Job auf Kreuzfahrtschiff ?

Bell
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Hallo allerseits !
Der Titel verrät es schon - wie ist er, der Job auf einem Kreuzfahrtschiff ?
Wir haben ein Angebot bekommen, 2010 evtl. so etwas zu machen. Hat jemand von Euch Erfahrung mit Jobs auf Schiffen ? Was mir besonders Kopfzerbrechen bereitet, ist das Repertoire - ich meine, da sitzen ja nun abend für abend die selben Leute an der Bar und man kann ihnen doch nicht wochenlang die selben Songs vorspielen... wir haben zwar ein wirklich breit gefächertes Repertoire und könnten schon Abwechslung in die setlist bringen, aber trotzdem .... irgendwann erschöpft sich das ... und wie ist es eigentlich, sich täglich zu sehen, in engen Kabinen aufeinanderzuhängen (wir werden als Musiker ja sicher keine Luxus-Suite bekommen ;) ).... Fragen über Fragen, vielleicht kann mich ja jemand aufklären. Ich bin unschlüssig, ob ich so etwas überhaupt machen will.
schöne Grüße
Bell
 
Eigenschaft
 
Eine eigene Erfahrung habe ich nicht, Bell. Aber mein Nachbar ist Profimusiker und hat das schon ein-zweimal gemacht. Das Publikum ändert sich nicht, das ist wohl wahr. Und es ist völlig unmöglich, an zwei Wochen oder mehr sich nicht zu wiederholen.
Daher hat er seiner Erzählung nach sich drei sets zusammengestellt, zzgl. eines reinen Instrumentalsets (für Dich eher wenig inspirierend), und diese wiederholt, ab und zu die Reihgenfolgen variiert und die eine oder andere Nummer ausgetauscht.
Außerdem muß man bedenken, daß die Leute nicht an jedem Abend lauschen werden, es gibt ja auch noch andere Freizeitbeschäftigungen auf einem Schiff...

Gegen einen Lagerkoller-Effekt wird das alles aber nicht wirken, da ist guter Teamspirit gefragt. Und das Zulassen von Freiräumen.
 
Außerdem muß man bedenken, daß die Leute nicht an jedem Abend lauschen werden, es gibt ja auch noch andere Freizeitbeschäftigungen auf einem Schiff...

Und auch die, die an die Bar kommen, lauschen nicht unbedingt - bei diesen jobs macht man ja nur Hintergrundmusik als lebende CD sozusagen, nur dass wir dann immer dieselbe auflegen ;).... klar, setlist verändern, Nummern austauschen, das macht man ja"an Land" auch, nur habe ich da noch nie mehrere Wochen hintereinader jeden Abend gespielt. Irgendwie stelle ich mir das öde vor.

Gegen einen Lagerkoller-Effekt wird das alles aber nicht wirken, da ist guter Teamspirit gefragt. Und das Zulassen von Freiräumen.

Wie in einer Beziehung, nicht wahr ;)
Das wäre in unserer Combo nicht das Problem; einen Lagerkoller würde ich wohl trotzdem kriegen, weil ich Enge nicht ausstehen kann (weshalb mich auch niemand in ein Zelt oder einen Campingbus kriegt) und mir die Musiker-Kabinen recht spartanisch vorstelle.
Mal sehen, was die sonst für Konditionen anbieten.
 
Ich nehme mal an, dass es um ein Engagement auf einem der Schiffe aus der Flotte mit dem "A" am Anfang geht...? ;)

Mein "Sub" hat das mal für sechs Wochen gemacht, mit einer Mischung aus Gala- und Tanzband, alles sehr gute Leute. Haben sich ein ziemlich großes Repertoire draufgeschafft und dann tatsächlich jeden Abend gespielt.

Bedingungen waren folgende:

Musiker haben keinen Gästestatus und gehören quasi zur Crew. D.h. sehr kleine Zwei-Personen-Kabinen, und der Aufenthalt im Gästebereich mit mehr als zwei Crew- oder Bandmitgliedern ist untersagt.

Gespielt wurde in einer kleinen abgelegenen Bar irgendwo im Schiff. Leider war diese Bar zu 95% ÜBERHAUPT gar nicht besucht, sprich die Jungs haben die meiste Zeit in einem leeren Raum gespielt. Und die äußerst seltenen Gäste haben sich so gut wie überhaupt nicht um die Musik gekümmert. Teilweise haben die Jungs aus lauter Langeweile im Liegen gespielt, ohne dass sich jemand drum gekümmert hätte.

Sein Fazit: Kohle war mehr als in Ordnung, aber durch den öden Tagesablauf waren nach den sechs Wochen alle völlig abgestumpft und hatten, Zitat: "Nur noch Watte im Kopf". Er würde es nicht wieder machen.

Mag ja aber sein, dass bei euch alles ganz anders ist. Ich weise nur darauf hin, dass so ein Lagerkoller wirklich nicht zu unterschätzen ist. Bei mir habe ich die ersten Anzeichen davon sogar schon nach 12 Tagen Robinson-Club wahrgenommen. Und da hatten wir vollen Gästestatus, jede Menge Platz zum sich aus dem Weg gehen, und gespielt haben wir in der ganzen Zeit gerade zwei Shows. Also eigentlich Urlaub pur.

Für so eine Kreuzfahrt solltet ihr also alle mehr als verträglich untereinander sein.

Falls ihr's macht, wünsche ich euch - ohne jede Ironie! - viel Spaß, eine Erfahrung ist es ganz sicher. Und vielleicht ist bei euch ja auch alles super! :)
 
Ich kann auch nicht aus erster Hand sprechen, aber ein Musikerkollege hat mal auf der "AIDA" als Musiker gearbeitet - jedoch als Einzelmusiker, der sich in alle engagierten Bands einfügen musste, also karibische Poolparty am Nachmittag und Abends dann in den Revues und Musical-Shows, daher war ein Repertoire unwichtig, da musste man vom Blatt spielen können.

Zum Teamspirit konnte er erzählen, dass die Enge schon deutlich zu spüren ist, auch ist der Terminplan sehr eng und man hat wenig Freizeit in der man viele der Freizeiteinrichtungen auf dem Schiff auch nicht nutzen darf. Deutlicher Vorteil ist die freie Kost und Logie, man hat am Ende des Engagements auch tatsächlich was verdient. Das Essen in der Mitarbeiterkantine eines Kreuzfahrtschiffes ist aber wohl nicht den Bufets der Gäste vergleichbar.

Eine tolle Geschichte hat er erzählt aus der folgender Tipp resultiert: Viel Back-Up-Material mitnehmen! In der Karibik oder am Nordpol sind bestimmte Equipmentteile wohl sehr schwer zu bekommen!
 
Danke für Eure Antworten !
LeGato, ich bin lang genug dabei, um zu ahnen, dass es bei uns ähnlich ablaufen wird, wie Du es in Deinem post schilderst.... ich nehme also an, wir werden Hintergrund-Staffage für ein (wenn überhaupt) spärlich vorhandenes, übersättigtes und/oder gelangweiltes Publikum sein...
und dass wir keinen Gästestatus haben, ist mir auch klar... wir wären ja schließlich zum Arbeiten dort und nicht zum Vergnügen. Das alles kenne ich nun auch von anderen Veranstaltungen; aber die habe ich halt nicht wochenlang jeden Abend hintereinander....

Die Enge, die ganzen no-go-areas, die werden mir arg zu schaffen machen, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Musiker auf diesen Schiffen sonderlich nett behandelt werden.
Alles in allem klingt das, was Du und wilbour-cobb schildert, nicht gerade ermutigend, aber sehr realistisch.
Da ich mich auch noch wochenlang von meiner Familie trennen müsste, weiss ich nicht, ob die Gage als Entschädigung für diese lange Trennung überhaupt ausreicht.
Alles in allem tendiere ich zum klaren Nein.

P.S. Es geht tatsächlich um die Flotte mit dem "A" am Anfang ;)
 
Ich werde meinen Musiker-Kollegen dann mal anhauen, der soll sich hier anmelden und seine Erfahrungen posten.

No-Go-Areas und Enge sind das Eine, ich weiß aber noch, wie er begeistert von einigen Wochen mit sehr sehr netten, internationalen und weltoffenen Kollegen erzählt hat.
 
Es ist zwar nicht mit dem Schiff vergleichbar - aber im Bezug aufs Repertoire und das Publkum doch.
In meiner Tanzmukker-Zeit haben wir 3 Monate lang im selben Tanzcafe gespielt. Und zwar 5 Mal die Woche: Mittwoch, Freitag, Samstag, Sonntag 2 Mal (nachmittags und abends).
Unser Repertoire lag bei ca. 70-80 Titel. Die Gäste waren zu 80-90% immer dieselben.
Wir hatten auch Bedenken: irgendwann geht das denen doch auf den Senkel wenn die Band immer dasselbe spielt.
Mitnichten! Wir sind uns nach 1 Monat nur selber auf den Senkel gegangen. Schon wieder dieselben Gesichter, schon wieder dieselben Musiker, schon wieder dieselben Titel, die gleichen Getränke, dieselben Barkeeper, derselbe bescheuerte Chef.....
Den Gästen war das wurscht - die wollten nur ihren Spaß: trinken, labern, tanzen, grabschen. Was die Band gespielt hat, hat nicht/kaum interessiert - Hauptsache seichte Tanzmukke.
Beim Spielen von Hintergrundmusik ist das ähnlich. Da ist die Band wie ein besseres Radio - aber nicht mehr. Hauptsache es duselt irgend was.
 
ich weiß aber noch, wie er begeistert von einigen Wochen mit sehr sehr netten, internationalen und weltoffenen Kollegen erzählt hat.
Ich denke auch, wenn einem klar ist, dass das Ganze kein Urlaub wird und man sich der speziellen Probleme auf einem Schiff bewusst ist, kann so was auch eine sehr nette Erfahrung werden. Wohl auch eine Frage der Einstellung.

Von daher würde ich nicht sofort kategorisch nein sagen, liebe Bell, sondern ganz in Ruhe drüber nachdenken. Ein paar Mal drüber schlafen hilft zumindest bei mir immer ganz gut... :)
 
auch keine eigenen Erfahrungen (ich meide Schiffe...), kenne aber einige Kollegen, die Kreuzfahrten hinter sich haben - die einen immer wieder, die anderen einmal und nie mehr!

Es gibt (zumindest gab es das auch), auch relativ kurze Schiffreisen und es gibt da auch Jobs mit Gäste-Status, dann allerdings ohne Verdienst - zum Antesten wäre vielleicht sowas interessant: wer es eine Woche bei bevorzugter Behandlung aushält, der kann eher abschätzen, wie es sein könnte, mehrere Wochen unter "erschwerten" Bedingungen dort zu arbeiten.
Der Verdienst ist nämlich wirklich gut, im Vergleich zu den normalen Gagen "an Land".

Wichtig ist wirklich, seine freie Zeit sinnvoll zu verbringen bzw. zu nutzen - also reichlich Zersteuung, am besten sinnvolle Arbeit mitnehmen und die konzertriert und konsequent angehen.

Setlist ist wirklich fast egal, einige Variationsmöglichkeiten reichen, die Gäste, die wirklich regelmäßig wegen der Musik kommen, die freuen sich, Vertrautes wiederzuhören - im Zweifelsfalle steigen sie ein, vielleicht mit einem Gesangs-Duet...??!!:D:D
 
Ich war vor zwei Jahren Chanson-Begleiter auf einem Schiff. Wichtig für Sängerinnen dürfte sein, zumindest optisch mal Abwechslung zu bringen, also viel variable Garderobe einpacken. Kollegen haben die Kostüme manchmal schon 6 Wochen vorher zum Einstiegshafen geschickt, um nicht alles im Flieger selbst dabei zu haben. Die Menge hängt halt von der Dauer der Reise ab. Musikalisch muß man sich als Tanzband wiederholen, auch wenn man es auf ein Mindestmaß reduzieren kann: man kann ja die gleichen Stücke in unterschiedlichen Grooves spielen, gerade die Instrumentalnummern. Die Probenmöglichkeiten sind für die komplette Band eingeschränkt, denn das Equipment bleibt natürlich auf der Bühne. Wenn ihr nach Noten arbeitet und Arrangements unterwegs macht, nehmt euch vielleicht einen kleinen Laptop-Drucker mit - ich mußte immer mit dem USB-Stick an einen anderen Rechner (Rezeption/Büro) gehen zum Drucken, das war manchmal aufwändig.

Harald
 
Meine Frau ist vor ein paar Jahren bei einer Band für eine 8-wöchige Tour auf einem Schiff als Sängerin eingesprungen. Was bisher gesagt wurde ist an sich alles richtig. Das größte Problem auf dem Schiff ist die Enge. Man wohnt zu zweit in einer 8m^2 Kabine ohne Tageslicht.

Das Gute ist, dass man tagsüber keine Verpflichtungen hat. D.h. man kann vom Schiff runter und die Inseln anschauen. Wenn man auf dem Schiff ist, dann ist man stark eingeschränkt auf den Mannschaftsbereich und kann sich an sich nur Abends im Bereich der Bar und später auch in der Disco etwas freier bewegen.

Vom Repertoire her hatte die Band wohl so an die 120 Nummern und das hat gereicht. Das Interesse an der Band ist in der Tat nicht sonderlich groß bei den Gästen.

Problematisch bei Ihr war halt das Bandverhältnis. Sie kannte die Leute nicht richtig und die haben sich als extrem schwierig erwiesen. Das hat sie fix und fertig gemacht, denn man kann sich nicht wirklich aus dem Weg gehen.

Insgesamt meint sie, dass sie es mit den richtigen Leuten nochmal machen würde, aber auf keinen Fall nochmal kurzfristig als Sub bei sowas einspringen würde.
 
die Gäste, die wirklich regelmäßig wegen der Musik kommen, die freuen sich, Vertrautes wiederzuhören - im Zweifelsfalle steigen sie ein, vielleicht mit einem Gesangs-Duet...??!!:D:D

Oh Gott, bloß DAS nicht ;)
Ein angetrunkener Gast, der sich für einen großartigen Sänger hält und das nun endlich unter Beweis stellen will und womöglich noch MEIN Mikro vollsabbert :eek:
Das weckt ungute Erinnerungen bei mir, lieber William Basie. Zum Glück kommt so etwas ja eher selten vor. Aber vielleicht sind Jazzmusiker unter den Gästen und steigen in eine Session ein, das wäre cool ;)

Ich muss mir das Ganze wirklich gut überlegen. Was Ihr so beschreibt, deckt sich eigentlich mit meinen Erwartungen. 8-Meter-Kabine zu zweit, viele no go-areas, desinteressierte, spärliche Zuhörer, jeden Abend die selben Gesichter auf und vor der Bühne... ich weiss wirklich nicht, ob´s das wert ist. Zumal ich meine Familie nicht mitnehmen kann.....
 
Das sind ja gerdezu Horrorszenarien die ihr hier teilweise beschreibt, allerdings durchaus interessant. : [
Darf man denn mal fragen wieviel man bei sowas in welchem Zeitraum verdient oder fällt das unter irgendeine Rechtsverletzung?
 
Das haben wir auch schon gemacht. Bei P&O Ferries von Zeebrüge nach Hull und 2 Wochen später von Hull nach Rotterdam. Wir haben an den 2 Abenden in 4 Bars gespielt. Wir haben in einer Bar angefangen sind, dann zur nächsten und wieder zur nächsten usw.
 
[...] womöglich noch MEIN Mikro vollsabbert :eek:[...]

Naja, dem lässt sich ja begegnen, indem Du für diesen Fall ein oder zwei billigmikros einpackst. Für solche Sachen ganz brauchbar.

Aber zum Thema: Meine Ma sagt immer (und sicherlich nicht nur sie), man bereut immer nur das, was man nicht gemacht hat. Wenn Du die Leute kennst, mit denen Du auf der Bühne zu tun hast, kannst Du ja schon vieles abschätzen, was zum Thema Lagerkoller auf Dich zukommt. Als Sub hat man da immer schlechtere Karten, vor allem wenn man mit den Musikern vorher noch nix zu tun hatte. Ich bin mal eingesprungen auf nem Schiff, aber das war nur ne Fähre und nach drei Tagen gegessen (einmal durch die 557 durch). Das war halb so wild. Um ehrlich zu sein hätte ich dem Drummer aber nach zwei Wochen warscheinlich sein Crash über den Kopf gezogen, das war menschlich nix.

Wie gesagt, es ist immer ne Erfahrung wert, mal etwas neues zu machen. Wie Du diese Erfahrung einstufst ist letztlich Deine Sache, kann aber auch für den Rest der Truppe ausschlaggebend sein.

Besten Grusz,
 
Ich würde dem ganzen auch nicht gleich ablehnende gegenüber stehen, auch wenn ich selber keine Erfahrungen habe und auch aus meinem Umfeld keiner.
Sehe es doch mal von der anderen Seite: mit deinen netten Kollegen (ich gehe mal davon aus, dass sie nett sind und du mit ihnen klar kommst) einen schönen Urlaub verbringen und auch noch Geld dabei verdienen. Du spielst zwar abends, aber den ganzen restlichen Tag hast du frei, hast wahrscheinlich schönes Wetter (gehe mal davon aus, dass ihr nicht in Alaska oder sonst wo rum fährt), die Inseln etc. anschauen und dafür wie gesagt auch noch Geld bekommen.
Ich würde es sofort machen, weil es eine schöne Erfahrung ist und auch nicht jede Band so ein Angebot bekommt. Voraussetzung ist halt, dass du mit deinen Bandkollegen gut klar kommst.
Und mal das ein oder andere Stück etwas anders spielen macht auch schon viel aus (mal rockig, mal buesig, mal balladig, was weiß ich).
Und deine Familie wird es überleben, mal einige Zeit von dir getrennt zu sein, genauso wie du. Abstand zeigt erst, wie wichtig man sich gegenseitig ist und wie man sich freut, sich wieder zu sehen und die Nähe des anderen zu schätzen....

Aber was ihr da verdient, würd mich auch mal interessieren.....
 
Also ich würde es machen, es ist eine Erfahrung und ihr seit bezahlt auf einem Kreuzfahrtschiff- ist doch toll. Ich würde mir nach solch einen Job die Finger lecken. ALso wenn euer Gitarrist seekrank wird schreib mal ne PM ^^.
 

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