Livemischer
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Hallo Leute,
erst einmal vielen Dank für das Feedback und die ganzen Herzilein zu Teil 1. Hab mich gerade mal hingesetzt,
und Part 2 geschrieben. Ist noch die Alphaversion, schaut mal, wie sie Euch gefällt.
Habe auch einige der Anregungen aus dem anderen Thread übernommen, wenn Ihr wollt erwähne ich Euch namentlich..
erst einmal vielen Dank für das Feedback und die ganzen Herzilein zu Teil 1. Hab mich gerade mal hingesetzt,
und Part 2 geschrieben. Ist noch die Alphaversion, schaut mal, wie sie Euch gefällt.
Habe auch einige der Anregungen aus dem anderen Thread übernommen, wenn Ihr wollt erwähne ich Euch namentlich..
Noch 12 Tips wie Eure Band live noch besser klingt
Hui, nachdem er erste Teil ja ziemlich positiv aufgenommen wurde, folgt hier der zweite Streich. Es gilt immer noch: Fragen, Anregungen und Anmerkungen würde ich mir wünschen. Vielleicht wird daraus ja sogar ein dritter Teil dieses kleinen Ratgebers. Vielleicht soll ich auf den einen oder anderen Punkt näher eingehen? Es gilt immer noch: das da unten sind keine universellen Wahrheiten, das ist nur meine persönliche Meinung. Heißt: vieles ist Geschmacks- oder Einstellungssache, aber trotzdem kann es sich ja lohnen, mal drüber nachzudenken. Immer noch: viel Spaß
TIP 1: Schreit beim Soundcheck!
Nee, also nicht durchgängig, das war nur eine plakative Überschrift. Aber es ist halt so: der Soundcheck dient in der Regel mindestens 2 Dingen: der Mischer muss das Signal einpegeln (sprich: er guckt wie laut Ihr seid) und er versucht, das Signal gut klingen zu lassen (welcher Punkt einfacher ist verrate ich jetzt nicht ) Für Punkt 1 ist es wichtig, dass Ihr auch schon beim Soundcheck so laut seid, wie beim Konzert. Gitarren spielen mal ChuggaChugga, der Shoutet shoutet und erzählt keinen Witz, und "Hallo hallo" reicht da auch nicht Wenn der Pegel da ist, dann spielt Ihr was typisches, damit der Mischer Euren Sound kennenlernt. Mischpultmenschen haben aber durchaus ihre eigenen Vorgehensweisen, deshalb richtet Euch ein wenig danach. Es hindert Euch aber keiner daran, zur Not selber zu wissen, was etwas nützt
TIP 2: Stimmt Eure Instrumente!
Ha, reingefallen, es geht jetzt nicht um Stimmgeräte! Viel mehr solltet Ihr darauf achten, dass Ihr nicht mehr im Proberaum seid, und der Ort Eures Auftritts eine ganz andere Akustik hat. Deshalb gelten Eure alten Settings nicht mehr. Ihr erinnert Euch sicher noch an den gemütlichen Proberaumsound aus Teil 1, dazu gehört halt auch, dass Ihr Eure Verstärker den neuen Gegebenheiten anpasst. Und jetzt wird's heftig: das Selbe gilt für das Schlagzeug! Das klingt jetzt anders, und das muss neu gestimmt werden. Entweder lernt Ihr selber, wie man ein Schlagzeug stimmt, oder Ihr sorgt dafür, dass beim Aufbau einer anwesend ist. Ein gut klingendes Schlagzeug wird Eure Musik sofort um etwa 230% besser klingen lassen. Außerdem kassiert Ihr in der Szene massive Props, wenn Ihr sagen könnt, dass Ihr jemanden persönlich kennt, der ein Drumkit stimmen kann.
TIP 3: Zusatztip für Drummer: macht schlapp!
Eigentlich brauchst Du den Tip ja jetzt nicht mehr, denn Du kannst ja mittlerweile selbst das Schlagzeug stimmen oder hast einen eigenen Drumtech, der Dich in Zukunft treu und ergeben zu jedem Gig von Schützenheim bis Arena begleitet, aber nur zur Sicherheit: Deine Toms sind wahrscheinlich zu stramm gestimmt (vom Alter reden wir jetzt mal nicht!)So klingt das niemals nach dem THUD den Du willst, sondern nach 80er-Synthietrommelmelodien. Im besten Fall! Stimm die Dinger runter, die Kick noch ein bisschen mehr (bin kein Experte, aber ich würde sagen: so dass der Rebound gerade noch gut erträglich ist) und guck, dass da nicht so viel ausklingt. Bearbeite die Resonanzen mit allerlei Haushaltsmitteln. Ja, ich weiß, die Becken waren teuer, und Du hast mal irgendwann über das irre Sustain der Trommeln gestaunt, aber das brauchst Du im Livebetrieb nicht. Wirklich nicht. Wenns zu viel ist nimmts Dir der gemeine Toni eh wieder weg indem er Dein Schlagzeug mit Gates und anderen fiesen Foltergeräten kastriert. Lass ihm den Spaß nicht Er wird's trotzdem tun
TIP 3: Beweg das Mikro ruhig, steht eh nur im Weg rum!
Ja, richtig, das Mikro steht da wo es stehen soll wahrscheinlich (hoffentlich!) mit voller Absicht. Falls Du aus irgendeinem Grund meinst, dass Du es bewegen musst, dann tu das bitte in Absprache mit dem Mischpultbewohner. Er wird Dir sehr dankbar sein! Auch wenn Du denkst, dass Du es genau wieder dahin gestellt hast, wo es stand. Sag ihm lieber Bescheid. Diese Tonmenschen sehen und hören im Mikrometerbereich. Falls Mikros am Schlagzeug im Weg sind, sprich mit dem Mischer. Er wird Dich nicht nerven wollen, und wahrscheinlich eher dafür sorgen, dass Du gut spielen kannst. Aber er weiß halt gerne wo seine Mikros sind (ist so eine blöde Eigenart von diesen Typen). Er mag es auch nicht, wenn beim Linecheck das überflüssige achte Tommikro auf einmal das Hihatpedal abnimmt. Hoffentlich hat er nachgesehen. Für Gitarristen, Bassisten und sonstwie verkabelte Musiker gilt natürlich : achtet darauf, dass Euer Kabel nicht den Mikroständer umwirft. Klar, oder?
TIP 4: Nach dem Soundcheck ist der Volumeknopf tabu.
Soll man es erwähnen...Nun gut: Außer in besonderen Ausnahmefällen (=wenn Euch Euer Schwarm Euch beim Konzert wissen lässt dass Ihr vieeel zu leise seid) lasst Ihr nach dem Soundcheck die Finger von allen Volumeknöpfen an Amps und sonstigen Geräten (die Potis an Instrumenten lasse ich mal außen vor, weil ich davon ausgehe dass Du damit geigenartige Sounds produzieren möchtest, oder den Verzerrgrad filigran nachregeln möchtest. Sicherlich drehst Du Dich nicht bei irgendwelchen Propelleraktionen selber weg und stürmst danach zum Amp um zu kontrollieren was das alte Ding nun wieder hat).
TIP 5: Hört mal alle her, ich bin im Deltaquadranten!
Ja, stimmt, bei der letzten Probe klangen deine Patches noch richtig gut. Jedenfalls soweit Du Dich erinnern kannst. Aua, der Schädel. Komischerweise klingt heute alles so weit weg und mit so viel Hall-all-all. Oder wars doch zu viel Echo-o-o-oh ich glaube, da muss man mal ein bisschen was wegnehmen. Vertrau mir: die skeptisch dreinblickenden Musiknerds aus der ersten Reihe wissen aufgrund der Typenbezeichnung Deines Effektgeräts, dass Du mit der Kiste theoretisch bis zu 256 Effektblöcke gleichzeitig spielen kannst, das Publikum findet sowas doof und denkt mittleriweile Du wärst im Zweitberuf Ansager auf dem Autoscooter. Such mal den Wet/Dry-Regler.
TIP 6: Zeichensprache.
Lernt Sie. Es gibt gewisse Konventionen, oder macht Eure eigenen aus. Testet beim Soundcheck, ob Ihr die gleiche Zeichensprache sprecht, wie der Knöpfchendreher (hieß Daumen hoch jetzt lauter, oder alles supi?) Jetzt müsst Ihr nur noch hoffen, dass der Mann auch aufpasst, und schon könnt Ihr voll elegant ohne Zwischenansprachen Euren Monitorsound on the fly tweaken. Alternativ gibt es noch Flaggen und Morsecodes mit der Maglight, aber das verwirrt nur.
TIP 7: Dramaturgie hab ich abgewählt.
Hey, Glückwunsch! Ihr habt es mittlerweile drauf, richtig spannende Songs zu komponieren. Das kann wirklich (!) nicht jeder, deshalb klopft Euch ruhig mal auf die Schulter. Jetzt kommt Level 2, seid Ihr bereit? Euer Konzert ist wie ein riesig langer (ok, 30 Minuten langer) Song. Mit eigener Spannungskurve. Verschießt nicht Euer ganzes Pulver mit dem Intro. Es gibt natürlich so viele Herangehensweisen wie es Plektren unter Proberaumteppichen gibt, aber entwickelt eine. Klassisch hat es sich bewährt die Leute mit Song 1 an den Ohren zu packen und es erst wieder los zu lassen, wenn Sie nicht mehr atmen können. Dann streut man ein paar Ablenkmanöver ein , dann geht's wieder los. Der Schluss des Konzerts darf ruhig aus einem starken Stück bestehen! Oder genau dem Gegenteil. Ich sag doch: es gibt viele Möglichkeiten. Seid Euch nur bewusst, dass Spannungsverlauf kein Begriff aus der Elektrotechnik ist, den Ihr aus Prinzip nicht kennen müsst, weil Ihr Künstler seid.
TIP 8: Mehr Reden. Weniger Musik. Deswegen sind die Leute gekommen.
Haltet Eure Ansagen kurz und knackig. Klar, Ihr dürft zwischendurch mal darauf hinweisen, dass Ihr das menschenverachtende und heuchlerische System (des Kapitalismus, des Kommunismus, der Unterhaltungsbranche, der Szene, der Politik, der eneuerbaren Energien) völlig durchschaut habt, aber wenn Ihr Euch umseht und alle anderen Mitmusiker schon betroffen am Bühnenwasser nuckeln und nach etwas zu tun suchen, dann ist es Zeit, den nächsten Song anzusagen. Minitip zu Ansagen: bitte studiert sie nicht ein. Haltet das Ganze so spontan wie möglich. Es mag Leute geben, die auf total durchdachte und einstudierte und jeden Abend neu abgespulte Routinen stehen, aber die findet man hoffentlich nicht auf Rockkonzerten. Hm.
TIP 9: Monitorsound 101
Wenn Ihr alle Tips dieser beiden Ratgeber beachtet habt, müsste Euer Monitorsound mittlerweile auch richtig gut klingen. Ich hoffe außerdem, Euer Mischer kennt sich mit so etwas aus, sonst guckt doch mal, wie das mit dem Einpfeifen der Monitore geht. Benutzt Noisegates für die Mikros. Begreift, dass Bühnenlautstärke und Monitorsound zusammenhängen. Macht Euch den Monitorsound beim Soundcheck richtig. Spielt beim Soundcheck so laut und ernst wie bei der Show. Singt möglichst nah am Mikro (es sei denn Ihr macht das gerade absichtlich nicht). Richtet die Monitore so aus, dass Ihr sie richtig hört (achtet dabei auch auf die Richtcharakteristik des Gesangsmikros!) Legt keine Mikros auf Monitorboxen. Gebt dem Mischer ein Zeichen, wenn Ihr Instrumente an- oder absteckt. Verwechselt den Monitorsound nicht mit dem Sound vor der Bühne. Lasst Euch nur das auf den Monitor geben, was Ihr wirklich braucht. Wenn Ihr alles auf dem Monitor habt, dann bringt das nur Probleme. Und experimentiert mal mit ein wenig Kick auf den Monitoren, das kann echt gut fürs Timing sein.
TIP 10: Keyboarder brauchen keine Tips.
Ich stell Euch trotzdem ein paar Fragen: Traut Ihr dem Tontechniker, dass er immer weiß, welcher Eurer beiden Sounds gerade dominant ist, und welcher nur im Hintergrund rumgeistern soll? Falls nein, habt Ihr einen Submischer? Hat jedes Keyboard seinen eigenen Masterkompressor (oder seid Ihr voll die Sidechain-Magier?) Sind Eure Patches alle Lautheitsmäßig im selben Ballpark? Habt Ihr das mal kontrolliert? Habt Ihr Euch den Tip mit dem Volumeknopf durchgelesen? Musstet Ihr beim Tip mit dem Echo schmunzeln (weil Euer Gitarrist immer so doof ist, natürlich) ? Habt Ihr beim Soundcheck darauf geachtet, dem Mischer die lautesten Sounds anzuspielen? Habt Ihr ihm mal einige der dicken Subbässe angeboten? Haben Eure Keyboards und Geräte symmetrische Ausgänge? Könnt Ihr Euch gut hören auf der Bühne? Habt Ihr wirklich nicht schon wieder vergessen, dem Mischer vorher zu sagen, dass Ihr ein Gesangsmikro mit Spezialgalgen braucht? Habt Ihr jemanden, der weiß, wie Euer neuer Lesliesimulatorpedal funktioniert? Habt Ihr jetzt alle Fragen mit Ja beantwortet? Dann lest die Auflösung auf Seite 124.
TIP 11: Mach den Zahnarztbohrer
Hallo, Mr. Metallgeiger, nur mal freundlich nachgefragt: Tuns auch ein paar Höhen weniger? Schrill ist kein Synonym für durchsetzungsfähig. Richte Deine Box doch so aus, dass Du sie hören kannst? Nur ein Vorschlag! Kein Grund so frostig zu gucken. Wenn Deine Box in Kniehöhe an Dir vorbeistrahlt, Du dann noch ein paar mehr Höhen reindreht, damit der Sound wieder stimmt, Du dann zufrieden wie ein satter Panda grunzt und Du dann noch ein bisschen mehr Presence reindrehst, weil Du Dich schon immer gefragt hast, was der Regler eigentlich bedeutet, dann möchte ich nicht der arme Mensch in Reihe drei sein. Ach so, Menschenopfer gehören zu Eurer Performance. Dann hab ich nix gesagt! Trotzdem, willst Du nicht eventuell lieber ein wenig weniger Ohrentod ausm Amp und ein bisschen mehr von Deinem Todesblei über die Monitore? Über die PA klingt Eure Gitarre erst mal ziemlich schmerzhaft. Ach ja, das soll ja so. Hm. Naja, ein EQ kann sehr viel, aber ein Sandstrahlgebläse kann mehr. Wenn Black Metal absichtlich Trash ist, dann mag das gut sein, das heißt aber nicht, dass Trash automatisch Black Metal ist. Ist so. Schade, eigentlich. Over und out!
TIP 12: Mitschnitt ist besser als ohne.
Ich gehe jetzt mal davon aus, dass Ihr sowieso Proberaumaufnahmen macht. So sehr, dass ich es beim letzten Mal absichtlich nicht erwähnt habe. Empfehlenswert: Livemitschnitte. Und zwar welche, auf denen man die komplette Band (und das Publikum) hört. Keine Nur-Gesang-und-Bassdrum-"Boardtapes". Ein H4 wird Euren gemütlichen unpluggten Blueskneipengig möglicherweise akkurat wiedergeben, alles andere dürfte das arme Ding überfordern. Macht Einzelspurmitschnitte. Hört Euch die Show an, und achtet ruhig auch mal auf so esoterische Elemente wie Spannungsverlauf und Publikumsinteraktion und Ansagen etc. Klingen die Sweep-Übungen von Eurem Gitarrero in den Songpausen eigentlich cool, oder lenken die nur von der Ansage ab? Oder umgekehrt?
Ich hoffe dieser kleine Miniratgeber hat Euch etwas gebracht, wie schon erwähnt, Zuschriften gerne erwünscht! Falls Ihr gute Ideen für weitere Anregungen habt werde ich Euch in weiteren Ausgaben namentlich erwähnen, wenn Ihr das wollt. Falls Ihr Euch von dem einen oder anderen Tip angesprochen fühlt, seid bitte nicht beleidigt. Ich mag Euch trotzdem noch
Über den Autor
Der Autor (selbsternannter Tontechniker) hat natürlich einiges an Erfahrung. Dutzende Konzerte in kleinen Clubs mit unterirdischen Bedingungen (und natürlich ausnahmslos überirdisch guten Bands!) haben ihn so einiges sehen und hören lassen. Er hat aber noch nicht alles gesehen und gehört, und das ist auch gut so. Er mag Musik! Und er mag kleine Clubs. Wirklich! Und er mag Metallgeiger. Und Nähmaschinen, die wie ein Schlagzeug klingen.
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