mk1967
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Irgendwie habe ich mir gedacht, wenn die Gitarristen und Bassisten sich ausgiebig über Stratocaster und Jazz Bass austauschen, können das ja möglicherweise auch die Pianisten, deren Kreuz schon tragende Bekanntschaft mit einem - na ja, in Maßen - klassischen Keyboard gemacht hat.
Details über das Yamaha CP70/80 gibt's zwar schon im Forum zu lesen, aber die muß man sich überall zusammensuchen. Da könnten wir ja mal sammeln. Ich starte einfach mal mit einigen Praxiserfahrungen. Wer Lust hat, kann sie ja ergänzen oder richtigstellen etc.
Mitt-70er-Dinosaurier
Laut Hersteller-Faltblatt von 1984 sind die CPs 1976 auf den Markt gekommen. Der Anlaß leuchtet ein - Yamaha wollte die Pianisten davon erlösen, sich allabendlich mit einem anderen Faktotum herumbalgen zu müssen, wenn sie den akustischen Klang wollten.
Yamaha ging es also darum, ein klangliches Imitat zu bauen, das zwei Leute durch die Gegend wuchten konnten. In Zeiten der analogen Klangerzeuger, der Oberheims, noch vor Prophet 5 und Memorymoog, war da offenbar auf elektronischem Wege nicht viel zu holen.
Also hat man's hier mit einer Art abgespecktem Mini-Flügel zu tun: Echte Saiten erzeugen den Ton.
Damit's etwas leichter zu schleppen ist, hat Yamaha die Zahl der Saiten reduziert (siehe Foto). Die Töne bis rauf zum G3 (bei 88 Tasten also knapp die zwei unteren Oktaven) haben jeweils nur eine Saite, oberhalb gibt's zwei. Eben keine drei, wie sie akustische Klaviere in den Mitten und im Diskant haben.
Außerdem sind besonders die Baßsaiten drastisch verkürzt. Sonst wäre das Ding beim besten Willen nicht mehr transportabel - sowohl wegen seiner Ausmaße als auch deshalb, weil der Gußrahmen dann immer schwerer werden müßte.
Der Resonanzboden fehlt. Denn verstärkt wird über jeweils einen Piezo-Tonabnehmer pro Ton (siehe Foto). Das Signal durchläuft einen Equalizer, beim CP80 zusätzlich einen sehr sinnigen Schalter namens "Brilliance Level", dann kommt ein Effekt-Einschleifweg, Lautstärkeregler, und ab zum Ausgang.
Als Effekt an Bord hat das CP70/80 ein Stereo-Tremolo, das zwischen Effekt-Einschleifweg und Lautstärkeregler liegt - sehr schön abgestimmt, es klingt ähnlich weich wie bei den ganz (!) alten Fender Rhodes Suitcases. Allerdings ist es für meine Begriffe Geschmacksache, ob das CP selbst mit Tremolo wirklich erbaulich klingt, oder ob das nicht eher wie eine Art umgewandelter Honky-Tonk-Eier-Effekt wirkt. Auf der ersten Doppel-LP von Herbie Hancocks VSOP klingt es (im Intro zu Maiden Voyage, glaube ich) immerhin noch einigermaßen brauchbar.
Wer übrigens 70er-stilecht in einer amtlichen Keyboard-Burg sitzt und z.B. neben dem CP noch ein Rhodes stehen hat, müßte sich eigentlich den Spaß machen können, statt des CP das Rhodes durch dieses schöne Tremolo zu schicken:
a) CP über "Effects Send" abnehmen und ab zum Mischpult
b) Rhodes-Ausgang an "Effects Return" des CP anschließen, dann CP-intern zum Tremolo und weiter zum CP-Ausgang, von dort ab zum Mischpult / zur PA.
Ausprobiert habe ich dieses Gefrickel noch nicht, aber vielleicht hat schon jemand Erfahrungen?
Die Stromversorgung des CP läuft über ein ziemlich dickes Steckernetzteil und einen zweipoligen Stecker im XLR-Format. Sollte man nicht verlieren Ersatzteile sind rar.
Beim mechanischen Innenleben hat sich Yamaha am normalen Konzertflügel orientiert und dessen Mechanik angeblich "practical" (so die zeitgenössische Firmenreklame) nachempfunden. Ich bin kein Klavierbauer, und so kann ich nicht sagen, wo die Unterschiede liegen. Sattsam bekannt ist aber, daß die Hämmerköpfe anders als beim normalen Flügel verkleinert, mit einer Art Kunststoffkern versehen und mit Leder bezogen sind. Es wäre bestimmt mal spannend, das CP mit Filzköpfen zu testen - oder hat das mal jemand gemacht, der davon berichten könnte?
Gedämpft werden die Tasten in der vom Flügel gewohnten Art und Weise; das Pedal, das so ein bißchen wie die Luxusversion eines Rhodes-Pedals wirkt, wird über eine Stange an ein Loch im Boden angeschlossen (siehe Foto).
Bauformen
Gebaut worden sind die Instrumente zwischen 1976 und ca. 1985 (es war also um eine ähnliche Zeit Schluß wie beim Rhodes), und zwar in mehreren Formen:
Das CP70 hat 73 Tasten (dieselben Töne wie beim 73er Rhodes) und als Ausgänge zwei unsymmetrische 6,3-mm-Klinkenbuchsen (stereo). Wenn ich das richtig sehe, hat es das nur relativ kurz gegeben.
Das CP70 B (für "balanced", symmetrisch) hat zusätzlich zwei symmetrische XLR-Ausgänge. Die übrigens unabhängig vom Lautstärkeregler des Klaviers sind. Auf dem Gebrauchtmarkt dürfte dieses Modell am häufigsten zu finden sein.
Das CP80 hat dieselben Ausgänge wie das CP70 B, aber halt 88 Tasten. (Auf das Instrument mit der Fabrik-Nr. 1193 stütze ich mich bei dieser Beschreibung; gebaut laut meinem Vorbesitzer 1979.)
Alle drei haben einen Dreiband-EQ (Drehpotis), wobei besonders der Baß-Regler saftig ans Werk geht und viel vom Charakter bis in die Tiefmitten rauf bestimmt.
Das CP80 hat außerdem den besagten Brilliance-Level-Schalter: Er schaltet dreistufig die Mitten. Auf "Low" kommt Mumpf, auf "Medium" weitgehend Neutrales, auf "High" geht's in Richtung metallisch-elektrisch. Ich finde den Schalter sehr nützlich; er ist der eigentliche Clou beim CP80 und eigentlich noch viel wichtiger als die 15 Tasten mehr gegenüber dem CP70 ;-).
Um 1984 rum muß dann die Serie CP70/80 D gekommen sein - der 3-Band-EQ wurde zu einem graphischen 7-Band-EQ, und der Brilliance-Level-Schalter fiel weg. Ein zweiter Effektweg kam dazu, beide waren jetzt mit Schaltern neben dem EQ an- und abschaltbar. Alle Anschlüsse für Stromversorgung, Ausgänge und Einschleifwege wurden auf der vom Spieler aus linken Seite der oberen Sektion zusammengefaßt.
Gleichzeitig fielen allerdings an der oberen Sektion zwei ausklappbare Metall-Transportgriffe weg (siehe Foto). Die waren praktisch. Schade eigentlich.
Krönung für die Keyboard-Burg der mittleren 80er war dann die Serie CP70/80 M: M stand natürlich für MIDI - so richtig ausgefuchste Masterkeyboard-Qualitäten hatten die Dinger aber nicht. Split ist meines Wissens Fehlanzeige, Modulationsräder und Pitch Bend etc. sowieso. Sie haben als Masterkeyboard halt nur ein sehr schönes Spielgefühl. Heute kann man MIDI übrigens mit handelsüblichen Sätzen nachrüsten (lassen) - was laut zuverlässigen Quellen beim CP80 allerdings schon was jenseits von 800 Ocken kosten dürfte.
Jüngster Sproß und Exot der Sippe war das CP60 M - ein midifiziertes Etwas in Pianino-Bauform, das als klobige schwarze Kiste mit Plastikaußenhaut auf Rollen geliefert wurde. Das dürfte schon bei zwei, drei Treppenstufen eine ziemliches Geaste gewesen sein, denn hier steckten Saiten und Mechanik zusammen in einem Gehäuse: Beim Aufbauen wurde die Tastatur vorn rausgeklappt. Umfang 76 Tasten; oben ging's bis rauf zum G.
Hier kann man es wenigstens ausschnittweise sehen:
http://www.youtube.com/watch?v=B1j3ieWB8RQ
Umherschleppen und Aufbauen
Für das schöne Spielgefühl bei CP70/80 schleppt man dann auch gern mal was mehr . Für den Transport braucht man einen fahrbaren Untersatz, der im Falle des CP80 eine Ladefläche von 1,5 x 1 Meter haben sollte. Wir haben das Ding kürzlich in einem geräumigen Citroen-Kombi herumgekarrt. Schleppen darf man dann zwei große schwarze Kisten (tolex-bezogen mit Metallecken, ähnlich wie beim Rhodes MK I, allerdings nicht so schön verchromt), die beide zusammen beim CP80 ungefähr 150 bis 160 Kilo wiegen, also etwa soviel wie ein kleines Pianino. Damit zwei Leute nicht überfordert sind, gibt es also zwei Sektionen.
Die untere wiegt ungefähr soviel wie ein Fender Rhodes desselben Tonumfangs. Da drin stecken die Klaviatur und die Mechanik; im Deckel gibt's ein Fach für die vier Beine samt Verstrebungen, für Pedal mit Stange und fürs Netzteil. Damit die Hämmer unterwegs nicht verrückt spielen, gibt's auch eine bügelartige Transportverriegelung. Grifftechnisch ist die Kiste nicht gerade ergonomisch; mit einer Sackkarre als Hilfe ist man also schon mal nicht schlecht bedient.
Der obere Teil wiegt etwas mehr, er enthält den Gußrahmen mit den Saiten und die Elektrik. Läßt sich aber zumindest in den früheren Bauserien relativ gut tragen, weil er die zwei sinnigen Metallgriffe (s.o.) hat.
Hat man das Zeug erst mal geschleppt, dann ist der eigentliche Aufbau ein Kinderspiel. Der untere Teil wird (nachdem der Deckel abgenommen wurde) senkrecht gestellt (wobei die Tastatur nach oben zeigen sollte), dann kommen ähnlich wie bei einem Fender Rhodes die Beine rein (ist allerdings alles etwas massiver als beim Rhodes), Verstrebungen nicht vergessen (locker an den Füßen einhaken, dann die anderen Enden mit den beiden dicken Schrauben am Gehäuse festziehen, dann die Muttern an den Bein-Enden festziehen - siehe Foto). Zuletzt wird das Ding auf seine Füße gestellt. Nun schleppen die zwei Jungs die obere Sektion senkrecht heran, hängen sie in drei Scharniere auf der der Tastatur abgewandten Seite des unteren Teils ein. Nun nur noch um 90 Grad nach vorne klappen, an beiden Seiten verriegeln, fertig. Netzteil einstöpseln, außerdem das Kabel zum Verstärker, und das war's.
Bei Youtube gibt's einen netten (de facto Stumm-)Film dazu:
http://www.youtube.com/watch?v=PuN94LfonTI&feature=related
Von der Tragfähigkeit her ist das System nicht von Pappe - auf meinem hat schon mal ein ausgewachsener Mensch gestanden, der mindestens 75-80 Kilo auf die Waage brachte. Ein paar Oberheims, Prophets und Minimoogs draufgestapelt hält das CP also spielend aus . Anders als beim Rhodes würde ich mich allerdings nie trauen, das CP ohne die besagten Verstrebungen aufzustellen.
Und was kommt raus??
Akustisch (also ohne Amp) schon mal etwas, was zum Üben zuhause reicht. Hier kann man einen kleinen Eindruck kriegen - wenn auch in absolut LAUSIGER Tonqualität:
http://www.youtube.com/watch?v=wNYTzwxaIA8&feature=related
Das elektrische Ausgangssignal ist nicht allzulaut, auch bei den XLR-Buchsen ist der Pegel nur ähnlich wie bei einem passiven E-Baß. Man kommt also mit dem normalen Eingang eines Gitarren- oder Keyboardamps gut hin. Und hier wären wir auch vermutlich beim spannendsten, weil experimentierträchtigsten Punkt, denn man sollte sich schon Zeit nehmen, um den passenden Amp zu finden.
Denn hier geht's ja vermutlich überwiegend nicht darum, wie bei einem Rhodes kreativ nach dem saugeilen Saft-Klang zu forschen, sondern man will ja irgendwie wohl doch in die Gegend eines akustischen Flügels kommen. Als EIGENSTÄNDIGER Klang ist der CP-Sound dann vielleicht doch etwas steril, es fehlt ein bißchen der Charme.
Grundsätzlich haben die Klavierstimmer zumindest bei meinem immer geguckt, daß sie die zweichörigen Töne gleich gestimmt haben; es fehlen also die angenehmen leisen Schwebungen, die sich beim akustischen Klavier ergeben. Das macht den Klang halt schnell etwas leblos. Insofern ist es möglicherweise gar nicht schlecht, das Klavier nach dem Stimmen erst mal eine Treppe rauf und wieder runter zu schleppen, denn um eine Winzigkeit verstimmt wird der Klang lebendiger .
Nachzuhelfen versucht in punkto Lebendigkeit habe ich mit einer sanften Effektkombination am Alesis Midiverb III (ja, wo wir schon nostalgisch sind , aber ich hab kein anderes):
Reverb: Hall 3, 23
Delay: Time 26, Decay 0
Mix: Reverb 99, Delay 36
Configuration 2
Mix-Regler bei 11 Uhr
Apropos Klavierstimmer: wie mir selbiger beim letzten Mal sagte, fehlt dem CP immerhin ein Verstimm-Faktor normaler Klaviere - in Gestalt des Resonanzbodens. Dadurch, daß der halt nicht da ist und auch nicht arbeiten kann, die Saiten nicht über einen Steg laufen, sondern statt dessen über die Piezo-Tonabnehmer, können sich da also schon mal die berüchtigten Temperaturunterschiede etc. NICHT bemerkbar machen. Dafür hat man natürlich die Verstimm-Probleme beim Transport, wobei die sich bei meinem bislang in Grenzen hielten.
Über einen nicht allzuguten Gitarren-Transistoramp mit 12-Zoll-Lautsprecher klingt das CP80 wie auf Pop-Platten der frühen 80er - für meine Begriffe ganz nett, aber sehr direkt und hart - man muß es mögen. Über einen Röhrenverstärker kommt es schon wärmer. 12-Zöller scheinen in jedem Fall die passende Lautsprechergröße zu sein. Experimentiert habe ich auch mal mit Bi-Amping, wobei die Bässe durch einen Gallien-Krueger-Kontrabaßcombo liefen, damit ich aus dem Röhrenamp für die Mitten und Höhen etwas Bässe rausnehmen konnte. Das war schon mal nicht schlecht. Aber auch noch nicht der Weisheit letzter usw. In jedem Falle muß man da im Band-Kontext aufpassen, daß man die Bassisten nicht mit zuvielen Tiefen zumatscht.
Vom
Spielgefühl
her erleben Akustik-Pianisten erst mal die eine oder andere kleine Überraschung: Grundsätzlich fühlt sich die Klaviatur beim CP70/80 ähnlich an wie bei einem normalen Flügel, allerdings vielleicht einen Tick weniger satt. Dafür reagiert das Klavier enorm schnell auf Änderungen in der Anschlagstärke. Mit Pedal und mehrfachem forte-Anschlagen einer Taste kann der Klang dann schon fast schneidend-grell werden.
Was die "Schwergängigkeit" angeht, sollte es laut meinem Klavierstimmer ähnlich sein wie bei einem normalen Flügel: Wenn er dort ein 52-Gramm-Gewicht auf die weißen Tasten legt und das Pedal tritt, geht die Taste runter. Mein CP80 scheint einen Tick schwergängiger zu sein, da mußte er letztens 60 g drauflegen. Aber man kann sich gut dran gewöhnen .
Mit dem schönen Effekt, daß sich beim akustischen Klavier die frei schwingenden Saiten gegenseitig in Schwingung versetzen können, ist es natürlich hier ohne Resonanzboden nicht so weit her, was den Klang eeeetwas steriler macht. Noch trockener wird er dadurch, daß die Dämpfer ungemein straff ans Werk gehen - Staccato heißt hier tatsächlich: alles an Ton und Resonanz ist hinterher 100% weg, und das viel schneller, als ich das bei einem akustischen Klavier erlebt habe.
Beim CP60 scheint es vom Spielgefühl her wegen der Pianino-Mechanik etwas anders auszusehen - jedenfalls habe ich in den 80ern mal eins gespielt, dessen gruseliger Anschlag mir bis heute in Erinnerung ist: im Gegensatz zu CP70/80 schwergängig und matschig. Da fühlt sich heute jedes halbwegs gute Digitalpiano besser an. Da das Instrument in einem Musikladen stand (Musik Fehse in Duisburg, seligen Angedenkens), gehe ich mal davon aus, daß es noch NICHT abgespielt war. Also sollte man ein CP60 offenbar noch weniger ohne Probespielen kaufen als ein CP70/80
Klangkostproben?
Unter anderem:
- Kenny Kirkland auf einigen Stücken der Sting-LP "Bring on the Night", 1985
- Joe Zawinul auf Weather Report "8:30", besonders im Solo bei "A Remark you made"
- Joe Zawinul auf Weather Report "Rockin' in Rhythm" auf der LP "Night Passage", 1980
- Christoph Spendel bei einigen Stücken auf der LP "Between the Moments", 1982
- George Duke auf Raoul da Souzas LP "Sweet Lucy"
- Joe Jackson, "Steppin' Out" in (balladesker) Live-Version irgendwann aus den 80ern
- Herbie Hancock auf der LP "VSOP" 1976, u.a. im Intro zu "Maiden Voyage", da auch mit dem berüchtigten Stereo-Tremolo
Außerdem:
- Robert Irving III in der Miles-Davis-Group beim JazzFest Berlin 1985 (gibt's leider nicht auf Platte)
- Herbie Hancock live bei der Rockit-Tournee bei "Auto Drive", frühe 80er (auch nicht auf Platte)
Weitere listet der Wikipedia-Artikel zum Yamaha Electric Grand auf.
Was man beim Gebrauchtkauf beachten sollte...
Darüber kann ich als Nicht-Klavierbauer leider nicht viel sagen. Ich würde mal vermuten, daß man grundsätzlich ähnlich rangehen sollte wie an einen normalen Klavier-/Flügelkauf.
Bzw. wie an den Kauf eines elektrischen Instrumentes: Funktioniert die komplette Elektrik? Ohne Potikratzen? Sind die Buchsen in Ordnung?
Sonderpunkt beim CP nur: Unbedingt drauf achten, daß alles vollständig ist, Beine, Verstrebungen, Pedalstange, Pedal und auch Netzteil. Die Sachen nachträglich zuzukaufen, ist im besten Falle teuer und im schlechtesten Falle unmöglich. Denn Ersatzteile sind weit seltener als solche fürs Rhodes.
Und dann sollte man den Verkäufer dazu bewegen, daß er das Instrument gestimmt abgibt - idealerweise denke ich mir, 440 Hz würde nix schaden - damit man nicht Gefahr läuft, ein CP zu kaufen, das schon so weit abgesunken ist, daß man es nicht mehr oder nur in mehreren Etappen hochgestimmt kriegt.
Preislich sollte ein einwandfreies CP70B für meine Begriffe nicht mehr kosten als 1.300 bis 1.500 Tacken.
Das CP80 darf dann in gutem Zustand schon mal an der 2.000er-Marke kratzen; aber ich denke mal, 2.500 wären schon definitiv zuviel. Meins kostete übrigens anno 1986 schlappe 6.000 Mark , der Neupreis lag damals irgendwo in der Gegend von 14.000-15.000 DM. Zwischendurch, in den frühen 90ern, waren gebrauchte CP70 schon für 1.800 bis 2.000 DM zu kriegen - kein Mensch wollte die Dinger damals haben...
Einen Schlag teurer sind dann natürlich die Versionen mit MIDI, wobei sich ob der begrenzten Masterkeyboard-Funktionen die Frage aufdrängt, ob man mit einem separaten Masterkeyboard mit guter Tastatur nicht mindestens ebensogut fährt.
Noch was zu den Fotos:
Das erste zeigt das CP80D, wie es 1984 im Katalog stand.
Nummer 2 sind die Hämmer
Nummer 3 die Elektronik des alten CP80 bei geöffnetem Deckel von oben
Nummer 4 die zugehörigen Regler von vorn.
Nummer 5: die eingeschraubten Streben und die Pedalstange mit ihrer Justierschraube.
Nummer 6: Die Anschlüsse beim CP80, dazu die segensreichen Metall-Transportgriffe und die Verriegelung.
Michael
Details über das Yamaha CP70/80 gibt's zwar schon im Forum zu lesen, aber die muß man sich überall zusammensuchen. Da könnten wir ja mal sammeln. Ich starte einfach mal mit einigen Praxiserfahrungen. Wer Lust hat, kann sie ja ergänzen oder richtigstellen etc.
Mitt-70er-Dinosaurier
Laut Hersteller-Faltblatt von 1984 sind die CPs 1976 auf den Markt gekommen. Der Anlaß leuchtet ein - Yamaha wollte die Pianisten davon erlösen, sich allabendlich mit einem anderen Faktotum herumbalgen zu müssen, wenn sie den akustischen Klang wollten.
Yamaha ging es also darum, ein klangliches Imitat zu bauen, das zwei Leute durch die Gegend wuchten konnten. In Zeiten der analogen Klangerzeuger, der Oberheims, noch vor Prophet 5 und Memorymoog, war da offenbar auf elektronischem Wege nicht viel zu holen.
Also hat man's hier mit einer Art abgespecktem Mini-Flügel zu tun: Echte Saiten erzeugen den Ton.
Damit's etwas leichter zu schleppen ist, hat Yamaha die Zahl der Saiten reduziert (siehe Foto). Die Töne bis rauf zum G3 (bei 88 Tasten also knapp die zwei unteren Oktaven) haben jeweils nur eine Saite, oberhalb gibt's zwei. Eben keine drei, wie sie akustische Klaviere in den Mitten und im Diskant haben.
Außerdem sind besonders die Baßsaiten drastisch verkürzt. Sonst wäre das Ding beim besten Willen nicht mehr transportabel - sowohl wegen seiner Ausmaße als auch deshalb, weil der Gußrahmen dann immer schwerer werden müßte.
Der Resonanzboden fehlt. Denn verstärkt wird über jeweils einen Piezo-Tonabnehmer pro Ton (siehe Foto). Das Signal durchläuft einen Equalizer, beim CP80 zusätzlich einen sehr sinnigen Schalter namens "Brilliance Level", dann kommt ein Effekt-Einschleifweg, Lautstärkeregler, und ab zum Ausgang.
Als Effekt an Bord hat das CP70/80 ein Stereo-Tremolo, das zwischen Effekt-Einschleifweg und Lautstärkeregler liegt - sehr schön abgestimmt, es klingt ähnlich weich wie bei den ganz (!) alten Fender Rhodes Suitcases. Allerdings ist es für meine Begriffe Geschmacksache, ob das CP selbst mit Tremolo wirklich erbaulich klingt, oder ob das nicht eher wie eine Art umgewandelter Honky-Tonk-Eier-Effekt wirkt. Auf der ersten Doppel-LP von Herbie Hancocks VSOP klingt es (im Intro zu Maiden Voyage, glaube ich) immerhin noch einigermaßen brauchbar.
Wer übrigens 70er-stilecht in einer amtlichen Keyboard-Burg sitzt und z.B. neben dem CP noch ein Rhodes stehen hat, müßte sich eigentlich den Spaß machen können, statt des CP das Rhodes durch dieses schöne Tremolo zu schicken:
a) CP über "Effects Send" abnehmen und ab zum Mischpult
b) Rhodes-Ausgang an "Effects Return" des CP anschließen, dann CP-intern zum Tremolo und weiter zum CP-Ausgang, von dort ab zum Mischpult / zur PA.
Ausprobiert habe ich dieses Gefrickel noch nicht, aber vielleicht hat schon jemand Erfahrungen?
Die Stromversorgung des CP läuft über ein ziemlich dickes Steckernetzteil und einen zweipoligen Stecker im XLR-Format. Sollte man nicht verlieren Ersatzteile sind rar.
Beim mechanischen Innenleben hat sich Yamaha am normalen Konzertflügel orientiert und dessen Mechanik angeblich "practical" (so die zeitgenössische Firmenreklame) nachempfunden. Ich bin kein Klavierbauer, und so kann ich nicht sagen, wo die Unterschiede liegen. Sattsam bekannt ist aber, daß die Hämmerköpfe anders als beim normalen Flügel verkleinert, mit einer Art Kunststoffkern versehen und mit Leder bezogen sind. Es wäre bestimmt mal spannend, das CP mit Filzköpfen zu testen - oder hat das mal jemand gemacht, der davon berichten könnte?
Gedämpft werden die Tasten in der vom Flügel gewohnten Art und Weise; das Pedal, das so ein bißchen wie die Luxusversion eines Rhodes-Pedals wirkt, wird über eine Stange an ein Loch im Boden angeschlossen (siehe Foto).
Bauformen
Gebaut worden sind die Instrumente zwischen 1976 und ca. 1985 (es war also um eine ähnliche Zeit Schluß wie beim Rhodes), und zwar in mehreren Formen:
Das CP70 hat 73 Tasten (dieselben Töne wie beim 73er Rhodes) und als Ausgänge zwei unsymmetrische 6,3-mm-Klinkenbuchsen (stereo). Wenn ich das richtig sehe, hat es das nur relativ kurz gegeben.
Das CP70 B (für "balanced", symmetrisch) hat zusätzlich zwei symmetrische XLR-Ausgänge. Die übrigens unabhängig vom Lautstärkeregler des Klaviers sind. Auf dem Gebrauchtmarkt dürfte dieses Modell am häufigsten zu finden sein.
Das CP80 hat dieselben Ausgänge wie das CP70 B, aber halt 88 Tasten. (Auf das Instrument mit der Fabrik-Nr. 1193 stütze ich mich bei dieser Beschreibung; gebaut laut meinem Vorbesitzer 1979.)
Alle drei haben einen Dreiband-EQ (Drehpotis), wobei besonders der Baß-Regler saftig ans Werk geht und viel vom Charakter bis in die Tiefmitten rauf bestimmt.
Das CP80 hat außerdem den besagten Brilliance-Level-Schalter: Er schaltet dreistufig die Mitten. Auf "Low" kommt Mumpf, auf "Medium" weitgehend Neutrales, auf "High" geht's in Richtung metallisch-elektrisch. Ich finde den Schalter sehr nützlich; er ist der eigentliche Clou beim CP80 und eigentlich noch viel wichtiger als die 15 Tasten mehr gegenüber dem CP70 ;-).
Um 1984 rum muß dann die Serie CP70/80 D gekommen sein - der 3-Band-EQ wurde zu einem graphischen 7-Band-EQ, und der Brilliance-Level-Schalter fiel weg. Ein zweiter Effektweg kam dazu, beide waren jetzt mit Schaltern neben dem EQ an- und abschaltbar. Alle Anschlüsse für Stromversorgung, Ausgänge und Einschleifwege wurden auf der vom Spieler aus linken Seite der oberen Sektion zusammengefaßt.
Gleichzeitig fielen allerdings an der oberen Sektion zwei ausklappbare Metall-Transportgriffe weg (siehe Foto). Die waren praktisch. Schade eigentlich.
Krönung für die Keyboard-Burg der mittleren 80er war dann die Serie CP70/80 M: M stand natürlich für MIDI - so richtig ausgefuchste Masterkeyboard-Qualitäten hatten die Dinger aber nicht. Split ist meines Wissens Fehlanzeige, Modulationsräder und Pitch Bend etc. sowieso. Sie haben als Masterkeyboard halt nur ein sehr schönes Spielgefühl. Heute kann man MIDI übrigens mit handelsüblichen Sätzen nachrüsten (lassen) - was laut zuverlässigen Quellen beim CP80 allerdings schon was jenseits von 800 Ocken kosten dürfte.
Jüngster Sproß und Exot der Sippe war das CP60 M - ein midifiziertes Etwas in Pianino-Bauform, das als klobige schwarze Kiste mit Plastikaußenhaut auf Rollen geliefert wurde. Das dürfte schon bei zwei, drei Treppenstufen eine ziemliches Geaste gewesen sein, denn hier steckten Saiten und Mechanik zusammen in einem Gehäuse: Beim Aufbauen wurde die Tastatur vorn rausgeklappt. Umfang 76 Tasten; oben ging's bis rauf zum G.
Hier kann man es wenigstens ausschnittweise sehen:
http://www.youtube.com/watch?v=B1j3ieWB8RQ
Umherschleppen und Aufbauen
Für das schöne Spielgefühl bei CP70/80 schleppt man dann auch gern mal was mehr . Für den Transport braucht man einen fahrbaren Untersatz, der im Falle des CP80 eine Ladefläche von 1,5 x 1 Meter haben sollte. Wir haben das Ding kürzlich in einem geräumigen Citroen-Kombi herumgekarrt. Schleppen darf man dann zwei große schwarze Kisten (tolex-bezogen mit Metallecken, ähnlich wie beim Rhodes MK I, allerdings nicht so schön verchromt), die beide zusammen beim CP80 ungefähr 150 bis 160 Kilo wiegen, also etwa soviel wie ein kleines Pianino. Damit zwei Leute nicht überfordert sind, gibt es also zwei Sektionen.
Die untere wiegt ungefähr soviel wie ein Fender Rhodes desselben Tonumfangs. Da drin stecken die Klaviatur und die Mechanik; im Deckel gibt's ein Fach für die vier Beine samt Verstrebungen, für Pedal mit Stange und fürs Netzteil. Damit die Hämmer unterwegs nicht verrückt spielen, gibt's auch eine bügelartige Transportverriegelung. Grifftechnisch ist die Kiste nicht gerade ergonomisch; mit einer Sackkarre als Hilfe ist man also schon mal nicht schlecht bedient.
Der obere Teil wiegt etwas mehr, er enthält den Gußrahmen mit den Saiten und die Elektrik. Läßt sich aber zumindest in den früheren Bauserien relativ gut tragen, weil er die zwei sinnigen Metallgriffe (s.o.) hat.
Hat man das Zeug erst mal geschleppt, dann ist der eigentliche Aufbau ein Kinderspiel. Der untere Teil wird (nachdem der Deckel abgenommen wurde) senkrecht gestellt (wobei die Tastatur nach oben zeigen sollte), dann kommen ähnlich wie bei einem Fender Rhodes die Beine rein (ist allerdings alles etwas massiver als beim Rhodes), Verstrebungen nicht vergessen (locker an den Füßen einhaken, dann die anderen Enden mit den beiden dicken Schrauben am Gehäuse festziehen, dann die Muttern an den Bein-Enden festziehen - siehe Foto). Zuletzt wird das Ding auf seine Füße gestellt. Nun schleppen die zwei Jungs die obere Sektion senkrecht heran, hängen sie in drei Scharniere auf der der Tastatur abgewandten Seite des unteren Teils ein. Nun nur noch um 90 Grad nach vorne klappen, an beiden Seiten verriegeln, fertig. Netzteil einstöpseln, außerdem das Kabel zum Verstärker, und das war's.
Bei Youtube gibt's einen netten (de facto Stumm-)Film dazu:
http://www.youtube.com/watch?v=PuN94LfonTI&feature=related
Von der Tragfähigkeit her ist das System nicht von Pappe - auf meinem hat schon mal ein ausgewachsener Mensch gestanden, der mindestens 75-80 Kilo auf die Waage brachte. Ein paar Oberheims, Prophets und Minimoogs draufgestapelt hält das CP also spielend aus . Anders als beim Rhodes würde ich mich allerdings nie trauen, das CP ohne die besagten Verstrebungen aufzustellen.
Und was kommt raus??
Akustisch (also ohne Amp) schon mal etwas, was zum Üben zuhause reicht. Hier kann man einen kleinen Eindruck kriegen - wenn auch in absolut LAUSIGER Tonqualität:
http://www.youtube.com/watch?v=wNYTzwxaIA8&feature=related
Das elektrische Ausgangssignal ist nicht allzulaut, auch bei den XLR-Buchsen ist der Pegel nur ähnlich wie bei einem passiven E-Baß. Man kommt also mit dem normalen Eingang eines Gitarren- oder Keyboardamps gut hin. Und hier wären wir auch vermutlich beim spannendsten, weil experimentierträchtigsten Punkt, denn man sollte sich schon Zeit nehmen, um den passenden Amp zu finden.
Denn hier geht's ja vermutlich überwiegend nicht darum, wie bei einem Rhodes kreativ nach dem saugeilen Saft-Klang zu forschen, sondern man will ja irgendwie wohl doch in die Gegend eines akustischen Flügels kommen. Als EIGENSTÄNDIGER Klang ist der CP-Sound dann vielleicht doch etwas steril, es fehlt ein bißchen der Charme.
Grundsätzlich haben die Klavierstimmer zumindest bei meinem immer geguckt, daß sie die zweichörigen Töne gleich gestimmt haben; es fehlen also die angenehmen leisen Schwebungen, die sich beim akustischen Klavier ergeben. Das macht den Klang halt schnell etwas leblos. Insofern ist es möglicherweise gar nicht schlecht, das Klavier nach dem Stimmen erst mal eine Treppe rauf und wieder runter zu schleppen, denn um eine Winzigkeit verstimmt wird der Klang lebendiger .
Nachzuhelfen versucht in punkto Lebendigkeit habe ich mit einer sanften Effektkombination am Alesis Midiverb III (ja, wo wir schon nostalgisch sind , aber ich hab kein anderes):
Reverb: Hall 3, 23
Delay: Time 26, Decay 0
Mix: Reverb 99, Delay 36
Configuration 2
Mix-Regler bei 11 Uhr
Apropos Klavierstimmer: wie mir selbiger beim letzten Mal sagte, fehlt dem CP immerhin ein Verstimm-Faktor normaler Klaviere - in Gestalt des Resonanzbodens. Dadurch, daß der halt nicht da ist und auch nicht arbeiten kann, die Saiten nicht über einen Steg laufen, sondern statt dessen über die Piezo-Tonabnehmer, können sich da also schon mal die berüchtigten Temperaturunterschiede etc. NICHT bemerkbar machen. Dafür hat man natürlich die Verstimm-Probleme beim Transport, wobei die sich bei meinem bislang in Grenzen hielten.
Über einen nicht allzuguten Gitarren-Transistoramp mit 12-Zoll-Lautsprecher klingt das CP80 wie auf Pop-Platten der frühen 80er - für meine Begriffe ganz nett, aber sehr direkt und hart - man muß es mögen. Über einen Röhrenverstärker kommt es schon wärmer. 12-Zöller scheinen in jedem Fall die passende Lautsprechergröße zu sein. Experimentiert habe ich auch mal mit Bi-Amping, wobei die Bässe durch einen Gallien-Krueger-Kontrabaßcombo liefen, damit ich aus dem Röhrenamp für die Mitten und Höhen etwas Bässe rausnehmen konnte. Das war schon mal nicht schlecht. Aber auch noch nicht der Weisheit letzter usw. In jedem Falle muß man da im Band-Kontext aufpassen, daß man die Bassisten nicht mit zuvielen Tiefen zumatscht.
Vom
Spielgefühl
her erleben Akustik-Pianisten erst mal die eine oder andere kleine Überraschung: Grundsätzlich fühlt sich die Klaviatur beim CP70/80 ähnlich an wie bei einem normalen Flügel, allerdings vielleicht einen Tick weniger satt. Dafür reagiert das Klavier enorm schnell auf Änderungen in der Anschlagstärke. Mit Pedal und mehrfachem forte-Anschlagen einer Taste kann der Klang dann schon fast schneidend-grell werden.
Was die "Schwergängigkeit" angeht, sollte es laut meinem Klavierstimmer ähnlich sein wie bei einem normalen Flügel: Wenn er dort ein 52-Gramm-Gewicht auf die weißen Tasten legt und das Pedal tritt, geht die Taste runter. Mein CP80 scheint einen Tick schwergängiger zu sein, da mußte er letztens 60 g drauflegen. Aber man kann sich gut dran gewöhnen .
Mit dem schönen Effekt, daß sich beim akustischen Klavier die frei schwingenden Saiten gegenseitig in Schwingung versetzen können, ist es natürlich hier ohne Resonanzboden nicht so weit her, was den Klang eeeetwas steriler macht. Noch trockener wird er dadurch, daß die Dämpfer ungemein straff ans Werk gehen - Staccato heißt hier tatsächlich: alles an Ton und Resonanz ist hinterher 100% weg, und das viel schneller, als ich das bei einem akustischen Klavier erlebt habe.
Beim CP60 scheint es vom Spielgefühl her wegen der Pianino-Mechanik etwas anders auszusehen - jedenfalls habe ich in den 80ern mal eins gespielt, dessen gruseliger Anschlag mir bis heute in Erinnerung ist: im Gegensatz zu CP70/80 schwergängig und matschig. Da fühlt sich heute jedes halbwegs gute Digitalpiano besser an. Da das Instrument in einem Musikladen stand (Musik Fehse in Duisburg, seligen Angedenkens), gehe ich mal davon aus, daß es noch NICHT abgespielt war. Also sollte man ein CP60 offenbar noch weniger ohne Probespielen kaufen als ein CP70/80
Klangkostproben?
Unter anderem:
- Kenny Kirkland auf einigen Stücken der Sting-LP "Bring on the Night", 1985
- Joe Zawinul auf Weather Report "8:30", besonders im Solo bei "A Remark you made"
- Joe Zawinul auf Weather Report "Rockin' in Rhythm" auf der LP "Night Passage", 1980
- Christoph Spendel bei einigen Stücken auf der LP "Between the Moments", 1982
- George Duke auf Raoul da Souzas LP "Sweet Lucy"
- Joe Jackson, "Steppin' Out" in (balladesker) Live-Version irgendwann aus den 80ern
- Herbie Hancock auf der LP "VSOP" 1976, u.a. im Intro zu "Maiden Voyage", da auch mit dem berüchtigten Stereo-Tremolo
Außerdem:
- Robert Irving III in der Miles-Davis-Group beim JazzFest Berlin 1985 (gibt's leider nicht auf Platte)
- Herbie Hancock live bei der Rockit-Tournee bei "Auto Drive", frühe 80er (auch nicht auf Platte)
Weitere listet der Wikipedia-Artikel zum Yamaha Electric Grand auf.
Was man beim Gebrauchtkauf beachten sollte...
Darüber kann ich als Nicht-Klavierbauer leider nicht viel sagen. Ich würde mal vermuten, daß man grundsätzlich ähnlich rangehen sollte wie an einen normalen Klavier-/Flügelkauf.
Bzw. wie an den Kauf eines elektrischen Instrumentes: Funktioniert die komplette Elektrik? Ohne Potikratzen? Sind die Buchsen in Ordnung?
Sonderpunkt beim CP nur: Unbedingt drauf achten, daß alles vollständig ist, Beine, Verstrebungen, Pedalstange, Pedal und auch Netzteil. Die Sachen nachträglich zuzukaufen, ist im besten Falle teuer und im schlechtesten Falle unmöglich. Denn Ersatzteile sind weit seltener als solche fürs Rhodes.
Und dann sollte man den Verkäufer dazu bewegen, daß er das Instrument gestimmt abgibt - idealerweise denke ich mir, 440 Hz würde nix schaden - damit man nicht Gefahr läuft, ein CP zu kaufen, das schon so weit abgesunken ist, daß man es nicht mehr oder nur in mehreren Etappen hochgestimmt kriegt.
Preislich sollte ein einwandfreies CP70B für meine Begriffe nicht mehr kosten als 1.300 bis 1.500 Tacken.
Das CP80 darf dann in gutem Zustand schon mal an der 2.000er-Marke kratzen; aber ich denke mal, 2.500 wären schon definitiv zuviel. Meins kostete übrigens anno 1986 schlappe 6.000 Mark , der Neupreis lag damals irgendwo in der Gegend von 14.000-15.000 DM. Zwischendurch, in den frühen 90ern, waren gebrauchte CP70 schon für 1.800 bis 2.000 DM zu kriegen - kein Mensch wollte die Dinger damals haben...
Einen Schlag teurer sind dann natürlich die Versionen mit MIDI, wobei sich ob der begrenzten Masterkeyboard-Funktionen die Frage aufdrängt, ob man mit einem separaten Masterkeyboard mit guter Tastatur nicht mindestens ebensogut fährt.
Noch was zu den Fotos:
Das erste zeigt das CP80D, wie es 1984 im Katalog stand.
Nummer 2 sind die Hämmer
Nummer 3 die Elektronik des alten CP80 bei geöffnetem Deckel von oben
Nummer 4 die zugehörigen Regler von vorn.
Nummer 5: die eingeschraubten Streben und die Pedalstange mit ihrer Justierschraube.
Nummer 6: Die Anschlüsse beim CP80, dazu die segensreichen Metall-Transportgriffe und die Verriegelung.
Michael
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