln. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. Bei den Speiseadaptern sehe ich den/das Beyerdynamic Opus Mix 31 trotz der Minuspunkte (Ausgang als montiertes Kabel mit 4-pol. Mini-XLR-Anschluss, fast 5x so teuer wie die Konkurrenz) leicht vor dem AKG B 29 L, besonders wg. der hervorragenden Verarbeitung und des dritten Mikrofon-Eingangs. Bei den Mikros selbst hat das C 416 L für mich leicht die Nase vor dem TG-I56c, da zumindest ich ohne großartiges Schrauben am EQ den gewünschten Sound erreichen kann, was möglicherweise daran liegt, dass ich damit schon jahrelang arbeite und mich daran gewöhnt habe . Der Beyerdynamic-Schwanenhals klingt deshalb nicht "schlecht", sondern eben anders, und macht Appetit auf mehr. Interessant wäre sicher ein Langzeittest, um die Verarbeitungsqualität besser einschätzen zu können, speziell die Haltbarkeit der Kapsellagerung (s. o.).
https://www.musiker-board.de/news-p...ynamic-praesentiert-neue-mikrofon-serien.html
https://www.musiker-board.de/live-mikrofone-pa/436957-test-neuen-beyerdynamic-familie.html
Da ich selbst zwar einiges an PA-Material besitze, aber kein Sänger, sondern Instrumentalist (Akkordeon) bin, war es naheliegend, den hier im Board vertretenen Beyerdynamic-Produkspezialisten Bernd Neubauer zu bitten, mir statt Gesangsmikros ein Set der neuen Akkordeon-Mikros TG-I56c in Verbindung mit dem Speiseadapter/Vormischer Opus Mix 31 zur Verfügung zu stellen. Vielen Dank an Bernd, dass meinem Wunsch prompt entsprochen wurde und ich Mikros und Speiseadapter nach wenigen Tagen bereits in den Händen halten konnte (sogar an eine 9 V Batterie zur Versorgung des Opus Mix 31 wurde gedacht ) - rechtzeitig zur Sommersaison 2011 mit einigen Auftritten bei Trachtenfesten bzw. Proben der eigenen Coverband. Leider habe ich aber erst vor kurzem die Zeit gefunden, meine Eindrücke als ausführliches Review schriftlich festzuhalten .
Seit vielen Jahren verwende ich zur Akkordeon-Abnahme ein (älteres) System von AKG, 2 Schwanenhals-Mikros C 416 L (aktuelles Nachfolge-Modell: C 516 ML) nebst Speiseadapter B 29 L. Des weiteren befinden sich in meinem Bestand noch komplette 2 Sets der ältesten Schwanenhals-Variante von AKG, C 409 mit Speiseadapter B 9 (Backup- bzw. Verleih-Material). Deshalb bot sich hier für mich eine interessante Vergleichsmöglichkeit .
Speiseadapter
Beim Auspacken des Opus Mix 31 eine kurze (negative) Überraschung: Der Speiseadapter bietet anders als das Pendant von AKG (B 29 L) keinen universellen XLR-Ausgang, sondern eine fest montiertes Kabel mit 4-pol. Mini-XLR-Kupplung speziell zum Anschluss an eine Beyerdynamic-Funkstrecke (oder einem optional erhältlichen XLR-Adapter). Nach kurzer Rücksprache mit Bernd Neubauer und einem Blick in die Service-Unterlagen war es aber kein Problem, einen passenden Adapter auf XLR selbst zusammenzubasteln . Trotzdem ein kleiner Minuspunkt für das Speiseteil, genau wie die Tatsache, dass eine Umschaltung von Mic- auf Line-Pegel am Adapter selbst fehlt und nur über unterschiedliche Abgriffe am Mini-XLR-Anschluss realisiert werden kann. Ansonsten punktet der Adapter gegenüber dem Konkurrenzprodukt aus Österreich durch die Eigenschaft, 3 statt 2 Mikros anschließen zu können (der dritte Anschluss ist z. B. für ein zusätzliches Diskantmikro bei großen Instrumenten oder für ein Headset bei singenden Akkordeonspielern einsetzbar) sowie die robustere und durchdachtere Verarbeitung des Gehäuses (Metall vs. Kunststoff).
Erwähnenswert finde ich in diesem Zusammenhang besonders den Zugang zum Batteriefach: Beim Opus Mix 31 ist der Batteriefachdeckel ein im Gehäuse verankerter "Schieber" an der Unterseite, beim B 29 L ein separater Plastikdeckel auf der Rückseite, der zudem noch hinter dem (abnehmbaren) Gürtelclip angebracht ist (nach mehrmaliger Montage und Demontage entstehen so deutliche "Narben" am Kunststoffgehäuse).
Auch bei den Potis zur Regelung der Mikrofonsignale unterschiedliche Konzepte: AKG hat die beiden Rädchen versenkt an den Gehäuseseiten untergebracht (leider etwas leichtgängig, so dass ich sie mit Tape gegen versehentliches Verdrehen gesichert habe - allerdings braucht man die einmal getroffenen Einstellungen normalerweise ja auch nicht mehr zu ändern). Bei Beyerdynamic stehen die 3 Potis an einer (im Bild auf der linken) Seite aus dem Gehäuse heraus, sind dafür aber auch schwergängig genug.
Das Einschalten der Versorgungsspannung erfolgt beim B 29 L über einen versenkten Schiebeschalter auf der Front, beim Opus Mix 31 über einen Kippschalter neben (im Bild über) den Potis - zwar schwergängig, aber nicht so optimal gegen versehentliches Ausschalten gesichert.
Und um Nachfragen vorzubeugen: Der schwarze Balken auf dem Foto verdeckt meinen Adress-Aufkleber - das Gehäuse darunter ist aber auch schwarz .
Mikrofon-Halteplatten
Bevor ich auf die Schwanenhals-Mikros selbst eingehen möchte, seien zunächst die Befestigungsmöglichkeiten am Instrument erwähnt: Bei beiden Herstellern werden hierzu Halteplatten mitgeliefert, die fest am Instrument verbleiben sollen und in die die Mikros selbst eingesteckt/eingeclippt werden (Abnahme beim Transport sinnvoll).
Der Halter von Beyerdynamic ist kleiner und rund (im Bild links), das Gegenstück von AKG (rechts) etwas größer - letzteres besitzt dafür aber auch 3 "Zinken", um die das Mikrofonkabel zwecks Zugentlastung herumgeführt wird (Anmerkung: Das Nachfolgemodell AKG C 516 ML besitzt kein fest montiertes Kabel mehr, sondern einen Mini-XLR-Anschluss direkt an der Befestigung des Schwanenhalses, an dem das Kabel angeschlossen wird - dort ist dann eine Zugentlastung nicht mehr notwendig).
Auch bezüglich der Anbringung am Instrument hat die AKG-Platte H 416 meiner Meinung nach leicht die Nase vorn: Neben der eher rustikalen Methode, den Halter einfach anzuschrauben (aus naheliegenden Gründen wird das wohl niemand tun) sowie dem Ankleben des Halters mittels doppelseitig haftendem entkoppelndem Schaumstoff (in den meisten Fällen das Mittel der Wahl), lässt sich die Platte auch mit beiliegendem schwarzen Klebekitt anbringen - speziell an Gehäuse-Rundungen hervorragend zu handhaben bzw. auch beim Finden der richtigen Mikrofon-Position als Provisorium einsetzbar. Beyerdynamic liefert neben den Schrauben leider nur ein einfaches Stück doppelseitiges Klebeband mit, so dass ich beim Testbetrieb auch auf den AKG-Kitt zurückgegriffen habe.
Schwanenhals-Mikrofone
Beim Vergleich der beiden Schwanenhälse fällt zunächst die unterschiedliche Länge auf - das TG-I56c ist ganze 5 cm kürzer als das C 416 L. Die Positionierung muss also etwas sorgsamer vorgenommen werden. Des Weiteren besitzt der Kapselkopf des Beyerdynamic-Mikros einen größeren Durchmesser und lässt auf eine größer dimensionierte Kapsel schließen (leider für mich nicht nachprüfbar - ich wollte das Teil nicht zerlegen ). Beide Köpfe sind elastisch gelagert. Das Kabel wird beim C 416 L durch einen "Ziehharmonika-Schlauch" geführt, beim TG-I56c liegt es am Übergang zwischen Hals und Kopf frei zwischen zwei elastischen "Stegen".
Beyerdynamic verzichtet auf das Mitliefern eines separaten Popp-/Windschutzes ("WS 53" bzw "WS 97" optional erhältlich). Glücklicherweise konnte ich auch im Freien keine besondere Empfindlichkeit der Kapsel gegenüber Wind feststellen. Bei AKG gehört ein Windschutz ("W 44") allerdings zum Lieferumfang (auf den Fotos weiter unten zu sehen).
Das Kabel des TG-I56c ist etwas kürzer (1,20 m) und vor allem störrischer als das des C 416 L (1,50 m). Der AKG-Schwanenhals besitzt einen Clip-Deckel am Kabeleinlass - dort ist die Zuleitung mit den Leitungen, die zur Kapsel weitergehen, verlötet und lässt sich dementsprechend leicht auswechseln (kann nach ein paar Jahren durchaus nötig sein - ich habe die Kabel meiner beiden 416er nach 5 Jahren getauscht und für Bass- und Diskantseite auf individuelle Längen angepasst).
Zusätzlich unterscheiden sich die beiden Mikrofone noch in Richtcharakteristik und Frequenzgang (die Diagramme habe ich den jeweiligen Datenblättern entnommen):
Die AKG-Kapsel ist eine Hyperniere mit einem etwas engeren Aufnahme-Winkel als die Beyerdynamic-Kapsel (Niere), dafür aber auch nach "hinten" aufnahmefähig, was bei der Ausrichtung (speziell bei Verwendung von Bühnen-Monitorboxen) beachtet werden muss.
Die Frequenzverläufe beider Mikros sind ähnlich, wobei das AKG etwas linearer ist, im Bass-Bereich nicht so stark abfällt und sein Maximum bei einer höheren Frequenz als das Beyerdynamic besitzt. Inwiefern sich diese Unterschiede bemerkbar machen - dazu mehr beim 1:1-Vergleich mit den Klangproben.
1:1-Test im Heimstudio
Nach der Anschaffung meiner AKG-Mikrofone vor ein paar Jahren habe ich einge Zeit ins Finden der richtigen Mikrofon-Position investiert (ausgewogenes, natürliches Klangbild) - so nah wie möglich an der Schallquelle, damit Nebengeräusche nicht mit aufgezeichnet werden, aber so weit weg wie nötig, um speziell auf der Diskant-Seite einen möglichst großen Bereich gleichmäßig abzudecken. Außerdem die Kapsel so gedreht, dass das Klappern der Tastatur und der Klappen nur minimal hörbar sind.
Dementsprechend habe ich die Beyerdynamic-Schwanenhälse für den 1:1-Vergleichstest so befestigt, dass die Kapseln beider Kandidaten an der selben Stelle (bzw. direkt nebeneinander) platziert werden konnten - das Bild zeigt mein größeres Akkordeon Hohner Morino VI N:
Beide Mikrofonsysteme wurden dann komplett verkabelt (Diskant- und Bassmikros an die Speiseadapter) und die Ausgangssignale 2 verschiedenen Mikrofoneingängen meines Mischpults Allen & Heath WZ³ 16:2 Mix-Wizard bzw. Interfaces Lexicon Omega Studio zugeführt. Die Gain-Regler an den Speiseadaptern und am Mischpult/Interface wurden so eingestellt, dass das Verhältnis Bass/Diskant und der Pegelausschlag an den Mischpultkanälen ungefähr gleich war. Die folgenden Klangproben entstanden durch gleichzeitige Aufnahme beider Systeme auf 2 unterschiedliche Spuren von Logic Express 9. Um einen bestmöglichen Kompromiss aus Klangqualität und Dateigröße zu erhalten, und damit die Audiodateien online abgespielt werden können, habe ich sie ins MP3-Format (Bitrate 320 kbps) umgewandelt:
Zunächst "trockene" Aufnahmen, d. h. alle Equalizer auf "12 Uhr":
AKG - Diskant (291 KB):
AKG - Bass (316 KB):
Beyerdynamic - Diskant (291 KB):
Beyerdynamic - Bass (316 KB):
Meine Eindrücke: Obwohl das Beyerdynamic TG-I56c durch die Nierencharakteristik einen größeren Aufnahmewinkel besitzen sollte, fällt der Pegel bei hohen Tönen nicht wesentlich später ab als beim AKG C 416 L. Zudem klingt es für meine Ohren ein wenig mittiger.
Nun Diskant- und Bassmikro gemeinsam, "Tanz der Hammerschmiedegesellen" (auch bekannt als "Dar Vugelbeerbaam" - rechtefreier Volkstanz). Bitte auf den Klang und nicht die Ungenauigkeiten meines Spiels achten :
AKG - Hammerschmiedegesellen:
Beyerdynamic - Hammerschmiedegesellen:
Versuch 2, Klanganpassung mittels EQ in den Mischpultkanälen:
AKG - Diskant EQ (326 KB):
AKG - Bass EQ (199 KB):
Beyerdynamic - Diskant EQ (326 KB):
Beyerdynamic - Bass EQ (199 KB):
Und wieder die "Hammerschmiedegesellen":
AKG - Hammerschmiedegesellen EQ (707 KB):
Beyerdynamic - Hammerschmiedegesellen EQ (707 KB):
Deutlich hörbar ist, dass die Mikros beider Hersteller nicht primär für den Studio-Einsatz gedacht sind. Im Live-Betrieb über eine PA-Anlage klingen sie deutlich besser/ausgewogener. Körperschall-Geräusche sind bei beiden Schwanenhals-Systeme aber nicht aufgefallen, sicher dank der Befestigung durch elastische Klebeplatte bzw. elastischen Klebekitt (s. o.).
Praxis-Betrieb des Beyerdynamic-Sets im Proberaum und auf der Bühne
Grau ist jede Theorie - deshalb raus aus dem Heimstudio und rein in den Proberaum bzw. rauf auf die Bühne :
Erster "echter" Einsatz des Beyerdynamic-Sets war die Abnahme meines kleinen Hohner Concerto I bei der Probe meiner Coverband (Deutschrock, NDW etc.). Dabei musste sich das Akkordeon gegen 3 bis 4 Sänger, einen E-Bass, eine Akustikgitarre (alles über die PA verstärkt, Soundcraft MFXi 8 und 2x EV ELX-115P) sowie 2 unverstärkte Trompeten und ein unverstärktes Schlagzeug durchsetzen. Hier spielte die Richtcharakteristik "Niere" ihre Stärken voll aus, und ich musste nicht so sehr wie normal auf meine Position zu den Boxen achten, um Feedbacks zu vermeiden. Trotz der etwas mittigeren Abstimmung war der Klang durchsetzungsfähig genug - allerdings wird bei uns (Ü30) auch nicht in ohrenbetäubender Lautstärke geprobt.
Der zweite Einsatz für die Mikrofone von Beyerdynamic war ein 2-stündiger "Heimatabend" meines Trachtenvereins in einer kleinen Halle. Bei diesen Gigs kommt bei mir die o. g. große Hohner Morino VI N (im Zusammenspiel mit 2 weiteren Akkordeons, Geige/Kontrabass und Schlagzeug) zum Einsatz, und ein Bekannter von mir ist am Mischpult für den "guten Ton" zuständig - Equipment: Dynacord Powermate 1600-1, für die Front 2x Dynacord E122, als Monitor ein älteres Dynacord-Modell (Bezeichnung wird nachgeliefert). Da ich aufgrund der Instrumentengröße und des -gewichts sitze, besteht keine Gefahr, in eine "Feedback-Zone" zu laufen, so dass die Richtcharakteristik hierbei weniger relevant für mich ist. Dafür war es aufgrund der kürzeren Kabel im Vergleich zu den gewohnten AKGs nicht ganz so einfach, den Speiseadapter zu platzieren. Weiteres Manko: Ich verwende an meinem üblichen Speiseadapter B 29 L den Snapon-Sender des AKG Transformer Sets. Dadurch, dass ich am Ausgang des Opus Mix 31 bereits einen Adapter von Mini-XLR (4-pol.) auf XLR verwenden musste, wurde die Kabelage ein wenig unhandlich.
Soundtechnisch waren lt. meinem Kollegen am Mischpult deutlichere Eingriffe am Kanal-EQ notwendig, um mich mit den "flacher" klingenden Beyerdynamic-Mikrofonen über die Front-PA "nach vorne zu mischen" - ich spiele die Leitstimme, und bei den Stücken, bei denen die Kontrabassistin zur Geige greift, muss der Akkordeon-Bass zusätzlich für das Fundament sorgen. Am dezenten Monitor-Sound gab es allerdings nichts auszusetzen (Monitorweg ohne EQ).
Zu guter Letzt ein Open-Air-Auftritt auf einem der renommiertesten internationalen Folklore-Festivals in Europa, dem Schlitzerländer Trachtenfest. Die Bühne wurde von einem Beschaller aus der Region betreut, der mich ohne Murren die mitgebrachten Mikrofone verwenden ließ (funken durfte ich allerdings nicht). Einige Akkordeonspieler vor Ort begutachteten interessiert die relativ neuen und im Vergleich zu AKG nicht so verbreiteten Schwanenhälse von Beyerdynamic - diesmal wieder an meinem kleinen Concerto I. Am Klang im Zusammenspiel mit unserer Geigerin gab's nichts auszusetzen, und auch von Publikum, Musikerkollegen und Tonmann kamen anschließend positive Rückmeldungen.
Fazit
Es ist schwer, einen "Testsieger" zu ermitteln. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. Bei den Speiseadaptern sehe ich den/das Beyerdynamic Opus Mix 31 trotz der Minuspunkte (Ausgang als montiertes Kabel mit 4-pol. Mini-XLR-Anschluss, fast 5x so teuer wie die Konkurrenz) leicht vor dem AKG B 29 L, besonders wg. der hervorragenden Verarbeitung und des dritten Mikrofon-Eingangs. Bei den Mikros selbst hat das C 416 L für mich leicht die Nase vor dem TG-I56c, da zumindest ich ohne großartiges Schrauben am EQ den gewünschten Sound erreichen kann, was möglicherweise daran liegt, dass ich damit schon jahrelang arbeite und mich daran gewöhnt habe . Der Beyerdynamic-Schwanenhals klingt deshalb nicht "schlecht", sondern eben anders, und macht Appetit auf mehr. Interessant wäre sicher ein Langzeittest, um die Verarbeitungsqualität besser einschätzen zu können, speziell die Haltbarkeit der Kapsellagerung (s. o.).
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