Intervalle lassen sich einteilen in Konsonanzen und Dissonanzen. Wenn du jeweils zwei Töne gleichzeitig spielst, wirst du feststellen, daß bestimmte Töne gut zusammenklingen (Konsonanz) und andere schlecht zusammenklingen (Dissonanz).
Naja, ich weiß nicht, finde ich irgendwie blöd formuliert.
Die Wörter lassen sich folgendermaßen herleiten: con: zusammen, dis: auseinander, sonare: klingen.
...also konsonant: "zusammenklingen", dissonant: "auseinanderklingen", d.h. dissonante Intervalle erzeugen beim Hörer eine Spannung, während konsonante Intervalle ein Gefühl von Harmonie erzeugen. Spannung und Reibung können in der Musik allerdings durchaus erwünscht sein, von daher würde ich nicht von "gut" und "schlecht" sprechen.
Du kannst alle Intervalle innerhalb der Oktave danach untersuchen. Du wirst feststellen, daß Komplementärintervalle* ähnliche Klangeigenschaften haben.
- Oktave, Quinte und Quarte sind reine Intervalle und starke Konsonanzen
- Die Terzen und Sexten sind milde Konsonanzen. (Die große Terz klingt konsonanter als die kleine Terz.)
- Die Sekunden und Septimen sind Dissonanzen. (Kleine Sekunde = Halbton ist wiederum dissonanter als die große Sekunde = Ganzton)
Ich denke die meisten heutigen Harmonielehren stimmen dir hier zu, und ich denke es ist auch nicht falsch das erst mal so zu übernehmen.
Allerdings ist die Vorstellung von Konsonanz/Dissonanz zu vielen Zeiten unterschiedlich gewesen, und auch ich habe da meine ganz persönliche Vorstellung.
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------
[Achtung: Wird jetzt was umfangreicher, und für einige möglicherweise uninteressant und zu detailiert/verwirrend
]
Meiner Meinung nach hängt Konsonanz/Dissonanz von mindestens 4 Faktoren ab:
1) Frequenzverhältnis (kleiner oder großer Zähler/Nenner)
2) Intervallgröße (kleines oder großes Intervall)
3) Ober-/Untertonreihe
4) Nähe zu konsonanteren Intervallen
1) Intervalle mit besonders niedrigem Frequenzverhältnis (z.B. 2:1, 3:2, 4:3, ...) sind konsonant, aber Intervalle mit hohem Frequenzverhältnis sind nicht unbedingt dissonant (siehe 4).
2) Intervalle die besonders klein sind, aber noch deutlich von einer Prime unterscheidbar sind sind zusätzlich dissonant (ich denke das beginnt leicht zwischen kleiner Terz und großer Sekunde, ist bei etwa einer kleinen Sekunde besonders stark, aber wird schwächer wenn man besonders nah an der Prime ist).
3) Intervalle, die besonders früh in der Obertonreihe auftauchen (Oktave, Quinte, große Terz, ...) sind besonders "konsonant", wobei diese Konsonanz eine ganz andere ist als die unter 1). Da Obertöne mit jedem Ton automatisch mitschwingen, haben sie eine stabilisierende Funktion; sie bestätigen den tieferen Ton als Grundton. Genau umgekehrt wirken deren Kehrintervalle (von der Oktave abgesehen), also Töne die besonders früh in der Untertonreihe vorkommen (Quarte, kleine Sexte, ...). Sie sind Umkehrungen der natürlichen Intervalle, und kehren den Oberton unter den Grundton, was mMn irgendwie unnatürlich ist, und somit auf gewisse Weise "dissonant", aber anders als unter 2).
Ich denke hier werden viele anderer Meinung sein, allerdings sei hier angemerkt, dass die Quarte früher sehr wohl schon mal als dissonant galt. Ich denke sie ist konsonant (1) und dissonant (3, 4) zugleich.
Bei Intervallen, die weder in der Ober-, noch in der Untertonreihe auftauchen bin ich mir unsicher...
4) Wenn ein Intervall nah an einem konsonanteren Intervall ist (Oberton-Konsonanz hat Priorität), ist die dissonante Wirkung ähnlich wie bei 2), aber schwächer. Dies trifft z.B. auf die Quarte (Nähe zur großen Terz, möglicherweise auch leichte Nähe zur Quinte) und auf die kleine Sexte (Nähe zur Quinte) zu. Bei besonders großer Nähe wird die dissonante Wirkung schwächer, und das Intervall nimmt mehr und mehr die Konsonanz-/Dissonanz-Eigenschaften des verwechselten Intervalls an. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Quinte aus unserer gleichstufigen Stimmung, die an die natürliche Quinte zwar nur angenähert ist (und theoretisch ein unendlich hohes Frequenzverhältnis hat), aber das ziehmlich gut.
...ich denke über dieses Thema kann man sich wunderbar streiten, und die wenigsten werden mir beistimmen in meinen Ansichten, also bitte nicht ohne weiteres das übernehmen, was ich hier ab dem Teil unter dem Strich schreibe! Außerdem haben Hörgewohnheiten und Theorie-Modelle (ja, da bin ich selbst sicher besonders von betroffen ^^) auch einen großen Einfluss auf das Konsonanz-/Dissonanz-Empfinden/Wahrnehmen, von daher kann man sowieso nicht mit Gewissheit sagen, wie genau es sich damit verhält.