Hallo Andi,
schön, dass sich (bisher) wenigstens einer gemeldet hat....
... - ich hätte auch schon geantwortet, habe aber in den letzten Tagen flachgelegen (endlich wieder Herbst/Winter!).
Deine Erfahrungen mit "elektrischem Equipment" teile ich - und dann auch wieder nicht. Bei mir ist das so eine phasenweise Sache: Im Moment bin ich mal wieder bei "bigger is better" angekommen, nachdem ich mich eine ganze Weile im downsizing geübt hatte. Aber mal geordnet:
Nach vielen Irrungen und Wirrungen, Zu- und Verkäufen habe ich mittlerweile eine ziemlich buntes Portfolio an proberaum- und bühnentauglicher "Bewaffnung" angesammelt. Der Stein der Weisen, den ich schon mehrfach glaubte endlich gefunden zu haben, ist aber immer noch nicht dabei. Allerdings gebe ich zu, dass die dauerhafte Suche danach irgendwie auch Spaß macht und für mich mit zum Spiel gehört...
Im Einzelnen nutze ich Folgendes:
Für akustische Sounds gehe ich entweder direkt über mein Gesangsmikro, ein Sennheiser e945, das ohne gesonderte Soundeinstellung erstaunlich gut für Gesang und Harp funktioniert. Alternativ nutze ich gelegentlich auch ein STRNAD10, das so seine Eigenheiten - auch im Sound - hat, aber phantastisch im Handling ist, und mit etwas Übung und Mühe auch einen wirklich ordentlichen Sound bietet.
Für alles, was Chicago-Sound bis "Heavy Metal" angeht, wechselt meine Soundkette in unregelmäßigen Abständen. Um vorn anzufangen: Ein BBH-Vintager besitze ich auch und setze es gern und relativ häufig ein. Die von dir erwähnte Basslastigkeit kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Das kann aber auch daran liegen, dass ich als Arbeitstiere diverse 545SD und 545S einsetze - und die haben nun wirklich einen Bass, der seinesgleichen sucht. Das ist zwar nicht immer gut, lässt sich aber leichter wegregeln, als um umgekehrten Fall herbeiführen. Was mich zu den 545ern geführt und dauerhaft überzeugt hat, ist ihre unglaubliche Rückkopplungsfestigkeit. Das ist zwar allein noch kein Argument - da ich aber (neben anderen Projekten) mein Herzblut in eine Blues-Rock-Band der äußerst gehobenen Lautstärke gehängt habe, ist diese Eigenschaft eine der "must haves" auf der Liste. Überdies gefällt mir auch der Ton dieses Mikros sehr gut. Wahr ist, dass eine ordentliche Zerre schwieriger zu erhalten ist, als mit den alllseits beliebten Crystal-Bullets, aber wer weiß wie's geht, hat da anch einiger Zeit auch keine Probleme mehr mit bzw. kann diese "Schwäche" auf anderem Wege ausgleichen.
Womit ich zum nächsten Soundkettenglied komme: Dem Kabel. Was das angeht, teile ich deine Erfahrungen und Ansichten - vernünftige Qualität zahlt sich aus; ansonsten bin ich da nicht festgelegt. Experimente mit (sau-) teuren Edelkkabeln (z. B. vovox) haben mir persönlich nicht viel gebracht; Billigzeug, das z. B. als Zubehör zu Mikros oder Stativen mitgeliefert kommt als Backup für den Notfall in die B-Kabelkiste. Als wirklich beachtenswert für High-Z-Anwendungen hat sich für mich die maximale Kabellänge herausgestellt - am besten zwischen 5 und 6 Metern bleiben. An Steckern verwende ich am liebsten bessere Neutrik oder Amphenol.
Effekte: Das richtet sich ganz danach, ob ich mit oder ohne Amp spiele. Derzeit (meistens mit Amp) habe ich dreierlei im Einsatz: Das Lone Wolf Harp Shield, das Lone Wolf Harp Octave und das Artec Analog Delay SE-ADL. Besonders interessant dabei finde ich den Octaver, der tatsächlich sehr gut eine fette Zerre simuliert - wesentlich besser, als die eigentlichen Zerren aus gleichem Hause (Harp Break und Harp Attack). Zumindest konnte ich mit diesen nichts anfangen... Bei Anwendungen ohne Amp bin ich nach wie vor von der Unkompliziertheit und den Soundmöglichkeiten meines VOX Tonelab ST begeistert - verdammt nah am echten Amp, kinderleicht zu bedienen und sehr vielfältig, was da für relativ schmales Geld rüberkommt. Ob die Amp- und Boxensimulationen tatsächlich das bieten, für was sie sich ausgeben, ist mir dabei erstmal ziemlich egal. Wichtig ist mir, dass durch entsprechende Anwahl tatsächlich unterschiedliche UND brauchbare Sounds entstehen. Riesenvorteile hat ein solches Konzept da, wo Bühnen für einen "vernünftigen" Amp zu klein sind oder wenn man einfach mit möglichst wenig Aufwand schnell einen ordentlich verwertbaren Grundsound braucht.
Im Amp-Bereich habe ich meine seinerzeitige "Armada" ziemlich eingedampft: Über die letzten Jahre gehen mussten ein Fender Pro Junior, eine kleine Schweinenase, ein komplett für Harp umgestrickter Fender Super 112, ein japanischer Fender Vibroverb-Klon von Newport mit 2x 12-Box, und eine 1x10 Newport-Transe. Geblieben sind mir "nur" ein kleiner SUPREM mit 1x8 Jensen (und einer heutzutage kaum noch erhältlichen Röhrenbstückung) und meine (eigentlich leider zu große, schwere und leistungsstarke) Allzweckwaffe, ein Super Sonny von Sonny Junior (Gary Onofrio) mit 2x10 Weber und 1x 10 Eminence. Der Super Sonny ist schon eine gewaltige Kiste mit einem sehr variablen und satten Sound - ich kann mir einen beseren Harp-Amp nur schwer vorstellen. Bei der Leistung wäre allenfalls noch eine getrennt regelbare Vorstufe wünschenswert. Und ich stelle mir halt doch ab und zu die Frage, ob die ganze Schlepperei, der Platzbedarf, die penible Einstellerei und Mikrofonierung tatsächlich den Aufwand im Vergleich zum (auch schon tollen) Sound des VOX Tonelab ST wert sind... Aber wenn so ne blitzsauber verarbeitete Tweed-Kiste erstmal steht, ißt ja nicht nur das Ohr des Kenners, sondern auch das Auge aller anderen mit...
Viele Grüße zurück
Matz