Zugang zu Jazz auf der E-Gitarre, wo fange ich an?

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olifran
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Hallo!

Ich bin autodidakt auf der Gitarre, jetzt schon 15 Jahre. Ich habe mich seit jeher mit Punk, Rock, Metal, Flamenco, Klassik u.v.m. beschäftigt und habe außerdem über viele Jahre Violine gelernt, daher auch einen Zugang zu klassischer Musik. Beruflich habe ich bisher nichts mit Musik zu tun, es ist ein reines Hobby. Trotzdem glaube ich behaupten zu können, dass ich auf einigermaßen akzeptablen Niveau Gitarre spiele. Ich spiele eigentlich jeden Tag, manchmal auch über Stunden A- und E-Gitarre, allerdings habe ich eine Sache immer vermisst: Den Zugang zu Jazz.

Nun habe ich im Internet ein Buch als pdf runtergeladen "557 JAZZ STANDARDS - swing to bob", da sind Hunderte von Jazz-Standards drin, vielleicht kennt jemand das Buch ja, sollte wahrscheinlich in Richtung Real Book gehen, war aber kostenlos und auch legal zum Runterladen.

Ich würde mich gerne mehr mit Jazz beschäftigen, autodidaktisch am liebsten. Ich habe im Prinzip ein profundes Verständnis von Harmonik, kann Noten lesen und habe auch schon viele Soli rausgehört und beherrsche Fingerstyle, zumindest einige Basics, Pentatonik, Tonleitern, Akkorde in allen Varianten und Herleiten kann ich mir das Ganze auch, das ist eigentlich alles kein Problem. Im Rockbereich kann ich Soli überzeugend improvisieren. Aber mein Problem ist: Was mache ich jetzt? Soli raushören? Ich hab jetzt halt die Noten vor mir, fange ich jetzt einfach an zu improvisieren? Wie arrangier ich die Songs? Wie begleite ich auf der Gitarre die Songs? Wo fange ich an?

Hoffe, dass ich die richtigen Fragen stelle.

Gruß
 
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Ich wünsche Dir jedenfalls jetzt schon viel Freude dabei !

Am besten gehst Du so vor, wie alle (Jazz-)Musiker ... : Du wächst rein.

Das geht am ehesten, indem Du viel viel Jazz HÖRST und erst mal versuchst, das Gehörte nachzumachen. Wobei das nicht unbedingt gitarrenspezifisch sein muß ... getreu dem Grundsatz: IMITATE - ASSIMILATE - INNOVATE.
Und das mit dem Nachspielen/imitieren betrifft nicht vor allem SOLI, sondern auch und vor allem Dinge wie: Akkordprogressionen, Voicings, Intros, Outros, bestimmte Hintergrundriffs, ....

LG Thomas

PS: Oder ... wenn Du es gerne etwas geordneter und strukturierter haben möchtest, dann fang´ doch damit an, den Blues zu studieren. Wenn Du viel Jazz hörst wirst Du feststellen, daß (gefühlt) jede 3. Nummer ein Blues ist. Fang an, darauf zu achten, was diese Bluesnummern GEMEINSAM haben und was sie TRENNT - harmonisch gesehen, aber auch stilistisch und rhythmisch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch ich wünsche Dir viel Freude und Erfolg dabei!

Turko hat alles Wesentliche in diesem kurzen Statement zusammengefaßt: "...getreu dem Grundsatz: IMITATE - ASSIMILATE - INNOVATE"
Ich mache das im Blues(Rock) genauso. Nur kann ich von Deiner Vorbildung nur träumen...

Alles, alles Gute dabei!

LG, Markus
 
Hallo,

ich spiele seit wenigen Jahren in einer Schulbigband.
Anfangs kam ich mit den ganzen Akkorderweiterungen gar nicht klar, aber das scheint ja bei dir kein Problem zu sein.

[An dieser Stelle fällt mir ein Witz ein:
Was ist der Unterschied zwischen einem Rock- und einem Jazzgitarristen? Der Rockgitarrist spielt 3 Akkorde vor 3000 Leuten, der Jazzgitarrist spielt 3000 Akkorde vor 3 Leuten.]

Das Wichtigste ist meiner Meinung nach auch das Hören.
Dabei kommt es natürlich darauf an, welche Richtung Jazz du spielen willst: Swing oder Funk (oder beides)?

Bei erst genanntem empfehle ich Freddie Green:


Bei Funk würde ich mir das hier mal ansehen:


Ansonsten könnte dich Django Reinhardt interessieren:


Viel Spaß,

Christoph
 
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Hallo!

Erst einmal vielen Dank! Eure Vorschläge sind sehr hilfreich!

Swing oder Funk: Da ich keine Ahnung von Jazz habe, lautet hier meine Antwort "Keine Ahnung." :) Aber in jedem Fall werde ich mal in Beides reinhören.

Ich probiere mich jetzt mal an zwei Stücken, diese sind:

Airegin, Arr.: Wes Montgomery, da habe ich gestern mal mit viel Mühe eine erste Vorlage der Noten rausgeschrieben (10000 reicht als Anzahl für das Betätigen der Stopptaste wahrscheinlich nicht aus...)
All of Me, Arr.: Django Reinhardt, allerdings auf E-Gitarre und da ich alle Finger bewegen kann, mit Plek
All the Things You Are, Arr.: Wes Montgomery, reine Begleitung und recht ruhig

Diese übe ich nun ein wenig, sie gefallen mir alle drei sehr gut. Vielleicht schaffe ich es ja, ein Feedback zu geben, wenn ich zufrieden bin. Und meine Hoffnung ist dann, dass ich aus allen drei Stücken dann selber Improvisationen im Jazz-Stil erschaffe, ansonsten lerne ich noch mehr Stücke.

Gruß
 
Ich finde ergänzend diesen Thread hier gut. Das Thema Akkorde, Umkehrungen, Variationen, Improvisation usw....ist hier sehr ausführlich beschrieben. Auch mit ergänzenden Links..

Klick mich
 
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Ich persönlich würde mich da garnicht für entweder Swing oder Funk entscheiden.
Meine Meinung: Die Mischung macht's! ;)
 
Wie wärs mit Pat Metheny?
 
Gerade höre ich Bob Dylan - Summer Days.
Falls du es nicht kennst (bis gerade kannte ich es auch nicht): Es ist so eine Mischung aus Rock n Roll und Swing.
Könnte dich auch interessieren, denn deinem Ausgangspost zu Folge bist du ja sehr vielseitig.
 
Hallo!

Danke, ich hör mir auf jeden Fall alles an, was ihr mir vorschlagt.

Bezüglich Swing oder Funk: Ich bin ehrlich gesagt bei diesen ganzen Genre Ein- und Unterteilungen immer etwas genervt, weil ich davon nicht viel halte. Das sind doch letztlich wissenschaftliche Kategorisierungen, dass man darüber gescheit reden kann, Orientierungshilfen, die gemeinsame Merkmale zusammenfassen. Ich dachte jetzt eher, dass ich vielleicht nach Künstlern vorgehe, das angesprochene Buch, das ich heruntergeladen habe wollte ich jetzt einfach von links nach rechts auswahlweise durcharbeiten, sicherlich nicht alle 500, aber dass ich so 100 mal gehört und kennengelernt habe. Glücklicherweise gibt es heutzutage ja sowas wie Spotify, was mir einen fast unbegrenzten Zugang zu Musik in jeder Hinsicht ermöglicht. Daher werde ich einfach Künstler, die mir gefallen etwas näher betrachten und mit der Zeit andere Arrangements anhören.

Gruß
 
Übrigens gibt es das 557 nicht legal und umsonst zum Download.

Ja, ich seh auch grad, dass der Download nicht geklappt hat und die Datei futsch ist, deswegen hab ich mir einfach so ein Buch gekauft... :)
 
Stimmt, und der Thread muß bald mal weitergehen. :redface:
 
Hi!

Ich habe noch eine Frage und zwar, wie ich eigentlich die angegebenen Akkorde am besten auf die Gitarre umsetze, schließlich gibt es da ja immer verschiedene Möglichkeiten. Gibt es da generelle Stimmführungsregeln wie in der klassischen Harmonielehre oder spielt man sie einfach, wie man will? Als Beispiel könnte man hier "Airegin" von S. Rollins diskutieren, da steht:

Fmi7 C7(b5 /#9) Fmi7 F7 Bbmi7 F+7(#9) Bbmi7 Bbmi7 Dmi7 G7 Cma7

Aber irgendwie klingen jetzt meine Versuche noch nicht wirklich überzeugend, aber die Akkorde stimmen schon, die ich benutze. Tipps?
 
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Du kannst am Anfang 3-stimmige Voicings verwenden, die nur Grundton (1), Terz (3) und Septime (7) enthalten. Dann mußt Du nur wissen, ob die Terz Dur oder Moll und ob die Septime klein oder groß ist.

Folgendes Schema:

Wenn der Grundton auf der E-Saite liegt, liegt die Septime (oder Sexte) auf der d-Saite und die Terz auf der g-Saite.
Wenn der Grundton auf der A-Saite liegt, liegt die Terz auf der d-Saite und die Septime (oder Sexte) auf der g-Saite.

Mit diesen Basic-Voicing kommt man im Prinzip durch jeden Standard. Bei II V I-Verbindungen kann man den Grundton dann immer schön von der E-Saite zur A-Saite und zurück wandern lassen. Dadurch entsteht in den beiden anderen Stimmen die richtige Stimmführung. Wenn man das kann, kann man nach den Tensions suchen (b9, 9, #9, #11, b13, 13). Die liegen dann auf den restlichen beiden Saiten.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Sau geil! Vielen Dank! Du hast mein Vorhaben glaube ich gerade auf Schallgeschwindigkeit beschleunigt. An den Akkorden sind meine Jazz-Versuche der Vergangenheit nämlich oft gescheitert.
 
Das freut mich! Ich glaube, so kurz habe ich es auch noch nie jemandem erklärt. :)

Viele Grüße,
McCoy
 
Sau geil! Vielen Dank! Du hast mein Vorhaben glaube ich gerade auf Schallgeschwindigkeit beschleunigt. An den Akkorden sind meine Jazz-Versuche der Vergangenheit nämlich oft gescheitert.

Noch ein Hinweis zu McCoys Erläuterungen: Das ganze läßt sich gut üben anhand von Turnarounds, die man ja sowieso immer wieder mal brauchen kann.
In beiden Lagen. Also: ( ) = jeweils 1 Takt

Z.B. (G7 - E7) - (A7 - D7) - (G7 - F7 - E7 - Bb7) - (A7 - Eb7 - D7 - Ab7)

und

Z. B. (D7 - B7) - (E7 - A7) - (D7 - C7 - B7 - F7) - (E7 - Bb7 - A7 - Eb7)

LG - Thomas
 
Ist es eigentlich legal, selbst rausgehörte Noten und Tabs zu veröffentlichen? Ich würde gerne die Noten und die Tabs des Gitarrensolos von Airegin der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, vielleicht haben die Gitarristen ja auch Verbesserungsvorschläge.

- - - Aktualisiert - - -

Z.B. (G7 - E7) - (A7 - D7) - (G7 - F7 - E7 - Bb7) - (A7 - Eb7 - D7 - Ab7)

Kann es sein, dass hier ein Fehler drin ist? Müsste es nicht heißen B7 E7 A7 D7 G7 ...? Ansonsten verstehe ich es noch nicht ganz.
 

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