Sitarkauf ist für jemanden, der noch nicht spielen kann, nicht einfach. Ich habe Glück gehabt und auf den Tip meines zukünftigen Lehrers hin eine Sitar für 300 Euro plus Versand bei Ebay ersteigert. Es standen auch noch zwei weitere von seinen Schülern zur Auswahl, allerdings für 700 bzw. 1000 Euro. Die wären zwar noch deutlich besser gewesen, aber meine Finanzen waren strikt dagegen. Der Weg über einen Lehrer ist vermutlich der beste, um ein Instrument zu finden, was sein Geld auch wert ist.
Es sind viele "Touristensitars" im Umlauf, die leider nicht wirklich funktionstüchtig sind. Abgesehen von Klang und Verarbeitung sind die oft auch falsch konstruiert, sodaß sie nicht mal richtig zu stimmen sind. Solche "Instrumente" sind wirklich für die Wand oder aus der Sicht von Musikern noch für was ganz anderes. Zum Beispiel sind die Bünde verschiebbar (das ist richtig so), aber durch die Wirbel der Resonanzsaiten begrenzt. Häufig kommt es vor, daß ein Wirbel verhindert, daß man einen Bund überhaupt an die richtige Stelle bekommt. Der Grundaufbau jeder Sitar entsteht meistens als Massenware in vielen Hinterhöfen und sonstwo in Indien. Die guten Hersteller suchen sich dann die brauchbaren Exemplare heraus, bearbeiten den "Tabli" - die Holzscheibe unter der Brücke, was den Klang wesentlich ausmacht. Dann werden die Wirbel, Brücken und Bünde eingebaut und aufeinander abgestimmt und das ganze Instrument fertig gestellt. Man kann sich gut vorstellen, was mit den schlechten Rohlingen passiert.
Recht teuer, aber gut sind die Instrumente von India-Instruments (
www.india-instruments.de). Mit etwas Glück kann man dort auf dem Marktplatz auch ein günstigeres gebrauchtes Instrument finden, aber man braucht eben den Sachverstand.
Zur Sitar selbst braucht man noch einen Koffer, sonst ist sie praktisch nicht transportabel. Der Korpus besteht aus Kürbis und ist sehr empfindlich, deswegen auch die horrenden Transportkosten aus Indien. Selbst meine Sitar hat, gut verpackt, den Versand durch halb Deutschland nicht ganz heil überstanden, einen kleinen Riß am Kürbis konnte ein Geigenbauer aber für 25 Euro reparieren und auch vorher hat man davon nichts gehört. Am besten sind wohl Formkoffer aus Fiberglas, aber die kosten neu rund 200 Euro und nicht jede Sitar paßt in jeden Koffer. Üblich sind einfache mit Leder bezogene und mit Stoff ausgeschlagene Pappkoffer, besser als garnichts, ausreichend zum Reisen per S-Bahn oder Auto.
Das Plektrum nennt sich "Mizrab" und besteht aus Draht. Die kann man online bestellen, es kommt wirklich nur auf die richtige Größe und Stabilität an. Vermutlich bekommt man auch einen oder mehrere dazu, wenn man eine neue Sitar kauft. Bei gebrauchten kommt es natürlich auf das Fingerkaliber des Vorbesitzers an.
Saiten kann man auch online bestellen, oder über den örtlichen Klavierhandel. Es gibt von der Firma Rösler Stahlsaitendraht guter Qualität, die man in Ringen a 125 oder 250 Gramm bestellen kann. Nicht ganz billig aber auf jeden Fall günstiger als fertige Saitensätze oder gar Einzelsaiten. Wer in der Musikbranche (Handel, Reparatur etc.) tätig ist, kann auch direkt beim Großhandel bestellen, z.B. Fa. Jahn. Der Draht wird als "für historische Instrumente" verkauft. Moderner Klavierdraht wird glaube ich zu stramm, auf jeden Fall hat er keinerlei Vorteile zu bieten und ist für Sitars ungeeignet.
Um die Wirbel gängig und stimmfest zu halten, braucht man noch Kreide und eventuell Kernseife. Die Kreide, damit die Stimmung gehalten wird und die Kernseife, um schwer gehende Wirbel zu behandeln. Den richtigen Mix ermittelt man durch Ausprobieren an jedem einzelnen Wirbel.
Früher oder später ist die Brücke abgespielt und muß nachgeschliffen werden. Bei gebrauchten Instrumenten bzw. nach mehreren Malen Nachschleifens braucht man eine neue Brücke für die Spielsaiten. Die Resonanzsaiten haben eine eigene Brücke, die langlebiger ist, weil sie weniger beansprucht wird. Nachschleifen kann man auch selbst lernen, es ist allerdings aus gutem Grunde eine der wenigen ziemlich gut bezahlten Dienstleistungen in Indien. In Deutschland hat man es schwer, jemanden zu finden, der einem das macht, und Nachschleifen geht leider nur am Instrument. Da hilft nur rumfragen. Ich habe noch niemanden gefunden.
Das allerwichtigste Accessoir zum Sitarspielen ist allerdings ein Lehrer. Ich würde sagen, daß auch ein guter Musiker enorm davon profitiert, wenigstens ein paar Monate Unterricht zu nehmen. Die Sitar ist ein sehr vielseitiges Instrument und ihre Stärken sind nicht gerade offensichtlich. Und da sie gezielt für klassische indische Musik konstruiert wurde, lohnt es sich auch, die ein bischen kennenzulernen. Letzteres geht ohne guten Lehrer praktisch überhaupt nicht. Diese Empfehlungen beziehen sich auch auf den Klang. Der Klang einer Sitar in den Händen eines guten Gitarristen, der von Sitars nichts weiß, ist banal, klingt bestenfalls nach einer billigen Westerngitarre mit schlechten Saiten. Erst die richtige Spieltechnik und die Art des Spielens bringen den speziellen Klang der Sitar wirklich zum Leben.
Über die Stimmung brauchst du dir eigentlich keine Gedanken zu machen. Ich habe meine Sitar zeitweise nach Cis (440hz Referenzton) gestimmt und das hat ihr überhaupt nichts ausgemacht. Die Saitenspannung ist im Vergleich zur Gitarre ziemlich niedrig, obwohl eine Sitar viel mehr Saiten hat.
Ein guter Anlaufpunkt für weitere Informationen ist generell das Internet und speziell das Forum auf
www.chandrakantha.com , wo sich aber kaum Europäer tummeln, also wenig Info zu Kaufquellen. Deutsche Foren sind mir bislang noch nicht aufgefallen. Die Website selbst bietet auch einen recht guten Einstieg in die indische Musik und deren Instrumente. Unter anderem findest du dort auch heraus, wie eine Sitar aufgebaut ist und wie man sie stimmen kann (natürlich gibt es mehrere Varianten).
Als Hörprobe für Fusion mit Sitar kann ich nur Anoushka Shankar empfehlen. Sie ist sehr experimentierfreudig und aus familiären Gründen meistens mit ziemlich guten Musikern zusammen. Es ist natürlich Fusion aus indischer Sicht, der indische Anteil überwiegt logischerweise. Nicht alles von ihr ist Fusion, sie hat auch reine klassische indische Musik publiziert.
Auweia, das ist viel Text geworden. Aber vielleicht hilft es ja
Falls ein neues Thema zum Thema Sitar spielen startest, sag mir ruhig per PM bescheid (falls du an meinem Input interessiert bist). Ansonsten könnte ich das übersehen.
Ich habe gerade mal auf folkfriends.com gelesen. Daß die Resonanzsaiten chromatisch gestimmt werden, ist ziemlicher Unsinn. Es ist durchaus machbar, aber die Stimmung hängt einzig und alleine davon ab, was man gerade spielen will. Die Resonanzsaiten sind dazu da, zu den gespielten Tönen eine Art Echo zu machen, und wenn man sich strikt in einer Tonleiter bewegt, nützen einem die ganzen Zwischentöne wenig. Das dort zu lesen, macht mich etwas stutzig. Ansonsten stimmt das Angebot ziemlich genau mit dem von India-Instruments überein, nur daß letztere noch mehr Variationen und Preisklassen anbieten. Davon abgesehen findet man bei den Folkfreunden allerdings viele spezielle Musikinstrumente...
PS: Auf
www.india-instruments.de gibt es eine Liste von Lehrern in Deutschland, bei
www.chandrakantha.com eine weltweite Liste