Hallo Roflmann,
anbei mal eine leider nicht kurze Beschreibung wie ich das mit dem Drumrecording mache.
Die Anleitung ist im Schritt-für-Schritt-Verfahren ausgerichtet.
Nehmen wir mal den Fall eines klassischen Playalong-Recordings:
Ich kaufe mir im Internet einen Song, der von erfahrenen Studiomusikern nochmal neu (aber ohne Drums) aufgenommen wurde. Beim Kauf/Download habe ich die Möglichkeit auszuwählen, daß ich z.B. die MP3 ohne Drumspuren haben will.
Ich bekomme also den fertig gemischten Song mit Voc/Keys/Bass/Gitarre - aber minus Drums.
Eine Internetadresse hierfür wäre:
http://playalongs.musikmachen.de/
Zur Hardware:
Als Interface nutze ich das Tascam US-1800.
Man braucht ein Interface, was soviel Eingänge und Ausgänge hat, wie man für seine Arbeit benötigt.
Das Interface ist sinngemäß eine komplette externe Soundkarte, wo ich alle Mikros und Instrumente anschliesse und wo ebenfalls Kopfhörer und Monitorboxen angeschlossen werden.
Die interne Soundkarte im Rechner wird abgeschaltet und durch das USB-Audiointerface als neue externe Soundkarte ersetzt. Das sollte man in der Audiokonifugration des Rechners erledigen. Das Interface wird mit dem mitgelieferten USB-Kabel an einer USB 2.0-Schnittstelle nach der Treiberinstallation direkt am PC angeschlossen. Bitte nie einen externen USB-Verteiler hierfür nutzen!
=> So, dann habe ich eine Playalong-Datei, ein Drumset, viele Mikros mit XLR-kabeln/Stativen, ein Interface usw. - Wat nu? Wat fehlt?
Ein Kopfhörer!
Als Drummer brauchst Du einen sogannten geschlossenen Kopfhörer. Das geschlossene Prinzip sorgt dafür, daß die Musik auf Deinen Ohren und nicht in den Aufnahmemikros Deines Drumsets landet.
Ich nutze z.B. den Beyerdynamic DT 770 PRO in der 80 Ohm-Variante.
Wie Drummikros ausgewählt, ausgerichtet werden, würde jetzt zu lange dauern, um es zu erklären. Das füllte nämlich ganze Bände!
Jetzt kommen wir zur Software:
Wenn ich nun mehrere Mikros auf mehreren separaten Mono-Audiospuren in einer Software aufnehmen will, eignen sich hierfür sogenannte DAW-Programme.
Monospur deshalb, weil ein Mikro nur eine Membrane hat. Die Ausgabe der Software erfolgt dann aber als Stereo-Bild.
DAW steht für "
Digital
Audio
Workstation" - also ein virutelles Tonstudio mit einem virtuellen Mischpult.
Audacity ist zwar Gratis, aber für Mehrspur-Tonstudiozwecke nicht programmiert worden.
Leider versuchen immer wieder viele Leute, dieses Programm für Ihre Aufnahme-Zwecke irgendwie hinbiegen zu wollen.
Da würde ich doch lieber auf Produkte zurückgreifen, die für Musiker und Tonschaffende konzipiert worden sind.
(Du nimmst ja auch nicht an einem Formel-1 Rennen mit einem Solar-betriebenen Auto teil, gell?)
Die klassichen DAW-Programme können mit den ASIO-Treibern der Interfaces besser umgehen, als mit Standard-Treibern für Soundkarten. Du willst ja immerhin eine Echtzeit Audiobearbeitung und -aufnahme.
Der mitgelieferte ASIO-Treiber vom Interface sorgt für geringste Latenzen, also dafür, daß gleichzeitig Signale in den Rechner auf getrennten Spuren reinwandern (nämlich Deine Drummikros) und gleichzeitg wieder Musik auf den Kopfhörer rauskommt, z.B. die Begleitspur, zu der Du eintrommeln willst.
Viele nutzen hierfür
Programme wie z.B. Cubase, ProTools, Reaper, Studio One von Presonus usw.
Eine
Übersicht, was man als Software zum Aufnehmen benutzen kann findest Du hier:
https://www.musiker-board.de/andere-daws-allgemein-rec/487592-daw-ubersicht-aufnahmeprogramme.html
Bei vielen Interfaces liegt oft schon eine DAW-Software bei, mit der man direkt loslegen kann.
Das Tascam US-1800 hat als DAW Cubase 5 LE im Lieferumfang. Damit kann man 16 Audio-Spuren gleichzeitig aufnehmen, insgesamt 48 Audiospuren und weitere 64 Midispuren aufnehmen und mischen.
Wie aber versteht die DAW-Software die angestrebte Kanaltrennung?
DAW für Mehrspuraufnahme konfigurieren:
Bei einem Interface liegt in der Regel der ASIO-Treiber bei, der als "Vermittler" zwischen Hardware und Software dient. Nehmen wir an, wir haben 8 Mikros am Interface angeschlossen nebst linkem Lautsprecher und rechtem Lautsprecher.
Da die DAW-Software nach Installation erstmal "blind" ist, muss man ihr beibringen,
welcher ASIO-Treiber genutzt werden soll. Das Programm weiß ja nicht, welche externe Soundkarte mit welchen Anschlüssen zur Verfügung steht.
In Cubase sähe das so aus:
Im Menü "Geräte => Geräte konfigurieren" klickt man in der linken Fensterhälfte auf "VST-Audiosystem"
Dann wählt man rechts oben den ASIO-Treiber für sein Interface (bei mir dann das Tascam US-1800) und bestätigt mit OK.
Nun weiss das DAW-Programm schonmal etwas. Aber noch nicht, wieviele Audio-Eingänge und -Ausgänge zur Verfügung stehen können/sollen.
Dazu muss man der DAW dann die virtuelle Verkabelung beibringen, nennt sich bei Cubase dann "VST-Verbindungen" => VST=Virutal Studio Technologie
In Cubase öffnet man das Menü am einfachsten mit der F4-Taste. In anderen DAWs wird der Dialog zum Teil bei der ASIO-Einrichtung angeboten.
In anderen DAW´s funktioniert das sinngemäß gleichermassen. => Handbuch konsultieren.
Nun muss man dem Programm die physikalischen Eingänge nennen/hinzufügen und die physikalischen Ausgänge nennen/hinzufügen:
Mitunter kann man per Doppelklick auf die Beschreibung/Bezeichnung den Namen ändern, z.B. statt MIC-In 1 die Bezeichnung "Bassdrum" vergeben.
So, dann hätten wir unserer virtuellen Studio-Umgebung schonmal Eingänge und Ausgänge beigebracht.
Unser virutelles Mischpult inklusive virtueller und realer Verkabelung steht bereit.
Wie kommen nun die einzelnen Mikros/Instrumente auf getrennte Audio-Spuren?
In der DAW-Software legt man nun Mono- oder Stereo-Audiospuren an. Je nachdem welche Mikros und Instrumente aufgenommen werden sollen.
Um dem Programm mitzuteilen, welches Mikro auf welche Aufnahmespur geleitet werden soll und dass die Gesamtausgabe über die angeschlossenen Boxen erfolgen soll, muss man der DAW-Software innerhalb der Konfguration der Spur deses natürlich mitteilen.
In Cubase klickt man dann entsprechend auf den Input und auf den Output der Spur und wählt so aus, welches Signal/Mikro auf der Aufnahmespur landen soll und nach wo das Signal ausgeleitet wird (z.B. Lautsprecher):
Der Kopfhörerausgang am Interface ist i.d.R. ohne weitere Voreinstellungen in DAW-Programmen immer aktiv.
Was haben wir vergessen:
Den Playalong-Song:
Man lege eine Stereo-Audiospur an, imporitere dann die MP3 und schon hat man den Playalong in der DAW und kann auf mehreren getrennten Audiospuren sein Drumset aufnehmen.
Nun gilt es, die Drumspuren für die Aufnahme scharfzuschalten. Dazu drückt man den kleinen Record-Knopf in der Spur.
Wenn das, was Du aufnimmst auch direkt von der Aufnahmespur wieder zurück auf die Lautsprecher/Kopfhörer geleitet werden soll, muss man vorher noch den sog. Monitoring-Button in der Spur aktivieren.
Hierbei kann es aber zu leichten Latenzen (zeitlichen Verzögerungen kommen). Das hängt dann wieder mit der Qualität des ASIO-Treibers zusammen.
Die bewegen sich meist im Millisekundenbereich und sind bei schnellem Treiber so gut wie nicht wahrnehmbar.
Um die Latenz möglichst kurz zu halten, stellt man den ASIO-Puffer vor der Aufnahme auf möglichst niedrige Werte. Wenn man nach der Aufnahme abmischt, stellt man den Wert dann wieder höher, um den Rechner zu entlasten.
Da ein Schlagzeug nicht gerade ein leises Instrument ist und man es trotz geschlossenem Kopfhörer noch gut hört, kann man hier auf das aktivierte Spuren-Monitoring meist verzichten.
Gerade die Soundbearbeitung mit EQ, Kompressor, Plattenhall, Raumhall usw. frisst mehr CPU-Rechenzeit als das reine Aufzeichnen von Tonspuren.
Viel Spass beim Aufnehmen!