Musik im Mittelalter-Stil / Irishe Folklore

  • Ersteller dunkelelf
  • Erstellt am
D
dunkelelf
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
27.02.14
Registriert
28.11.04
Beiträge
1.362
Kekse
1.151
Hallo Freunde,

mir ist aufgefallen das sich die Melodien von Mittelalter-Musik und Irischer Folklore sehr ähneln. Im Prinzip ist das schon ein sehr eigener Stil an Melodien und Akkordfolgen.

Wer nicht weiß, was ich meine bitte einfach mal bei Youtube Blackmores Night eingeben (Shadow of the Moon, etc)

Jetzt ist meine Frage:

Was ist für diese Melodien Typisch? Sind es die Texte mit einem Besonderen Vers maß? Sind es die Akkorde? Oder ist es eine besondere Tonleiter?

Ich mache seit 18 Jahren aktiv Musik. Also ihr dürft ruhig ein bisschen in die Tiefe gehen... :)

Denn obwohl ich auch einige Jahre selbst Komponiert habe (hauptsächlich Gothic) blieb mir dieser Stil bisher leider versagt. Abgesehen von enigen gezupften Melodien auf der Gitarre. Gesangsmelodien bleiben aber weiterhin ein Rätsel :) ...

Ich hoffe ihr versteht was ich meine...
 
Eigenschaft
 
Mein Klavierlehrer erzählte mir vorkurzem. dass im Mittelalter keine Terzen gespielt wurden. Dann hat er ein bisschen improvisiert gespielt ohne Terzen - hörte sich schon nach Mittelalter an. Aber inwieweit das mit irischer Folklore übereinstimmt weiß ich nicht.

Viele Grüße
Musicanne
 
mir ist aufgefallen das sich die Melodien von Mittelalter-Musik und Irischer Folklore sehr ähneln. Im Prinzip ist das schon ein sehr eigener Stil an Melodien und Akkordfolgen.

Naja, im Mittelalter gab es noch keine Tonalität im heutigen Sinne. Deswegen kann man unseren Akkordbegriff nicht 1:1 auf Zusammenklänge aus dem Mittelalter anwenden. Aus dem Mittelalter sind ja auch hauptsächlich kirchliche Gesänge überliefert, von der Gebrauchsmusik der damaligen Zeit gibt es ja nicht viele Niederschriften. Deswegen ist eine Vergleich mit einer Folklore-Stilistik schwierig, weil Choral und Folklore doch zwei grundsätzlich unterschiedliche Genres sind.

Was ist für diese Melodien Typisch? Sind es die Texte mit einem Besonderen Vers maß? Sind es die Akkorde? Oder ist es eine besondere Tonleiter?

Die Verwendung von Kirchentonarten, würde ich vermuten, ist typisch. Aktuell kann ich deine Beispiele nicht hören.

Für heutzutage komponierte Musik im mittelalterlichen Anstrich ist vor allem wichtig, daß der heutige Komponist eine genaue Analyse betrieben hat. Um eine Stilkopie zu schreiben, muß man halt mehrere Stücke mal detailliert analysiert haben, um ihre Gesetze zu verstehen.

Harald
 
Hallo Freunde,
mir ist aufgefallen das sich die Melodien von Mittelalter-Musik und Irischer Folklore sehr ähneln. Im Prinzip ist das schon ein sehr eigener Stil an Melodien und Akkordfolgen.

Hallo :)
Zu den tatsächlichen musikalischen Gegebenheiten und musikgeschichtlichen Zusammenhängen können dir hier vermutlich andere Leute besser Auskunft geben. Allerdings habe ich mir über die Zeit auch einige Gedanken dazu gemacht und evtl. hilft dir etwas davon weiter.

Ich glaube, eines der Probleme, die mit dem Begriff "mittelalterlich" verbunden sind, ist, dass garnicht klar ist, worauf er sich das bezieht. Streng genommen würde es heißen, dass sich das - in Bezug auf Musik - um die Zeit von irgendwo zwischen dem 6.-10. Jhd und dem 15. Jahrhundert bewegt, was an sich ja schon eine gewaltige Zeitspanne ist. Mittelalterliche Musik wäre dann solche, die aus dieser Zeit überliefert ist.

Ich glaube aber das "mittelalterlich", wie es heute verwendet wird, ein Sammelbegriff ist, unter dem tonnenweise unterschiedliche Ansichten und Auffassungen zusammenlaufen, die mit dem eigentlichen, historischen Mittelalter nicht unbedingt viel zu tun haben. Viel mehr handelt es sich wohl um eine Art assoziativen Begriff, der unter anderem verschiedene Cliché Vorstellungen in sich vereint, oder falsche Annahmen, die zum Beispiel aus dem verklärten Mittelalterbild aus Epochen wie der Romantik mitgeschleppt werden (Schau dir zum Beispiel mal folgende Gedichte an: http://www.zeno.org/Literatur/M/Uhl...Hand)/Balladen+und+Romanzen/Des+Sängers+Fluch http://www.zeno.org/Literatur/M/Uhl...)/Balladen+und+Romanzen/Der+nächtliche+Ritter das erste ist sogar vertont worden von In Extremo und wird von denen als Mittelalter Metal vermarktet, weil das schön dem verklärten Mittelalterbild entspricht).

Ich glaube, die Ähnlichkeit zur irischen Musik könnte ein Ergebnis dieses Sammelbegriffes sein, der neben den spärlichen Überlieferungen zum Beispiel Volkslieder, Gedichtvertonungen mit entsprechender Thematik, Volkslieder, Musik anderer Epochen wie der Renaissance oder dem Barock. oder Musik anderer Kulturen umfasst - wozu dann eben auch die irische/keltische gehört.

Um's noch mal zusammen zufassen: Meiner Ansicht nach kann man zunächst mal zwischen der tatsächlichen mittelalterlichen, überlieferten Musik, die glaube ich zur "alten Musik" gerechnet wird, und mitunter eine historische Aufführungspraxis anstrebt, und der "Populärmusik" unterscheiden. Letztere ist ein Ergebnis von über die Jahrhunderte gewachsenen teils richtigen, größtenteils aber vom jeweiligen Zeitgeist bestimmten Ansichten über die Epoche "Mittelalter". Das was heute darunter verstanden wird, und sich zum Beispiel auch in Rittersfestspielen, historischen Romanen, Mittelaltermärkten oder eben dieser Musik niederschlägt, ist das moderne Bild von einer nicht erlebten Epoche, dass sich aus Clichés, Flaschinterpretationen, Wunschvorstellungen und einem Funken Wahrheit speist.

Das klingt jetzt vielleicht negativer, als ich es tatsächlich meine. Ich wollte nur versuchen klar zu machen, dass der Begriff, in seiner modernen Verwendung zwar durchaus einen historischen Kern enthält, der aber über die Jahrhunderte mit dem verschiedensten Füllmaterial aufgefüllt wurde. Heißt: Die heute als mittelalterich bezeichnete Musik (mal abgesehen eben von dieser "alten" Musik") hat nicht so wirklich viel mit der historischen zu tun. Die Ähnlichkeiten, die dir zu anderen Musikstilen auffallen, liegen wohl darin begründet, dass die besagten Bands einfach das präsentieren, was ihrer Meinung nach dazu passt - gleich, ob das jetzt historisches Material ist, Volkslieder, oder keltische Musik. Es wird auf rekonstruierten historischen Instrumenten überliefertes und eigenes gespielt. Oft werden auch Texte, zu denen keine Melodie existiert interpretiert; oder umgekehrt. Auch das ganze Setting, die Outfits, etc sind vielleicht historisch inspiriert, aber moderne Eigeninterpretationen.
Inwiefern zum Beispiel so Sachen wie Wandervogelbewegung oder spätere Strömung dazu beigetragen haben, wäre noch zu untersuchen.

Hier mal ein paar Beispiele:
http://www.youtube.com/watch?v=FjJkfMo5L3g Palästinalied von Walther von der Vogelweide;soweit ich weiß historisch überliefert
http://www.youtube.com/watch?v=eif6bDzltws eigentlich ein schottisches oder irisches Lied http://www.youtube.com/watch?v=f-Lb7zewuC8
http://www.youtube.com/watch?v=wk9Z-puSnrA Textvertonung von Goethe
http://www.youtube.com/watch?v=l0tKJJGTtLs Frei erfundener Text; textlich und musikalisch an Chlichés orientiert, dürfte mit richtigem Mittelalter nicht zu tun haben.
http://www.youtube.com/watch?v=vnm5isS2rHM Volkslied, dass evtl. an der Grenze zum Mittelalter liegt

Und die Liste lässt sich beliebig fort führen.

Was ist für diese Melodien Typisch? Sind es die Texte mit einem Besonderen Vers maß? Sind es die Akkorde? Oder ist es eine besondere Tonleiter?
Das überlasse ich weitestgehend den anderen. Eine Hypothese, die nahe läg wäre zum Beispiel, dass beides Bordunmusik ist.
Und was die Metren angeht: Nein, da gibt es nichts festes.
Also was man natürlich machen kann, ist Texte nach dem Muster der Trobadorlyik, der germanischen Stabreimdichtung/der skandinavischen Skaldik, oder der Minnedichtung zu verfassen. Aber wenn es nicht gerade Textvertonungen sind, habe ich das noch nicht gesehen.
Zum mal dazu sagen muss, dass sie die Dichtung, wie wir sie kennen, mit Endreimen und bestimmten Verfußtypen auch erst entwickelt hat. Altgermanische Dichtung funktioniert zum Beispiel wie schon angesprochen mit Stabreimen, was heute etwas gewöhnungsbedürftig erscheint.

Das von dir angeführte Beispiel "Shadow of the Moon" hat zwar tatsächlich eine etwas komplizierte metrische Struktur, die aus verschiedenen hebigen Trochäen besteht, aber ich wüsste nicht, dass das irgendwas historisches ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Spätestens seit dem 13. Jahrhundert gibt es feste Metren. Man hat da in "Tempus perfectum", "Tempus inperfectum", allesamt auch mit "prolatione perfecta" oder "porlatione imperfecta" gedacht

Inwiefern vor der Mensuralnotation rhythmisch notiert wurde ist schwer zusagen, aber vermuten würde ich auch bestimmte Metren, die sich eingebürgert haben.

Über ein Werk von Perotin, der um 1200 rum gewirkt hat gibt es einen ganzen Artikel in De la mottes "Kontrapunkt".

Vor der polyphonen Schreibweise gab es dann natürlich auch das Organum, bzw. davor auch die Einstimmigkeit.
Mit der Neumenschrift hat man sich da auch geholfen bestimmte Melodieverläufe im Text festzuhalten.
Die existiert sogar schon seit dem 9. Jahrhundert. Allerdings war sie nicht mit der weitaus präziseren Mensuralnotation zu vergleichen.

EDIT: Festhalten können wir aber, das die Zahl "3" in der geistlichen Welt hohe Bedeutung hatte. Das schlug sich sicherlich auch in der durch 3er Unterteilungen geprägten Musik nieder.
"Tempus perfecta" war solch ein 3er Rhythmus.
 
Ach du Liebe Zeit,.. .ich sehe schon das ist ein Hochkomplexes thema und ich sollte mich ein bisschen mehr im vorfeld mit den Begrifflichkeiten auseinandersetzen.Und vielen Dank für eure Antworten... aber...

Irgendwie hatte ich gehofft jemand schreibt:

"Ganz einfach: Für den Typischen Stil brauchst du die I, III, V, Stufe auf eine Myxolyidischen Tonleiter" ;-) .. oder sowas ähnliches...

Ich glaub ich Klammere in meine Fragestellung einfach mal das "Mittelalterlich" aus und werfe stattdessen vermehrt die Begriffe Irisch, Keltisch in den Raum.

So wie hier: http://www.youtube.com/watch?v=xKnZgDyS38g&feature=related
oder hier: http://www.youtube.com/watch?v=L08VY0ruTJQ&feature=related

Ich höre sofort an den Melodien ein gewissen Stil, das Problem: Ich weiß nicht warum :) ...

@Darknezz... das Palastinalied ist auch so ein gutes Beispiel... es ist einfach anders als Pop-Musik... :)
 
Besonders typisch für diesen irischen Sound ist die dorische Tonleiter. (Kirchentonleiter)

Dorisch muss aber nicht zwangsläufig nach Irischer Mukke/Mittelalter klingen, wird auch unter anderem in Jazz, Filmmusik etc. verwendet.
 
Zuletzt bearbeitet:
darknezzz schrieb:
Die heute als mittelalterich bezeichnete Musik (mal abgesehen eben von dieser "alten" Musik") hat nicht so wirklich viel mit der historischen zu tun. Die Ähnlichkeiten, die dir zu anderen Musikstilen auffallen, liegen wohl darin begründet, dass die besagten Bands einfach das präsentieren, was ihrer Meinung nach dazu passt - gleich, ob das jetzt historisches Material ist, Volkslieder, oder keltische Musik. Es wird auf rekonstruierten historischen Instrumenten überliefertes und eigenes gespielt. Oft werden auch Texte, zu denen keine Melodie existiert interpretiert; oder umgekehrt. Auch das ganze Setting, die Outfits, etc sind vielleicht historisch inspiriert, aber moderne Eigeninterpretationen.

Da es aus diesem Grund immer wieder Streitigkeiten gab, zwischen Leuten, die wirklich historische Musik so genau wie möglich wieder geben wollen, und Leuten die eben moderne Einflüsse in die Musik mitbringen, hat sich für den Misch-Masch aus traditionellem Gut und Moderne der Begriff "Mittelalternativ" gebildet.

Die Frage allg. ist, was für Musik du machen willst, oder brauchst.
Willst du die Musik wirklich historisch korrekt spielen, oder soll möchest du einen eigenen, modernen Stil spielen, der sich nur "alt" anhört?!
 
die instrumente spielen doch auch eine rolle http://www.youtube.com/watch?v=KcAbh4VkjT4&playnext_from=TL&videos=Jhce95eJ3Ns

soweit ich weis könntest du folgende stilmermale verwenden

rhytmus tanzartig musst du ihn überliefern
instrumente:
laute
gesang
launische flöte
tamburin also so eins was man in der hand hält oder an den füßen hat
trommel und ein dudelsack muss immer dabei sein (inextremo) also so eine mischung würde doch schon nach mittelalter klingen?

moll dominanten hör ich immer wieder raus http://www.youtube.com/watch?v=3GBwbt6hK6c&feature=related
polyphoie ? eigentlich schon
paralele quinten oktaven
(josquin)
soweit ich weiss war der tritonus verpönt .. eigentlich wurden nur richtig vollkomene konsonanzen benutzt
durchgänge vorhalte usw kamen eigentlich garnicht vor also konnte man polyphon nicht wirklich sekundschritte gehen nur als quinte sexte
dann gabs auch strenge gesetze für rhythmische figuren oder eine zeit lang ich glaub dufay durfte man rythmische figuren oder melodien nicht wiederholen...
ein richtiges notensystem gab es nicht .. doppeltpunktierte noten gab es nicht
also zb d.. würde nicht gehen man kann einen ton nur um die hälfte verlängern ..
eigentlich konnte man auch nicht modulieren oder besser gesagt nur sehr beschrängt es gab 2 systeme
also wenn ich du wäre würde ich mir kontrapunkt von de la motte holen da gibts ein ganzes kapitel über 1400
nur hab ich mit bach angefangen also hab joquin noch garnicht gelesen also in dem buch fängt man bei 1200 an das ist gluab genau deine zeit
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben